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Noch so ein High-Income-Pseudo-Frugalist

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Zitat von Maschinist am 19. Oktober 2020, 14:41 Uhr

Ich sehe Kollegen, die von 40 auf z.B. 25-30 Stunden reduziert haben und einfach im Büro konzentrierter Arbeiten (müssen) plus sich trotzdem Kommentare gefallen lassen müssen, wenn sie um 14:00 Uhr einpacken.

Das ist doch das gute. Je mehr blöde Kommentare, um so höher die Wahrscheinlichkeit, dass man bei der nächsten Abbauwelle mit dabei ist...

Zitat von Maschinist am 19. Oktober 2020, 14:41 Uhr

Im aktuellen Corona Homeoffice haben wahrscheinlich Millionen von Arbeitnehmern die Erfahrung gemacht, dass sie in 20-25 konzentrierten und selbstverantwortlichen Wochenstunden den Arbeitsumfang von 40 Wochenstunden im Büro plus Anfahrtzeiten erledigt bekommen.

Ging mir nie so. Ich konnte immer viel im Home Office arbeiten, wenn ich wollte. Ich bin aber immer die 15 Minuten ins Büro gelatscht, dort fiel mir das Arbeiten leichter. Nicht zu vergessen, der Austausch mit den Kollegen. Ich sehe Home Office als deutlich nachteilig.

Zitat von Privatier am 19. Oktober 2020, 15:38 Uhr
Zitat von Maschinist am 19. Oktober 2020, 14:41 Uhr

Im aktuellen Corona Homeoffice haben wahrscheinlich Millionen von Arbeitnehmern die Erfahrung gemacht, dass sie in 20-25 konzentrierten und selbstverantwortlichen Wochenstunden den Arbeitsumfang von 40 Wochenstunden im Büro plus Anfahrtzeiten erledigt bekommen.

Ging mir nie so. Ich konnte immer viel im Home Office arbeiten, wenn ich wollte. Ich bin aber immer die 15 Minuten ins Büro gelatscht, dort fiel mir das Arbeiten leichter. Nicht zu vergessen, der Austausch mit den Kollegen. Ich sehe Home Office als deutlich nachteilig.

Alles gut und Homeoffice und co sind im Idealfall einfach Optionen, die man wahlweise wahrnehmen kann.

Das ist ja für viele auch eine Hauptmotivation an der finanziellen Unabhängigkeit.

Optionen haben.

Ob die dann Rente heißt oder mutig ein neues Unternehmen gründen oder einfach weiter angestellt arbeiten, weil man durch das selbstgeschaffene freie Mindset ohne finanzielle Restriktionen neue Freude daran findet.

https://freiheitsmaschine.com

Wie lange dauert die "frugale Phase" denn schon an?

Genauso lange wie die 6-wöchige Phase der Tischtennisschlachten?

Dass Deine Frau vorher eine Sparquote von 0 hatte und jetzt bei Anteil am 1,5 Mio depot hinterher hinkt bedeutet was genau? Hat Sie mit einer Sparquote von 0 200.000 Euro Vermögen angespart oder doch 500.000 Euro.

Falls das getrennt erfolgt (was durchaus klug ist) bist ja eh nicht Du oder das Gesamtdepot der entscheiddende Faktor, sondern das Vermögen Deiner Frau.

Mit z.B. 200.000 Euro wird sie jetzt wohl kaum aussteigen, denn die ganze schöne Welt mit dem "die schönsten Plätze der Welt finen", mal eben ein Haus am menschenleeren Strand mieten, feinste Restaurants, Konzerte und Theater macht nun mal mit viel Geld deutlich mehr Spaß als auf ALG II Level.

Ich würde warten. So wie beschrieben klingt das für mich noch nicht schlüssig.

Warten bedeutet natürlich das Risiko zu erhöhen, dass Dich übermorgen ein Schlaganfall für immer in den Rollstuhl packt. Irgendwas ist immer.

 

Kurzes Update: ich/wir verweilen immer noch im Home-Office. Gehalt und Bonus stagnieren auf hohem Niveau.

Größere und weiterhin ungelöste Themen sind

1. die ultimative Wohlfühl-Asset-Allokation und
2. "Seien Sie ein Mann und reiten Sie ohne Abfindung in den Sonnenuntergang" vs. durchtriebene Exit-Strategie mit satter Abfindung

#Durchtriebene Exit-Strategie mit satter Abfindung

Wer suchet, der findet. Ich habe mir letzte Woche für 200 Euro plus MwSt. ein Beratungsgespräch mit einem Anwalt / Exit-Strategie-Profi gegönnt.
Ich hatte keine besondere Erwartungshaltung an das Gespräch und wollte, ohne zu wissen, ob mir das ganze etwas bringt oder ob ich es wirklich einsetzen möchte, einfach mal mit einem Profi sprechen.

Ich: "Bin nachwievor und vergleichsweise ein Leistungsträger und komme mir merkwürdig vor, die Leistung ernsthaft runterzuschrauben und mit Fehlzeiten zu glänzen."

Profi: "Ändert nix, Ihr Arbeitgeber muss sie loswerden wollen."

Ich: "Schwierig in meinem Fall."

Profi: "Gibt es denn Misstände, die sie stören?"

[Schnappatmung meinerseits.]

Ich: "Der war gut."

Profi: "Wenn Sie sowas wie einen Brandbrief schreiben, den ich vorher gegenlese, der Misstände deutlich und demaskierend beschreibt, wäre es nicht ungewöhnlich, wenn Sie ihr Arbeitgeber über Nacht freistellt und sie dringend loswerden möchte."

Ich: "Mir schwebt gerade eine ganze Brandbrief-Serie vor. Wie ist denn so die Freistellungsquote über Nacht?"

Profi: "Och, so um die 80 %, würde ich sagen. Ich mache das aber auch erst seit 25 Jahren."

Brandbrief ist inzwischen geschrieben, wenn auch noch nicht gegengelesen. Ich kann nachwievor nicht sagen, ob und wann ich das Ding wirklich einsetzen würde. Hatte an der Erstellung aber großen Spaß, finde es gut, vorbereitet zu sein und muss schon wieder lächeln, wenn ich an ihn denke.

Bin übrigens nicht übertrieben optimistisch und glaube nicht, dass das in jedem Fall zum gewünschten Ergebnis führt. Die Gefahr, dass man in der Branche hinterher keinen Fuß mehr auf den Boden bekommt, ist extrem hoch. Von daher scheint das ganze wahrscheinlich nur Sinn zu machen, wenn entweder wirklich alles egal ist oder wenn man einfach nicht mehr kann.

Zitat von Watzefak am 2. März 2021, 0:10 Uhr

Bin übrigens nicht übertrieben optimistisch und glaube nicht, dass das in jedem Fall zum gewünschten Ergebnis führt. Die Gefahr, dass man in der Branche hinterher keinen Fuß mehr auf den Boden bekommt, ist extrem hoch. Von daher scheint das ganze wahrscheinlich nur Sinn zu machen, wenn entweder wirklich alles egal ist oder wenn man einfach nicht mehr kann.

Richtig. Schließlich besteht auch die Möglichkeit, dass Deine Vorgesetzten das Manöver durchschauen, weil sie ihrerseits schon generell darauf vorbereitet sind. Letztlich sind das Verkäufertricks, aber wenn der Einkäufer die ebenfalls kennt, wird's schnell 'n Patt.

Das würde ich auch nicht machen. Da wäre mir das Risiko des Collateralschadens zu groß. Dem Anwalt ist es natürlich egal: je mehr die Lage eskaliert, um so besser für ihn!

Sowas muß man geschickt und langfristig angehen. Ich bin einige Jahre unter Maximalperformance gelaufen. Zwischendurch in Elternzeit und danach mehrfach einen Antrag auf Teilzeit. Mein Chef meinte dann irgendwann zu mir, dass ich gute Arbeit leiste, man aber merkt, dass ich mehr könnte. Bei der nächsten Abbaurunde konnte ich dann nach einiger Diskussion gehen.

hallo watzefak,

sehr schöne luxusprobleme 🙂

wenn du deine kids unbedingt eines tages richtig fett beerben möchtest dann bleib im job-ansonsten hast du doch alles richtig gemacht-deine fixkosten extrem gesenkt etc. jetzt ist noch die frage die zeit sinnvoll zu nutzen-die wohl größte kunst 🙂

ich würde es -wenn möglich-erstmal mit auszeiten probieren und das ganze immer weiter ausbauen, aber vielleicht könnt ihr ja auch gar nicht mehr ohne arbeit auskommen. mein alter herr ist auch nicht in der lage seine ersparnisse auszugeben....diese generation kann einfach nicht anders..:-))

 

viel erfolg!!!

 

 

Ein Update aus Absurdistan.

#Berufliches "Coasting"

Wie sich herausgestellt hat, kann man da viel falsch machen. Ich habe quasi jedem, der es verdient hat und mir auf die Nerven ging, sehr direkt gesagt, was ich von ihm, seiner Art und seinem Vorgehen halte. Ich bin bewusst angeeckt und wollte die Scharniere der Abfindungstür schon mal ein bisschen vorölen. Und auf gar keinen Fall länger Mitarbeiter des Monats bleiben, so wie es mir ein Arbeitsrechtler und Abfindungsverhandlungskünstler als Hausaufgabe mitgegeben hat. "Hören Sie verdammt noch mal auf mit ihrem High Performer Scheiß!" hat er gesagt.

Zwischendurch wurde ich von einem hohen Tier im Rahmen einer Präsentation angebrüllt und bedroht. Premiere, juhu. Postwendend und relativ theatralisch habe ich schriftlich meine Entrüstung fomuliert und meine Weiterarbeit an einem wichtigen globalen Projekt unter diesen Voraussetzungen aufgekündigt. In Gesprächsmarathons wollte mich die Zentrale zurückgewinnen - ohne Erfolg.

"I prefer not to work while being yelled at. It's not that good for my blood pressure and overall health. Maybe you find someone else who is more keen in being treatened and screemed at. Good luck."

Ich habe so ein medizinisches Armband aus der Schweiz, das alle zwei Stunden / zwölfmal am Tag den Blutdruck misst und entsprechend Charts auswirft. Sah alles wirklich nicht so gut aus. Schlafstörungen, Augenringe, Herzklappern.

Alle paar Wochen, dann Monate fragte man nach, ob ich am "wichtigsten Projekt des Konzerns" wieder mitarbeiten möchte.

Frei nach Herman Melville und Bartleby blieb die Antwort bei: "I prefer not to."

Scharniere sind jetzt geölt dachte ich, wollte mich ins stille Kämmerlein zurückziehen (100 % Homeoffice) und in den nächsten drei Jahre noch mit Halbgas so vier, fünf Projekte fahren und auf eine Abfindung hoffen.

Wer über die Aussitzerei schimpfen will: mein Depot hat dieses Jahr sehr gelitten, ich bin nicht mal mehr Millionär, die Kinder sind immer noch zu klein und meine Sparquote ist explodiert und liegt im aktuellen Setup bei fantastischen 90 %. Mein realer Stundenlohn ist astronomisch hoch.

Gestern wurde ich ernshaft aufgefordert, mir irgendeine globale Rolle auszusuchen. Ich sei zu schade für lokalen Quatsch, hätte freie Wahl und Budget - auch um ein Team aufzubauen. Zur Einordnung: das große Schlagwort ist Industrialisierung. Wenn man das ganze so organisieren will, dass die Kunden nicht wegrennen und das Vertrauensverhältnis mit den Mitarbeitern nicht maximal beschädigt wird, braucht man mich, denkt die Zentrale, auch wenn ich ein eher merkwürdiger störrischer Vogel sei.

Offensichtlich bin ich nicht frei von Eitelkeit - trotz Winter-Crocs & Jogging-Hose. Also spreche ich mit Freunden, um rauszufinden, was ich will.

Freund: "Jedenfalls willst du nicht an der Speerspitze der Inquisition stehen und auf deine alten Tage Leute rauswerfen. Scheiß auf die Cost-Income-Ratio. Der Konzern verdient genug. Du musst dir nicht dein Karma versauen. Sieh den Verein vielleicht mal als Versorgungswerk, lass die Leute in Ruhe und halte den Ball flach! Und je größer dein Erfolg, desto wahrscheinlicher dass sich wieder irgendein Depp vor den Karren spannt und dich endgültig in den Wahnsinn treibt."

Macht alles Sinn. Aber warum springe ich gedanklich trotzdem und überhaupt auf sowas an? Eitelkeit, Machtgeilheit, Prozessfetischismus/-autismus? In Wahrheit blinkt da längst überall fett BURNOUT, während ich mich zum nächsten Bonus schleife.

Keine Ahnung. Nächste Woche will man meine Entscheidung. Aktuelles Bauchgefühl:

80 % Bartleby: "I prefer not to."
20 % Machthansi: "Ich zeige euch mal, wie das geht..."

Die 20 % reichen schon, um mich wie der allerletzte Wackeldackel zu fühlen.

Kann mir hier jemand den Machthansi-Kampf-Modus bitte mal erklären und ausreden? Oder doch gleich einen Termin beim Psychologen machen?

@watzefak du bist ein High-Performer ob du willst oder nicht. Dein Job gibt dir vermutlich auch sehr viel Selbstbestätigung.
Was mir unangenehm auffällt sind diese "spielchen" um eine hohe Abfindung rauszuschlagen. Du hast für den Konzern sicherlich viel geleistet und das sollte auch anerkannt werden aber verstell dich nicht. Sag glasklar was du willst dann können sich die anderen auch darauf einstellen. Wenn es dir selbst nicht klar ist was du willst dann versuche es in deiner Freizeit herauszufinden.
Der Konzern braucht dich damit du Probleme löst und Abläufe verbesserst (auch wenn es sich nicht immer so anfühlt wegen hoher Widerstände etc.) mit deinen Fähigkeiten bist du in der Lage dies zu tun und wenn es dir Freude macht dann mach es weiter. Einen BURNOUT kannst du auch zu Hause bekommen wenn du den Haushalt perfekt bewerkstelligen möchtest das hat aus meiner Sicht erstmal nichts mit dem Job zu tun sondern mit deiner Einstellung zu dir selbst.

PS: Mit dem "I prefer not to" ermunterst du doch nur die Kollegen dich zu bauchpinseln bis sie dich weichgeklopft haben. Hast du das wirklich nötig?

Hi.

Danke füs Feedback!

Sag glasklar was du willst

In der Theorie glasklar: noch drei bis vier Jahre Gehalt und Coasting. Keine großartigen Verrenkungen wegen der Abfindung. Die wird es eher nicht geben.

Die Praxis hängt hinterher: habe immer noch Anteile in mir, die auf Karriereverlockungen anspringen. Wie so ein ballfixierter Hund, der nur darauf wartet, dass man ihm ein Bällchen wirft.

Bisschen armselig das alles.

Vielleicht muss ich mir ja für mich auch einen Hundetrainer suchen.

Pfui. Aus.

Moin Watzefak,

Ich hatte die Tage auch ein interessantes Gespräch mit unserem Chef - kleines Unternehmen mit rund 150 Mitarbeitern.

Unser Häuptling geht Mitte 23 in Rente und hat mich im Gespräch, gemeinsam mit unserem Betriebsleiter gefragt, ob ich nicht vielleicht gerne nach einem halben Jahr Einarbeitung den Posten des Geschäftsführers übernehmem wolle, ich hätte ja mit meinen vier Studien alle Qualifikationen, wäre unter den Kollegen sehr beliebt und auch von der Persönlichkeit sehr gut geeignet...

Das alles mit dem Hintergrund, dass meine Arbeitszeit mal gerade die gesetzlichen Mindestanforderungen erfüllt um in der Gleitzone zu bleiben und nicht unter 520€ zu rutschen XD

Jahresgehalt 160k zzgl. Umsatzbonus (nochmal 30-50k drauf) und Firmenwagen nach Wahl bis 80k (und zwar ohne 1% Regelung und inkl. Tankkarte)

Das Unverständnis war groß als ich dankend ablehnte. Jetzt suchen sie extern 😉

Vor ein paar Jahren hätte ich den Posten wohl gerne angenommen. Mittlerweile habe ich aber keine Lust mehr auf den ganzen Stress und ich sehe ja, wie oft der Alte abends noch im Büro hockt und seine 12- Stunden-Tage schiebt. Muss ich einfach nicht mehr haben. Ich behalte lieber meinen kleinen stressfreien "Pimmeljob" und nutze die freie Zeit für andere bzw. eigene Projekte und Aktivitäten, bei immer noch knapp 120k Nettoeinkommen und Fat Fire ist ja auch nicht mehr lange hin. Für mich wäre das einfach verschenkte Zeit. Ich muss möchte keinem mehr was beweisen, verdiene durch meine Aktivitäten auch so gut genug und mag die aktuelle Stelle und das Arbeitsklima...

Und auch du verdienst bereits jetzt sehr gut, hast du wirklich Lust auf den Stress, wenn du doch das Geld eigentlich gar nicht brauchst?!

vg

Wie @jan-veerman schon schreibt finde auch ich die Einstellung unangenehm. Im Ton dann fröhlich motiviert aber frustriert in der Sache und kurz vor Burnout mit englisch Geschreibsel? Mit anderen Worten: Cool scheinen zu wollen aber nicht cool sein ist sehr uncool. Was soll das ganze Gedöns mit Hartz4 Umfeld und Jogginghose und 180k€ und Sparquote nahe 100% und Statussymbole mit denen man 'durch' sei.

Ich befürchte, dass da eine noch unausgegorene Minderwertigkeitskiste im Hintergrund abläuft kombiniert mit Eitelkeit. Gerne Chef geworden oder wie? ... aber ein anderer hat das besser drauf gehabt obwohl der ja gar nicht so gut ist. Sorry, das ist jetzt böse unterstellend aber ich werde eben nicht schlau aus dem Text.

Naja, wie ich zuletzt bereits schrieb: Position finden für sich selbst und eben nicht durch andere finden lassen qua Job- oder Abfindungsangebot.

Moin Frugi85,

Das Unverständnis war groß als ich dankend ablehnte. Jetzt suchen sie extern 😉

Das glaube ich und wäre sehr gerne dabei gewesen. Wie gehen die heute mit dir und deiner Ablehnung um?

Und auch du verdienst bereits jetzt sehr gut, hast du wirklich Lust auf den Stress, wenn du doch das Geld eigentlich gar nicht brauchst?!

Wiegesagt: mein Depot hat dieses Jahr sehr gelitten. Ist nicht das erste Mal, dass das mal durchsackt. Aber so kurz vorm Abschied kostet das Nerven - mich zumindest. Wie ein Schlag in den Nacken.

---

Hallo Absprung_2020,

du bist ja nett.

Aber du hast Recht: ich bin nicht im Reinen mit mir und der Arbeit. Chefchen / Abteilungsleiter eines kleinen Teams bin ich schon lange - also so mit Personalverantwortung. Team denkt und entscheidet mit, wie wir uns gemeinsam aufstellen. Und alle miteinander sind wir ambivalent. Seit 2009 wird outgesourced. Gut 80% der Stellen in Deutschland wurden inzwischen ins Ausland verlagert. Wir haben seit Urzeiten einen "Headcount-Freeze", werden vom Headquarter kostenmäßig permament unter Druck gesetzt, dass wir alle zu teuer sind. War immer so, wird nie aufhören.

Lustigerweise bietet man uns/mir jetzt nach Jahren der (gefühlten) Unterdrückung an, auf die dunkle Seite der Macht zu wechseln: in die Zentrale zu gehen und mit der "Industrialisierung" richtig ernst zu machen.

Schwer einzuschätzen ist dabei auch, wie die das Headquarter reagiert, wenn ich mich verweigere. Das Angebot kommt von höchster Stelle - da sitzt u.a. auch der globale HR Chef mit am Tisch. Aber Frugi85 hat das ja schon hinter sich. Nur die Firma ist ein bisschen größer.

Danke für die verbesserte Tonlage. Damit kann ich besser umgehen.

Der zentrale Satz: 'Nicht im reinen mit mir und der Arbeit'. Ja unbedingt.

Ist das Versetzen ins headquarter ein Wegloben oder ernsthaftes Jobwechselangebot? Ich vermute jedoch, dass weder das eine noch das andere eine Heilung bringen wird. Zufriedenheit kann nur aus sich selbst kommen. Aus meiner Erfahrung erst NACH einer Entscheidung! Wohlgelingen wünsche ich und gerne auf dem Laufenden halten.

„(…)Heilung/Zufriedenheit aus sich selbst NACH einer Entscheidung(…)“

Man entscheidet letztendlich immer. Wichtig ist m.E.de Entscheidung bewusst zu treffen Bei den Argumenten zur Entscheidungsfindung ehrlich mit sich zu sein und diese dann auch konsequent anzunehmen.

Die wenigsten Entscheidungen sind ja unumkehrbar und können nach einer Zeit der Reife nicht nochmals neu getroffen werden.

Das Unverständnis war groß als ich dankend ablehnte. Jetzt suchen sie extern 😉

Das glaube ich und wäre sehr gerne dabei gewesen. Wie gehen die heute mit dir und deiner Ablehnung um?

Man wird sich wohl bereits gedacht haben dass ich höchstwarscheinlich ablehne. Um beim persönlichen Gespräch keine schlechte Stimmung aufkommen zu lassen (mein Chef ist extremer Choleriker, damit habe ich schon so meine Erfahrungen mit ihm machen müssen), habe ich um einen Tag Bedenkzeit gebeten und dann per Mail abgesagt. Heute kam er dann mit einem anderen Anliegen zu mir und das Thema wurde nicht mehr tiefer angesprochen. Das war also alles recht unspektakulär 🙂

Ab und an in letzter Zeit lese ich meine ersten Beiträge hier von vor 1,5 Jahren. Das ist ganz interessant, meinen persönlichen Entwicklungsprozess nochmal im Zeitraffer nahzuvollziehen...

Ich mache den Job weil ich Bock drauf hab und nebenbei billigst an Sozialversicherung komme und möchte das auch noch ein paar Jahre weiter machen wenn das gesundheitlich passt. Ich könnte aber, ebenso wie du, jederzeit aufhören, ohne finanzielle Einbußen zu haben - und mein Depot umfasst "nur" knapp 250k, alles andere ist langfristig gebunden. Das alles richtig einzuordnen und sich von den diversen damit zusammenhängenden Ängsten zu lösen, hat aber eben auch eine Zeit gedauert - und mir steht mjt meinen zarten 37 Familienplanung erst noch bevor. Meine Kinder werden Ihren Papa also nur "fire" kennenlernen 😛

Bei dir, mit knapp einer Million auf der Kante (und die Aktien bleiben jetzt ja nicht für immer im Keller) und einer Frau die ja auch noch verdient, stellt sich doch gar nicht die Frage ob Fire bereits möglich ist...

Wenn du Bock drauf hast und die neue Stelle dich persönlich bereichert und Dir Freude bereitet, dann nimm sie an. Wenn nicht, dann ist permanentes Homeoffice ja vielleicht auch nicht verkehrt und wenn es die Nerven beruhigt, vielleicht ja auch in Teilzeit machbar?! Und ansonsten hörste halt auf oder machst es so wie ich, einen Tag die Woche 😉

Ich empfehle sehr, das alles mal gut durchzurechnen und dann dem Ergebnis auch zu trauen und zu machen worauf du Lust hast. Seitdem ich es so handhabe, gehts mir deutlich besser.

Kollege von mir war 20 Jahre lang Steuerberater und verdiente sehr gut aber es ging ihm schlecht. Nun bezreibt er unsere Dorfkneipe, verdient etwa ein Viertel von dem was er vorher hatte, ist aber nun richtig happy 🙂

Ich hoffe du kannst dich da auch "befreien" und wünsche Dir dahingehend alles Gute 🙂

 

vg

 

Zitat von Frugi85 am 2. Dezember 2022, 1:25 Uhr

Das Unverständnis war groß als ich dankend ablehnte. Jetzt suchen sie extern 😉

Das glaube ich und wäre sehr gerne dabei gewesen. Wie gehen die heute mit dir und deiner Ablehnung um?

Hi @frugi85 es gibt zwischen dir und dem Normalo da draußen einen Entscheidenden Unterschied. Du hast mit deinen 37 Jahren. 4 mal studiert, zig Firmen und Positionen durch, mehrere Selbständigkeiten und kannst gut investieren. Mit anderen Worten die Erfahrung eines 160 jährigen (andere bräuchten 4 Leben um dein Pensum zu schaffen) und bist top ausgebildet. Eigentlich genau das was alle Firmen gerade dringend brauchen.
Die meisten von uns Normalos haben noch nicht viel im Leben gerissen vielleicht mal die ersten Stufen der Karriereleiter erklommen aber noch nie größere Verantwortung übernommen. Zur Kompensation dieses Defizits müssen wir dann wohl oder übel bis zur Rente durch schuften um nicht in ein Loch zu Fallen in dem wir auf unser Leben zurück blicken das keinerlei Spuren hinterlassen hat.

Wer früher raus will muss vorher auch mal etwas Gas gegeben haben ansonsten wird das nichts.

Update.

Anfang Dezember hat mich unter anderem der COO (er ist für rund 15.000 Mitarbeiter verantwortlich) um meine Meinung gebeten, wie ich die Industrialisierung in unserem Verein voranbringen würde. Übersetzt: wie schmeißen wir maximal viele Leute raus.

Mein Plan.

  1. Die Cost-Income-Ratio hat zwei Dimensionen. Ein reiner Kosten-Fokus ist falsch, wird die Qualität, die Kundenbindung und damit mittelfristig den Umsatz und die Profitabilität ruinieren.
  2. Komplette Fixierung auf Qualität und "Voice of the Customer" durch Real- oder zumindest Neartime-Process-Mining aller umsatzrelevanten Prozesse.
  3. Live Stückkostenberechnung für alle Services - defizitäre/politische Fee Schedules mit vermeintlich unverzichtbaren Kunden helfen uns nicht und müssen der Vergangenheit angehören.
  4. Offen kommunizierter Headcount-Freeze für alle Bereiche, die sich einem Process-Mining und einer Stückkostenberechnung verweigern und deren Headcount-Forderungen nicht wasserdicht überprüfbar sind.
  5. Job-Garantie für alle Mitarbeiter - die jährliche Fluktuation von 7 - 8 % muss und wird reichen, die Kostenseite zu stabilisieren.
  6. Faires und offenes Miteinander: gegenläufige "hidden agendas" müssen erkannt, benannt und aufgelöst werden.

Keine Ahnung, ob das der Weisheit letzter Schluss ist - bin aber sicher, dass das besser wäre, als allen permament zu vermitteln, dass sie teure Arschlöcher sind, die man eigentlich gestern schon loswerden wollte.

Es gab verhaltenen Szenenapplaus aber viel mehr Fragezeichen: war das jetzt ein Angriff auf den Chef? Wie will der denn in dem Kackladen Stückkosten berechnen? Hat der vielleicht doch einen Dachschaden? Lief gerade Jerry Maguire im Fernsehen? Am Ende ging es ohne weiteres Feedback zum nächsten Agendapunkt einer prall gefüllten Agenda.

Eine Woche später gab es dann das Angebot: zwei grob skizzierte (besser: hingerotzte) globale Rollen plus die alte Deutschland-Rolle. Mit absolutem Fokus auf Personalkürzungen und Burnout-Garantie.

Alles wie erwartet und befürchtet. Bin dann direkt zu meinem Deutschlandchef gedackelt und habe ihm die Absage an den globalen Chef diktiert und meine globale Karriere quasi beendet. Ich bin jetzt Lokalhansi und soll (in Rekordzeit) lokale Projekte retten, die die Big Four gegen die Wand gefahren haben. Easy - vor allem bin ich alle Stellenabbaugeschichten los. Karma dankt.

Nächste Woche wird der globale Chef in größerer Runde feststellen, dass ich ein Arschloch bin, dass ich ihn wegen Gehaltserhöhungen ausgenutzt habe und er sehr enttäuscht von mir ist. Zumindest würde er das gerne. In meiner Absage habe ich vorsorglich von Gesundsheitsproblemen berichtet. Bin gespannt, was er an Geschützen auffährt.

Fazit: wenn alles gut geht, bin ich die globalen Superhelden los, reduziere das politische Geramsel und Schmalspur Game-Of-Thrones um 90 % und muss nur noch deutschlandweit unlösbare Probleme lösen. Sollte irgendwer meinen nächsten Bonus reduzieren, werde ich begeistert in die Hände schlagen. "Botschaft angekommen: ihr wollt eine Arbeitsleistung von mittlerer Art und Güte."

Für mich ist das ein großer Schritt. Hat 20 Jahre und viel Arbeit gekostet, bis man global halbwegs gesehen wird - nur um dann zu erkennen und zu sagen: nee, doch nicht.

Ist das jetzt alles gut oder schlecht? Gut! Ich habe jetzt endlich verstanden, was ich auf meine alten Tage will:

  1. Ich will die Entscheidungshoheit über ein abgegrenztes durchaus komplexes Problem/Projekt, an dem andere gerne gescheitert sein dürfen
  2. Ich entscheide, wer auf welcher Position mitspielt
  3. Niemand wird von mir rausgeworfen
  4. Klartext statt Hintenrumpolitik
  5. Bisschen Risiko / Möglichkeit des Scheiterns und eine sportliche Deadline schadet nicht und ist gut gegen Langeweile
  6. Die Arbeit meines Teams und meine dazu MUSS monetär gewürdigt werden, sonst darf sie gerne ein anderer machen

Unter diesen Voraussetzungen wird für mich für drei, vier Jahre noch ein Schuh draus - zumal wir das Haushaltsnettoeinkommen für dieses Jahr auf stramme 230k netto hochgejubelt haben dürften. Tut auch wiegesagt den Depots noch ganz gut.

Man möge mir meinen Monolog verzeihen. Immerhin gibt es Neuigkeiten. Und es hilft mir, hier alle paar Monate nachzulesen, was ich wann wie eingeordnet habe.

Die globalen Superhelden haben zum Gegenschlag ausgeholt, ganz tief in die Trickkiste gegriffen und Trick 17 ausgepackt.

1. Ohne dass es irgendwer in Deutschand wirklich mitbekommen hätte, hat man global quasi hinterrücks meine Kostenstelle gekapert, die es seit 10+ Jahren gibt, lange bevor das ganze Theater losging.

2. Heute hat man mich gebeten, eben diese Kostenstelle zu räumen: ich soll mir gefälligst eine andere Kostenstelle suchen und mich dann nebst Team auf diese neue Kostenstelle wegbeamen. Die alte Kostenstelle wird man benutzen, um ein Replacement für mein Team zu etablieren.

3. Für eine neue Kostenstelle braucht man das "Go" der globalen Jungs und Mädels, die dieses "Go" selbstverständlich verweigern. Ich soll mich also - samt Team - in Luft auflösen.

4. Das alles lässt zwei Schlüsse zu: ich soll zu Kreuze kriechen oder kündigen. Auf beides habe ich nicht so direkt Lust und habe meinem Deutschland-Vorgesetzten zugerufen, dass ich, wenn man mich nicht mehr will, zu einem (Abfindungs-) Gespräch bereit bin.

Abwarten ist jetzt die Devise. Rechtschutzversicherung und Dividendendepot stehen bereit. Ich bin relativ entspannt. Ich vermute, dass Deutschland mich gerne halten würde, dass das aber global verhindert wird. Theoretisch brauchen sie mich für ein wichtiges laufendes Projekt. Wenn es auf eine Abfindung + Freelancing rausläuft, hätte ich nichts einzuwenden. Sollte man mich auffordern, zu Kreuze zu kriechen, bin ich noch unschlüssig, was zu tun ist. Zumal ich den initialen Rückzug mit voller Rückendeckung aus Deutschland gemacht habe. Der Rückzug bzw. die Organisation der Rückendeckung hat mich rund zwei Jahre gekostet.

Aktuell habe ich mir nichts vorzuwerfen.

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