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FIRE nach 4% Regel

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Zitat von Heini am 7. Juli 2020, 11:52 Uhr

P.S.: Man könnte das auch mit Dividenden gegenrechnen, könnte fast aufs gleiche rauskommen. Mit was für Dividenden-Prozenten rechnet ihr eigentlich?

Ich weis das die Dividenden stetig, aber unter Schwankungen, über Inflation steigen, somit muß dann die Jahresdividende nur ein paar Jahre zum Leben reichen und dann könnte es losgehen mit dem "Nichtstun". Je nach Zinsumfeld/Börsenphase liegen die Dividenden bei 3-6% Netto, naja, bis auf 2020, aber dafür gab es die letzten zwei Jahre mehr bzw. Sonderdividende.

Ich rechne also so, drei Jahreslebenskosten als Barreserve und Jahresnettodividende leicht über Jahreslebenskosten, egal wo sich der Wert des Depots befindet.

»In meinem Alter begreife ich, dass Zeit mein kostbarster Besitz ist.« »Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.« »Eine Aktie zu verkaufen die fällt, ist in etwa so, als ob man ein Haus für 100.000 Dollar kauft und es verkauft, sobald jemand 80.000 Dollar dafür bietet.« Buffett
Zitat von Heini am 7. Juli 2020, 16:42 Uhr

Du kennst doch die Dividendenhöhe absolut gar nicht. Wenn die Aktien 50% verlieren dann hast du doch nur noch die Hälfte an Geld (Euros) bei gleicher Dividendenrendite.

Verstehe nicht wie man seine Ausgaben sicher von den Dividenden bestreiten will. Das kann gut gehen, aber da können auch schnell einige Jahre Ausfall entstehen. Ich sehe da ein sehr hohes kalkulatorisches Risiko, oder hab ich einen Gedankenfehler?

Wenn du 4 EUR Dividende bekommst, könnten das im ATH 3% sein, nach einem 50% Crash sind dann 6% - aber halt immer noch 4 EUR!

Denn die Dividende wird nicht dem Aktienkurs angepaßt, sondern ist der ausgeschüttete Anteil des Gewinns aus dem Vorjahr ( meistens jedenfalls ).
Deshalb kann man schon lange vorher erahnen, wie sich die Dividende entwickeln wird, des sei denn Corona und der Staat funken dazwischen.

Mit den Jahren, steigen die Gewinne und entsprechend auch die Dividenden, meist weit über Inflation.
Wenn es nicht so sein sollte und die Aussichten für die jeweilige Firma sich verschlechtern, kann man sich andere Firmen suchen.

 

»In meinem Alter begreife ich, dass Zeit mein kostbarster Besitz ist.« »Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.« »Eine Aktie zu verkaufen die fällt, ist in etwa so, als ob man ein Haus für 100.000 Dollar kauft und es verkauft, sobald jemand 80.000 Dollar dafür bietet.« Buffett
Zitat von dev am 8. Juli 2020, 7:21 Uhr

Wenn du 4 EUR Dividende bekommst, könnten das im ATH 3% sein, nach einem 50% Crash sind dann 6% - aber halt immer noch 4 EUR!

Denn die Dividende wird nicht dem Aktienkurs angepaßt, sondern ist der ausgeschüttete Anteil des Gewinns aus dem Vorjahr ( meistens jedenfalls ).

Das heißt die Firmen halten die Höhe der Dividende konstant, nicht die Dividendenrendite? (Sorry, hab keine Dividendenaktien, nur ETFs aussschüttend).

Dachte die Rendite würde konstant gehalten, so ist es bei ETFs meistens. Du hast also Aktien mit konstanter Dividende bzw. Gewinn gesucht, z.B. Sixt?

Sowas wie Dividendenaristrokraten, die über 20Jahre immer konstant ausschütten, absolut. Wäre ne Überlegung werd, wenns mal in Ruhestand geht.

Mir würden derzeit 3,5% sichere Dividende meines Portfolios reichen, wäre mir aber noch zu unsicher.

 

Zitat von Heini am 8. Juli 2020, 8:33 Uhr

Das heißt die Firmen halten die Höhe der Dividende konstant, nicht die Dividendenrendite? (Sorry, hab keine Dividendenaktien, nur ETFs aussschüttend).

Dachte die Rendite würde konstant gehalten, so ist es bei ETFs meistens. Du hast also Aktien mit konstanter Dividende bzw. Gewinn gesucht, z.B. Sixt

 

Grundsätzlich ja. Allerdings kommt es bei einem Einbruch der Gewinne oft auch zu Kürzungen / Ausfällen der Dividenden. Zumeist aber nicht in der Höhe der Kursrückgänge - so die These.

Beispiel: Aktienkurs 100 EUR, Dividende 5 EUR, Dividendenrendite 5%

Aktien halbiert sich, Aktienkurs also 50 EUR, die Dividende wird (Annnahme) um 20% reduziert auf dann 4 EUR, macht eine Dividendenrendite von 8,xy %

Bei den ETFs ist es natürlich nicht anders, die Ausschüttungen der ETFs kommen ja nicht aus dem Füllhorn der Fondsgesellschaft sondern sind die Ausschüttungen der zugrunde liegenden Aktien.

Die Risikoabschätzung, welche Summe denn reicht, kann man einfacher gestalten. Alle Lebensrisiken kann man eh nicht ausschalten, egal wie hoch das Konto gefüllt ist. Wer will und in der Lage dazu ist, kann mit relativ einfacher Fehlerfortpflanzung testen, ob er den Mittelwert der aktuellen Rentenbezüge trifft/übertrifft oder bei Berücksichtigung eines frugalistischen und damit kostengünstigerem Lebensstils auch mit einer gewissen Unterdeckung klarkommt. Geht meiner Meinung nach aber auch mit statischen Berechnungen.

Das Durchschnittseinkommen eines Rentnerehepaares über alle (!) Einkunftsquellen hinweg, liegt aktuell bei ca 3T€, für Einzelpersonen bei ca 1,8T€ - jeweils brutto.

Das entspricht ca 30T€ netto pro Jahr für ein Ehepaar.
Oliver rechnet mit weniger als 15T€ p.a. (4% netto bei weniger als 400T€ Kapital), was deutlich unter dem Schnitt liegt, weil Männer idR länger arbeiten und mehr verdienen, daher auch höhere Altersbezüge beziehen.

Setzt man das als untere Grenze und ca 20T€ netto als Mittel, hat man ein Ziel, das man mit hoher Wahrscheinlichkeit anpeilen/erreichen sollte.
Ich selbst rechne mit 3T€ brutto für mich allein plus abbezahlter Eigentumswohnung oder grob mit 1 Mio Kapital pP in welcher Form auch immer. Wenn man Oli mit 350T€ als Untergrenze ansieht u 1 Mio als sinnvolle/realistisch erreichbare Obergrenze, hat man ein Fenster, dass man halbwegs treffen sollte.

Dass einem der Himmel auf den Kopf fällt, darf man zwar befürchten, aber dagegen hilft auch kein Zaubertrank. Der Rest ist persönliche Ausgestaltung.

 

Ein großes Risiko scheint, wenn nicht das größte, ist, wenn man frugal lebt, ggf. man auch dazu mal seine Meinung ändert: Dann nennt man das ganze Armut, und wenn man das zu spät erkennt kann man auch rein gar nix mehr ändern. Daher scheint es sinnvoll mit zumindest deutschen Einkommensmitelwerten zu planen und nicht an der derzeit individuell festgelegten frugalen Akzeptanzgrenze.

Zitat von Heini am 8. Juli 2020, 8:33 Uhr

Das heißt die Firmen halten die Höhe der Dividende konstant, nicht die Dividendenrendite? (Sorry, hab keine Dividendenaktien, nur ETFs aussschüttend).

Es kommt auf die Firma an, aber normalerweise steigt der Unternehmensgewinn und xx% werden an die Aktionäre ausgeschüttet.

Nach guten Jahren gibt es also mehr Dividende als nach schlechten.
Manche Firmen versuchen allerdings jedes Jahr ein wenig drauf zu legen, auch wenn es der Gewinn nicht hergibt, ob das langfristig die richtige Strategie ist, bezweifle ich.

Du hast also Aktien mit konstanter Dividende bzw. Gewinn gesucht, z.B. Sixt?

Nein, keine konstante Dividende!
Div 2001 0,31 > 2019 2,17 ( nicht linear gestiegen, sondern unter Schwankungen, 2020 nur 0,05)

Eine über Inflation steigende Dividende ist der Renditebringer, natürlich nur, wenn der Gewinn entsprechend mitsteigt!

Sowas wie Dividendenaristrokraten, die über 20Jahre immer konstant ausschütten, absolut. Wäre ne Überlegung werd, wenns mal in Ruhestand geht.

Nein, wenn immer die selbe Div gezahlt werden würde, kannste auch Anleihen nehmen.

Mir würden derzeit 3,5% sichere Dividende meines Portfolios reichen, wäre mir aber noch zu unsicher.

Am besten ist man fängt mit >4% an und sie steigt mit min. 7% p.a. an 😉

 

»In meinem Alter begreife ich, dass Zeit mein kostbarster Besitz ist.« »Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.« »Eine Aktie zu verkaufen die fällt, ist in etwa so, als ob man ein Haus für 100.000 Dollar kauft und es verkauft, sobald jemand 80.000 Dollar dafür bietet.« Buffett
Zitat von Heini am 7. Juli 2020, 16:42 Uhr

3% * 1,33 => 4% Dividendenrendite? Oder hab ich dich falsch verstanden?

 

Ja, und die absolute Dividendenausschüttung des Depot soll 1,33 * Gesamtausgaben (inkl. KV und Steuern) betragen, bezogen auf die letzten 12 Monate.

 

Zitat von Heini am 7. Juli 2020, 16:42 Uhr

Du kennst doch die Dividendenhöhe absolut gar nicht. Wenn die Aktien 50% verlieren dann hast du doch nur noch die Hälfte an Geld (Euros) bei gleicher Dividendenrendite.

Verstehe nicht wie man seine Ausgaben sicher von den Dividenden bestreiten will. Das kann gut gehen, aber da können auch schnell einige Jahre Ausfall entstehen. Ich sehe da ein sehr hohes kalkulatorisches Risiko, oder hab ich einen Gedankenfehler?

Hier haben es ja einige schon ganz gut erklärt. Die Dividenden schwanken im Allgemeinen weniger stark als die Aktienkurse. Es kommt natürlich auf die Unternehmen an. Ich nehme bevorzugt solche, die keine zu hohe Ausschüttungsquote haben, in der Vergangenheit (über Jahrzente) die Dividende möglichst nicht gekürzt und im Schnitt um etwa 7% p.a. gesteigert haben (manche liegen drüber, manche drunter). Solche Sachen kann man ja dann ganz gut für's ganze Depot ausrechnen. Dabei hat kein Unternehmen mehr als ~3-4% Anteil am gesamten Depot, und zusätzlich habe ich wie gesagt eine Jahresausgabe auf dem Tagesgeldkonto als Puffer. Die Dividendenrendite bezieht sich ja immer auf den Aktienkurs. Der kann mir aber relativ egal sein kann, weil ich ja nicht verkaufen muss.

Zitat von Absprung_2020 am 8. Juli 2020, 12:54 Uhr

Ein großes Risiko scheint, wenn nicht das größte, ist, wenn man frugal lebt, ggf. man auch dazu mal seine Meinung ändert: Dann nennt man das ganze Armut, und wenn man das zu spät erkennt kann man auch rein gar nix mehr ändern. Daher scheint es sinnvoll mit zumindest deutschen Einkommensmitelwerten zu planen und nicht an der derzeit individuell festgelegten frugalen Akzeptanzgrenze.

Warum kann man das nicht mehr ändern ? Ich verstehe nicht ganz die Annahme, dass sich Frugalisten oder nach FIRE Leute auf die faule Haut legen. Für mich trifft das nicht zu und ich glaub auch auf viele Andere. Warum sich nicht mal neue Skills aneignen, für die man im "normalen" Berufsleben keine Energie oder Zeit hatte. Wenn diese Skills einen Wert für andere Leute darstellen, wird man damit Geld verdienen - in welche Höhe auch immer.

Meine These ist nach wie vor: Das Ansparen von Millionen bzw. ein Sicherheitslayer nach dem Anderen aufbauen hat mit der core FIRE Idee nicht so viel gemeinsam. Ein Millionär konnte schon immer sehr leicht finanzielle Unabhängigkeit erreichen. Dazu hat es nicht die FIRE Bewegung benötigt.

Zitat von hawk66 am 8. Juli 2020, 14:12 Uhr
Zitat von Absprung_2020 am 8. Juli 2020, 12:54 Uhr

Ein großes Risiko scheint, wenn nicht das größte, ist, wenn man frugal lebt, ggf. man auch dazu mal seine Meinung ändert: Dann nennt man das ganze Armut, und wenn man das zu spät erkennt kann man auch rein gar nix mehr ändern. Daher scheint es sinnvoll mit zumindest deutschen Einkommensmitelwerten zu planen und nicht an der derzeit individuell festgelegten frugalen Akzeptanzgrenze.

Warum kann man das nicht mehr ändern ? Ich verstehe nicht ganz die Annahme, dass sich Frugalisten oder nach FIRE Leute auf die faule Haut legen. Für mich trifft das nicht zu und ich glaub auch auf viele Andere. Warum sich nicht mal neue Skills aneignen, für die man im "normalen" Berufsleben keine Energie oder Zeit hatte. Wenn diese Skills einen Wert für andere Leute darstellen, wird man damit Geld verdienen - in welche Höhe auch immer.

Meine These ist nach wie vor: Das Ansparen von Millionen bzw. ein Sicherheitslayer nach dem Anderen aufbauen hat mit der core FIRE Idee nicht so viel gemeinsam. Ein Millionär konnte schon immer sehr leicht finanzielle Unabhängigkeit erreichen. Dazu hat es nicht die FIRE Bewegung benötigt.

Die Annahme kommt durch Verwendung von Begriffen wie "ich gehe in Rente" und "Finanzielle Freiheit" in der Community. Die suggerieren Außenstehenden in ihrer Absolutheit eben, dass man problemlos lebenslang ganz ohne Einkommen oder flexible Ausgabenreduktion auskommt. Ich halte FIRE wie es eigentlich gemeint ist für einen spannenden Ansatz, er wird aber nach außen zu oft nicht differenziert genug beschrieben. Dazu kommt speziell den deutschsprachigen Ländern ein ausgeprägtes Sicherheitsdenken.

Nur mal ein Gedanke am Rande:

Man lebt frugal und spart fleißig um früher seine Freiheit zu genießen. Diese frugale Leben macht vielleicht sogar Spass weil man ein großes Ziel vor Augen hat.

Hat man das Ziel dann erreicht, möchte man dann auch noch die nächsten 30-40 Jahre frugal leben?

Vor allem wird daraus dann ein "muss". Kündige ich meinen Job, gibt es für viele kein zurück. Manche von uns leben auf Hartz 4 Niveau aber es ist trotzdem anders als Hartz 4 Empfänger zu sein, der so leben muss.

Zitat von MFZ73 am 8. Juli 2020, 12:06 Uhr

Die Risikoabschätzung, welche Summe denn reicht, kann man einfacher gestalten. Alle Lebensrisiken kann man eh nicht ausschalten, egal wie hoch das Konto gefüllt ist. Wer will und in der Lage dazu ist, kann mit relativ einfacher Fehlerfortpflanzung testen, ob er den Mittelwert der aktuellen Rentenbezüge trifft/übertrifft oder bei Berücksichtigung eines frugalistischen und damit kostengünstigerem Lebensstils auch mit einer gewissen Unterdeckung klarkommt. Geht meiner Meinung nach aber auch mit statischen Berechnungen.

Das Durchschnittseinkommen eines Rentnerehepaares über alle (!) Einkunftsquellen hinweg, liegt aktuell bei ca 3T€, für Einzelpersonen bei ca 1,8T€ - jeweils brutto.

Das entspricht ca 30T€ netto pro Jahr für ein Ehepaar.
Oliver rechnet mit weniger als 15T€ p.a. (4% netto bei weniger als 400T€ Kapital), was deutlich unter dem Schnitt liegt, weil Männer idR länger arbeiten und mehr verdienen, daher auch höhere Altersbezüge beziehen.

Setzt man das als untere Grenze und ca 20T€ netto als Mittel, hat man ein Ziel, das man mit hoher Wahrscheinlichkeit anpeilen/erreichen sollte.
Ich selbst rechne mit 3T€ brutto für mich allein plus abbezahlter Eigentumswohnung oder grob mit 1 Mio Kapital pP in welcher Form auch immer. Wenn man Oli mit 350T€ als Untergrenze ansieht u 1 Mio als sinnvolle/realistisch erreichbare Obergrenze, hat man ein Fenster, dass man halbwegs treffen sollte.

Dass einem der Himmel auf den Kopf fällt, darf man zwar befürchten, aber dagegen hilft auch kein Zaubertrank. Der Rest ist persönliche Ausgestaltung.

 

Sehr schön geschrieben! Das reduziert den Thread doch wieder etwas auf die Ausgangsfrage. Und damit darauf was die User sowie die vielen stillen Mitleser zum Spiegeln suchen.

Ich würde mich als ein "Nicht-Core Frugalisten" bezeichnen und brauche für mich alleine heutige Kaufkraft 3k brutto um entspannt zu leben.

Die Mio. ergibt sich automatisch aus den Immos und Depot. Diese stille Reserve sorgt für geringere Kosten (ersparte Miete) und Erträge (Depot). Beides sind Sachwerte und gegen Krisen und Inflation recht sicher.

Zitat von Absprung_2020 am 8. Juli 2020, 12:54 Uhr

Ein großes Risiko scheint, wenn nicht das größte, ist, wenn man frugal lebt, ggf. man auch dazu mal seine Meinung ändert: Dann nennt man das ganze Armut, und wenn man das zu spät erkennt kann man auch rein gar nix mehr ändern. Daher scheint es sinnvoll mit zumindest deutschen Einkommensmitelwerten zu planen und nicht an der derzeit individuell festgelegten frugalen Akzeptanzgrenze.

Da stimme ich voll zu. Es ist schwieriger am Essen gehen zu sparen wenn man eh nie essen geht. Oder am Reisen wenn man eh kaum reist, oder Auf das Auto zu verzichten wenn man gar keins mehr hat. Umgekehrt können auch in einem frugalen Leben neue Bedürfnisse entstehen.

Dies sind wahrscheinlichere Krisen im Mikrokosmos, als die im Markrokosmos alla Müller, Weick&Friedrich, Weber und Co.

 

Zitat von hawk66 am 8. Juli 2020, 14:12 Uhr

Warum kann man das nicht mehr ändern ? ....

....Meine These ist nach wie vor: Das Ansparen von Millionen bzw. ein Sicherheitslayer nach dem Anderen aufbauen hat mit der core FIRE Idee nicht so viel gemeinsam. Ein Millionär konnte schon immer sehr leicht finanzielle Unabhängigkeit erreichen. Dazu hat es nicht die FIRE Bewegung benötigt.

Das was ich oben beschreibe. Die Mio. +/- ergibt sich schnell als Basis für die Ertäge die zum FIRE notwendig sind

Zitat von TheWanderer am 8. Juli 2020, 14:44 Uhr

Die Annahme kommt durch Verwendung von Begriffen wie "ich gehe in Rente" und "Finanzielle Freiheit" in der Community. Die suggerieren Außenstehenden in ihrer Absolutheit eben, dass man problemlos lebenslang ganz ohne Einkommen oder flexible Ausgabenreduktion auskommt. Ich halte FIRE wie es eigentlich gemeint ist für einen spannenden Ansatz, er wird aber nach außen zu oft nicht differenziert genug beschrieben. Dazu kommt speziell den deutschsprachigen Ländern ein ausgeprägtes Sicherheitsdenken.

Letztendlich kann das doch jeder halten wie er will. Das Spektrum reicht von "Ich arbeite weiter, aber wenn ich nicht mehr will oder mein Chef mir doof kommt, bin ich nicht abhängig" bis zu "am Tag X schreibe ich meine Kündigung und werde nie mehr für Geld arbeiten".

Aber was du oben schreibst ist ja auch nicht so richtig. Was wird denn hier im Blog geschrieben? Oliver schreibt:

"Schon in meinem allerersten Artikel habe ich frech behauptet, dass ich noch vor meinem 40. Geburtstag „in Rente“ gehen will. Das heißt, dass ich bis dahin ausgesorgt haben möchte und somit nicht mehr in einem Job für Geld arbeiten gehen muss. Bisher bin ich allerdings eine Erklärung dafür schuldig geblieben, wie ich es eigentlich genau erreichen möchte, dem geregelten Berufsleben ganze 27 Jahre vor dem staatlichen Renteneintrittsalter Lebewohl zu sagen. Das möchte ich in diesem Artikel nachholen.

So verrückt mein Plan auch klingen mag, das Prinzip dahinter ist denkbar einfach. Ich gebe einfach weniger Geld aus als ich in meinem Job verdiene und spare die Differenz. Mit 40 habe ich dann genug zur Seite gelegt, um für den Rest meines Lebens von meinem Ersparten und dessen Kapitalerträgen leben zu können."

Das ist ja wohl ziemlich eindeutig oder habe ich etwas nicht verstanden?

An der Stelle gibts es keine Relativierungen, an anderer Stelle schon. Im Kontext der Kritik an der Übertragbarkeit der Ergebnisse der Trinity-Studie als 4%-Regel für Frugalisten schreibt er:

"Zum einen geht die Trinity-Studie davon aus, dass ich vollkommen unflexibel bin und stur jedes Jahr die exakt gleiche Geldsumme ausgebe. In Wirklichkeit kann ich meine Ausgaben natürlich innerhalb eines bestimmten Rahmens anpassen.

Während einer Wirtschaftskrise oder eines Börsencrashs kann ich meine Ausgaben reduzieren. Oder ich nehme einen Nebenjob an, um die Entnahmen durch ein kleines zusätzliches Arbeitseinkommen zu entlasten.

Wenn sich meine Ausgaben etwas an die schwankenden Börsenkurse anpassen, kann ich unterm Strich mehr Geld aus meinem Vermögen entnehmen. Gleichzeitig reduziere ich das Risiko der vorzeitigen Pleite.

Und last but not least: Wer sagt eigentlich, dass ich generell nichts mehr nebenher verdiene, sobald ich finanziell unabhängig bin? Vielleicht starte ich ein Projekt oder mache aus Spaß eine eigene Firma auf. Das berichten auch Leute, die bereits finanziell unabhängig sind: Wenn man einfach da macht, was einem Spaß macht, kann es leicht passieren, dass man damit sogar Geld verdient."

Weniger Sicherheiten werden also durch flexible Anpassung von Einnahmen und Ausgaben an die finanzielle Situation ausgeglichen. Finde ich wie gesagt grundsätzlich valide, die so definierte FI erreicht man umso schneller. Sie entspricht aber nur eingeschränkt dem, was man gemeinhin unter "Rente" oder wirklicher "Freiheit" versteht.

PS wir sollten @oliver hier vielleicht triggern, wenn wir ihn hier schon zitieren wie die Studis ihren Prof. 🙂

 

Gewisse temporäre Anpassungen sind natürlich ok. Wenn ich sehr knapp kalkuliert habe, wird es aber irgendwann eng, vor allem wenn sich das niedrige "temporäre" Niveau als dann nicht temporär sondern dauerhaft rausstellen sollte.

Letztendlich ist es doch auch egal. Jeder muß die Entscheidung für sich selber treffen und dann die nächsten 20, 30, 40 oder 50 Jahre damit leben.

@privatier

Das können Sie oder ich mit über fuffzig ggf. für das eigenen Leben ganz anders einschätzen und auch entsprechend sicher entscheiden.

Wenn ich mir aber hier einige Biographien so herleite à la, bin 26, erster Job und nach live-style-inflation hab ich jetz echt kapiert wie es läuft. 20.000 € hab ich schon und bei 8% im Jahr, wohne ja derzeit noch ganz billig bei Muttern, Haus erbe ich ja auch mal,  .... muss ja bloß so weitermachen und bei dem coolen Sparansatz sind ja 200.000 € more than eternity. Mir war es wichtig darauf hinzuweisen, dass man eben nicht weiß, ob das FIRE-Ziel ggf. nicht genauso eine persöniche Mode ist, wie noch vor 2 Jahren drei Handys zu haben und man ggf. von den eigenen Vorgaben irgendwann mal abweicht (oder abweichen muss?) und dann, bei zu enger Kalkulation  eine finanzielle Schieflage doch weh tun kann.

Soll aber keinesfalls heißen, dass das mit 4%/a und strikt durchgeplant auf Monatsbetrag x nicht auch alles wunderbar laufen kann! Ausdrücklich! Es ist eine Frage der finanziellen Toleranz wie glücklich man dann ggf. noch ist, wenn man ggf. dauerhaft für irgendwas Neues 100 €/mon "Spielgeld" benütigt aber das nicht hat.

Zitat von Absprung_2020 am 8. Juli 2020, 18:27 Uhr

 

Soll aber keinesfalls heißen, dass das mit 4%/a und strikt durchgeplant auf Monatsbetrag x nicht auch alles wunderbar laufen kann! Ausdrücklich! Es ist eine Frage der finanziellen Toleranz wie glücklich man dann ggf. noch ist, wenn man ggf. dauerhaft für irgendwas Neues 100 €/mon "Spielgeld" benütigt aber das nicht hat.

Auf diesen Punkt will ich eigentlich die Ganze Zeit hinaus ;)...warum ist hier ständig die Annahme, dass ich nach FIRE keinen Euro mehr verdiene ?. In Skandinavien und in anderen Ländern ist es üblich nach der Rente (wenn man soweit fit ist) nebenher beruflich zu sein. Ich hab als Schüler in der Oberstufe übers Jahr schon mehr als die 100 Euro/Monat nebenher verdient (Ferienjobs etc.).

Ich kann wirklich nur das Buch "Early Retirement Extreme" empfehlen...also mit 7000$/Jahr (oder jetzt auf 2020 inflationsmässig angepasst)...das würde ich auch nie machen. Aber man lernt durch das Buch "anders zu denken" und weg von diesem "ich habe ein Skill gelernt und den Gebrauch ich bis zur Rente um Geld zu verdienen und sonst kann ich nix mehr im Leben machen um für andere Menschen Werte zu schaffen und Geld zu verdienen"....Es war noch nie so einfach (zumindest in bestimmten Sektoren) sich heute Wissen/Skills quasi für 0 Euro oder wenig Geld anzueignen.

Zitat von Absprung_2020 am 8. Juli 2020, 12:54 Uhr

Ein großes Risiko scheint, wenn nicht das größte, ist, wenn man frugal lebt, ggf. man auch dazu mal seine Meinung ändert: Dann nennt man das ganze Armut, und wenn man das zu spät erkennt kann man auch rein gar nix mehr ändern.

Man kann schon was ändern, aber das Fenster wird kleiner, je länger man raus ist. Sowohl zeitlich als auch vom Verdienst her und das vor allem für Leute mit geringer Ausbildung. Oli kann das Risiko eventuell eingehen, wobei es auch im IT-Bereich Grenzen gibt.

Daher scheint es sinnvoll mit zumindest deutschen Einkommensmitelwerten zu planen und nicht an der derzeit individuell festgelegten frugalen Akzeptanzgrenze.

Habe gerade festgestellt, dass ich im Beitrag s.o. einmal von Renteneinkünften geschrieben habe, das ist inhaltlich falsch - im weiteren Kontext habe ich die mittleren Einkommen der Rentner beschrieben und als Bezugsgröße genommen, die sich nicht nur aus Rentenbezug Speisen, sondern auch aus zB Mieteinnahmen.

Wenn man die 350T von Oli als Untergrenze betrachtet - darunter wird wohl niemand ernsthaft planen, denn das liegt schon kaum über H4 - hat man zumindest schonmal eine Hürde, über die man irgendwie mit 3 Asset-Säulen (gRV/pKV - Immo - Depot) drüber muss.

Wenn man zB mit 2-facher Sicherheit rechnet wie im Ing.-Bereich teilw. Standard, landet man bei 700T€.

Das ist wohl richtig, Einstellungen können sich ändern. Ich war zB mit 30 hundertprozentig sicher, nie Kinder haben zu wollen. Ist zwar jetzt nur eines geworden. Aber ich bin froh, dass ich die Entscheidung nicht vom Geld abhängig machen musste.

Zitat von Absprung_2020 am 8. Juli 2020, 18:27 Uhr

@privatier

Das können Sie oder ich mit über fuffzig ggf. für das eigenen Leben ganz anders einschätzen und auch entsprechend sicher entscheiden.

Wenn ich mir aber hier einige Biographien so herleite à la, bin 26, erster Job und nach live-style-inflation hab ich jetz echt kapiert wie es läuft. 20.000 € hab ich schon und bei 8% im Jahr, wohne ja derzeit noch ganz billig bei Muttern, Haus erbe ich ja auch mal,  .... muss ja bloß so weitermachen und bei dem coolen Sparansatz sind ja 200.000 € more than eternity. Mir war es wichtig darauf hinzuweisen, dass man eben nicht weiß, ob das FIRE-Ziel ggf. nicht genauso eine persöniche Mode ist, wie noch vor 2 Jahren drei Handys zu haben und man ggf. von den eigenen Vorgaben irgendwann mal abweicht (oder abweichen muss?) und dann, bei zu enger Kalkulation  eine finanzielle Schieflage doch weh tun kann.

Soll aber keinesfalls heißen, dass das mit 4%/a und strikt durchgeplant auf Monatsbetrag x nicht auch alles wunderbar laufen kann! Ausdrücklich! Es ist eine Frage der finanziellen Toleranz wie glücklich man dann ggf. noch ist, wenn man ggf. dauerhaft für irgendwas Neues 100 €/mon "Spielgeld" benütigt aber das nicht hat.

Gut möglich, dass manche der Jüngeren hier schnell wieder abspringen. Würd ich für mich auch nicht ausschließen, fände aber auch nix dabei. Man muss schon viele Jahre durchhalten, bis man finanziell in Regionen kommt, wo man übers Entsparen nachdenken könnte. Wer es soweit schafft, sollte schon gefestigtere Ansichten haben. Wer vorher abspringt riskiert erstmal wenig und nimmt bestenfalls positive Effekte mit. Seien es abgebaute Konsumschulten, der angewöhnte Notgroschen oder auch nur gesundes Misstrauen gegenüber Finanzvertrieblern.

 

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