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Alles zum Thema Stoizismus. Erfahrungen, Tipps, Fragen...

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Zitat von Laura_Maelle am 14. November 2021, 17:25 Uhr

Immerhin träumte ich ja sogar vom Coaching-Aspekt des Stoizismus, also ist es wichtig wegen der Berg- und Vogelperspektive und der pragmatischen Umsetzung.

Heute Nacht erlebte ich wieder einen aufschlussreichen Traum zum Thema Veränderung. Ich befinde mich im Traum in einer Kirche, wo meine 14-jährige Nichte eine Flötenvorführung mitmacht. Sie möchte, dass ich in ihrer Nähe bei den Zuschauern warte, nicht unweit von meiner Schwester bzw. ihrer Mutter, die etwas weiter entfernt in einer mittleren Zuschauerreihe sitzt, denn es wäre ihr peinlich, ganz vorne zu sein. Ich muss also meiner Nichte Rückhalt geben und sitze neben der Lehrerin auf der rechten Seite des Raums, gleich rechts von der Bühne, wo meine Nichte sich präsentieren muss mit ihrem Flötenspiel.

Es kommt jedoch zum Unterbruch, denn meine Nichte weiß nicht weiter. Das führt zu einem Dialog mit der Lehrerin, die leise und harmlos ihre kohärenten Gedanken dazu einbringt. Dadurch kommt es zu einem Gesprächskontext zwischen meiner Nichte, der Lehrerin, eines unmittelbar in der ersten Reihe sitzenden Mannes und mir, wobei dieser Mann aus dem Dialog-Kontext etwas Falsches und Negatives drehen will wie ein Klatsch-Reporter, sodass ich ihm vorsorglich drohe, von diesem unguten Vorhaben abzusehen, denn ich könne mich durchaus wehren als beruflich Schreibende, womit ich ihn gerade noch knapp in seine Grenzen verweisen kann.

Ich werde mir meiner Macht als beruflich Schreibende bewusst und wie wichtig es ist, dass ich mich nicht zuhause verstecke und eingrabe, sondern selbstbewusst und handlungsfähig sein kann, mich also auch bühnenreif präsentabel und unangreifbar mache, um in dieser Welt zu bestehen, etwas zu werden, beruflich passende Freunde und eine erfüllende Beziehung zu finden und meiner Familie helfen zu können. Das Leben ist wie dieser feierliche, gottgeweihte Kirchenauftritt, den ich wie meine Nichte bestehen muss, um jemand zu sein, wahrgenommen zu werden, Einfluss zu haben und etwas zu bewirken, was mir durchaus gegeben ist, wenn ich mich nicht mehr geschlagen gebe und am Boden liege, sondern mutig aufstehe mit Selbstvertrauen und stoischer Zuversicht in Gott, auch wenn es mit Schmerzen verbunden ist.

Es gibt nur diese Zielrichtung für mich und ich sehe im Vergleich zu vorher einen Fortschritt, denn nach dem Tod meiner Mutter Anfang 2017 träumte ich, wie ich immer schwächer wurde, was sich bewahrheitete in den darauffolgenden Jahren. Auch dort befand ich mich in einem Saal, damals als Schülerin, die aber immer weniger nach vorne sehen und dem juristischen Unterricht nicht mehr voll folgen konnte, obwohl es mich interessierte. Aber mein Körper klappte zusammen. Ich suchte Hilfe bei meinem Arzt, der neben mir döste und mir nicht helfen konnte. Ich bekam eine Heidenangst, entmündigt zu werden, wenn ich es nicht schaffe, mich zusammenzureißen. Denn was nützt mir all mein juristisches Wissen, wenn ich es nicht umsetzen kann in meiner Hinfälligkeit und Erschöpfung. Der damalige Traum endete ziemlich wackelig und unsicher, indem ich draußen vor dem Saal, der sich mitten im Dorf an der Dorfstraße unseres früheren Wohnorts meiner Mutter befand, mit einer Jura-Studentin redete, aber auch sie war noch ziemlich unsicher und fühlte sich überfordert. Sie war noch nicht richtig belastbar.

Liebe Grüße, Laura Maelle

Der Stoizismus ist keine religiöse Lehre, sondern eine offene Philosophie ohne jegliche Pflichtvorgaben. Außerdem besteht ja die Hauptlehre gerade darin, dass jeder über die eigene Natur (Intuition) zum Kern der Wahrheit findet, weil jedes Wesen in der kosmischen Allnatur verbunden ist.

Religiosität und Philosophie schließen sich nicht aus, sondern greifen vielmehr historisch gesehen ineinander. Nur konzentriere ich mich wie der Stoizismus mehr auf die gemeinsame Essenz und die Quelle, woraus diese Erkenntnisse entspringen, nämlich die Intuition zwischen Gefühl und Ratio. Es geht mir um Vertiefung dessen, was ich schon intuitiv weiß, nicht um eine Methodenvielfalt. Das sind für mich unnötige Werkzeuge. Ich brauche sie nicht. Meine Intuition zeigt klar in die Tiefe des eigenen philosophischen, spirituellen und religiösen Zugangs.

Ich sehe keinen Vorteil darin, mir noch mehr religiöses oder spirituelles Wissen anzueignen, denn all die vielen Parallelen zu meinen eigenen intuitiven Eingebungen, Erkenntnissen und spirituellen Wahrnehmungen zeigen mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

Ich machte es umgekehrt, z. B. im Fall der Bibel oder auch des Stoizismus. Da war zuerst meine eigene spirituelle Wahrnehmung von Kind an, zu der ich dann einfach Parallelen im Selbststudium der Bibel und später im Stoizismus fand. Es freut mich, wenn es passt, aber ich werde kein Glaubenskonstrukt übernehmen. Das ist nicht nötig, liegt doch die Ewigkeit in meinem Herzen, wie es der Psalmist so wundervoll ausdrückt.

Der antike Stoizismus gibt eine einfache und gute Anleitung, wie jeder selbst seinen eigenen intuitiven Weg finden kann. Diese beinhaltet keine festen dogmatischen Inhalte oder Glaubensvorgaben, weil die Stoa davon ausgeht, dass dies bereits intuitiv in jedem Lebewesen angelegt ist (Wirken des Logos).

LOGOS (Gott) ist der gemeinsame Nenner zwischen Stoizismus, Judentum, Christentum und Islam. Im asiatischen Raum entspricht dies dem Begriff DAO.

Ein moderner Stoiker hat es auf seinem Blog sehr schön beschrieben. Dem kann ich mich von Herzen anschließen:
https://www.stoa-heute.de/2021/06/26/stoizismus-als-religionsersatz/

Der Autor hat sich lange mit Zen-Buddhismus befasst und mit Kyudo ein inspirierendes Meditations-Ritual praktiziert, wie er über sich unter "Kontakt" schreibt. Sein Blog ist bewusst leicht verständlich geschrieben, also nicht so intellektuell.

Youtube: Healing Tree Music & Sounds - Entspannende Harfenmusik - Friedliche Vogelstimmen, Musik
https://youtu.be/RjTPKlKPM3Y

Liebe Grüße, Laura Maelle

Hi Laura Maelle

ich hatte an anderer Stelle schon mal die Frage gestellt:

"Wie siehst du den Stoizismus oder auch den Zen sowie die Kontemplation im Zusammenhang mit dem recht verkopften Planen und Beschäftigen mit FIRE?"

Sprich, im hier und jetzt sein mit einer Planung für die Zukunft, mit viel Kontrolle, ein immer mehr mit teils Gier und maßloser Anhäufung usw. .

Wohingegen ein frugales Leben mit Wert auf Nachhaltigkeit, reparieren von Konsum- und Gebrauchsgüter anstatt Einweg sowie ökologische Aspekte (kein/wenig Auto, Flugreisen, Bio Ernährung) ganz gut matched.

Du weißt was ich meine? Dann danke für die Diskussion vorab!

Hallo Muslime Frugi

Ja, ich habe Deinen Gedankengang dazu gelesen, es jedoch nicht als Frage aufgefasst.

Die alte Stoa in Griechenland ist schon sehr stark minimalistisch und nachhaltig ausgerichtet ohne das Anhäufen von Besitz. Gehandelt wurde durch die Lehrtätigkeit in den philosophischen Schulen. Der geschäftstüchtige Aspekt wurde erst beim römischen Stoizismus integriert, als die Stoa Teil des römischen Bildungswesens wurde. Dort betrachtete man die Tatkraft aus dem Logos schon sehr pragmatisch als Lebenstauglichkeit, Pflicht- & Arbeitserfüllung. Besitz wurde nicht per se abgewertet, sondern war neutral/egal, solange man sich innerlich nicht davon abhängig machte und auch ohne diesen Besitz glücklich sein konnte. Die affektive Gier nach Besitz wurde jedoch auch im römischen Stoizismus  als unvernünftig abgelehnt. Es ging letztlich schon darum, frei von allen Affekten zu werden und dadurch eine innere Autarkie des Glücks zu gewinnen, wodurch die Stoa dem ZEN und Buddhismus sehr naherückt in der Haltung.

Seneca und auch Marc Aurel haben schon bewusst vorgesorgt. Beide waren sehr aktiv in der Weiterentwicklung des römischen Rechts und haben auch sehr geschäftstüchtig und wie gute Verwalter gedacht und Vorsorge für die römischen Bürger betrieben, ebenso für die eigene Familie. Trotzdem distanzierten sich beide in ihren Schriften gleichzeitig von diesem weltlichen Aspekt ihres Lebens und hielten sich selbst an, sich nicht davon vereinnahmen und instrumentalisieren zu lassen, sodass nicht der Besitz sie besitzt. Marc Aurel unterstrich dies bewusst mit Unbequemlichkeiten, was ihm später an der Front zugutekam. Seneca tat dies nur theoretisch, indem er  harte Männer stoizistisch glorifizierte. Er selbst lebte eher wie ein Epikureer, denen er auch nahestand. Das wurde Seneca auch als Heuchelei vorgeworfen, gerade dessen Anhäufung von Besitz.

Lieben Gruß, Laura Maelle

 

 

Liebe Grüße, Laura Maelle

Ah, interessant. Vielleicht gab es dann ja auch Parallelen zu den materiellen Tendenzen der Stoiker im römischen Reich und dessen Untergang? Gab es nach dem Untergang des römischen Reiches Änderungen im Mindset des Stoizismus?

Wie siehst du heute für dich das Spannungsfeld zwischen materieller Mehrung / Sicherung und die regelmäßige Beschäftigung damit und dem Praktizieren des Stoizismus und Zen?

Hallo Muslime Frugi
Ja, darauf nahm ich bei meinen ersten Beiträgen Bezug und finde diesen Aspekt wirklich sehr interessant. Die Stoa brachte jedoch vielmehr Disziplin und Ethos in das bereits vorher bestehende dekadente römische Reich, ist also nicht verantwortlich für den Materialismus. Die Stoa verteufelte die Materie jedoch auch nicht, sondern betrachtete alles Materielle durch den Logos durchdrungen und vergeistigt in einer kosmischen Naturordnung. Nur sollte eben schon der aktiv tätige Logos und damit die Vernunft und Tugend die passiv gedachte Materie gestalten und nicht umgekehrt.
Zitat von Laura_Maelle am 27. Juli 2021, 0:16 Uhr

Marcus Aurelius Antonius (seine Selbstbetrachtungen werden im englischsprachigen Raum heutzutage Meditationen genannt) findet unter anderem großen Anklang in der Kampfkunst-Szene, zusammen mit Sun Tzu (der chinesische Meister der Strategie und der Kriegführung) und Miyamoto Musashi (Das Buch der fünf Ringe - Klassische Strategien aus dem alten Japan).

Auch früher schon wurde Marcus Aurelius Antonius (im deutschsprachigen Raum oft kurz Marc/Mark Aurel genannt) vor allem von Adligen und Militärangehörigen zum Vorbild genommen, während die Kirchen und Franziskanerklöster im Sinne des einfachen Lebens eher Epiktet favorisierten. Auch ich ordne Epiktet eher dem Minimalismus zu (Reduktion von Besitz & Reizüberflutung), während Marc Aurel Zitat für Zitat zu meiner eigenen optimierten Handlungsanleitung passt, was derzeit für mich im Vordergrund steht.

Interessant übrigens, wie der erste römische Kaiser Augustus als Pontifex maximus (höchster Priester) auftrat, weil die römische Bevölkerung unzufrieden war mit der aufkommenden Unmoral. Das erklärt wohl auch den eigenen stoisch-moralischen Anspruch des späteren Philosophenkaisers Marcus Aurelius Antonius.

Das Thema ist für mich besonders spannend, weil in wissenschaftlichen Publikationen immer wieder ein Zusammenhang hergestellt wird zwischen der langen europäischen Tradition des griechisch-römischen Stoizismus durch das Römische Reich bis in die Gegenwart und den Militärangehörigen und Adligen, die mit dem Kämpfen vertraut waren, was sich bis zum deutschen Preußentum ausgewirkt hat. Also muss dort die/eine Tradition der europäischen Kampfkunst liegen, parallel zu den asiatischen Traditionen. Buddhisten/Daoisten erkennen zudem philosophische Parallelen zum Stoizismus. Der Einfluss des Stoizismus auf die Kampftechniken selbst liegt in denjenigen Aspekten, wo dieser auch bei den asiatischen Kampfstilen wirksam wird (stoische Ruhe, höchste Konzentration, meditativer Flow usw.). Das halte ich für wesentlich. Mein Interesse geht in Richtung Sin Moo Hapkido, wo das tatsächlich auch eine Rolle spielt.

Ich habe in der Schriftenreihe der Eidgenössischen Militärbibliothek (EMB) und des Historischen Dienstes eine Quelle gefunden, welche aufzeigt, dass der Einfluss des griechisch-römischen Stoizismus auf die militärischen Zielgruppen von vornherein angestrebt und verquickt wurde durch eine stoische Militärmetaphorik, um die verwilderten Heere zu disziplinieren und ethisch zu schulen, da diese vorher völlig unkontrolliert herumzogen und die Zivilbevölkerung des römischen Reichs ausbeuteten, vergewaltigten und ermordeten.

Damit kann "der Stoizismus als (weitreichende) Konstitutionsbedingung der Neuzeit anerkannt werden" (Günter Abel).
Und: "Senecas Adressaten sind nicht Fachphilosophen, sondern in Militär und Politik avancierte Männer von Stand."
Außerdem: "Denn was für die Philosophie des Seneca gilt, gilt ebenso für die Philosophie des Justus Lipsius (1547 - 1606), des Hauptvertreters neustoischer Philosophie. Lipsius war [...] Verfasser einiger militärhistorischer und militärtheoretischer Schriften, die für die Entwicklung des niederländischen und später des preussischen Heerwesens richtungweisend wurden."

Quelle: S. 6, 7, 19, 20, 24 Andreas Urs Sommer, Zur militärischen Metaphorik im Stoizismus, Nr. 2 aus: Schriftenreihe der Eidgenössischen Militärbibliothek (EMB) und des Historischen Dienstes, Bern, Oktober 2002.

Liebe Grüße, Laura Maelle
Zitat von Muslime_Frugi am 26. November 2021, 11:14 Uhr

Wie siehst du heute für dich das Spannungsfeld zwischen materieller Mehrung / Sicherung und die regelmäßige Beschäftigung damit und dem Praktizieren des Stoizismus und Zen?

Dazu fällt mir spontan ein Yogi ein, den ich auch aus dem Internet kenne, der hin und wieder von seinen Kontakten zum Dalai Lama erzählt.

Dieser Yogi (der auch ein Epikureer ist) geht von der Einheit der Religionen aus und hat dazu eine sehr nette Geschichte geschrieben und auf seinem lesenswerten Blog veröffentlicht:
https://mystiker2.wordpress.com/2013/03/18/religiose-toleranz/

Diese metaphorische Geschichte vom Berg und den Religionen gefällt mir sehr gut. Der Stoiker nähme zu Gott die Mantren "Logos", "Kosmos", "Allnatur", "Vernunft" und "Intuition".

Nils Horn, so heißt der Yogi, interpretiert auch bekannte Märchen auf spirituelle Weise, sehr interessant. Dort spricht er immer wieder vom mittleren Weg, den einerseits der Dalai Lama gehe, wie auch die Epikureer. Man versucht, einen gesunden Ausgleich zwischen innerem und äußerem Leben zu finden. Die Stoiker sehen das ähnlich, ebenso ich selbst. Ich persönlich bin ja sowieso eher Minimalistin. Nur denke ich schon ähnlich zielorientiert wie die Frugalisten. Etwas dazwischen.

Nils Horn - Märchen Nr. 20. Die Lebenszeit
https://mystiker2.wordpress.com/2021/10/12/das-spirituelle-marchenbuch-die-schonsten-marchen-und-ihre-bedeutung/#20

Liebe Grüße, Laura Maelle

Übrigens interessant, welchen Einfluss die Kyniker und Stoiker auch auf das Judentum hatten, bevor überhaupt das Christentum begann. So gibt es Anzeichen dafür, dass Jesus ein jüdischer Kyniker war. Die Kyniker waren dafür bekannt "anzuecken".

Aus aktuellem Anlass und in Bezug auf die Bedeutung der demokratischen Rechtsordnung als ständig neu zu verteidigende Errungenschaft der Zivilisation:

Ich schaute mir in den letzten Jahren jeweils in der Adventszeit die Chanukkah-Zeremonie in Karlsruhe an, welche der jüdische Chabad-Rabbiner Mordechai Mendelson, den ich auch persönlich kenne, auf dem Markplatz in Karlsruhe darbietet, dies als Zeichen gegen den Antisemitismus und im Wunsch der Einheit aller Menschen in Frieden & Liebe. Er lädt jeweils hochrangige Redner ein aus dem in Karlsruhe liegenden Bundesverfassungsgericht Deutschlands. Deshalb ist der Symbolcharakter sehr groß in Karlsruhe, der Residenz des Rechts in Deutschland. Die Redner aus dem Bundesverfassungsgericht sprechen tiefbewegende gute Reden. Kein Politikergewäsch. Also das ist schon toll und läuft über den ganzen Dezember mit immer weiteren Kerzen, wobei die Reden bei den letzten Kerzen folgen.

Letztes Jahr:

Youtube: Rabbiner Mordechai Mendelson - jüdische Lichterfest Chanukkah Karlsruhe 2020
https://youtu.be/WOLfXf__nGo

Liebe Grüße, Laura Maelle

Danke Laura_Maelle

...für diene Ausführungen und persönlichen Meinung zur FIRE Beschäftigung vs. Zen/Stoizismus. Ich halte beides per se auch in Teilen eher widersprüchlich. All zu leicht kann eine Beschäftigung ins außen führen und von einem selbst entfernen.

Minimalismus hingegen ist dem Zen/Stoizismus schon wesentlich näher.

Ja, Minimalismus finde ich auch stimmiger als Frugalismus. Auf der anderen Seite möchte ich etwas frugalistischer denken, im nützlichen Rahmen, nicht zum Selbstzweck.

 

Überzeugungen sind keine Beweise

Was weiß der winzige Mensch schon im Kontext des Kosmos. Ist er denn im Vergleich dazu nicht nur ein Einzeller? Was weiß schon die Ameise auf meinem Bein von mir als Mensch? Wie soll sie mich erkennen?

Es wundert mich immer wieder, wie selbstsicher sich Menschen geben in Sachverhalten, die ihnen nicht wirklich zugänglich sind. Was soll ich sagen, wenn jemand überzeugt ist: "Hinter dieser verschlossenen Tür gibt es NICHTS." Wie kann er das wissen, wenn er noch nicht durch diese Tür getreten ist?

Die ersten Atheisten waren überzeugt, dass NICHTS über der Wolkendecke existiere. Agnostizismus kann ich gut nachvollziehen, aber der Atheismus gibt sich selbst eine begrenzte Antwort, ohne nachzuschauen, und verwechselt vorübergehende, revidierbare und äußerst begrenzte Interpretationen der Realität mit der Realität selbst.

Allan Sandage, berühmter Astronom und zynischer Atheist, rückte letztlich auch von dieser Haltung ab angesichts der Ordnung des Kosmos. Seine eigenen authentischen Beobachtungen zum Kosmos waren ausschlaggebend und keine beliebigen Impulse, austauschbaren Theorien und "Meinungen der Vielen". Er kam zum gleichen Schluss wie Marc Aurel, der sich in seinen Selbstbetrachtungen wie folgt ausdrückt in VI.10:

"Entweder es ist alles ein Ergebnis des Zufalls, Verflechtung und Zerstreuung,
oder es gibt eine Einheit, eine Ordnung, eine Vorsehung.

Nehme ich das erstere an, wie kann ich wünschen,
in diesem planlosen Gemisch, in dieser allgemeinen Verwirrung zu bleiben?
Was könnte mir dann lieber sein, als so bald wie möglich Erde zu werden?
Denn die Auflösung wartete meiner, was ich auch anfinge.

Ist aber das andere, so bin ich mit Ehrfurcht erfüllt und heiteren Sinnes
und vertraue dem Herrscher des Alls."

Quelle: Gutenberg-Projekt.org

Schöne Weihnachtszeit!
Ich sage immer: Egal ob du an Gott glaubst, Gott glaubt an dich! 🙂
Lieben Gruß, Laura Maelle

Liebe Grüße, Laura Maelle

Die ersten Atheisten waren überzeugt, dass NICHTS über der Wolkendecke existiere. "Das geozentrische Weltbild basierte auf der Annahme, dass die Erde und damit auch der Mensch im Universum eine zentrale Position einnehmen, so dass alle Himmelskörper (Mond, Sonne, die anderen Planeten und die Fixsterne) die Erde umkreisen. Das geozentrische Weltbild entspricht dem unmittelbaren Augenschein." Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Geozentrisches_Weltbild

Die damaligen Atheisten hätten es aber allesamt besser wissen müssen, wenn sie davon ausgehen, genau zu wissen, was existiert und was nicht. Die "Gläubigen" hatten wenigstens noch so viel Phantasie, sich mehr vorstellen zu können und es wie die Agnostiker nicht gleich zu verneinen, dass da noch mehr ist außerhalb dessen, was das menschliche Auge sehen kann. Von daher war z. B. ein Künstler, der sich ganze Welten von Galaxien vorstellte, der Realität näher als der Atheist zu der damaligen Zeit, der sich an das damalige beschränkte Weltbild hielt und nur das für möglich hielt, was seine Augen sehen konnten. Dasselbe gilt auch für heute. Es gibt noch vieles zu entdecken. Die heutige Wissenschaft wird später genauso altbacken erscheinen.

Die meisten, ob nun gläubig, agnostisch oder atheistisch, können den heutigen naturwissenschaftlichen Stand in ihr Weltbild integrieren, da die Naturwissenschaft sowieso nicht untersuchen kann, was außerhalb des naturwissenschaftlich Messbaren liegt, d. h. die Naturwissenschaft prüft nur einen Teilbereich der Realität und muss einen methodischen Atheismus anwenden, weil Gott in dieser Gleichung von vornherein nicht vorkommen darf, da die naturwissenschaftlichen Kriterien dafür fehlen und dies deshalb ausgeklammert wird. Es gibt Wissenschaftler und Wissenschaftsgläubige, welche diesen naturwissenschaftlichen Teilaspekt und damit ein vereinfachtes, einseitiges Modell der Wirklichkeit mit der tatsächlichen Realität verwechseln und deshalb allgemein einen Atheismus entwickeln.

An diesem Punkt, wo die Naturwissenschaft endet, tritt die persönliche, qualitative Erfahrung im Gegensatz zu quantitativ verwertbaren Modellen und Theorien über die Wirklichkeit. Sozial selbstverständliche und erwünschte qualitative innerseelische Erfahrungen wie z. B. Liebe, Empathie, Altruismus sind genauso wenig beweisbar wie spirituelle Grenzerfahrungen (Nahtoderlebnisse, paranormale Phänomene, Wahrnehmung einer transzendenten göttlichen Ebene). Trotzdem gehört dies alles zum menschlichen Wahrnehmungsrepertoire, dies in ähnlichen Mustern seit Menschengedenken, sodass die Frage erlaubt sein darf, ob es dazu vielleicht doch eine Urquelle gibt, wovon die Stoa spricht als LOGOS, womit sich die antiken Stoiker verbunden fühlten und worin sie sich meditativ vertieften.

Liebe Grüße, Laura Maelle

Ein Stoiker rät: "Es ist höchste Zeit, sich zu beruhigen"

https://www.derstandard.de/story/2000075123981/ein-stoiker-raet-es-ist-hoechste-zeit-sich-zu-beruhigen

Liebe Grüße, Laura Maelle

Youtube: Boris Grundl - So stoppen Sie Ihre quälenden Zweifel - Zwischen Zweifel und Sicherheit:
Wie gehen Sie mit der Hektik da draußen im Leben um? Jeder schreit nach Aufmerksamkeit. Alles soll sofort erledigt werden. Ansprüche und Anforderungen sind hoch bei viel zu wenig Zeit.

https://youtu.be/Kk251_4nH0k

Liebe Grüße, Laura Maelle
Zitat von Laura_Maelle am 15. November 2021, 13:00 Uhr

Heute Nacht erlebte ich wieder einen aufschlussreichen Traum zum Thema Veränderung. Ich befinde mich im Traum in einer Kirche, wo meine 14-jährige Nichte eine Flötenvorführung mitmacht. Sie möchte, dass ich in ihrer Nähe bei den Zuschauern warte, nicht unweit von meiner Schwester bzw. ihrer Mutter, die etwas weiter entfernt in einer mittleren Zuschauerreihe sitzt, denn es wäre ihr peinlich, ganz vorne zu sein. Ich muss also meiner Nichte Rückhalt geben und sitze neben der Lehrerin auf der rechten Seite des Raums, gleich rechts von der Bühne, wo meine Nichte sich präsentieren muss mit ihrem Flötenspiel.

Es kommt jedoch zum Unterbruch, denn meine Nichte weiß nicht weiter. Das führt zu einem Dialog mit der Lehrerin, die leise und harmlos ihre kohärenten Gedanken dazu einbringt. Dadurch kommt es zu einem Gesprächskontext zwischen meiner Nichte, der Lehrerin, eines unmittelbar in der ersten Reihe sitzenden Mannes und mir, wobei dieser Mann aus dem Dialog-Kontext etwas Falsches und Negatives drehen will wie ein Klatsch-Reporter, sodass ich ihm vorsorglich drohe, von diesem unguten Vorhaben abzusehen, denn ich könne mich durchaus wehren als beruflich Schreibende, womit ich ihn gerade noch knapp in seine Grenzen verweisen kann.

Ich werde mir meiner Macht als beruflich Schreibende bewusst und wie wichtig es ist, dass ich mich nicht zuhause verstecke und eingrabe,

Was mir zu diesem Traum auch bewusst wurde, ist meine eigene Distanzierung zum Leben, was mich immer mehr den Handlungsfaden verlieren ließ. Ich konnte mich nicht mehr mit den Dingen identifizieren und flog wie ein Blatt im Wind davon in Richtung Meer und in die Transzendenz meiner Mutter.

Es wurde mir bewusst, dass ich die Immanenz der Dinge und des irdischen Lebens nicht mehr spürte und somit auch nicht mehr meine eigene Motivation, das Leben aktiv irdisch anzugehen. Ich wurde zum Zuschauer meines Lebens in einer Welt voller Klatschreporter. Aber jetzt spüre ich wieder diese Verbindung zwischen der Immanenz des irdischen Lebens und der Transzendenz. Es braucht beides. Genau das vermittelt auch der Stoizismus.

Liebe Grüße, Laura Maelle

Youtube: Schule der Inspiration - 4 Tipps, um den inneren Kritiker zu überwinden & zu entmachten
https://youtu.be/2iUR_7EbNY4

Liebe Grüße, Laura Maelle
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