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90% was hier steht ist Müll aus der Sicht eines Frugalisten

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Zitat von Frugalist am 22. August 2018, 12:22 Uhr

Viele Frugalisten hier leben auf Hartz4 oder Obdachlosen-Niveau dazu muss man kein Geld sparen oder Geld anlegen.

Wer halbwegs vernünftig mit Familie Leben will braucht ca. €5000 Netto im Monat

Nun kann man einfach das Ziel ausrechnen.

Ich nehme dazu die Vonovia Aktie weil die a) steuerfreie Dividende bezahlt und b) sehr stabil Dividende zahlt.

Ich gehe mal von einer Dividende von €1,50 aus und einem aktuellen Aktienpreis von €43,70

Also 12*€5000 wären dann €60000 pro Jahr das wären 40000 Dividenden @ €1,50

Der Kaufpreis für die Aktien wäre dann 40000*€43,70  ca. €1,8M

Finanzielle Freiheit für eine Familie beginnt also bei ca, €1,8M alles andere ist Hartz4 oder Obdachlosenniveau was ich hier lesen kann.

Wir leben von 3100€ netto als 3 köpfige Familie mit Einfamilienhaus und 700m² Grundstück und Pool. Also das geht durchaus. Das Haus war bis vor 10 Jahren noch nicht abgezahlt und der Zinssatz für den Kredit war anfangs höher (14% p.a.) als die Abzahlungsrate (12% p.a.).

Allerdings sehe ich bei den Berechnungen hier durchaus Probleme, denn die Worst-Case-Inflationsrate von 2% wird m.E.n. nicht berücksichtigt und das macht doch extrem viel aus! Wer heute 1200€ monatlich zum Leben braucht, braucht in 40 Jahren über 2600€. Mehr als 2% darf es in der EU nicht sein (EZB muss das <= 2% halten!), außer der Vertrag von Maastricht wird irgendwann gebrochen und das darf der Herr Draghi nicht.

meine €5000 waren mit einer Mietwohnung berechnet. Wer im Eigentum lebt muss eine Fiktive Miete zu seinem Bedarf dazurechnen.

 

Zitat von Frugalist am 24. September 2018, 14:44 Uhr

meine €5000 waren mit einer Mietwohnung berechnet. Wer im Eigentum lebt muss eine Fiktive Miete zu seinem Bedarf dazurechnen.

 

Ob du nun ein Haus abbezahlst oder Miete zahlst ist das gleiche. Wir haben während unserer Lebzeiten das Haus ab bezahlt und das wie gesagt in den ersten Jahren mit 14% Zinsen p.a. und einer Abzahlrate von 12% p.a. (also Kredit wuchs sozusagen), weil wir damals von den Banken betrogen wurden! Da waren wir nicht irgendwo schlafend im Keller, nein wir haben auch gegessen usw. aber wir gingen nie auf Reisen o.ä..

Von den Reichen lernen heißt Sparen lernen. Ein Großonkel wollte mir mehrere Häuser vererben als ich noch ein junges Kind war, weil seine Frau es immer nur aufs Geld abgesehen hatte. Meine Eltern haben es für mich abgelehnt, da es ohnehin pietätlos wäre sowas anzunehmen und die Kinder und die Frau ohne was da stehen zu lassen. Aber als meine Urgroßmutter, die bei uns lebte starb, stand die Frau dann plötzlich auf der Matte und wollte schauen was es zum Erben gab. Davor hat sie uns nie besucht! Sonst hätte Sie auch gewusst, dass es nur Windeln gab. Die Frau ist nun zwar richtig reich mit ihren Häusern, aber auch richtig würdelos.

ersten Jahren mit 14% Zinsen p.a. und einer Abzahlrate von 12% p.a.

 

 

wie geht sowas?

Zitat von Bradolan am 24. September 2018, 11:58 Uhr

Allerdings sehe ich bei den Berechnungen hier durchaus Probleme, denn die Worst-Case-Inflationsrate von 2% wird m.E.n. nicht berücksichtigt und das macht doch extrem viel aus! Wer heute 1200€ monatlich zum Leben braucht, braucht in 40 Jahren über 2600€. Mehr als 2% darf es in der EU nicht sein (EZB muss das <= 2% halten!), außer der Vertrag von Maastricht wird irgendwann gebrochen und das darf der Herr Draghi nicht.

über die 2% als worst-case-Szenario sollten wir vielleicht noch mal reden. Knapp 2% sind (wenn ich da nicht ganz daneben liege) die  Zielgröße für die EZB - also um die 2% sind die Größe, mit der man rechnen muss - Abweichungen nach oben und unten (bis hin zur Deflation) sind natürlich drin. Habe die Zahlen nicht genau im Kopf, bin mir aber relativ sicher, dass die Inflation in Deutschland seit der Einführung des Euro auch schon mal über 2% war, in Griechenland war sie selten unter 3%.  Herr Draghi kann ja nicht die Inflation bestimmen, sondern nur so Sachen wie den Zinssatz, gut, Anleihen werden auch gekauft... weiß nicht, inwiefern das im Regelwerk eigentlich vorgesehen war. Es lässt sich sagen: Die EZB wird Anleihekaufprogramme zurückfahren und die Zinsen erhöhen, wenn die Inflation dauerhaft über 2% ist, es ist anzunehmen, dass das einer Inflation entgegenwirkt, aber nicht ausgemacht, dass sie deswegen unter 2% sinken muss.
Also: Inflation ist nicht gedeckelt. In dem Kontext auch nicht zu vernachlässigen: Die Prozentzahl "Inflation", die man immer hört oder liest, bezieht sich auf den Verbraucherpreisindex, da war die letzten Jahre nicht sehr viel mit Inflation. Was jetzt z.B. Immobilien angeht, gab es hingegen eine ganz ordentliche Inflation - heute bekommt man in guten Lagen für's gleiche Geld vielleicht noch halb so viel m² Wohnung, wie vor knapp 10 Jahren. Wenn man gerade ein Häuschen kaufen will, betrifft einen das auch.

Wer in Deutschland leben will ohne zu Arbeiten und OHNE Hartz4 zu beziehen der muss wirklich sehr viel Geld im Monat aus Kapital beziehen.

Die benötigte Summe übersteigt sehr oft das machbare.

 

Es wurd also zu 99% dabei bleiben das man weiter Arbeiten muss und sich quasi ein Zubrot schafft

Genau genommen sind es knapp unter 500.000 Euro für ein kinderloses Paar für beide zusammen, um exakt auf Hartz4-Niveau zu leben. Also weniger als eine Viertel Million je Person.

Wer natürlich doppelt oder dreifach so viel ausgeben will, wie bei H4, braucht entsprechend doppelt oder dreifach soviel Kapital.

Die Diskussion dreht sich doch wohl darum, welche Summe man im Monat/Jahr denkt ausgeben zu müssen, um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Ich denke aber, das Problem steckt tiefer. Es geht doch eher darum, welchen Raum ich meinen Bedürfnissen einräumen soll. Darum dreht sich der gesamte Ansatz ja schon seit Ewigkeiten, bis hin zu Diogenes von Sinope als besonders prominentes Bespiel. Bedürfnisse sind prinzipiell unendlich. Klar, irgendwann bin ich satt, aber diese Sattheit führt dazu, dass ich mich nun darum kümmern kann, ein warmes Plätzchen zum Schlafen zu finden. Schwupps, neues Bedürfnis da.  Und so geht es weiter.

Mit der Arbeitsteilung haben wir nun die lustige Situation, dass EINE MENGE Bedürfnisse von uns mit relativ wenig Aufwand befriedigt werden können. Ich habe mal eine Aufstellung gemacht (findet ihr hier). Man kann, wie Oliver, als alleinstehender und materiell bescheidener Mensch ziemlich gut mit 750€ im Monat leben. Leben, nicht nur überleben. Klar, das bedeutet Bier in schwarzen Dosen und ein Sofa, das man bei Ebay-Kleinanzeigen schießt, aber hey, wenn mir das reicht, geht es wirklich gut. Trotzdem denke ich, die Wohlfühlzone für bescheidene Menschen beginnt irgendwo bei 1000€. Jetzt kann ich nämlich auch immaterielle Dinge pflegen, für die ich trotzdem Geld ausgeben muss. Das Abo einer Zeitung. Die zusätzliche Woche Urlaub. Der Kongress in Hannover. Diese Wohlfühlgrenze kann sich aber auch psychologisch erklären lassen durch das Maß an Anerkennung und Ablehnung, das ich von mir wichtigen Menschen erhalte.

Viel wichtiger ist aber, das ich mir selber über das klarwerden muss, was ich eigentlich will und wie ich es erreiche. Das ist der Kern der ganzen Geschichte.

Das kann dann leider auch ein bisschen Statuskonsum beinhalten. Klar, als beinharter Frugalist kann ich bei Primark meine Unterhosen kaufen und die H-Milch vom Extrem-Discounter. Aber vielleicht will ich das gar nicht. Vielleicht sollte ich das auch nicht wollen. Und hier wird es für mich interessant. Es geht nämlich gar nicht um das Mindestmaß an nötigem Konsum, sondern um ein vernünftiges Maß an vertretbaren Konsum. Konsum, der für ein erfülltes Leben eben als Grundbedingung erfüllt sein sollte. Und damit komme ich wahrscheinlich an einen Punkt, an dem die Mittel für eine nachhaltige und ethisch vertretbare Bedürfnisbefriedigung höher angesetzt werden müssen. Wahrscheinlich wären das für einen alleinstehenden Menschen, der wie ich und meine Familie tickt, irgendwas zwischen 1250 und 1500 €. Da sind die Biomilch drin, ein wenig vernünftiges Fleisch, ein seperates Schlafzimmer und viele Bücher. Der Ausweis für eine Universitätsbibliothek. Eine Weiterbildung. Supervision. Vielleicht auch ein Kleingarten. Mindestens ein langer Urlaub irgendwo anders, wo es warm ist.

Anders sieht es mit Familie aus. Gut, man kann wie Oliver vielleicht früh anfangen zu arbeiten und die Kinder danach bekommen. Wir haben unser erstes Kind schon im Studium bekommen. Da war klar, dass eine lange Ansparphase nicht mehr funktionieren wird. Mit drei Kindern stelle ich den Frugalismus für mich dann von den Füßen auf den Kopf. Bescheidenheit ja, aber nicht mit dem Ziel einer maximalen finanziellen Freiheit durch erspartes Vermögen, sondern eher durch eine möglichst schöne und erfüllte Zeit im Hier und Jetzt. Dazu gehört für mich allerdings auch ein Beruf, der mich erfüllt und den ich gar nicht missen möchte. Und das führt dazu, dass ich meinen Konsum zwar kritisch hinterfrage und einschränke, aber eben auch nicht nur unter den Vorbehalt der Sparsamkeit stelle. Für mich gehört dazu dann auch ein ethisch und ökologisch vertretbarer Konsum. Eine Unterkunft, die man als Heimat bezeichnet und nicht als Renditeobjekt. In die man Zeit und Mühe investiert. Vernünftiges Essen, das nicht nach Sonderangebot oder Tiefpreis ausgewählt wird. Reisen, auf denen man Menschen und Orte kennenlernt und Spaß hat. Zusammen mit dem Rettungsschwimmer im Sand sitzt, über Wellen fachsimpelt und ihm später ein Bier ausgibt. Das alles kostet Geld, aber ich gebe es gerne aus.

Ich denke, dass man es mit sich selber ausmachen muss. Ich bin sehr froh, dass ich meine langen Reisen gemacht habe, auch wenn ich dafür mein Erspartes aufgebraucht und zwei Jahre länger fürs Studium gebraucht habe. Ich würde niemals für das Erreichen eines Sparziels diese Erfahrungen eintauschen wollen. So frei macht dich finanzielle Unabhängigkeit auch nicht. Bescheidenheit schon. Eigentlich geht es um den Kern des eigenen Selbst. Sich kritisch mit seinen eigenen Bedürfnissen auseinanderzusetzen, ist mit Sicherheit nicht verkehrt. Aber es ist auch nicht alles.

 

Zitat von Frugalist am 24. September 2018, 20:01 Uhr

ersten Jahren mit 14% Zinsen p.a. und einer Abzahlrate von 12% p.a.

 

 

wie geht sowas?

Ganz einfach: Eltern bauen Haus, sterben kurz darauf, Kind erbt das noch völlig unbezahlte Haus, wird von der Bank übern Tisch gezogen bei schneller Beantragung eines Kredits weil dumme, gestresste, arme Arbeiter mit Kind. Erst bei der nächsten Neuberechnung der Raten haben wir dann der Bank gesagt, dass eine andere Bank 9% anbietet. Dann ging es auf einmal runter. Aber das ist halt schon eine ganze Weile her, damals waren die Zinssätze, aber auch die Preise andere.

@brandolan

Das musst du mir nochmal erklären:

Ich nehme mal 150000€ als Darlehensbetrag. 14% Zinsen sind schon krass. 12% Tilgung aber auch! Dann wart ihr ja in sechs Jahren mit der Tilgung durch, oder nicht? Wenn ich in sechs Jahren mit der Tilgung durch bin, zahle ich 66000€ Zinsen in der Zeit. Gut, die Rate ist heftig. Aber wenn ich für den Kredit nur 4% Zinsen zahle, dabei aber auch nur 2% tilge, zahle ich in knapp 27 Jahren fast 100000€.

Das Problem ist ja, dass man vielleicht zwei, drei Mal im Leben solche Finanzierungen durchzieht. Da fehlt einem schlicht das Erfahrungswissen.

Das ganze Konzept der finanziellen Freiheit fuktioniert in D nicht solange man sich auf Hartz4 oder Obdachlosen Level befinden.

 

Sinn macht das erst wenn man deutlich (100%) mehr macht oder man ins Ausland geht wo es kein Hartz4 gibt.

 

@frugalist:

Es macht eine Menge Sinn. Du kannst morgen entscheiden, für vier Monate nach Spanien oder Österreich zu gehen. Das Amt sagt nein. Du kannst das nächste Projekt ablehnen, über 40 Stunden Arbeit in der Woche lachst du nur. Das Amt sagt nein. Du machst das nächste Jahr gar nichts, weil du den Marathon unter drei Stunden laufen willst. Das Amt sagt nein. Du kaufst doch eine Wohnung und vermietest sie. Das Amt sagt nein. Soll ich weitermachen?

Du sagst, du brauchst das Lohnabstandsgebot auch für Kapitalerträge. Also bitte: Mindestlohn für 200 Stunden macht 1850€. Mit einer klugen Steuererklärung kommst du wohl auf 1400€ netto. Da hast du deinen Lohnabstand. Macht 555000€ als Sparziel. Bei 4500€ netto dauert das dreizehn Jahre.

Für manche Leute sind 1500€ viel Geld für einen Monat. Trotzdem: Wenn ich mir die Mieten in Düsseldorf, Köln und Aachen so anschaue, wird mir schlecht. Da fehlt dann leider was zur Komfortzone, aber selbst hier kann man kreativ werden (ein Beispiel für kreatives Wohnen findet ihr hier) Andererseits geben andere Leute die Summe ohne nachzudenken für ein Mobiltelefon oder Klamotten aus.

Ob DU davon leben möchtest, ist deine Entscheidung. Da du dich aber „Frugalist“ nennst, bin ich davon ausgegangen, dass du auch materiell bescheiden lebst. Das kann man davon sicherlich.

P.S.: Deine „Beispiel-Familie“ hätte nach dieser Überlegung  ein monatliches „Brutto“ von 3750€ (2 Erwachsene, 2 Kinder unter 14) bis 4500€ (dito, Kinder über 14) nötig, um den gesetzlichen „Lohnabstand“ zu erreichen. Also MAXIMAL 4500€ VOR Steuern und KV.

Zitat von herrbecker am 30. September 2018, 12:34 Uhr

@brandolan

Das musst du mir nochmal erklären:

Ich nehme mal 150000€ als Darlehensbetrag. 14% Zinsen sind schon krass. 12% Tilgung aber auch! Dann wart ihr ja in sechs Jahren mit der Tilgung durch, oder nicht? Wenn ich in sechs Jahren mit der Tilgung durch bin, zahle ich 66000€ Zinsen in der Zeit. Gut, die Rate ist heftig. Aber wenn ich für den Kredit nur 4% Zinsen zahle, dabei aber auch nur 2% tilge, zahle ich in knapp 27 Jahren fast 100000€.

Das Problem ist ja, dass man vielleicht zwei, drei Mal im Leben solche Finanzierungen durchzieht. Da fehlt einem schlicht das Erfahrungswissen.

Ja, das war eine Zeit in der wir quasi von weniger als nichts Leben mussten und nur durch die Hilfe weiterer Familienmitglieder konnte das gestemmt werden. Die Tilgungsrate ging nach den ersten paar Jahren dann auch runter (die Frist bis zur Neuberechnung war nicht soo lang), aber dadurch dass der Zinssatz so hoch war musste man eben auch eine hohe Tilgungsrate akzeptieren, sonst hätte man den Kredit gar nicht bekommen. Aber wie gesagt, da war halt die Bank auch gierig und hats uns übern Tisch gezogen. Damals wussten wir noch nicht, dass man denen IMMER und GRUNDSÄTZLICH damit drohen muss zu einer anderen Bank zu gehen, weil es dort bessere Angebote gäbe.

Ich habe früher bescheiden gelebt auch zwangsweise.

Aktuell geht das aber nicht mehr da ich gelernt habe das man schneller Geld machen kann wie Geld sparen

 

Zitat von namir am 24. September 2018, 22:39 Uhr
Zitat von Bradolan am 24. September 2018, 11:58 Uhr

Allerdings sehe ich bei den Berechnungen hier durchaus Probleme, denn die Worst-Case-Inflationsrate von 2% wird m.E.n. nicht berücksichtigt und das macht doch extrem viel aus! Wer heute 1200€ monatlich zum Leben braucht, braucht in 40 Jahren über 2600€. Mehr als 2% darf es in der EU nicht sein (EZB muss das <= 2% halten!), außer der Vertrag von Maastricht wird irgendwann gebrochen und das darf der Herr Draghi nicht.

über die 2% als worst-case-Szenario sollten wir vielleicht noch mal reden. Knapp 2% sind (wenn ich da nicht ganz daneben liege) die  Zielgröße für die EZB - also um die 2% sind die Größe, mit der man rechnen muss - Abweichungen nach oben und unten (bis hin zur Deflation) sind natürlich drin. Habe die Zahlen nicht genau im Kopf, bin mir aber relativ sicher, dass die Inflation in Deutschland seit der Einführung des Euro auch schon mal über 2% war, in Griechenland war sie selten unter 3%.  Herr Draghi kann ja nicht die Inflation bestimmen, sondern nur so Sachen wie den Zinssatz, gut, Anleihen werden auch gekauft... weiß nicht, inwiefern das im Regelwerk eigentlich vorgesehen war. Es lässt sich sagen: Die EZB wird Anleihekaufprogramme zurückfahren und die Zinsen erhöhen, wenn die Inflation dauerhaft über 2% ist, es ist anzunehmen, dass das einer Inflation entgegenwirkt, aber nicht ausgemacht, dass sie deswegen unter 2% sinken muss.
Also: Inflation ist nicht gedeckelt. In dem Kontext auch nicht zu vernachlässigen: Die Prozentzahl "Inflation", die man immer hört oder liest, bezieht sich auf den Verbraucherpreisindex, da war die letzten Jahre nicht sehr viel mit Inflation. Was jetzt z.B. Immobilien angeht, gab es hingegen eine ganz ordentliche Inflation - heute bekommt man in guten Lagen für's gleiche Geld vielleicht noch halb so viel m² Wohnung, wie vor knapp 10 Jahren. Wenn man gerade ein Häuschen kaufen will, betrifft einen das auch.

Hmm, ja ein bisschen was hab ich zusammengemischt. Allerdings hat die Inflationsrate der einzelnen Nationen in der EU durchaus eine obere Schranke. So steht im "Protokoll über die Konvergenzkriterien nach Artikel 109 j des Vertrags zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft":

Das in Artikel 109 j Absatz I vierter Gedankenstrich dieses Vertrags genannte Kriterium der Konvergenz der Zinssätze bedeutet, daß im Verlauf von einem Jahr vor der Prüfung in einem Mitgliedstaat der durchschnittliche langfristige Nominalzinssatz um nicht mehr als 2 Prozentpunkte über dem entsprechenden Satz in jenen - höchstens drei - Mitgliedstaaten liegt, die auf dem Gebiet der Preisstabilität das beste Ergebnis erzielt haben. Die Zinssätze werden anhand langfristiger Staatsschuldverschreibungen oder vergleichbarer Wertpapiere unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Definitionen in den einzelnen Mitgliedstaaten gemessen.

Weiterhin heißt es in selbigem Dokument:

Die Inflation wird anhand des Verbraucherpreisindexes auf vergleichbarer Grundlage unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Definitionen in den einzelnen Mitgliedstaaten gemessen.

Man kann nun darüber streiten, ob der VPI das richtige Messinstrument ist. Z.B. Immobilienpreise steigen stärker denn je. Aber es liefert dennoch einen guten Gesamteindruck, der Messbar und ein Absolutwert ist.

Und zu den Aufgaben der EZB zählt nun mal Preisstabilität zu gewährleisten. Zwar nicht direkt über die Bevölkerung, aber über die Steuerung der Zinssätze für die nationalen Zentralbanken (die zusammen mit der EZB das ESZB bilden).

Falls ich mich irre, korrigiert mich bitte, aber so eine unbegrenzte Inflationsrate wäre schon der reinste Horror und schlecht für meine Zukunftsängste.

Preisstabilität ist wohl eine Aufgabe der EZB - knapp 2% sind dabei aber das Ziel -  nicht die Obergrenze. Die expansive Politik des letzten Jahrzehnts wurde ja damit gerechtfertigt, dass die Inflation deutlich unter 2% war. Wenn die Inflation deutlich über 2% klettert, hat die EZB ein Problem, extrem niedrige Zinssätze und Anleihekaufprogramme zu rechtfertigen - glaube aber nicht, dass die EZB wegen einer Inflation von vielleicht 3% irgendetwas machen würde, was Banken Probleme bereiten könnte - dazu würde ein schneller Anstieg der Zinsen auf ein historisch normales Niveau wohl gehören.

Bei einem zeitlichen Horizonten von etwa einem halben Jahrhundert würde ich auch mal in die Vergangenheit schauen -  da kann auch mal eine Währungsumstellung dazwischen kommen. Wie das mit dem EURO sein wird - wer weiß. Diese Währung hat gewisse strukturelle Probleme - wie sich das politisch in der EU und der Eurozone entwickeln wird, ist ja auch nicht ausgemacht.

So richtig problematisch wäre das aber v.a. wenn man sein Geld in EURO hortet (sei es in bar, auf einem Sparbuch o.ä., einem Spar- oder Rentenvertrag, einer Lebensversicherung, oder irgendeiner Anlage, bei der man am Ende einen bestimmten Betrag in EURO ausbezahlt bekommt. Aktien oder Immobilien sollten durch eine Inflation allein (und wenn alles andere gleich bliebe) auch im nominellen EURO (oder was auch immer) -Wert steigen.

 

 

Mein zeitlicher Horizont (mit 62) ist 10..20 Jahre. Aber auch der will vorbereitet sein (planen kann man sowieso nix).

Zum Euro: ich investiere deshalb auch in Fremdwährungen, viel USD, etwas GBP (Brexit-Probleme?), AUD, CAD, NOK...

Meine schwedische Nordea-Bank hat sich zum Monatsanfang nach Finnland umdomiziliert. Dann ist sie auch im EUR-Raum, brauche ich also SEK nicht mehr separat zu betrachten...

Zitat von Frugalist am 1. Oktober 2018, 15:07 Uhr

Ich habe früher bescheiden gelebt auch zwangsweise.

Aktuell geht das aber nicht mehr da ich gelernt habe das man schneller Geld machen kann wie Geld sparen

 

Interessant wäre jetzt von deiner Erfahrung in der Community zu partizipieren. Welche zusätzlichen Einkommensströme hast du aufgebaut über die Jahre und wie bist du von dem einem zum anderen gekommen?
Du hast über Fremdkapital-Hebel ein Immo-Vermögen aufgebaut in einer Zeit der extremen Wertsteigerung durch QE. Das ist Stand heute nicht mehr so einfach möglich (QT), aber ggf. noch machbar. Wieviel % machen deine Immo-Bewertungen vom Gesamtvermögen aus? Welche Mietrendite hast du damit erreicht und legst du diese "kostenlose" Rendite dann in Aktien?

Ich verdiene als Selbstständiger sehr gut, aber wie du schon richtig erwähnst ist in Deutschland allein durch ESt und KK eine Belastung von 40% und größer des Einkommens vorhanden (120k€ -> 42% Steuersatz). D.h. Kapitalaufbau mit  60% - Lebenshaltungskosten ist mit nur einem Einkommensstrom extrem schwer, da man seine Zeit nicht skalieren kann.
Hast du neben Mietrendite (welche wohl den Kredit zu 100% tilgt?) und Dividenden noch weitere Einkommen erzeugt, die dir beim Aufbau geholfen haben? Wenn du von "mit Aktien spekuliert" schreibst, meinst du dann mit Aktienkredit Leverage auf Kurssteigerung in einer QE-Umgebung (2009-2018) zu setzen? Das wäre zwar clever aber auch nur einmalig, da QT jetzt den Tenor gibt.

Aktien und Mieten kann man schlecht einschätzen weil ich

a) viel Tilge

b) Dividenden ja nicht konstant sind.

 

Dividenden bekomme ich netto nach Steuer ca. €155k  im Jahr ausbezahlt

 

 

 

Okay verstehe. Kannst du zu den anderen Fragen noch etwas sharen?

Z.B. würdest du die gleiche Vorgehensweise mit Immobilien, wenn du heute starten würdest, noch einmal machen? Wenn man das quantitative tightening der Zentralbanken betrachtet, werden die Assets, die vom Billigen Geld profitiert haben, vom Preis sinken.

Ist es bei dir auch so, dass du durch die Aktieninvestitionen vor längerer Zeit mit stetiger Dividendensteigerung eine Div-Rendite von >10% erreichen konntest (auf Einstandspreis basierend)?

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