Der Superschwabe und das Frugalismus-Buch

Kennt ihr das auch? Ihr trefft jemanden zum ersten Mal im Leben, aber ihr versteht euch auf Anhieb so gut, als würdet ihr euch schon ewig kennen.

So ging es mir, als ich auf der Financial Independence Week vor zwei Jahren Florian Wagner kennen lernte. Florian ist ein lockerer und lebenslustiger Frugalist und Schwabe, der dem Klischee des humorlosen Sparbrötchens und Häuslebauers nicht ganz gerecht wird. Gemeinsam mit den anderen FIWE-Teilnehmern bummelten wir durch die City von Timișoara, genossen das ein oder andere Eis oder Bier, quatschten und lachten viel – über ernste und weniger ernste Themen.

Florian war zu diesem Zeitpunkt 30 Jahre alt und lebte in Stuttgart, wo er als Ingenieur für einen Automobilzulieferer arbeitete. Auch er verfolgte wie ich das Ziel, mit 40 finanziell unabhängig zu sein. Dank seines guten Gehalts und einer hohen Sparquote konnte er in seinen ersten vier Berufsjahren bereits 140.000 € auf die Seite legen.

Den sicheren Job als Ingenieur aufgeben?

Als ich Florian ein Jahr später am selben Ort wieder traf, überraschte er mich: Ich habe meinen Job gekündigt. Und ich habe noch keinen Plan, was ich jetzt mache.

Die ersten Jahre hatte ihm sein Job großen Spaß gemacht. Doch mit der Zeit ging er morgens immer weniger motiviert ins Büro. Einen Job zu machen, der ihn nicht mehr erfüllte, nur um mit 40 finanziell frei zu sein – das kam für Florian nicht infrage.
So kündigte er und suchte eine neue Beschäftigung, die ihn mehr erfüllte. Mit seinem F*** You Money – dem Vermögenspolster, das seine Ausgaben für etwa sieben Jahre deckte – konnte er ohne finanzielle Sorgen ausprobieren, welche Tätigkeit ihm Freude machte.

So nahm Florian Aufträge als Berater für Online-Marketing an, betätigte sich als Finanzcoach und schrieb Artikel für seinen Blog geldschnurrbart.de. Nebenbei besuchte er Seminare und trainierte mit seinem Bruder für einen Marathon. Im Oktober letzten Jahres absolvierte er schließlich seinen ersten Lauf über die 42,195 Kilometer weite Strecke.

Mit dem aufkommenden Medieninteresse an FIRE und Frugalismus war auch Florian in mehreren Zeitungen, im Radio und Fernsehen unterwegs. So drehte Galileo einen Beitrag mit ihm und er trat als Talkgast im SWR auf. Von der Lokalzeitung seiner schwäbischen Heimat bekam er den passenden Titel Der Superschwabe verliehen.

Der Ullstein-Verlag klopft an

Schließlich sammelte Florian erste Erfahrungen als Buchautor – mit einem selbst produzierten und in Eigenregie verlegten eBook über Finanzen. Der Ullstein-Buchverlag wurde auf dieses Buch aufmerksam und fragte Florian, ob er nicht ein richtiges, gedrucktes Buch über Frugalismus und die FIRE-Bewegung schreiben wolle.

Heute, ein dreiviertel Jahr später, ist es tatsächlich soweit. Florians Buch Rente mit 40 – Finanzielle Freiheit und Glück durch Frugalismus wird Ende dieser Woche in den Regalen der Buchhändler stehen.Rente mit 40 Florian Wagner Buch

Ich bin schon ziemlich gespannt darauf, das fertige Buch bald in den Händen halten zu können. Einerseits natürlich, weil es von meinem Lieblingsthema handelt. Zum anderen, weil auch ich ein bisschen was zu dem Buch beitragen durfte. Für das Kapitel „Frugalismus-Bausteine“ hat mich Florian interviewt und einige meiner Erlebnisse darin verarbeitet.
Außerdem haben wir während der Entstehung des Buches immer wieder miteinander telefoniert, ich habe mehrere Vorabversionen gelesen und Florian Feedback geliefert. Eine besondere Ehre war es mir schließlich, auch noch das Vorwort zum Buch beisteuern zu dürfen.

Zur Feier der Buch-Veröffentlichung habe ich euch heute einen kleinen Ausschnitt aus dem Buch mitgebracht – sozusagen als Teaser und Leseprobe.
Dafür habe ich eines meiner Lieblingskapitel ausgesucht. Darin erzählt Florian unter anderem von seinem Freiwilligendienst an einer Schule im ländlichen Argentinien – und was er dabei über Kreativität, Lebensglück und den Ausbruch aus der Komfortzone gelernt hat.

Ausbruch aus der Komfortzone

Ein Aspekt, der ebenfalls einen positiven Einfluss auf unsere Lebensfreude und Finanzen hat, ist das Verlassen der Komfortzone. Wer ständig in seinen Gewohnheitsschleifen hängt, den gleichen Weg zur Arbeit nimmt, immer an den gleichen Urlaubsort reist, weil man sich da so toll auskennt, wird bequem. Das Ausbrechen aus der eigenen Komfortzone und die Wahl des unbequemeren Wegs dann und wann lassen uns wachsen, mehr erleben und wirken sich positiv auf das Vermögen aus.

Fitness im Norden Argentiniens

Wie kommt es, dass manche Eltern feststellen, wie stressig ihr Leben nach der Geburt des ersten Kindes geworden ist, und dennoch weitere Kinder in die Welt setzen? Wie schaffen es Menschen, die kaum um den Block rennen können, in weniger als einem Jahr einen Marathon zu absolvieren? Wie kommen manche Menschen, die in wohlsituierten Verhältnissen leben, über Scheidung und Karriererückschlag hinweg, um alles von Grund auf wiederaufzubauen – besser und einfacher als zuvor? Das gelingt uns, weil wir mit einem Gefühl der Notwendigkeit konfrontiert werden. Wenn es keine anderen machbaren Optionen gibt, verlassen wir die Komfortzone aus der Not heraus.

Das habe ich in Argentinien eindrucksvoll am eigenen Leib erfahren. Ein Erlebnis dort hat mir gezeigt, dass wir nur vermeintlich all die Dinge für unser Glück brauchen, an die wir uns durch hedonistische Adaption gewöhnt haben. Mit einem Freund reiste ich nach dem Bachelorstudium für ein Sozialprojekt mehrere Monate in den Norden Argentiniens. Wir wollten etwas anderes sehen, die Sprache lernen und das Leben am anderen Ende der Welt kennenlernen. Wir wohnten zusammen mit Jugendlichen in einer landwirtschaftlichen Schule. Diese war als Internat für die Familien gegründet worden, die so weit von der Stadt entfernt lebten, dass ihre Kinder keine Schule hätten besuchen können. Hier konnten die Kinder übernachten und mussten die lange Heimreise nur am Wochenende antreten. Wir bauten Regale, halfen bei der Ernte oder spielten Volleyball mit den Kindern. Wenn wir am Wochenende einkaufen wollten, marschierten wir eine knappe Stunde über rote Erde zum einzigen Supermarkt weit und breit.

Am Wochenende waren die Kinder nicht vor Ort, und wir wollten uns fithalten. Der Luxus professioneller Sportgeräte war hier unbekannt. Wir schnitzten uns also eine Stange aus Holz, die wir zwischen zwei Bäumen befestigten, und machten Klimmzüge. Schwere Teile eines Stamms dienten als Gewichte, die man stemmen konnte. Die Bequemlichkeit, ohne die wir nicht auszukommen glaubten, war vergessen. Hedonistische Adaption bewirkte, dass wir uns innerhalb von wenigen Wochen in der neuen Umgebung mit viel weniger Komfort wieder glücklich fühlten – vielleicht glücklicher als zuvor. Wir konnten kreativ sein, mussten mit den Dingen auskommen, die es gab. Am Ende waren wir sehr stolz auf uns selbst, wenn wir wieder einmal ein Problem gelöst hatten, unsere Übungen machen konnten und uns noch ein paar Erweiterungen überlegten. Ein Besuch im herausgeputzten Fitnessstudio in Deutschland mit ergonomischen Geräten brachte mir später weniger Freude.

Auch das dringend benötigte Regal für das Verwaltungszimmer konnten wir nicht wie in Deutschland bauen: Einen Baumarkt mit großer Auswahl an Holz und Werkzeug gab es nicht, und so waren wir gezwungen, kreativ zu werden. Mit Holzresten, die wir mit einem großen Hobel glätteten, war das Grundmaterial gefunden. Werkzeug und Schrauben konnten wir uns ebenfalls nicht aus einem gut sortierten Werkstattregal nehmen: Alte Schrauben wurden wiederverwendet, Werkzeug umfunktioniert und nach einigen Stunden Arbeit war das Werk vollbracht. Wir hatten nicht nur unsere Komfortzone verlassen müssen, wir hatten zudem neue Fähigkeiten gelernt, waren kreativ, am Abend erschöpft und hochzufrieden.

Freiwillige Ungemütlichkeit und ein Marathon

Die bereits erwähnte Philosophie der Stoiker liefert einen Rat für das Ausweiten der eigenen Komfortzone: Wer hin und wieder absichtlich freiwillig mit Ungemütlichkeit experimentiert, fühlt sich in mehr Situationen wohl. Wir können testen, wie lange wir an einem heißen Sommertag im Auto ohne Klimaanlage auskommen. Gelegentlich barfuß zu laufen, lässt uns den Untergrund spüren und zwingt unsere Füße, mit härteren Rahmenbedingungen als Wanderfunktionssocken umzugehen. Wir fühlen uns nicht nur im perfekt klimatisierten Raum wohl und genießen den Komfort guter Wanderschuhe umso mehr, wenn wir sie tragen.

Im Gegensatz dazu wird eine Person, die ihr Glück in immer mehr Komfort und Luxus gesucht hat, ziemlich irritiert sein, wenn sie plötzlich Economy- statt Business-Class fliegt, in einem Hotel ohne Butler nächtigt oder eine Mahlzeit selbst zubereiten muss. In Fernsehshows, in denen Wohlhabende ihr Leben für ein paar Tage mit armen Menschen tauschen, kommt es häufig zudieser Situation: Viele sind mit leichten körperlichen Tätigkeiten schnell überfordert, mit der Bedienung von Geräten oder dem Zubereiten von Speisen. Andere hingegen haben sich trotz Wohlstands alltagstaugliche Fähigkeiten erhalten, die sie auch in ungewohnten Situationen souverän wirken lassen und sie unabhängig machen. Durch das Experimentieren mit freiwilliger Ungemütlichkeit lernen wir, viele Dinge in unserem Leben mehr zu schätzen.

Das beste Buch über Frugalismus?

Hat euch die kleine Kostprobe neugierig gemacht? Mehr über das Buch und das komplette Inhaltsverzeichnis findet ihr hier auf Florians Blog.

Florian hat sich mehrere Monate Zeit für das Buch genommen, viele Menschen interviewt und jede Menge Feedback eingearbeitet. Dazu hatte er das professionelle Lektorat eines Verlags an seiner Seite.
Ich weiß auch, dass es ihm nicht darum ging, als Buchautor das schnelle Geld zu verdienen. Im Vordergrund stand für ihn die Erfahrung, einmal ein richtiges Verlagsbuch zu schreiben und Frugalismus in Deutschland bekannter zu machen. Schon dadurch unterscheidet sich das 304 Seiten starke Buch deutlich von so manchem lieblos zusammengeschusterten Reich werden in 99 Schritten-Ratgeber.
Meiner Meinung nach ist Rente mit 40 das bisher beste und umfassendste deutsche Buch über Frugalismus und Finanzielle Freiheit.

Diesen Freitag, den 13. September, wird das Buch offiziell im Buchhandel erscheinen.
Wenn ihr auch ein Exemplar euer Eigen nennen wollt oder noch ein schönes (und nicht allzu teures) Geschenk für eure Freunde oder Verwandten sucht, würden wir uns sehr freuen, wenn ihr das Buch jetzt schon bei Amazon vorbestellt.

Florian hat sich entschlossen, seinen Erlös aus allen Vorbestellungen genau jener Schule in Argentinien zu spenden, in der er gearbeitet hat und von der er im Buch berichtet. Und wenn etwa 2.500 Vorbestellungen zusammenkommen, könnte ein Buch über Frugalismus tatsächlich in der SPIEGEL-Bestsellerliste vertreten sein. 🙂

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48 Gedanken zu „Der Superschwabe und das Frugalismus-Buch“

    • Ich finde den Ansatz zu sparen richtig. Aber was hier auf der Seite so selbstgefällig verbreitet wird klingt für mich nicht nach einer sinnvollen Lebensweise. Zu allererst ist Florian kein gutes Beispiel sondern ein absoluter Sonderfall, der mit seinem „guten Gehalt“ deutlich aus der Mitte der Gesellschaft fällt.
      Des Weiteren sollte man sich darüber im klaren sein, dass ein extrem sparsamer Lebensstil, dann noch gekoppelt mit einer 24 Stundenwoche, zukünftigen Gehaltserhöhungen im Weg stehen kann. Wenn der Chef den Mitarbeiter ständig im gleichen C&A Pulli zur Arbeit radeln sieht, ist er nicht so geneigt eine Gehaltserhöhung zu gewähren. Darüber hinaus stellt sich mir die Frage nach dem Sinn hinter der Zielstellung mit 40 Privatier zu werden. Heißt das, dass man 15 Jahre lang nach dem Studium einen Job macht, den man unbedingt an den Nagel hängen will? Es ist doch sinnvoller seinen Job richtig gut zu machen, dafür gutes Geld zu verdienen und dieses zu sparen. Ansonsten scheint mir, dass das Sparen hier nur zum Selbstzweck verkommen ist und sich hinter dem ärmlichen Lebensstil tatsächlich nur eine andere Sorte Snob verbirgt.

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      • kommt auf die Branche an, ob der Pullover wichtig ist 😉

        Zum Rest: Die Welt ist ja nicht schwarz und weiß. Man muß ja nicht Seife selber machen und jeden Cent dreimal umdrehen. Man pickt sich die Sachen heraus, die für einen selbst sinnvoll sind.
        (Bei der Seife bin ich mir angesichts der Opportunitätskosten durch die aufgewendete Zeit recht sicher, das das finanziell gesehen nicht sinnvoll ist)
        Ob man mit 40 in Rente gehen WILL, muß auch jeder selbst entscheiden.
        Es ist aber auf alle Fälle sehr hilfreich, wenn man es KANN.
        Beispielsweise weil einem der Job nach 15 Jahren doch nicht mehr gefällt, die Familie einem wichtiger ist oder man sich lieber in einem unbezahltem Ehrenamt verwirklichen möchte. Auch kann es sein, das der Arbeitsplatz wegfällt, und du in einer Branche und Gegend arbeitest, wo es nichts vergleichbares gibt. Es gibt jetzt im Moment ganze Branchen, deren Geschäftsmodell von heute auf morgen nachhaltig zerstört wurde…

        Die Welt ist unbestimmt. Keiner weiß, was in 20 Jahren ist. Ein angemessenes Vermögen verleiht ein sehr hohes Maß an Optionalität und Redundanz, das Du für Zwecke einsetzen kannst, von denen Du heute noch gar nichts weißt.

        Ich bin mir recht sicher, das die meisten Leser hier im Blog keine „mit 40 in Rente-Lösung“ anstreben, sondern die Idee des Frugalismus an ihre persönliche Lebenssituation anpassen.
        Noch was persönliches zum Schluss: Die Corona-Krise war für mich finanziell absolut entspannt. Trotz Kurzarbeit mit unbekannter Dauer, könnte ich diese Situation jahrelang so durchhalten, ohne meinen Lebensstil auch nur minimal einschränken zu müssen (Ganz im Gegenteil, hab mir z.b. nach der Schließung der Fitnessstudios ein kleines Homegym hingestellt)
        Das meine ich mit Optionalität: Mit einer pandemieinduzierten Wirtschaftskrise habe ich nicht gerechnet. Mein Vermögen schützt mich aber wirksam vor den Auswirkungen.

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        • Dass du dank (und nicht trotz) des Vehikels der Kurzarbeit finanziell keine Probleme hast ist doch nichts besonderes, lol. Sparsamkeit ist sehr wichtig, besonders in unserer Generation aber finde hier nimmt das absurde Ausmaße. Ein angemessenes Vermögen verleiht Redundanz… wofür?! Jahrzehntelang zu dritt in einer 46 qm Wohnung bietet einfach keine Lebensqualität. Im Grunde geht es darum ein gutes Leben so lange wie möglich aufzuschieben falls der Extremfall eintritt der vllt nie eintritt. Es ist wie eine Versicherung die Frugalisten mit sich selbst abschließen. Natürlich sollte man sich auf Engpässe einstellen und Geld beiseite legen aber glaube diese extremen Lebensweisen deuten mehr auf eine Angst vor dem Leben selbst hin. Wenn man Geld nicht benutzt dann hat es auch keinen Wert – es wird dann einfach zum Selbstzweck. Wenn man sowieso nichts konsumiert wozu dann das ganze Gespare – dann braucht man auch keinen regulären Job. Es geht hier viel mehr um Angstbewältigung als um eine sinnvolle Lebensweise. Vielleicht ist es Ausdruck einer Akademikergeneration, die gerne die Sicherheiten ihrer Elterngeneration hätte.

          Der Frugalismus Ansatz ist dennoch sehr interessant weil er im Kern tatsächlich antikapitalistisch ist. Denn der ewig verschobene Konsum ermöglicht kein Wirtschafts-Wachstum und führt langfristig zu Deflation, was Frugalisten wahrscheinlich freuen würde, weil das Geld dann von selbst an Wert gewinnt. Auf lange Sicht aber auf breiter Basis negative Folgen für die Wirtschaft hätte, weil Arbeitsplätze wegfallen würden. Aber glaube nicht, dass es so weit kommen wird 🙂

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          • Hey JM,

            ist dann das Geld auszugeben nicht auch eine Form von Angst nach deiner Argumentation? Eine der größten Ängste im Zusammenhang mit Sparen ist ja, dass man Angst hat, dass man stirbt, bevor man von dem Geld was „hat“. Fear of missing out ist auch eine Angst die reinspielt, wenn ich kein Geld ausgebe, dann könnte ich ja was verpassen.

            Dabei habe ich von jedem Euro mehr in meinem Depot ja schon heute was. Erstens erfreue ich mich am Wachstum, also an der Zahl die nach oben geht und zweitens erhöht es meine Spielräume einfach enorm. Alles was über die Absicherung im Alter hinausgeht, bedeutet z.B. Zeit & Geld für eine Weltreise, Zeit & Geld für eine Auszeit, ein Unternehmen zu gründen, mich selbstständig zu machen.

            Mit der Zeit lernt man über den Weg mit hohen Sparquoten auch sein Leben immer mehr zu deflationieren. Es fällt immer leichter, auf unnötigen Konsum/Keeping up with the Joneses/unnötiger Luxus, der keinen weiteren Nutzen bringt zu verzichten.

            Natürlich sollte eine Sparsamkeit nicht in Selbstkasteiung ausufern. Zu dritt in einer 46 qm Wohnung finde ich geht maximal, wenn das Kind noch kein eigenes Zimmer braucht. In einer Drei Zimmer Wohnung mit 70 qm hat man später einfach mehr Platz. Auch zu zwei finde ich eine Drei Zimmer Wohnung mit 70 qm nicht einen übergroßen Luxus.

            Wenn ich daran denke, dass wir zu zwei im Lockdown noch in unserer alten teilweise schimmeligen 46 qm zwei Zimmer Wohnung hocken hätten müssen, dann wird mir ganz anders.

            Glücklicherweise haben wir aber eine Wohnung gefunden, die sogar günstiger war als diese alte Wohnung und besser ausgestattet und größer!

            Das ist natürlich ein eher seltener Glücksfall.

            Wie auch immer! Es ist wichtig, dass man seine Konsumpräferenzen kennt und sein persönliches „genug“ herausfindet. Drei Zimmer top, 120 qm 6 Zimmer Haus flop.

            Für jemanden, der eh immer unterwegs ist, dem reicht vielleicht aber auch ein Zimmer in einer WG.

            Nur wird man das nie herausfinden, wenn man quasi den Weg des geringsten Widerstands geht und immer sein Geld weitgehend ausgibt und nur das Allernötigste spart.

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  1. Mich würde interessieren, wie gut man als Berufseinsteiger verdienen muss, um nach 4 Jahre 140k auf die Seite legen zu können!! 2800 Netto auf die Seite legen zu können ist schon heftig. Also manchmal habe ich das Gefühl, dass der Blog ein bisschen an der Normalität der meisten Menschen vorbeigeht…sorry!

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    • „Im Durchschnitt verdienen Berufseinsteiger im Ingenieurwesen 46.600 € brutto im Jahr. Die Ingenieur-Einstiegsgehälter fallen je nach Branche, Beruf und Deinem Hochschulabschluss sehr unterschiedlich aus. Im Schnitt liegen die Brutto-Jahresgehälter für Ingenieur-Absolventen zwischen 40.200 und 52.400 €.“

      Also die Sparquote muss tatsächlich um die 2.500€ gelegen haben. Das Netto dementsprechend bei bombastischen 3.500€ schätze ich. Müssten 65.000€ Brutto sein. Also weit über dem, was ein Ingenieur als Berufseinsteiger verdient.

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        • Das Einstiegsgehalt steigt dann innerhalb der ersten Jahre mit steigender Verantwortung nochmal recht stark an. Wenn er mit z.B. 54.000 € relativ hoch eingestiegen ist und die Gehaltserhöhungen 1:1 in die Sparrate fließen sind die 140.000 € in 4 Jahren sicherlich gut machbar.
          Zumal man ja i. d. R. auch nicht unbedingt bei 0 € startet.

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          • > Zumal man ja i. d. R. auch nicht unbedingt bei 0 € startet.

            Das stimmt allerdings, bei mir war das Konto zum Berufsstart
            ziemlich überzogen, da mir die reichen Eltern gefehlt haben.

            Aber ich denke du meinst ernsthaft i.d.R startet man mit mehr als 0 € ?

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    • Hi Robin,

      danke für deinen Kommentar. Nachfolgend meine Antwort zu deinen Punkten:

      1. Gehalt entspricht nicht dem Durchschnitt
      Mein Gehalt als Ingenieur war sicher überdurchschnittlich – es gibt jedoch trotzdem eine Vielzahl an Menschen, die ähnlich oder mehr verdienen und trotzdem ein Vermögen von 0 haben. Ich kann nur von meiner eigenen Erfahrung berichten, auch wenn diese nicht dem Durchschnitt entspricht. Wie auf geldschnurrbart.de beschrieben, betrug mein Vermögen zum Berufseinstieg rund 12.000€. Die Vermögensentwicklung der nächsten Jahre beinhaltet auch die Kursentwicklung des Aktienvermögens, in das ich rund 80% meines Vermögens investiert habe.

      Lg Florian

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    • Hallo Riese69,

      danke für deine Vorbestellung! Wir haben über 650 Vorbestellungen generiert, was einer Spende von rund 650€ entspricht (Mein Bucherlös ist rund 1€, ja das sind normale Verlagsskonditionen :)) – den Betrag werde ich auf 1.000€ aufrunden und dem Schulprojekt in Argentinien übergeben – vielen Dank!!!

      Ich denke auch, dass das Buch auch für junge Menschen oder Berufseinsteigern eine gute Idee ist, um früh die wichtigen Fragen zu adressieren: Was ist mir wichtig im Leben? Wozu möchte ich mein Geld einsetzen und wie?

      VIel Freude mit dem Buch,
      lg Florian Wagner

      Antworten
  2. Sympathischer Typ. Habe schon häufiger etwas von ihm gelesen. Was ich mich frage: Hat er den Namen Geldschnurrbart wirklich 1:1 von Mr. Moneymustache übernommen? Gibt es eigentlich kein Konkurrenzdenken unter den Frugalisten? Das Wort Frugalist oder auch das Thema „Rente mit 40“ wurde doch maßgeblich von Oliver geprägt?

    Antworten
    • Lieber Timo,

      danke für dein Feedback! Wieso ich den Namen geldschnurrbart.de für den Blog gewählt habe, ist im „Über mich“ Bereicht erläutert. Kurz gefasst: Ich fand den Blog von MMM und die Ideen dahinter so genial, dass ich das Konzept auch im deutschsprachigen Raum weiter verbreiten und meinen eigenen Weg damit dokumentieren wollte – daher der Name geldschnurrbart.de.

      Konkurrenzdenken ist in der Finanzbloggerszene fast nicht vorhanden, was ich toll finde. Wir haben gelernt, dass wir durch Teamwork viel mehr erreichen, das ist sehr angenehm. Oliver habe ich vor 3 Jahren auf der FIWE in Rumänien kennengelernt und uns direkt super verstanden. Unsere Ansicht zum Thema Frugalismus ist sehr ähnlich. Ich habe Oliver vor der Verlagsanfrage, die mich vom Ullstein-Verlag erreicht hat, bereits gefragt, ob er nicht Lust hat mit mir ein Buch darüber zu machen. Oli hat sich hier jedoch gerade auf die Geburt seiner Tochter konzentriert und war auch sonst mit vielen Projekten eingespannt sodass er hierfür keine Zeit hatte.

      Als kurze Zeit später die Anfrage des Ullstein-Verlags kam, ob ich ein Buch zum Thema Rente mit 40 und Frugalismus verfassen möchte, war klar, dass ich Oli als gedanklichen „Sparringspartner“ für das Buch gewinnen möchte. Wir haben uns viel ausgetauscht um das Buch zu dem zu machen, was es heute geworden ist. Vielen Dank an dieser Stelle nochmal an Oli für das wertvolle Feedback und die Ideen, auch für das tolle Vorwort.

      Lg Florian

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  3. Ich habe das Buch als Titelwunsch ggü der Stadtbibliothek vorgeschlagen und leihe es dann auch aus, wenns da ist. Nicht nur wegen mir, sondern damit sich der Gedanke des Frugalismus weiter verbreitet.

    Antworten
    • Liebe Schwaebin,

      danke, das ist eine super Idee. Falls du es nicht in der Stuttgarter Stadtbibliothek gemacht hast, werde ich das ebenfalls dort machen. Hier habe ich große Teile des Buchs geschrieben 🙂 Ich glaube auch, dass unsere Gesellschaft von der Idee hinter dem Frugalismus stark profitiert: Mehr Lebensfreude, Zufriedenheit, Bewusstsein, Nachhaltigkeit und Unternehmertum.

      Lg aus Stuttgart,
      Florian

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      • Hallo Florian, dein Buch habe ich verschlungen und das obwohl ich mich schon länger mit Frugalismus beschäftige. In deinem Buch erwähnst du eine Kalulationstabelle für Ausgaben und verweist auf die Anlagen. In den Anlagen habe ich allerdings keinen Link gefunden. Handelt es sich hier um ein Versehen, bzw. wo kann ich die Excel beziehen? Vielen Dank

        Antworten
  4. Mich wundern solche Schritte nicht. Bei den meisten Frugalisten kommt der Wunsch nach finanzieller Freiheit sicher auch aus der Unzufriedenheit mit dem Hamsterrad generell. Wer Karriere machen will, denkt sicher nicht über Rente mit 40 nach. Auch unter den Nicht-Frugalisten kenne ich viele, die aus Unzufriedenheit hingeworfen haben, ohne etwas Neues zu haben, und dann erst einmal ein „Sabbatical“ einlegen. Ich kann es absolut verstehen und die Vorstellung, noch 10 seiner besten Jahre in einem öden Job verbringen zu müssen, gefällt mir auch nicht. Was, wenn ich mit 45 Krebs bekomme?

    Aber ich kenne eben auch den umgekehrten Fall: Dass man mit seinem Traumberuf oftmals nicht gut Geld verdienen kann. Ich musste mich nach meinem Erststudium deswegen umorientieren und es hat mich mehrere Jahre gekostet, um auf ein Einkommen zu kommen, von dem ich tatsächlich so ordentlich sparen kann, dass die finanzielle Freiheit eine greifbare Möglichkeit wird. Natürlich würde ich auch lieber Bücher schreiben oder *hier typische Aussteiger-Ideen einsetzen*, aber davon könnte ich kaum meine Miete zahlen. Das Einkommen, das er in der Automobilindustrie hatte, muss er als Selbständiger erst mal erreichen. Es ist möglich, aber schwierig, und es wird mehrere Jahre dauern ohne Erfolgsgarantie. Gut, man kann sich auch als prekärer Selbstständiger durchschlagen – Frugalisten sind ja prädestiniert dafür, mit wenig Einkommen auszukommen. Aber ist das dann wirklich erstrebenswert – wenn die finanzielle Freiheit doch wieder in weite Ferne rückt?

    Antworten
    • Liebe Mitleserin,

      danke für deinen Kommentar!

      Im Buch wird schnell klar, dass ich zwar 14 reale Beispielgeschichten von Menschen beschreibe, die tatsächlich mit 40 oder früher nicht mehr auf ein Arbeitseinkommen agewiesen waren, jedoch ist die Zahl völlig irrelevant und für jeden unterschiedlich.

      Ich würde auch nicht pauschal jeden Angestelltenjob als „Hamsterrad“ bezeichnen. Auch im Buch ist z.B. ein Zahnarzt, der seinen Beruf sehr mag und gerne darin arbeitet. Trotzdem arbeitet er an der finanziellen Unabhängigkeit, um mehr Freiheiten im Job zu haben (Zeiteinteilung, wirtschaftlicher Druck vs. Qualität etc.).

      Ich hätte den Schritt in die Selbstständigkeit ohne einen Puffer nie gewagt. Daher hat mir der geschickte Umgang mit Geld hier zum ersten Mal extrem viel für meine Lebensqualität gebracht. Nach der Kündigung habe ich in Ruhe überlegt, was ich als nächstes machen möchte, habe viel ausprobiert und mit neuen Menschen geredet. Ich war gelassen, weil ich wusste, dass ich für 7 Jahre nicht auf ein Einkommen angewesen sein würde – das war sehr erleichternd. Ein Galileobeitrag, Presseartikel und nun ein Verlagsbuch haben sich durch Zufall ergeben – ich hatte aber die Zeit und Lust, die Chancen wahrzunehmen.

      Nebenbei habe ich ein Hobby weiter ausgebaut und berate Firmen im Bereich Suchmaschinenoptimierung. Obwohl ich Geld nicht als Ziel hatte, sondern morgens wieder mit Freude in den Tag zu starten, verdiene ich derzeit bereits mehr als im Angestelltenverhältnis. Das kann als Selbstständiger natürlich schnell wieder anders sein, es fühlt sich jedoch sehr gut an und ich glaube, wenn wir die Dinge machen, die uns Freude machen, folgt auch das Geld. Ohne viel Arbeitseinsatz und die Extrameile geht es natürlich nicht, was aber auch nicht schlimm ist, wenn man Freude dabei hat.

      Liebe Grüße,
      Florian

      Antworten
  5. Zum Einstieg 50.000€ bei 35h/Woche sind durchaus nicht übertrieben für einen Ingenieursjob in einem tarifgebundenen Unternehmen mit > 1000 Mitarbeitern.
    Nach der Probezeit von 6 Monaten kommt noch die Leistungszulage hinzu. Bei freiwilliger Erhöhung der Arbeitszeit auf 38-40h/Woche ist man bereits in den Mitt-Sechzigtausendern (brutto).

    …und in solche Unternehmen kommt man nicht zwangläufig nur durch „Vitamin B“, sondern bereits Ferienjobs, Praktika und Werkstudententätigkeiten bei namhaften Firmen während des Studiums können einem den Weg ins Wunschunternehmen ebnen.

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    • Hallo Harry,

      genau, ich bin nach dem Wi.-Ing. Studium (Master, KIT Karlsruhe) in das internationale Traineeprgramm beim Automobilzulieferer eingestiegen und das Einstiegsgehalt laut IG Metall waren knapp 50k € pro Jahr. Nach 4 Jahren waren es knapp 80k €, Mehrarbeit mit eingerechnet (Habe im Schnitt 40h gearbeitet). Vitamin B hatte ich null, jedoch einen Lebenslauf mit Auslandspraktika etc. Werkstudentenjobs/Praktika helfen nicht nur für den Einstieg sondern haben mir vor allem mein Praxiswissen vermittelt, das im Studium zu kurz kommt.

      Lg Florian

      Antworten
  6. Ich habe mir das Buch am Wochenende bei Amazon bestellt. Ich freue mich immer, wenn man solche schönen Geschichten lesen kann. Es sind die kleinen Dinge des Lebens, die Erlebnisse, die einen glücklich machen. Erlebnisse haben nichts mit Geld zu tun, es muss nicht teuer Reisen in der First Class sein, ein schöner Spaziergang im Grünen und dann zum See zum Baden mit der Familie ist auch ein tolles Erlebnis.

    Antworten
    • Liebe/r IMHAMSTERRAD,

      danke für die Buchbestellung! Wünsche dir viel Freude mit dem Buch!
      Ja es sind meistens Erlebnisse und soziale Beziehungen, die uns glücklich machen – das ergaben auch die wissenschaftlichen Glücksstudien, die ich im Buch erwähne. Eine teure Reise oder Luxusurlaub kann auch nett sein, wenn wir es jedoch wirklich ganz bewusst für uns selbst machen und nicht aus Unsicherheit um auf Instagram den Nachbarn zu beeindrucken. Ich lerne immer noch ständig dazu, was mir tatsächlich langfristig Freude bringt und was nicht – hierdurch kann ich heute diese Freude viel effiziente (mit weniger Geldeinsatz) erreichen als noch vor ein paar Jahren.

      Liebe Grüße,
      Florian

      Antworten
  7. .. Guten Tag, allerseits!

    Bin wieder mal auf die Seite aufmerksam geworden und habe mit Freude entdeckt, dass es nun ein Buch zu diesem Thema gibt. SUPER! Habe sofort die Bibliothek Leipzig angefragt, ob sie diesen Titel mitaufnehmen können (auch im Sinne der Frugalisten). Im Handel werde ich es mir anschauen, in die Hand nehmen und die ersten Seiten lesen.. und den Rest fürs Zuhause aufbewahren.

    Weiter so!

    Tanja

    Antworten
  8. Ich kenne Florian Wagner und seinen Blog schon mehrere Jahre und meine Vorfreude war sehr groß als er das Buch angekündigt hat. Nachdem es am Freitag endlich bei mir angekommen war, hab ich es innerhalb von weniger als 2 Tagen verschlungen! Ich kann mich nicht erinnern, wann mir so etwas das letzte Mal passiert ist.

    Mich interessiert das Thema Frugalismus, Minimalismus und Finanzielle Freiheit schon mehrere Jahre und ich hab dazu schon einiges an Englischen Büchern gelesen. Meiner Meinung nach ist dies zum jetzigen Zeitpunkt mit Abstand das beste Deutsche Buch zu dem Thema! 🙂

    Ich hab durch das Lesen des Buchs weitaus mehr dazu gelernt als ich gedacht hätte. Vor allem die Geschichten und Erfahrungen, die im Buch verteilt sind, fand ich sehr inspirierend, da ich mich sehr gut in die Situation hineinversetzen konnte. Auch die Praxisaufgaben am Ende der Kapitel fand ich eine super Idee!

    Ich kann Rente mit 40 jedem nur wärmstens empfehlen!

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