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Ich bin also ein Frugalist

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Hallo in die Runde,

Mein Name ist Anton und ich bin durch einen Artikel über Oliver eher zufällig über das Thema Frugalismus gestoßen und scheine, ohne es geahnt zu haben, ebenfalls ein solcher zu sein 😀

Vielleicht erstmal kurz was zur Person:

Ich bin 40 Jahre alt und wohne im Vorort einer ostdeutschen Hansestadt. Hier habe ich, alleinstehend, ohne Kinder, vor 10 Jahren ein altes Doppelhaus gekauft. Ich bewohne die eine Hälfte, die andere Seite wird von meiner besten Freundin seit Schulzeiten mit ihrer Familie bewohnt. Wir kennen und lieben uns seit über 25 Jahren 🙂

Wir teilen 5000 Quadratmeter Garten und Hobbywerkstatt. Zusammen mit ihrem Mann restauriere ich in meiner Freizeit Oldtimer.
Das Haus ist nicht schön und in seiner Substanz noch eher ursprünglich, wir haben aber etwas eigenen Wald der unseren energetischen Bedarf deckt. Substanziell sehe ich daher keinen finanziell sinnvollen Sanierungsbedarf, auch wenn die Energiekennzahlen schlecht sind. Hier warten wir ab, was die Politik daraus macht.

Das Haus mit Grundstück war 2013 nicht sonderlich teuer. Ich habe es aus dem Bekanntenkreis für 70.000 Euro erworben und nochmal 30.000 Euro investiert. Die Hälfte des Geldes hatte ich gespart, die andere Hälfte auf etwas weniger als heutigem Niveau finanziert. Meine Freunde zahlen eine vergleichsweise sehr geringe Miete, ich  habe mit ihrem und meinem gleichem Anteil getilgt, die Sache ist durch. Sie verdienen sehr gut, wollen aber gerne auch weiterhin wohnen bleiben. Ihre Miete gibts zugegebenermaßen als Pauschalmiete Cash am Frühstückstisch. Von diesem Geld unterhalte ich die gesamten Nebenkosten und meine sonstigen Grundausgaben wie Lebensmittel und einige Versicherungen, sowie meine Mobilität.

Neben diesen Grundkosten benötige ich monatlich ca. 700 Euro für sonstige Ausgaben die auf so einer Resthofartigen Liegenschaft so anfallen sowie für Urlaube und Hobbies. Ich habe bis vor 2 Jahren Vollzeit als Ingenieur, zuletzt in einem Konzern gearbeitet und bin nun gegen etwas Abfindung dort ausgestiegen und seit letztem Jahr 3 Tage die Woche an einer berufsbildenden Schule tätig und habe noch einen Minijob in der 900 Meter entfernten örtlichen Grundschule. Ich fühle mich hier wohl. Ich bin ziemlich genügsam, brauche nicht viel. So kann ich aktuell im Schnitt rund 2000 Euro im Monat sparen. Das Einkommen als Ingenieur war höher, es nimmt sich aber wenig, da ich nun keine Tilgung mehr leiste. Seit 2016 bespare ich ein ETF Depot. Aktuell beträgt der Kontostand hier 250.000 Euro, 25.000 Euro habe ich auf dem Tagesgeldkonto liegen. Meine Freunde sind deutlich konsumorientierter, verdienen aber auch ausnehmend gut (vor allem hier im Osten) und haben so ebenfalls ein ETF Vermögen von zusammen etwa 700.000 Euro. Sie arbeitet bei einer Versicherung im Financing und hat mich frühzeitig darauf geschult, mein Einkommen gut anzulegen. Das hat sich gelohnt.

Auf der anderen Straßenseite gegenüber des Hauses soll nun ein Baugebiet ausgeschrieben werden. Wir (also meine Freundin und ich) hatten eigentlich vor, hier zusammen ggf. ein Grundstück zu kaufen und darauf ein kleines Mehrfamilienhaus mit vier Wohnungen errichten zu lassen, die Gegend ist gefragt und auch heute noch ist es nicht verkehrt wenn man aus dem Küchenfenster drauf schauen und im Auge behalten kann was da so passiert...
Zudem ist die Pflege easy. Meine Freundin würde den Abrechnungskram und Mieterbetreuung machen und ich mich um Pflege und Instandhaltung kümmern.

Allerdings wissen wir derzeit nicht so richtig wie wir es anpacken sollen und ob sich das überhaupt noch lohnt, jetzt wo die Bauzinsen auf einmal so sehr angestiegen sind. Vor ein paar Jahren waren die Zinsen noch sehr viel niedriger. Andererseits ist der Bauplatz vielleicht weg wenn wir ihn nicht kaufen. Es gibt einen Jungle an Auflagen und Kosten für die Bank zu berechnen und wir sind etwas überfordert damit, zu verstehen wie man jetzt so etwas angeht und kalkuliert. Überall liest man von Teuerungen , Fachkräftemangel und Baustops. Das macht einem schon irgendwie Angst. Andererseites wird hier in der Gegend aber gerade überall gebaut, alle Handwerksfirmen haben gut zu tun. Ich sehe ja bei meinen Schülern wie groß der Bedarf an Handwerkern und Fachkräften ist. Überall entstehen in den letzten 5 Jahren neue Wohngebiete. Ich will mich da aber auch nicht übernehmen und ich weiß auch nicht so recht ob es klug ist, dafür meinen ETF aufzulösen. Ich denke, da muss man dann auch viel von versteuern, dann wäre fast mein komplettes Kapital gebunden.

Ich würde mich freuen, mich hier zu dieser Idee auszutauschen und  auf andere Foristen zu treffen, die hiermit vielleicht schon Erfahrung gesammelt haben.
Ich habe beim lesen im Forum bereits herausgelesen, dass user wie FredFinanzfuchs und Jan Veermann, aber auch andere viel mit Immobilien involviert sind und vielleicht mal ein paar Hinweise zur Herangehensweise und ihren Erfahrungen geben könnten wie man ein solches Projekt angeht und ob sowas als Privatperson überhaupt möglich ist.

Ich selbst wiederum kann mich sicherlich in den Themenbereichen Nachhaltigkeit und Urbane Unabhängigkeit einbringen. Günstig und nachhaltig leben, Housesharing, ökologischer Gartenbau. Für den einen oder anderen vielleicht auch interessant ist der Aspekt, dass ich vor dem Hauskauf seit Ende meines Studiums 6 Jahre lang in einer Wagenburg gelebt habe 🙂

Ich denke, wir haben dort frugale und auch minimalistische Aspekte schon gelebt, bevor es diese Ausdrücke überhaupt gab - und wir hatten eine tolle Zeit mit vielen Veranstaltungen und events 😛

Ich habe hier in den letzten Tagen schon einiges quer durch die Rubriken gelesen mit dem ich mich stark identifiziere, allerdings plane ich für mich selbst keinen festgelegten früheren Ruhestand. Ich arbeite gerne  und ja auch bereits in Teilzeit und sehe derzeit keinen Bedarf an früheren Ruhestand, vielleicht irgendwann mal noch etwas weiter reduzieren wenn sich das mit einer weiteren Immobilie denn vereinbaren lässt. Schön wäre natürlich auch eine Partnerschaft, bahnt sich allerdings aktuell nicht an. Soviel erstmal in Kürze, ich würde mich über Anregungen freuen.

Anton

 

 

Daumen runter Voting ist ja auch eine nette Begrüßung! Was genau war doof?

Hallo Anton und willkommen im Forum! Denk dir nichts, hier lungert seit einiger Zeit schon ein Troll rum, der neuerdings auch wahllos Daumen runter verteilt. 🙂 Das nur schnell vorweg, konnte deinen Beitrag noch gar nicht richtig lesen, schaue hier später nochmal rein.

Herzlich Willkommen,

danke für Deine Vorstellung, Deine Wohnsituation und Deine Gesamtsituation liest sich sehr stimmig, Du hast also Dein "Plätzchen" gefunden, gratuliere.

 

Däumchen hoch und runter:

wegen mir bräuchte es das nicht, oder wenn schon dann eben nicht anonym, schon das würde helfen. Aber von mir gab es jetzt ein Däumchen hoch, lass Dich nicht abschrecken von sowas.   🙂

Zitat von Noordlicht am 3. Mai 2023, 12:37 Uhr

Daumen runter Voting ist ja auch eine nette Begrüßung! Was genau war doof?

Nix! Hier sind halt einige frustrierte Deppen unterwegs.

Ansonsten viel Spaß im Irrenhaus 🙂

Willkommen 😀

Herzlich Willkommen Noordlicht,

Ingenieur und Wagenburg ist schon eine interessante, seltene Kombination. Wie kam es dazu?

Camping für einige Wochen kann ich voll und ganz nachvollziehen, aber so auch dauerhaft zu leben? Ist wohl nicht meine Welt… Nach drei Wochen brauche ich auch mal wieder meinen Rückzugsort und die Annehmlichkeiten einer echten Wohnung… Wie lange hast du so gelebt?

MfG Matze

6 Jahre steht da oder 😀

Ostdeutsche Hansestadt? An diese habe ich höchst erfreuliche Erinnerungen, speziell an HRO.

Ist doch alles gut mit Dir! Wenn Du kein ausgewachsener Minimalist und Frugalist bist, wer dann?

Miete übern Küchentisch ist praktisch (Du hast immer Geld, mußt dafür aber nicht zum Geldautomaten gehen), Du solltest dabei aber das Finanzamt nicht vergessen. Könnte sein, daß das irgendwann mal fragt, und dann ist es praktischer, wenn Du Unterlagen hast. Ich würde mir die Miete aus diesem Grund überweisen lassen.

Wenn ich mir Deine Vermögensallokation anschaue, bist Du doch auch gut aufgestellt: Du hast ein schuldenfreies Haus, mit dem Du zufrieden bist (sollen andere Leute darüber doch denken, was sie wollen), Du hast verläßliche Mieter in der anderen Hälfte, mit denen Du sogar noch freundschaftlich verbunden bist, mit denen Du eine Menge machst, und die auch mit diesem Haus zufrieden sind.

Dann hast Du nennenswert Bargeld (Tagesgeld) und ein langweiliges Depot ("Langweilig" ist in diesem Zusammenhang ein Vorteil!), das dank Deines Sparfleißes dazu noch schnell wächst.

Du hast Teilzeit, wie Du es gern hättest, und hinreichend Einkommen.

Da fehlt doch nichts (außer vielleicht ein Mädchen oder Weibchen wünscht Papageno sich, aber sowas kann man ja nicht kaufen).

Willst Du Dir wirklich noch mehr Immobilien ans Bein binden? Das Depot ist pflegeleicht und in letzter Konsequenz mobil. Das wäre das Mehrfamilienhaus nicht. Dazu kommt: Bauen ist teuer geworden, und gerade im Neubaubereich sind die Mietrenditen tendentiell gering. Ein Gebrauchthaus (das nicht zur Debatte steht) kostet die Hälfte und bringt zwei Drittel der Miete. Ich würde das eher nicht machen, aber letztlich ist das Deine Sache.

Bist schon auf dem richtigen Dampfer! 🙂

 

Danke für euer Feedback!

Ingenieur und Wagenburg ist schon eine interessante, seltene Kombination. Wie kam es dazu?

Camping für einige Wochen kann ich voll und ganz nachvollziehen, aber so auch dauerhaft zu leben? Ist wohl nicht meine Welt… Nach drei Wochen brauche ich auch mal wieder meinen Rückzugsort und die Annehmlichkeiten einer echten Wohnung… Wie lange hast du so gelebt?

Hallo Matze,

Ich denke, viele Leute haben ein falsches Bild von solchen "Freakcamps". Das sind durchaus überwiegend sehr intelligente Menschen, allerdings auch sehr eigen. Wir waren im Sommer so zw. 70-100 Leute, im Winter nur ein harter Kern von 15-20. Gut die Hälfte hatte studiert und ging regulären Jobs nach. Wir hatten auch einen Chirurg dabei, einen Staatsanwalt, einen Autohausbesitzer, zwei Lehrerpaare. Wir haben viele tolle Dinge organisiert. Malwettbewerbe, Flexrennen aus selbstgebauten Fahrzeugen, haben Konzerte und Partys veranstaltet, Workshops gegeben etc. fast jeder konnte irgendwas beitragen. Abendessen gab es für die Anwesenden und ihren Besuch jeden Tag gemeinschaftlich aus der Gulaschkanone frisch zubereitet, man hat sich gegenseitig unterstützt und eben alternativ gewohnt. Ich bin im Studium oft mit Freunden zu Veranstaltungen dort gewesen und bin letztlich dazu gestoßen. Wir hatten unser "camp" etwas außerhalb der Stadt auf einem Teil eines stillgelegten Russenflugplatz. Letztlich kann man sich das Vorstellen wie das Fusiongelände in klein. Kosten wurden gemeinschaftlich getragen bzw. umgelegt, kamen durch Veranstaltungen aber auch wieder rein. Schwer zu erklären wenn man sowas noch nie erlebt hat. Letztlich brauchte man wenig Geld, hatte eine tolle Zeit und konnte sich in einer Gruppe interessanter Menschen einbringen und seinen Teil zum Erhalt der Community beitragen. Leben ist eben billig wenn man bis auf ein paar persönliche Dinge alles mit hundert weiteren Menschen teilt. So hatten wir z.b. etwa 20 gemeinschaftlich genutzte Fahrzeuge, darunter auch ein KLW, ein Kranwagen, diverse Busse und Mopeds und einer von uns war ständig damit beschäftigt, diese Flotte instand zu halten. Zwei weitere haben sich täglich um Einkäufe und Essen gekümmert. Andere haben den Platz in Ordnung gehalten oder Veranstaltungen geplant, Feuerhlolz besorgt oder alte Oberlichtwagen restauriert, jeder war teil des Ganzen. Es haben dort auch Familien mit Kindern gelebt. Für Kinder war das ohnehin super toll 🙂

Irgendwann wurde der Platz geräumt und unser Pachtvertrag lief aus. Das war sehr traurig, die lokalen Medien hatten ebenfalls berichtet. Ich habe dann das Haus gekauft. Hätte man das nicht aufgelöst, so wäre ich vielleicht wohl noch heute dort. Aber nichts ist für immer. Ich bin auch jetzt happy 🙂

@achim

Ich denke auch, dass es mir jetzt gut geht. Eine Partnerin wäre natürlich toll, ggf. auch eine Familie - aber sonst...

Ich habe eigentlich wenig Lust auf das Wohngebiet das mir den Blick auf die Felder versperrt. Wenns aber ohnehin kommt, dann kann ja auch ich dort was bauen und nicht andere. Dann schaue ich zumindest auf meine eigene Hütte und habe noch eine gute Altersvorsorge. Zudem denke ich, dass es ein guter Ausgleich zum ETF Depot darstellt - Stichwort Diversifizierung und ich bin noch jung, kann so ein Projekt zeitlich noch gut bis zur Rente stemmen. Mit Altbauten möchte ich mich nicht weiter belasten - das kenne ich schon, sanieren möchte ich auch nichts müssen. Einmal auf neuestem Stand der Technik und Energieeffizienz bauen, zack Ruhe - so die Idee. Und vier Wohneinheiten empfinde ich auch noch als sympathisch überschaubar - Falls es hier Leute gibt, die in den letzten Jahren ggf. ein Mehrfamilienhaus neu gebaut haben, wäre das natürlich toll für ein paar Hinweise zur Vorgehensweise und Kalkulation, ich weiß nicht so recht, wie und wie ich anfangen soll, so ein Projekt aufzurollen.

Aber na klar, ich brauche das nicht, fände es aber spannend und ein tolles Projekt an dem man sicher auch viel lernen und sich weiterentwickeln kann 🙂

Schönes Wochenende in die Runde!

 Hallo Noordlicht,

das mit der Wagenburg ist eine tolle Geschichte, ich finde man sollte sowas fördern und nicht „räumen“.  Es gibt wenig günstigen Wohnraum und einige, die das machen würden, vielleicht nicht für immer, würde trotzdem manchen Wohnungsmarkt entlasten und den Leuten viel Spaß machen und über die geringen Kosten kann man anfangen Vermögen zu bilden.
Das mit dem Grundstück ist ein Rechenexempel, die Zinsen sind historisch immer noch günstig, die Baukosten und Auflagen leider massiv gestiegen.
Ich hab vor längerer Zeit, auch ohne Erfahrung ein 10 Familienhaus gebaut.  Da hab ich einfach die zu erzielende Miete genommen, Zins und 2% Tilgung angesetzt und hochgerechnet was es Max kosten darf. Zusammen mit einem Architekt die Gewerke abgeschätzt, die Bank überzeugt mir den Kredit zu geben. Es ging genauso auf, nur die Außenanlagen hatte ich vergessen, das kam noch obendrauf, dafür hatte der Kredit nicht mehr gereicht.
Aus Gründen der Diversifizierung m.E. sinnvoll nicht ausschließlich auf Aktien zu setzen. Mieten erzielen laufende Einnahmen, bei thesaurierenden ETFs kommt nichts rein, in der Entnahmephase evtl psychologisch schwierig. Wobei man mit so einem MFH dann sehr Immobilienlastig wird. Man hat einen größeren Kredit, man weis nie, wie sich die Zinsen entwickeln. Wer hätte denn Ende 2021 gedacht, dass sich die Zinsen in kurzer Zeit verfünffachen?

Es kommen sicher noch gute Tips, Alles Gute!

jedenfalls ein schönes Wochenende!

Diese Vermögensaufteilungen im Alter, von denen man überall liest, kommen hauptsächlich aus Amerika, also einem Land, das eine gesetzliche Rente wie bei uns nicht kennt, die die Leute zumindest zu einer gewissen Altersvorsorge zwingt. Die Leute dort bauen sich ihre Altersvorsorge vielfach selber auf.

Für die Altersvorsorge sicher zweckmäßig ist ein Baustein, der mit einer festen monatlichen Zahlung verbunden ist, etwa eine gesetzliche oder private Rente, Zinsen oder Mieteinnahmen. Die hat bei uns aber jeder in Form der gesetzlichen Rente oder Äquivalent. Für eine ordentliche Vermögensbilanz muß man daher den Barwert der gesetzlichen oder privaten Rentenansprüche dazurechnen.

Unter diesem Aspekt - nämlich daß jeden Monat verläßlich Geld hereinkommt, das die Grundbedürfnisse teilweise oder ganz abdeckt, ist es nicht zwingend geboten, beim Vermögen darüber hinaus derart vorsichtig zu agieren, wie die meisten Deutschen das tun. Ja, ein EFT kann abschmieren, so daß man momentan besser nichts mehr aus dem Depot entnimmt. Aber die Rente läuft halt weiter.

Wer sein Vermögen im Ruhestand angeblich vollständig auf Aktien setzt, hat in Wirklichkeit vielleicht 50% Aktienanteil und 50% Renten über die gesetzliche Rentenversicherung. Das mag manchem immer noch nicht "sicher" genug sein, aber man sollte diese andere Aufteilung immerhin im Auge behalten.

Ich wollte an der Stelle von Noordlicht nicht mein ganzes freies Vermögen in noch eine Immobilie setzen, aber das ist letztlich seine Sache. Und wenn er es unbedingt will, muß er das geplante Mehrfamilienhaus mit vier Wohneinheiten ja nicht halbe-halbe mit seinen deutlich finanzstärkeren Nachbarn bauen. Man könnte das Haus ja auch 1:3 aufteilen: Die Nachbarn 3 Wohneinheiten, er 1. Dabei muß man natürlich aufpassen, daß in der Eigentümerversammlung die Nachbarn nicht das alleinige Sagen haben, das sollte sich aber in der aktuellen Situation des Friedens und der Freundschaft vertraglich regeln lassen, dann ist man auf der sicheren Seite, wenn sich das Verhältnis mal verschlechtern sollte.

Achim hat das Recht gut skizziert. Erfahrenen Planer beauftragen. Dem ein klares Lastenheft der gewünschten Rahmenbedingungen, also insbesondere Anzahl Wohneinheiten, jeweilige Flächen, Ausstattung, techn. Anforderungen wie Aufzug ja/nein, Barrierefreiheit....

Der Planer kann, also bei uns war das so im denkmalgeschützten Altbau, auf wenige % exakt sagen was das kosten wird. Oft haben die, auch das war bei uns so, Handwerkerkontakte die das dann nach Angebotsstellung auch zum ausgemachten Preis ausführen. Das wurde aus m2 Preisen, für  Putz Fliesen, Isolierung... oder Stückzahlen (Fenster, Türen...) sowie erwarteten Arbeitsstunden ermittelt. Diese Vorplanung inkl. Genehmigungsplanung war bei uns allerdings nicht billig. Wenn ich mich richtig erinnere war bei uns ein 6 stelliger Betrag weg, bevor der erste Handwerker kam.

Die erste grobe Schätzung, im Nachhinein über 10% zu geringe Kosten angesetzt, gab's für um die 20.000 €. Auf dieser Basis haben wir dann die weiteren Schritte beauftragt. Grund: bei den weiteren und exakteren Voruntersuchungen (die dann sechsstelligen, s.o.) kamen eben zusätzliche Kosten dazu wegen erweiterter Dachsanierung und Statik. Sollte im Neubau natürlich viel besser abuschätzen sein und somit viel geringere Planungskosten entstehen bei höherer Genauigkeit der erwarteten Gesamtkosten. Also klare Empfehlung: Geld für Fachplaner lohnt sich um zu wissen wo man steht und während des Baus Unterstützung hat. Qualifikation? Unserer war selbstständiger Bauingenieur.

Wichtig eben auch: mit dessen Planungszahlen sind Bankkredite besser planbar und auch einfachere Kreditvergabe (zweiteres ist nur eine Aannahme von mir.... Andere Erfahrungen habe ich ja nicht wie es ohne gelaufen wäre)

Hi @noordlicht willkommen im Forum.

Bei Neubau kenn ich mich leider überhaupt nicht aus. In deinem Fall würde ich es aber wahrscheinlich einfach mal wagen und ausprobieren. Frag am besten mal gute Freunde in deiner Gegend die so etwas schon durchgezogen haben die können dir wertvolle Tipps geben.
Hier im Süden sind die Grundstücke einfach zu teuer da lohnt sich Neubau zur Zeit nicht. Unter einer Mio. kann hier zur Zeit fast keiner mehr ein normales EFH bauen.
Da du durch deine Teilzeit viel Zeit hast dich in die Thematik einzuarbeiten wäre jetzt wohl der perfekte Zeitpunkt Nägel mit Köpfen zu machen und das Wagnis einzugehen.
Berufschullehrer ist auch eine klasse Sache habe ich auch mal ein Jahr lang gemacht nach meiner Abfindung vom Konzern kann ich jedem nur empfehlen.

Nabend zusammen,

in den letzten Tagen hat sich viel getan. Ich hatte einen vierstündigen Termin bei einem Bauingenieur in HRO der hier in der Gegend schon viele Mehrfamilienhäuser errichtet hat. Unter anderem hat er mir einige bereits fertige Projekte vorgestellt so dass man sich orientieren konnte.

Seine Empfehlung: so groß und vor allem hoch bauen wie möglich um das ganze möglichst kosteneffizient zu gestalten. Ein 1.5 - Geschosser mit 4 Wohnungen würde mich an Baukosten und Planung rund 4000-4500 € pro Quadratmeter Wohnfläche kosten, mit einem Dreigeschosser mit Flachdach und 9 WE käme ich auf rund 3200-3500€. Die Wohnungen solle ich am Standort möglichst klein aber sehr gut ausgestattet gestalten, da Kredit nir bis 150.000€ pro Einheit vergeben wird, zudem sich leixhter Mieter finden und die Streuung größer wäre. Teuer seien vor allem Bodenplatte und Dach, je mehr Geschosse dazwischen, desto besser.

Wir haben die Kennzahlen grob durchkalkuliert und anhand eines gerade kurz vor Fertigstellung stehenden Objekts nachvollzogen. Das ist schon spannend und beeindruckend!

Finanzierung über die KFW sei wohl kein Problem. Wenn ich ihn mit der Entwurfsplanung beauftrage, dann kümmert er sich auch um ein entsprechendes Expose für die Bank. Hier müsste ich mit rund 30.000€ in Vorleistung gehen. Wenn die Finanzierung steht, wäre der nächste Schritt die Genehmigungsplanung. Bis zur Fertigstellung müsste ich ab Beauftragung etwa zwei Jahre einplanen.

Das klang alles sehr schlüssig. Die Grundstückskosten sind mit 160€ pro Quadratmeter recht überschaubar. Das und die Kaufnebenkosten müssten wir aus eigener Tasche finanzieren, den Rest über die KFW zu einem Zinssatz von aktuell 1.3 Prozent. Ein paar Förderungen für Planung und Heizungsanlage und PV etc. kämen auch noch hinzu. Wenn wir mit 9 WE bauen würden, würden wir bei der Sparkasse erfahrungsgemäß zudem als " Investoren" und nicht als Privatleute auftreten. Unsere Einkünfte und Vermögenswerte wären dann bei der Bemessung der Finanzierung nicht maßgeblich relevant, sondern nur die Rentabilität des Projekts mit seinen Kennzahlen. Das würde dann im Kreisausschuss geprüft. Das wäre bei 4 WE nicht der Fall, hier müssten wir neben dem Grundstück auch noch derzeit mindestens 30, besser 40% Eigenkapital aufbringen. Das würde sich seiner Meinung nach aber nicht lohnen bzw. sollten wir das nicht unbedingt machen wenn wir es nicht brauchen.

Ich war erstmal etwas baff. Nun müssen wir uns überlegen, ob wir uns das wagen. Von einem Gebäude mit vier Wohneinheiten rät er wie gesagt ab.

Ich solle mir das durch den Kopf gehen lassen. Nun müssen wir erstmal rechnen und ggf. Mut finden.

Zuletzt gab er mir aber noch einen weiteren Tip: Mein derzeitiges Grundstück läge ebenfalls im Bereich erwartungsgemäßer Wohnbauerweiterungszonen, welches früher oder später ohnehin als Baufläche ausgeschrieben würde. Derzeit ist es noch Gartenland im Außenbereich. Ich könne also auch einfach gar nichts tun und abwarten bis die Stadt mir meinen derzeitiges Grundstück abkauft oder in den B Plan aufnimmt wenn ich damit leben könnte, dass ich mein derzeitiges Wohnhaus und Nebengebäude würde abreißen lassen müssen. Damit könnte ich in der Tat ebenfalls gut leben, der Schinken ist ohnehin nicht mehr sonderlich erhaltenswert und müsste früher oder später saniert werden.

Viel Input 🙈

Letztlich also entweder groß denken und was richtig fettes aufziehen oder gar nichts machen und abwarten daß sich meine derzeitigen 5000 Quadratmeter im Preis ggf verzehnfachen, wobei es für den zweiten Fall aber keine Garantie gibt. Ggf. auch beides

 

Hallo Jan,

Berufschullehrer ist auch eine klasse Sache habe ich auch mal ein Jahr lang gemacht nach meiner Abfindung vom Konzern kann ich jedem nur empfehlen

Das finde ich auch, bester Job ever, beste Entscheidung ever. Ich unterrichte vor allem Metallverarbeitungskram. Dafür braucht man wenig Vorbereitung, dafür aber viel Geduld. Letzteres habe ich. Meine Schüler sind überwiegend sehr motiviert. Das Beste ist aber: nach Feierabend kann ich nach Lust und Laune die Lehrwerkstätten für privaten Kram benutzen und auf einen Maschinenpark zurückgreifen der kaum Wünsche offen lässt. Von Drehbank über CNC Plasmaschneider, beste Schweißgeräte und Messtechnik, 3D Drucker, alles meins 😀

In der Regel habe ich um 15 Uhr Feierabend, verlasse das Gelände aber oft nicht vor 22 Uhr. Das ist wohl der Vorteil wenn zu Hause keiner auf einen wartet.

Der Job gibt mir viel, ich lehre gerne und denke, das ich das auch sehr gut mache. Warum machst du den Job nicht mehr? Ich denke ich werde da bleiben bis ich tot umfalle 💩

 

Ob und wie Du baust, ja: wie überhaupt Du mit Deinem Vermögen umgehst, ist allein Deine Sache.

Ich habe Dir meine Meinung dazu schon geschrieben: Ich würde mich nicht mit dem Bau belasten, der vor allem Deine Vermögen noch weiter aus der Balance bringt (hin zu viel zu viel Immobilienanteil). Auf der anderen Seite ist es schon ein Argument, ob Du Dir Deine Sicht zubaust oder ein anderer.

Bauplatz läßt sich nicht vermehren, also planen Bauleute immer mit dem Maximum des Möglichen/Zulässigen (und bauen gelegentlich dann außerhalb der Vorschriften darüber hinaus). Bei der bundesweit berüchtigten Problemimmobilie in dieser Stadt haben sie es jedenfalls getan. Frage halt, ob man sich von den oft geschönten Prognoserechnungen mitreißen lassen möchte oder nicht.

Schon klar: Keller zählt nicht als Wohnfläche, also läßt man den weg, das spart Geld. Die neun Wohneinheiten müssen dann halt mit dem Abstellraum auskommen, den man in einer Ecke ihrer Wohnung einplant. Auch das Dach kostet Geld, und man kann den Raum darunter nicht oder nur eingeschränkt vermieten.

Kleine Wohnungen bringen pro qm mehr Miete als große, aber sie sind halt auch teurer zu bauen. Statt 4 mittelgroße Wohnungen sollt Ihr lieber 9 kleine Wohnungen bauen. Dennoch: Das Haus mit 3 Geschossen dürfte insgesamt teurer sein als eins mit 2 -> finanztechnisch größerer Hebel. Man sollte nicht vergessen, daß die meisten Immobilieninvestments gehebelt sind. 🙂

Was sagt denn die andere Hälfte Deines Hauses dazu?

(Oder Du wartest halt, bis aus Deinem bisherigen Grundstück Bauland wird. Sollte das passieren, wächst Dir ganz ohne große Arbeit eine Menge Geld zu. Aber Dein Idyll ist dann halt weg.)

@noordlicht

Da ich das ja mit dem Profi empfohlen hatte nochmal eine Antwort:

Der war wohl auch ein spitze (eigene) Ideen Verkäufer der Bauingenieur. Selbst nachdenken und entscheiden! Klumpenrisiko scheint bei dem Projekt hoch. Eine Region, eine Immo, eine Infrastruktruktur und ein Mieterbeuteschema, wenn man 9 gleichgroße Wohnungen an einem Ort hat.

Wie ja schon gesagt wurde, mit so einem vergrößerten Projekt kommst du weg von Risikostreuung und machst deine sonst mehr als soliden Finanzen von dieser einen Sache abhängig. Das macht also nur Sinn wenn du voll davon überzeugt ist. Vielleicht auch erst noch eine weitere Meinung einholen, dein Bauingenieur scheint ja auch seine eigene Interessen zu haben.

Andere Frage: Wenn man eine 9-WE-Immobilie baut und vermietet, läuft man dann schon in den Bereich der gewerblichen Vermietung rein? Solltest du besser prüfen und ggf. bei der Rechnung berücksichtigen.

hallo noordlicht,

schön, dass du hier bist. mir gefällt deine vita und auch, dass du keinen früheren ruhestand planst. ich komme auch gerade vom feld und mache heute buchhaltung. das meiste ist verpachtet;-)

mir imponiert dein enthusiasmus mit dem bauvorhaben. als alter weißer mann denke ich anders, was dich freilich in deinen plänen nicht hemmen soll. es ist nur ein gedanke von mir. non-mainstream;-).

ich würde dir abraten. vor allem in zeiten wie diesen. veranlagt euer geld lieber woanders. du wirst nur immense mühen und entbehrungen haben. andere sitzen in deinem eigentum, wohnen es ab, zahlen nichts, stellen immer noch mehr ansprüche, vater staat wird noch begehrlicher usw. ich gehe davon aus, dass relativ wahrscheinlich zeiten kommen werden wie in den 20 er und 30 er jahren des vergangenen jahrhunderts. hier könnte ich nun elendslange weiterschreiben...

nein, nein, so wird es nicht kommen, wird es von anders tönen. wir werden das gesamte 21. jh. in großem wohlstand und ohne folgenschwere rezessionen, hyperinflation sowie massenverelendung verbringen usw. usf. ja, klar.

unter vielen anderen möglichkeiten: kauf dir ein stück land und bestelle es selbst. hoffe, dass es niemals enteignet und in hungerszeiten leergeplündert wird. unsere familie fährt nachweislich seit den 1260er jahren (und davor natürlich auch) sehr gut damit in deutschen landen. der bauernstand ist der wichtigste stand, da er euch alle nährt;-).

hab viel freude hier.

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