Eine kurze Geschichte meiner Ersparnisse – von 0 € bis heute

Seit es den Frugalisten-Blog gibt, könnt ihr mein Leben und meine Finanzen hier bis fast auf den letzten Cent genau mitverfolgen. Zweimal im Jahr – einmal im Sommerbericht und einmal im Jahresbericht – erzähle ich von meinen Erlebnissen der letzten Zeit, lege meine Einnahmen und Ausgaben offen und veröffentliche die aktuelle Entwicklung meines Vermögens.

Aber was ist eigentlich in den 27 Jahren davor passiert? Außer ein paar Absätzen auf der Über Mich-Seite habe ich bisher kaum etwas über meine Zeit vor Gründung des Blogs erzählt. Wie bin ich aufgewachsen? Habe ich schon als Jugendlicher und Student Geld gespart?

Das will ich heute nachholen. Dafür habe ich einmal die wichtigsten Stationen in meinem Leben aufgeschrieben – von Anfang an bis heute. Ab 2015, als ich den Frugalisten-Blog gestartet habe, gibt es dann einen Eintrag für jedes Jahr und den Link zum jeweiligen Jahresbericht.

Diesen Beitrag möchte ich in Zukunft mit jedem weiteren neuen Jahr ergänzen und weiterführen. So entsteht vielleicht irgendwann eine kleine Dokumentation über meinen Weg zur Finanziellen Unabhängigkeit, mal sehen. 🙂

Los geht’s auf einen kleinen Ritt durch mein Leben.

1988 werde ich in Leipzig geboren – hier haben sich meine Eltern beim Studium kennengelernt. Nach der Wende ziehen wir in eine Kleinstadt in der Nähe von Berlin. Ich bekomme ein kleines blaues Sparschwein, das ich mit 5-Mark-Stücken füttere, die mir meine Oma oder meine Großtante gelegentlich zustecken. Ab und an kaufe ich mir von dem Geld Lego oder ein Spielzeugauto.
Vermögen: 0 €

1996 ziehe ich mit meiner Familie nach Braunschweig um. Meine Eltern eröffnen für mich ein Kindersparbuch bei der örtlichen Volksbank. Sie bringen mir bei, dass man sich ein größeres Spielzeug leisten kann, wenn man längere Zeit darauf spart. Mit 8 Jahren plündere ich das Sparbuch und kaufe mir eine Lego-Eisenbahn – für mich damals eine sündhaft teure Anschaffung.
Vermögen: ca. 200 €

2004 beginne ich im Alter von 15 meinen ersten Nebenjob. In dem Computergeschäft, in dem mein Papa arbeitet, pflege ich Artikel in den Onlineshop ein, für 5,50 € Stundenlohn. So verdiene ich rund 100 € im Monat – zusätzlich zu meinen 20 € Taschengeld – und fühle mich ziemlich reich.
Rund die Hälfte des Geldes verpulvere ich für (nicht immer sinnvolles) PC-Zubehör und Computerteile. Der Rest landet auf einem Tagesgeldkonto.
Vermögen: ca. 4.000 €

2008 mache ich Abitur und bekomme zur Anerkennung etwas Geld von meiner Familie geschenkt. Anschließend leiste ich Zivildienst in einer Kunstwerkstatt für Menschen mit Behinderung. Hier kann ich zum ersten Mal ordentlich Geld sparen. Ich wohne mietfrei in einer Dienstunterkunft, bekomme rund 300 € Sold im Monat, dazu Essens-, Weihnachts- und Entlassungsgeld. Davon bezahle ich meinen Führerschein (1.300 €), der Rest kommt aufs Tagesgeldkonto — fürs Studium oder die Einrichtung der ersten eigenen Wohnung, so dachte ich jedenfalls.
Ein Jahr später ziehe ich nach Bremen, um Medieninformatik zu studieren. Von meiner Familie bekomme ich monatlich 266 € sowie das Kindergeld (184 €). Das reicht für Miete, Lebensmittel, Partys und ab und an neue Schuhe zum Skaten. Ich wohne in einer netten 8er-WG im Studentenwohnheim – im Rückblick mit die beste Zeit meines Lebens.
Vermögen: ca. 9.000 €

2011 lerne ich Joana kennen, die im gleichen Wohnheim in einer der anderen 8er-WGs wohnt. Im Sommer gehe ich für ein Auslandssemester nach Indien. Ich habe Glück und ergattere ein Stipendium, das mir den Flug, die Studiengebühr und ein monatliches Taschengeld bezahlt. Zusammen mit dem Geld von meiner Familie habe ich so rund 800 € im Monat, von denen ich in Indien nur 200 € brauche. In der Zwischenzeit vermiete ich mein Zimmer in Bremen.
Vermögen: 13.000 €

2013 ziehe ich aus dem Wohnheim aus in die 3er-WG eines Bekannten. Der ist Fan von Mr. Money Mustache und ich lerne die FIRE-Bewegung kennen. Ich bin sofort begeistert und fange an, ein Haushaltsbuch zu führen, Bücher übers Investieren zu lesen und zielgerichtet Geld zu sparen. Ich eröffne ein Depot und kaufe meine ersten ETFs.
Ich mache verschiedene Nebenjobs, programmiere Webseiten und arbeite an meiner Hochschule als Tutor. Zusätzlich bekomme ich 450 € von meiner Familie (266 € + Kindergeld) und 300 € Stipendium. Insgesamt habe ich etwa 1.000 € im Monat zur Verfügung, von denen ich rund die Hälfte sparen kann.
Vermögen: 18.000 €

2015 beende ich mein Studium in Bremen und ziehe nach Wolverhampton in England. Hier wohnt Joana bereits seit einem Jahr und absolviert ihr Masterstudium. Wir ziehen zusammen in eine sympatische 5er-WG und teilen uns zu zweit ein WG-Zimmer. Ich beginne meinen ersten richtigen Job als Softwareentwickler und fahre täglich 30 Kilometer mit dem Fahrrad zur Arbeit und zurück. Zusätzlich melde ich ein Kleingewerbe als Webentwickler an und arbeite manchmal noch ein bisschen nach Feierabend oder am Wochenende. Ende des Jahres starte ich den Frugalisten-Blog.
Vermögen: 33.000 € | Jahresbericht

2016 schließt Joana ihr Studium ab. Sie findet auch einen Job und wir ziehen in eine idyllische Kleinstadt auf dem Land. Nach unseren guten Erfahrungen in Wolverhampton teilen wir uns wieder ein Zimmer in einer Hausgemeinschaft. Wir machen eine Tandemtour durch Cornwall und ich reise nach Budapest zur ersten Financial Independence Week.
Nach ein paar Differenzen mit unserem Vermieter ziehen wir ein weiteres Mal um. Wir finden ein Zimmer in einem Haus mit drei Katzen, das wir fast für uns alleine haben, weil die Vermieter selten da sind. Ende des Jahres kündigt Joana ihren Job und geht in die Karibik, um für ein halbes Jahr auf einem Segelschiff zu arbeiten. Da ich nicht alleine wohnen will, ziehe ich ein drittes Mal um und suche mir ein kleines WG-Zimmer in der nächstgrößeren Stadt. Meine Ausgaben betragen umgerechnet rund 800 € im Monat und ich spare 70 % meines Einkommens.
Vermögen: 62.000 € | Jahresbericht

2017 kommt Joana aus der Karibik zurück und findet Arbeit in Hannover. Ich kündige meinen Job in England und wir ziehen zurück nach Deutschland. Ich gönne mir eine dreimonatige Auszeit. Anschließend arbeite ich drei Monate als Selbstständiger weiter für meinen englischen Arbeitgeber und verdiene dabei sehr gut. Während dieser Zeit wohne ich übergangsweise bei meinen Eltern, Joana mietet sich für sechs Monate ein WG-Zimmer. Ende des Jahres ziehen wir schließlich zusammen in unsere erste eigene 2-Zimmer-Wohnung in Hannover. Von durchschnittlich 2.400 € monatlichem Einkommen spare ich wieder 70 %.
Vermögen: 89.000 € | Jahresbericht

2018 entscheide ich mich, nicht mehr Vollzeit angestellt zu arbeiten und beginne eine 60 %-Stelle als Software-Entwickler. Zusätzlich melde ich wieder ein Gewerbe an und arbeite noch 5 bis 6 Stunden in der Woche auf selbstständiger Basis. Von insgesamt 2.300 € Einkommen gebe ich im Schnitt 740 € aus. Ich mache Urlaub in Dänemark, Kroatien, Rumänien und im Spreewald.
Der Frugalisten-Blog erlebt seinen Durchbruch in den Medien. Ich führe mehr als 20 Zeitungs- und Radiointerviews und bin in einigen Fernsehsendungen zu Gast.
Vermögen: 101.000 € | Jahresbericht

2019 wechsele ich noch einmal meinen Arbeitgeber. Ich arbeite weiterhin 24 Stunden in der Woche, verdiene aber etwas mehr. Im April kommt unsere kleine Tochter zur Welt und Joana geht in Elternzeit. Wir machen den teuersten Urlaub aller Zeiten – einen zweiwöchigen Segeltörn auf der Ostsee. Durch die Elternzeit sinkt mein Einkommen auf rund 1.900 € im Monat, von denen ich 1.000 € sparen kann.
Vermögen: 128.000 € | Jahresbericht

2020 erlebe ich in der Corona-Krise meine ersten kleineren Börsen-Crash. Joana befindet sich fast das ganze Jahr über in Elternzeit und ich gebe ihr einen Teil meines Einkommens ab. Von den verbleibenden 2.300 € spare ich gut 60 %. Ende des Jahres geht unsere Tochter die Kinderkrippe und Joana fängt wieder an zu arbeiten. Wir melden unser erstes eigenes Familienauto an (einen Daihatsu Move, Baujahr 2001).
Vermögen: 151.578 € | Jahresbericht

2021 ziehen wir von unserer 2-Zimmer-Wohnung in eine größere 3-Zimmer-Wohnung eine Etage tiefer. Durch die höhere Miete und die Gebühren für die Kinderkrippe überschreiten meine Ausgaben erstmalig die Schwelle von durchschnittlich 1.000 € im Monat.
Vermögen: 195.203 € | Jahresbericht

2022 wird unsere zweite Tochter geboren. Joana und ich gönnen uns frivolen Luxus: Ein ganzen Jahres gemeinsame Elternzeit, in der wir beide nicht arbeiten. Durch das geringere Einkommen sinkt meine Sparquote auf 34 %.
Nachdem unser Auto nicht mehr durch den TÜV kommt, kaufen wir für 1.200 € einen neuen gebrauchten Daihatsu. Am Jahresende ist mein Vermögen wegen der Kursschwankungen am Aktienmarkt zum ersten Mal geschrumpft.
Vermögen: 176.228 € | Jahresbericht

To be continued… 🙂

Teile diesen Beitrag:

41 Gedanken zu „Eine kurze Geschichte meiner Ersparnisse – von 0 € bis heute“

  1. Meine Geschichte (deutlich lückenhafter als deine):
    ca. 1962 – meine erste Spardose in Form eines Briefkastens (natürlich von der Post). Etwas Cashflow rein.
    später (undeutlich): Sparschweine, Weltspartage, Sparbücher
    1976 – Student, erstes Girokonto, auch gleich ein Depotkonto angelegt, mit etwas Pfandbriefen/Kommunalanleihen befüllt (war damals die Werbung in allen rororo-Taschenbüchern)
    um 2000 – letztes Wertpapier im Depot lief aus, Sparkassenberater hatte keine bessere Empfehlung als Tagesgeldkonto
    2008 – Scheidung, Versorgungsausgleich bei Rente, zudem Entlassungswelle bei meiner Firma. Ernsthafte Sparpläne gemacht und auch durchgeführt..
    um 2015 – Tagesgeldkonto wirft nur noch 0.00% eff.Jahreszins ab
    2017 – immer noch. Geduld verloren, Termine mit Sparkassen- und Rentenberater gemacht (wegen freiwilliger Rentenbeiträge)
    2018 – Depotkonto bei onvista-bank eröffnet. Altersersparnisse vom TGK sukzessive ins Depot umgeschichtet, investiert…
    2019 – Rente für August beantragt, weitere freiwillige Beiträge eingezahlt, und wie seit längerem so frugal gelebt wie möglich. Das Depot wirft inzwischen gut 5% Nettoerträge ab, wird gehegt und gepflegt… ;^)

    Antworten
  2. Moin
    Danke für den interessanten Artikel. Ich bin auch in Leipzig geboren, allerdings schon viele Jahre eher. Taschengeld bekam ich nie, dafür war einfach kein Geld da. Dafür habe ich fleißig Flaschen, Gläser, Altpapier, Lumpen und Altmetall gesammelt. In den Ferien war ich auch immer arbeiten. Dafür bekam ich pro Jahr 645,00 Ostmark. Ich habe einfach ohne Ziel alles gespart. Geldgeschäfte habe ich mit meinem großen Bruder gemacht. 10,00 Mark geliehen, 15,00 Mark zurück verlangt mit Schuldschein. Von Zinsen wusste ich damals noch nichts. Ein kurzes Tief beim sparen hatte ich direkt nach der Wende. Als ich merkte, dass das Zeugs aus dem „ Westen „ auch nicht besser ist, habe ich auch wieder gespart. So ist bis heute ein nettes Sümmchen zusammen gekommen. Nur zu investieren, das trau ich mir nicht zu. Mein Sohn ( Bänker in Hannover) sagt: wenn du es nicht zu 100% verstehst, dann lass es. Gib es nicht für Plün aus, dann ist das Geld ja nicht weg. Daran halte ich mich und damit geht es mir gut.
    Viele Grüße
    Ich lese gerne auf deinem Blog.

    Antworten
  3. 1972 geboren und bis zum 18. Geburtrstag 5000 Mark zusammen gespart. Nachhilfe gegeben, Baby gesittet, Zeitung ausgedragen etc. Alles für Führerschein und erstes Auto (Opel Rekrod 2,3D Kombi in Stratosblau) verbraten.
    Biis 2000 Studium und fleissig gearbeitet (Flughafen München) und Geld so ausgegeben wie es reinkam. Networth 2000 ca. 0 Euro.
    Dann Vollzeit als freiberuflicher Softwareentwickler angefangen uns es ging aufwärts. Geld in Lebensversicherungen und Aktion gespart (aber nicht so mitgetrackt).
    2009 erste Wohnung gekauft (die und alle weiteren auf Kredit natürlich), 2012 zweite (Meine Schwester hatte sich von ihrem Freund getrennt und geringe Chance als Hartz4 Emfängerin eine Wohnung zu finden im Münchner Norden), 2013 die dritte und 2014 unser Haus. Das war der perfekte Zeitpunkt als die Preise noch unten waren aber die Zinsen auch schon im Keller. wir haben das Haus für knapp unter 1,3% finanziert bekommen. Und dann Ende 2016 mal so die Immobilienpreise auf Immoscout angesehen und mein Excel aktualisiert und festgestellt, dass ich über 1 Mio Networth habe.
    Mai 2019 Ferienwohnung in Thailand gekauft. Und so in 1-2 Jahren wird die Reißleine gezogen.

    (habe das ganze auch mal auf Reddit in /r/financialindependence geschrieben.

    Antworten
  4. „Zusätzlich bekomme ich 450 € von meiner Familie und 300 € Stipendium. Insgesamt habe ich etwa 1.000 € im Monat zur Verfügung, von denen ich rund die Hälfte sparen kann.“

    In dieser Sparleistung ist unter dem Strich doch viel Sponsoring by family mit enthalten. Gut situierter Background, für den das nur ein Fliegenschiss ist, oder haben die sich deinen Geldsockel für die finanzielle Freiheit womöglich vom Munde abgespart? Und wenn ja, wissentlich oder unwissentlich?

    Sorry, falls das kleinkariert von mir ist, mein Sohn konnte während des Studiums ja auch jederzeit auf meine finanzielle Unterstützung zählen. Aber ich glaube, für so einen Zweck hätte ich meinen Geldbeutel eher nicht aufgemacht. Ich hätte ihm wahrscheinlich gesagt, seine finanzielle Freiheit müsse er sich schon selbst erarbeiten und nicht von Mama bezahlen lassen, auch wenn’s auf diese Weise natürlich ein bißchen länger dauert.

    Nix für ungut.

    Antworten
    • Warum nicht? Wir unterstützen unseren Sohn auch noch, obwohl er arbeitet. Nebenher macht er seinen Master. 350,00€ fürs Studium +1x im Jahr Klamottengeld, weil man in der Bank schlecht mit nem Anzug von der Kleiderkammer ankommen kann. Wenn ich wüsste, das er das Geld verjuchtelt, sähe es anders aus. Aber er hat schon immer gearbeitet. Gassi gehen, putzen und Bürojobs neben der Schule, duales Studium…Nun hat er sich mit 23 Jahren die erste Eigentumswohnung gekauft und spart auch sonst eisern. Das unterstütze ich gern, zumal er wirklich dankbar ist, nicht nur, wenn wieder eine Überweisung fällig ist. Außerdem hat das letzte Hemd keine Taschen. So gebe ich es lieber mit warmer Hand weiter.

      Antworten
      • Ihr unterstützt euren Sohn monatlich, obwohl er anscheinend finanziell in der Lage ist in einer Immobilienblase eine ETW zu kaufen?
        Heißt wenn es brennt kommt Mami und Papi und helfen großzügig aus? So wird er sicher etwas für die Zukunft lernen (Sarkasmus).

        Antworten
        • Der Sohn hätte theoretisch sogar einen Anspruch auf Unterhalt, solange es die erste Ausbildung ist. Ich halte es nicht für zielführend die Unterstützung abhängig davon zu machen für welchen Zweck das Geld verwendet wird.

          Antworten
    • Ich sehe es nicht so, dass es eine Sparleistung der Familie ist. Es gibt ja kaum Menschen, die sagen, dass sie von 500€ im Studium all ihre Kosten tragen können. Zudem ist es schon seine Leistung, dass er das Geld nich verbrät, sondern spart.

      Ich für meinen Teil habe BaföG erhalten und gearbeitet. Ich hatte so ca. 800€ im Monat. Wenn ich davon nun etwas wirklich langfristig gespart hätte, dann wäre es doch auch keine Sparleistung des Staates.

      Natürlich hat jeder eigene Startvoraussetzungen. Ich habe Rechtswissenschaften studiert (Regelstudienzeit 5 Jahre), danach folgt das Referendariat (2 Jahre; anfangs 850€/Monat, zum Ende 950€/Monat) und so ist man bei einem nicht ganz gradlinigen Lebenslauf – Freiwilliges Soziales Jahr, Auslandssemester, Pausen wegen Arbeiten, Kinder, etc. – so mit 28-30 Jahre fertig und hat 10.000€ Bafög-Schulden (Deckelung bei der Summe, mehr muss nicht zurück gezahlt werden). Wenn man direkt nach dem Abi studiert und eventuell auf Bafög/Master, dann ist man ohne Unterbrechungen mit ca. 25 Jahren fertig und wenn man Unterstützung von den Eltern erhalten hat, dann auch schuldenfrei und kann schon für sich selber sparen.

      Das eine scheint vielleicht leichter, als das andere. Aber am Ende ist es immer eine Leistung zu sparen. Egal unter welchen Vorzeichen.
      Und gant ehrlich: desto priviligierte, desto schwieriger. Wenn man weiß, dass immer Geld reinkommt/reinkommen wird, ist der Anreiz ein ganz anderer, als sich einen Notgroschen anzusparen für wirklich schwierige Zeiten, weil man eben nicht weiß oder sicher sein kann, ob das Geld für die Fixkosten reichen wird.

      Mein Ehemann und ich haben erst einmal die Studienkredite und das Bafög abgezahlt. Jetzt kommen wir endlich auch zum Sparen. Ich finde den Anfang schwer, aber wenn man eine bestimmte Summe zu liegen hat – sagen wir ca. 3.000€ – dann fängt man an sich zu freuen und es wird leichter und man sieht einen Fortschritt.

      Antworten
    • Sehe ich ähnlich.
      Dazu mit gut 18.000€ (oder 33.000€ (sind die Jahressummen Ende oder Anfang?) nach dem Studium zu starten ist extrem leichter als mit 0€, wie die meisten die Bafög erhalten oder selbst finanziert (wie ich) haben.
      Dazu noch die Phasen in denen man bei den Eltern wohnen kann (keine Miete).

      Die wahre Kunst, in meinen Augen, wäre es ein „durchschnittliches“ Leben zu führen, bspw. eine normale 2-Zimmer zu Zweit, 3-Zimmer zu Dritt statt in einem kleinen Zimmerchen gemeinsam gewohnt zu haben.
      Wenn ich nichts besitze und gleichzeitig Geld verdiene, ist Vermögen anhäufen nicht schwer.

      Ich finde den Blog interessant, keine Frage, jedoch kommt erst jetzt die spannende Phase wenn eine weitere Person ins Leben tritt, die keine Ahnung vom Lebensstil der Eltern hat und Bedürfnisse (und somit Kosten) an den Tag legt die nicht „wegzusparen“ sind.

      Antworten
      • Was hat das mit wahrer Kunst zu tun? Wieso sollte man es sich schwerer machen, nur damit man es „härter“ hat? Wenn man in einem WG-Zimmer glücklich ist, dann ist das doch einfach eine Win-Win-Situation. Mal davon abgesehen, dass Oliver auch jetzt in der eigenen Wohnung eine hohe Sparquote hat.
        Und 450€ Unterstützung im Monat finde ich nun nicht viel. So viel Bafoeg hatte ich damals als Student auch ca. bekommen + 190€ Kindergeld.

        Antworten
    • In den 450 €, die ich von meiner Familie bekommen habe, ist auch das Kindergeld mit enthalten.
      Unterm Strich habe ich monatlich 184 € Kindergeld, 150 € von meinen Großeltern und 116 € von meinen Eltern bekommen.

      Antworten
      • Ich hatte das Studium in Deutschland im Jahr 1999 Oktober gestartet. Als Ausländer dürfte ich kein Kindergeld und kein Bafög bekommen. Ich dürfte als Student nur 90 Tage im Jahr arbeiten. Da ich die Sprache noch nicht gut konnte und nur auf mich allein gestellt war, konnte ich so ca. 13 DM (6.5 Euro) pro Stunde damals verdienen – das waren ca. 9000 DM /4500 Euro pro Jahr. Schwarz wollte ich nicht arbeiten, da mir am wichtigsten die Bildung war. Meine Fixkosten pro Monat waren: 150 Euro (300 DM) Miete-Studentenwohnung, (80 DM) 40 Euro Krankenkasse, 10 Euro für Internet und 10 Euro für Handy pro Monat, Essen 150 Euro (300 DM) pro Monat, andere Ausgaben: Semester Gebühr 70 Euro und Straßenbahnkarte 70 Euro pro Semester, Das sind insgesamt pro Monat ca. 400 Euro. Also ich hatte keine Möglichkeit gehabt zu sparen während des Studiums. Unter diesen Bedienungen hatte ich mein Kunststudium im Jahr 2007 abgeschlossen. Danach habe ich als selbstständiger Webdesigner angefangen zu arbeiten und habe festgestellt, dass die Selbstvermarktung nicht einfach ist. Danach habe ich mich entschieden noch mal Lehramt zu studieren, da ich als Künstler und Webdesigner viel Leistung bringen soll, aber nicht regelmäßige Einkommen habe. Das Lehramt Studium habe ich natürlich selbst finanziert und im Jahr 2014 zu Ende gebracht. Die zweite Staatsexamen Prüfung habe ich nicht bestanden und seitdem arbeite ich als Privatdozent. Nun ist das Leben jetzt leichter geworden :-). Mit dem Sparren funktioniert gut – da habe ich meine erste Wohnung gekauft und abbezahlt – derzeit soll die Wohnung ca 50 000 Euro kosten, ich investiere in ETF und BitCoint derzeit.

        Antworten
    • Mal abgesehen davon, dass die Regel „wir geben dir Geld, aber nur, wenn du alles ausgibst“ fragwürdige Erziehungssignale sendet:

      450€ sind nicht die Welt. Der Bafög-Höchstsatz liegt deutlich darüber. Im Endeffekt kann fast jeder Student auf die Nebeneinkunftsquelle Eltern oder Staat zugreifen. Die Frage ist nur, was man daraus macht.

      Antworten
  5. Vielen Dank fürs Teilen deiner Geschichte 🙂

    Bei mir sieht es ähnlich aus, ich war auch schon immer ziemlich sparsam. Ich hab auch während dem Studium immer einen Nebenjob gehabt und zusätzlich noch öfter auf Messen gearbeitet. So konnte ich zum Glück schon im Studium meinen Notgroschen komplett aufbauen und hatte am Ende mit 25 Jahren bereits 15.000€ beisammen. 2018 bin ich dann mit 25 in meinen ersten Vollzeitjob gestartet und habe mich zum Glück komplett der Lifestyle Inflation entzogen. Ich wohne einfach weiter in der gleichen 55qm-Wohnung, in der ich auch schon mit meinem Freund im Studium gewohnt habe, habe kein Auto sondern fahre überall mit dem Fahrrad hin, bringe mir das Mittagessen für die Arbeit selber mit und kaufe einfach sehr wenig. Dadurch konnte ich dann letztes Jahr insgesamt 15.000€ sparen und mein Vermögen auf 30.000€ verdoppeln.

    Dieses Jahr liegt meine Sparquote auch dank Gehaltserhöhung bei über 70% und ich habe mir ein Sparziel von 20.000€ gesetzt. Jetzt nach einem knappen halben Jahr sind es schon über 11.000€, so dass ich das Ziel auf jeden Fall erreichen werde 🙂 die 100.000€ hoffe ich dann mit 29 Jahren zu erreichen.

    Vielen Dank für deinen Blog, der für mich eine RIESIGE Inspiration ist und mir den frugalistischen Lebensstil näher gebracht hat!

    Marie

    Antworten
    • Cool! 🙂 Ich bin gerade an einem ähnlichem Punkt wie Du letztes Jahr: 25 Jahre alt, gerade mit Studium fertig und den ersten Vollzeitjob angefangen. 🙂 Ich hoffe, ich kann beim Rest auch nachziehen.
      Mein Sparziel ist „nur“, mindestens 50% meines Gehalts zu sparen. Das schaff ich locker und will mich da nicht unter Druck setzen.

      Antworten
    • Sehr löblich Mindful Money. Ich habe leider etwas später mit dem Sparen angefangen. Obwohl ich aktuell auch auf einem guten Weg bin, wäre mir früher lieber gewesen.
      Wenn man bis 30 so 100.000 Euro schon zusammen hat, dann ist das echt nett. Vermutlich hat man dann mit 40 schon um die 300.000 auf der hohen Kante. Vorausgesetzt, man investiert das Geld nicht in ein Haus oder fängt an es zu verbrennen.

      Weiterhin viel Erfolg. Bücher zu dem Thema „Der Weg zur finanziellen Freiheit“ gibt es ja jede Menge.

      VG

      Antworten
  6. Meine Geschichte:
    Ich bin geboren 1969 und wachse in einer Familie mit 5 Kindern auf. Mit 12 Jahren möchte ich unbedingt das Reiten lernen, was mir meine Eltern aber nicht erlauben wollen, weil es zu teuer sei. Ich beschließe, das Reiten aus meinem Taschengeld selbst zu finanzieren. Zum Geburtstag und zu Weihnachten lasse ich mir Geld schenken, das geschenkte Geld reicht aus, den Reitunterricht für ein halbes Jahr zu finanzieren. In dieser Zeit spare ich mein Taschengeld, um den Reitunterricht in den übrigen 6 Monaten des Jahres zu bezahlen. D.h. mein Taschengeld geht komplett für das Reiten drauf. In dieser Zeit lerne ich, sehr sparsam zu sein. Das geht 4 Jahre lang so, bis sich mit 16 Jahren (der erste Freund) die Interessen verschieben und ich das Reiten aufgebe.

    Ich bin in der Schule sehr gut in Mathe und gebe ab meinem 16. Lebensjahr regelmäßig Mathe-Nachhilfe. Ich habe immer bis zu 5 Schüler gleichzeitig, womit ich 50 Mark pro Woche verdiene. Das Geld spare ich überwiegend, um daraus all die Dinge zu finanzieren, die mir meine Eltern nicht ermöglichen können oder wollen. Urlaub, Klassenfahrt, Führerschein, Stereoanlage usw. Allerdings gebe ich nie alles Geld aus, sondern lege einen Teil auf ein Sparbuch an.

    1989 mache ich Abitur und beginne ein Studium. Da ich während des Studiums nicht bei meinen Eltern wohnen möchte und ich wenig Geld habe, entscheide ich mich für eine Uni im Ruhrgebiet, wo die Wohnungen sehr billig sind. Für 200 Mark im Monat ziehe ich in eine 6-Personen-WG in einem Studentenwohnheim. Meine Eltern, auch wenn sie mir vorher fast nichts finanziell ermöglicht haben, ermöglichen wir das Studium, wofür ich sehr dankbar bin. Sie zahlen während der gesamten Zeit meine Miete, den Rest des Geldbedarfs decken Bafög und Ferien- bzw. Nebenjobs. Mein Studium (Mathematik) ist in den ersten 2 Jahren allerdings so zeitaufwändig, dass ich lediglich im Sommer Zeit für einen Ferienjob habe, Zeit für einen Nebenjob habe ich nicht. In den ersten 2 Jahren muss ich im Monat mit 580 Mark Bafög auskommen. Davon bezahle ich meine Lebensmittel, Bücher, Fahrtkosten und alles andere, die Miete haben ja meine Eltern bezahlt. In dieser Zeit lerne ich noch besser, nur das Geld auszugeben, das ich habe. Es ist zwar knapp, aber ich komme mit den 580 Mark im Monat hin. Im Vergleich zu anderen Studenten ist das wenig Geld, allerdings gibt es auch einige Studenten, die mit weniger auskommen müssen. Mein Ex-Freund muss z.B. nach Mietkosten mit 400 Mark im Monat auskommen.

    Im 5. Semester erhalte ich einen Nebenjob als studentische Hilfskraft im Fach Mathematik, der recht gut bezahlt und gut mit dem Studium vereinbar ist. Ab dieser Zeit verbessert sich meine finanzielle Situation deutlich. Nachdem ich zwei Jahre lang äußerst sparsam sein musste, verprasse ich das erste Geld aus meinem Nebenjob mit Klamotten und CDs. Dieses Nachholbedürfnis ist aber schnell gestillt, meine Konsumausgaben pendeln sich danach auf ein vernünftiges Maß ein. Ich kann jetzt jeden Monat Geld sparen. Zu dieser Zeit erhalte ich (ca. 1992) sagenhafte 8% Zinsen auf mein Sparbuch. Im Jahr 1995 habe ich 8000 DM auf dem Sparbuch. Das Ende meines Studiums steht kurz bevor, also gönne ich mir eine 6-wöchige USA-Reise von den 8000 DM, denn sobald ich arbeite, werde ich so schnell nicht wieder so lange Zeit haben.

    Im Jahr 1996 schließe ich mein Studium endgültig ab und lerne meinen heutigen Mann kennen. Vermögen beim Berufsstart nur wenige 1000 DM. Im Januar 1997 starte ich meinen ersten richtigen Job und ziehe dafür nach Frankfurt. Einstiegsgehalt damals 63.000 DM (ca. 32.000 €). Netto habe ich ca. 2700 DM, davon gehen aber fast 1000 DM für meine kleine 2-Zimmer-Wohnung drauf.

    Mein Mann überzeugt mich, dass Geldanlage in Aktien das einzig Wahre ist. Zwei mathematische Gesetzmäßigkeiten überzeugten mich: Das Gesetz der Großen Zahlen und der Zinseszinseffekt. Ab dem 1. Monat meines Berufslebens habe ich jeden Monat eine feste Summe gespart. Und immer wenn ich am Monatsende etwas übrig hatte (das war in den meisten Monaten der Fall), überweise ich es auf mein Depotkonto.

    Ich arbeite in der IT-Branche, und die ist bekanntermaßen „Hire & Fire“. Schon nach anderthalb Jahren verliere ich meinen ersten Job in Frankfurt, weil die Firma umstrukturiert und meine Abteilung nach Paris verlegt wird (dahin wollte ich nicht ziehen). Ich erhalte eine Abfindung von gut 20.000 DM, die ich vollständig auf mein Depotkonto überweise (Abfindungen waren damals noch steuerfrei bis zu einer Höhe von 24.000 DM). Vermögen 1999: ca. 60.000 DM. Ich möchte eine Eigentumswohnung in Frankfurt kaufen, bekomme aber von der Bank keinen Kredit, weil ich zuwenige Sicherheiten habe.

    Ich finde schnell einen neuen Job. Im Jahr 2000 ziehe ich in die 3-Zimmer-Wohnung in Frankfurt, in der ich heute noch wohne. Sie ist damals teuer (Warmmiete 1500 DM), steigt aber in den Jahren kaum, so dass sie heute sehr billig ist (warm 870 Euro).

    1999 haben wir die große Dotcom-Blase, in der Zeit steigt der Wert meines Depots nahezu täglich. Auf Parties erzähle ich, dass ich plane, mit Mitte 35 finanziell unabhängig zu sein und werde dafür augelacht. Tatsächlich kommt 2001 der erste große Einbruch, in dem der Wert des Vermögens mal eben um fast 50% in die Tiefe rauscht. In meinem Bekanntenkreis wenden sich fast alle von Aktien ab. Ich bin nach wie vor davon überzeugt und stehe es durch und spare weiter.

    Mein Gehalt steigert sich allmählich. Im Jahr 2002 verdiene ich mittlerweile 45.000 Euro.

    Im Jahr 2003 verliere ich erneut meinen Job, da die Firma 1/3 des Personals abbaut und ich in die Sozialauswahl falle. Ich erhalte eine Abfindung in Höhe von fast einem Jahresgehalt, 40.000 Euro, die teilweise versteuert werden muss. Das Geld kommt aufs Konto. Das Vermögen ist in Euro nun erstmals 6-stellig, knapp über 100.000 Euro.

    Ich finde schnell einen neuen Job, verdiene mittlerweile brutto fix 60.000 Euro, Zielgehalt 70.000 Euro. Seit dieser Zeit verdiene ich netto viel mehr, als ich zum Leben brauche. Neben 500 Euro, die ich fest jeden Monat in einen ETF-Sparplan überweise, habe ich fast jeden Monat noch 1000-2000 Euro am Moantsende übrig, die ich auf mein Depot überweise. Das Vermögen wächst und wächst.

    Durch einen Jobwechsel 2007 steigere ich mein Fixgehalt auf 85.000 Euro, Zielgehalt 95.000 Euro.

    Durch die Finanzkrise reduziert sich der Wert meines Depots nochmals um 30%. Ich spare weiter mein überschüssiges Geld, der Wert meines Depots wächst und wächst, nachdem die Verluste von 2008 ausgeglichen sind.

    Ich verliere zum dritten Mal meinen Job und erhalte nochmals ein Abfindung, die aufs Konto kommt.

    In den folgenden Jobs kann ich (mittlerweile Ende 30) mein Gehalt nicht mehr steigern, muss sogar ein niedrigeres Fixgehalt in Kauf nehmen. Allerdings ist die Auszahlung des variablen Gehalts höher als vorher.

    Im Jahr 2010 kaufe ich in Frankfurt eine vermietete Eigentumswohnung (3 Zimmer) für nur knapp 160.000 Euro zzgl. Nebenkosten (gutes Timing: bevor die Preise stark steigen), setze dafür 30.000 Euro Eigenkapital ein und nehme einen Kredit von 137.000 Euro auf.

    Vermögen 2014 nun inklusive des Werts der Eigentumswohnung (abzüglich Schulden) erstmals über 500.000 Euro, das Aktienvermögen erstmals über 300.000 Euro.

    Vermögen Ende 2015: Aktienvermögen ca. 365.000 Euro, gesamt ca. 600.000 Euro.
    Vermögen Ende 2017: Aktienvermögen ca. 470.000 Euro, gesamt 790.000 Euro.
    Vermögen Mitte 2019: Aktienvermögen ca. 530.000 Euro, gesamt 880.000 Euro.

    Einkommen zurzeit Fixgehalt 83.000 Euro, Zielgehalt 105.000 Euro, wobei meine Firma sehr viel mehr variables Gehalt auszahlt als die früheren.

    Nun wurde ich hier im Forum schon gefragt, warum ich (mittlerweile 49 Jahre alt) mit diesem Vermögen nicht längst aufhöre zu arbeiten, aber dazu muss ich sagen, dass bei mir und meinem Mann die Lifestyle-Inflation zugeschlagen hat. Wir brauchen zu zweit ca. 3500 Euro im Monat zum Leben, da wir sehr gerne verreisen und ins Restaurant essen gehen. Ich habe es mir schon genau durchgerechnet, dass mein Aktienvermögen bei ca. 800.000 Euro liegen muss, damit es sicher bis ins hohe Alter reicht.

    Ich habe in 22 Jahren als Angestellte (davon 16 Jahre mit Gehalt über der Beitragsbemessungsgrenze) zurzeit einen Rentenanspruch von erst gut 1300 Euro erwirtschaftet, das reicht bei heutigen Kosten gerademal für die Miete und meine private Krankenversicherung. Mein Mann verdient eher wenig und hat nur einen sehr geringen Rentenanspruch. D.h. das Vermögen muss ja reichen, um daraus unseren Lebensunterhalt bis zum gesetzlichen Rentenalter zu finanzieren und anschließend noch, um die Lücke zwischen Rente und tatsächlichen Kosten zu decken.

    Der Plan ist Stand heute, noch 2-3 Jahre Vollzeit zu arbeiten und dann auf Teilzeit zu gehen (hoffe, dass meine Firma das mitmacht). Mein Job macht mir eigentlich viel Spaß, ich hätte aber gerne deutlich mehr Zeit für Reisen und meine Hobbies.

    Nach und nach möchte ich auch mein derzeit noch auf Wachstum getrimmtes ETF-Depot auf maximale Ausschüttung (dividendenstarke Aktien bzw. darauf basierende ETFs) umschichten, damit Kursschwankungen mir relativ egal sein können.

    Fazit: ich brauche noch ein paar Jahre bis zur finanziellen Unabhängigkeit. Der ursprüngliche Plan, mit Mitte 30 finanziell unabhängig zu sein, wurde von der Dotcom-Blase zunichte gemacht. Die Lifestyle-Inflation tut ihr übriges. Aber ich bin noch gut „on track“. Allerdings erzähle ich niemanden mehr (außer meinem Mann), also weder Freunden noch Familie, wieviel Vermögen ich habe. Das würde nur Unverständnis, Neid und Missgunst auslösen.

    Wichtiges To-Do ist noch das Aufsetzen eines Testaments. Sollte ich vor meinem Mann sterben, träte nämlich die gesetzliche Erbfolge ein, d.h. mein Mann erhält die Hälfte des Vermögens, den Rest erhält meine Familie (wir sind kinderlos), d.h. meine Eltern (falls sie noch leben), meine Geschwister (ich habe 4 Stück davon) bzw. deren Kinder. Da mein Mann jedoch sein gesamtes Berufsleben Geringverdiener war und kein eigenes Vermögen hat, möchte ich, dass er finanziell komplett abgesichert ist, falls ich vor ihm sterben sollte.

    Da die Notarkosten bei einem Vermögen von 900K Euro leider schon ziemlich hoch sind, wäre ich dankbar für einen Link zu einem rechtssicheren Testamentsentwurf, mit dem ich meinen Mann zum Alleinerben machen kann (Berliner Testament für kinderlose Ehepaare).

    Antworten
    • Falls das hier ungefähr der Regel entspricht:
      https://www.hallhof.de/unsere-taetigkeitsfelder/vererben-und-schenken/notarkosten-fuer-testament-und-erbvertrag/

      Insbesondere der Absatz über die Kosten für Erbscheine scheint mir interessant zu sein, das bildet sogar die von dir skizzierte Vermögensverteilung ab.
      Sollte man natürlich nochmal überprüfen, aber falls sich das bewahrheitet, wäre der Weg über den Notar letzten Endes sogar günstiger.

      Antworten
    • Hallo Sibylle,
      „…dankbar für einen Link zu einem rechtssicheren Testamentsentwurf, mit dem ich meinen Mann zum Alleinerben machen kann (Berliner Testament für kinderlose Ehepaare).“
      Damit kann ich nicht dienen, aber mit Tipps: ich bin in die nächste Bibliothek wo es mehrere Bücher zum Thema Vererben gab, auch mit Formulierungshilfen. Falls das keine Option ist, kaufe dir ein gutes Buch zum Thema, die 10-20€ wären immer noch deutlich günstiger als der Notar.
      Ich habe gleich noch eine Vorsorgevollmacht gemacht, und andere Dinge die thematisch dazugehören (Organspendeausweis, Bestattungsverfügung, Hinweise welche Investments ich besitze bei welchen Banken/Brokern,…) und das alles in einen Ordner geheftet.
      Viel Erfolg!

      Und danke dass du deine Geschichte hier geteilt hast!

      Antworten
    • Hallo Sibylle. Beeindruckende Geschichte.

      Meine Gedanken zu deinem „Problem“ der Vermögensübergabe:

      Punkt 1)
      Bitte beachte, dass ein selbst errichtetes Testament nur wirksam ist, wenn es komplett (!!) handschriftlich verfasst wurde:

      Punkt 2)
      Mit einem Testament kannst Du zwar Deinen Ehemann zu Alleinerben bestimmen, nicht abdingbar sind jedoch die Pflichtteilsansprüche Deiner Eltern.

      Parallel zu der Errichtung eines Testaments (das wirklich JEDER haben sollte), würde ich überlegen, ob Du nicht schon zu Lebzeiten Vermögen auf deinen Mann per Schenkung übertragen willst.
      Damit könntest Du ihn bereits jetzt vermögenstechnisch absichern und das übertragene Vermögen ginge in einen späteren Nachlass nicht mit ein und würde keine Pflichtteilsansprüche auslösen.

      Bis zur Höhe von TEUR 500 sind Schenkungen bei Eheleuten innerhalb eines 10 Jahreszeitraums steuerfrei möglich.

      Näheres kann Dir ein guter Steuerberater erläutern.

      Ich würde die Ausgaben für ihn bzw. einen Rechtsanwalt nicht scheuen. Wie immer im Leben gilt auch bei Fragen der Rechtsberatung: Billig ist nicht immer günstig.

      Antworten
    • Danke für deine Geschichte.
      Wenn du ein Testament hast, gilt die gesetzliche Erbfolge nicht mehr, deine Geschwister sind dann automatisch raus. Deine Eltern würde dann den Pflichtteil erhalten (das wäre dann nur noch 1/4) und sie können einen Pflichtteilsverzicht unterschreiben, dann erhalten sie gar nichts. Ich weiss aber nicht, ob das ohne Notar geht. Aber das wird sich ja rausfinden lassen.
      Volkshochschule und co. bieten manchmal auch Seminare zum Thema Testament/Vererben an, vielleicht ist das noch eine Idee?
      Schenkung geht natürlich auch, im Falle einer Scheidung ist das aber dann natürlich weg.

      Antworten
    • „Ich habe es mir schon genau durchgerechnet, dass mein Aktienvermögen bei ca. 800.000 Euro liegen muss, damit es sicher bis ins hohe Alter reicht.“
      Das verstehe ich nicht ganz. Auf den ganzen Blogs wird immer diese 4 % Regelung hochgelobt, damit keine Kapitalverzehr stattfindet. Warum?
      Muss man immer das komplette Vermögen erhalten und vererben oder geht es nicht auch so, dass man früher aufhört zu arbeiten und durch die 4 % Regelung z.B. „nur“ ca 85 % seiner Kosten deckt und vielleicht durch einen kleineren Teil an Kapitalverzehr dann vielleicht „nur“ noch 500.000,- vererben kann statt vielleicht 700.00,- oder 800.000,- ?

      Antworten
        • Hi, Oliver.

          Durschnittlich bleibt da in der Regel aber nach 30 Jahren doch ordentlich was übrig oder sehe ich das falsch?

          Viele Grüße
          Mr. B

          Antworten
          • Das ist richtig, hilft dir aber nicht weiter, da du ja in deiner Lebenswirklichkeit nur einen einzigen „Versuch“ hast. Hält das Geld im Durchschnitt X Jahre, beträgt die Wahrscheinlichkeit immernoch 50 %, dass du vorher pleite gehst.

            Aus einem ähnlichen Grund sollte man als Anlagehorizont auch nicht die statistische Lebenserwartung ansetzen, da diese ja ebenfalls nur ein Durchschnittswert ist und entsprechend 50 % der Menschen älter als der Durchschnitt werden.

            Aus diesem Grund basiert die wahrscheinlichkeitsbasierte Rentenplanung darauf, den „Worst Case“ (das wäre die „Safe Withdrawal Rate“) oder zumindest ein ausreichend hohes Perzentil (z.B. >90 oder >95) abzudecken.

            Antworten
            • Hi, Oliver.
              Danke für deine Rückmeldung. Bei der 4 % Entnahmeregel liegt die Wahrscheinlichkeit doch bei ca. 90 % dass man nicht vorher Pleite geht. Außerdem habe ich gedacht das man auch im Durchschnitt bzw. öfters als in 50 % aller Fälle ein ordentliches Kapital zum vererben hat. Zumindest verringert sich die Wahrscheinlichkeit, dass das Depot überlebt nur um ca 10 % wenn ich die Entnahmedauer von 30 auf 50 Jahre erhöhe.
              Ich finde deinen Blog insbesondere deine Arbeit bezüglich der Entnahme Strategien super.
              Viele Grüße
              Mr. B

              Antworten
  7. vorstraßenwohnheim? welche wg? ich kann mich gerade richtig gut mit dir identifizieren 🙂 nur dass du viel besser verdienst als ein taugenichtsphysiker wie ich :))

    Antworten
  8. * einzelkind in finanziell stabilen verhältnissen aber starker eindruck durch die abhängigkeit von der arbeit der eltern
    * seit einschulung, erstes taschengeld 2 groschen je woche, wurde für süßes ausgegeben und steigerte sich über die jahre langsam richtung 5 mark je woche. erspartes und geldgeschenken wurden daheim via abgabe an die eltern verwahrt
    * wunsch nach einem computer, einen gebrauchten gab es zu weihnachten aber die ersparnisse wurden ungefragt eingestrichen
    * mit 10 jahren auf einer aktion der lokalen genossenschaftsbank einen antrag für ein sparbuch mitgenommen und konnte die eltern überzeugen, dass dies eine gute idee sei – erstes konto 3,5% zinsen
    * mit 14 zur jugendweihe mehrere tausend mark erhalten und einen eigenen pc gekauft
    * erste jobs durch fehlerbehebung in computersystemen von geschäften und schulung für kinder und jugendliche
    * mit 16 die eltern überzeugt mir das kindergeld auszuzahlen und dafür sportverein und alles bis auf unterkunft und essen daheim selbst zu zahlen, schließung des sparbuchs und eröffnung eines jugendkontos bei der sparkasse
    * in den ferien kurz zeitungstragen ausporbiert und schnell für zu unlukrativ befunden
    * mit 17 den eltern einen internetanschluss aufgeschwantzt den ich selbst zahlte während sie den anteil telefon weiter trugen
    * mit 18 ein fahrrad für 500 euro von geldgeschenken gekauft und damit eine tour zu bekanntschaften aus dem internet unternommen, kündigung bei der sparkasse weil sie kontoführungsgebühren wollte und neues konto bei einer neuen genossenschaftsbank
    * nach dem mittelmäßigen abitur erstmals in kurzer zeit geld beiseite gelegt, arbeit statt studium
    * ab 20 u.a. tagesgeld, festgeld und beteiligung an kreditverträgen ausprobiert
    * mit 22 erste wohnung, mit 24 in eine sehr kleine wohnung die mehr als lager diente, ab 27 eine 3er wg
    * mit 28-31 ganz europa aktiv bereist und viele länder darüber hinaus gesehen
    * die eigenen kinder erhalten ihr kindergeld (zählt als mein einkommen, empfinde ich aber nicht so) auf ein eigenes genossenschaftskonto gezahlt, nachdem die genossenschaftsanteile gesichert sind, wird in höhe des kindergeldes in einen thesaurierenden etf investiert, zusätzlich hat jedes kind eine wallet mit einem bitcoin von 2011 zur geburt erhalten; diversifizierung ist erst nach 10 jahren geplant
    * anfang 2010 von bitcoin gehört und die idee verworfen, ende 2010 erneut über jobangebote auf bitcoin gestoßen und erstmalig akzeptiert
    * mit 5stelligen ersparnissen ab 2011 gezielt bitcoin gekauft, seitdem aktiv als zahlungsmittel eingesetzt, auch trading, mining ausprobiert und viele coins versenkt, dafür parallel viel gelernt
    * mit sechsstelligen anlagen 2013 den absprung verpasst aber den abwärtstrend weiter für käufe genutzt
    * ende 2017 sind die anlagen in den 7stelligen bereich gelaufen, lending-plattformen als alternative zum festgeld neu entdeckt, parallel über aktienmarkt und finanzielle instrumente informiert sowie eine wohnung zur selbstnutzung gekauft und die aktive depotnutzung ab dem nächsten steuerjahr geplant
    * 2018 nutzung der eigenen wohnung, das vermögen schrumpfte wieder auf 6stellig und der langsame einstieg in aktienanlagen mit 10.000 euro flankiert von 50.000 euro anlage in etf sowie einrichtung von sparplänen mit 500 euro je monat, vollständiger ausstieg aus der abhängigen beschäftigung; rendite im aktiven depot 34% für 1h täglich
    * 2019 aktive nutzung von finanzinstrumenten, erhöhung des aktiven portfolios auf 6stellig nach positiven ergebnissen allein mit aktien im vorjahr und konzentration auf andere verwendung meiner zeit und kenntnisse; rendite im aktiven depot stand juni 22% für 1h täglich

    Antworten
  9. Oliver entwickelt sich zum Influencer der besonderen Art 😉

    Ich sage Danke dafür. Neben der ganzen Theorie hat das eine sehr persönliche Note und das gefällt mir ausgesprochen gut!

    Antworten
  10. Interessanter Ansatz. Natürlich lassen sich die Wohnkosten nicht selbst bestimmen und im Umland Frankfurt und München wird man unter 600 pP sicherlich nichts im annehmbaren Bereich finden. Zu England: Wer in London einigermaßen zentral leben möchte, zahlt schnell 50-80 Euro warm / qm.

    Der zweite Punkt ist die Art des verbleibenden Konsums: Bis zur „Rente“ mit 40 muss dann auch gearbeitet werden. Wer einen Bürojob hat, ist gehalten, sich entsprechend zu kleiden. Ein Anzug, der mehr oder weniger nachhaltig hergestellt wird, kostet ab 800 aufwärts. Bedachter Konsum kostet aber insgesamt sehr viel Geld, kaufe ich nur Demeter, Bioland etc. oder regional beim Bauern/Hofladen verdoppeln sich schnell die Ausgaben für Lebensmittel.

    Mich würde daher interessieren, ob der Lebensstil mit ökologischen Gesichtspunkten vereinbar ist?

    Antworten
  11. Wow 600€ vom 800€ Stipendium übrig und das in einem armen Land wie Indien… Das nenn ich ausgenutzt…ich hätte den Rest zurückbezaht damit mehr Leute diese Möglichkeit bekommen… Traurig

    Antworten
  12. Interessante Lebensgeschichte, vorallem weil wir beide das gleiche Geburtsjahr haben. Finanziell wars bei mir früher immer knapp, muss sagen das ich immer viel Ausgegeben hab um neue Hobbies und Interessen Auszuleben. Mittlerweile ist das anders bei mir.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar