Bitte oder Registrieren, um Beiträge und Themen zu erstellen.

Steurliche Behandlung bei der Entnahme

Hallöchen,

bin ganz neu hier...lese aber schon einige Zeit immer mit.

Jetzt habe ich hier und auch sonstwo im Netz gestöbert, bin aber nicht zu einem 100%igen Ergebnis gekommen.

Mal angenommen ich möchte meine Altersvorsorge ausschließlich aus Aktiengewinnen realisieren, oder auch ETFs, wo liegt denn da der Steuersatz, wenn ich überhaupt kein anderes Einkommen mehr habe.

Was ich bisher so rausgelesen habe....normalerweise mit 25% Abgeltungssteuer plus Soli, ggf. Kirche - aber nur auf die Gewinne. Davon 801€ Freibetrag abgezogen (allerdings wird der ja schon durch Dividendenzahlungen "aufgefressen").

Dann las ich von der Günstigerprüfung. Wenn ich das recht verstanden habe, kann man die beantragen, wenn man davon ausgeht, dass der zu erwartende Steuersatz des privaten Einkommens unter diesen 25% liegt. Das Finanzamt würde dann den zuviel gezahlten Differenzbetrag erstatten.

Ich hoffe, dass ich das alles so halbwegs kapiert habe, ansonsten gern berichtigen.

Die Hauptfrage wäre eigentlich: Was habe ich zu zahlen, wenn ich neben meinen Kapitaleinkünften überhaupt kein Einkommen mehr hätte.

Vielen Dank für Nachrichten und schöne Grüße!

 

Hallo Brillekaputt, Oliver hat hier ja eine sehr ausführliche Artikelreihe zu den Entnahmestrategien geschrieben:

https://frugalisten.de/von-den-zinsen-leben-entnahmestrategien/

Und speziell zum Thema Besteuerung Teil 7:

https://frugalisten.de/steuern-kapitalertraege-privatier-optimieren/

Hast du die schon gelesen? Da solltest du deine Antworten finden. Beim Steuerthema ist der Hinweis im letzten Abschnitt vielleicht der Wichtigste: Die Regeln ändern sich alle paar Jahre z.T. erheblich. Wenn die Entnahme noch etwas entfernt ist, hat es wenig Wert sich jetzt schon mit den Details zu beschäftigen.

Danke schon mal für die Antwort!

Ja, die Artikel habe ich schon gelesen.

Meine Fragen wären nur noch zum Verständnis:

Die Höhe der Einkommenssteuer richtet sich ja nach dem Einkommen. Bis 4340€ liegt der Steuersatz unter 25%. D.h. wenn ich bis 4340€ monatlich entnehme, liege ich knapp unter der Abgeltungssteuer, wenn ich mehr entnehme, dementsprechend drüber, muss aber auch nicht mehr Steuern zahlen, da es sich um einen festen Steuersatz handelt. Wenn ich aber nur 3500 entnehmen würde, läge ich unter den 25% und könnte mir die Steuerdifferenz über die Einkommenssteuererlärung erstatten lassen. Richtig? (jetzt mal abgesehn von Freibeträgen usw...)

Weiterhin heist es 4340€ brutto. Wo gibt es bei der Entnahme brutto oder netto. Beim normalen Gehalt mit SV-Abzügen leuchtet mir dies ja noch ein.

Außerdem noch die Frage: Um letztenendes 3500€ nach Entnahme übrig zu haben, muß ich mir ja dementsprechend erstmal 25% mehr entnehmen. Richtig? Wird hier nach Brutto der netto entschieden? Was ist brutto was ist netto oder spielt das hier keine Rolle?

Und die globale Frage: Nimmt der Fiskus praktisch die Höhe der Entnahme als Einkommen an und berechnet daraus die mögliche Einkommenssteuer als Grundlage für eine geringere Besteuerung als 25%?

Danke im Voraus!

 

Vom Verständnis ist das grundlegend alles so richtig wie du es beschreibst.

Die Günstigerprüfung erfolgt über die Anlage KAP der EkSt. Dann bekommst du die zu zuviel bezahlte Steuer am Jahresende zurückerstattet.

Ja, wenn du Netto so und soviel brauchst musst du brutto entsprechend mehr entnehmen. Die Rechnung kannst du in gängigen Gehaltsrechner im Netzt simulieren. Werbungskosten können Steuern natürlich weiter mindern.
Bei Dividenden ist das mit den 25% plus Soli und ggf. KiSt. klar. Bei einem thesaurierenden ETF kann es wegen FiFo weniger sein.

Zitat von Brillekaputt am 18. Dezember 2021, 16:25 Uhr

Die Höhe der Einkommenssteuer richtet sich ja nach dem Einkommen. Bis 4340€ liegt der Steuersatz unter 25%. D.h. wenn ich bis 4340€ monatlich entnehme, liege ich knapp unter der Abgeltungssteuer

Hier ist noch ein Denkfehler: Versteuert wird nur der Gewinn! Wenn du Anteile im Wert von 5.000 EUR verkaufst, für diese aber früher mal 4.000 EUR gezahlt hast, sind nur die Differenz von 1.000 EUR steuerlicher Gewinn. Damit läge dein Steuersatz wohl deutlich, unter den 25 %.

Vielen Dank!

Das leuchtet mir soweit ein.

Ich habe mir das alles schon mehrfach mit Excel durchgerechnet und verfeinert. So langsam wird es immer genauer.

Letztendlich sind es ja alles nur Prognosen...aber irgendwas muss man ja mal berechnen, ansonsten stehst irgendwann wenns an die Rente geht blöd da.

Du hast es sehr schön beschrieben mit der Gewinnbesteuerung. Das habe ich bei mir rechnerisch auch schon eingepreist gehabt.

Die Frage die sich mir noch stellt: Nimmt der Fiskus meine Bruttoentnahme, also das was ich mir letztendlich monatlich, oder wie auch immer, entnehme, als Einkommen (vor Steuer) oder nur den Teil meiner Entnahmesumme, den ich mit der Abgeltungssteuer besteuern muss? (So wie Du es oben beschrieben hast).

So ganz grob hätte ich prognostisch nach x-Jahren 56% Gewinne gemacht, der Rest ist angespart. Ich rechne mit 7%Rendite/Jahr.

Meine Dividendenzahlungen nehme ich als Bonus. Die sind nirgends berücksichtigt. Da ist immer noch ein nicht unerheblicher Puffer drin. Das ist Kohle, die kann man sich nach Bedarf vom Verrechnungskonto nehmen und die Aktien usw. brav liegen lassen....so der Plan.

 

 

Zitat von Brillekaputt am 19. Dezember 2021, 12:28 Uhr

Letztendlich sind es ja alles nur Prognosen...aber irgendwas muss man ja mal berechnen, ansonsten stehst irgendwann wenns an die Rente geht blöd da.

Absolut, es ist schon sehr gut, dass du dir ja jetzt Gedanken darum machst und es in deine Pläne mit einbeziehst. Auch wenn sich in der Zukunft natürlich einige steuerliche Gegebenheit ändern können und man seine Pläne dann entsprechend anpassen muss.

Die Frage die sich mir noch stellt: Nimmt der Fiskus meine Bruttoentnahme, also das was ich mir letztendlich monatlich, oder wie auch immer, entnehme, als Einkommen (vor Steuer) oder nur den Teil meiner Entnahmesumme, den ich mit der Abgeltungssteuer besteuern muss? (So wie Du es oben beschrieben hast).

Es wird nur der Teil vom Finanzamt herangezogen, den du als Kapitalertrag erzielt hast. D.h. wenn du dir z.B. 3.000 EUR im Monat entnimmst und es sich bei einem Drittel davon, also 1.000 EUR, um realisierte Kursgewinne handelt, dann werden nur diese 12.000 EUR/Jahr steuerlich berücksichtigt.

Das Finanzamt weiß auch gar nichts von deinen genauen Entnahmen, relevant ist hier einzig und allein der Kapitalertrag, der ja als Abgeltungssteuer bereits direkt an der Quelle, also von der Bank, eingezogen wird. Nur wenn du meinst, dass du zu viel Kapitalertragssteuer bezahlt hast, z.B. weil du keinen Freistellungsauftrag bei deiner Bank gestellt hast oder weil dein persönlicher Grenzsteuersatz unterhalb der 25% Kapitalertragssteuer liegt, du also über die Günstigerprüfung bereits abgeführte Steuern erstattet bekommen würdest, teilst du dies dem Finanzamt über die Anlage KAP in der Einkommensteuererklärung mit.

Völlig unerheblich ist übrigens, was du dir von deinem Verrechnungskonto des Depots auf dein Girokonto überweist. Steuerlich relevant sind nur Aktienverkäufe, Dividendenzahlungen und ggf. die Vorabpauschale für thesaurierende Investmentfonds.

Meine Dividendenzahlungen nehme ich als Bonus. Die sind nirgends berücksichtigt. Da ist immer noch ein nicht unerheblicher Puffer drin. Das ist Kohle, die kann man sich nach Bedarf vom Verrechnungskonto nehmen und die Aktien usw. brav liegen lassen....so der Plan.

Die Dividendenzahlungen sind natürlich auch steuerlich relevant, d.h. auch hinsichtlich einer möglichen Günstigerprüfung.

Beste Grüße vom
Semifrugalisten

Alles klar, vielen Dank für die Infos!!

Letztendlich noch eine Frage:

Steuerliches Einkommen als Grundlage zur Ermittlung des Steuersatzes = Dividendenzahlungen, Entnahme von Kursgewinnen

Vor oder nach Abzug der Abgeltungssteuer? Also sozusagen Brutto oder Netto?

Merci!