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"Über Geld spricht man nicht!" - Ist das nur in Deutschland so?

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Ich fände es sehr befremdlich, wenn mir mein Partner verschweigen würde, wie viel Geld er hat/verdient. Gerade wenn man gemeinsame Ausgaben hat oder plant (wie Urlaub, Anschaffungen,...)

Zitat von Frau Kelu am 23. Mai 2019, 13:03 Uhr

Ich fände es sehr befremdlich, wenn mir mein Partner verschweigen würde, wie viel Geld er hat/verdient. Gerade wenn man gemeinsame Ausgaben hat oder plant (wie Urlaub, Anschaffungen,...)

 

...wie gesagt finde ich das auch seltsam; zumindest in einer längeren fast eheähnlichen Partnerschaft.

Auf der anderen Seite gibt es hier im badischen ein altes Sprichwort:

Schnecken sind gefährliche Tiere; sie haben schon ganze Häuser gefressen.

Den übertragenen Sinn erkläre ich nun nicht.

Fakt ist, dass es manchesmal besser ist wenn "Frau" nicht alles weiß; im Bekanntenkreis habe ich auch den Fall dass es an die Scheidung ging und die gute Frau (um nun nicht ausfällig zu werden) meinen Kumpel bis auf die Unterhose blank gemacht hätte. Gut, dass er eine Edelmetallsammlung hatte von der Sie nichts gewusst hat sonst hätte er neben einem halben Haus wohl garnichts mehr gehabt.

Zitat von Frau Kelu am 23. Mai 2019, 13:03 Uhr

Ich fände es sehr befremdlich, wenn mir mein Partner verschweigen würde, wie viel Geld er hat/verdient. Gerade wenn man gemeinsame Ausgaben hat oder plant (wie Urlaub, Anschaffungen,...)

Ich nicht, ich glaube es würde meine Partnerin verstören, wieviel Dividende inzwischen leistungslos anfällt.
Wir befinden und finanziell in zwei Welten.

So zahle ich den Urlaub und wenn wir Anschaffungen planen müssen, schau ich halt was sie zahlen kann oder halt nicht.

»In meinem Alter begreife ich, dass Zeit mein kostbarster Besitz ist.« »Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.« »Eine Aktie zu verkaufen die fällt, ist in etwa so, als ob man ein Haus für 100.000 Dollar kauft und es verkauft, sobald jemand 80.000 Dollar dafür bietet.« Buffett

Solange in vergleichbaren Größenordnungen "gearbeitet" wird ist das unkompliziert. Der eine hat 300.000 in Aktien, der andere ein Haus und die verstehen sich auch, gleichwohl der mit Haus und ggf. Restschulden nicht sieht, dass er Schulden abträgt und Zinsen bezahlt während das Vermögen des andern weiterwächst. Der mit Haus fühlt sich sogar besser.... da er das Haus als was Sicheres sieht und den Aktionär belächelt wie unsicher der sein Leben gestaltet.

Schauen wir 15 Jahre weiter und der eine hat (wenns gut lief!!)) sein Haus abbezaht und ggf. 50.000 gespart und noch weitere 15 Jahre (ungeliebten) Job vor sich, der andere hat inzwischen ich nenne das mal "deutlich mehr" und blubbert was von "gehe dann mal in Ruhestand nächstes Jahr" und kauf vorher noch ne Eigentumswohnung.

Will sagen: Es ist eine Frage des Vermögensunterschieds und was der, der weniger hat noch als "akzeptabel" hält , und dieser Unterschied wächst irgendwann recht exponentiell, dann isses vorbei mit lockerem Gespräch. Und dann kommt ein Schutzmechanismus....man will niemand irritieren.

Es gibt Leute, die können mit Geld absolut nicht umgehen. Wenn man so einen Partner hat und ihn trotzdem liebt, ist es evtl. besser, das Depot zu verschweigen, statt täglich und ausführlich zu diskutieren warum man das Geld nicht für dieses oder jenes auszugeben sollte. Schon erlebt und ich wünschte ich hätte es verschwiegen.

Ich merke auch wie es manchmal in der Ehe schwierig ist,  bei bestimmten Ausgaben zu bremsen und gleichzeitig dann zu erzählen,  dass das Depot jetzt die Viertelmillion überstiegen hat. Insbesondere bei Ausgaben für Aktivitäten der Kinder versuche ich erst gar nicht damit zu kommen,  es sei zu teuer.

Zitat von Badner am 2. Mai 2019, 12:34 Uhr

Ich finde lediglich die Entwicklung in unserem Land bedenklich, dass all jene die das Geld mit Händen erwirtschaften recht wenig verdienen und andere kräftig abkassieren. Vergleicht man mal einen Handwerker mit irgendeinem Zahlendreher wird einem fast schon schlecht -- da fragt man sich dann schon wo bitteschön beim Handwerk der goldene Boden sein soll.

Ich weiß nicht, ob sich das in diese Richtung entwickelt - oder ob es vielleicht nicht immer schon so war. Mein Opa war angestellter Handwerker - reich wurde er nicht.

"Zahlendreher" - wenn da Leute in Finanz- und Versicherungsbranche gemeint sind: Scheint wirklich ganz einträglich zu sein, im Bekanntenkreis gibt es schon Beispiele - Bank, die einen Lebensstil pflegen, den sich die meisten Akademiker, die ich kenne, nicht leisten. Aber so schlecht ist das mit dem Handwerk nicht - Absolventen von geistes- oder sozialwissenschaftlichen Studiengängen verdienen auch nicht unbedingt mehr, sind örtlich eher an teure Großstädte gebunden, gibt oft keine richtig festen Jobs, das ganze auch erst so ab dem 26. bis 35. (die harten Fälle, heute nicht mehr ganz so) Lebensjahr. Und als Handwerker kann man auch was, das man brauchen kann. Hätte ich Heizung/Sanitär gelernt, hätte ich in den letzten und kommenden Wochen anstart auf Termine zu warten und wohl so einen knappen Tausender (hoffentlich) für anstehende Kleinugkeiten zu zahlen einfach mal einen Samstag investiert...

Und wie du geschrieben hast: Geld ist nicht alles. Mein Bruder hat sein Studium geschmissen und Schlosser gelernt - Knochenjob, aber er weint dem Studium nicht hinterher - man sieht, was man gemacht hat, und hat danach richtig Feierabend, ist bei Jobs, bei denen man nicht mit Händen arbeitet oft beides nicht der Fall.

Sorry für OT - zum Geld, über das man spricht: Habe schon das Gefühl, dass der Deutsche an sich eher neidet als gönnt, wäre ein Grund, über das eigene Einkommen nicht zu reden.

Ich denk , dass in Ostdeutschland weniger über Geld geredet wird, weil in der DDR die Gehaltsunterschiede nicht so groß waren, wie in Westdeutschland. Der Aufstieg hing auch weniger vom Einkommen als viel mehr mit der Nähe zur Partei zusammen. Die Nachwendegeneration ist von diesem Denken weniger betroffen, dennoch prägt so eine lange Geschichte natürlich.

 

Zum Partner: Ich empfinde es tatsächlich als Vertrauensbruch, wenn das Thema Finanzen ausgeklammert wird. Am Anfang unserer Beziehung war es tatsächlich auch ein schwieriges Thema, weil wir aus komplett unterschiedlichen Verhältnissen kommen. Inzwischen ergänzen wir uns aber sehr gut. Das hält mich allerdings nicht davon ab, manchmal neidisch zu sein. Er hat ungelernt bei seiner Mutter wesentlich mehr verdient als ich als Geselle. Das fand ich scheiße. Aber die Zeiten sind zum Glück vorbei. 🙂

 

Und nur zur Ergänzung: es gibt auch Männer, die sich gerne am Reichtum von (ihren) Frauen laben. So einseitig ist die Sache gar nicht.

Ich muss es keinem auf die Nase binden. Aber ich gebe bereitwillig und korrekt Auskunft wenn das Thema aufkommt. Ich bin angestellt beschäftigt und habe da nichts zu verbergen.

Was mich immer noch irritiert ist wenn in einer Beziehung, ja sogar Ehe nicht darüber geredet wird. Ich kann mir das nur als Schutz vorstellen wenn ein Partner nicht mit Geld umgehen kann. Wir hatten schon lange vor der Ehe ein gemeinsames Konto. Es interessiert auch nicht wer wie viel dazu beiträgt. Wir leben ein gemeinsames Leben, da gehört auch das finanzielle dazu.

Ich wünschte mir es würde offender darüber in Deutschland geredet. Dann wüsste auch jeder besser wo er steht.

In Schweden werden die Steuerdaten eines jeden Bürgers veröffentlicht. Geschadet hat es ihnen nicht.

„Wenn man kein Geld hat, denkt man immer an Geld. Wenn man Geld hat, denkt man nur noch an Geld.“ Jean Paul Getty

In meinem Freundeskreis wird ganz offen über Geld gesprochen und die Nettoeinkommen liegen da zwischen EUR 1700,- und EUR 4000,-.

Ich verdiene zzt. in Vollzeit EUR 2900,- (und mache KEINE Überstunden). Während meiner beruflichen Laufbahn habe ich in div. Ländern gearbeitet und bin auch privat sehr viel gereist. Meine Erfahrung: In keinem Land, das ich bisher kennengelernt habe, wird so viel zum Thema Geld geschwiegen wie in Deutschland. Traurig, traurig.

Das Thema Neid kenne ich auch und ist z.B. auch für mich ein Grund, warum ich grundsätzlich offen über Geld spreche. Denn: Jeder, der mir im privaten Umfekd auffällig oft oder gar mit sehr boshaftem Neid begegnet, wird gnadenlos aus meinem Kreis aussortiert. Neid vergiftet auf Dauer und das will ich in meinem Freundeskreis und engen Bekanntenkreis nicht haben. Tschüss und weg damit.

 

Minimalismus beginnt im Kopf und endet in Freiheit.

Im engsten Familienkreis spreche ich schon relativ offen über Geld. Ansonsten sehe ich da nicht viel Veranlassung vor anderen meine Finanzen auszubreiten.

Ausnahme:

Ich habe seit einem Jahr angefangen mit Freundinnen und Kolleginnen vorsichtig über die Rentenlücke, Aktien, Vorsorge zu spreche bzw. einfach mal ein paar Sätze fallen zu lassen. Die meisten sind leider absolut planlos, haben Angst vor Aktien, ETFs oder die alte Leier "das macht mein Mann". Manchmal nenne ich dann noch ein paar Blogs wie z. B. Madame Moneypenny, aber die meisten wollen sich - glaube ich - nicht damit beschäftigen. Schade.

Parsimonia summum vectigal

Lupi, das kenn ich. Werde nie verstehen, warum auf der einen Seite auf Gleichberechtigung gepocht wird (was sehr gut ist!) - auf der anderen Seite aber doch noch so viele sich auf "Dach macht mein Mann" ausruhen...

Geld(-vermögen) hat in meiner Wahrnehmung gesellschaftlich viel mit "verdienen" zu tun. D.h. es wird danach beurteilt, ob es in den Augen der Wahrnehmenden"gerecht" ist wie viel jemand hat. Das erscheint mir gerade in Deutschland eine gesellschaftliche Diskussion zu sein die auf den Einzelnen durchschlägt.

Die Wahrnehmung: wer viel verdient ist produktiv (gesellschaftlich) bzw. bei wenig Verdienst unproduktiv, irgendwie unklug in der Jobwahl gewesen oder eben nicht strebsam. Gleichzeitig ist dies Blödsinn, da viele wissen, es gibt Jobs die unendlich wichtig sind, aber mit wenig Einkommen verbunden. Mir fällt dazu der soziale Bereich ein, diskutiert öffentlich z.B. der Gesundheitsbereich in dem viele Fachkräfte wenig Einkommen generieren um gesellschaftliche Kosten (und damit auch Kosten des Einzelnen)  zu drücken.

Es scheint, da schaltet sich dann auch ein "Wegsehen" ein, ein nicht vergleichen wollen um über den Standpunkt Gerechtigkeit im Einkommen/Verdienst nicht weiter nachdenken zu müssen.

Privat kann sich das fortsetzen, dieser Glaube sich vergleichen zu können in Bezug auf Strebsamkeit im Ausdruck von Einkommen, bzw. klüger zu sein als Andere durch die "einkömmlichere Berufswahl".

........

Ich denke, es gibt einen Unterschied in der Wahrnehmung von Frauen und Männern in Bezug auf Einkommen und Vermögen. Ich kenne Frauen die sich nicht,  bzw. erst sehr spät mit Finanziellen (Einkommen/Anlagen) beschäftigen. Dies hat u.a. mit der Erwerbsbiographie zu tun. Bei Frauen entstehen oft Lücken, durch unbezahlte Familienarbeit.

Gleichzeitig stützt das gesellschaftliche System auch den Zustand, dass Frauen öfter Pausen im Arbeitsleben haben. Dies u.a. dadurch, dass sie weniger verdienen (gender pay gap),....und den noch vorhandenen Anspruch, dass Frauen eher geeignet erscheinen sich um Kinder, zu pflegende Angehörige kümmern können. Letzteres gefördert durch das Ehegattensplittig (bei gleichzeitiger Reduzierung der Versorgungsanspruches aus der Ehe in den letzten Jahren).

Stereotype sind in meiner Wahrnehmung weit verbreitet. Dies in Bezug, was macht empfundener Reichtum/Armut in der Fremd-/Eigenwahrnehmung.

......

Am Anfang meines Erwachsenenlebens wurde ich von meiner Bank noch mit "Fräulein" angeschrieben. Ich hatte lange das Gefühl nicht wirklich ernst genommen zu werden in der wirtschaftlichen Welt. Meine professionellen Ansprechpartner waren Männer, Frauen arbeiteten bei Banken am Schalter, Männer als Berater bzw. in höheren Positionen. Ich kenne niemanden aus meiner Abiturklasse und später aus dem Studium, der als Mann Erwerbsunterbrechungen hatte in Bezug auf Kindererziehung. In meinem Arbeitsbereich setzt sich zwar Elternzeit auch bei jüngeren Männern durch, allerdings kürzer als bei Frauen. Anschließend gehen Männer überwiegend in Vollzeit und Frauen in Teilzeit.

Ich denke, dass diese Praxis bei Frauen und Männern auch nachwirkt in einem - so ist das, so ist es richtig- . Nicht weil es im Einzelfall persönlich gewollt wird, ich glaube auch manche Männer würden ggf. gern lieber bei den Kindern bleiben, aber so wird es dann halt nicht gemacht. (Ich hatte in der jüngeren Vergangenheit Erlebnisse in denen sich dies auch zu wandeln schien, allerdings erlebe ich in der Gegenwart einen "rollback". )

Über Geld zu reden heißt sich auch mit gesellschaftlichen "Vorgaben/Ansprüchen auseinander zu setzen, dies bis in die Familie und den Nahbereich und dort irgendwann die Frage nach Ausgleich und Gerechtigkeit zu stellen. Was in meinen Augen  schwer und auch schmerzhaft sein kann.

 

Ps.:

Gerade in Deutschland ist das was hinter einem Erwerbsleben herauskommt, als Rente oft prekär. Das ist in manchen anderen Ländern nicht so (z.B den Niederlanden). Das Wissen darüber (am Anfang des Berufslebens) ist nur rudimentär. Aber würde man, hätten alle Menschen das Wissen um alle Umstände, Niedriglohnjobs, Pflegeberufe, Jobs im Servicebereich pp., besetzen können? Würde sich jeder Einzelne darüber wirtschaftliche Gedanken machen, was dies für ihn persönlich bedeutet, was würde dies gesellschaftlich bedeuten?

 

Wenn Du alles machen kannst was Du willst solltest Du etwas wollen.
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