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Warum führt die Flutung des Marktes mit Geld (EZB, Federal Reserve) nicht direkt zu einer Inflation oder Abwertung der Währungen?

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Siehe Titel. Ich verstehe es nicht so ganz. Müssten die EZB-Anleihen-Ankäufe den Euro nicht massiv entwerten und/oder eine Inflation auslösen?
Gleiches in den USA, pumpt die Fed da nicht auch ständig Geld in den Markt? Oder wird das letztlich immer alles in Staatsschulden umgewandelt?

Edit: Sorry, vielleicht falsches Unterforum. Bitte ggfs. verschieben.

https://www.atypischstill.com/allgemein/der-worst-case-teil-i

Runterscrollen bis zu "Geldmenge".

Hast du das verstanden? Könntest du das noch mal zusammenfassen in einem Satz?

"Am meisten überschätzt wird die Wirkung der sogenannten „Geldschwemme“ als Folge der Anleihekäufe. Tatsächlich sind die Bilanzsummen jener Notenbanken, die Anleihekäufe betrieben haben oder noch betreiben, deutlich gewachsen, weil die Notenbanken den verkaufenden Banken den Gegenwert der Anleihen auf deren Konten bei der Notenbank gutgeschrieben haben. Aber von dieser „Geldschwemme“ führt kein unmittelbarer Weg auf die Konten, die Privatpersonen und Unternehmen bei ihren Banken und Sparkassen unterhalten. […] So erklärt es sich, dass die EZB in den vergangenen Jahren sehr viel Geld geschaffen hat und gleichzeitig die Geld- und Kreditmengen in der Wirtschaft nur langsam zugenommen haben. „Zwischen dem Anstieg der Zentralbankguthaben und der breiteren Geldmenge besteht kein mechanischer Zusammenhang“, heißt es in einem Erläuterungstext der Deutschen Bundesbank. „Ein verbreiteter Irrtum besteht in der Annahme, die Notenbank bestimme die Menge der Kredite und Bankguthaben in der Wirtschaft, indem sie die Menge des von ihr geschaffenen Geldes kontrolliere“, schreibt die Bank von England in einem erklärenden Aufsatz."

 

Die Notenbanken haben Anleihen von Banken gekauft, die wiederum das Geld auf deren Konten bei der Notenbank gutgeschrieben haben - Häh?

Es gibt keine Verbindung von diesen Konten zu den Konten der Unternehmen und Privatpersonen - Mmmkay. Aber ist das Geld nicht trotzdessen aus dem Nichts erschaffen worden und dadurch die Geldmenge erhöht worden - mehr Geld = weniger Wert?

 

Inflation ist das ansteigen (inflatio = aufblähen) der Geldmenge. Genau das geschieht derzeit. Das Geld fließt in Sachwerte (Aktien, Immobilien, Edelmetalle) oder zurück in Cash, wenn viele der Werthaltigkeit der Währung trauen.  Wenn jedoch die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes steigt, durch einen Wirtschaftsaufschwung oder einem Vertrauensverlust in die Währung, wenn keiner die heiße Kartoffel mehr haben will, dann werden auch die Preise des Warenkorbes steigen.

...oder die Zusammensetzung des statistischen Warenkorbes wird mal wieder geschickt angepasst.....

Zitat von Coffeehouse am 20. August 2020, 15:35 Uhr

Hast du das verstanden? Könntest du das noch mal zusammenfassen in einem Satz?

"Die kaufkraftrelevante Geldmenge M3 wächst übrigens seit vielen Jahren im Durchschnitt etwa um 5 % (Ziel der EZB: +4,5 % p.a.) – von ausuferndem Gelddrucken kann also in der Realität überhaupt keine Rede sein."

"Am meisten überschätzt wird die Wirkung der sogenannten „Geldschwemme“ als Folge der Anleihekäufe."

"„Zwischen dem Anstieg der Zentralbankguthaben und der breiteren Geldmenge besteht kein mechanischer Zusammenhang“, heißt es in einem Erläuterungstext der Deutschen Bundesbank. Ein verbreiteter Irrtum besteht in der Annahme, die Notenbank bestimme die Menge der Kredite und Bankguthaben in der Wirtschaft, indem sie die Menge des von ihr geschaffenen Geldes kontrolliere.“

Deine Überschrift ist also falsch, die Notenbanken fluten den Markt nicht mit Geld.

Die Geldmenge M3 steigt derzeit mehr als im Durchschnitt. Steht z.B. hier

https://www.focus.de/finanzen/boerse/experten/hoehere-kredite-hoehere-staatsdefizite-trotz-der-steigenden-geldmenge-die-inflation-sollte-bis-auf-weiteres-niedrig-bleiben_id_12068557.html

oder hier

https://www.handelsblatt.com/meinung/gastbeitraege/kolumne-querdenker-die-geldmenge-wird-wieder-zur-gefahr/26040274.html?ticket=ST-435221-ZWlnmPKRq0Tyx0parEEL-ap2

 

Bleibt jedem überlassen, wem er glaubt bzw. welche Argumente er als schlüssig ansieht. Ich sage weiterhin, dass die Zentralbanken den Markt nicht mit Geld "fluten". Und dass eine Ausweitung der M3 noch lange nicht heißt, dass das Geld auch bei Unternehmen und privaten Haushalten ankommt UND für Investitionen/Konsum genutzt wird.

Dass die Banken im 1. Halbjahr etwas mehr Kredite vergeben haben, liegt ja wohl eher an den Coronahilfen. Die befeuern sicher keine Inflation. Da geht's ums Überleben bei den Firmen, nicht darum, zu wachsen oder neue Investitionen zu tätigen.

Naja. In meinem zweiten Link schreibt immerhin der Chefvolkswirt der Commerzbank.

Zitat von vodef72 am 20. August 2020, 19:09 Uhr

Naja. In meinem zweiten Link schreibt immerhin der Chefvolkswirt der Commerzbank.

Deshalb schrieb ich ja, jeder glaubt dem, dem er glauben will. Ich halte mich halt an die Aussagen der Bundesbank und an Milton Friedman. Du Dich an den Chefvolkswirt der Coba. Wir schätzen die Lage eben unterschiedlich ein, das ist ja auch völlig in Ordnung.

Der zweite Link ist leider hinter einer Paywall.

Dennoch ist die Überschrift dieses Threads falsch, denn die Zentralbanken fluten den Markt nicht mit Geld. Und dass die Anleihenkäufe nicht direkt (Threadüberschrift) zu Inflation führen, liegt eben daran, dass die Anleihenkäufe nicht direkt zu Konsumnachfrage führen. Stimmst Du dem zu?

Was sie bewirken, ist sicherlich eine Teilverlagerung von Kapital in Aktien, aber das führt ja auch nicht "direkt zu einer Inflation".

 

Du hast natürlich recht; jeder kann glauben wem er will.

Bei mir ist der zweite Link aber hinter keiner Paywall. Vielleicht weil ich einen Ad Blocker installiert habe?

Ich bin da eher bei Christine. Die Frage ist doch wieviel Geld kommt bei den Privathaushalten an und wer bekommt überhaupt noch Kredite.

Die Kreditvergabe der Banken scheint durch die Coronakrise restriktiver hinsichtlich der Privathaushalten zu werden.  Bei aktuellen Finanzierungen von Immobilien sind Normalverdiener ohne erhöhtem Eigenkapital wohl raus. Die Kredite fliesen daher wohl wieder den vermögenden Privathaushalten zu, welche dieser wieder gehebelt investieren können. Hier steigt auch noch die Ungleichheit in der Vermögensverteilung weiter an.

Wir werden die nächsten Jahre wohl weiter eine erhöhte Teuerung bei Investitionsgüter und Sachwerte sehen. Der kurze Coronaeinbruch ist hier bereits wieder dem bisherigen Teuerungstrend gewichen. Siehe auch den Vermögenspreisindex von Flossbach von Storch. https://www.flossbachvonstorch-researchinstitute.com/de/fvs-vermoegenspreisindex-deutschland/

Die allgemeine Inflation mit unserem bekannten Warenkorb wird wohl eher nicht besonders steigen. Es gibt überall auf der Welt durch den Nachfragerückgang Überkapazitäten. Woher soll den das verknappte Angebot an Konsumgütern herkommen? Wir haben doch eher viel zu viel Produktionskapazität. Die Idee der auseinanderbrechenden Lieferketten durch Corona teile ich nicht. Die globalen Lieferketten sind intakt. Wo diese abreisen werden sie wieder global restrukturiert. Wer jetzt glaubt das wir wieder alles teuer in der EU produzieren und daher die Preise steigen ist naiv.

 

Zitat von vodef72 am 20. August 2020, 16:52 Uhr

Inflation ist das ansteigen (inflatio = aufblähen) der Geldmenge.

Diese Aussage ist falsch und ein weit verbreiteter Irrglaube. Daher rührt wohl auch dieser Thread.

Inflation ist das Ansteigen von Preisen von Waren/Dienstleistungen. Das hat mit der Geldmenge erstmal gar nichts zu tun, die Geldmenge KANN Einfluss auf die Inflation haben, MUSS aber nicht. Es kann auch bei steigender Geldmenge zu Deflation kommen, das schliesst sich überhaupt nicht aus.

Das simpelste Beispiel dafür: Erhöh die Geldmenge beliebig um XY Fantastilliarden und schreib das alles meinem Konto gut oder druck die Noten und liefer mir die Paletten in den Keller. Dann liegt das auf meinem Konto oder meinem Keller, der Einfluss auf die Volkswirtschaft sowie das Preisniveau ist 0, und somit führt dies auch nicht automatisch zur Inflation. Genauso kann ich die Paletten im Garten abbrennen, die Geldmenge reduziert sich, der Einfluss ist erneut 0, das führt also auch nicht zur Deflation.

Die Geldmenge wird von vielen viel zu stark beachtet und gewertet, im Grunde genommen spielt sie gar keine Rolle. Entscheidend (auch zum Thema Inflation) ist die Umlaufgeschwindigkeit und die Verteilung des im aktiven Umlauf befindlichen Geldes. Hinzu kommt Nachfrage & Angebot.

Und auch wer tiefer ins Detail geht und z.B. Staatsanleihen / EZB und Privatvermögen trennt, begeht meiner Meinung bei der Einschätzung der Inflation gleich wieder denselben Fehler. Natürlich können enorme zusätzliche Geldmengenausweitungen auch in privater Hand sein - und haben dennoch keinen Einfluss. Denn in der Regel sammelt sich das Geld bei denjenigen, die bereits zur Kategorie "superreich" gehören, d.h. die haben schon soviele Milliarden, dass sie es eh nicht ausgeben können. Das Geld wird wieder angelegt (in z.B. Anleihen), und hat auch weiterhin keinen Einfluss auf den allgemeinen Markt / Inflation.

Daher kannst du z.B. den reichsten 0.1% des Landes 1000 Milliarden Euro schenken, dann ist das Geld in privater Hand, aber auf das allgemeine Preisniveau/Inflation hat das doch keinen Einfluss, trotz dieser grossen Geldmengenerhöhung. Wenn du aber nur 1 Milliarde Euro in die ärmsten 20% Bevölkerung verschenkst/verteilst, hast du nur 1/1000 an Geldmengenerhöhung im Vergleich zu ersterem, aber eine garantiert deutlich spürbare Entwicklung der Inflation.

Ist nur mal so ein Beispiel zur Erklärung und zum Verständnis.

Das war jetzt eine Erklärung beruhend auf der Modern Monetary Theory, richtig?

Zitat von Michael321 am 20. August 2020, 23:05 Uhr

Die Geldmenge wird von vielen viel zu stark beachtet und gewertet, im Grunde genommen spielt sie gar keine Rolle. Entscheidend (auch zum Thema Inflation) ist die Umlaufgeschwindigkeit und die Verteilung des im aktiven Umlauf befindlichen Geldes. Hinzu kommt Nachfrage & Angebot.

Ich lese da jetzt insgesamt aus dem Thread, dass das "Anleihenkaufgeld" nicht in den Geldkreislauf fließt und daher auch keinen Einfluss auf die Inflation hat.

Dann ergibt sich daraus für mich die Frage: Warum wird dann nicht einfach jeder Staatshaushalt mit massiven Anleihekäufen unterstützt. Was ist denn dann der Nachteil?

Zitat von vodef72 am 20. August 2020, 23:52 Uhr

Das war jetzt eine Erklärung beruhend auf der Modern Monetary Theory, richtig?

Mir sagt "Modern Monetary Theory" nichts, wenn du mich meinst. Das war nur meine Meinung bzw. meine für mich logisch zusammenhängend erscheinenden Gedankengänge.

Zitat von Coffeehouse am 21. August 2020, 7:28 Uhr
Zitat von Michael321 am 20. August 2020, 23:05 Uhr

Die Geldmenge wird von vielen viel zu stark beachtet und gewertet, im Grunde genommen spielt sie gar keine Rolle. Entscheidend (auch zum Thema Inflation) ist die Umlaufgeschwindigkeit und die Verteilung des im aktiven Umlauf befindlichen Geldes. Hinzu kommt Nachfrage & Angebot.

Ich lese da jetzt insgesamt aus dem Thread, dass das "Anleihenkaufgeld" nicht in den Geldkreislauf fließt und daher auch keinen Einfluss auf die Inflation hat.

Dann ergibt sich daraus für mich die Frage: Warum wird dann nicht einfach jeder Staatshaushalt mit massiven Anleihekäufen unterstützt. Was ist denn dann der Nachteil?

Die meisten Staatshaushalte werden ja mit massiven Anleiheausgaben finanziert und gestützt. Eigentlich fast alle, die Staatsverschuldung beruht ja in der Regel darauf. Volkswirte messen ja dann oft die Staatsverschuldung im Vergleich zum BIP. Einfach nur, um irgendeine Kennzahl zu haben, um Staatsverschuldungen zu vergleichen. Nur auch das hat ja z.B. die Eurokrise gezeigt, ob die nun bei 20%, 60%, 80% oder 160% oder noch höher spielt am Ende gar nicht die entscheidende Rolle. Also auch hier: die reine Geldmenge, auch als Anleihen/Staatsverschuldung gesehen, ist nicht so wichtig wie man glauben mag. Länder mit hoher Staatsverschuldung haben tlw. deutlich geringere Zinsen zahlen müssen als andere, die deutlich weniger im Vergleich zum BIP haben, aber schon als Pleitekandidat gehandelt wurden.

Das entscheidende sind an dem Punkt die Zinsen bzw. die Zinslast und die Zukunftsaussichten des jeweiligen Staats, sprich: kann a) der Staat seine aktuellen Zinsen bezahlen, kann b) er das auch weiterhin in Zukunft (bzw. wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit). Allein das zählt. Viele gucken sich immer die Gesamtverschuldung an, aber in der Realität stellt niemand die Frage, ob ein Staat seine Staatsschulden zurückzahlen kann/möchte. In der Realität steigt sie jedes Jahr an, so ziemlich kein Staat der Welt tilgt seine Schulden, für die Bonität eines Staats ist die reine Schuldenhöhe eigentlich irrelevant.

Nur die Zinslast zählt, denn kann ein Staat seine Zinsen nicht mehr bedienen, ist er definitiv pleite - und um zurück auf deine Frage zu kommen, das ist der Zusammenhang bzw. der Grund, warum man auch nicht unendlich Staatsschulden aufnehmen kann - ob nun 0.5% oder 2% oder 5% - irgendeine Zinszahlung auf die Gesamtschulden fällt jährlich an, und die muss der jeweilige Staat erwirtschaften und leisten. Und sind die Gesamtschulden zu hoch, ist die Wahrscheinlichkeit natürlich höher, das er das irgendwann nicht mehr kann, weil die reine Zinslast seine Möglichkeiten übersteigt. Das ist der Nachteil, wenn man beliebig Staatsschulden per Anleihenausgabe erhöht, das ist, was in den Nachrichten dann "der Markt" kritisch beurteilt und Zinssätze steigen lässt.

Bei den derzeiten Negativzinsen verdient der Bund doch sogar an seinen Schulden. Schöne neue Welt. Ich traue dem Ganzen einfach nicht und meine darin ein Schneeballsystem erkennen zu können. Historisch betrachtet werden alle Schulden irgendwann zurückgezahlt, oder sie fallen aus. Was wird diesmal passieren?

Nach meiner Beobachtung führt dies (also QE der EZB) sowohl zu einer signifikanten Inflation (und zwar Vermögenspreisinflation) als auch zu einer massiven Abwertung des Euro (Ratio Euro versus Gold).

Stichwort "Vermögenspreisinflation": Ein konkretes und aktuelles Beispiel. Ein Bekannter verkauft gerade seine Wohnung hier in guter Lage. Wohlgemerkt: Keine Villa mit Park, kein freistehendes Haus mit großem Grundstück, kein Penthouse mit tollen Ausblick, kein Stilaltbau mit Stuck usw. - sondern eine moderne 4 ZKBB-Eigentumswohnung allerdings in guter Lage. Der Preis liegt bei 1,98 Mio. inkl. TG-Platz bzw. mit allen Kaufnebenkosten (wie Courtage, Grunderwerbssteuer, Notarkosten, Grundbuchkosten) bei ca. 2,3 Mio. Euro (oder in DM gerechnet ca. 4,5 Mio. Deutsche Mark). Die Wohnung hatte er übrigens erst 2011 für 950 tsd. Euro erworben. Im Bereich der Vermögenspreise (hier: Immobilien) würde ich daher von einer signifikanten Inflation - also Vermögenspreisinflation - sprechen.

Stichwort "Abwertung des Euro": Zur Euroeinführung hatte ich verstärkt auch in Gold investiert. Der Preis lag damals um die 260 Euro pro Unze - inzwischen beträgt er mehr als Sechsfache ! Der Euro hat also gegen Gold massiv an Wert verloren. Nun devaluieren - in the long run jedenfalls - alle Papierwährungen gegen Gold. Beim Euro hat sich dieser Prozess aber in einem (für große Währungen) atemberaubendem Tempo vollzogen. Dabei würde ich es so formulieren: Gold ist niemals teurer geworden - es brauch nur immer mehr durch Null- und Negativzinsen sowie QE der EZB entwertete Euro - um exakt die gleiche Menge Gold zu kaufen.

Inflation - präziser Vermögenspreisinflation (am Beispiel Sachwerte wie Immobilien) - und Entwertung der Währung Euro (siehe die Ratio Gold : Euro) haben wir also längst. Auch wenn beides sich nicht - zumindest nicht im offiziellen - HVPI widerspiegelt.

Diese offiziellen Inflations-Zahlen sieht man ohnehin deutlich kritischer, wenn man sich auch nur einmal rudimentär mit den Berechnungsmethoden beschäftigt hat: Angefangen von der Erfindung einer "Kerninflation" (wobei gewisse Preise einfach weggelassen werden) über die "Hedonistische Methode" (Preissteigerungen werden via Produktverbesserungen "wegdefiniert") und die "Substitutionsmethode" (wird dem Rentner das Filet zu teuer "substituiert" er dies einfach mit z. B. billiger gewordenen Flug-Fernreisen ...) bis hin zum kompletten "Weglassen der Vermögenspreise" (wie eben Immobilien).

Wenn es nur den Euro beträfe der gegenüber dem Goldpreis massiv verloren hätte, dann müsste der Euro auch gegen andere Währungen massiv verloren haben. Hat er aber nur in Teilen soweit ich weiß, gegen viele Währungen u.a. auch den US Dollar hat er gewonnen. Von Rubel, türkischer Lira etc. will ich gar nicht sprechen.

Vorab und zum Verständnis: Von den Papierwährungen hatte ich nach dem Nixon-Schock (1971) stets die am wenigsten schlechten präferiert und auch in diesen Währungen angelegt - also insbesondere in Deutscher Mark und Schweizer Franken.

Diese beiden Währungen - man könnte von Einäugigen unter den Blinden (= deckungslose Papiergeldwährungen) sprechen - kann ich aber hier leider nicht (bzw. nicht mehr) verwenden. Die Deutsche Mark wurde für den Euro aufgegeben und im Alltag kann ich hier vor Ort auch leider nicht mit Schweizer Franken bezahlen.

Gegenüber Sachwerten (s. Immobilien - aber auch Oldtimer, Kunst, Uhren usw.) und gegenüber der Währung Gold hat der Euro massiv devaluiert sprich abgewertet. Siehe meine konkret genannten Zahlenbeispiele.

Was es mir im Alltag aber auch bei meinen Anlage-Entscheidungen helfen soll, daß beispielsweise die Türkische Lira eine noch schlechtere Währung darstellt, erschließt sich mir offen gesagt nicht ?! Wenn ich hierzulande beispielsweise Immobilien kaufe (oder Gold), zahle ich in Euro und werde mit den Marktpreisen in Deutschland konfrontiert ... Türkische Produkte kaufe nicht nicht oder nur ganz selten und ich investiere auch nicht in Immobilien in der Türkei.

Eine funktionierende Währung wird durch drei Funktionen definiert: Die erste Funktion ist als Zahlungsmittel (= Tauschfunktion), die zweite Funktion ist als Recheneinheit (= Wertmaßstab) und - last but not least - die dritte Funktion (und für mich als Privatier die wichtigste Funktion) als Wertaufbewahrungsmittel (= Schatzcharakter).

Eine dauerhaft zinslose Währung wie der Euro (nach meinem Berechnungen ist der Realzins beim Euro bereits seit 2009 negativ) hat die Geld-Funktion als Wertaufbewahrungsmittel verloren. Nach meinem Dafürhalten ist es auch unwahrscheinlich, daß der Zins in der Eurozone zurückkehrt - dann wäre nämlich für die nicht eurotaugliche Südschiene sofort game over. Es sei denn, die Staatsfinanzierung wird seitens der EZB komplett und vollumfänglich übernommen. Was aber für die Geldwertstabilität auch nichts Gutes bedeuten würde.

Wobei man sich generell fragen kann, ob eine Währung, die ständig gerettet werden muß, überhaupt noch Geld ist.

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