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Pflege

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Hallo liebe Gemeinde,

könnt Ihr mir bitte helfen meine Gedanken zu sortieren.  Meine Mutter hatte kürzlich eine Pflegestufe bekommen,  ich bin in Familienpflegezeit und arbeite nur noch 24 std. um sie an 2 Tagen in der Woche zu unterstützen (dafür gibts ca. 2.500€ netto).

Letzte Woche hatte Sie leider zusätzlich noch einen Schlaganfall und kann seither nicht mehr sprechen.  Waschen, Anziehen, Laufen geht weiterhin,  aber alleine leben geht nicht mehr, auch nicht für ein paar Tage.  Jetzt ist sie noch im Krankenhaus,  dann Reha und dann??

Der Reflex von jedem, mit dem ich spreche ist,  sie muß ins Pflegeheim,  bestenfalls polnische Pflegekraft - selber machen würde niemand,  unter keinen Umständen in Erwägung ziehen.  Wieso eigentlich???

Dazu erstmal das finanzielle:  Das Pflegeheim, das in meiner Nähe ist und gute Referenzen hat, kostet (Zuzahlung nach Pflegekasse) 2.700€ + 200€ Taschengeld = 2.900€.   Irgend eine günstige (billige) Einrichtung weiter weg kommt nicht in Frage.

Sie wohnt in einem kleinen (barrierefreiem) Häuschen (mit schönem großem Garten) auf einer Ebene,  in OG wäre ein kleines Appartment für eine Pflegekraft (oder mich?).  Polnische Pflegekraft kostet (über Agentur) ca. 2.000€ + Verpflegung.   Aber in einem Kaff auf dem Land und ohne Infrastruktur (nächster Supermarkt 1,8km entfernt.  Ärzte, Apotheken etc. 3km+).

So sitze ich auf der schönen Terrasse und schaue in den schönen Garten während ich mit Agenturen für Pflegekräfte telefoniere und denke mir,  da würde ich jetzt jemandem 2000€ zahlen,  daß er auf der schönen Terrasse sitzt und eine alte Dame,  die sich noch selber waschen und anziehen kann zu babysitten.  Man muß eigentlich nur den Haushalt führen und da sein.  Da man dann das Häuschen nicht vermieten könnte,  kostet alles in etwa gleich,  ob Pflegeheim,  Job aufgebe oder polnische Pflegekraft.

Ich wohne 1 std. mit dem Auto entfernt,  mein Mann ist ebenso not amused,  er kann es sich natürlich nicht vorstellen, bei der Schwiegermutter einzuziehen, würde es jedoch mir zuliebe machen.  Aber, wenn wir unsere Wohnung vermieten würden (ca. 1500€/Monat),  wäre rein finanziell die günstigste Variante und wir könnten beide unsere Jobs hinschmeißen,  bzw. ich könnte teilweise im Home Office mit evtl weiter reduzierten Stunden weitermachen.   Wir könnten es uns dann sogar leisten,  die Wohnung zu behalten.

Man ist allerdings brutal angehängt,  kann dann bestenfalls stundenweise weg,  auf andere Verwandte, die mal aushelfen,  kann ich nicht bauen. Stundenweise sog. Alltagshelfer hatte ich die ganze Zeit schon gesucht,  es gibt da niemanden,  der (braucht ein Auto) - auf dem Land,  echt schwierig,  müsste die Suche evtl. noch intensivieren.

Sorry, wenn das alles etwas konfus ist - was meint Ihr?  Ich muß demnächst eine Entscheidung treffen,  die schon irgendwie langfristig sein sollte.  Hat hier jemand Erfahrung, Ideen, Anmerkungen?

Vielen Dank!

 

 

 

 

Derlei Situationen sind extrem komplex und die Gedanken hüpfen zwischen Emotion und Ratio hin und her. Insgesamt muss man leider davon ausgehen, dass es der Mutter ( von ggf. zeitweise besserem Zustand) nach und nach schlechter geht und sie immer mehr Unterstützung benötigt. Wir haben es mit der Schwiegermutter so gehandhabt, dass wir Schritt für Schritt die Betreuung verstärkt haben, ohne sie aber zu sehr und ständig zu entlasten. Glück: Sie wohnte nur 1 min entfernt und wollte unbedingt und möglichst lang ohne fremde Hilfe auskommen.

Als es immer schlechter wurde haben wir offen gesprochen, wie es weiter gehen soll. Da Sie gesehen hat, dass wir auch belastet waren hat sie sich sogar freiwillig entschlossen ins Pflegeheim zu gehen um es mal auszutesten. Wir haben versprochen sie zurückzuholen wenn es ihr nicht gefällt. Wir haben uns nat. daran gehalten, und nach sechs Wochen "Urlaub" für alle war sie wieder in den eigenen vier Wänden.

Die letzten 3 Monate war dann noch eine polnische Pflegerin im Haus. Einerseits schön,  dass war eine ältere handfeste Frau und entlastend für uns, aber als Hinweis: Es wird dann eben polnisch gekocht. Nicht mehr das zu essen in dem Style den man gewohnt ist war für die Schwiegermutter eine Belastung. Das haben wir aber erst später kapiert als es fast zu Ende war.

Fazit: Flexibel bleiben, die Mutter in die Entscheidungen einbinden. Mal was versuchen, zurück geht immer. Die Pflegeversicherungen machen das alles auch mit, ist halt Papierkram und alles passiert leider oft zeitversetzt.

Hallo Take Two

das ist ein spannendes Thema, mit dem wir alle früher oder später konfrontiert werden.

Ich würde die Gesamtüberlegung nicht an den den Geldfragen entscheiden. Vielmehr ist es eine Frage, ob du diese Tätigkeit der Pflege wirklich und auf unabsehbare Zeit dauerhaft machen willst. Bei der Entscheidung berücksichtigt, natürlich auch die entsprechenden Auswirkungen auf deinen Mann. Klar ist natürlich auch dass sich der Verlauf auch zu einer Intensivpflege entwickeln kann. Ebenso sind die mentalen Herausforderungen bzgl. der Stimmungsschwankungen der Pflegenden sowie deine eigene aufgrund der sehr eingeschränkten zeitlichen Verfügung zu hinterfragen.

Natürlich muss der Finanzielle Rahmen passen, ebenso inbegriffen ein dauerhaft geringeres potentielles Erwerbseinkommen auch nach der Pflegezeit. Aber wenn du schon recht unabhängig bist (sollte bei dir soweit ich dich auch beim Maschinisten verfolgt habe passen?!), kannst du diese Entscheidung frei von diesen Themen treffen.

Ich selbst finde solche generationenübergreifenden stillen Verträge und eine damit einhergehende verlässliche Loyalität etwas sehr Schönes und Bereicherndes. In anderen Kulturkreisen ist dies völlig normal und wird nicht hinterfragt. Bei uns spielt hierbei der Wunsch nach Selbstbestimmung und letztendlich Egoismus eine große Rolle. Insofern fände ich das eine klasse Sache, wenn du dich dazu entschließt die Pflegeaufgabe zu übernehmen.

In meinen eigenen FIRE Plänen ist neben keinerlei Erwerbstätigkeit eine Ausbildung zur Pflegehilfskraft eine ernsthafte Alternative die ich in Erwägung ziehe. Die Ausbildung geht 1 Jahr in Vollzeit und 1,5 Jahren in TZ (75%). Sie umfasst nach der Pflegeberufereform 2020 die Bereiche Kinder-, Kranken- und Altenpflege. Danach hat man sein Spektrum und weitere Fertigkeiten erweitert und lernt (in meinem Fall) eine andere soziale- Welt kennen mit der Arbeit am Mensch. Es wäre für mich sowas wie ein Industriezirkus Detox und eben auch eine Fertigkeit um ggf. die eigenen Eltern zu pflegen.

Letztes Jahr habe ich eine 1 Zimmerwohnung 5 Radminuten von meinem Haus gekauft. Eine Idee war neben der Investitionsentscheidung auch diese für einen Elternteil optional zu nutzen, solange dieser nicht Vollpflege bedürftig ist.

 

 

als Zwischenstufe zwischen dem eigenen Häuschen/einer normalen Wohnung und einem Pflegeheim gibt es doch auch sogenanntes "Betreutes Wohnen"

bei "Waschen, Anziehen, Laufen geht weiterhin" könnte das ja ausreichend sein?

 

Hallo,

du fragst, warum niemand selbst pflegen möchte. Ich sage, es geht nicht. 24/7 kann niemand leisten. Auch mit polnischer Pflegekraft "geht" es meist nur ein paar Monate. Ich bin Physiotherapeutin und bei Hausbesuchen habe ich viel gesehen. Und selbst meine Eltern Jahre betreut. Selbst das "einmal die Woche hingehen" ist mir irgendwann zu viel geworden. Habe durchgehalten. Aber hatte kein eigenes Leben mehr. Und mit Beziehungen sieht es auch gaaanz schlecht aus. Bevor meine Mutter, Vater ist vor 5 Jahren verstorben, ins Heim ging, wohnte ich eine Woche in ihrer Wohnung. DAS GEHT NICHT!!!!! Wir habe keine Nacht geschlafen. Ich war da und sie rief den ganzen Tag.

Wenn du dich nicht aufgeben und deine Ehe retten willst, lasse deine Mutti ins Heim. Dort sind Fachkräfte da. Mehrere Schwestern, Putzkräfte, Köche, Hausmeister.... Du kannst sie, wie ich 3-4 Mal die Woche für 2 -3 Stunden besuchen. (Das ist auch brutal für die Psyche) Und nimmst ihr Schuckelkram mit, gehst spazieren, redest....) Es sind dann auch Gespräche mit den Schwestern angesagt, mit den Ärzten, Frisör....Rechnungen zu bezahlen.... Da hast du noch genug zu tun.

Frage ruhig noch was....

 

Liebe Grüße Ingrid

PS: Wenn jemand nicht mehr sprechen kann, ist betreutes Wohnen nicht geeigent....

 

Mein Vater war 5 Jahre zuvor die letzten 8 Wochen in diesem Heim. Die Betreuung war sehr gut. In der Zwischenzeit verbrachte meine Mutter 3 Kurzzeitpflegen da und war immer sehr zufrieden. Vorher umschauen und UMHÖREN! Ganz wichtig. Schwierig ist die erste Zeit immer. Der Allgemeinzustand ist schlechter geworden. Nicht zu vergleichen mit der Kurzzeitpflege......

Hallo zusammen,

vielen Dank für die vielen guten Anregungen.  Ich habe mich jetzt soweit sortiert,  folgende Vorgehensweise:  Morgen kommt sie zur Reha für 3 - 4 Wochen,  dann schaun wir mal, wie es ihr geht.  Ich bin eh schon auf 3 Tage Woche,  (Familienpflegezeit).  Finanziell bin ich soweit,  daß ich theoretisch auch komplett aufhören könnte,  also Karriereknick etc.  kein Thema.  Ich wollte eh aus dem business bussiness raus und eher was soziales machen.   Ich muß mich ja nicht für immer und ewig "verpflichten".

Meine Mutter hat Platz,  hab für mich ein Zimmer freigeräumt und schön hergerichtet.  Mein Chef gibt mir Home Office bis auf Weiteres,  vielleicht fahr ich 1 - 2 Tage/Woche ins Büro (80km).  Mein Mann kommt dann fürs verlängerte Wochenende (wir haben da ein eigenes kleines Appartment oben).  Ist erstmal die günstigste Lösung,  alles andere kostet 30k€/Jahr aufwärts,  das ist ja auch eine Ansage.  Ist zwar nicht mein Geld, schmälert halt das Erbe, was im Prinzip aufs gleiche rauskommt.  Sonst drehe ich auch jeden Pfennig um,  so gar nicht auf den finanziellen Aspekt schaun finde ich auch komisch.

Denke es ist auch noch ein Unterschied, ob jemand noch laufen und sich selber anziehen und waschen kann, Oder ob es sich um eine Schwerstpflegefall handelt.  Betreutes Wohnen da muß auch erstmal was frei werden,  Umzug etc. muß man erstmal managen.  Denke betreutes Wohnen ist was,  wo man hingeht solange es noch geht um dann dort länger als woanders "ausharren" zu können.

Interessant ist die Reaktion der Umgebung.  Komplettes Unverständnis auf der business Seite (war fast klar),  Verwandte haben Angst eingespannt zu werden, Freunde sind irgendwie in einer Art Rechtfertigungsmodus,  ganz komisch.  Niemand findet meine Entscheidung nachvollziehbar.

 

 

 

 

Zitat von TakeTwo am 28. Juli 2022, 22:13 Uhr

Meine Mutter hat Platz,  hab für mich ein Zimmer freigeräumt und schön hergerichtet.  Mein Chef gibt mir Home Office bis auf Weiteres,  vielleicht fahr ich 1 - 2 Tage/Woche ins Büro (80km).  Mein Mann kommt dann fürs verlängerte Wochenende (wir haben da ein eigenes kleines Appartment oben).  Ist erstmal die günstigste Lösung,  alles andere kostet 30k€/Jahr aufwärts,  das ist ja auch eine Ansage.  Ist zwar nicht mein Geld, schmälert halt das Erbe, was im Prinzip aufs gleiche rauskommt.  Sonst drehe ich auch jeden Pfennig um,  so gar nicht auf den finanziellen Aspekt schaun finde ich auch komisch.

Hast du berücksichtigt was das mit eurer Beziehung macht/machen könnte? Ich nehme an du lebst aktuell mit deinem Mann zusammen und ihr seht euch jeden Tag? Daraus wird jetzt ihr seht euch am (verlängerten) Wochenende während du aber weiterhin in der Pflege deiner Mutter eingespannt bist? Sprich - ihr habt  keine regelmässige Freizeit mehr gemeinsam?

Hallo Sparschwein, das ist natürlich ein wichtiger Punkt.  Allerdings war ich in meinem früheren Job 3 manchmal 4 Tage die Woche auf Dienstreise, da fragt auch niemand, was das mit der Beziehung macht. Für den Arbeitgeber macht man das selbstverständlich, da wird man bewundert.  Wow, Du bist in Wien, Zürich, Paris, dabei hab ich nur Meetingräume gesehen 😩.  Für die eigene Familie, da ist es doof.  Warnung von allen Seiten.  Wir haben schon noch Freizeit zusammen, es ist ja nicht so, dass sie überhaupt nicht alleine sein kann.

Morgen hole ich die Mama aus der Reha ab,  dann probieren wir das mal.

Es gibt 10 Tage Freistellung vom Job,  Pflegekassen zahlt 90% vom Netto,  hab ich auch beantragt,  damit schaufle ich weitere Zeit frei.

Bin selber gespannt wie es wird.

 

 

Hallo zusammen,

für die, die es interessiert nachfolgend ein update:

hatte die Mama am 25.08. aus der Reha geholt.  Hab sie kaum ins Auto gebracht, so unsicher und unbeweglich,  Verständigung immer noch schwierig.  Zuhause hat sie dann erstmal 2 Tage nur geschlafen und brauchte Unterstützung beim Duschen, Haare waschen, erspare Euch weitere Details.  Da dachte ich, vielleicht hab ich mich doch übernommen?  Hab im Wohnzimmer geschlafen mit offener Tür zu ihrem Schlafzimmer.  24h Dienst,  Hut ab vor den osteuropäischen Frauen,  die das machen!!!    Die ersten paar Tage sogar noch in parallel Home office gemacht - Mega Streß!!  Ging echt nicht, keinesfalls!!   Dann habe ich mich für 20 Werktage von der Arbeit freistellen lassen (da zahlt die Pflegekasse 90% vom netto),  das war gut!

Wir haben eine Logopädin und einen Physiotherapeuten im Freundeskreis,  die kamen ins Haus und mit den Hausaufgaben,  die wir bekommen haben haben wir täglich vormittags und nachmittags geübt.

Nach einiger Zeit kam sie mit Ihrem Rollator an und hat mir Kaffee an den Schreibtisch gebracht.  Bald war der Rollator History und sie hat sich nach und nach die Hoheit über die Küche wieder zurückerobert.  Jetzt,  nach  5 Wochen kann Sie wieder alleine gehen,  duschen, Haare waschen,  kochen, etc.

In der Zeit hab ich mir für mich Freiräume geschaffen (wenn die Tür zu meinem Arbeitszimmer zu war,  dann war das meine Zeit zum lesen, Podcast hören etc.),  hab mir ein Luxus Fitness Studio,  mit Wellness (ganz neu)  in der Nähe gegönnt um ein paar Stunden abschalten zu können.   Mein Mann kam für lange Wochenenden (Fr - Mo).

Habe eine Senioren Betreuung gefunden, die ab nächster Woche  3 x die Woche für ca. 3 Std. kommen und im Nachbardorf hat eine Tagespflege aufgemacht,  die holen die Leute ab, da sind wir auch auf der Warteliste.  Somit kann ich nach und nach in mein normales Leben zurück (2 Tage die Woche sind und waren eh für meine Mutter eingeplant)

Der Einsatz hat sich in jedem Fall gelohnt.  Was wäre die Alternative gewesen?  Sie wäre in das nächst verfügbare Pflegeheim gekommen.  Dort hätte sich niemand so intensiv mit ihr beschäftigt,  vielleicht 1 x die Woche Hockergymnastik.  Schon aus Haftungsgründen hätte man sie nicht ohne Rollator gehen lassen und die Muskeln wären weiter verkümmert.  Selbstbestimmtes Leben ade.  Das Geld war nicht die Priorität,  doch das kostet dann on Top noch 3000€/Monat!

Learning für mich:

  • man sollte sich für den Lebensabend rechtzeitig eine barrierearme überschaubare pflegeleichte Wohnumgebung schaffen, möglichst zentral zu Ärzten, Therapeuten,  Essenslieferdiensten und Taxi Service.
  • Der Finanzbedarf im Alter ist keinesfalls linear.
    • Nach Renteneintritt braucht man mehr (Reisen etc.),
    • wenn man sich gerade so noch selbst versorgen kann braucht man nur noch das,  was man im Supermarkt lässt
    • wenn man extra Betreuung braucht, wird es echt teuer
    • spätestens im Pflegeheim muß man aus heutiger Sicht 3000€  einplanen,  in Zukunft vielleicht sogar mehr.
  • unbedingt fit bleiben:
    • Balance verliert man zuerst (Sturz Prophylaxe)
    • Ausdauer/Kondition trainieren (Herz/Kreislauf System)
    • Muskel Abbau bremsen mit Krafttraining (Osteoporose!!)
    • Beweglichkeit bewahren
  • Soziale Kontakte pflegen

Jeder Fall ist natürlich anders.  Mit anderen Einschränkungen, Krankheiten etc., die man nicht oder nicht so einfach korrigieren kann  und irgendwann gehts es zuhause einfach nicht mehr - schon klar.

 

Erstmal das mit deiner Mutter tut mir leid, so ist das halt leider oft mit dem Älterwerden... Trz. Euch weiterhin alles Gute!!
Hast du mal an einer 24h Betreuung oder an ein Service Wohnen wie diesen beiden Beispiele gedacht? Wobei das sicherlich auch seine Kosten haben wird und ka, ob es so eine Einrichtung in deiner Nähe gibt, aber ich dachte mir so besser als gar nichts. 🙂

Hallo Jürgen,  vielen Dank für Deine lieben Worte!!

das ist leider nicht so einfach wie es sich in diesen Links anhört.

Echte 24h Pflege ist unbezahlbar. Man braucht pro Tag 3Personen 3x8 Std plus Wochenende + Urlaub, also 5 Vollzeit Gehälter.  Selbst für richtig Reiche schwierig.

Die sogenannte 24h Pflege, wo eine meist unterprivilegierte/ ausländische Frau bei den Leuten einzieht, ist ethnisch fragwürdig (Ausbeutung) oder es passt nicht menschlich, Sprachbarrieren etc.  und es kostet auch min. 2 -3 k€ im Monat + Verpflegung.  Man müsste noch ein Auto stellen (sofern Führerschein vorhanden), sonst muss ich trotzdem die Arzttermine (teilweise mehrfach die Woche) wahrnehmen.  Die Pflegekasse übernimmt hier nichts, da meist halblegal.

Betreutes Wohnen ist nicht geschützt, was immer das bedeutet.  Meist eine überteuerte aber wenigstens barrierefreie Eigentums- bzw. Mietwohnungen mit Notruf.  Alles andere extra, das hab ich jetzt auch + ein großer Garten (der hat Vor- und Nachteile).

Richtige Pflegeheime, die gut sind und und bei mir in der Nähe, da reden wir mittlerweile von 3500€  Zuzahlungen (im Doppelzimmer ) Da kann ich mein (Vollzeit) Netto gleich an das Heim überweisen.

So wurschtle ich mich mit Teilzeit Arbeit (Kollegen und Chefs hassen das), ambulanten Diensten und Tagespflege so durch.

Gute Betreuung/Pflege kostet Zeit und die kostet Geld.  40€ die Stunde für Betreuer,  bis ca. 800€ zahlt die Pflegekasse bei Pflegestufe 2.

Noch wichtiger ist die Leute zu fordern:  Bewegung, Muskeltraining, damit sich die nicht komplett abbauen, (Brett-)Spiele, Beschäftigung, Gartenarbeit im Hochbeet, die Katze streicheln, füttern, zusammen Kochen, Hausarbeit,  was immer noch geht.
Wieder:  Zeit, Zeit, Zeit.

hab da ein Coaching gemacht, die alten Leute wollen noch gebraucht werden.  Alte Techniken z.B. Hefeteig,  kann selbst ich noch von ihr lernen.  Marmelade kochen,  und wir sind wieder ein paar Stunden beschäftigt.

In jedem Fall viel sinnvoller als in irgendwelchen Meetings zu sitzen, das die Welt nicht braucht.

Aber,  das eine wird sehr gut bezahlt, das andere, viel wichtigere nicht.

Bin total froh, mir gewisse finanzielle Freiräume geschaffen zu haben um selber entscheiden zu können.

Wer sein Netto zeitlebens „verballert“ hat ein Riesen Problem.

 

 

Mein Vater kommt seit Juli nicht mehr ohne Hilfe aus. Das größte Problem sind Stürze. Seit Sommer vier an der Zahl. Jeweils mit folgendem Krankenhausaufenthalt. Fortgeschrittene Demenz und eine große, nicht heilen wollende Gürtelrose am Oberschenkel,  sind weitere gesundheitliche Probleme.

Bei seinen Krankenhaushaufenthalten habe ich mich immer vom sozialen Dienst der Krankenhäuser beraten und unterstützen lassen. Anfangs nur mit einem ambulanten Pflegedienst (das, wo die jungen Leute mit den kleinen Autos vorbeikommen und Medikamente verabreichen.) Diese kamen schon im Sommer mehrmals am Tag. Was mir etwas die Sorgen genommen hat, da ja immer mal nach dem Rechten geschaut wurde. Einen Notfallknopf hat er auch bekommen. Aber bei dem folgenden Sturz nicht gedrückt. So lag er dann doch wieder einige Zeit auf dem Boden, was es eigentlich zu vermeiden galt.

Beim folgenden Krankenhausaufenthalt wurde mir geraten, den Weg mit der 24h Pflege zu gehen und eine wirklich tolle Vermittlerin wurde mir empfohlen. Ich habe eingewilligt, dann mußte alles schnell gehen. Die Wohnung Pflege- und Pflegerinnengerecht herrichten. Die Mindestanforderungen waren: Eigenes Zimmer für die Pflegerin mit Bett und Schrank. Und WLAN.

Mein Vater versteht sich immer blendend mit den Pflegerinnen, die bisher alle aus Serbien waren, und die Pflegeinnen lieben ihn. Das klappt wirklich gut. Und auch ich komme mit allen gut aus und schaue gerne zum Kaffeetrinken vorbei.

Was leider überhaupt nicht klappen will, ist das vermeiden der Stürze. Da 24h natürlich nicht 24h sein kann und darf, ist mein Vater in der Zeit wo er unbeaufsichtigt ist sturzgefährdet. Und dann passiert es wieder und wieder. Habe über die Problematik in den letztn Wochen mit vielen geredet. Weitestgehed ist Konsens: Stürze passieren und lassen sich nicht vermeinden. Alles was die Freihet einschränkt (fixieren etc.) macht man nicht mehr. Ruhigstellen auch nicht. Zumindest nicht offiziell. Verstehe und beführworte ich ja auch. An die Stürze und die Folgen muß ich mich wohl gewöhnen. Diese würden im Pflegeheim auch passieren.

Keiner ist besonders Glücklich mit der jetzigen Situation. Doch wenn sich alles beruhigt und stabilisiert, könnte es doch noch eine gut Sache werden.

 

 

Darf ich fragen, wie ihr die 24h Kraft finanziert?  Würde mich interessieren, muss mich da jetzt wohl auch rantasten.

Wie sind die Deutschkenntnisse,  fachliche Kenntnisse in Pflege?

Wie ist Deine weitere Situation?  Job, eigene Familie, Entfernung,  wie kriegst Du das Alles unter einen Hut?

Vielen Dank für Dein Feedback!

Hallo Take Two,

gerne will ich mich mit Dir austauschen und von meinen Erfahrungen erzählen.

Ich überweise monatlich etwa 3000,- an die Agentur der Pflegerin. Schwankungen z.B. wegen Feiertagszuschlag. Die Agenturen sind in der EU. Die erste war in Kroatien. Die jetzige in Bulgarien. Ich rede offen mit den Pflegerinnen und weiß, daß sie zwischen 1600,- und 1800,- bezahlt bekommen.

Da auch bei uns alles noch recht neu ist, kann ich zu den genauen Kosten noch wenig sagen. Haushaltskasse brauchen die Pflegerinnen etwa 100,- pro Woche.  Manche auch mehr, dann sind die Lebensmittel aber auch hochwertiger. Ich lass die Mädels so machen wie sie es für richtig halten und mische mich da wenig ein. So konnten bisher z.B. alle toll Kuchen backen, wovon mein Vater und ich große Fans sind.

Laufende Kosten für die Wohnung kommen noch dazu. Und haufenweise Klein-Klein-Rechnungen wie die vielen 10 Euro Zuzahlung bei vielem was mit der Krankenkasse und der Apotheke zu tun hat.

Auf der Einnahmenseite stehen Rente, Betriebsrente, große Witwerrente und Mietenkünfgte aus zwei Immobilien. In Summe etwa 3200,-

Ich habe eine umfassende Bankvollmacht bei seiner Sparkasse und regle die Finanzen meines Vaters. Dort liegen knapp 300000,- Euro. Habe diese angelegt, aber natürlich mit viel vorsicht. Von diesem "Geldschatz" bezahle ich das, was durch die Einnahmen nicht gedeckt ist.

Wir hatten bisher drei verschiedene Pflegerinnen. Natürlich war jede etwas anders. Die Deutschkenntnisse sind gut bis sehr gut. Dafür zahlt man aber auch etwas mehr. Bei speziellen fachlichen Anforderungen vermitteln die Agenturen sicher passende Kräfte. Ich glaube, es steht und fällt alles mit dem "Menschlichen". Wenn sich alle mögen und respektieren, dann kann das gut klappen. So ist mein Vater ein ganz ein Netter. Und die Pflerinnen schließen in immer gleich in ihr Herz.

Zu mir: Ledig und kinderlos und habe mich Zeit meines Leben nie um andere kümmern wollen und müssen. Jetzt muß ich aber. Und wenn man muß, dann macht man das eben. Ich tausche mich viel mit andern aus. Ich kenne viele die in ähnlicher Stution sind oder waren. Mich belastet das alles ordentlich, habe oft Nachts wenig Schlaf gefunden. Aber gejammert wird nicht.

Ich wohne nicht weit weg von meinem Vater und schaue da etwa 2x die Woche vorbei. Habe einen normalen Job aber das "Glück", daß ich gerade viel Kurzarbeiten kann. Mein Chef zeigt viel Verständis und gibt mir Freiräume, wenn ich sie brauche.

Vom Finanziellen her wäre es wohl das Beste, ich würde meinen Job kündigen und selbst die Pflege meines Vaters übernehmen. Aber das geht nicht. Ich kann das nicht.

 

Auf der Einnahmenseite stehen Rente, Betriebsrente, große Witwerrente und Mietenkünfgte aus zwei Immobilien. In Summe etwa 3200,-

Dein Vater hat keinen Pflegegrad und bekommt kein Pflegegeld? Unbedingt beantragen! Gerade bei Demenz bekommt man relativ schnell einen hohen Pflegegrad. Aber auch sonst scheint er ja pflegebedürftig zu sein.

Das hab ich vergessen zu schreiben. Er hat Pflegegrad 2 bekommen. Jeder bestätigt mir, daß das ein Witz ist, aber so läuft das eben. Antrag auf Höherstufung läuft.

Als nächstes werde ich den "Antrag auf Verhinderungs- und Kurzeitpflege" einreichen. Ab einem halben Jahr mit Pflegegrad kann man diesen stellen.

In Bayern gibt es noch das Landespflegegeld ab Pflegegrad 2..... dann gibts wohl noch 40,- Euro pro Monat für "Pflegehilfsmittel" zu holen, usw...usw... mit all dem lässt sich viel Zeit verbringen.

Auch viel Zeit braucht all das Organisatorische. Bin Schaltzentrale, Entscheider und Strippenzieher. So war ich bis zum Sommer WhatsApp-Verweigerer. Doch für die Menschen mit denen ich es jetzt zu tun habe ist das die Kommunikation ihrer Wahl. Z.B:

Pflegerin - Ambulanter Pflegedienst - Fußpflegerin - 24h-Pflege-Ansprechpartnerin - "Katheter-wechsel-Mann"- Friseurin die Hausbesuche macht.........

Ich kann hier inhaltlich wenig beitragen, aber mein Respekt vor dem was du gerade leistest, dass du deinem Vater das leben zuhause weiter möglich machst. Toll, dass der AG so gut mitspielt. Wünsche dir weiter viel Kraft für dir nächste Zeit, und dass ihm weitere Stürze möglichst erspart bleiben! Volles Verständnis, ich könnte so eine Pflege auch nicht selbst leisten.

Danke. Daß wir das weiter zuhause machen wollen, ist in erster Linie meinem Berater von der Sozialstation im Krankenhaus zu verdanken. Der ist da knallhart und meint: Pflegeheime im Raum München sind scheiße. Die häusliche Pflege ist immer zu bevorzugen. Andere sagen mir aber auch, daß es irgendwann zuhause sehr schwierig wird.  Wir werden sehen.

Hallo Vodef,

auch von meiner Seite Respekt für den Aufwand, den Du betreibst.
Bei mir lief es mit ambulanten Diensten 2x in der Woche für 2 Std.  und 2 Tage Tagespflege + 2 Tage von mir recht gut und war problemlos machbar.  Mit 24h Job gut zu verbinden, hab ich gerne gemacht. Best of Both worlds, Arbeit und soziales Engagement.
Jetzt kippt es gerade,  meine Mutter hatte Corona und war trotz 4facher Impfung schwer krank.  2 Wochen war ich dann vor Ort, war echt Hard Core.  Kurzzeitpflege vor den Feiertagen nicht zu bekommen und jetzt bin ich ratlos wie es weiter gehen soll, sie ist viel schlechter drauf als vorher.
Überraschend wurde mir ein Heimplatz angeboten,  sie will aber nicht.  Sie meint, sie kommt super alleine zurecht, stimmt aber nicht.
Eine Pflegekraft will sie auch nicht.
Nächste Woche ist mein Urlaub vorbei und ich bin urlaubsreifer als je zuvor.  Schlaflose Nächte.

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