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Kampf im Konzern

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Hallo liebe Forengemeinde,

Ich freue mich, dieses Forum gefunden zu haben und habe als stiller Mitleser schon Einiges aufgesaugt. Der Grund, warum ich nun schon mal aus der Deckung komme: ich brauche Hilfe. Ich bin 46 und seit 18 Jahren in einem internationalen Großkonzern. Das lief bisher auch gut. Aktuell seit Jahresanfang ist alles auf den Kopf gestellt. Der Konzern durchläuft wieder einmal eine Transformation und diesmal bin ich im Visier...ich weiß von anderen meiner langjährigen Kollegen, dass sie auch unter Druck gesetzt werden. Unser Chef-Chef hat mich nun genötigt, in ein Programm zur beruflichen Standortbestimmung zu gehen. Dieses Programm wurde mir als harmlos verkauft, nach dem Motto, Du machst das hier schon lange und mach mal was Anderes, allerdings wurden ungenannte Konsequenzen aufgemalt, wenn ich mich weigere. Ich habe das Programm im Interessenausgleich und Sozialplan gefunden, soviel dazu.

Ich hatte hier den Austausch zwischen Muslime_Frugi und Mimi gelesen und das kommt mir hier genauso vor. Deshalb @muslime_frugi: wenn Du das liest, wie hattest Du Dich verhalten, welche Tricks wollte man an Dir versuchen und was hast Du letztlich gemacht?

Mir ist klar, dass mein direktes Management mich nun nach Jahren guter Arbeit loswerden will und man wohl versucht, mich auf die günstige Art rauszulocken per Berwerbungscoaching. Ich habe das nun über mich ergehen lassen und klar gemacht, dass ich mich nur intern verändern würde. Daher steigt nun der Druck, da ich enttäuschenderweise nicht schon extern gegangen bin...Nun versucht man mir das Ganze mit "Hilfe bei der externen Suche" anzudienen.

Seit Anfang des Jahres habe ich deswegen hohen Stress, ich fühle mich wie im Minenfeld und bin verunsichert, was letztlich passieren kann und in welche Fallen man mich locken kann.. Ich habe mich nun intern beworben, aber die Stelle passt nicht komplett, es ist ein neuer Bereich und ich müsste mich neu einarbeiten.

Der BR spielt hier eine halbseidene Rolle..ist wahrscheinlich froh, wenn Leute freiwillig gehen, so dass der Druck per Sozialplan geringer wird.

Das alles ist jetzt leider etwas länger geworden, aber wenn jemand sich hier auskennt, wie man das überleben, immer her damit...

Danke und Grüße

Gatto

Hallo Gatto

gerne tausche ich mich mit dir aus und kann dir vielleicht irgendwie weiterhelfen. Tut mir leid, dass du in diese Situation geraten bist. Gute Nachricht vorab: Es ist nicht so schlimm wie du selbst es momentan empfindest. Du bist mehr am Drücker und freier in deiner Entscheidung als du es in der (scheinbar) verengten Situation glauben magst und kannst!

Aber: Dein Titel "Kampf im Konzern" zeigt die grundlegend falsche Haltung. Du sollst nicht kämpfen. Lass das andere machen, die Kollegen, deine Vorgesetzte, HR, BR usw. ... aber nicht du! Wenn du nicht kämpfst, bei dir bist und diesen Eindruck nach außen vermittelst bist du auf dem richtigen Weg. Dem Weg zu dir!

An den Fall Mimi kann ich mich noch gut erinnern und habe mir den Faden eben nochmal durchgelesen. Ehrlich gesagt waren da schon alle allgemeinen Ratschläge und typische Verhaltensweisen des AG und der AN genannt. Ich würde mich nur noch wiederholen. Ich kenne dich nicht.

  • Was bist du für ein Typ,
  • Wie ist deine Lebenssituation/-planung
  • Wie stark ist deine Resilienz
  • Kannst du abgrenzen, bist du eine gefestigte Persönlichkeit?
  • Bist du offen/flexibel für eine Veränderung, oder verharrst du gewollt im goldenen Käfig
  • usw.

Den wichtigsten Tipp den ich dir geben kann ist auf dich selbst zu hören und so zu agieren. Halte dich von dem Kollegen Umfeld in der Firma fern, das ist eh alles toxisch. Jeder ist mit sich und seinen Ängsten beschäftigt. Schwimme mit der Welle und nicht dagegen, springe nicht über die Stöcke die man dir hinhält. Alles leichter gesagt als getan. So stark zu sein schaffen die Wenigsten in der Situation.

In meinem Konzern habe ich schon einige Sozialpläne mitbekommen und vor 3 Jahren einen am eigenen Leib erlebt. Ich wurde über 2 Jahre hängen gelassen mit all den Psychospielchen im Bereich des Zulässigen. Rückblickend war die Sache für mich ein Entwicklungshelfer hin zu einem Prozess und Weg, den ich so nicht erkannt hätte und gegangen wäre. In der Zeit des Sozialplanes hatte ich viel Zeit nachzudenken was ich will und wie ich mein Leben künftig weiter gehen und leben möchte. Ich realisierte erstmals bewusst, dass ich schon näher an einem frühen Ausstieg aus dem ganzen Zirkus bin wie gedacht und beschäftigte mich mit FIRE und Frugalismus.

In der Zeit bewarb ich mich intensiv extern, stellte aber fest, dass ich keine Angebote bekomme, die mir einen Vorteil und Mehrwert verschaffen. Entweder waren es Arbeitspositionen mit 20-30% Gehaltseinbusen. Ich merkte schnell dass der Weg zurück nicht erfüllend ist. Oder es waren Positionen mit mehr Verantwortung, bei denen meist was faul war und ich der Feuerlöscher gewesen wäre.

So blieb ich einfach im Konzern als Continue. Alle internen Bewerbungen liefen während des Sozialplanes ins Leere. 4 Wochen vor Deadline bekam ich ein Angebot für eine Stelle an einem anderen Standort. Es ist alles vergessen, ich bin voll rehabilitiert und habe spannender Aufgaben als in der alten Position davor.

Zudem -und das ist wohl das Wichtigste- bin ich jetzt so relaxed wie noch nie, da ich nun bereit bin in naher Zukunft zu gehen. Ich empfinde es momentan als die schönste Zeit in meinem Berufsleben. Nun entscheide ich und nicht andere!

Alles Gute!

Zwei Dinge sind wichtig:

- gute Nerven behalten.  Das ist und bleibt Stressig. Suche dir einen Ausgleich, zb Sport

- wenn du nicht willst, musst du dich gar nicht bewerben. Schon gar nicht extern. Die Platte hierzu lautet:"wieso? Ich arbeite hier sehr gerne. Die Arbeit macht mir Spaß und das Unternehmen ist toll. Ich freue mich schon auf neue Herausforderungen." Und das erzählst du allen, ob die es hören wollen oder nicht...und zwar immer und immer wieder!

sehr guter Hinweis von @Privatier!

Das externe Bewerben hat mich im Endeffekt eher kirre gemacht. Für mich war es aber eine notwendige und wichtige Erfahrung in meinem Prozess. Damals war ich grundlegend offen für einen Wechsel, merkte aber erst in der Bewerbungsphase dass es nicht mehr passte (Alter, eigene Vorstellungen vom Leben usw.).

Ein Wechsel kann auch gut sein, wird aber ab Mitte 40 aus den genannten Gründen schwieriger. Gleiches auch für eine Selbständigkeit.

Wenn du bleiben willst genau so wie Privatier es beschrieben hat. Ich habe es fast schon in den HR Gesprächen zelebriert, dieses Schauspiel 😛

...und wenn du dich intern bewerben solltest, dann nicht auf irgendwelche Gurkenjobs, die dir (als Abstellgleis) empfohlen werden, sondern auf herausfordernde Jobs, bei denen du aufsteigst. Als mein Exitplan schon stand, habe ich das immer gerne gemacht. Vor allem bei Stellen, bei denen klar war, dass der Vorstand die eigentlich schon besetzt hatte und die Ausschreibung pro forma erfolgt ist.

Damit macht man sich nicht unbedingt Freunde.

Du musst dir aber auch selber darüber klar sein, weie stark deine Nerven und wie dick dein Fell sind.  Und dann entscheiden, was du machen willst.

Wichtig: bevor du krank wirst, räume das Feld!

Die meisten schaffen diese Phasen nicht ohne bleibende Folgeschäden. Die meisten die extern wechselten wurden auch nicht glücklich und wechselten relativ bald wiederholt.

Ich denke ich hab das recht gut gemeistert. Zumindest attestierte mir das die Sozialberatung. Am Ende coachte ich sie fast mehr wie sie mich. Sie hat am Ende selbst das Paket genommen und ist extern gewechselt, weil sie die Gespräche mit den betroffenen Kollegen zu sehr belasteten.

Man darf das nicht zu ernst nehmen. es ist nur ein Spiel und nicht das wichtigste im Leben. Nicht einfach umzusetzen. Aber wenn man diese Abgrenzung nicht schafft geht man kaputt.

Ich bin weitestgehend im Frieden. Coorperate Identity ist natürlich weg! Ein bisschen Kampf ist noch da. wenn ich tief in mich reinhöre. Der wird vollends weg sein, wenn ich selbstbestimmt mein Paket nehme und gehe.

Bin gespannt wann das in der Arbeitswelt aufhört und sich ändert. Man muss sich das ja volkswirtschaftlich leisten können. Ganz zu schweigen von den vielen gestörten Menschen die das produziert.

Hallo Muslime_Frugi und Privatier,

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, daher das Wichtigste zuerst: ich danke Euch für Euren Zuspruch.

Ich versuche mich darzustellen: gutmütig und hilfsbereit und loyal und sehr leistungsbereit. Das sind an sich gute Qualitäten, aber momentan wohl nicht gefragt. Ich bin jemand, der immer die Kontrolle über sein Leben haben will, Unabhängigkeit ist mir extrem wichtig.

Wie geht es mir: ehrlich gesagt eine Mischung aus schlecht, enttäuscht und wütend.

Ich habe jetzt die Phase hinter mir, wo ich die Argumente noch ernst genommen habe, die mir gesagt wurden (anderer Typ Mitarbeiter gesucht usw..) Das ist durchsichtig, weil unser gesamtes Team keine "Wunschpersönlichkeit" aufweist. Alle sind frustriert und desillusioniert. Was mir Kraft gibt ist das Gefühl, verarscht zu werden, das gibt Wut und Stärke. Es muss einfach irgendwie abgebaut werden, offene Vakanzen werden nur noch mit jungen MA besetzt (extern).

Unsicherheit kommt daher: was kann man alles mit mir machen: momentan läuft Mikromanagement und konstantes Suggerieren. Kann man mich einfach so kündigen, Sterbezimmer usw?

Gesprochen habe ich viel mit meinem Umfeld, aber diese Situation im Konzern kennt man nicht.

In so einer Situation wühle ich mich durch alle Infos, aber immer vom Worst Case auszugehen, macht einen mürbe.

Wie verhalte ich mich: ich arbeite solide, engagiert und höflich wie immer, das verwundert. Ab und zu suggeriere ich mir selbst, dass mich die Arbeit vom Grübeln ablenkt.

Ich sage, mir macht mein Job Spass und ich habe mich schon für 1-2 andere Abteilungen interessiert. Ich achte darauf, dass ich im CV keinen zu großen Bruch von den Inhalten bekomme und es für mich interessant ist. Das geht denen natürlich zu langsam, aber wenn keine Stelle da ist, kann ich keine backen. Andere Abteilungen haben auch Abbauziele.

Ich werde jegliche Anfrage zu einem Placement extern ablehnen, es gilt die doppelte Freiwilligkeit und da werde ich widersprechen. Ob HR hier im Bilde ist, oder nur mein direktes Management mich wegekeln will, weiß ich noch nicht. Anscheinend steigt dort auch der Druck...man möchte mich mit einer Mischung aus Druck und Einreden verunsichern. Ich vertraue dort niemanden mehr.

Muslime_Frugi: Du hast Recht, man betrachtet sich neu, was tue ich, wofür und wie lange noch?

Was ich aus Deiner Antwort noch nicht ganz klar gesehen habe: welche Psychospielchen hat HR gemacht und was für eine Deadline war in Frage? Welche Stöckchen hat man Dir hingehalten? Hast Du Dir externe Hilfe geholt, wie hast Du Dich mental stabilisiert? In guten Momenten sehe ich es wie ein Spiel oder Abenteuer...

Was will ich: eigentlich wollte ich vor dieser Sache den Bestandsaufbau bei Immobilien weitermachen und weiter für FIRE investieren, leider sind mir die Preise wegelaufen und nun fühle ich mich an eine andere Front versetzt. Würde ich weiter investieren können, wäre dss eine tolle Ablenkung zu mehr Nebeneinkommen.

Der Job ist ok, er ist arbeitsintensiv, aber interessant, deswegen bin ich dabei, Wertschätzung des Managements überschaubar, man gilt als Inventar. Für externe Karriere fühle ich mich zu alt und will auch kein Risiko wirklich eingehen. Ich sehe Jobs, es ist das Gleiche und die Illusion auf Konzernarbeit ist mir seit diesem Jahr verloren gegangen.

Dazu kommt, in meiner Branche (Finanz-DL) ist es überall so. Daher die Frage: wo soll ich überhaupt hin? Diese Frage stellen sich viele.

Wenn ich gehe, dann nur mit Abfindung, das hat sich mir eingebrannt. Dazu ist der Laden zwar geizig und das Management bekommt wahrscheinlich auch Boni für kostengünstige Entsorgung, aber schenken werde ich nichts.

Ich bin mit Partnerin, beide ohne Kinder.

Danke Euch und ich hoffe auf weiteren Support.

Gatto

Zitat von Gatto am 6. September 2021, 14:33 Uhr

Ich versuche mich darzustellen: gutmütig und hilfsbereit und loyal und sehr leistungsbereit. Das sind an sich gute Qualitäten, aber momentan wohl nicht gefragt. Ich bin jemand, der immer die Kontrolle über sein Leben haben will, Unabhängigkeit ist mir extrem wichtig.

grundlegend gute Eigenschaften, aber eben ungünstig für diese Situation. Dann weißt du schon mal woran du arbeiten musst um nicht in die Opferrolle zu fallen, die du dir selbst zuschreibst.

Zitat von Gatto am 6. September 2021, 14:33 Uhr

Wie geht es mir: ehrlich gesagt eine Mischung aus schlecht, enttäuscht und wütend.

solange nicht auch Gelassenheit dazukommt wird es weiter weh tun und dich quälen

Zitat von Gatto am 6. September 2021, 14:33 Uhr

Muslime_Frugi: Du hast Recht, man betrachtet sich neu, was tue ich, wofür und wie lange noch?

Genau das musst du als Chance begreifen. Es kann dein Start aus dem Trott hin zu einem selbstbestimmteren Leben sein. Wie dies aussieht? Ob noch einige Jahre im gleichen Konzern aber mit einer anderen Haltung, bei einem anderen AG oder in einer früheren Privatier Phase als gedacht ist sekundär. Auch wenn momentan schwer zu glauben, rückblickend kann es ein Geschenk gewesen sein diese Phase im Leben gehabt zu haben. Von alleine kommt das Geschenk aber nicht. Man muss bereit sein es wirklich zu wollen, darauf hinzuarbeiten und es dann als Geschenk anzunehmen wenn es soweit ist!

Zitat von Gatto am 6. September 2021, 14:33 Uhr

Was ich aus Deiner Antwort noch nicht ganz klar gesehen habe: welche Psychospielchen hat HR gemacht und was für eine Deadline war in Frage? Welche Stöckchen hat man Dir hingehalten? Hast Du Dir externe Hilfe geholt, wie hast Du Dich mental stabilisiert? In guten Momenten sehe ich es wie ein Spiel oder Abenteuer...

Der direkte Vorgesetzte (mit dem ich ein gutes Vertrauensverhältnis hatte und habe) hat sich herausgehalten. Er war neutral. Hat mich nicht unterstützt oder aufgebaut, mir aber auch keine Steine in den Weg gelegt und am Ende mit einer Empfehlung dann zu der jetzigen Position verholfen.

Die Drecksarbeit hat die HR gemacht. Immer im Rahmen des legalen, also nicht zu sehr bedrängen, beidseitige Freiwilligkeit, Arbeitsschutzgesetz usw.. Letztendlich war es aber drüber. Bspw. Verletzung der Sorgfaltspflicht des AG durch den Entzug einer Beschäftigung (war während des SP fast 2 Jahre ohne eine sinnvolle Aufgabe).
Psychospielchen? Die von dir genannten wie:

  • Ständige Wiederholungen der schwierigen Lage
  • Ständiges Vorrechnen und Offerieren des Abfindungsangebotes
  • Internen Placement Berater (freiwillig!). Ich hatte mal ein Gespräch mit ihm. Er hatte null Ahnung, war nie außerhalb des Konzerns und selbst als leitender Angestellter gestrandet und nun mit dieser temporären Aufgabe vertraut 😉 .  Es kam nichts Vernünftiges raus als eben weiter zu verunsichern mit dem Ziel das ich mich ständig selbst mit der Lage beschäftige, sie zu MEINEM Problem mache und mich schlecht fühle.
  • Sehr kurzfristige Einladung früh morgens an einen entfernten Standort (physisch anwesend im Corona Lockdown) um das zu sagen und wiederholen was schon zig mal mitgeteilt wurde (schwierige Lage, Abfindung usw.), Eine Woche später eine wiederholte Einladung mit dem HR Chef meiner persönlichen HR Tante und das gleiche wieder wiederholt. Physisch anwesend eine Nummer schärfer usw. Habe dann die Platte gespielt die Privatier genannt hat. Komplimente an die HR gemacht wie toll sie ihren Job machen. Geschwärmt für die Firma und wo ich alles Chancen und Möglichkeiten für eine glänzende Zukunft sehe. Welch wertvollen Beitrag ich dabei leisten kann und was ich zu alle bereit bin dafür zu leisten. Blablabla...

Im ersten Jahr war es schwierig und hart zu lernen. Das 2. Jahr war klasse. Fast wie ein Sabbatical. Ich hatte keine lästige Anwesenheitspflicht, kaum Aufgaben und dann kam auch noch Corona. Ich hatte viel und regelmäßig Sport gemacht. Mich um meine Kinder und Partnerin kümmern können. Angefangen zu meditieren und auch für einige Zeit ein Kloster besucht und mich dort weiter in Kontemplation geübt. Ohne Meditation wäre es glaub schwierig gewesen.
Ich konnte in einer Runde gestrandeter Kollegen die Rolle des Kümmerers einnehmen und anderen helfen. Das tat mir auch gut.

Ich war dann so sehr bei mir, dass ich in den HR Gesprächen aufpassen musste nicht zu relaxed oder gar überheblich/arrogant zu wirken. Mir haben plötzlich die Kollegen aus der HR leid getan, weil ich wusste dass auch sie eine Rolle spielen mussten und letztendlich mehr im System gefangen waren als ich selbst. Ich fühlte mich deutlich weiter, fast schon überlegen. War souverän-brilliant in der Gesprächsführung. Hatte das Gefühl die Lage im Griff zu haben und überhaupt keine Angst mehr vor dem was kommt. Wie gesagt fast ein Schnapps "too much".

Der Einstieg in die neue Rolle war etwas hart, fast eben so wie nach einem langen Sabbatical. Heute bin ich kein schlechterer Mitarbeiter, aber auch kein High-Performer mehr. Ich werde gefragt, geschätzt aber nicht unbedingt gebraucht.

 

Zitat von Gatto am 6. September 2021, 14:33 Uhr

Danke Euch und ich hoffe auf weiteren Support.

Gatto

Gerne! Stell dich doch mal separat vor und sag was dich in Sachen Frugalismus und FIRE antreibt und wo du hinwillst.

Das ist sehr aufschlussreich, danke Dir.

Bei uns ist es das mittlere Management, was hier die Leute anspricht. Ein wenig wie die Reise nach Jerusalem, jeder hat Angst, bei zu viel Bewegung den Kopf weggeschossen zu bekommen.

HR ist bei mir noch nicht in Erscheinung getreten.

Der Rest der Suggestion ist ähnlich, Verunsichern, Druck, Einreden, woanders wäre es doch besser...das kann mir ja so keinen Spass machen usw.

Hattest Du anwaltliche Beratung im Hintergrund (mir wurde das empfohlen, RSV ist vorhanden für eine Eskalation). Gab es bei Dir Befürchtungen, dass sie Dich einfach so kündigen, wie wärst Du dann vorgegangen? Klage auf Wiederbeschäftigung?

Was hat Dich sicher gemacht, dass nur gelabert wird und man nur auf Dich einredet, wie auf einen alten Hund?

Gelassenheit werde ich mir aneignen müssen, dazu hilft mir aber unser Austausch, Deine Erfahrungen geben mir viel! Grundsätzlich bin ich auch stur und hasse es, verarscht zu werden. Die Krönung wäre, wenn sie am Ende ihre Ziele nicht schaffen und selbst auf die Planke müssen.

Hast Du einen Tipp für gute Meditation?

Danke und Grüße

Gatto

Zitat von Gatto am 6. September 2021, 16:39 Uhr

 

Hast Du einen Tipp für gute Meditation?

 

Eine Stunde joggen gehen. Power-Yoga und / oder Yin-Yoga. Ich mache alles drei.

Als "Frugalist" nach 18 Jahren in einem Konzern - vermutlich nicht zum Regale einräumen im LIDL-Konzern? - welche Spielräume hast Du bereits?

(vgl.
https://frugalisten.de/frugalist-oder-waschlappen-bist-du-bereit-fuer-finanzielle-freiheit/
--> Oliver rechnet da vor, dass 17 Jahre bereits genug gewesen sein sollten 😉 )

Welche Ziele/ Pläne/Visionen hast Du für die nächsten 18 Jahre Deines Lebens?

Und sind irgendwelche Randbedingungen/Verpflichtungen zu bedenken?
(z.B. Kinder)

Auf der Basis könnte dann die Frage reflektiert werden, welches DEINE Ziele in einem "Kampf" mit Deinem Arbeitgeber sind/sein sollten...

Die Frage nach dem großen Ziel hat sich mir intensiver in den letzten Monaten gestellt, ich kam ins Nachdenken, was ich tue, warum ich mir manches "antue" und ganz wichtig: wie hoch ist meine Risikobereitschaft und somit Veränderungsbereitschaft / Verharrungsvermögen. Ehrlicherweise habe ich mir beruflich nicht so die Frage gestellt, was will ich neu machen. Viel Recherche hat mich zur Einsicht gebracht, dass ich als Angestellter doch stark an meinen bisherigen CV gekettet bin. Insofern habe ich auch jetzt noch kein klares Bild, was ist mein beruflicher Wunsch in dieser Situation. Mein momentanes Bedürfnis ist eher das tiefe Eingraben und "Überleben" weil ich noch nicht soweit bin, abzuspringen, ich hatte mir vorgenommen, ungefähr noch 10 Jahre in diesem Modus zu arbeiten und nebenbei eine Erfüllung in meinen Projekten zu finden.

Zu meinen FIRE Plänen arbeite ich Euch noch was aus, ich bin hier noch am Anfang, bisher ging es nur um Sparen und Anlegen, weil es mir Spass.

Zu Vererben brauche ich nichts, es steht niemand hinter mir. Ich bin daher nur mir und meiner Partnerin "verpflichtet".

Ehrlicherweise habe ich mir beruflich nicht so die Frage gestellt, was will ich neu machen.

Das ist die sekundäre Frage - die primäre Frage ist doch, warum Du überhaupt einen Grossteil Deiner Zeit für den Beruf bzw den Konzern verwendest?

DANN kommt die Frage, wie Du das Berufsleben sinnvoll gestaltest, um DEINE Ziele zu realisieren...

Na ja, für FIRE benötige ich eine finanzielle Basis, also bin ich nach dem Studium standardgemäß als Angestellter aktiv geworden, so kam ich zum Konzern. Das entsprach nicht unbedingt meiner Leidenschaft, aber der wirtschaftlichen Notwendigkeit. Erst auf der Basis des regulären Einkommens ergab sich nach und nach die Möglichkeit zu investieren, also ganz klassisch.

Für eine Selbständigkeit fehlte mir eine Idee, eine Art von Unternehmertum lebe ich mit ein paar vermieteten Wohnungen aus, was mir auch Spass macht. Da ich meine Spar- und Anlageziele noch nicht verwirklicht habe, arbeite ich weiter.

Bis letztes Jahr hat es mir auch gut gefallen, ich hätte Freiräume und nette Kollegen, bis nun das Management diese Abbauziele bekommen hat und sich nun wie fette Hamster windet, um bloß die versprochenen Nüsse zu bekommen. Das geht uns ja allen so, Menschen jeder Ebene werden zu Dingen gezwungen, weil der Konzern-Mammon das so will...

Zitat von Gatto am 6. September 2021, 16:39 Uhr

Hast Du einen Tipp für gute Meditation?

https://www.benediktushof-holzkirchen.de/

https://www.sonnenhof-holzinshaus.de/Kontemplation/

https://www.eiab.eu/

Basiert auf der gegenstandslosen Meditation (Viassana). Ich war schon in allen dreien. Am besten gefällt mir der Sonnenhof und Benediktushof. Konfession neutral, basiert auf der Lehre des vertorbenen Willigis Jäger "Leere Wolke". Das EIAB auf Thich Nhat Han.

Danke Dir, Muslime_Frugi!

Was mich noch beschäftigt ist, wie Du hiermit umgegangen bist:

"Hattest Du anwaltliche Beratung im Hintergrund (mir wurde das empfohlen, RSV ist vorhanden für eine Eskalation). Gab es bei Dir Befürchtungen, dass sie Dich einfach so kündigen, wie wärst Du dann vorgegangen? Klage auf Wiederbeschäftigung?

Was hat Dich sicher gemacht, dass nur gelabert wird und man nur auf Dich einredet, wie auf einen alten Hund?"

Grüße,

Gatto

Die Frage ist: Lohnt sich denn so ein Kampf?

Wenn es wirklich so ist, dass man dich loswerden möchte dürfte es kaum mehr dankbare Aufgaben geben, und das von dir beschriebene tägliche Spazieren im Minenfeld würde mir auch auf das Gemüt schlagen.

Du schreibst weiter von 18 Jahren in Konzern, und mit ernsthaften FIRE Ambitionen wahrscheinlich auch in einer Expertenrolle. Hast du mal gecheckt, wie so ein Marktwert derzeit aussieht?

Das alte romantische Bild, dass man im Betrieb die Lehre absolviert und dann 40 Jahre später dort in Rente geht hat doch schon lange ausgedient. Veränderung gehört zum Leben dazu, auch im Konzern, auch mit Mitte 40.

Andere Mütter haben auch schöne Töchter, bzw. andere Unternehmen schöne Stellen. Ein Wechsel muss nicht zwingend negativ sein, ganz im Gegenteil...

Du hast jetzt die komfortable Position, dich aus einer sicheren Position ohne Druck einfach mal am Arbeitsmarkt umschauen zu können. Und genau das würde ich einfach mal tun. Mit Kollegen wird darüber natürlich erst gesprochen, wenn die Tinte unter einem neuen Vertrag druckreif ist.

Denn mir wäre es in dem Alter definitiv noch zu früh, nur noch zu versuchen meinen Posten zu verwalten und mich irgendwie von Monat zu Monat zu hangeln. Die gesetzliche Rente kommt in 20 Jahren, die würde ich lieber sinnstiftender nutzen...

Einer meiner Mieter, jetzt ebenfalls Ende 40, hatte im letzten Jahr ähnliche Situation in einem Konzern (Flugzeugbau). Es sollten Meistertellen abgebaut werden. Dort wzrde auch "Druck ausgeübt" sich was anderes zu suchen. Stattdessen hat er verhandelt und nach 17 Jahren Betriebszugehörigkeit einen Aufhebungsvertrag unterschrieben. Es gab dann zwei Bruttojahregrundsgehälter als Abfindung. Die 130.000€ hat er mit gespartem Geld ergänzend genutzt um sich zwei Straßen weiter ein Eigenheim ohne Kredit kaufen zu können. Nun verdient er anderswo 1000€ weniger im Monat, hat aber tolle neue Aufgaben und viel Spaß am Job. Abfindungen sind in größeren Konzernen ja eine gängige Sache und durchaus verhandelbar. Vielleicht kannst du das Thema ja mal ansprechen oder in euren Tarifregelungen nachlesen oder beim Betriebsrat nachfragen. Ggf. erleichtert das den Ausstieg aus der Firma, löst viele Probleme und sorgen und überbrückt Gehaltseinbußen um Anschlussjob?

 

vg

Hallo Mammut,

Danke für Deinen Input. Das tue ich auch, also extern bewerben. Es besteht in meiner Branche allgemein Kostendruck und Digitalisierung. Sofern überlege ich, meine bisherigen Erfahrungen auch branchennah zu vermarkten. Daher zweigleisig intern und extern suchen. Gut hierbei ist, dass ich das Heft des Handelns in der Hand habe und aktiv bin. Störend ist hier, dass der Arbeitsmarkt wohl noch nicht so weit ist, Wechsel im höheren Alter als normal zu sehen. Die Disruptionen im deutschen Arbeitsmarkt werden noch kommen.

Ja, ich bin in einer recht spezialisierten Fachexpertenrolle und habe schon breite Kenntnisse erworben. Derzeit lasse ich mich aber nicht unter Druck abschieben in irgendeine Funktion, nur damit über mir Leute ihre Ziele erfüllen.

Wenn das Externe zu nix führt ( keine gute Aufgabe und Gehaltsplus), werde ich mich intern halten müssen. Illusionen habe ich keine mehr. Es besteht eine Wegwerfgesellschaft, Konzern haben anscheinend keine Personalperspektive für ältere AN, alles giert nach Gen Y. Das muss sich der Arbeitsmarkt auch alles leisten können. Wer lange genug in diesem unpersönlichen Zirkus ist und hinter die Vorhänge sieht, erkennt das ganze verlogene Hochglanz-Getue.

Grüße

Gatto

Gehaltsplus ist nicht alles.

Ich bin als Abteilungsleiter im Mittelstand zum Sachbearbeiter im Konzern gewechselt und habe gut 10% weniger Gehalt in Kauf genommen. Warum?

 

-Geregelte Arbeitszeiten

-Perspektive auch in Teilzeit gehen zu können

-Spannende Technologie

Drei Jahre später bin ich befördert worden, liege bei +25% Gehalt und meine Arbeitszeiten sind ähnlich wie als Abteilungsleiter. Trotzdem habe ich hier den besten Job meines Lebens. Ich sage mir auch immer wieder das ich nicht arbeiten muss. Das Einkommen meiner Frau würde reichen, knapp zwar, aber wir würden über die Runden kommen. Damit ist es wie oben schon beschrieben: Ich habe die Kontrolle über mein Leben.

Ich habe hier im Forum schon an einigen Stellen extreme Verbitterung gelesen. Wenn die Arbeit zur Qual wird, ist es Zeit für Veränderung. Alles leicht gesagt wenn man hoch qualifiziert und sich tatsächlich den letzten Job aussuchen konnte.

Übrigens: Eine Alternative war ein Rüstungskonzern mit +30% Gehaltsplus. Aber schlechtes Bauchgefühl. Glück gehabt: Jetzt werden dort 1/4 der Stellen abgebaut.

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