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Overvalued / undervalue stock markets

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Zitat von Coffeehouse am 27. Oktober 2020, 15:23 Uhr

@oliver Was hat dich dann davon abgehalten nach Faktoren zu investieren wenn ich fragen darf?

Zum einen, weil auch Faktor Investing nicht unbedingt die "eierlegende Wollmilchsau" oder der heilige Gral ist. Zeitweise underperformen die Faktoren den Gesamtmarkt auch mal für 10 Jahre oder länger. Und natürlich kann niemand versprechen (auch wenn es wahrscheinlich erscheint*), dass die Faktoren auch in der Zukunft das gleiche Renditeplus gegenüber dem Gesamtmarkt erzielen.

Zum anderen funktioniert Faktor Investing in der Theorie gut, für das Investieren in der Praxis braucht man aber natürlich entsprechend konstruierte Indizes und ETFs. Mittlerweile gibt es zwar einige ganz passable Produkte (z.B. den IShares MSCI World Momentum oder Value), in der Regel haben Faktor-ETFs aber kleinere Fondsvolumen und höhere TERs. Als ich 2015 mein Portfolio zusammengestellt habe, war die Produkauswahl noch deutlich dürftiger als heute.

*In der Vergangenheit war es so und es gibt dafür auch gute sachlogische Begründungen, warum das so ist (Value-Unternehmen beinhalten beispielsweise ein höheres Risiko, das mit höher Rendite belohnt wird – für den Momentum-Faktor führt die Wissenschaft dagegen meist behavioristische Argumente an. Swedroe dröselt das in seinem Buch alles genauer auf).

Zitat von Coffeehouse am 27. Oktober 2020, 10:27 Uhr

Das ist deine Interpretation. Du scheinst ihn ja besser zu kennen.

Ich kenne nur seine kostenlosen Artikel, mehr nicht. Vielleicht habe ich auch Aussagen aus anderen Artikeln mit reininterpretiert.

Du bist ja hier im Forum eine wackere Kämpferin für die Kommersche (und frugalistische) Idee, was ja irgendwo auch löblich ist. Ich wäre durchaus froh, wenn es wirklich die eierlegende Wollmilchsau ist, in ein bis drei ETFs zu investieren und damit besser zu fahren als 90% der Einzelaktienkäufer, dann müsste ich mir keine Gedanken machen und könnte mich mit anderen Dingen befassen. Ich möchte nur sicher gehen, dass das stimmt, und daher investiere ich lieber zu Anfang meines Invstorendaseins ein bisschen Zeit in Recherche und Evaluierung unterschiedlicher Modelle, am liebsten möglichst wissenschaftlich.

Auch von Kommer kenne ich nur seine kostenlosen Blogbeiträge. Insofern weiß ich nicht, ob man sagen kann, dass ich für Kommers Ideen kämpfe. Aber die wissenschaftlichen Untersuchungen zur passiven Anlage überzeugen mich. Und die jahrzehntelange Erfahrung mit menschlicher Schwäche, was Disziplin und Durchhalten bei Entscheidungen angeht. Bei mir, aber auch bei anderen. Heute: "Kinder sind erst in 5 Jahren geplant, das Geld kann ganz sicher so lange angelegt werden!". Sechs Wochen später: "Wir sind schwanger, können wir das Geld rausnehmen?" Hab ich schon von Menschen gehört. Ist nur ein Beispiel, hab wirklich schon eine Menge haarsträubender Fehlentscheidungen gesehen. Und bin auch deshalb bspw. immer noch eine Verfechterin der fondsgebundenen Lebens-/Rentenversicherungen, trotz der Kosten, weil da einfach die Versuchung, dran rumzufummeln, viel kleiner ist - so werden Vermögen aufgebaut. Oder durch Zwangssparen für die eigene Immobilie. Die freie Anlage ist in der Theorie überlegen - aber in der Praxis kommt sie häufig unter die Räder.

So eben auch bei "stumpfem" passivem Investieren: Ich komme nicht in Versuchung, doch schlauer sein zu wollen als der Markt. Ich muss mich auch nicht selbst belügen, um mir meine eigenen Fehlentscheidungen (die verkauf ich jetzt, dafür kauf ich xy, ich hab mir jetzt 2 Stunden Geschäftsberichte angelesen, ich bin ein Profi!) anschließend schönzureden. Sondern ich kaufe jeden Monat einen Indexfonds und mache zweimal im Jahr Rebalancing, um das Depot an mein Sicherheitsbedürfnis anzupassen. Und ich spare eine Menge Zeit!

Zur Ausgangsfrage im Blog würde ich noch folgenden Punkt anmerken:

Wie werden sich die Zinsen weiter entwickeln? Bleiben diese auf absehbare Zeit auf diesem niedrigem Niveau in allen wichtigen Währungen?

Wenn man diese Frage bejaht, sind die Märkte in den USA, Europa, Japan noch massiv unterbewertet.

Wenn man die Auffassung vertritt, dass das Zinsniveau in absehbarer Zeit auf den historischen Durchschnitt von ca. 7 % p.a. steigt, dann haben wir in den meisten Märkten eine (leichte) Überbewertung historisch betrachtet.

Ganz anders sieht es für Einzelaktien aus. Dies ist eine Einzelfallbetrachtung.

Zitat von Andre am 8. November 2020, 17:01 Uhr

Zur Ausgangsfrage im Blog würde ich noch folgenden Punkt anmerken:

Wie werden sich die Zinsen weiter entwickeln? Bleiben diese auf absehbare Zeit auf diesem niedrigem Niveau in allen wichtigen Währungen?

Wenn man diese Frage bejaht, sind die Märkte in den USA, Europa, Japan noch massiv unterbewertet.

Wenn man die Auffassung vertritt, dass das Zinsniveau in absehbarer Zeit auf den historischen Durchschnitt von ca. 7 % p.a. steigt, dann haben wir in den meisten Märkten eine (leichte) Überbewertung historisch betrachtet.

Ganz anders sieht es für Einzelaktien aus. Dies ist eine Einzelfallbetrachtung.

Möchte ich um den Faktor "Inflation" ergänzen.

Es geht nämlich nicht nur um Zinsen sondern um das Verhältnis von Inflation zu Zinsen.

Bei 5% Zinsen und 10% Inflation sind Anleihen immer noch ein schlechtes Investment und Aktien vermutlich besser. Aktien sind einfach der bessere Inflationschutz.

Und ich möchte behaupten, dass ERST die Inflation kommen wird (wenn sie denn kommt). Und dann erst eine Anhebung der Zinssätze. Die meisten Staaten WOLLEN die Inflation um ihre Schulden zu reduzieren.

Ich bin mir nicht sicher, wozu ein solches Verhältnis verwendet wird, da die Größe der Marktkapitalisierung nichts mit dem BIP zu tun hat. Nehmen wir zum Beispiel die USA, einige der größten Unternehmen des SP500 haben Einnahmen, die gleich oder sogar höher sind als das BIP vieler Länder. Die Top-10-Unternehmen des SP500 (ich nehme an, sie verwenden diesen Index als Proxy für "Markt") waren zufällig die umsatzstärksten Unternehmen der Welt. Daher sollte es keine Überraschung sein, wenn diese Unternehmen dem Index helfen, die USA zu übergewichten. Darüber hinaus gibt es 500 Unternehmen im SP500 gegenüber 30 Unternehmen im DAX 30

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