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Welche Partei wählt man als Frugalist?

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Hi PanameraFlow

Der Staat braucht Steuern, vor allem für Pensionslasten, mit rund 800Mrd. fast doppelt so hoch wie der gesamte Bundeshaushalt. Ein Frugalist der in der Erwerbsphase gut verdient, darf auch gerne Steuern zahlen - so finde ich.

Die 42% von Andreas oben genannt ist der Spitzensteuersatz. Wir reden von Durchschnittssteuersätze auf die gesamten Einkünfte. Die 25% Kapitalertragsteuer fallen auf den 1. € nach 801€ Freibetrag an. Zu zahlen auf Dividenden, Zinsen und Veräußerungsgewinne von Kapitalanlagen.

Das Finanzamt prüft mit der Anlage KAP die sog. Günstigerprüfung. d.h. liegt die Besteuerung aller Einkünfte unter 25% bekommst du die Differenz erstattet.

Beispiel:

1.

Ich plane zu FIRE mind. 3.000€ netto zu benötigen. Dazu bräuchte ich 3.500€ Kapitaleinkünfte. Die durchschnittliche Steuerlast läge bei 14,4% oder 500€ p.M..

2.

Hätte ich keine Kinder würden mir trotz PKV 2.000€ genügen. Es wäre ein Bruttokapitalbedarf von 2.100 notwendig, die durchschnittliche Steuerlast wäre dann bei 100€ p.M..

3.

Hätte ich keine eigene Immobilie bräuchte ich in meiner Ecke gut 1.500€ KM mehr netto für eine ausreichend große Wohnung. Mein monatlicher Kapitalbedarf läge dann bei 5.900€ brutto, die Steuerlast bei 1.375€, oder durchschnittliche 23,5%.. Netto 4.500€

Der Rechnung habe ich einen Jahresfreibetrag von 6.000€ angenommen für KV, freie. GRV und Sparerpauschbetrag. Du siehst selbst mit dem Szenario 3 liegt man derzeit unter den 25% Kap..

Bei einer Dividendenstrategie wäre es so wie oben beschrieben. Bei einer Entnahme aus einem thesaurierenden ETF wäre die Besteuerung viel geringer als oben dargestellt. Hier wird nach dem FiFo Prinzip entnommen. D.h. es sind zu einem beträchtlichen Teil eingezahlte Beträge in der Entnahmerate die nicht steuerpflichtig sind. Mit entsprechendem Ausgangskapital und einer sicheren SWR hast du gleich der Dividendenstrategiestatistisch keinen Kapitalverzehr sondern es wächst weiter.

Für Singles wie dich und Andreas mit einer fiktiv bezahlter Immo und 2.000€ Monatsbedarf fallen ab FIRE keinerlei Steuer an.

Ich denke dieses FIRE Szenario dürfte falls es einem mental liegt nahe am Optimum sein und einem aus dem bösen Wort mit "Z" befreien, wegen dem Privatier hier nicht mehr mitschreibt 😉

Von daher nicht auf die FDP warten und nicht von linker Panik anstecken lassen, sondern einfach anfangen und über eine eigene Wohnung nachdenken.

Zitat von Muslime_Frugi am 22. März 2021, 22:34 Uhr

Der Staat braucht Steuern, vor allem für Pensionslasten, mit rund 800Mrd. fast doppelt so hoch wie der gesamte Bundeshaushalt.

Erstmal ja, der Staat braucht Steuern, aber nicht vor allem für Pensionen, auch wenn Schlagzeilen, die den Schluss nahelegen, sich recht gut verkaufen würden. Natürlich sind Pensionen ein Faktor, sicher auch kein zu vernachlässigender, doch sind sie nicht der größte Posten im Budget. Der größte Posten des Bundeshaushalts sind die Zuschüsse zur gesetzlichen Rentenversicherung, mit etwa 1/3 des jährlichen Bundeshaushalts. Da macht sich halt keiner die Arbeit, auszurechnen, wie viel Geld man zurücklegen müsste, um das zu stemmen, und es auf die Titelseite zu drucken. Der Bund zahlt derzeit etwa 100Mrd. Zuschuss zur gesetzlichen Rente, Bund und Länder zahlen zusammen wohl etwa 70Mrd für Altersversorgung pensionierte Beamter. Zu den etwa 2 Billionen Euro, die als Pensionslast von Bund und Ländern angegeben werden, könnte man über den Daumen vielleicht 3 Billionen für die Rente ansetzen. Verteidigung wird auch nicht billiger, auch da könnte man Lasten im 12-stelligen Bereich ansetzen - nur weil weniger Menschen arbeiten, braucht man ja nicht weniger Sicherheit. Und auch andere Sozialleistungen werden anfallen, wollte man dafür Rückstellungen bilden, wären auch das Billionen (alleine Zuschüsse zur GKV werden sich in den nächsten Jahrzehnten zu 11-stelligen Beträgen summieren, es gibt dann auch noch so Sachen wie Hartz IV). Dann kommt auch immer mal was dazwischen, was die Euro-Krise mal gekostet haben wird, weiß man nicht, für die Flüchtlingskrise wurden Beträge im Billionenbereich genannt, die über die nächsten Jahrzehnte anfallen würden, und auch Corona wird den Staat sehr viel Geld gekostet haben.

Bei den Beamten und deren Pensionen lässt sich das gut abschätzen, und der Staat sollte wohl entsprechende Rückstellungen bilden (und tut es nicht so richtig) - von daher kursiert diese Zahl, die sich immer gut für eine Schlagzeile eignet. Aber es ist nur ein Teil der Lasten, die anfallen werden, und nicht der größte.

Weiß nicht, was die Leute haben - wenn es an die Berufswahl geht, ist das mit der Beamtenlaufbahn wohl irgendwie nicht das richtige (wir haben ja kein Kastenwesen, jeder kann sich bewerben, Polizei sucht immer Leute, "Lehrermangel" hört man auch öfter mal, Richter gibt es auch nicht genug...), und dann finden sie, dass es "denen" einfach viel zu gut geht...

 

Hi N

Das ist alles so falsch und durcheinander dass ich mir keine Mühe mache die Zahlen des Bundeshaushaltes und die Pensionslasten hier darzustellen. Kann ja jeder selbst googeln und sich die richtigen Zahlen anzuschauen kein Rocket Sience.

Wenn Dir das alles zu viel Arbeit isz,  definiere doch mal bitte wenigstens den Begriff "Pensionslasten" - den hast Du ja ins Spiel gebracht.

Dann erkläre doch bitte, warum man die Steuern vor allem dafür zahlt, das ist Deine Aussage.

Wenn ich da etwas falsches geschrieben habe, bitte ich höflichst um etwas konkretere Hinweise, es wäre mir unangenehm, wenn ich Unwahrheiten in die Welt gesetzt hätte, die nicht korrigiert werden. Nicht nur an Muslimefrugi gerichtet, sondern an jedermann.

Zitat von Muslime_Frugi am 22. März 2021, 22:34 Uhr

 

1.

Ich plane zu FIRE mind. 3.000€ netto zu benötigen. Dazu bräuchte ich 3.500€ Kapitaleinkünfte. Die durchschnittliche Steuerlast läge bei 14,4% oder 500€ p.M..

 

Ja, das verstehe ich 😀 Aber ich verstehe nicht inwiefern es schlecht sein soll, wenn die Abgeltungsssteuer abgeschafft werden würde, weil die ~15% ja weniger sind als die 25% von der Abgeltungssteuer.

Zitat von Muslime_Frugi am 22. März 2021, 22:34 Uhr

 

2.

Hätte ich keine Kinder würden mir trotz PKV 2.000€ genügen. Es wäre ein Bruttokapitalbedarf von 2.100 notwendig, die durchschnittliche Steuerlast wäre dann bei 100€ p.M..

 

Das wiederum verstehe ich leider nicht 🙁  die 100€ von den 2100€ wären ja nur knapp 5%, wie bist du auf diese Zahlen gekommen?

Zitat von Muslime_Frugi am 22. März 2021, 22:34 Uhr

 

und einem aus dem bösen Wort mit "Z" befreien, wegen dem Privatier hier nicht mehr mitschreibt 😉
 

Komm grad nicht drauf, hilf mir auf die sprünge 😕

Hi PanameraFlow

die Rechnungen habe ich hiermit gemacht: https://www.nettolohn.de/

Du setzt einfach die AV und RV auf "nicht gesetzlich versichert" und die KV auf "privat versichert" und trägst als Beitrag 1€ ein. Dann kannst du mit Einkünftem spielen und sehen was du Stand Steuergesetzgebung heute als Privatier an Steuern zu zahlen hättest. Und es zeigt halt auch den Vorteil die Kosten niedrig zu halten, bspw. durch eingesparte Miete!

Im Ergebnis siehst du dann, dass ein waschechter Frugalist sehr wenig Steuern zahlt. Und selbst ein Fat FIRE Frugi nur schwer über die 25% kommt. Den Rest muss dir Andreas erklären. Ich hab ja auch nicht verstanden was er gemeint hat.

Privatier hat sich nach der Zins.... Diskussion hier verabschiedet...leider...

 

Zitat von Muslime_Frugi am 23. März 2021, 11:16 Uhr

Hi N

Das ist alles so falsch und durcheinander dass ich mir keine Mühe mache die Zahlen des Bundeshaushaltes und die Pensionslasten hier darzustellen. Kann ja jeder selbst googeln und sich die richtigen Zahlen anzuschauen kein Rocket Sience.

ich sehe - in meiner Perplexität habe ich da etwas übersehen.

Zunächst zur Perplexität: Ich lese hier ja schon einige Zeit mit - und machte mir natürlich auch ein Bild vom einen oder anderen Forenten. Daher war ich zunächst überrascht, soetwas (geht doch sehr hart in Richtung Stammtischweisheit) von deiner Seite zu lesen. Dann war ich perplex ob der Reaktion - die ja jetzt nicht wirklich sachlich ist. Als läge es daran, dass ich die Zahlen nicht im Kopf hätte oder zu dumm für Google wäre (bei der Pensionslast habe ich das sogar bemüht - die ungefähre Größenordnung des Bundesetats werden wir wohl beide im Kopf haben). Ich muss sagen, auch das hätte ich - ausgehend von dem, was ich bisher las, so nicht erwartet - auf die Person geht macht man ja eher Regel nicht, wenn es einem um die Sache geht.

Also auch wenn das jetzt keine Diskussion ist, die ich weiterführen sollte, versuche ich doch zurück zur Sache zu kommen:

Ich übersah, was dein "Argument" impliziert:

Zum einen impliziert es, ich hätte in Frage gestellt, dass die Zahlen so sind, wie sie sind. Dazu ist zu sagen: Habe ich nicht. Die Zahlen sind so, Pensionslasten sind höher als der Bundesetat.

Dann impliziert es, dass sich aus den beiden genannten Größen folgern ließe, dass Steuern vor allem zum Zweck der Alimentierung pensionierter Beamter verwendet werden. Das tut es doch überhaupt nicht. Genau das war mein Punkt - der sich nicht dadurch widerlegen lässt, dass die Pensionslast aktuell deutlich höher ist, als der Bundeshaushalt. Die Pensionslast ist eine Größe, die sich auf einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten bezieht, Bundeshaushalt bezieht sich auf ein Jahr. Daraus kann man nicht ernsthaft den Schluß ziehen, dass man Steuern vor allem für die Pensionen zahlt. Ein paar Zahlen nehmen, und so hinbiegen, dass sie zu einem Ergebnis passen, das einem irgendwie in den Kram passt?

Um zurück zum eigentlichen Thema zu kommen:  Ich antwortete überhaupt nur, weil mir dieses "Wir zahlen nur für die Pensionen der faulen Beamten" irgendwie gegen den Strich geht. Weiß nicht, wenn es denn so wäre, dass jetzt wirklich der Großteil der Steuern für Pensionen aufgewendet werden müsste   könnte ich nachvollziehen, dass man sich drüber aufregt. Was mache ich aus der Tatsache, dass vernunftbegabte Menschen da schnelle Schlüsse ziehen?

Ich sehe das nicht als isoliertes einmaliges Phänomen. Wenn man etwas sucht, kommt man schnell auf Schlagzeilen semiseriöser Blätter, die genau diese Botschaft verkaufen wollen. Sowas verkauft sich, die Leute wollen das lesen. Wir sind wohl schon eine relativ neidische (und bequeme) Gesellschaft. Auf der einen Seite will man tendentiell gewisse Sachen nicht machen - auf der anderen Seite gönnt man den Leuten, die es machen nicht, dass sie etwas davon haben. Das haben wir bei Beamten "die faulen Säcke, und erst nichts arbeiten, und dann kriegen sie auch noch eine fette Pension dafür" - bei Vermietern ist das nicht viel anders "diese gierigen Typen, bekommen Geld für nichts" - und ich würde sagen, das bezieht sich auch Menschen ein, die viel Geld in Aktien haben, und von deren Erträgen leben wollen. Sowas empfinden viele Menschen als unanständig.

Eine solche generelle Gefühlslage kann politisch genutzt werden. Wozu das führen kann, sieht man bei den Immobilien in Berlin. Da gibt es massive Eingriffe ins Eigentum. So ganz ausschließen, dass da in den nächsten Jahrzehnten Regelungen kommen, die für Leute, die dieses FIRE mit Aktien machen, unangenehm werden könnten. Wen sollte man als Frugalist wählen, wenn man das nicht will? Freue mich, kein Frugalist in diesem Sinne zu sein... ich schaue schon etwas auf's Ganze, Parteien, die auf Neid, Angst oder Haß setzen, schließe ich für mich aus.

 

Hallo Namin

ich möchte mich bei dir handreichend entschuldigen!

Pensionslasten sind nicht die jährlich gezahlten Pensionen. Da lag ich falsch. Deshalb bedauere ich auch dich persönlich angegangen zu haben, das war so nicht meine Absicht.

Neid, Hetze und Hass zu streuen finde ich auch ganz, ganz schlechte Tugenden, die leider funktionieren um Menschen einzufangen. Da sind wir "on the same page". Deine Worte haben mich zum Nachdenken angeregt wieviel Neid doch in meinen Gedanken und Urteilen eine Rolle spielen können? In der Selbstreflektion empfinde ich mich als recht neidfrei. Ungleichheit, mein teils übersteigerter Gerechtigkeitssinn gepaart mit halbarabischem Temperament treiben mich manchmal etwas abseits der Spur.

Gegen den Beamten als Mensch habe ich nichts. 70% meiner Verwandten und lieben Freunde sind welche. Meinen Kindern würde ich bei Vereinbarkeit mit ihren Wünschen und Neigungen eher zur Beamtenlaufbahn raten.

Dennoch ist mir Raum für sachliche Kritik und meine eigene Meinung gebildet aus meiner Wahrnehmung wichtig. Das Beamtentum so wie es aufgestellt ist halte ich für dringend reformbedürftig. Viele Berufsgruppen sind da falsch platziert. Es haben sich über Jahre Privilegien aufgebaut die ich als nicht gerecht empfinde. Nicht bei den kleinen und mittleren Beamten aber ab höherer Dienst so ab A13.

Den viel entschiedeneren Vorzug als die monetären Dinge sehe ich darin, dass Beamte weitestgehend frei von einem effizienzgetriebenen Wettbewerb sind und so -sofern sie das wollen- eher länger durchhalten. Der Dienstherr zeichnet sich durch eine höhere Fürsorgepflicht aus. Diese Tatsachen wirken sich auf das gesamte Umfeld aus. Ich merke in Gesprächen mit meinen verbeamteten Verwandten und Freunden, dass sie meine Welt nicht nachempfinden können. In der marktwirtschaftlichen Realität werden Arbeitnehmer oft >55 herausgedrängt. Deshalb wäre ich auch vorsichtig mit Urteilen zu ALG1 wie im parallelen Vorstellungsfaden von Semi-Rentner. Das ALG1 ist für die Allgemeinheit oft günstiger als lange Behandlungen aufgrund psychischer Erkrankungen.

Also nichts für ungut und weiter streitbare Diskussionen hier.

 

Zitat von Muslime_Frugi am 23. März 2021, 15:59 Uhr

Hi PanameraFlow

die Rechnungen habe ich hiermit gemacht: https://www.nettolohn.de/

Du setzt einfach die AV und RV auf "nicht gesetzlich versichert" und die KV auf "privat versichert" und trägst als Beitrag 1€ ein. Dann kannst du mit Einkünftem spielen und sehen was du Stand Steuergesetzgebung heute als Privatier an Steuern zu zahlen hättest. Und es zeigt halt auch den Vorteil die Kosten niedrig zu halten, bspw. durch eingesparte Miete!

Im Ergebnis siehst du dann, dass ein waschechter Frugalist sehr wenig Steuern zahlt. Und selbst ein Fat FIRE Frugi nur schwer über die 25% kommt. Den Rest muss dir Andreas erklären. Ich hab ja auch nicht verstanden was er gemeint hat.

Privatier hat sich nach der Zins.... Diskussion hier verabschiedet...leider...

 

Fangen wir vielleicht erstmal so an, dass ich dir in vielerlei zustimme:

Ja man kann durch bestimmte Strategien wie thesaurierende Geldanlagen die Versteuerung weit nach hinten schieben und anschließend bei moderater Entnahme wird man nicht über 25% Steuern zahlen - auch nicht bei Abschaffung der Abgeltungssteuer.

Wie ich zuvor sagte bedingt dies aber auch dass man es genauso macht. Wer z.B. im Alter von Aktien in Anleihen umschichten möchte oder sich eine Immobilie kaufen will und dadurch ein größeres Aktienvermögen verkauft, müsste dieses bei Abschaffung der Abgeltungssteuer über 25% versteuern.

Nach aktueller Idee der FDP wären Kursgewinne von Aktien nach einer fünfjährigen Haltefrist steuerfrei, also weder die Kapitalertragssteuer noch eine persönliche Einkommenssteuer zu entrichten.

Zum Thema Beamte und Pensionslasten

Vorneweg: Ich bin parteiisch weil ich Beamter bin.

Beamte haben Vor- und Nachteile.

pro:

  • Unkündbarkeit
  • gute Versorgung im Krankheitsfall (Fortzahlung der Bezüge)
  • hohe Mindestversorgung bei Dienstunfähigkeit
  • gute Bezahlung bei Berufseinstieg und während der Ausbildung

contra:

  • schlechte Bezahlung in Spitzenpositionen im Vergleich zur freien Wirtschaft
  • generell altbackende Strukturen und nur sehr langsame Aufstiegsmöglichkeiten
  • keine längere Beurlaubung möglich, keine vorzeitige Beendigung des Dienstes möglich, keine Teilzeit unter 50% möglich

Für einen Frugalisten ist das Beamtenverhältnis m.E. schlecht, weil ein Ausstieg mit z.B. 40 nicht möglich ist, es sei denn man scheidet komplett aus dem Dienstverhältnis aus und lässt sich zu seinen Ungunsten nachversichern etc. Besonders bitter: die größten Vorteile des Beamtentums ergeben sich erst im Alter und vor allem wenn mal was schief geht -> Krankheit etc.

Wer Beamter wird, sollte dies für sein Leben lang wollen, denn so ist das Verhältnis beiderseits ausgelegt.

Die Pensionslasten in den öffentlichen Haushalten sind hoch, aber im Grunde vergleichbar zu den Rentenansprüchen von ähnlichen Tarifbeschäftigten. Der durchschnittliche Beamte arbeitet oft 45 Jahre + X, Männer i.d.R. lebenslang Vollzeit. Schaut man sich einen ähnlich qualifizierten Arbeitnehmer in der Privatwirtschaft an, der ähnlich viel arbeitet, ist dessen Rente fast identisch mit der Pension des Staatsdieners.

Der größte Unterschied: Die Rentenlast entsteht sofort, weil sofort in die Rentenversicherung eingezahlt werden muss. Die Pensionslast entsteht erst zum Pensionsantritt. Das trieb früher viele Städte dazu lieber Beamte einzustellen um die Ausgaben in die Zukunft zu verlagern. Heute rächt sich: Die ganzen geburtenstarken Jahrgänge und vielen eingestellten Beamten gehen jetzt in Pension und erzeugen jetzt "völlig unerwartet" 🙄 Kosten.

M.E. gereicht das Beamtenverhältnis zum beiderseitigem Vorteil. Der Beamte hat die Sicherheit, der Dienstherr hat einen 100% treuen Diener. Im Notfall kann der Dienstherr per Federstrich die Besoldung kürzen, die Arbeitszeit erhöhen, eine andere Arbeit zuordnen und den Bürotiger sogar zur Müllabfuhr abkommandieren. Es gibt kein Streikrecht und sogar ins Privatleben darf der Dienstherr eingreifen und z.B. Nebentätigkeiten untersagen. Allerdings würde ein kleiner Kreis von getreuen Beamten ausreichen und nicht wie es heute gelebt wird etwa 30-40% der Mitarbeiter im öffentlichen Dienst zu verbeamten. Beamte gehören für mich in die Zentralbereiche der Verwaltung (Verwaltungssteuerung, Finanzwirtschaft) und in die Gefahrenabwehr (Feuerwehr, Polizei), aber nicht jeder der einen Personalausweis aushändigt muss verbeamtet sein.

Zum eigentlichen Thema: Egal ob Renten oder Pensionen -> Diese Leistungen müssen gezahlt werden. Menschen haben sich ihr Leben lang darauf verlassen und ihr Leben darauf geplant. Insofern empfinde ich die Diskussion müßig.

Zitat von Muslime_Frugi am 24. März 2021, 9:13 Uhr

Hallo Namin

ich möchte mich bei dir handreichend entschuldigen!

Entschuldigung angenommen!

Was den Neid angeht - den kenne ihn schon auch von mir selbst, und nicht nur diesen, sehe zu, damit gut zurecht zu kommen. Und ja, ich lag schon mal sachlich daneben.

Was das Beamtentum angeht - war selbst leider, oder zum Glück, nicht klug genug, diese Laufbahn einzuschlagen. Bin da aber trotzdem sicher nicht ganz neutral, gibt da eine relativ hohe Quote in Familie und Freundeskreis.

Was ich hier in unserem Land neben Neid auch irgendwie ausmache, ist eine relativ weit verbreitete "Kundenmentalität" - man hat den Anspruch, dass die da oben alles machen, und meckert, wenn es nicht gut läuft. Also nicht alle, aber relevante Wähleranteile, die sich mit einfachen Lösungen fangen lassen. Also irgendwer sollte z.B. Wohnungen zur Verfügung stellen, wenn ich keine finde, meckere ich, wenn sie zu teuer sind, ebenso, und die sollen dann halt die Mieten deckeln, oder irgendwas. Das Ding ist halt: Der Staat sind ja eigentlich wir (das Volk ist der Souverän). Man sieht das jetzt z.B. bei Corona ganz gut - "die da oben" trauen sich gar nicht so richtig was zu machen, zu groß die Angst, vom Wäher abgestraft zu werden (ich finde, sie trauen da oft etwas zu wenig zu - gut, weite Teile der Medien bedienen die Kundenmentalität schon auch). Also es nicht so, dass wir jetzt für "die" und deren Pensionen arbeiten. Es ist andersherum. Die arbeiten für uns, wir haben sie eingestellt - natürlich muss man sie dafür in irgendeiner Weise bezahlen.

Natürlich kann man da hinterfragen, und wenn es was zu reformieren gibt, sollte man das machen. Es wurde auch schon viel geändert. Bei Post, Telekom und Bahn werden z.B. schon lange keine Beamten mehr eingestellt. Vieles ist auch nicht mehr so angenehm wie früher - der Job an sich ist oft wohl deutlich stressiger, als früher, aber auch so Sachen wie die Beihilfe sind nicht mehr so, wie sie mal waren.

Wenn man in andere Zeiten und/oder Länder schaut: Man muss Beamte gar nicht toll bezahlen, oder sonstige Vergünstigungen geben, es gibt auch Positionen, auf denen man auch sonst gut Geld verdienen kann. Natürlich gibt es das bei uns sicher auch - aber ich fand mich in meinem Leben noch nie in einer Situation, in der ich das Gefühl hatte, irgendwem 50€ oder so stecken zu müssen, damit irgendwas geht, oder mal weggeschaut wird. Mit der Pension erkauft man sich auch Loyalität. Wenn ein Beamter sich einen anderen Job sucht, verliert er seine Pension. Wenn er sich was zu Schulden kommen lässt, verliert er auch seine Pension. Er wird dann wohl nachversichert - aber das ist deutlich schlechter.

Bin ja generell ein Freund von Vereinbarungen, die eingehalten werden, unser Staat sollte das schon machen. Wenn wir jemanden zu bestimmten Konditionen einstellen, müssen diese Konditionen gelten. Wir erwarten ja auch, dass er seine Arbeit so macht, wie das vorher vereinbart wurde. Die Pension ist Teil des Deals, man kommt da wenn, nur bei Neueinstellungen aus der Nummer raus, oder man hat eine Beamtenschaft, die zu Recht angepisst ist (und vermutlich am Ende vor Gericht gewinnt) ... eine Belegschaft, die nur Dienst nach Vorschrift macht, kostet auch. Nur noch Angestellte einstellen? Versuche, nur bei neu-Verbeamteten zu sparen, werden ja normalerweise vom Verfassungsgericht kassiert.

Man muss auch schauen, seine Stellen mit guten Leuten besetzen zu können. Wenn man einfach den Betrag der Besoldungstabelle als sozialversicherungspflichtiges Gehalt zahlen wollte, oder oder einfach nach TV-L bezahlt, bietet man schlechtere Jobs an. Wenn man die 20% für die Rentenversicherung auf's Gehalt draufpacken würde, damit da jedes Monat ähnlich viel auf dem Konto ankommt, hat man auch schon höhere Kosten. Und der Job ist damit immer noch schlechter, als er verbeamtet wäre, bei der Pension kommt einfach mehr raus, als bei der Rente. Wenn man das kompensieren möchte, müsste man wohl (zumindest in kritischen Positionen) auch noch mal mehr bezahlen. Wenn man die Leute - auch in Phasen mit brummender Wirtschaft - halten will, und Anreize setzen will, dem Arbeitgeber gegenüber loyal zu sein, müsste man wohl nochmal mehr zahlen - vor allem für Beamte in kritischen Positionen. Wenn man das nicht macht - bekommt man Probleme, Stellen zu besetzen. Also so viel sparte man wahrscheinlich gar nicht, vor allem nicht in der Gegenwart, und erst recht im Sinne einer Einsparung, bei der man vergleichbare Leistung für weniger Geld bekommt. If you pay peanuts, you get monkeys.

Man sieht es in Berlin, da haben sie ziemlich konsequent Lehrer nur noch angestellt. Mit dem Effekt, dass Lehrer abwandern. Das ist der kurzfristige Effekt, bei gegebenen benachbarten Bundesländern, die noch verbeamten. Langfristig würden wohl immer weniger junge Leute auf die Idee kommen, eine etwa achtjährige größtenteils unvergütete Ausbildung auf sich zu nehmen, um diesen Job zu machen. In vielen Fächern findet man jetzt schon zu wenig ausgebildete Lehrer, auch in Ländern, die verbeamten. Die Schule ist noch nicht der kritischste Bereich, es gibt z.B. auch Richter und Staatsanwälte, oder Steuerfahnder, die haben alle eine Expertise, die in der freien Wirtschaft wirklich gut Geld bringen könnte, und die sitzen auch auf Posten, die sich potenziell auch gut "monetarisieren" ließen- da ist die gute Pension auf jeden Fall wirklich ein billiges Mittel, Personal (loyal) zu halten.

Ich sage mal: Es sieht auf den ersten Blick schlimmer aus, als es ist. So ein gewisser Neid ist ja auch nicht nur schlecht, hilft wahrscheinlich, dass mehr Leute den Job machen wollen (ich wäre ja mit 20 nicht auf die Idee gekommen...),  und vielleicht sind die Beamten dann auch zufriedener, was auch viel wert wäre.

 

Hi N und Andreas,

 

ich finde es toll, ich finde es toll über ein Thema wie Beamte vs. Angestellter diskutieren zu können ohne auf ein emotionales Stammtischniveau abzudriften. Wenn es um Politik, Steuern und gesellschaftlichen Lastenausgleich geht ist dieses Thema sicher auch gut in diesem Faden aufgehoben.

Wahrscheinlich ist die Wiese immer auf der anderen Seite grün? In jüngeren Jahren war ich viel zu umtriebig und hätte nicht in eine Beamtenstruktur gepasst. Heute sehe ich gesamtheitlich die Vorzüge des Beamtenstatus durchaus anders. Ich selbst bin im außer Tarif in einem größeren Konzern auch in einer privilegierten Minderheit. 80% der Akademiker sind im Tarif Bereich. 3/4 der angestellten AN arbeiten bei KMUs. Da werden teils auch gute Gehälter gezahlt, aber durchschnittlich ehr weniger als bei größeren Konzernen.
Da ist ein A13 Beamter im Mittel gut aufgestellt und das pauschale Argument was oft von Beamten kommt, das "in der Wirtschaft besser verdient wird" stimmt so nicht.

Der aber entscheidendere Vorteil als die Gesamtvergütung über die Lebenszeit liegt meiner Ansicht nach mentalen Gesundheit und Rahmenbedingungen die das seelische Gleichgewicht fördern. Beamte nehmen häufiger an Bildungsurlauben teil, gehen eher in therapeutische Langzeitmaßnahmen wenn notwendig, haben eine geringere Scheidungsquote und ein ausgeglicheneres Privatleben und werden nicht vor dem eigentlichen Rentenalter durch Arbeitsverdichtung und wegen Kostenoptimierungen aus dem Job gedrängt.

Alles rein subjektiv statistische Erhebungen...

hier noch ein Artikel zur Gegenüberstellung:

https://app.handelsblatt.com/karriere/staatsdienst-modellrechnung-lohnt-es-sich-beamter-zu-werden/26739748.html?ticket=ST-1581062-6kjix6Owj0EP3qHQTmW1-ap1

Da wir laut den aktuellen Umfragen wohl mehr oder weniger sicher rot rot grün bzw grün rot rot bekommen werden, frage ich mal ganz konkret: was genau heisst das jetzt für uns Anleger?

Kann man schon irgendwelche Vorbereitungen treffen eventuell? Oder einfach buy and hold bis der Spuk wieder vorbei ist.

Könnte man eventuell sogar die Abschaffung der Abgeltungssteuer und das anheben des grundfreibetrags irgendwie für sich nutzen in dem man zum Beispiel die Arbeitszeit und somit sich das Gehalt in seinem aktuell haupjob reduziert?

Ich mach da überhaupt nix. Das letzte Mal, als rot-grün dran war, kam statt Sozialismus und Pazifismus der erste Angriffskrieg von deutschem Boden und die größte neoliberale Reform der Nachkriegszeit. Und falls die Abgeltungssteuer entfällt, fände ich das gesamtgesellschaftlich sogar gut, auch wenns mich selbst potentiell eher kostet. Was mich an grün eher beunruhigt ist diese unkritische US-Hörigkeit zum Schaden des eigenen Lands (z.B. Stopp von Nord Stream 2). Auf mein B&H hat das aber keinen Einfluss. 🙂

Was heißt denn hier "Spuk". Eigentlich müsste ja endlich mal was passieren im Hinblick auf Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit, denn wenn wir so weiter machen, werden am Ende auch die Reichen und Wohlhabenden ihre "Rechnung" kriegen. 'Wer die Zeichen der Zeit nicht erkennt, wird von ihr überrollt.'

Aber um das ganze einmal real einzuschätzen: Die Grünen haben die Angewohnheit schwarz zu werden, sobald sie an die Macht kommen. Beipiele: Die letzte Rot-Grüne Regierung unter "Gazprom-Vertreter" Gerhard Schröder hat Hartz IV verzapft, die Unternehmenssteuer gesenkt, den Spitzensteuersatz gesenkt, das Gesundheitswesen ruiniert und kommerzialisiert, usw. Im Allgemeinen ist eine wesentlich wirtschafts- und reichenfreundlichere Politik betrieben worden, als unter Helmut Kohl. Und an dieser Politik hat sich auch in unserer Zeit nicht viel geändert.

Winfried Kretschmann, hat sich bei seinem Amtsantritt die Energiewende groß auf die Fahne geschrieben. Dabei ist es aber dann auch geblieben. Baden-Würtemberg hinkt beim Ausbau der erneuerbaren Energien um locker die Hälfte hinter seinen Unionsgeführten Nachbarländern Bayern und Hessen hinterher. Kretschmann geht auf Kuschelkurs mit den Autoherstellern, anstatt die Verkehrswende voranzutreiben, während Stuttgart weiter im Smog und Stau erstickt.

Das dritte Terminal am Frankfurter Flughafen und der Ausbau der A49 in Hessen sind auch typische Umweltsauerein, die mit grüner Zustimmung möglich wurden. Gleiches gilt für die Elbvertiefung in Hamburg. Obwohl hier selbst aus wirtschaftlicher Sicht keine Chance mehr besteht den Überseehäfenn Rotterdam und Antwerpen Konkurrenz zu machen. Statt dessen müsste eine dauerhaftes Ausbaggern durchgeführt werden, da an der Mündung der Sedimenteintrag viel stärker und schneller wird und die größten Schiffe kommen trotzdem nicht rein. Kosten- und umwelttechnischer Wahnsinn! Die Abholzung des Hambacher Forst in NRW ist von den Grünen mit beschlossen worden. Ich könnte noch mehr Sauerein aufzählen, die mit grüner Zustimmung gelaufen sind. Aber das würde wohl zu weit führen.

Die Grünen werden gar nichts machen. Die werden versuchen sich bei der Wirtschaft, den Reichen und den besser Verdienenden einzuschleimen um deren Stimmen abzukassieren. Aus meiner Sicht sind die Grünen eine "CDU-light". Wer sein grünes Gewissen ein bisschen beruhigen will, der wählt die Grünen. Er kann sich aber sicher sein, dass alles so weiter geht wie bisher.

Im Übrigen: Aus wissenschaftlicher Sicht hat derzeit keine Partei das auf ihrere Agenda stehen, was eigentlich getan werden müsste um das Pariser Klimaabkommen einzuhalten. Wir leben alle nach dem Prinzip "nach uns die Sintflut". So what, die Zeche werden dann halt unsere Kinder zahlen müssen.

Hmmm, krass wie du das siehst

Glaube da wäre ich mir nicht so sicher, und schon gar nicht wenn sie mit den Linken und der SPD regieren werden. Aber wird auf jedenfall spannend.

Zitat von Fritz am 25. April 2021, 21:53 Uhr

Was heißt denn hier "Spuk". Eigentlich müsste ja endlich mal was passieren im Hinblick auf Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit,

Sehe ich natürlich genauso, aber die Grünen wollen das so bescheuert machen irgendwie

Ich würde mich ja freuen, wenn ich am Ende falsch liege. Aber in den letzten 20 Jahren hat sich leider dieses Verhalten immer wieder gezeigt. Eine Pazifisten- und Umweltschutz-Partei beschließt den ersten Kriegseinsatz der Bundeswehr. Hmm... ??? Die zwangsweise Beimischung von Biosprit hat dazu geführt, dass in Südost-Asien der Regenwald für Palmöl-Plantagen vernichtet wird. Auch ein Grünes Projekt. Mit solchen Aktionen haben sich die Grünen immer wieder unglaubwürdig gemacht. Auf der anderen Seite wüsste ich aber auch keine Partei, die besser wäre. Wahrscheinlich ist sie das geringste Übel. Und ich oute mich hier ganz offen, auch ich wähle hin- und wieder die Grünen. Aber ich habe leider nicht viel Hoffnung, dass sie halten, was sie versprechen.

Ja ich hab die früher schon auch ab und zu gewählt 😀

Ich gebe dir Recht dass alle Parteien zur Zeit mehr oder weniger Scheisse sind

Den Grünen den ersten "Angriffskrieg" vorzuwerfen halte ich jetzt schon für etwas arg, ohne hier geschichtlich sonderlich bewandert zu sein. Aber bei dem Genozid einfach weiter zuzuschauen wäre nun wahrlich auch nicht die allein richtige Option gewesen.

Den Sozialabbau per Hartzreformen müssen sie sich tatsächlich vorwerfen lassen. Ich vermute hier spielten mangelnde Regierungserfahrung, der Zeitgeist und vielleicht auch Naivität ihre Rollen. Ich bin aber hoffnungsvoll, dass aus dieser Erfahrung gelernt wurde.

Sie haben aber wahrlich auch schon genug richtiges angetrieben und unter den großen Parteien halte ich sie nicht nur aber gerade auch wegen der immer notwendiger werdenden Schritte in der Klimapolitik für "alternativlos".

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