William Bengen, Trinity und die Wahrscheinlichkeiten – Entnahmestrategien (Teil 3)

William Bengen 4 % Regel Entnahmestrategien

Dies ist der dritte Teil der Serie Von den Zinsen leben – Entnahmestrategien unter der Lupe.
Hier geht’s lang zum ersten Teil und zur Übersicht.

Heute starten wir mit einer kleine Zeitreise – und zwar in die USA ins Jahr 1994.

Schon damals sind die Amerikaner Aktien gegenüber viel aufgeschlossener als wir Deutschen. Der Anteil von Aktionären an der Gesamtbevölkerung ist um einiges höher als bei uns. Und da die gesetzliche Rente in den USA kaum zur Sicherung des Lebensunterhalts taugt, sorgen viele Amerikaner mit Aktien privat fürs Alter vor.

Um ausrechnen zu lassen, wie viel sie jeden Monat von ihrem Einkommen zur Seite legen müssen, damit ihr Aktiendepot im Alter genügend abwirft, nehmen viele Menschen die Dienste eines Finanzberaters in Anspruch. Der gibt meistens alle Parameter in eine Tabellenkalkulation ein, und der Computer spuckt eine mögliche Rentenplanung aus.

Auf die Frage, wie viel man aus einem Aktienportfolio jedes Jahr entnehmen könnte, lautet die Antwort damals häufig so:

Der amerikanische Aktienmarkt rentiert im langfristigen Durchschnitt mit 7 % im Jahr. Also können Sie jedes Jahr etwa 7 % Ihres Portfolios verbrauchen.

Wer den letzten Teil dieser Artikelserie gelesen hat, dem dürften jetzt ordentlich die Haare zu Berge stehen. Denn einfach die langfristige Durchschnittsrendite aus dem Portfolio zu entnehmen, lässt das gefährliche Sequence-of-Returns-Risiko (SoRR) außer Acht. Fallen die Aktienrenditen zu Beginn der Rentenzeit unterdurchschnittlich aus, geht man mit dieser Strategie schnell Pleite.

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Das Sequence-of-Returns-Risiko – Entnahmestrategien (Teil 2)

Sequence-of-Returns-Risiko Entnahmestrategien Von den Zinsen leben

Dies ist der zweite Teil meiner Serie Von den Zinsen leben – Entnahmestrategien unter der Lupe. Hier geht’s lang zum ersten Teil und zur Übersicht.

Wer seinen Lebensunterhalt aus einem Aktienportfolio bestreiten will, dem wird früher oder später ein kleiner Teufel in die Quere kommen, der häufig unterschätzt wird. Selbst viele Finanzexperten haben ihn nicht auf dem Schirm. Und dass, obwohl er eine ansonsten solide Entnahmetrategie ruckzuck in die Pleite befördern kann, wenn man nicht auf ihn achtet. Sogar die berühmte 4-%-Regel wurde nur wegen ihm überhaupt entwickelt. Die Rede ist vom Sequence-of-Returns-Risiko, um das es im heutigen Artikel geht.

Rendite-Reihenfolgen und Marktrisiko

Nehmen wir nochmal mein Beispiel aus dem ersten Teil der Serie. Das zeigt die jährlichen Renditen des MSCI World Aktienindex zwischen 2001 und 2016:

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
-13,9 % -24,0 % 25,8 % 11,8 % 16,3 % 16,1 % 5,2 % -38,3 %
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
26,5 % 10,6 % -3,5 % 14,6 % 29,6 % 10,4 % 2,6 % 9,6 %

MSCI World Index (mit reinvestierten Dividenden) – jährliche Renditen vor Quellensteuerabzug (Brutto-Index)
(Quelle: http://www.clever-und-erfolgreich.de/etf-rendite/)

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Von den Zinsen leben – Entnahmestrategien unter der Lupe (Teil 1)

Entnahmestrategien - Von den Zinsen leben

Dies ist der erste Teil meiner Artikelserie Entnahmestrategien unter der Lupe.
Hier findest du alle weiteren Teile:

Teil 2: Das Sequence-of-Returns-Risiko.
Teil 3: William Bengen, Trinity und die Wahrscheinlichkeiten
Teil 4: Monte Carlo, cFIREsim und deine persönliche Trinity Study
Teil 5: Portfolios dynamisch entsparen
Teil 6: Entsparen mit dem Shiller CAPE
Teil 7: Steuern auf Kapitalerträge und wie man sie minimiert
Teil 8: Die Krankenversicherung als Privatier

Stell dir vor, du hast es geschafft. Jahrzehntelang hast du hart gearbeitet und ein stattliches Vermögen angespart. Nun ist es endlich soweit: Du hängst deinen Job an den Nagel und beschließt, künftig nur von deinem Vermögen und dessen Erträgen zu leben.

Wie aber stellst du das am besten an? Einfach von den Zinsen leben? Oder dein Finanzpolster Stück für Stück aufbrauchen? Dein Vermögen sollte einen möglichst planbaren und konstanten Einkommensstrom generieren – etwa so wie ein monatliches Gehalt. Am besten trudelt einfach jeden Monat eine feste Geldsumme auf deinem Konto ein, die deine Ausgaben deckt.

Wenn du Immobilien besitzt und vermietest, geht das noch relativ leicht. Von deinen Mietern bekommst du jeden Monat Geld überwiesen, das du ausgeben kannst. Und wenn du irgendwann älter wirst und nichts vererben möchtest, kannst du deine Immobilien nach und nach verkaufen und den Erlös ebenfalls ausgeben.

Rente mit Aktien

Anders sieht die Sache allerdings aus, wenn du in Aktien oder ein ETF-Portfolio investierst. Denn Aktienerträge bestehen aus Dividenden und Kursgewinnen – und während die Dividenden meist noch einigermaßen stabil bleiben, schwanken die Kursgewinne im Zeitverlauf wild hin und her.

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