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Mieten oder Kaufen - andersrum

Momentan plage ich mich mit dem Gedanken, aus meiner abbezahlten Eigentumswohnung aus- und in eine Mietwohnung einzuziehen. Die ETW würde ich verkaufen. Die Frage ist: Wie sinnvoll ist das?

Die Wohnung ist meiner Einschätzung nach momentan ca. 275.000€ wert. Ich habe sie 15 Jahre bewohnt. Eine vergleichbare Mietwohnung würde ca. 1.000€ Warmmiete im Monat kosten.
Im Augenblick zahle ich ca. 220€ für Hausgeld, Heizung und Grundsteuer. Mein übriges Leben kostet ca. 700€ im Monat. Im letzten Jahr habe ich insgesamt knapp 11.000€ ausgegeben. Mein sicherer 70%-Job brachte mir 25.000€ ein. Aus Dividenden kassierte ich 1.800€.

Würde ich nun in eine Mietwohnung ziehen, würden Leben und Wohnen in Zukunft etwas über 20.000€ im Jahr kosten. Die 275.000€ aus dem Wohnungsverkauf würde gemäß meiner 80/20-Regel zu 80% in meinen Vanguard (A1JX52) fließen und zu 20% in Tagesgeld.

Meine übrige Lebenssituation:
Ich bin 52 Jahre alt, möchte in spätestens 13 Jahren in Rente gehen und dann meinen jetzigen Wohnort gegen einen schöneren und preisgünstigeren eintauschen.
Ich besitze außerdem 1.700 Anteile von o.g. Vanguard, etwa 39.000€ Tagesgeld und 400g Gold. In diesem Jahr erwarte ich noch eine kleine Erbschaft von 25.000€.

Vorteile Mietwohnung

  • vielleicht nicht mehr so hellhörig und im Sommer weniger warm
  • Realisierung der hohen Immobilienpreise bei insgesamt noch recht gutem Gesamtzustand von Wohnung und Haus
  • Wertsteigerungspotential Vanguard und zusätzliche Dividenden (ca. 2%/Jahr)

Vorteile Eigentumswohnung

  • niedrige Lebenshaltungskosten
  • sehr gute Lage
  • Wertsteigerungspotential Immobilie
  • höhere Autonomie in Wohnungsangelegenheiten
  • bessere Diversifizierung des Vermögens

Nachteile Mietwohnung

  • hohe Lebenshaltungskosten
  • Mieterhöhungsrisiko
  • geringere Autonomie
  • wahrscheinlich schlechtere Lage (bei mir in der Gegend bekomme ich nichts Vergleichbares für 1.000€)
  • Umzüge nerven und kosten Geld
  • evtl. Monatskarte ÖPNV erforderlich
  • Wertminderungsrisiko Vanguard
  • Klumpenrisiko Aktienmarkt

Nachteile Eigentumswohnung

  • Wertminderungsrisiko Immobilie (der Zustand wird in den nächsten 13 Jahren bis zum Verkauf vermutlich nicht besser)
  • hellhörig und im Sommer warm
  • Risiko größerer Reparaturen in den nächsten Jahren (Heizung, Wasser, Elektro)

(Außerdem könnte ich mir vorstellen, bereits in fünf Jahren aufzuhören zu arbeiten, um anschließend die nächsten 10 Jahre bis zur Rente [mit dann 41 Rentenpunkten] aus Ersparnissen zu leben.)

Was meint ihr? Wie sinnvoll ist das alles?

Gruß, Tino

Ich sehe jetzt keinen zwingenden Grund, die Wohnung zu verkaufen. Ich würde die glaube ich erstmal behalten, weiter in den ETF einzahlen und wenn in 3-4 Jahren absehbar bist, dass du aus dem Job aussteigen willst, kannst du immer noch verkaufen.

Zitat von Tino am 12. Februar 2021, 10:04 Uhr

Nachteile Mietwohnung

  • ...
  • Klumpenrisiko Aktienmarkt

da kannst Du gut streuen, in dem Du in verschiedene Märkte investierst ...

EINE Wohnung, die mehr als die Hälfte des Gesamtvermögens bindet, ist ein wesentlich größeres Klumpenrisiko!

und ob dieses sinnvoll ist:
kommt vor allem auf die LAGE an!

blöd, wenn Du die Wohnung in einer Stadt hast, welche stark von einer Branche abhängt ... und wenn diese in 5 oder 10 Jahren nicht mehr läuft ...

siehe z.B. ehemalige Abhängigkeit des Ruhrpotts von der Montanindustrie - oder aktuell von Stuttgart von der Autoindustrie

--> was hilft Dir ein generell gut laufender Immobilienmarkt, wenn in Deiner Stadt die Arbeitslosigkeit von aktuell 3 % auf 15 % im Jahr 2027 ansteigt - und Du dann verkaufen willst/musst?

 

Es klingt für mich ja sehr so als wäre die Wohnung kein wirklicher Wohlfühlort. Wenn es plausibel ist das Wohlbefinden zu steigern (bessere Isolation, weniger Hellhörig) wäre es für mich eine Option.

Wie wäre es mit einer Bewertungsmatrix?

Punkte aufführen (Hellhörigkeit, Arbeitsweg, Kosten...) Gewichten (wie wichtig ist mir dieser Punkt (1-10) und bewerten (1-10) dann einen auf die Gewichtung  normierten Mittelwert (Summe (Bewertung x Gewichtung) / (Summe (Gewichtung) x Anzahl)

Dann auch einmal Exotische Lösungen (Tippi im Wald?) und alte Erfahrungen durchspielen ob die Ergebnisse plausibel sind. Wenn nicht Kriterien/ Bewertungen anpassen.

Für mich ein schönes Hilfsmittel zur Entscheidungsfindung.

Würde sagen: Wenn es v.a. darum geht, die Wohnung zu tauschen, könnte man das schon durchspielen - sonst würde ich wohl eher in der Eigentumswohnung bleiben. Keine Miete zahlen müssen ist schon auch nicht schlecht.

Zitat von Tino am 12. Februar 2021, 10:04 Uhr

Momentan plage ich mich mit dem Gedanken, aus meiner abbezahlten Eigentumswohnung aus- und in eine Mietwohnung einzuziehen. Die ETW würde ich verkaufen. Die Frage ist: Wie sinnvoll ist das?

...

Was meint ihr? Wie sinnvoll ist das alles?

Gruß, Tino

Lieber Tino,

es gibt noch eine weitere Variante: Die Wohnung beleihen und mit dem Kredit in Aktien investieren. Dies kann man ggf. zu einem Zeitpunkt vornehmen, wo nach einem Crash die Aktien am Boden liegen.

Hier meine Gedanken dazu https://frugalisten.de/forum/topic/selbst-ist-die-frau/?part=3#postid-8295.

Ansonsten haben die obigen Forumbeiträge schon eine Reihe -aus meiner Sicht-nützliche Hinweise aufgezeigt.

Liebe Grüße

André

Danke an alle, die bisher geantwortet haben. Ich denke, mein Hauptproblem besteht in der Gleichwertigkeit der Alternativen. Daher gibt es wohl kein "besser" oder "schlechter". Immerhin ist mir klargeworden, dass ich bei "Lage, Lage, Lage" alles richtig gemacht habe und mich in der Beziehung eigentlich nur verschlechtern kann...

Gruß, Tino