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Mit 38 noch starten?

Hallo Liebe Community,

mein Name Ist Martin aus Bayern und 38. Ich bin kein FIRE Typ, denn den Einstieg hab ich vor 20 Jahren verpasst. Ich habe keine Frau und keine Kinder.Ich war ein kompletter Konsumdepp, habe immer gut verdient aber einen Großteil meines Geldes für Unsinn ausgegeben - das muss man klar so sagen - und auch für Glückspiel und andere nicht jugendfreie Betätigungen.  Ich habe im Moment faktisch kaum Vermögen. Seit ein paar Monaten habe ich alles hinterfragt - die Gründe sind vielfältig, vielleicht irgend eine Art von Midlifecrisis und begonnen ein Haushaltsbuch zu führen.Dabei hab ich festgestellt dass nur geringe Änderungen an meinem Konsumverhalten innerhalb von wenigen Monaten zu einer deutlichen Verbesserung der finanziellen Situation führen.  Ich habe ein Nettoeinkommen von ca. 3000 Euro und einen krisensicheren Job. Ich benötige für meine finanziellen Verpflichtungen im Monat ca. 1200 Euro. Der Rest ging bisher für irgendwelchen Unsinn wie oben beschrieben oder Konsum drauf. Ich weiß manche werden mich für meinen Lebensstil verurteilen, aber es ist halt so wie es ist und ich kann nur nach vorne leben und aus dem was hinter mir liegt lernen. In den letzten Monaten hab ich bewusst auf Konsum verzichtet, Abos gekündigt die ich nicht nutze und andere Aktivitäten zurückgefahren. Nicht weil ich unbedingt sparen müsste sondern weil ich irgendwie dass Gefühl hab dass mich das Ganze nicht mehr glücklich macht.

Ich sympathisiere mit einem minimalistischen Lebensstil und habe vor mich langsam aber stetig weiter zu verändern. Mein Ziel ist die Sparquote Monat für Monat immer weiter zu erhöhen ohne auf alles zu verzichten, mal Essen gehen mit Freunden usw. muss einfach drin sein weil das einfach auch gut tut. Seit ich angefangen habe Buch zu führen merke ich wie viel Potential zum Sparen  - und natürlich später zum investieren - vorhanden ist und merke wie wenig ich wirklich brauche bzw. auf wie viel ich verzichten kann. Kann man mit 38 noch Frugalist werden? Mein Ziel ist auch nicht weniger zu arbeiten die nächsten Jahre solange ich fit bin, mein Job gefällt mir unglaublich gut und auch wenn es sich blöd anhört, ohne ihn würde mir was fehlen weil ich auch total super Kollegen habe.  Mein Ziel wäre mit 55 in Ruhestand zu gehen, ist da noch haltbar?

 

Wenn Du mit 1.500 Euro im Monat auskommst, dann sollte es gerade reichen

Siehe hier:
"Wenn du die Hälfte deines Einkommens zurück legen kannst, musst du gerade einmal 17 Jahre arbeiten, bis du finanziell unabhängig bist und nie wieder für Geld arbeiten musst."

(war mir aufgefallen, weil ich seit 2003 mit Anfang 30 einen "guten" Job hatte - und 2020 anfing, mich auf den Ausstieg einzustimmen - siehe
https://frugalisten.de/forum/topic/17-jahre/#postid-13680 )

 

 

 

Mein Plan sind die 1200 die ich zum Leben brauche. Ca. 5000 hab ich jetzt auf Reserve und will jedes Monat noch 300 Euro für spezielle Sachen sparen die man nicht planen kann. Also finanzielle Reserve. und den Rest also ca. 1500 jedes Monat anlegen.

 

danke für die Links

Du kannst das noch schaffen. Wir schaffen das 🙂

Wenn du 17 Jahre lang (bis 55) jeden Monat 1500 EUR sparst, hast du bei 6% Rendite, 5000 EUR Startkapital, 0,3% ETF Kosten etwas über 500.000 EUR.

Davon 3% Entnahme pro Jahr, macht 1250 EUR pro Monat, brutto. Also etwas unter 1000 EUR netto. Wäre also mit den Zahlen eher nicht zu schaffen.

Bei 4% wären es 1666 EUR brutto pro Monat, das Zielnetto wäre also auch hier nicht erreicht.

Frugalist kannst du natürlich trotzdem werden ;-), nur Ruhestand mit 55 sehe ich kritisch.

 

@csh

Es wäre eine etwas höhere Entnahme vertretbar - bei Ausstieg mit 55 sind ja nur (nach heutigem Stand) max. 12 Jahre voll zu überbrücken - danach ist nur noch die Rente aufzustocken.

Hallo Geek,

das Alter sollte bei der Umstellung zu einer frugalen Lebensweise eigentlich keine Rolle spielen, da das bewusste Konsumieren in jedem Alter eine große Bereicherung ist. Egal wie das Einkommen und die Ersparnisse sind: Weniger zu brauchen als vorher, um ein (mindestens genauso) glückliches Leben zu führen, führt zwangsläufig zu größerer Zufriedenheit.

Mit 38 und deinem Einkommen ist es auch sehr wahrscheinlich, dass du vorzeitig in Rente gehen kannst. Und selbst wenn du nicht komplett mit dem Arbeiten aufhörst, weil die hohe Sparquote aufgrund noch nicht vorhersehbaren Umständen nicht haltbar ist: Die Möglichkeit in Teilzeit zu gehen ist auch schon ein unglaublicher Vorteil! 😀

Alleine die Reduktion deiner Arbeitszeit um 20 % verlängert jedes deiner Wochenenden um 50 %! Und nicht nur ist dein Wochenende auf einmal spürbar länger, Nein, es dauert auch noch einen kompletten Tag weniger, bis du schon wieder im Wochenende bist! Ich schwärme auch schon gedanklich von der irgendwann einmal anstehenden 4-Tage Woche. Gerade zu Zeiten mit vielen Feiertagen bekommt man ja immer wieder einen kleinen Vorgeschmack. Da muss ich wirklich sagen wundere ich mich, wie kurz einem eine 4-Tage Woche vorkommen kann.

Also - auch wenn dein hochgestecktes Ziel über 10 Jahre vorher in Rente zu gehen nicht klappen sollte (obwohl es in der Theorie mit deinem Einkommen natürlich möglich wäre), bringt dir ein bewusstes Konsumieren und Sparen auch heute schon wunderbare Vorteile.

Zitat von csh am 13. Oktober 2022, 23:16 Uhr

Davon 3% Entnahme pro Jahr, macht 1250 EUR pro Monat, brutto. Also etwas unter 1000 EUR netto. Wäre also mit den Zahlen eher nicht zu schaffen.

Bei 1.250 € Einkommen im Monat zahlt man nahezu keine Steuern (Günstigerprüfung). Allerdings kommt natürlich noch die Krankenversicherung dazu.

3 % Entnahme halte ich bei einem Alter von 55 für zu konservativ - de facto muss man ja nur die 12 Jahre bis zur gesetzlichen Rente und KVdR überbrücken (sofern man angestellt arbeitet und in die GRV einzahlt), danach kann man die Entnahme vermutlich deutlich reduzieren.

Zitat von csh am 13. Oktober 2022, 23:16 Uhr

Wenn du 17 Jahre lang (bis 55) jeden Monat 1500 EUR sparst, hast du bei 6% Rendite, 5000 EUR Startkapital, 0,3% ETF Kosten etwas über 500.000 EUR.

Davon 3% Entnahme pro Jahr, macht 1250 EUR pro Monat, brutto. Also etwas unter 1000 EUR netto. Wäre also mit den Zahlen eher nicht zu schaffen.

Bei 4% wären es 1666 EUR brutto pro Monat, das Zielnetto wäre also auch hier nicht erreicht.

Frugalist kannst du natürlich trotzdem werden ;-), nur Ruhestand mit 55 sehe ich kritisch.

 

Deine Rechnung geht von keinerlei Gehaltssteigerungen/Steigerung der Sparrate, Erbschaften etc. aus.
Wenn jemand 17 Jahre lang keine Gehaltssteigerungen erhält läuft doch massiv was in die falsche Richtung.

Grüsse vom Sparschwein

Hi Sparschwein,
wenn die Gehaltssteigerungen nur die Inflation ausgleichen (was ja bei sehr vielen der Fall ist) dann passt es indem man die Inflation einfach weglässt.
Andersherum würden 1200€ im hier und jetzt ja auch hochgerechnet werden müssen auf dann in 17 Jahren ca. 1700€ (bei 2% Inflation)
Die ersten 10 Jahre im Beruf steigt das Gehalt oft sehr stark an. Wer danach aber keine Karriere macht und eventuell die Arbeitszeit sogar reduziert kann sich glücklich schätzen die Inflation ausgleichen zu können.

ich mach mich trotzdem auf den Weg. Weil ich das alte Leben ziemlich satt habe.

Zitat von the_geek am 16. Oktober 2022, 8:56 Uhr

ich mach mich trotzdem auf den Weg. Weil ich das alte Leben ziemlich satt habe.

Kann sein, dass dein Ziel mit 55 nicht ganz "sicher" funktionieren könnte, aber ein oder zwei Jahre mehr in deinem Job wäre ja auch kein Weltuntergang, oder?

Ob 55 wirklich realistisch ist, kannst du mit fortschreitender  Zeit besser beurteilen. Viel könnte bei dir vom Rentensystem abhängen.

Zitat von Planer am 16. Oktober 2022, 10:47 Uhr

Ob 55 wirklich realistisch ist, ... Viel könnte bei dir vom Rentensystem abhängen.

Noch mehr hängt vom Erfolg der Kapitalanlagen im Laufe der kommenden 17+ Jahre ab

--> dass hier reale inflationsbereinigte Wertzuwächse erzielt werden!

Hi Martin, natürlich kannst Du mit 38 noch Frugalist werden 🙂

Mit dem Ausstieg aus dem Beruf wirst Du dann sehen, ob es mit 55 passt, oder ob Du noch etwas länger machst.

Ich persönlich lebe irgendwie schon immer recht frugal und fühle mich so wohl. Als mein Kind gross wurde, hab ich trotzdem mit leicht reduzierter Stundenzahl weitergearbeitet.