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Am Anfang des Weges und ohne Plan

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So meine Lieben,

ich melde mich hier vermutlich heute zum letzten mal, zumindest was diesen Beitrag angeht.

Einerseits merke ich, dass das Interesse im Forum am Beitrag spürbar zurück gegangen ist, andererseits denke ich, dass wir viel früher als erwartet bereits am Ziel sind... Weiterhin muss ich zunehmend feststellen, dass mein Selbstbild nicht länger mit der Definition "Frugalist" einhergeht. Aber step by step...

 

First of all: I am feeling good! Und das beziehe ich momentan nicht auf meine finanzielle Situation sondern einfach auf mein Leben, meine Gesundheit, meine Ehe, meine Familie meine Freunde und eine seeeeehr ausgewogene Work/Life Balance.

Die Themen Mehrfamilienhaus als Investment & Haus in Spanien wurden ja bereits erwähnt. Beides ist inzwischen realisiert.... Beim Mehrfamilienhaus mit 7 Mieteinheiten konnten wir uns mit dem Verkäufer darauf einigen, dass wir zusätzlich zu einem verhältnismäßigem geringen Kaufpreis eine Leibrente zahlen. Der Verkäufer partizipiert somit auch in Zukunft an den Gewinnen, die die Immobilie abwirft. Jegliches Risiko (Renovierungen, Reparaturen, Mietausfall) sowie die Verwaltung der Immobilie liegen bei uns. Unterm Strich bleibt jedoch ein sehr akzeptabler Überschuss.

Die Immobilie in Spanien haben wir aus der Familie wirklich sehr günstig erworben. Gemeinsam mit einem Architekten haben wir einige kleinere Änderungen vorgenommen, damit das Haus auch für die Vermietung geeignet ist. Erste Buchungen aus dem erweiterten Bekanntenkreis gab es auch schon.

Zusätzlich haben ich von meinem Vater völlig überraschend zwei Immobilien mit eingetragenem Nießbrauch überschrieben bekommen.
Ansonsten haben wir noch ein Bisschen sondergetilgt und in Form von ETFs in fallende Märkte investiert .... daher gibt es hier eher wenig Veränderung.

  • Vermögen
    • ETF Aktiendepot 212.000 €  - +7.000€ obwohl wir jeden Monat für mindestens 1.500€ zukaufen kaum Veränderung wegen fallender Kurse
    • Einzelwerte im Depot ca 3,000€ - 500 Euro durch Kursveränderung verloren
    • Selbstbewohntes EFH (Wert > 600.000€) Restschuld ca 16.000€ - - 6.000€ Tilgung
    • EFH Spanien (Wert >350.000) - keine Restschuld
    • Vermietete ETW (Wert >200.000€) Restschuld ca 62.000€ - -7.000€ Tilgung
    • Vermietetes MFH (Wert >600.000€) - keine Restschuld
    • Vermietete ETW (Wert >200.000€) mit eingetragenem Nießbrauch - keine Restschuld
    • Vermietete ETW (Wert >250.000€) mit eingetragenem Nießbrauch - keine Restschuld
    • Vermietete ETW (Wert >150.000€) mit eingetragenem Nießbrauch - keine Restschuld
    • Notgroschen 30.000€ - - 20.000€
  • Einnahmen
    • Gehälter netto 10.300€/Monat (+ 700€) bzw. 121.200€ Jahr(+8.400€) - Gehaltsanpassung
    • Boni netto 12.000-28.500€/Jahr
    • Mieteinnahmen abzüglich Leibrente ca 4.000 €/Monat bei 10% Leerstand & geringen Buchungen des Hauses in Spanien
    • Steuerrückzahlungen ca 8.000€/Jahr

 

Die Einkünfte aus den Immobilien decken schon jetzt, obwohl drei der Objekte für uns keinen Gewinn oder Verlust erwirtschaften (Nießbrauch), unsere jährlichen Kosten wenn wir uns etwas einschränken und auf große Anschaffungen und Urlaube verzichten. Dazu käme dann noch ein recht kleines Aktiendepot welches, wenn wir mit der 4% Regel arbeiten würden, zusätzliche 650€ im Monat erwirtschaften sollte. Das bedeutet: Wir haben es geschafft und sind finanziell frei!

So far so good.

Motiviert durch zwei Schicksale im Freundes- bzw. Bekanntenkreis haben wir uns entschieden noch etwas weiter zu arbeiten, Vollzeit... so lange es Spaß macht , warum nicht?!

Zunächst wäre da der harte Schicksalsschlag im Bekanntenkreis. Eine Bekannte, sehr sparsam, 49 Jahre alt, hatte stets das Ziel in den nächsten zwei Jahren in Rente zu gehen und dann endlich die Welt zu bereisen. Sie hat eigentlich nur in der Zukunft gelebt... Wenn man sich getroffen hat waren Restaurants und Kaffees tabu - zu teuer! Alles wurde beiseite gelegt für das große Ziel in der Zukunft. Erzählt wurde fast ausschließlich über die großen Pläne "Nordeuropa, Portugal, Griechenland, Italien, Spanien, alles mit dem Wohnmobil! Mit dem Rucksack durch Thailand und Vietnam, Australien etc." Und dann, kurz vor dem Ziel und auf dem Weg zu Arbeit -> Herzinfarkt, niemand in der Nähe der Helfen konnte bzw. Hilfe rufen konnte, Tod!

Und dann wäre da noch ein ehemaliger Kollege von mir: Frühaussteiger mit 45. Er lebte immer ein gutes Leben : Der Porsche vor der Tür und regelmäßige Besuche in Sternerestaurants gehörten zur Tagesordnung wie der halbjährliche Besuch beim Schneider "Ich bin doch Partner". Doch plötzlich schien im alles Zuviel (vllt Burnout) und er wollte nur noch raus. Der Porsche sowie die Uhrensammlung wurden verkauft und die Ansprüche auf ein Minimum heruntergefahren. Finanziell schien es gerade so zum Überleben zu reichen. Jedes Mal, wenn ich Ihn nach seiner Kündigung getroffen habe, zählte ich mindestens 10 Mal die aussagen "Ist mir zu teuer" oder noch schlimmer "Kann ich mir nicht (mehr) leisten". Ich hab ihn beim letzten mal kaum widererkannt. Aus einem fröhlichen Lebemann wurde innerhalb kürzester Zeit ein verbitterter Knauserig, der fortlaufend einen Schuldigen für seine finanzielle Situation suchte.

Als meine Frau und ich uns vor nicht allzu langer Zeit über genau diese beiden Geschichten unterhielten haben wir für uns festgestellt: Das wollen wir nicht! Weder das eine, noch das andere! Wir wollen nicht in der Zukunft leben sondern jetzt ! Wir wollen im Leben nicht auf alles verzichten nur um schließlich nicht mehr arbeiten gehen zu müssen! Ja, sorry, wir stehen auf den gleichen Mist wie 99% aller anderen Menschen (Mode, Urlaube, Autos, Restaurantbesuche, eine schöne Einrichtung etc.)!

Und das passt, wenn ich mir viele Beiträge hier durchlese anscheinend überhaupt nicht mit der Definition eines Frugalisten überein. Wir wollen nicht frugal sein, sondern einfach sorgenfrei!

Und so haben wir uns entschieden weiter zu machen mit der Arbeit so lange wir Spaß daran haben...

  • Überstunden ? Nur wenn es gerade passt und wir den Sinn dahinter sehen
  • Angst vor Kündigung?  Nein! Was soll denn passieren? Mit Abfindung gekündigt werden? Na klar, wir sind dabei !
  • Arbeiten bis der Arzt kommt für den nächsten Karriereschritt? Viiiiel zu stressig!
  • Sparen? Passiert in der Regel automatisch, weil wir nicht mal annähernd ein Viertel unserer Einnahmen benötigen. Aber sparen müssen wir nicht mehr!
  • Jemandem nach dem Mund reden weil es sonst der Karriere schaden könnte? Nope, sorry!

Alleine diese Gedanken erleichtern uns das Leben so sehr, dass wir gefühlt viel mehr Spaß an der Arbeit haben. Und plötzlich, was uns am meisten wundert, werden die eigenen Leistungen deutlich besser (und ungefragt besser honoriert) - vielleicht gerade durch diese Unbeschwertheit?!

Wie es weiter gehen soll wissen wir nicht, wir lassen uns von uns selbst und vom Leben überraschen. Was wir allerdings sagen können ist: Wir leben im Hier und Jetzt , genießen jeden Tag und gönnen uns die ein oder andere unvernünftige Konsumsünde ohne dabei die Bodenhaftung zu verlieren. Sparen tun wir automatisch und so wachen wir morgens immer mit der Gewissheit auf, dass wir "heute etwas vermögender sind als noch gestern".

Und so schließe ich meinen Beitrag ähnlich wie ich ihn 2018 begonnen habe: glücklich, am Ende des Weges "und ohne Plan".

Macht es gut liebe Frugalisten, danke für viele Diskussionen und Beiträge, die ich oft im Stillen verfolgt habe. Ich wünsche euch von Herzen nur das Beste und schaue hin und wieder vorbei!

 

 

 

 

 

 

 

Hallo SIX

Das klingt alles sehr gut und stimmig. Ihr spart ja trotzdem, auch wenn ihr euch im JETZT etwas gönnt. Wär auch seltsam, wenn ihr bei solchen guten Rücklagen und Polstern derart jeden Cent vom Mund absparen würdet. Ich glaube nicht, dass dies mit dem Frugalismus gemeint ist. Frugalismus bedeutet kein asketisches Leben. Wie der Minimalismus ist auch der Frugalismus als Spektrum zu sehen. Es gibt viele unterschiedliche Formen davon.

Ich wünsche euch alles Gute für euer Leben im JETZT.

LG Laura Maelle

 

Liebe Grüße, Laura Maelle

Hallo SIX,

ich schließe mich Lauras Meinung an. Ihr tut das, was euch Freude bereitet und das kann auch schon eure aktuelle Arbeit sein. Dann aber wie du so schön beschreibst zu euren Bedingungen und ohne Abhängigkeiten. Ihr gönnt euch etwas, bleibt aber bei euren Ausgaben deutlich unter euren finanziellen Möglichkeiten.

Beim lesen im Forum nehme ich eine große Bandbreite wahr. Für meinen Eindruck ist die große Einigkeit, mehr finanzielle Unabhängkeit und Selbstbestimmung zu erlangen und zu erhalten. Dadurch kann man häufiger das tun, was einem Freude bereitet und hat weniger finanzielle Sorgen.

Darunter sind dann Menschen, die sehr genügsam Leben und dennoch nicht das Gefühl haben, auf etwas zu verzichten. Es gibt aber auch viele Menschen mit einem hohen Vermögen und Einkommen, die sich finanziell kostspieligere Annehmlichkeiten  gönnen wollen und können, ohne die finanzielle Unabhängigkeit zu gefährden.

Ich würde mich ab und an über weitere Berichte freuen, wie es sich bei euch entwickelt.

Alles Gute,

Photo

Die meisten hier sind ja keine Frugalisten im eigentlichen Sinne. Trifft für mich ja auch nicht unbedingt zu. Und wie Du schreibst, soll man ja auch sein Leben genießen. Ich hätte theoretisch auch 5 Jahre vorher aufhören können, aber gewisse Dinge wie Reisen, eine schöne Wohnung oder mein toller Sohn waren mir dann doch wichtiger.

Zitat von Privatier am 4. März 2023, 9:54 Uhr

Die meisten hier sind ja keine Frugalisten im eigentlichen Sinne.

Ich würde eher umformulieren auf "Frugalisten im engen Sinne".

Es gibt auch Frugalismus im weiten Sinne, es ist ein Spektrum.

Liebe Grüße, Laura Maelle

Hallo Six

ich finde das ok und legitim. Wichtig ist man folgt seinem Herzen und Bauch. Wenn das Ziel frühes FIRE verloren ist, bringt es ja auch wenig jährlich die Übersicht hier einzustellen wieviele Immobilien, Depot etc..

Deine zwei Beispiele zeigen beide wie wichtig es ist ein ausgewogenes Leben zu führen. Nicht nur für die Zukunft und nicht für Materielles und Status. Beides sind Dinge die ein reflektierter Frugalist im Blick hat, sowie eben der frühe Ausstieg aus dem regulären Arbeitsleben wenn der eigene Grenznutzen erreicht ist.

Alles Gute dir auf deinem Weg!

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