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Grüß Gott

Hallo in die Runde, ich bin nun seit einigen Monaten fleißiger Mitleser und möchte mich nun auch einmal vorstellen.

Ich bin Mitte 30, lebe mit meiner Frau und unseren zwei kleinen Kindern in einer deutschen Großstadt im Eigenheim und arbeite als Softwareentwickler für ein amerikanisches Unternehmen.
Ich bin schon immer sehr sparsam gewesen, teils an der Grenze zur Knauserigkeit, habe nie viel für mich ausgegeben und fast alle Einnahmen auf Sparkonten geparkt.
In Studententagen habe ich nach Abzug der Warmmiete von 150 EUR im Monat gelebt, ohne mich dabei groß eingeschränkt zu fühlen. Seit ich aber mit meiner Frau zusammenlebe hat sich das "normalisiert", gemeinsam haben wir nun etwa (für einen nicht frugalen Bundesbürger) durchschnittlichere Ausgaben.

Unser Barvermögen beschränkt sich momentan auf ca. 20.000 EUR, der Rest ist schon in Arbeiten an unserem Haus verplant. Auf diesem lastet noch ein Immobiliendarlehen von ca. 300.000 EUR, wobei sein Wert inkl. der o.g. Investitionen bei ca. 600.000 EUR liegen wird.
Außerdem habe ich Anspruch auf Zusatzrenten durch meine bisherigen Arbeitgeber von ca. 20.000 EUR.

Unsere Monatseinnahmen belaufen sich momentan auf ca. 10.000 EUR, wovon insgesamt Ausgaben von ca. 2.500 EUR abgehen sowie die Tilgung des Immobiliendarlehens.
Daneben erhalte ich, wenn alles gut geht, auf die nächsten drei Jahre verteilt rund 4-5 Mio. USD aus Aktienerlösen von meinem Arbeitgeber.

Mein Plan ist davon zunächst das Immobiliendarlehen zu tilgen, bzw. das Geld zur Seite zu legen und bis zum Ende der 10 Jahre Mindestlaufzeit die maximale Tilgung auszuschöpfen. Den Rest würde ich gerne vernünftig anlegen, um so nach den drei Jahren nie wieder für Geld arbeiten zu müssen. Wahrscheinlich werde ich trotzdem noch ca. 20 h/Woche arbeiten, aber in einem ruhigeren Job.

Was die Anlagestrategie angeht habe ich noch keine ausgereiften Ideen. Mein aktueller Stand wäre ca. 70 % in breit diversifizierten thesaurierenden ETFs anzulegen, vermutlich über mehrere Jahre gestreckt, und den Rest in Bar auf verschiedenen Konten zu verteilen.
Davor muss ich mich allerdings ersteinmal darum kümmern, wie ich so große Beträge USD auf mein deutsches EUR Konto transferieren kann ohne dabei Unsummen für Gebühren auszugeben. Mein momentaner Stand ist hier die IBKR, alternativ Transferwise o.ä.
Dazu werde ich sicher noch den einen oder anderen Thread aufmachen, um mich nach eurer Erfahrung zu erkundigen.

Soweit erstmal von mir.
Viele Grüße
Brot

@wurstbrot

Ihre Schulden sind natürlich absolut gesehen ein Grauen, im Verhältnis zu Ihren monatlichen Einkünften und insbesondere der Aktienoptionen sind das geradezu peanuts. Wenn das alles so wie geplant eintrifft, segeln Sie zu beliebigen Zeitpunkten in den Sonnenuntergang. Natürlich ist da das "Problem" mit den kleinen Kindern und der Vorbildfunktion: "Papa ud Mama arbeitet nix seit ich mich erinnern kann" ist in unserer wirtschaftsgeprägten Gesellschaftsform ggf. nachteilig.  Keine Ahnung wie das das Leben der Kinder positiv oder negativ beeinlusst. Daher denke ich machen Sie das richtig, weiterhin, wenn auch mit gebremsten Schaum von einer beruflichen Tätigkeit auszugehen. Gratulation zu ihrer schon in jungen Jahren erreichten finanziellen Situation.

Warum allerdings 4-5 Mio US$ zu transferieren ein größeres Problem darstellen sollen kann ich jetzt nicht ganz nachvollziehen, ggf. besteht steuerrechtlich eine viele "interessantere" Fragestellung. Ich denke, ohne es zu wissen, dass das täglich vieltausendfach passiert und eher keine horrenden Gebühren fällig werden. Mit den USA haben wir EU-ler ein Doppelbesteuerungsabkommen, bei Dividenden (was es bei Ihnen ja aber nicht ist!!) zahle ich glaub 10 % in den USA und 15 % hier. Ggf. sollten Sie einen Teil in den USA lassen und wenn Sie sowieso US Aktien kaufen wollen dann das Depot auch bei einer US Bank haben? Wie gesagt, das sind keine echten Probleme, sondern Standardfragestellungen. Setzen Sie mal 1000 € für eine Beratung bei einem Steuerberater der sich mit US Steuerrecht und deutschem Wohnsitz sowie entsprechender Randthemen auskennt, fertig.

Hallo @wurstbrot und herzlich Willkommen!

Als Softwareentwickler würden mich ein paar mehr Infos zu deinem Arbeitsleben interessieren. Arbeitest du angestellt in einer deutschen Niederlassung oder direkt für ein Amerikanisches Unternehmen. Mit letzterem wollte ich mich schonmal näher beschäftigen. Wie offen sind amerikanische Firmen für den internationalen Markt? Wie kamst du zu dem Job? Ich finde sehr viele remote Jobs die allerdings nur US-weit suchen.

Grüße!

Zur Klarstellung sollte ich wohl noch erwähnen, dass die o.g. erhofften Erlöse aus dem Ausüben von Aktienoptionen stammen und somit Einkommensteuerpflichtig sind. Ich rechne also mit netto "nur" 55-58 Prozent davon. Allerdings könnte sich die Besteuerung hier ab Mitte nächsten Jahres dramatisch ändern und nur noch Kapitalertragssteuer fällig werden, mal sehen.

 

@absprung_2020

Ein Problem ist das transferieren nicht, nur machen 0,1 %-Punkte mehr oder weniger  hier eben schon mehrere Tausend EUR aus. Daher möchte ich hier einen möglichst optimalen Weg finden. Habe dafür aber auch schon einen gezielten Thread aufgemacht.

Steuerrechtlich ist mein Fall soweit ich das verstehe recht einfach: Da mir bislang lediglich Aktienoptionen zugeteilt wurden, ist der Differenzbetrag beim Ausüben sofort Einkommensteuerpflichtig. Dazu zieht die US-Bank oder mein Arbeitgeber wohl gleich die entsprechenden Steuern ein.

 

@anotherfrugalone

Auf meinem Arbeitsvertrag steht eine deutsche Adresse meines Arbeitgebers und es gilt deutsches Arbeitsrecht, allerdings erkenne ich ansonsten keinen Unterschied zu einer Direktanstellung.

Bin mir nicht ganz sicher, was Sie mit der Offenheit amerikanischer Firmen genau meinen. Viel Erfahrung habe ich "drüben" aber sowieso nicht. Es fällt allerdings auf, dass dort viel mehr Diversität bei den Angestellten herrscht: Ein großer Teil der Kollegen hat asiatische, oft chinesische Wurzeln, ein weiterer großer Teil indische. Das liegt sicherlich daran, das man sich aufgrund der hohen Gehälter die top Talente aus der Welt zusammensuchen kann.

Ich kam zu dem Job auf Empfehlung eines ehemaligen Kollegen, der auch dort angefangen hat. Habe mich dann bei dem Recruiter gemeldet, mich mehrere Monate intensiv vorbereitet und dafür beinahe meine komplette (zugegenermaßen schon davor spärliche) Freizeit geopfert und dann ein halbes Dutzend Interviews absolviert.

"Davor muss ich mich allerdings ersteinmal darum kümmern, wie ich so große Beträge USD auf mein deutsches EUR Konto transferieren kann ohne dabei Unsummen für Gebühren auszugeben"

 

Das würde ich nun gerade nicht machen, eher sehen, (rein finanztechnisch) den €uroraum weitestgehend zu verlassen. Nun ist ja bekanntlich in der sogenannten "Finanzkrise" 2008 der US-Immobilienmarkt zusammengebrochen. Da würde sich doch mit dem Geld "da drüben" sicherlich etwas finden lassen oder etwas nördlich in Kanada. So bleibt das Geld angelegt dort und man hat noch zudem ein Ausweichdomizil. Hierzulande haben wir es ja bekanntlich mit einer zwar immer noch nicht aber sicher auch bald mit großem Getöse platzendenden Immobilienblase zu tun.

Das sieht man ganz einfach an folgender Rechnung: Kaufpreise haben mittlerweile teilweise das 50-fache der zu erzielenden Jahresmieten erreicht= vollkommen irre. In 50 Jahren ist ein Haus im Grunde abrißreif bzw. muß innen und außen sanierungsmäßig völlig umgestülpt werden und das auch nur, wenn beim ursprünglichen Bau auch solide gearbeitet wurde, was größtenteils eher selten der Fall ist. Da ist längst nichts mehr mit Rendite zu rechnen bzw. auch bei Selbstgenutzt ist das kein Vermögen sondern sind reine Verbindlichkeiten bis zum Sanktnimmerlein. Dazu kommt die Willkür des Staates bei den Belastungen, die natürlich eher zunehmen werden, weil man es logischerweise nur den "Besitzenden" und vor allem Wehrlosen (immobil) wegnehmen kann.

Man sollte die Zeichen der Zeit erkennen, im Euroraum, speziell den Deutschen, sollte man die nächsten Jahre eher nix investieren.

Hm, eine Immobilie im Ausland? Das würd ich mir höchstens innerhalb der EU vorstellen können.

Ich dachte eher an ETFs, damit sollte es sich gut außerhalb der EU investieren lassen. Aber stimmt schon, vermutlicz sollte ich die besser direkt in den USA mit $ bezahlen und dann in mein Depot transferieren

@freigeistist Inwiefern ist der US Immobiliencrash von 2008 relevant für eine Kaufentscheidung 2020? Die Preise dort sind inflationsbereinigt längst wieder auf Niveau vor dem Einbruch, nominal weit darüber. Und Inwiefern ist sind preisliche Auswüchse in einzelnen deutschen Toplagen ein Grund, vom Kauf gleich flächig im gesamten Land abzuraten?

"Inwiefern ist der US Immobiliencrash von 2008 relevant für eine Kaufentscheidung 2020?"

Na weil uns dieser Immocrash, also das Platzen dieser ungeheuren Blase schlicht auch (noch) bevorsteht. Die Entscheidung würde ich also einfach bis dahin vertagen, schon gar nicht jetzt damit einen Schuldenberg anhäufen. Bekanntlich ist gerade jetzt in diesen Mitte-Dezembertagen 2020 die Insolvenzantragsflicht erneut wegen dieser "Pandemie" + Lockdown noch einmal nach hinten verschoben worden. Das sollte nicht über die alsbald wie ein Tornado über uns hereinbrechende Wirtschaftskrise (mit allen bekannten Erscheinungen-siehe 1929 ff) hinwegtäuschen, da man das so nicht ewig treiben kann.

Ich bin beruflich selbständig in der Innenausbaubranche, weiß also schon einigermaßen, wovon ich da rede, also was Preis/Leistung usw. angeht. Das es irgendwo in der Pampa noch günstige Stückchen gibt, mag unbestritten sein. Die Jugend drängt ja aber bekanntlich eher dahin, "wo etwas los ist" und da ist derzeit alles überkauft bzw. maßlos überteuert-trotz Herunterfahren der gesamten Gesellschaft.

(sehr) kurzes Update zum Abschluss von 2021:

Läuft alles soweit nach Plan: Marktwert Immo: ca. 900k, Restschuld: -250k, Cash: 340k, ETF Depot: 1,2M, offene Aktienoptionen: ca. 2,7M USD brutto. Dafür muss ich (und der Rest der Familie) allerdings noch knapp zwei Jahre durchhalten. Der Stress ist schon sehr groß und ich zähle die Wochen. Mal sehen was 2022 bringt.

Hi @BrotBrot,

würde mich nur interessieren warum die Aktienoptionen von 4-5Mio auf 2,7 Mio gefallen sind oder war es vorher Brutto jetzt Netto? Dachte das die Tech-Branche in der ich dich vermute eher zur Verdopplung geneigt hat. Ansonsten kann ich nur sagen grandios. Ich wollte auch immer so einen Job haben als ich jung war vielleicht war es aber auch Bewahrung das ich es nicht bekommen habe. Einige fallen ja bei sowas wegen Burn-out irgendwann aus und können dann leider nichts mehr von dem genießen was sie mal aufgebaut haben. Darum denke immer an deine Gesundheit und sag auch mal nein wenn was nicht geht, dann kannst du die 2 Jahre noch gut durchstehen.

Viel Erfolg und Ausdauer.

Zitat von Jan Veerman am 10. Januar 2022, 18:06 Uhr

Einige fallen ja bei sowas wegen Burn-out irgendwann aus und können dann leider nichts mehr von dem genießen was sie mal aufgebaut haben.

Geld ist nicht alles und dauerhaft extrem hohe Belastung nicht zu unterschätzen. Als ich in der Beratung war, wurde einer der Partner, mit dem ich viel zusammen gearbeitet hatte, irgendwann tot in seinem Hotelzimmer gefunden. Sein Ferrari hatte ihm auch nicht geholfen.

(Das ist als allgemeiner Hinweis zu verstehen und nicht auf Jan gemünzt, den kenne ich ja gar nicht und kann nichts über sein Nervenkostüm sagen)

Zitat von Jan Veerman am 10. Januar 2022, 18:06 Uhr

... Aktienoptionen von 4-5Mio auf 2,7 Mio gefallen ...

Das waren einfach jeweils die noch ausstehenden Optionen (brutto) - mittlerweile habe ich etwa die Hälfte verkauft.

Zitat von Jan Veerman am 10. Januar 2022, 18:06 Uhr

Ich wollte auch immer so einen Job haben als ich jung war

Hehe, ich wollte früher Lehrer werden (Grundschulmathe) und später dann lieber ein paar Dutzend eigene Wohneinheiten vermieten. Da hat uns das Schicksal wohl verwechselt 😉

 

Ja, Burn-out muss man echt im Auge haben. Wobei ich mit einer entsprechenden Diagnose zum Ausstieg nochmal gut von den Versicherungen profitieren würde. Aber wenn ich wählen kann zieh ich das natürlich lieber gesund durch 😅

Das andere sind die Kinder und Partnerschaft. Ich versuche, dass die Kinder so wenig wie möglich einbüßen müssen, aber optimal läufts für sie natürlich trotzdem nicht. Hoffe dass ich das dann in zwei Jahren mehr als wett machen kann.