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Was ist eure Zielnummer?

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Zitat von Sparschwein am 26. Februar 2021, 9:30 Uhr

...

Wäre es nicht ärgerlich irgendwann zu merken "ich hätte eigentlich schon vor X Jahren aufhören können zu arbeiten"?

kommt eventuell auch auf die individuellen Umstände an!

in meinem Fall:

bis 2018 war mein Job sehr abwechslungsreich UND ich hatte größtmögliche Freiheitgrade

seitdem

  1. seit 2019 überwiegen auf Dauer etwas monotone "Routineaufgaben" ...
  2. seit 2020 erwartet ein neuer Chef, Urlaubstage mind. eine Woche vorher anzumelden - zuvor konnte ich einfach im Terminkalender prüfen, ob was dringendes ansteht und wenn nicht auch noch z.B. am Donnerstagabend Freitag & Montag frei nehmen, wenn mir nach einem verlängerten WE war
  3. bis Herbst 2020 haben wir uns zu zweit zwei zusammenhängende Büroräume (mit Verbindungstür) geteilt - der kleinere ist jetzt das Büro der Abteilungsleitung, der größere wurde in zwei Mini-Zweierbüros unterteilt, die wir (nach Rückkehr aus dem Corona-Homeoffice) zukünftig zusammen mit zwei weiteren Kollegen = zu viert nutzen sollen

... und 4. habe ich im Herbst 2020 mal "Inventur" gemacht (was sich so an Assets und Cashreserven angesammelt hat) & komme zu der Schlussfolgerung, dass ich (vermutlich im Gegensatz zu meinen Kollegen?) ja gar nicht mehr arbeiten muss 😉

da Covid-bedingt spontanes Weg- und Herumfahren derzeit nur sehr eingeschränkt möglich ist - und ich eher nicht der "häusliche Typ" bin - habe ich nur für mich beschlossen, den Exit auf 2022 zu vertagen ... im laufenden Jahr nur auf eine 4 Tage-Woche zu reduzieren & mich auf den neuen "Lebensabschnitt" in aller Ruhe vorzubereiten ...
(Depot "ausmisten" - mit ein paar größeren "Gewinnmitnahmen" - und mehr "cash cows" mit guter Dividendenrendite in den Stall stellen
--> passives "Grundeinkommen" zur Deckung des Existenzminimums aus den laufenden Ausschüttungen - eventuelle Kursgewinne und Verzehr eines Teils der Ersparnisse für was immer ich an darüber hinausgehendem "Luxus" will - mit 67 kommt dann ja ein zweites "Grundeinkommen" aus der gesetzl. Rente hinzu;
passender Ersatz für die aktuelle Stadtwohnung 2 km neben dem Arbeitsplatz, Auswahl und Suche eines mobilen "Zweitwohnsitzes" mit dem ich mich innerhalb Europas mal hier mal da an schönen Orten meiner Wahl aufhalten kann, usw.)

@abracadabra

Das sind aus meiner Sicht Deine Fragen:

  1. Als Sicherheitsdenker, wieviel Kapital brauche ich, um wirtschaftlich frei zu sein?
  2. Welche Ausgaben muß ich in Deutschland mitberücksichtigen? Habe ich an alle Ausgaben gedacht?
  3. Wie sieht es bei mir aus, (Was ist eure Zielnummer)?

Zu Frage "1. Als Sicherheitsdenker, wieviel Kapital brauche ich, um wirtschaftlich frei zu sein?" würde ich in meinen Überlegungen wie folgt vorgehen:

Zunächst ist die Frage zu beantworten, welche Anlagepolitik verfolgt man und kann man verfolgen? Ich gehe in meinen Überlegungen davon aus, dass man von einem Aktienvermögen ausgeht. (Ist man als Anlegertyp dafür nicht geeignet und ist man der Anleihensparer, dann wären noch ganz andere Überlegungen anzustellen.)

Eine Weitere Überlegung von mir ist, ist man geistig und körperlich noch in der Lage Geld zu verdienen und will man das als Auffangnetz. Wenn dies nicht der Fall ist und man auf das Aktienvermögen setzt, so rechne ich bis zum Endalter 60-weit in die 70er damit, dass mein Kapital durch die Entnahmen nie angegriffen werden sollte (ein mögliches Szenario ist für mich, dass durch medizinischen Fortschritt und Glück meine persönliche Lebenserwartung bei einem glücklichen erfüllten Leben weit über die 100 Jahre gehen kann). Dies führt mich dazu, dass egal wie die Aktien stehen, ich meine Bruttoausgaben aus den Nettoerträgen (also Vermögenszuwächsen und Dividenden) der Aktien bestreiten will, ohne dass das Kapital angegriffen werden muß. Dies ist für mich bei einer Bruttoentnahme von 4 % auf das jeweils am Jahresende vorhandene Aktienkapital gegeben. Deshalb rechne ich weiter, dass meine Entnahmen auch bei einem Aktiencrash von 70-80 % nur 4 % des dann vorhandenen Kapitals ermöglicht werden. Im Ergebnis brauche ich also ein Kapital, dass das 4-5fache des Kapitals beträgt, was zu heutigen Aktienkursen notwendig wäre. Hier die Berechnung für einen jährlichen Entnahmebetrag von 10.000 Euro:

10.000 Euro geteilt durch 4 % oder multipliziert mit 25 ergibt 250.000 Euro Aktienkapital.

250.000 Euro Aktienkapital soll auch nach einem Crash von 80 % vorhanden sein, führt zu der Berechnung von 250.000 geteilt durch 20 % oder multipliziert mit 5 zu einem Aktienkapital von 1,25 Mio. Euro. Will ich die 10.000 Euro netto entnehmen können, so muß ich noch die Besteuerung hinzurechnen, die von der Bruttoentnahme abgeht. Da ich bei der Berechnung durch die Crash-Annahme erheblich Sicherheitsmargen eingebaut habe, rechne ich mit einer Steuerquote von nur 25 % auf den Bruttoentnahmebetrag. Dies führt rechnerisch dazu, dass die 1,25 Mio. Euro um ein Drittel erhöht werden muß, also aufgerundet 1,7 Mio. Euro.

Man kann eine weitere Sicherheitsmarge dadurch einbauen, dass man zusätzlich ein Aktiencrash durch ein Bargeldpolster von 5-10 Jahren Entnahmen aufgebaut hat. Dies sind bei 10.000 Euro 50 bis 100.000 Euro. Dann wäre ich als absoluter Sicherheitsdenker bei 1,8 Mio. Euro. Man könnte auf den Gedanken kommen, dass ich bei 10 Jahren Entnahme in bar cash nicht mehr die Crash Absicherung im Aktienvermögen brauche, da man dann den Crash einfach aussitzt (Dies würde dann zu einem Vermögen von 350.000 Euro führen (=250.000+100.000 Euro)). Aber als absoluter Sicherheitsdenker sehe dass ein Inflationsrisiko nur mit Aktien nachhaltig abgedeckt ist.

Andere mögliche Einnahmequellen wie z.B. Mieteinkünfte, Renten und Pensionen sowie Arbeitseinkommen verändern die oben genannten Berechnungen.

 

Zu 2. Welche Ausgaben muß ich in Deutschland mit berücksichtigen? Habe ich an alle Ausgaben gedacht?

Typische Ausgabenblöcke sind Krankenversicherung, Ausgaben für Pflege ggf. über eine Versicherung abzudecken, Steuern, die bei den Überlegungen mit zu berücksichtigen sind.

 

Zu 3. Wie sieht es bei mir aus (Was ist meine Zielnummer?)

Hier gibt es mehrere Aspekte und Perspektiven. Hier nur stichpunktartig einige Gedanken dazu (die ich einigen Beiträgen in diesem Forum ausführlicher beschrieben habe):

  • Meine Frau und ich haben unter der Annahme, im Aktiencrashfall unsere Ausgaben auf ein Minimum, dass ein glückliches Leben ermöglicht aber mit viel Zeit zur Ausgabenminimierung, zu reduzieren, vor vielen Jahren schon die finanzielle Freiheit erreicht. Meine Berechnung war dabei ca. 3 Jahr Leben als Barbestand und ein Crash von 50 % nach obiger Berechnungsmethode ist zu überstehen und wir hatten bis dahin schon unverfallbare Pensions- und Rentenansprüche erdient, die spätestens mit 67 zur Auszahlung kamen.
  • Wir haben jeweils Berufe, die unserer Berufung entsprechen. Deshalb hatten wir zu dem Zeitpunkt als wir entdeckten, dass wir wirtschaftlich frei sind, einfach weiter gearbeitet. Trotzdem war der Gedanke, finanziell unabhängig zu sein, sehr befreiend. Wir haben beide mit dem Bewußtsein, wir müssen nicht mehr arbeiten, wollen aber noch arbeiten einen Zugewinn an Freude in unseren Berufen erfahren. Dies lag zum einen an der anderen Haltung und zum anderen bei mir ganz praktisch daran, dass ich mir meine Mandanten, mit denen ich zusammen arbeiten will, ganz bewußt aussuche. Ich mag einfach gerne mit den von mir ausgesuchten Mandanten zusammen arbeiten. Ähnlich ist es mit den Mitarbeitern, mit denen ich mich umgebe.
  • Seitdem wir arbeiten, haben wir immer eine gewisse Sparquote, die vornehmlich in Aktien investiert wird. Auch die Aktienerträge werden reinvestiert. Einzige Ausnahme letztes Jahr: Autokauf, 2 Bäder renovieren lassen, ein Zimmer vergrößern lassen mit Wand versetzen, Fenster einbauen lassen in unserem Eigenheim. Hier ging neben unserer Sparquote auch ein Teil der Aktienerträge drauf (plus 2 Kinder im Studium in München und im Ausland (teuer!), denen wir gerne die Heimfahrten bezahlen, damit sie uns gerne besuchen kommen mögen).
  • Da ich als Mensch mit brauner Haut- und Augenfarbe mit schwarzen Haaren in den Augen mancher Menschen in Deutschland zu den "Ausländern" gehöre, die schmerzhaft remigriert werden sollten oder werden (so der O-Ton des Faschisten der Partei mit den Faschisten in der Mitte einer im Bundestag vertretenen Parteien), will ich 10 Mio. Euro Vermögen haben. Mit dieser Größenordnung weiß ich, dass ich jederzeit in nahezu jedes Land dieser Erde auswandern kann, weil ich dort mit Handkuß empfangen werde. Ich bin zwar in Deutschland geboren, habe die deutsche Staatsangehörigkeit, bin somit Deutscher nach Art. 116 Grundgesetz, aber seit dem wir solche Parteien im Bundestag haben, die in den Umfragen für mich unfassbare Wählerschichten zu bestimmten Zeiten aufschließen konnten, ist dies für mich mein nächstes Ziel.

Hallo Andre

Du hast ja ausgiebig beschrieben und erwähnt dass die beschriebene Entnahme Strategie deinem eigenen Sicherheitsdenken geschuldet ist und du sie für klassisch frühes FIRE eigentlich nicht benötigst weil du und deine Frau gerne und lange arbeiten.

Deshalb erlaube mir den Hinweis für verunsicherte NeuleserInnen, dass diese Entnahmestrategie keiner wissenschaftlichen Grundlage entbehrt.

Wissenschaftliche Entnahmeliteratur im deutsch- und Englisch sprachigen Raum, welche auf Aktien- und Inflationsdatenreihen bis zum Beginn des 20. Jagd. zurückgreifen erlauben eine deut lich höhere Entnahme. Zudem ist eine regelmäßige und gleich hohe Entnahmerate für real FIRE essentiell.

Mir ist dieser Hinweis wichtig, weil die Psychologie und irrationale Angst weit verbreitet sind und neben mangelnder Substanz oder unsauberer Planung die größten Verhinderer des FIRE Wunsches.

 

Zitat von Muslime_Frugi am 27. Februar 2021, 8:30 Uhr

Hallo Andre

Du hast ja ausgiebig beschrieben und erwähnt dass die beschriebene Entnahme Strategie deinem eigenen Sicherheitsdenken geschuldet ist und du sie für klassisch frühes FIRE eigentlich nicht benötigst weil du und deine Frau gerne und lange arbeiten.

Deshalb erlaube mir den Hinweis für verunsicherte NeuleserInnen, dass diese Entnahmestrategie keiner wissenschaftlichen Grundlage entbehrt.

Wissenschaftliche Entnahmeliteratur im deutsch- und Englisch sprachigen Raum, welche auf Aktien- und Inflationsdatenreihen bis zum Beginn des 20. Jagd. zurückgreifen erlauben eine deut lich höhere Entnahme. Zudem ist eine regelmäßige und gleich hohe Entnahmerate für real FIRE essentiell.

Mir ist dieser Hinweis wichtig, weil die Psychologie und irrationale Angst weit verbreitet sind und neben mangelnder Substanz oder unsauberer Planung die größten Verhinderer des FIRE Wunsches.

 

Passt!

Danke für den Hinweis, der macht Sinn, da ich aus der Perspektive eines extremsten Sicherheitsdenker und dann meiner Perspektive geschrieben habe.

Die Perspektive, die Du aufgezeigt hast, ist eine gut belegte allgemein gültige Perspektive der Fragestellung.

Liebe Grüße

 

André

Zitat von Muslime_Frugi am 27. Februar 2021, 8:30 Uhr

Wissenschaftliche Entnahmeliteratur im deutsch- und Englisch sprachigen Raum, welche auf Aktien- und Inflationsdatenreihen bis zum Beginn des 20. Jagd. zurückgreifen erlauben eine deut lich höhere Entnahme. Zudem ist eine regelmäßige und gleich hohe Entnahmerate für real FIRE essentiell.

 

Mit wissenschaftlichen Untersuchungen ist das immer so eine Sache:

Als ich in Köln wohnte, gab es ein Jahrhunderthochwasser. Die Altstadt wurde komplett überflutet. Dann wurde eine Schutzmauer gebaut, die auf jeden Fall die nächsten 100 Jahre das Hochwasser abhalten sollte. Im Jahr danach gab es aber ein noch höheres Jahrhunderthochwasser, die Mauern haben nicht ausgereicht.

 

Als ich mich entschied FIRE durchzuziehen war mein Renditeziel zwischen 2,8  und 3,8 % pro Jahr; je nachdem ob ich recht sparsam (also wie immer) oder etwas komfortabler leben wollte (also insbesondere mehr Urlaub, der Geld kostet).

Durch gute Kapitalmarktentwicklungen der letzten zwei oder drei Jahre reichen mir derzeit 2 oder 3% aus; also null Kapitalabbau, sogar Aufbau, trotz FIRE!

Für mich ein indirekter Hinweis, dass man meist eher zu vorsichtig plant.

Wenn man dann noch die irgendwie 6% langfritige Rendite von Aktien ansetzen würde, dann wirds sogar eher luxuriös... wäre jetzt aber deutlich zu früh das in den Raum zu stellen. Die Voraussetzung scheint: Kein Kapitalabbau (zu Beginn) einplanen, allein von Zinsen/Dividenden leben, dann wirds wohl immer sicherer, also immer mehr Polster. Soweit meine aktuelle Einschätzung, die sich nat. aber ändern kann 🙂

 

 

Die langfristige durchschnittliche Rendite von x% ist relativ irrelevant wenn dir das Sequence of Returns Risk zu Beginn deiner Entnahmephase dazwischen grätscht. Ich selbst werde deshalb wahrscheinlich eine konservative initiale Entnahmerate um die 3-3.25% wählen (auch je nach CAPE) und außerdem ein Bond Tent / Rising Equity Glide Path nutzen. Soweit zumindest bisher der Plan.

Und natürlich kann man über "wissenschaftliche Untersuchungen" debattieren. Nur weil einer mal ein Paper geschrieben hat ist das noch nicht wissenschaftlich wasserdicht. Wenn das von vielen Seiten kommt, die Ergebnisse reproduzierbar sind, mit peer review, usw. dann wird irgendwann ein Schuh draus.

Das Beste was man wohl zur Bestimmung und Planung der SWR machen kann, soweit ich das bisher gesehen habe, sind rückblickende Simulationen mit großen Mengen historischer Daten. Und auch da muss man aufpassen dass die Situationen vergleichbar bleiben denn die Rahmenparameter ändern sich ständig.

Zitat von Privatier am 27. Februar 2021, 9:23 Uhr

Mit wissenschaftlichen Untersuchungen ist das immer so eine Sache...

Wenn man Emotionen, irrationale Ängste sowie die eigene Wahrnehmung außen vor lässt, bleibt nur der wissenschaftliche Ansatz und der wiederum ist evident mit Blick in verfügbare Daten der Vergangenheit.

Nur das lässt sich evaluieren oder falsifizieren. Da es nicht besser geht, sollte man es bestenfalls im Privaten so machen wie das Risikomanagment es in Firmen, Banken und Staaten macht.

Ob bei Rückschlagrisiken an den Kapitalmärkten oder bei der Inflation kann man seine Entnahme als ängstlicher Mensch an den historisch belegbaren "Worst Case Szenarien" mit seiner gewünschten Entnahmehöhe auslegen.

Z.B. bei Stocks 1929 oder ekelhafte "Double Digits" wie 2000 und 2008. Oder Inflation 1966 folgend bis in die 80er, Cashrisiken wie Währungsreform usw..

Legt man es so aus, wird man wahrscheinlich wie von Absprung_2020 beschrieben als genügsamer Frugalist immer reicher.

Und warum schreibe ich das alles?

Genau deswegen!

Meiner Beobachtung seit einem Jahr hier im Forum wie in der Szene grundlegend ist die, dass die einen zu ängstlich und vorsichtig planen und andrer zu blauäugig sind. Die Blauäugigen erkennen das meist im Verlauf der Beschäftigung mit dem Thema und arbeiten irgenwie weiter  und die anderen halt oft auch.

In Sachen Finanzbildung und vorbildlicher Ausgabenkontrolle sind diejenigen die sich hier tummeln doch viel besser als >90% der Bevölkerung. Dieses Wissen kann irgendwann zu einem Verhinderer des eigenen Lebensglücks werden. Oder zusammengefasst gesagt: "Wer Wissen mehrt, mehrt Leid."

Oder @Privatier um es in deiner Methapher zu sagen:

Wenn ich aus Angst vor Hochwasser 5km vom Rheindamm wegziehe, 90% der Kölner vor mir wohnen und ich bei teurem Baugrund auf den Keller verzichte aus Angst der Jahrhundertdamm könnte reißen stimmt was nicht. Dann bin ich zwar nicht 100% (Meeresspiegel könnte noch steigen), aber sehr sehr sicher vor Hochwasser geschützt.

 

Zitat von Muslime_Frugi am 27. Februar 2021, 13:52 Uhr

Legt man es so aus, wird man wahrscheinlich wie von Absprung_2020 beschrieben als genügsamer Frugalist immer reicher.

Was aber besser ist, als mit 75 völlig blank zu sein.

Zitat von Muslime_Frugi am 27. Februar 2021, 13:52 Uhr

Meiner Beobachtung seit einem Jahr hier im Forum wie in der Szene grundlegend ist die, dass die einen zu ängstlich und vorsichtig planen und andrer zu blauäugig sind. Die Blauäugigen erkennen das meist im Verlauf der Beschäftigung mit dem Thema und arbeiten irgenwie weiter  und die anderen halt oft auch.

 

Da wüsste ich hier im forum auch einige. Einer fängt mit M an... 😀

Sicher gehöre ich auch klar zu den Konservativen/Vorsichtigen, bin aber nicht der Einzige und es geht auch schlimmer.

Deshalb ist es mir wichtig die eigene Erkenntnis an andere weiterzugeben und unbegründete Vorsicht zu relativieren.

Mein Risiko das 75 Lebensjahr nicht zu erleben liegt irgendwo bei 30%. Das Pleiterisiko bei 0. Welches Risiko wiegt schwerer?

Das Pleite Risiko ist natürlich nicht 0% sondern deutlich höher. Dir fehlt ein bisschen die Fantasie...

Ich finde es irgendwie interessant, dass gefühlt fast sämtliche Diskussionen "wieviel benötige ich vs verlorene Lebenszeit" in eine Richtung laufen.

Denke, man muss sich in D schon sehr ungünstig anstellen, um mit 75 Pleite zu sein, incl. keine Rente zu haben. Man muss sich vllt einschränken, im worst case vielleicht sogar schmerzhaft. Ja das ist ein Risiko.

Nur, ist glaube ich vielen nicht bewusst, wie viele Leute im Rentenalter zwar noch leben, aber chronisch schwer krank sind und aus sonstigen Gründen ein eher getrübtes Leben haben. Von der mangelnden Energie noch mal neues zu probieren ganz zu schweigen. Längliches Essay, aber hilft sehr zu reflektieren imho
https://www.theatlantic.com/magazine/archive/2014/10/why-i-hope-to-die-at-75/379329/

Ich würde den Leuten allgemein doch raten das "Pleiterisiko" mit anderen Risken abzuwägen....wenn ich Millionen ansammle, dann hat das für mich im Normalfall nichts mehr mit Frugalismus bzw. dessen Idee zu tun. Mit ein paar Millionen auf dem Konto zu leben - also das ist wirklich nicht die Herausforderung, oder ?

Zitat von hawk66 am 27. Februar 2021, 15:26 Uhr

Denke, man muss sich in D schon sehr ungünstig anstellen, um mit 75 Pleite zu sein, incl. keine Rente zu haben. Man muss sich vllt einschränken...

Ich würde den Leuten allgemein doch raten das "Pleiterisiko" mit anderen Risken abzuwägen....

Genau so war das mit 0% von mir gemeint

Und genau so war es von mir gemeint, dass es natürlich nicht 0 ist. In 30 Jahren kann viel passieren.

Nun denn, das mit der Wissenschaft und Finanzplanung betreffend FIRE ist natürlich so eine Sache. Alfred hat nicht nicht umsonst keinen Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften gestiftet, da er davon ausging, dass die Wirtschaft eben keine exakte Wissenschaft sein kann, sondern allenfalls eine Beschreibende, in Retrospektive gedacht und mit viel Empirie. Ich bin jetzt malso überheblich zu behaupten, dass  man da diversen Charts und einem Lineal schon ganz schön viel rauslesen kann als qualifizierter Laie und sich nicht auf oft irgendwelche Zusammenfassungen von Bankanalytikern oder auch Kolummnen von Presseartikeln verlassen sollte. Und  von Nobelpreisträgern und Geldanlage will ich auch nicht allzuviel reden, da gibts Geschädigte ohne Ende.

Natürlich ist es immer wunderbar, wenn man seine Meinung woanders liest oder (scheinbar) bestätigt bekommt. Psychisch stabil fühlt sich manche Härte gar nicht mehr so hart an.

Fazit: Selbst nachdenken und selbst entscheiden (statt nachdenken und entscheiden lasen), Verbündete im Geiste suchen und seine Anlagen im Kapitalmarkt fokussieren auf verstehbare Geschäftsmodelle mit stabilen Ertragsentwicklungen. Ob dann 2% angepeilt werden oder 4%. Vermutlich funktioniert beides. Solange man flexibel bleibt sowie Anpassungen ja (fast) immer ausgabenseitig möglich scheinen.

Die Trinity-Studie war (nicht exakte) Wissenschaft. Die Anwendung der daraus abgeleiteten 4% Regel mit Weltdepot, deutschen Steuer- und Sozialversicherungssystem in einer Dauer-Nullzinsphase 100 Jahre später ist leider nicht mehr als eine bessere Fausformel. Aber die ist leider immer noch mit das Beste, was wir haben.

@mfz73 die Idee mit dem erweiterten Rechner hat was. Die Kunst ist nicht das Kodieren (das ist Pipifax), sondern das Design der Eingabeparameter, so dass die Pläne der meisten Leute ins Raster passen, ohne sich im Klein-Klein zu verlieren. Die GRV kann man noch gut darstellen, bei Immos gibt es dann schon wieder unzählige Optionen des Entsparens und Nicht-Entsparens. Wäre was für einen eigenen Thread, vielleicht bekomm ich ja im Urlaub mal Lust. 😉

Zitat von TheWanderer am 27. Februar 2021, 23:42 Uhr

@mfz73 die Idee mit dem erweiterten Rechner hat was. Die Kunst ist nicht das Kodieren (das ist Pipifax), sondern das Design der Eingabeparameter, so dass die Pläne der meisten Leute ins Raster passen, ohne sich im Klein-Klein zu verlieren. Die GRV kann man noch gut darstellen, bei Immos gibt es dann schon wieder unzählige Optionen des Entsparens und Nicht-Entsparens. Wäre was für einen eigenen Thread, vielleicht bekomm ich ja im Urlaub mal Lust. 😉

Hab's gerade noch mal nachgesehen, den Beitrag habe ich am 10.02. verfasst und Du bist jetzt nach 18 Tagen der Erste, der überhaupt darauf reagiert. Das sagt schon alles, es interessiert hier einfach niemanden.

Ja, man darf sich nicht im Klein-Klein verlieren, aber man kann das in den Griff bekommen. Meine Diplom-Arbeit hat u.a. auf einer multiplen Regression gefußt, das ist mathematisch keine große Sache, aber damit kann man aus einer nicht vollständigen Dateninformation belastbare Rückschlüsse ziehen. Ich habe mir zB vor Jahren schon eine Excel-Datei gebaut, die aus 5-6 relevanten Firmendaten (Auftragsvolumen, Kosten, Außenstände etc.) meinen Kontostand in 3 Monaten prognostiziert, obwohl dort längst nicht alle Einzel-Aufträge einfließen. Die Basis sind ca. 15 Aufträge aus 3 Monaten, die den Zielwert aus ca. 100 tatsächlich abgewickelten Aufträgen liefern. Damit gehe ich dann in meine Termine mit dem StB, wir gucken uns dann an, wo ich aktuell ausgewertet stehe (die Daten sind etwa 6 Wochen alt) und ich sage ihm dann meine Werte, wo ich gedenke in 12 Wochen zu stehen.

Auf der Basis werden dann Entscheidungen getroffen.

Das ist immer sehr entspannt, weil meine Trefferquote mittlerweile ziemlich gut ist und ich in meiner Umsatzregion der Einzige seiner Kunden bin, der so arbeitet - die meisten anderen fragen ihn, wo sie in drei Monaten stehen und ob sie Entscheidung A/B/C treffen sollen oder nicht.

Mir ist also klar, was Du sagen willst und ich verstehe, dass es nicht trivial ist, eine PKV oder eine "Entnahmestrategie" mithilfe einer "staatlich geförderten Überbrückungsphase" exakt abzubilden - ich behaupte aber, dass das geht ... wenn es dafür ein Interesse gibt und man die realen Ergebnisse optimalerweise noch anonymisiert in einer Datenbank verknüpft und als Re-Input benutzt.

Mein persönliches Interesse daran ist allerdings begrenzt, weil hier im Forum viel zu wenige Selbständige unterwegs sind und ein Plan ohne "RE" die meisten User auch nicht interessiert. Wenn ich hier von Gleichaltrigen lese, die wie ich so knapp vor 50 sind und klar formulieren, dass sie nur noch "raus" wollen, dann kann ich das zwar nachvollziehen, aber persönlich bin ich in einer völlig anderen Position - ich habe das Gefühl, dass ich gerade erst anfange bzw. genau in die Startposition komme, auf die ich hingearbeitet habe.

Das verstehen hier aber die wenigsten.

Insofern - wenn Du darüber tatsächlich nachdenken und das programmieren willst - wünsche ich Dir Viel Glück, aber daran beteiligen werde ich mich nicht. Weil offensichtlich ist, dass das hier keine S** interessiert. Schon gar nicht, wenn es 5€ kostet. 😉

Zitat von MFZ73 am 28. Februar 2021, 23:38 Uhr

Das verstehen hier aber die wenigsten.

Nie versteht dich einer...

So komplex sind deine Gedankengänge nun auch wieder nicht.

Grundsätzlich ist so ein Excel schon sinnvoll. Ich habe die letzten Wochen schon mal öfter darüber nachgedacht. Leider bin ich im Augenblick mit anderen Dingen hinreichend beschäftigt. Mein Sohn ist wieder in der Schule, jetzt muss ich erstmal die ganzen organisatorischen Dinge erledigen.

@mfz73

Interessant, neben dem Entnahmeplanungstool, finde ich Ihre Beschreibung wie Sie Ihre berufiche Situation emotional beschreiben, zumal selbstständig. Ja, das war ich auch, und Ende 40 war/ist eigentlich bis heute (mittlerweile 55) das berufliche Leitungsplateau erreicht. Eine ausgewogene Mischung aus körperlich-geistiger Leistungsfähigkeit und Erfahrung. Das war die Phase in der ich im Beruf die besten, da realistischsten Ideen hatte und letztlich auch meine Kunden und die Projekte optimal betreut hatte. Das hat sich auch in sehr guten Firmenergebnissen und EK-Renditen gezeigt von EK-Quoten mal gar nicht geredet. Diese Erkenntnis hat mich dann aber eher dazu geführt, dass ich mir gesagt habe, dass doch genau in dieser Phase ein Ausstieg viel besser ist, da ich dann auch im Privaten diese "Effizienz" für mein eigenes Fortkommen viel besser einsetzen kann als wenn ich Anfang 60 erst aussteigen würde (wo dann die Erfahrung dominieren wird und nicht mehr die körperlich-geistige Leistungsfähigkeit, was sich bei älteren Kollegen klar erkennen lässt: abschweifend, weniger fokussiert, Anektoden von gestern....) und das wollte ich nicht, bzw.. Ich wollte keinesfalls als Low-performer oder Frühstücks-GF enden bei dem dann alle froh sind wenn er endlich geht...

Ansonsten seien Sie sich sicher, hier wird mehr gelesen als geschrieben, und nur weil keiner schriftlich reagiert heißt das nicht, dass Ihr Tool nicht von Interesse ist. Haunserein!

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