Dies ist der sechste Teil meiner Serie Von den Zinsen leben – Entnahmestrategien unter der Lupe. Hier geht’s lang zum ersten Teil und zur Übersicht.
Im letzten Teil der Artikelserie haben wir dynamische Entnahmeregeln kennengelernt.
Diese versuchen, die Vorteile einer konstanten Entnahme mit denen einer prozentualen Entnahme zu vereinen: Möglichst gleichbleibende Entnahmebeträge auf der einen Seite – und höhere Entnahmen und niedrigeres Bankrottrisiko auf der anderen. Dafür nehmen sie gewisse Schwankungen der Entnahmebeträge in Kauf.
Einige dieser Mischstrategien haben wir im letzten Artikel schon genauer begutachtet.
Doch es gibt noch eine Gattung dynamischer Entnahmestrategien, die so mächtig und faszinierend sind, dass sie einen eigenen Artikel verdienen: Die CAPE-Entnahmeregeln.
Was macht die CAPE-Regeln so besonders?
Eine Entnahmeregel ist im Prinzip eine Formel, die für jedes Jahr der Entnahmephase einen Entnahmebetrag berechnet. Dafür besitzt sie eine oder mehrere Eingangsgrößen und Parameter. Je mehr unabhängige Faktoren die Formel dabei berücksichtigt, desto präziser und robuster wird sie im Regelfall.
Die konstante Entnahme, die William Bengen und die Trinity-Studie nutzen, ist noch eine ziemlich plumpe Regel. Sie kennt nur die initiale Entnahmerate als einzige Eingangsgröße (und vielleicht noch die Inflation). Mit der konstanten Entnahme entnimmt man jedes Jahr stur der gleiche Geldbetrag aus dem Portfolio, unabhängig vom Aktienmarkt oder der persönlichen Lebenssituation.
Dynamische Entnahmen sind schon etwas cleverer. Sie berücksichtigen zusätzlich zur initialen Entnahmerate auch den aktuellen Portfoliowert bei der Berechnung des Entnahmebetrags. Auf diese Weise passen sich die Entnahmen besser an bessere oder schlechtere Börsenphasen an.
Bei den CAPE-Entnahmeregeln fügen wir nun noch einen dritten Faktor hinzu: Das aktuelle Bewertungsniveau des Aktienmarkts.
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