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Geld eine begrenzte Ressource?

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Hallo zusammen!

Oliver N. selbst hat die letzten Monate irgendwo in einem Blog-Artikel oder Beitrag geschrieben Geld wäre eine begrenzte Ressource. Irgendwie ist mir diese Aussage nicht aus dem Kopf gegangen und ich habe immer wieder darüber nachgedacht.

Karl Lagerfeld hat einmal in einem Interview gesagt: „Wenn sie das Geld zum Fenster hinauswerfen, dann kommt es zur Tür wieder rein“. Das mag für ihn gestimmt haben, für mich selbst nun auch nicht, aber damit eröffne ich einmal humoristisch ein paar Gedanken und einen Artikel verlinke ich unten, auf den ich als erstes bei diesen Begriffen stieß.

Für mich selbst habe ich nicht wirklich das Gefühl es wäre eine begrenzte Ressource. Bestimmt auch nicht das krasse Gegenteil, dass es beliebig unbegrenzt zur Verfügung steht. Aber so arg begrenzt? Vielleicht mag es daran liegen, dass ich in einem Vertriebsjob tätig bin. Nicht Zeit gegen Geld, sondern Leistung/ Ergebnis gegen Geld.
Darüber hinaus gibt es unzählige Möglichkeiten für sich Einnahmen zu generieren. Durch Zinsgeschäfte gelangt man wiederholt an Rückflüsse, Mieteinnahmen, Dividenden, Kurssteigerungen und vieles mehr.

Auch rein Finanzwissenschaftlich bezweifle ich ehrlich gesagt, dass diese Annahme rein faktisch korrekt ist.

Staaten/ Notenbanken erschaffen neues Geld aus dem nichts. Unser Geld ist rein faktisch keine begrenzte Ressource. Wohnland ist eine begrenzte Ressource, qualifizierte Mitarbeiter können eine begrenzte Ressource sein, oder Rohstoffe.

Weshalb kommt es in den letzten Jahren eigentlich nicht zu einer höheren Inflation auf normale Ge- und Verbrauchsgüter, obwohl die sich im Umlauf befindliche Geldmenge teils rasant wächst? Inflation sehen wir eher bei Anlagegütern, Immobilien zb.
Könnte das daran liegen, dass zwar die Geldmenge steigt, aber nicht wirklich die Nachfrage?

Wenn man sich ein wenig damit beschäftigt und darüber nachdenkt kommen mir Gedanken wie: Es gibt immer mehr Menschen auf der Welt, die große Geldsummen einfach ohne momentanen oder zeitlich absehbaren Zweck vor sich herschieben. Ich werde etwas bildlicher: Diese Leute sitzen zu Hause auf großen Säcken mit Papiergeld und wissen damit nichts anzufangen. Wie auf Müllsäcken.

Ist das einer der Gründe weshalb die Zinsen nachhaltig im Sinkflug und niedrig sind und bleiben? Die vorhandene Geldmenge ist viel größer als die Nachfrage nach Geld. Und damit sind wir beim bekannten Spiel der Preisbildung - Angebot und Nachfrage.

Wie stellt sich das für euch persönlich dar und wie denkt ihr gesellschaftlich und wirtschaftlich darüber?

https://www.oekologiepolitik.de/2016/11/11/geld-eine-knappe-ressource-oder-doch-nicht/

https://www.goldseiten.de/artikel/489414--Gestaute-Inflation.html

Zitat von Silberberstreif am 4. April 2021, 3:04 Uhr

https://www.goldseiten.de/artikel/489414--Gestaute-Inflation.html

Und wie ist deine Meinung dazu?

In dem Artikel wird schon stark Bezug auf eine Währungsreform etc. genommen... das sehe ich aktuell nicht.

Auch eine starke zeitverzögerte Inflation in den nächsten Jahren sehe ich nicht.

Wenn davon gesprochen wird Corona-Hilfen fluten die Märkte, treiben Preise für Immobilien und Aktien und die Höhe - sind diese Hilfen dann tatsächlich bei den Richtigen angekommen?

@ziel50

Sogenanntes frei "floatendes" Geld, also Geld, dass nicht durch Gold gedeckt ist, ist prinzipiell erst einmal keine begrenzte Ressource. Der Staat und die Geschäftsbanken können es jederzeit erschaffen und wieder vernichten. Das Geschieht durch Kredite und Anleihen. Unser Geld besteht also zu nahezu 100% aus Schulden (außer Münzen und Scheine, die aber nur einen sehr geringen Teil ausmachen). Das im Wirtschaftskreislauf befindliche Geld und die Wirtschaftsleistung eines Landes müssen sich dabei aber in etwa die Waage halten, sonst kommt es zu Inflation oder Deflation. Das Steuern die Zentralbanken durch den Leitzins, der dazu führt, das Kredite entweder teurer oder billiger werden.

Eine Inflation wird aber primär nicht durch die Größe der Geldmenge ausgelöst, sondern durch eine Verknappung von Waren und Dienstleistungen. Wenn z.B. die Bergarbeiter streiken, wird keine Kohle mehr gefördert und die Kohle wird teurer. So ist z.B. die Hyperinflation Anfang der 1920er Jahre ins Rollen gekommen. Wenn früher die Saudis den Ölhahn zugedreht haben, ist der Ölpreis in die Höhe geschnellt und mit ihm alle anderen Erzeugnisse, da steigende Energiepreise auch steigende Produktions- und Transportkosten nach sich ziehen.

Aktuell haben wir gesättigte Märkte. Die Produkte, die hergestellt werden, braucht eigentlich keiner mehr. Trotzdem wird die Produktion weiter gesteigert und die Märkte werden mit Autos, Smartphones, Kleidung, Lebensmitteln, usw. geflutet. Das Ergebnis ist, dass diese Waren nur noch durch massiven Preisverfall, Rabattschlachten und Marketingmaßnahmen an den Mann oder die Frau zu bringen sind. Die Preise sinken, bzw. bleiben relativ niedrig, obwohl es eine große Geldmenge gibt. Da die Preise unten bleiben, haben die Arbeitnehmer auch keinen Grund, mehr Lohn zu fordern.

Daraus folgt: Die Geldmenge ist zwar enorm groß, wandert aber zunächst nur an die Kapital- und Finanzmärkte. Daher sehen wir auch aktuell solche massiven Kurssteigerungen an den Börsen. Inwiefern nun die Geldmenge tatsächlich zu hoch ist oder nicht, lässt sich als Laie nur schwer beurteilen, da man das immer mit der Wirtschaftsleistung ins Verhältnis setzen muss und die ist in den letzten Jahren und Jahrzehnten permanent gestiegen.

Einfach zu sagen, die Geldmenge ist so enorm gestiegen und deshalb droht jetzt bald die Mega-Inflation (und der Weltuntergang), ist einfach nur Populismus. Man kann ja auch nicht sagen, dass ein Fahrzeug mit 180 PS übermotorisiert ist. Das kommt ganz darauf an wie groß und schwer das Auto ist und für welche Einsatzszenarien es benutzt werden soll.

Für den normalen Durchschnittsbürger ist Geld allerdings schon eine begrenzte Ressource, da er ja nicht so einfach Anleihen und Kredite aus dem Nichts generieren kann. Er kann sich Geld nur durch Arbeit und Geschäftstätigkeit beschaffen (Erbschaft und Lottogewinn mal ausgeklammert). Alles andere ist nur eine Folge daraus, also auch private Kredite und Investitionen. So könnte man also abschließend sagen: Ja, Geld ist unbegrenzt, aber nicht für jeden!

ist doch ganz einfach:

je ferner jemand der (mittlerweile virtualisierten) "Druckmaschine" im Keller bzw. dem Serverraum der Zentralbanken ist, desto begrenzter ist die "Ressource Geld"!

@fritz
Alles also nicht so schlimm?
Alles wäre kein Problem, wenn Geld nicht auch ein "Aufbewahrungsmittel" sein sollte, "geronnene Arbeit". Und bisher hatte der Bürger die Möglichkeit, in Anleihen Leistung aufzubewahren. Hierfür wird er nun durch Negativzinsen bestraft.

Und weiterhin: Dass Staaten jetzt über unbegrenzte Mittel verfügen, da sie Geld zum Nullzins leihen können und die Tilgung auf "Irgendwann" verschieben können. Die Staaten "hoffen" deshalb praktisch auf eine Hyperinflation irgendwann, da sie tilgt.

Deshalb werden alle Aktivitäten von den Regierungen argwöhnisch beäugt, die auf eine Parallelwährung hinauslaufen. Die Bürger könnten ihr Geld dort aufbewahren. Die Kryptowährungen haben es noch nicht geschafft, ihre Herausgeber sind zu dubios.

Der Libra wäre eine echte Gefahr gewesen. Derzeit ist sie gebannt. Außerdem war die geplante Besicherung mit Staatsanleihen zu kurz gesprungen.
Aber wenn amazon z. B. eine Währung herausgeben würde, die z. B. mit vermieteten Immobilien besichert wäre (statt mit Gold oder Anleihen), das wäre eine echte Gefahr.
Theoretisch könnte das jeder machen: Ein Paket mit vermieteten Immobilien schnüren, die z. B. 1% (thesaurierend) erwirtschaften und man könnte z. B. mit 100€ 100I ("Immo") kaufen als Immofondsanteile. Jederzeit wieder in Euro oder andere Währungen umtauschbar. Da würden sich schnell Kurse bilden. Und bei steigendem Immo gäbe es einen sich entwickelnden Run. Die Initiatoren müssten dann weitere Renditeimmobilien erwerben - und davon sind im Gegensatz zu Gold weltweit genügend am Markt. Das wäre dann eine Parallelwährung, die die derzeitige Staatsfinanzierung in echte Schwierigkeiten bringen könnte - wenn immer weniger die Staatswährung haben wollen. Es wäre ein Weg zurück zu einer neuen Normalität: Geld gibt es nur gegen Zinsen. Und dem Geld steht ein Sachwert gegenüber, der sogar Zinsen bringt, die sich in einer Kursentwicklung ausdrücken.

 

Warum gibt es (noch?) keine Inflation:

Scheint so zu sein, wie auch im Eröffnungsbeitrag beschrieben. Das Geld kommt nicht wirklich bei den Konsumenten für den Konsum an. Wenn man es genauer wissen wollte, wäre "Liquiditätsfalle" vielleicht ein gutes Stichwort.

@fredfinanzfuchs
Dass Geld als Wert-Aufbewahrungsmittel verwendet wird, steht nicht im Widerspruch zu meiner Aussage. Anleihen kann man dafür nicht pauschal benutzen, da der Zins immer ein Maß für das Ausfallrisiko ist. Je höher der Zins, desto höher das Ausfallrisiko.

Wenn man nun auf die Gesamtheit aller festverzinslichen Anlageformen abzielt, - also auch Festgeld, Tagesgeld, usw. - dann muss man dabei immer die Inflation gegenrechen, was viele leider nicht tun. Betrachtet man nun den so ermittelten Realzins über die letzten Jahrzehnte, so stellt man schnell fest, dass es in der Vergangenheit kaum eine positive Realverzinsung gegeben hat. Die Aussage, dass Anleger nun durch Negativzinsen bestraft werden ist also nur die halbe Wahrheit und fast schon populistisch. Die Wahrheit ist: Die Sparbuch- und Tagesgeld-Anleger wurden schon immer bestraft. Es ist nur früher weniger aufgefallen, da die Banken noch mit hohen Zinsen werben konnten und die gleichfalls hohen Inflationsraten, - die es z.B. zu DM-Zeiten gab -, unter den Tisch fallen ließen.

Dass die Staaten auf eine Hyperinflation hoffen, halte ich für eher unwahrscheinlich, denn das wäre der Super-GAU für die Wirtschaft. Da könne man auch gleich auf die Kernschmelze in einem Atomkraftwerk hoffen.

Was die sogenannten Parallelwährungen angeht, die gibt es schon lange. Es wurde nur bisher nicht so ein Bohei darum veranstaltet. Gold ist zum Beispiel eine solche "Parallelwährung". Oder auch in einigen Gemeinden etabliertes Schwund- und Rabattgeld. Allerdings wird keine Mensch, je seine Brötchen im Laden mit Goldkrümel bezahlen. Und die alternativen Währungen, wie auch die Kryptowährungen werden immer eine Nischendasein fristen. Der Hauptgrund ist einfach die viel zu hohe Volatilität, die selbst das Gold noch aufweist, das ja nun bereits schon seit mehreren tausend Jahren benutzt wird. Solche Sachen werden einfach nicht angenommen. Insofern sind Kryptowährungen für den Staat keine echte Gefahr, da ist nur viel Wunschdenken der Kryptofans dabei.

Mit vermieteten Immobilien kann man im übrigen keine Währung besichern, denn die haben ja bereits ein immanentes Risiko, dass man nur schwer quantifizieren kann und dass sich darüber hinaus auch noch ständig ändert. Außerdem hängt das wiederum an der Wirtschaftleistung, wodurch sich hier wieder die Katze in den Schwanz beißen würde. ==> Wenn die Mieter ihre Jobs verlieren, ist auch die Miete in Gefahr. Mit hohem Mietausfall sinkt aber dann auch wieder der Immobilienwert... Das ist also eine Milchmädchenrechnung.

Eine sog. "Immobilien-Währung" ist kein Selbstläufer. Immobilien sind ebenfalls ein begrenztes Gut und können nicht beliebig vermehrt werden. Außerdem ist hier die Qualität der Immobilien ganz entscheidend. Eine Blockhütte in Sibirien wird man kaum beleihen können und die teueren Objekte in europäischen, asiatischen und amerikanischen Großstädten sind und bleiben rar. Außerdem gibt es auf diesem Markt genauso Boomphasen und Crashes, das hat z.B. die Subprime-Krise Mitte der 2000er deutlich gezeigt. Aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit geeigneter Immobilien, ist aber auch die daraus resultierende Währung begrenzt, was bedeutet, dass die Geldmenge mit der Wirtschaftsleistung nicht schritt halten kann. Es käme zur Deflation und damit genauso zu Wirtschaftskrisen, wie wir sie aus der Vergangenheit kennen.

Man kann es nun drehen und wenden, wie man will: Jede begrenzte Währung, egal, ob sie nun mit Gold, Immobilien oder Kryptoschlüsseln gedeckt und limitiert ist, ist der Holzweg. Das führt immer wieder zu Wirtschaftskrisen. Genau aus dem Grund hat man auch die Golddeckung aufgegeben. Es macht keinen Sinn nun die Immobiliendeckung oder die Kryptodeckung einzuführen. Kleine Randnotiz aus der Geschichte: Ohne Golddeckung wäre die Weltwirtschaftskrise 1929 nie so schlimm geworden, denn der Staat musst damals eine extrem deflationäre Politik betreiben. Ohne Weltwirtschaftskrise aber, wäre Hitler nicht an die Macht gekommen.

Ich denke hier wird von einigen Akteuren nur eine Menge Angst und Panik geschürt, die an solchen Alternativ-Währungen und dubiosen Geldanlagen verdienen. Unsere Währung war noch nie so stabil wie jetzt und trotzdem sind die Leute in Aufregung und Angst. Das ist Paranoia. Fakt ist: Staaten wie Deutschland oder die USA werden ihre Anleihen immer zurückzahlen. Wäre dem nicht so, würden wir ganz andere Zinsen sehen. Die Zinsen werden durch den Leitzins ja nur indirekt beeinflusst. Was ein Saat im Endeffekt tatsächlich zahlen muss, bestimmt der Markt. So gesehen legt der Staat den Anleihezins nicht einfach nach eigenem Gutdünken fest, sondern er ergibt sich.

Das Geld kommt bei den Reichen an, die das Geld nicht verkonsumieren. Die Menge erhöht sich nur ohne zur Nachfrage zu werden.
Wer macht denn die Probleme in Corona-Zeiten? Der Vermieter will seine Miete haben - ob von Wohnungs- oder Geschäftsmietern oder Flugzeugleasing oder... Und den meisten Vermietern geht es sehr gut. Und wenn sie finanziert haben, geht das Geld an die Banken, damit auch wieder an Vermögende, die nicht dafür konsumieren. Nur z. B. Kurzarbeitergeld geht in den Konsum. Der wäre sonst vomn Lohn bedient worden.

Zitat von Fritz am 7. April 2021, 13:23 Uhr

...

Dass die Staaten auf eine Hyperinflation hoffen, halte ich für eher unwahrscheinlich, denn das wäre der Super-GAU für die Wirtschaft. ...

warum?

es können ja für die Kalkulation der Unternehmen untereinander stabile Verrechnungseinheiten definiert werden

und wenn - nach "Nullinflation" (bzw. trotz Aufblähung = Inflationierung der Geldmengen aufbleibenden Preissteigerungen) bis zum Jahr 202X im Jahr 202X+1 die Preise um 20 % steigen und  im Jahr 202X+2 um 50 % ... dann bleibt ja Zeit, sich im B2B-Handel auf die neue Situation einzustellen ...

@fritz
Es ist richtig, dass es bisher unter Berücksichtigung der Inflation (und der Steuern!) keine positive Realverzinsung bei hoher Sicherheit (Staatsanleihen) gab.

Das derzeitige Hauptproblem unseres Geldes sehe ich darin, dass die Staaten zum Nullzins sich (unendlich) weiter verschulden können - und das auch tun werden. Denn dieser Weg ist einfacher als Steuern zu generieren und viel billiger als Anleihen am Markt aufzunehmen.

Insofern sind Parallelwährungen positiv.
Eigentlich sind z.B. ETFs oder REITs nicht anderes als eine Parallelwährung. Sie dienen als Geldaufbewahrungsmittel - besichert mit Unternehmensanteilen oder Immobilien. Nur leider mit einem volatilen Wechselkurs. Deren Kurssteigerungen derzeit zeigen, was die Bürger von unserer Währung als Geldaufbewahrungsmittel halten: wenig. Und sie zeigen auch die Crux dieser Parallelwährungen (wie von Dir erwähnt): Es fehlt der Nachschub (an Immobilien oder Unternehmensaktien). So treibt die steigende Nachfrage zusätzlich die Kurse. Bleibt die Hoffnung, dass weiter neue Anbieter von "Währungen" sich an den Markt wagen, auch wenn sie daran Geld verdienen.

Zur Hyperinflation: Die Staaten wollen Inflation zur Tilgung, aber keine Hyperinflation.

Zitat von FredFinanzFuchs am 7. April 2021, 14:14 Uhr

...

Eigentlich sind z.B. ETFs oder REITs nicht anderes als eine Parallelwährung. Sie dienen als Geldaufbewahrungsmittel - besichert mit Unternehmensanteilen oder Immobilien. ... die Crux dieser Parallelwährungen (wie von Dir erwähnt): Es fehlt der Nachschub (an Immobilien oder Unternehmensaktien).  ...

"gutes" Geld zeichnet sich ja eben dadurch aus, dass es nicht so einfach "nachgedruckt" werden kann!

das gilt gleichermaßen für Gold und Silber (in gewissen Kreisen auch "Hartgeld" genannt) ... für Bitcoins (wo nur die Frage der Akzeptanz in 5 oder 50 Jahren ist?) ... und für Anteile an realexistierenden Sachwert(körb)en ...

Zitat von Fritz am 7. April 2021, 13:23 Uhr

... Unsere Währung war noch nie so stabil wie jetzt ...

ok, über die Stabilität unserer Währung = des Euro unterhalten wir uns in 10 oder 20 Jahren nochmal  😉

Zitat von exit-tbd am 7. April 2021, 14:55 Uhr
Zitat von Fritz am 7. April 2021, 13:23 Uhr

... Unsere Währung war noch nie so stabil wie jetzt ...

ok, über die Stabilität unserer Währung = des Euro unterhalten wir uns in 10 oder 20 Jahren nochmal  😉

Dazu - und zu den Maßnahmen der ECB - hatte ich hier vor geraumer Zeit mal einen Thread gestartet ("Wie steht ihr zum Euro als Währung ?")

Der Euro - präziser diese Europäische Einheitswährung - hat längst die so wichtige Geldfunktion "Schatzcharakter" also "Wertaufbewahrungsmittel" verloren. Von den drei Geldfunktionen (neben Tauschmittel also Zahlungsmittel und Wertmaßstab also Recheneinheit) ist gerade diese Funktion für Sparer, Altersvorsorge Betreibende, Anleger, Investoren aber auch insbesondere für "Frugalisten" ohne Zweifel die wichtigste Geldfunktion.

Am Gold beispielsweise sieht man das ganz gut. Vor Euroeinführung habe ich noch für ca. 520 DM pro Unze und etwa 16.500 DM pro kg Gold gekauft. Inzwischen betragen die Preise ein Vielfaches davon. Wohlgemerkt die Preise. Der Wert von Gold dürfte fast gleich geblieben sein (von etwas gestiegenen Förderkosten mal abgesehen). Es braucht nur schlicht immer mehr durch Null- und Negativzinsen sowie QE in Billionenhöhe entwertete Euro - um exakt die gleiche Menge Gold zu kaufen. Einer der vielen Folgen der Euro-Dauerrettungspolitik der ECB mittels ultra-expansiver Geldpolitik und einem Leitzins von Null bzw. negativem Einlagezins (Folge: Vermögenspreisinflation).

Einer der Gründe, warum das Geld in Sachwerte (Beispiel: Immobilien) aber auch in andere knappe Sachwerte und begehrte Güter wie Kunst, Uhren, Oldtimer, Weine usw. und inzwischen sogar in Gitarren, Handtaschen, Comics etc. wandert

Auch der Bitcoin-Hype dürfte zumindest zum Teil von dem Wunsch getragen sein, ein Wertaufbewahrungsmittel zu finden und zu etablieren - wenn staatliches Geld wie der Euro diese Funktion nicht mehr leisten kann. Wobei man schon ganz generell darüber diskutieren könnte, ob der Euro überhaupt noch Geld ist. Da wäre ich bei Prof. Hankel: "Geld, welches man ständig retten muß, ist kein Geld mehr" ... Auffällig ist jedenfalls die Parallelität zwischen der beginnenden expansiven Geldpolitik der Notenbanken im Rahmen der Finanzkrise (ab 2008) und kurz danach der Eurokrise (ab 2010): Ziemlich genau ab da begann auch das Thema Bitcoin samt dem wahnwitzigen Kursanstieg. Dazu dürfte beim Bitcoin noch der Wunsch hinzutreten eine von staatlichen Institutionen möglichst unabhängige sozusagen dezentrale Währung zu verwenden (es gibt praktisch kaum noch unabhängige Notenbanken - schon gar nicht die ECB; obwohl das eigentlich zwingend mal so vorgesehen war (siehe § 123 "Verbot der monetären Staatsfinanzierung" AEUV)).

Ähnliches gilt ja auch für eine sich an den Anleihenmärkten bildende adäquate Zins-Risiko-Ratio. Diese ist durch die Billionen schweren Anleihekäufe der ECB bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Wie sonst könnten sich Länder wie Frankreich oder gar Griechenland (!) zu geringeren Zinsen verschulden als die USA. Das ist kafkaesk.

Conclusio: Ist Geld keine begrenzte - präziser gesagt zumindest knappe - Ressource mutiert es sukzessive zu schlechtem Geld. Eine dauerhaft zinslose Währung wird auch bei nur moderater Inflation bereits zu Schwundgeld. Jedenfalls auf Sicht von mehreren Jahren. Verliert Geld aber die wichtigste Geldfunktion als Wertaufbewahrungsmittel, werden sich die Menschen auf den Weg nach Alternativen machen. Das war in der Finanzgeschichte stets und immer so. Die besser Informierten zuerst, die weniger Informierten später. Die Ahnungslosen eher gar nicht - diese haben aber oft auch wenig bis nix zu verlieren rein pekuniär gesehen.

In einem Fiat-Money-System - was durchaus Vorteile haben könnte, wenn denn bei Politik und Notenbanken nur die dafür nötige Akkuratesse vorhanden wäre ...; und in der Eurozone das Motto "pacta sunt servanda" gelten würde sprich das Einhalten der EU-Verträge, die man sich selbst (!) gegeben hat, praktiziert würde - besteht die zusätzliche Gefahr, daß eine Notenbank bei sozusagen grenzenlosem Ankauf im Umfang von Billionen immer schlechtere Risiken in ihre Bilanz packt. Auch dies wird - in the long run jedenfalls - die Geldqualität weiter verwässern und verschlechtern.

Unter Umständen sogar bis hin zu dem Punkt an dem dann auch Otto Normalverbraucher Zweifel an unserem zwar bunt bedruckten aber letztlich deckungslosen Euro-Zettelgeld kommen. Sicherlich einer der Gründe, warum Politik und Notenbanken über eine weitere Zurückdrängung des Bargeldes (vielleicht hin bis zu seiner Abschaffung ?!) und die ECB über den digitalen Euro nachdenkt. Damit wäre die Geld- und Zinsplanwirtschaft vollendet.

Das wäre für mich der endgültige Zeitpunkt (die von Planwirtschaft generierten Ergebnisse habe ich in meinem privaten aber auch beruflichen Leben nämlich zu oft "bewundern" dürfen und müssen) die Eurozone zu verlassen und z. B. endgültig in die Schweiz umzusiedeln - natürlich nur, wenn es dann dort noch Bargeld gibt ... 🙄

Zitat von FredFinanzFuchs am 7. April 2021, 14:14 Uhr

@fritz
Es ist richtig, dass es bisher unter Berücksichtigung der Inflation (und der Steuern!) keine positive Realverzinsung bei hoher Sicherheit (Staatsanleihen) gab.

Das derzeitige Hauptproblem unseres Geldes sehe ich darin, dass die Staaten zum Nullzins sich (unendlich) weiter verschulden können - und das auch tun werden. Denn dieser Weg ist einfacher als Steuern zu generieren und viel billiger als Anleihen am Markt aufzunehmen.

...

Also, diese (zeitlich) unendliche Verschuldung läuft im Prinzip auch mit positiver Verzinsung so. Der Staat begibt Anleihen und bezahlt die Zinsen der alten Anleihen mit neuen Anleihen. Das ist praktisch wie ein riesiges Schneeballsystem. Der Staat kann sich allerdings nicht in der Höhe unendlich Verschulden. Ab einem gewissen Grad zweifeln die Anleger nämlich an der Rückzahlungsfähigkeit des Staates und damit sinkt seine Bonität und die Zinsen steigen wieder (s. Griechenland). Die Menge der Schulden bemisst sich immer an der Wirtschaftsleistung des Staates. In gewisser Hinsicht wird das Problem nun umgangen, da die EZB selbst die Staatsanleihen aufkauft und somit praktisch Geld auf Vorrat druckt, ohne höhere Zinsen zahlen zu müssen. Das kann man sicher kritisch sehen. Allerdings ist zu viel Geld immer besser, als zu wenig Geld, denn solange sich Angebot und Nachfrage in etwa die Waage halten, ist es nicht weiter schlimm, wenn zu viel Geld da ist. Eine zu geringe Geldmenge führt aber fast immer zwangsläufig in die Deflation.

Für den einzelnen Anleger ist es eigentlich egal wieviel Wasser im Ozean ist. Steigt die Geldmenge, steigt auf lange Sicht alles andere in gleichem Maße mit an. Wir sehen das Spiel nun seit einiger Zeit schon im Aktienmarkt und im Immobilienmarkt. Irgendwann werden die Löhne nachziehen und damit auch die Konsumgüter. Am Ende ist alles wieder ausgeglichen. Problematisch wird es eben nur, wenn Waren knapp werden (z.B. kein Öl mehr geliefert wird). Erst dann kommt eine echte Inflation ins Rollen.

Eine Möglichkeit für den Privat-Anleger wäre es, die Inflation immer im Auge zu behalten. Steigt diese zu sehr kann, könnte man sein Geld in Devisen tauschen mit niedriger Inflation. Das macht allerdings nur Sinn, wenn die Inflation schon weit nach oben geschossen ist, denn bei Devisen hat man immer ein unkalkulierbares Wechselkurs-Risiko. Damit kann man sich u.U. ein Eigentor schießen. Immobilien sind eine Anlageklasse wie Aktien, Gold oder Anleihen auch. Mit ähnliche Risiken.

Ok, ich lass mal meinen Senf zum Thema "Inflation" da: Die uns präsentierte "Inflationsrate" wird ja aus einem festgelegtem Warenkorb errechnet und stellt somit einen einzigen Datenpunkt dar. Über die sinnvolle/sinnfreie Zusammensetzung will ich mich jetzt ebenso wenig auslassen wie über die "hedonistischen Anpassungen" die immer mal wieder vorgenommen werden.

Man kann -wie die österreichische Schule der Nationalökonomie- aber auch das Wachstum der Geldmenge (typischerweise M2) als Inflation definieren. Daten aus der EU hab ich gerade nicht weil ich mich beruflich nur mit den USA beschäftige, aber dort waren das in 2020 immerhin 24%.

Macht man das, wird Inflation vom Datenpunkt zu einem Vektor. Ich beschreib das mal oberflächlich: Stark deflationär ist Technik. Ihr müsst euch alle keine Kameras oder Voicerekorder etc. kaufen weil das alles im Handy ist. Die Bilder müssen nicht entwickelt werden sondern liegen kostenlos in der Cloud. Usw.

Leicht inflationär sind derzeit z.B. Lebensmittel

Etwas stärker inflationär sind z.B. Immobilien und Aktien.

Hochinflationär sind in den letzten Jahren fixed income bonds, also z.B. Bundesanleihen. Bei 5% muss ich 1 Mio anlegen um von den 50k Zinsen pro Jahr leben zu können, bei 0,5% sind das schon 10 Mio und bei negativen Zinsen ist das ganz unmöglich.

Hyperinflationär sind derzeit alle FIAT Währungen gegen Bitcoin (und wären es etwas geringer bei Gold wenn die BIS und angeschlossenen Zentralbanken das nicht durch Naked Shorts am Papiermarkt verhindern würden)

Grundsätzlich greifen 2 Faktoren an dem Vektor an: Technik ist durch hyperbolische Entwicklung (man denke an z.B. Moore`s Law usw.) hochgradig deflationär, "scares assets" wie Kunst, Oldtimer, (eigentlich) Gold und Bitcoin sind hochgradig inflationär.

Deswegen entsteht ja auch die hochgradig ungerechte Umverteilung von Wohlstand (praktisch unbemerkt): Alle, die scarce assets haben, haben gerade "Wohlfühlinflation". In Nominalwerten werden die Gebäude, Aktien, Oldtimer etc. ständig mehr wert. Sie leihen sich dann zu praktisch Nullzinsen FIAT dagegen und kaufen noch mehr assets. Wash-Rinse-Repeat.

Diesen ganzen CPI/PCE Shit (bei uns Konsumerpreisinflation genannt) machen sie nur damit sie das System mit Geldmengenausweitung weiter am Leben halten können.

Glaubt das das "2% Inflationsziel" (was sie wahrscheinlich nie erreichen) und geht long FIAT. Es kann euch nichts passieren.

Glaubt an die Ausweitung der Geldmenge M2 als Inflation und geht short FIAT wenn ihr überleben wollt.

Just my 2 cents....

 

Zitat von exit-tbd am 6. April 2021, 12:10 Uhr

ist doch ganz einfach:

je ferner jemand der (mittlerweile virtualisierten) "Druckmaschine" im Keller bzw. dem Serverraum der Zentralbanken ist, desto begrenzter ist die "Ressource Geld"!

So sieht es aus: Cantillon-Effekt ...

Immobilien und Aktien steigen und steigen…..   bzw. ich kann von meinem Gehalt immer weniger Aktien, qm Wohneinheiten kaufen.  Dann sinkt doch mein Gehalt - um 1/3 in den letzten 2 Jahren, oder?

Nein, die Rendite ist gesunken. Das sind Renditeobjekte.

Mit dem Gehalt kauft man den Warenkorb des täglichen Bedarfs.

Der Teil, der für Anlagezwecke genommen wird, der bekommt die jetzt niedrigere Marktrendite.

Zitat von Silberberstreif am 4. April 2021, 3:04 Uhr

https://www.goldseiten.de/artikel/489414--Gestaute-Inflation.html

"Wir sollten jedenfalls nicht glauben, dass die hemmungslose Geldvermehrung unserer Finanzpolitiker und der Zentralbanken („Euro-Hilfen“, „Green Deal“) ohne Folgen bliebe. Wir merken die Folgen nur kurzfristig noch nicht, weil die eigentlich notwendige Inflationsfolge vorerst künstlich gestoppt wird. Eine gestaute Inflation bricht aber irgendwann auf.

Gestaute Inflation ist also kein Dauerzustand, sondern bloß ein vorübergehender Kunstgriff, der nicht durchgehalten werden kann, sondern sich irgendwann in der natürlichen Inflation oder gleich Währungsreform auflöst."

 

Tja, und jetzt haben wir den Salat, so wie es aussieht sind wir aktuelle bei ca 10% inflation, der Euro schmiert ab und die Prognose für das nächste Jahr liegt auch bei 9% Inflation ca., wo ich persönlich denke dass es vielleicht eher "nur" 5% oder so werden

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