Bitte oder Registrieren, um Beiträge und Themen zu erstellen.

Raus aus dem Hamsterrad mit 50

Seite 1 von 2Nächste

Hallo zusammen!

Ich überlege schon länger, das Ziel Privatier zu verwirklichen. Die guten Verdienstmöglichkeiten der letzten Jahre lassen das Ziel nun für 2025 realistisch erscheinen. Da viele Augen mehr sehen als vier (meine Partnerin steht mir mit Rat und Tat zur Seite), wollte ich die Situation hier mal darstellen und hoffe auf Feedback. Vielleicht übersehen wir ja auch relevante Bereiche.

Kurz zu mir: Ende nächsten Jahres steht der 50. an, seit 20 Jahren glücklich in einer Beziehung aber nicht verheiratet, keine Kinder. Wir leben im abbezahlten Reihenhaus in einer Kleinstadt in Norddeutschland. Speziell in den letzten 10 Jahren konnte ich selbständig in der IT-Beratung gutes Geld verdienen. Allerdings bringt der Job auch viel Arbeit, Fahrerei und Stress mit sich. Das möchte ich so nicht mehr, muss also entweder reduzieren oder ganz aussteigen. Ausgaben halten sich in Grenzen, da wir beide sparsam sind. Meine Sparrate lag in den letzten Jahren immer zwischen 50 und teilweise 100%, da meine Anlagen teilweise ausschütten und ich meine Ausgaben damit oft schon decken konnte. Meine Partnerin arbeitet im öffentlichen Dienst und würde ihre Stunden reduzieren, damit wir mehr Zeit für Freunde, Familie und Reisen haben. Aktuell bin ich privat krankenversichert und möchte das auch bleiben, da mir die Leistungen zusagen.

Kapitalanlagen:
700k Aktien (Einzelwerte und ETF, Benchmark FTSE All-World, überwiegend ausschüttend)
200k Anleihen (Staats- und Unternehmensanleihen in EUR, überwiegend in ETF, ausschüttend)
100k Festgeld (letztes Jahr angelegt, 4,25% bis 2033)

300k Immobilie, Reihenhaus Bj. 2005, guter Zustand

25k Rücklagen, Tagesgeld für besondere Ausgaben
25k physiches Gold und Silber (vor Jahren mal geerbt, liegt halt so rum und steigt im Wert...)

Ich führe schon seit jeher Haushaltsbuch. Meine Ausgaben im letzten Jahr lagen bei ca. 2k pro Monat komplett, also inkl. Haus, Urlaub, PKV, Auto usw. Trotz des guten Verdienstes habe ich mein Leben halt nicht wirklich geändert und fahre z.B. immer noch einen Golf 5. Ich bin so halt glücklich und sehe keinen Grund, mehr Geld auszugeben. Wenn wird dann mehr Zeit für Reisen usw. haben, wird sich das aber nicht vermeiden lassen.

Durch die Kapitalanlagen kamen im letzten Jahr ca. 20k netto rein, sodass ich meine Ausgaben davon in einigen Monaten schon decken konnte. Bis zum nächsten Jahr werden alle Einnahmen in die Aktien-ETF wandern. Der Anteil wird also nochmal um 100-150k wachsen. Zudem ist mein persönlicher Steuersatz nach dem Ausstieg niedriger und nach meiner Berechnung bekomme ich nochmal ein paar tausend EUR durch die Steuererklärung zurück.

Da ich die meiste Zeit meines Lebens selbständig war, habe ich nur einen geringen Rentenanspruch. Aktuell wurde dieser mit ca. 350€ pro Monat ab 67 angegeben. Die machen den Braten also nicht fett.

Grundsätzlich würde ich neben Ausschüttungen auch von Entnahmen leben wollen. Da ich keine eigenen Kinder habe und auch keine mehr erwarte, muss nichts zum vererben übrig bleiben.

Wenn ich das alles so durchdenke, fällt mir kein Grund ein, weiter zu arbeiten. Mich macht die Arbeit auch nicht mehr glücklich. Bis vor ein paar Jahren hat sie das noch getan, aber jetzt ist sie nur noch etwas, das ich mache muss.

So, genug geschrieben fürs erste. Meinungen, Rückfragen, Kritik und sonstiges Feedback gerne.

Sonnige Grüße!

Ja, das reicht. Klar, man kann immer noch "noch mehr" zurücklegen, aber dann ist man irgendwann 70 und sitzt auf einem riesigen Geldberg, aber ist zu alt für manchen Spaß. Mit 1 Mio Rücklagen bei abbezahltem Haus sehe ich wenig, was da passieren kann. Wenn du in 5 Jahren festellen solltest, dass deine Ausgaben viel höher sind als erwartet, findest du in deiner Branche sicher auch wieder etwas. Du könntest ja mal schrittweise das Pensum reduzieren und schauen, wie das dir taugt?

Du hast noch Deine Frau, die Geld verdient 😇.  Spaß beiseite, Du spricht von 2000€ pro Monat, ist das nur Dein Anteil oder gilt das für Euch beide?

Wie stehts mit Deiner Frau/Freundin?  Hat sie auch Vermögen, oder muss das Geld für Euch beide reichen?   Oder muss sie quasi für sich selber sorgen? Wenn sie reduziert, reicht ihr ihr Geld?

Gehört Euch das Haus gemeinsam? Gibt es für den Fall von Trennung einen Plan?

Ist bei dem Bedarf von 2k pro Monat die PKV dabei, oder kommt die noch on Top?

Hast Du berücksichtigt, dass die PKV noch signifikant steigen könnte im Alter?

 

Du musst dir eben darüber im Klaren sein, dass das Geld im Zweifelsfall 50 Jahre reichen muss. Und das ohne irgendwelche Renten oder Betriebsrenten. Also musst du schon genau überlegen, wie du das Geld so anlegst, dass es auch die 50 Jahre hält und du im Alter, wenn du vielleicht nicht mehr so ganz klar im Kopf bist, ausreichend laufenden Cash Flow hast.

Die Leute hier nennen sich alle Privatier_<Jahreszahl>. Man kommt da ja ganz durcheinander!

Mach das doch einfach so. Ich würde einfach das Gas wegnehmen und die Firma auskreiseln lassen. Das scheint mir menschlicher zu sein als ein harter Cut. Wichtiger scheint mir Deine bessere Hälfte zu sein: Ich würde mir an ihrer Stelle den Freitag freikaufen, das ist relativ billig (20% Arbeitszeitreduktion kostet 13% vom Netto), und Ihr könnt schon einmal üben, wie das Freihaben so ist. Ich habe seit vielen Jahren den Freitag frei, das ist herrlich. Ich habe das bei mir so geregelt, daß ich den Freitag freimache, aber für weniger als 4 Arbeitstage bezahlt werde (Freitag ist nur ein halber Tag, Mo - Do wäre von der Arbeitszeit her 85%). Die Stunden schreibe ich mir auf und nehme sie blockweise, quasi als verlängerten Urlaub. Ein Tag pro Woche weg geht noch, da gehört man noch zum Team. Die häufiger weg sind, gehören irgendwie nicht mehr so recht dazu. Das wollte ich nicht.

Ich würde (siehe oben) die Firma nicht schlagartig zumachen. Arbeit gibt dem Leben auch Sinn. Geld hast Du genug, um die Zeit zu überbrücken, aber Du solltest mit der Zeit ja auch etwas Sinnvolles anfangen können. Ein bißchen für Geld pusseln scheint mir für den Übergang nicht schlecht zu sein.

Wann will Deine Frau dann gehen? Mit 63? Oder ist Dir das zu spät? Vermutlich ist sie jünger als Du, was bedeutet, daß Du länger angebunden bist und nicht in der Weltgeschichte herumreisen kannst.

Danke erstmal für die schnellen Reaktionen! Hier schonmal ein Feedback zu den Rückfragen.
Zitat von TakeTwo am 20. März 2024, 15:34 Uhr

Du hast noch Deine Frau, die Geld verdient 😇.  Spaß beiseite, Du spricht von 2000€ pro Monat, ist das nur Dein Anteil oder gilt das für Euch beide?

Wie stehts mit Deiner Frau/Freundin?  Hat sie auch Vermögen, oder muss das Geld für Euch beide reichen?   Oder muss sie quasi für sich selber sorgen? Wenn sie reduziert, reicht ihr ihr Geld?

Gehört Euch das Haus gemeinsam? Gibt es für den Fall von Trennung einen Plan?

Ist bei dem Bedarf von 2k pro Monat die PKV dabei, oder kommt die noch on Top?

Hast Du berücksichtigt, dass die PKV noch signifikant steigen könnte im Alter?

 

Ich habe hier nur meine finanzielle Lage dargestellt. Meine Freundin arbeitet im gehobenen Dienst im Finanzamt und ist verbeamtet. Theoretisch wie auch praktisch wäre die Reduktion auf eine halbe Stelle möglich. Finanziell würde sich das ausgehen, da sie auch einige Rücklagen hat. Wirklich konkret ist da aber noch nix.

Das Haus gehört mir allein. Ich konnte das vor 10 Jahren innerhalb der Familie günstig kaufen. Da ich ja finanziell ganz gut gestellt bin, zahlt sie auch keinen Mietanteil oder so. Wir teilen uns aber alle Nebenkosten.

Die 2k pro Monat beziehen sich nur auf meine Ausgaben. Die PKV (derzeit 480/m) ist darin schon enthalten.

Die steigende PKV ist etwas, was mir durchaus zu denken gibt. Ich bin seit 20 Jahren in der PKV und habe vor ca. 10 Jahren einen Zusatz für höhere Altersrückstellungen abgeschlossen. Dadurch sollen die Beiträge im Alter stabil bleiben. Ob das wirklich so sein wird, darf natürlich bezweifelt werden...

Zitat von Privatier am 20. März 2024, 15:50 Uhr

Du musst dir eben darüber im Klaren sein, dass das Geld im Zweifelsfall 50 Jahre reichen muss. Und das ohne irgendwelche Renten oder Betriebsrenten. Also musst du schon genau überlegen, wie du das Geld so anlegst, dass es auch die 50 Jahre hält und du im Alter, wenn du vielleicht nicht mehr so ganz klar im Kopf bist, ausreichend laufenden Cash Flow hast.

Genau das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich mir da so viele Gedanken mache. Ein so langer Zeitraum ist unmöglich vorherzusehen. Nochmal 50 Jahre sehe ich aber in der Tat nicht, da Langlebigkeit in meiner Familie quasi nicht existiert.

Zitat von vidar am 20. März 2024, 13:16 Uhr

Wenn du in 5 Jahren festellen solltest, dass deine Ausgaben viel höher sind als erwartet, findest du in deiner Branche sicher auch wieder etwas. Du könntest ja mal schrittweise das Pensum reduzieren und schauen, wie das dir taugt?

Das ist sicherlich korrekt. Obwohl ich dann schon am Ball bleiben müsste, was neue Technologien angeht. Wenn man ein paar Jahre "draußen" ist und die Entwicklung einen überholt hat, kann das auch anders aussehen. Zudem stelle ich es mir schwierig vor, vom Privatier wieder zurück zu wechseln. Ganz ausgeschlossen ist es aber nicht.

Die Reduktion ist bereits gestartet. Das mehr an Freizeit bringt mich aber mehr auf die Idee, ganz aussteigen zu wollen.

Ich würde die gesamte  Betrachtung nicht 'alleinstehend' anstellen sondern nur zusammen mit der Partnerin, also sowohl kosten- als auch einkommenseitg. Insbesondere deswegen, da man ja sagen könnte (also ich sehe das so): Die Rückfallposition wenn alles schief geht ist die Pension der Frau. Kann damit alles gedeckt werden, bzw. welcher Anteil. Das ist die langfristige Basis und dein "freier" Anteil monatlich kommt on top.

Wichtig: Reichen die 2.000€/mon wenn man 24/7 frei hat und auf Reisen ist? Ich habe da meine Bedenken; aus eigener Erfahrung.

 

Das mit dem Verzehr ist eine schwierige Sache wenn man fast ausschließlich auf das Kapitalvermögen angewiesen ist.
Eigentlich erst machbar wenn man schon Greise ist.
Man muss sich die Frage stellen ob man das psychisch aushält wenn man anfängt die goldene Gans zu schlachten?

Hier würde ich mich an wissenschaftliche Entnahmestrategien orientieren und 2,6% Entnahme auf das Gesamtvermögen annehmen.

Wenn ich richtig addiert habe sind es jetzt 1.050.000€  plus konservativ 100k bis Ende 2025.

Abzüglich einer hoch angesetzten Steuer von 25% (man ist ja künftigen Gesetzgebung ausgeliefert) wären das unter 1.900€ Startentnahme.
2.000€ Ausgaben inkl. PKV und unbekannten Steigerungen sowie Rücklagen für das Haus (Kommersche konservative 2% der Baukosten p.a.) irgendwie 400€ pro Monat kommt mir sehr frugal vor. Abzüglich Fixkosten für Wohnen und Mobilität bleibt da wenig Spielraum die freie Zeit ausgiebig zu genießen.
Gut als Puffer kommen die Rentenzahlungen dazu und man könnte die Partnerin einbinden bei den Hauskosten.
Die Entnahme wird bei 2,6% über Jahre auch ein Überdenken einer großzügigeren Entnahme zulassen.

Mit Mut zum Risiko kann man das machen.
Mir wären es fürs Wohlbefinden und meiner Vorstellung von einer entspannten Privatier Phase zu viele „Wenn‘s und Aber“.

Zitat von Absprung_2020 am 20. März 2024, 18:02 Uhr

Ich würde die gesamte  Betrachtung nicht 'alleinstehend' anstellen sondern nur zusammen mit der Partnerin, also sowohl kosten- als auch einkommenseitg. Insbesondere deswegen, da man ja sagen könnte (also ich sehe das so): Die Rückfallposition wenn alles schief geht ist die Pension der Frau. Kann damit alles gedeckt werden, bzw. welcher Anteil. Das ist die langfristige Basis und dein "freier" Anteil monatlich kommt on top.

Wichtig: Reichen die 2.000€/mon wenn man 24/7 frei hat und auf Reisen ist? Ich habe da meine Bedenken; aus eigener Erfahrung.

 

Danke, aber ich würde das weiterhin getrennt betrachten. Wir sind wie gesagt seit 20 Jahren zusammen und haben seither getrennte Finanzen. Natürlich gibt es gemeinsame Ausgaben, aber es wäre für mich keine Option finanziell von meiner Partnerin abhängig zu sein. Ein höherer Anteil an gemeinsamen Kosten wäre aber beiderseitig akzeptabel. Daher sollte der Plan aber schon recht sicher sein.

Das die bisherigen Ausgaben bei mehr Freizeit nicht reichen, sehe ich auch so. Auf der anderen Seite sollen Dividenden natürlich auch im Lauf der Zeit erhöht werden.

Zitat von Muslime_Frugi am 20. März 2024, 20:08 Uhr

Das mit dem Verzehr ist eine schwierige Sache wenn man fast ausschließlich auf das Kapitalvermögen angewiesen ist.
Eigentlich erst machbar wenn man schon Greise ist.
Man muss sich die Frage stellen ob man das psychisch aushält wenn man anfängt die goldene Gans zu schlachten?

Hier würde ich mich an wissenschaftliche Entnahmestrategien orientieren und 2,6% Entnahme auf das Gesamtvermögen annehmen.

Wenn ich richtig addiert habe sind es jetzt 1.050.000€  plus konservativ 100k bis Ende 2025.

Abzüglich einer hoch angesetzten Steuer von 25% (man ist ja künftigen Gesetzgebung ausgeliefert) wären das unter 1.900€ Startentnahme.
2.000€ Ausgaben inkl. PKV und unbekannten Steigerungen sowie Rücklagen für das Haus (Kommersche konservative 2% der Baukosten p.a.) irgendwie 400€ pro Monat kommt mir sehr frugal vor. Abzüglich Fixkosten für Wohnen und Mobilität bleibt da wenig Spielraum die freie Zeit ausgiebig zu genießen.
Gut als Puffer kommen die Rentenzahlungen dazu und man könnte die Partnerin einbinden bei den Hauskosten.
Die Entnahme wird bei 2,6% über Jahre auch ein Überdenken einer großzügigeren Entnahme zulassen.

Mit Mut zum Risiko kann man das machen.
Mir wären es fürs Wohlbefinden und meiner Vorstellung von einer entspannten Privatier Phase zu viele „Wenn‘s und Aber“.

Auch dir vielen Dank. Laut Divvydiary liegt die Dividendenrendite auf das Gesamtdepot aktuell bei 3,3%. Viele der Werte liefern seit Jahrzehnten steigende Dividenden und ich gehe davon aus, dass das zumindest zum Teil so bleiben wird. Die durchschnittliche Dividendensteigerung der letzten 10 Jahre liegt bei 5,9%. Aber an der Börse ist natürlich nichts sicher. Bislang hatte ich eine Analyse von Morningstar als Referenz genommen, die eine SWR von 3,3% angibt. Mit 2,6% geht es sich natürlich nicht aus, da stimme ich zu. Gibt es da verlässliche Quellen, wo ich nochmal weiter recherchieren kann?

Ja, man mag uns als frugal bezeichnen. Abgesehen von Reisen würden wir aber auch in Zukunft nicht mehr Geld ausgeben wollen, da wir quasi alles haben, was wir brauchen, um glücklich zu sein. Die können die Ausgaben aber zugegebenermaßen deutlich in die Höhe treiben.

Das Risiko sehe ich also durchaus auch. Aber was auf der Welt, ist schon risikolos? 😉

Google mal Finanzen? Erklärt!

2,6% ist eine Entnahmerate auf einen 60 Jahreszeitraum mit null Pleitewahrscheinlichkeit.

Da du m.M. n. bei den Ausgaben sehr eng ohne relevanten Spielraum planst, würde ich zumindest auf der Entnahmeseite großzügig planen. Dividenden sind historisch auch bis zu 50% im Schnitt gesenkt worden. Klar, Extremszenarien die seltenst eintreffen und sich nach Krisenjahre wieder erholen.

Ist aber meine Sicht. Wenn du Mut zu Risiko hast könnte das belohnt werden.

Moin,

vorab: Ich hätte mit deinem Vermögen wohl schon gekündigt - hab aber auch eher 15.000€/Jahr Ausgaben + GKV und einen bald vierstelligen Rentenanspruch aus GRV und Betriebsrente. Mir würden daher zur selbstgenutzten Immo rund 550.000€-600.000€ in heutigen Euros reichen, da für mich Stand heute ab 65/67 einige Ausgaben wohl deutlich sinken (KVdR) und zudem deutlich mehr Rente zu erwarten ist als bei dir.

Die "heutigen Euros" sind auch mein erstes Stichwort:

Zitat von Privatier_2025 am 20. März 2024, 21:04 Uhr

Laut Divvydiary liegt die Dividendenrendite auf das Gesamtdepot aktuell bei 3,3%. Viele der Werte liefern seit Jahrzehnten steigende Dividenden und ich gehe davon aus, dass das zumindest zum Teil so bleiben wird. Die durchschnittliche Dividendensteigerung der letzten 10 Jahre liegt bei 5,9%.

Ich vermute, die beiden Zahlen sind vor Steuern und vor allem nominell, nicht inflationsbereinigt. Das macht auf Jahrzehnte einen großen Unterschied, besonders bei Inflationsraten wie in den letzten zwei-drei Jahren, die zudem noch die Grundbedürfnisse (Lebensmittel, Energie) stärker betroffen haben als Luxusbedürfnisse.

Zudem solltest du nicht die Dividendenrendite betrachten, sondern die Gesamtrendite. Denn ein Unternehmen kann ja auch mehr Dividende ausschütten als es Gewinn macht - nur nicht besonders lange, denn dann ist es irgendwann bankrott. Wenn dagegen ein Teil der Gewinne reinvestiert wird, steigt der Unternehmenswert und in einem halbwegs funktionierenden Aktienmarkt in etwa parallel dazu auch der Börsenwert.

Mein zweiter Punkt, an dem ich einhaken will: Für wichtiger, als mit deiner Partnerin die Finanzen zu klären, halte ich es, den Lebensentwurf zu klären. Ich schrieb letztens hier schonmal: Von "sitz hier nicht die ganze Zeit faul im Weg herum" bis "Großartig, wie du mir den Rücken frei hältst, damit ich die Zeit neben meiner Arbeit genießen kann" ist da ungefähr alles drin.

Zudem - und das hat jetzt fast gar nichts mit Finanzen zu tun - halte ich es für wichtiger, eine grobe Vorstellung der "Freizeit" zu haben. Irgendwo schrieb mal jemand, mit einer "Hin-zu"-Motivation sei die Chance auf persönliches Glück viel höher als mit einer "Weg-von"-Motivation, und das finde ich als Kurzfassung ganz eingängig. Will also sagen: Alleine mit "ich muss aus dem Hamsterrad raus" besteht da ein gewisses Risiko, anschließend auch nicht zufriedener / glücklicher zu sein. Das musst du natürlich nicht konkret hier ausbreiten, aber mir fällt auf, dass du das in deinem Anfangsbeitrag gar nicht erwähnst.

MfG, Arno

Moin Arno,

die Dividendenrendite hatte ich recht plakativ ohne weitere Erklärung geschrieben. Deine Hinweise sind natürlich korrekt. Bei der Auswahl meiner Unternehmen berücksichtige ich bereits weniger die Ausschüttungsrendite, sondern vielmehr die Kombination aus Ausschüttungsquote und Steigerung. Unternehmen, die max. 60% des Gewinns ausschütten und diese Ausschüttungen jährlich steigern, haben offensichtlich ein gut laufendes Geschäftsmodell. Als Beispiel nenne ich mal Allianz, Coca-Cola /Pepsi, Exxon oder Procter&Gamble. Natürlich sind auch diese nicht ohne Risiko, laufen aber weniger volatil als der Gesamtmarkt. Die Gesamtrendite meines Depots der letzten 5 Jahre liegt bei 7,7% p.a. wobei alle Ausschüttungen schon netto berücksichtigt sind. Aber eine solche Zahl sagt für die Zukunft ja auch nichts aus.

Und du hast nochmal Recht: bzgl. der Freizeitgestaltung hatte ich gar nichts geschrieben. Ich hatte das gar nicht für relevant gehalten, weil ich mir da wenig Gedanken mache. Neben mehreren Sportvereinen, 3-4 mal Sport pro Woche (Laufen, Handball, Fußball) und Freundeskreis plane ich noch, mich hier im Ort für die Tafel zu engagieren. Die suchen immer ehrenamtliche Helfer und ein paar Kontakte dahin habe ich schon. Zudem stünde dann mittelfristig ein Hund an. Bislang war der mangels Zeit quasi nicht denkbar. Ein Hund kostet dann natürlich auch wieder Geld. Ich gehe aber davon aus, dass im Gegenzug nach der Anschaffung weniger Fernreisen im Fokus stehen und sich das so relativiert. Aber allein über das Thema könnte man hier vermutlich mehrere Seiten diskutieren 😉

Zitat von Muslime_Frugi am 20. März 2024, 21:55 Uhr

Google mal Finanzen? Erklärt!

2,6% ist eine Entnahmerate auf einen 60 Jahreszeitraum mit null Pleitewahrscheinlichkeit.

Da du m.M. n. bei den Ausgaben sehr eng ohne relevanten Spielraum planst, würde ich zumindest auf der Entnahmeseite großzügig planen. Dividenden sind historisch auch bis zu 50% im Schnitt gesenkt worden. Klar, Extremszenarien die seltenst eintreffen und sich nach Krisenjahre wieder erholen.

Ist aber meine Sicht. Wenn du Mut zu Risiko hast könnte das belohnt werden.

Danke, interessante Seite. Ein so detaillierte Aufstellung hatte ich so noch nicht gefunden.

Aber 60 Jahre und null Risiko halte ich für zu extrem. In meiner Familie ist mir kein Mann über 90 bekannt. Selbst wenn ich 100 werde, wäre ich dann eher bei 50 Jahre. Das dann ein Restrisiko bleibt, ist mir bewusst. Aber wie schon gesagt: wenn ich immer nur an die Risiken denke, werde ich es wahrscheinlich nie machen.

Grüße aus dem Norden

Ich stehe mit knapp 40 vor ähnlicher Problemstellung. Zu meinen 8 Rentenpunkten wird nichts mehr hinzu kommen. Ich muss also auch zusehen dass die Kohle bis ins hoffentlich hohe Alter reicht. Dazu finanziere ich auch meine Freundin mit und ggf. soll es auch noch zeitnah Nachwuchs geben und meine Freundin wird später ebenfalls keine oder nur homöopathische Rente bekommen da sie seit der Ausbildung nicht mehr berufstätig war.

Wenn man mein Nettovermögen auf 2 Personen runter bricht, dann lande ich bei etwa ähnlicher Größenordnung wie du und fühle mich damit eigentlich ganz gut aufgestellt.

Jetzt kommt der "Aber- Teil":

Unerwartete Probleme hingegen bereitet mir die Aufgabe meiner Jobs. Mit meiner Ferienhausvermietung habe ich mir eine sehr gut laufende und zuverlässige Einnahmequelle geschaffen die unsere Ausgaben mehr als gut abdeckt. Allerdings lässt das Konstrukt auch wenig planbaren Freiraum zu. Das von heute auf morgen still zu legen bereitet mir daher Bauchweh. Es ist ja auch ein Lifestyle daran geknüpft den man dann "aufgibt". Das kann ich mental nicht von heute auf morgen. mein Plan ist daher, das ganze schrittweise herunterzufahren und mich an die Umstellung zum Vollprivatier langsam heranzutasten denn ich arbeite ja prinzipiell gerne, v.a. auch in meinem Midijob. Bist du da vom Mindset "besser" aufgestellt - kannst du deine bisherigen Tätigkeiten einfach so  von heute auf morgen stilllegen, ohne dass du es vermissen würdest?

Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass die Partnerschaft leidet wenn einer von beiden noch arbeiten geht während der andere nir noch aus Vermögensrücklagen lebt und kenne da auch persönlich mindestens zwei Fälle bei denen das ein nicht unerhebliches Thema in der Beziehung war und bei denen es trotz gemeinsamer Planungsvsrianten zu Reibereien führte...

Daher mal die Frage in den Raum gestellt: wie stellst du dir denn dein Privatiersdasein mit berufstätiger Freundin vor? Wäre da nicht ggf. noch Luft für einen kleinen sinnstiftenden Nebenjob den man easy und mit Freunde z.b. einen Tag die Woche für einige Stunden ausführt? Ich selbst habe nun auch drei Tage am Stück Schichtdienst und danach meinen Monatssoll erfüllt und wieder 4-6 Wochen frei.

Vielleicht ja auch eine Alternative für dich - oder planst du wirklich, alleine um die Welt zu reisen während deine bessere Hälfte täglich ins Amt muss?

Oft sind gar nicht die Finanzen sondern die Rahmenbedingungen gar das größte "Problem" an so einer Transformation dem bei Betrachtung der finanziellen Aspekte zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet wird...

 

PN an maxause@gmx.de

Sehe ich sehr ähnlich wie Max. Wirklich „frei“ ist man man einem berufstätigen Partner nicht.
Der eine genießt das Leben, der andere ist beruflichen Verpflichtungen erlegen.
Mich plagt schon teils das schlechte Gewissen, wenn ich morgens noch im Bett liegen bleibe, tagsüber in die Sauna gehe oder Sport mache, während meine Partnerin ab 08:00 im Büro sitzt.

Sollte ich eines Tages gänzlich aufhören zu arbeiten, werde ich meine Partnerin auf eine deutliche Arbeitszeitreduzierung - mit finanzieller Kompensation von mir - ansprechen.

Ich kann mir auch gut vorstellen, dass trotz aller Gespräche und allem Verständnis im Vorfeld, sich der arbeitende Partner früher oder später „unwohl“ fühlen wird.

 

Ja, das Thema "Wie geht der Partner damit um" ist nicht einfach. Natürlich kann man hier im Vorfeld vieles besprechen, aber wenn die Situation in der Praxis dann nicht erträglich ist, hilft das ja keinem. Reisen wollen wir natürlich gemeinsam und die neu gewonnene Freizeit kann ich - so denke ich zumindest - gut füllen. Meine Partnerin steht dem aktuell positiv entgegen und freut sich, wenn ich in der neuen Freizeit alle Dinge mit erledige und ihr somit Arbeit abnehme. Ich kann z.B. Einkäufe oder auch den Hausputz erledigen, dann müssen wir das nicht mehr gemeinsam machen. Aber ich gebe euch Recht, planen kann man viel. Wenn einer später nicht damit klar kommt, kann das unschön werden. Dagegen kann man im Vorfeld aber nichts machen. Außer vielleicht wirklich erstmal auf 2-3 Tage die Woche reduzieren und schauen, wie es läuft?

Meine Partnerin steht dem aktuell positiv entgegen und freut sich, wenn ich in der neuen Freizeit alle Dinge mit erledige und ihr somit Arbeit abnehme. Ich kann z.B. Einkäufe oder auch den Hausputz erledigen, dann müssen wir das nicht mehr gemeinsam machen.

Ja klar, das würde mir an ihrer Stelle auch gut gefallen...
Wie verhält es sich denn aber wenn sie täglich um halb 7 aufsteht während du bis 9 pennst und dann anschließend eine Radtor machst und den Nachmittag im Freibad verbringst? Oder wenn du zwischen den gemeinsamen urlauben auch mal 2 Wochen wandern gehst oder nach Indien fliegst während sie am Schriebtisch hockt? Wie lange findet sie das dann cool bzw. habt ihr über sowas mal gesprochen? Wenn von dir "erwartet" wird, dass deine neue Freiheit dazu dient, ihr in ihrer Arbeitssituation den Rücken frei zu halten, dann wäre das nichts was mich reizt und wofür ich ein hohes Einkommen und meine strukturelle Eingebundenheit aufgeben würde.

Ich denke daher, dass eine Testphase mit Teilzeitbeschäftigung doch ein guter Start ist. Ggf. entschließt ihr euch auch dazu, dann BEIDE in Teilzeit zu arbeiten. So sind die finanziellen Einbußen auf beiden Seiten gegeben aber es kommt noch immer bei beiden etwas Geld rein und man hat dennoch deutlich mehr Zeit die man gemeinsam verbringen kann...
Den Job aufgeben um dann Hausmann zu spielen und rumzudödeln- das wäre nun nichts was mich reizt, schon gar nicht wenn ich ohnehin Zweifel hege ob der finanzielle Rahmen das dauerhaft zulässt...

Hier sollte man wirklich sehr offen und ehrlich miteinander sein und die Vorstellungen klar abstecken. Ich hoffe es gelingt dir 🙂

Ich bin froh, dass es diese Fragestellung bei uns nie geben wird. 🙂

 

PN an maxause@gmx.de

Moin, so richtig erschließt sich mir deine Motivation noch nicht. 3-4 mal Sport und einmal die Woche an der Tafel helfen und einen Hund haben das kann man auch mit 15-20 Stunden Teilzeit und wenn du da komplett aufgehst kannst du es ja erhöhen.

 

Als Selbstständiger hast du jetzt schon Kontrolle darüber welche Aufträge du annimmst und welche nicht. Die finanzielle Freiheit die du dir erarbeitet hast kannst du auch dafür nutzen. Nicht mehr jeden Scheiß Auftrag annehmen des Geldes wegen, du kannst wählerisch sein. Komplett aufhören würde ich nach einer Übergangszeit von 2-3 Jahren wenn du der Auffassung bist das ist besser. Wie du schon sagtest, wenn du 2-3 Jahre draussen bist wird es schwer.

1,3 Mio Vermögen ist ein dickes Brett, allerdings ist deine Altersvororge zu über 50% aus Aktien und jeweils 25% Anleihen/Tagesgeld und 25% die selbstgenutzte Immobilie. Kämst du mit einem worst case Szenario ala 50% crash und 15-20 jahre Seitwärtsbewegung noch gut über die Runden?

 

Die Unwegbarkeiten wären für mich die niedrige gesetzliche Rente, starker Aktienanteil. Vielleicht einen Teil deines Depots verflüssigen und eine Immobilie zum vermieten erwerben dass sich deine Standbeine verteilen, durch die hohen Zinsen tut sich ein kleines Fenster auf im überhitzten Immobilienmarkt.

Eine Immobilie wäre nun das letzte worüber ich unter "diesen Umständen" nachdenken würde. Sie bindet viel und lange Kapital, erfordert Aufwand, macht die Steuer aufwendiger...ist dann mit 80 abgezahlt, kann aber nichtmal vererbt werden, ebensowenig häppchenweise verkauft. Ich strebe bei mir genau das Gegenteil an - Weg mit den Dingern im Alter. Aber das ist nur meine persönliche Sichtweise....

PN an maxause@gmx.de

Wegen der Immobilie stimme ich Max voll zu. Sowas macht man in jüngeren Jahren mit vielen Jahren hoher Steuerlast. Dann macht das Hebeln Sinn.

Wegen der Partnerin lohnt es wirklich feinfühlig hinzuschauen. Man sollte unterschwellige Konflikte nicht unterschätzen.
Ist man durch die noch berufstätige Partnerin eingeschränkt im Reisen und die Selbständigkeit kein Hassverhältnis, würde die schönen Aufträge zu selektieren und auf deutlich weniger Zeiteinsatz zu reduzieren.
Dann passt es auch mit dem etwas knappen Budget.
Guter Schlaf, harmonische Partnerschaft und finanzielle Sorglosigkeit sind ja allesamt Gesundheit förderlich 😉

Wie die Vorredner schon angemerkt haben, sind beim Ausstieg die folgenden Themen gleich wichtig:

  • Kohle
  • Bei einer Partnerschaft: wie ist das Setting und wie wird das ganze zukünftig gestaltet
  • Wie gestalte ich meinen Tagesablauf

Das Gesamtpaket muß einfach stimmen, ich spreche aus eigener Erfahrung!

Seite 1 von 2Nächste