Meine heutige Geschichte beginnt, als ich im Alter von 7 Jahren mit meiner Familie in eine neue Stadt umzog. Gleich um die Ecke von unserem neuen Zuhause gab es eine Zweigstelle einer bekannten Geschäftsbank, bei der mir meine Eltern schon bald nach unserem Umzug ein Sparbuch eröffneten. Immer wenn ich nun von Oma und Opa ein paar Mark zugesteckt bekam, ging ich zu der netten Dame am Schalter und ließ mein frisch erworbenes Geld auf mein Sparbuch einzahlen. Die Dame nahm dafür das Geld an sich und steckte das Sparbuch in ein merkwürdiges Gerät. Dann machte es ein paar Mal brrrrrrrt, brrrrrrt und ich bekam mein Sparbuch mit einer neuen eingedruckten Zeile darin wieder: EINZAHLUNG +10.00 DM oder so etwas in der Art stand dann dort.
Manchmal gab es sogar eine zweite Zeile, die ich aber damals noch nicht genau verstand: ZINSEN +0.75 DM. Was das zu bedeuten hatte, mussten mir meine Eltern erstmal erklären: Ich bekam als Belohnung fürs Sparen noch zusätzlich ein bisschen Geld geschenkt. Das gefiel mir natürlich gut. Und die Bank hatte sich sogar noch etwas Besonderes einfallen lassen: Pro zwei Mark, die ich auf mein Sparbuch einzahlte, bekam ich einen kleinen Aufkleber, den ich auf ein dafür vorgesehenes Felder auf ein Poster klebte, das ich zuvor von der Bank bekommen hatte. Wenn alle Felder auf dem Poster mit Aufklebern gefüllt waren, konnte ich es zurück zur Bank bringen und bekam als Belohnung für mein fleißiges Sparen ein kleines Geschenk – ein Spielzeug, Buntstifte oder eine Baseball-Cap.
Als ich 18 war hatte ich durch diese regelmäßigen Spareinzahlungen und durch meinen Nebenjob, den ich ausübte seit ich 15 war, schon ein hübsches kleines Sümmchen angespart. Mit meinem Geld betrieb ich damals sogenanntes Tagesgeld-Hopping: Ich eröffnete immer bei der Bank ein Tagesgeldkonto, die aktuell die höchsten Zinsen anbot, und ließ mein Geld dann dort für mich arbeiten. Zu dieser Zeit gab es für Tagesgeld noch rekordverdächtige 3,5 oder sogar 4 Prozent Zinsen – der blanke Wahnsinn. Da ich mein Geld dadurch öfter von einem Tagesgeldkonto zum nächsten überwies und mein Girokonto, das ich mittlerweile bei meiner Hausbank eröffnet hatte, als Referenzkonto diente, sah meine Bank ab und an ein paar Tausend Euro durch mein Girokonto wandern. Ich hatte also Geld. Und ich war 18 Jahre alt. Was ich damals nicht ahnte: Damit war ich für meine Bank das perfekte Opfer.