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Frugalisten in den Mainstream- Medien

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Dazu ergänzend die Zusammenfassung einer Kritik, die im Zeit Artikel selbst geäußert wird und hier noch nicht dargestellt wurde:
Große Mengen Geld mit dem Ziel, früh in Rente gehen zu können sei reaktionär, da es sich mit dem Kapitalismus, strukturellem Politikversagen in der Rente bereits abgefunden, und bietet als Lösung insbesondere, wenn es um Geoarbitrage geht, Steuerflucht und Light-Kolonialismus an, sei somit summa summarum eine Absage an Staat und Gesellschaft. Darüber hinaus sei es widersprüchlich, da Konsumverzicht mit anschließendem Investieren in Aktien in Erwartung auf Rendite implizit auf kontinuierliches Wirtschaftswachstum setze.

Meine Antwort darauf findet sich zum Teil bereits hier im Forum, obgleich ich nicht leugnen kann, dass man das so sehen kann. Ja, ich denke, der Staat ist das Problem (und der Kapitalismus und massive Vermögensungleichheit), ich sehe aber nicht, das andere der Gesellschaft gewillt sind, daran ernsthaft was zu ändern, und selbst wenn sie es wären, keine Chance hätten, weswegen ich resigniere und mich an die gegebenen Umstände anpasse. Die obige Kritik vernachlässigt jedoch meines Erachtens, dass es Staaten systemimmanent ist, den Reichsten zu dienen: so wie die gesetzliche Rente eine staatlich institutionalisierte Umverteilung von Arm nach Reich ist, da arme Leute überproportional viel von ihrem Einkommen einzahlen, während sie gleichzeitig weniger davon sehen, da sie häufig auch nicht so alt werden wegen mangelnder Gesundheit wegen Armut.¹ Riester und betriebliche Altersvorsorge machen das Problem nicht besser sondern schlimmer.² Auch das Bildungssystem ist dergleichen: von Anfang an als Mittelschichtinstitution ausgelegt, um die Privilegien der Mittelschicht gegenüber der Unterschicht zu verteidigen.³ Oder das Transportsystem: arme Leute zahlen Steuern für Bau von Autobahnen, obwohl sie selbst auf den nicht vorhandenen öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind. Das Rechtssystem dient nur großen Unternehmen, die es mit Forderungsmanagement überlasten, während Morde oder Missbrauch kaum aufgeklärt werden, da Polizisten damit zu tun haben, und auch nur dazu in der Lage sind, das Eigentum von Reichen (z. B. Schnaps im Supermarkt) vor Kleinkriminellen zu verteidigen, während ihr Lohn nur von Armen Leuten bezahlt wird, weil reiche Leute keine oder kaum Steuern zahlen und sie gleichzeitig an organisierte Kriminalität nicht herankommen. Genauso ist politisches Gehört-werden auch nur eine Schichtfrage. Zweidrittel der Kosten unseres Sozialsystems geht an Verwaltung und die Armutsindustrie, während nur ein Drittel bei armen Leuten ankommt, die daraufhin von Jobcenter Mitarbeiter*Innen und den ganzen anderen Terroristen kontinuierlich belästigt werden, und das nur, weil unsere Sozialgesetze so kompliziert ist, dass man da studierte Leute braucht, um mit dem ganzen behördlichen Overhead zurechtzukommen.

Ist das jetzt Resignation? Vielleicht tue ich mit Steuervermeidung am Ende armen Leuten noch einen Gefallen, und vielleicht ist das (Frugalismus) auch progressive Gesellschaftskritik? Ich denke, dass das Argument von oben einen Kategorienfehler begeht, wenn es ernsthaft davon ausgeht, mit mehr Staat etwas an den bestehenden Verhältnissen zu verbessern. Ich bin mal gespannt, wie ihr dazu steht.

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