Bitte oder Registrieren, um Beiträge und Themen zu erstellen.

Für mich ein eklatanter Widerspruch !

Seite 1 von 3Nächste

Beschäftige mich schon sehr lange (seit meiner Kindheit) mit den Themen Geld, Sparen und Geldanlage. Inzwischen bin ich ü60 und schon einige Jahre im freiwilligen Vorruhestand. Auf diese Seite inkl. Forum bin ich zufällig gestoßen. Ein an sich spannendes Thema. Was mich nur sehr wundert ...

… auf der einen Seite versucht man mittels breit gestreuter ETFs eine bestmögliche Diversifikation hinzubekommen - auf der anderen Seite geht man gleichzeitig ein maximales (biometrisches) Klumpenrisiko ein und setzt quasi Alles auf eine Karte: Nicht jeder wird nämlich 70, 80 oder 90 Jahre alt; und dies auch noch bei halbwegs ordentlicher Gesundheit (erst recht nicht als Mann; Männer haben eine kürzere Lebenserwartung als Frauen). Durch die üblichen leidigen "Klassiker" (Unfall, schwere Erkrankung etc.) stirbt so mancher schon viel früher und/oder kann kaum noch aktiv am Leben teilnehmen (Pflegefall in jüngerem Alter).

Dieses Risiko wäre mir viel zu hoch gewesen. Also, ich lebe 19 Jahre extrem sparsam - und dann trifft mich einer der o. g. Schicksalsschläge (Unfall, schlimme Diagnose, Schlaganfall und Rollstuhl usw.) und ich erlebe meine "Finanzielle Freiheit" gar nicht mehr ! Und habe bis dahin noch dazu sehr frugal gelebt. Diese einseitige Vorgehensweise wäre mir schlicht zu risikobehaftet. Deshalb habe ich einen Mittelweg gewählt aus moderaten Konsum aber kombiniert mit einer dennoch überdurchschnittlichen Sparquote (war bei mir um die 40% rum bei zugegebenermaßen sehr gutem Einkommen).

Noch eine Anmerkung: Diese sog. Finanzielle Freiheit wird wohl (fast) jeder Mensch anders definieren - auch das dafür erforderliche Vermögen. Die in dem Kontext hier einmal genannte Summe von ca. 400 tsd. Euro halte ich aber - selbst bei bescheidener Lebensweise und unter Inkaufnahme eines Vermögensverzehrs (das wäre nix für mich - mein Vermögen muß nicht mehr wachsen, sollte aber auch nicht schrumpfen) für viel zu niedrig. Da würde ich eine deutlich höhere Summe ansetzen. Das ist aber nur meine ganz persönliche Sicht und ein Nebenaspekt.

Mich würde interessieren, wie der oben skizzierte Widerspruch gesehen wird bzw. eventuell sogar aufgelöst werden kann ?

Viele Grüße

AE

Ich denke hier im Forum gibt es ein breites Spektrum an Vorgehensweisen.

Einer bastelt sich zum Beispiel Hygieneartikeln selbst um damit ein paar Euro im Monat zu sparen, an ein Auto ist gar nicht zu denken.

Ein anderer verzichtet auf den Porsche und fährt stattdessen Golf, ist aber durch sein Einkommen der finanziellen Freiheit deutlich näher als der andere.

Beide eint das Ziel, irgendwann als Privatier leben zu können. Ob nun mit angesparten 300.000 oder mit 1,5 Millionen Euro.

Hallo American Eaegle,

einen Widerspruch gibt es gar nicht. Du gehst lediglich von der falschen Annahme aus, dass wir Frugalisten auf irgendwas verzichten und uns Sachen verkneifen würden, die wir eigentlich gerne hätten, nur damit wir mehr sparen können. Das ist aber eben nicht so.

Wir glauben, dass ein glückliches und erfülltes Leben nicht mit Geld ausgeben zusammenhängt. Dass man mit wenig Konsum und geringen Ausgaben sogar zufriedener leben kann, weil man sich so besser auf die wirklich wichtigen und wesentlichen Dinge im Leben konzentrieren kann (die oft kaum etwas oder sogar gar nichts kosten).

Wenn du mir eine Million Euro geben würdest, würde ich auch nicht wirklich mehr ausgeben als jetzt.

Das Geldsparen ist nicht das Ziel, dem wir unsere Lebensfreude unterordnen, sondern eher der Nebeneffekt eines bewussten und optimierten Lebensstils.

Das einzige, worauf ich heute tatsächlich "verzichte", weil ich darauf spekuliere, älter als 40 zu werden: Mehr Freizeit, weil ich mehr arbeiten gehe als ich für meinen aktuellen Lebensunterhalt bräuchte (ich arbeite 24 Stunden die Woche, bräuchte aber nur 10).

Hallo Oliver,

vielen Dank für Deine Erklärung ! Den/Euren Ansatz habe ich jetzt besser verstanden. Wobei ich mich natürlich auch frage: Konsequent zu Ende gedacht und wenn alle so handeln, dürfte das für unser Wirtschaftssystem inkl. der Arbeitsplätze ein valides Problem werden - inkl. für die Firmen und deren Aktien (samt Dividenden) aus denen ja auch Dein "passives Depot" besteht … Aber das wäre wieder ein anderes Thema. Frei nach Kant, dürft ihr - m. E. jedenfalls - nicht auf allzu viele Nachahmer hoffen ...

Für mich wäre das - offen gesagt - kein gangbarer Weg gewesen, denn moderater Genuß (ein nettes Restaurant, ein guter Wein usw.) gehören für mich dazu. Aber das ist natürlich immer eine ganz persönliche Entscheidung bzw. Einstellungssache.

Wünsche Dir - und allen Deinen Mitstreitern - noch viel Erfolg bei der Umsetzung eurer Idee. Und natürlich gutes Gelingen. Kein ganz einfaches Unterfangen in Zeiten wie diesen - als ich noch junger Berufseinsteiger war, sind damals manche ältere Hasen mit überschaubarem Vermögen vorzeitig ausgestiegen und haben mit den Erträgen aus Unternehmensanleihen oder sogar Pfandbriefen und Bundeswertpapieren ihren Lebensunterhalt (ganz oder teilweise) bestritten. Da sind die Zeiten heute deutlich anspruchsvoller geworden für den "Privatier". Als reiner "Rentier" haut das jedenfalls heutzutage nicht mehr hin. Aber auch das wäre wieder ein eigenes Thema.

Beste Grüße

AE

 

@AmericanEagle

Ich will Ihre zu Beginn skizzierten Hinweise gerne aufnehmen und aus meiner Sicht bestätigen (Ich will audch ausdrücklich nicht die von @Oliver skizzierte Lebensphilosophie negieren, die ist richtig und die ist auch grundsätzlich tragfähig!):

Idee einer Risikosplittung einerseits: ETFs, am besten 5 verschiedene mit MSCIWorld, dann mit Emergin markets, Europa, USA, Rohstoffe, Währung ... wie auch immer. Das ist doppelt und dreifach gedacht, doppelt belegt ...(langfristig) das gleiche und wird wahrscheinlich weder Performance noch Risiko beeinflussen. Eine Scheindiversifikation, verbunden auch noch mit Gebühren, die wenn man die über 50 Jahre hochrechnet 6-stellige Beträge ausmachen kann (aber das ist ein anderes Thema).

Risikounterberwertung andereseits: Berufsunfähigkeit, chronische Krankheit, oder familiäre Änderungen mit Partner der Vermögen einklagen will, UNfall, Familiengründung und Zwillinge unterwegs..... nehme ich an dieser Stelle oft als kontrollierbar wahr (zumindest scheint das tendenziell unterbewertet das Risiko und eher bei jüngeren Kommunarden; soweit meine Einschätzung).

Mit nun über 50 habe ich zuviel Kollegen mit allerlei "Pech" erlebt (ink. mir selbst gesundheitlich), so dass eine knappe finanzielle Planung nicht Teil meiner Betrachtung sein kann. Dass ist auch der Grund das hier zu schreiben, aber ich gebe zu, als ich 30 war, wären derlei Gedanken von einem anderen Stern; quasi irrational.

@Absprung 2020

Das entspricht (leider) auch meinen eigenen langjährigen Erfahrungen. Klar: Beim Thema "Finanzen" ist es gut sich ein Ziel (z. B. "finanziell unabhängig" schon mit 40 oder 50 Jahren) zu setzen. Man kann schließlich nur das treffen, worauf man überhaupt zielt. Allzu oft mußte ich aber mitansehen, wie den Menschen bei der Verfolgung ihrer Strategie sozusagen "das Leben dazwischen kam". Sei es durch Unfall, Krankheit, Tod, Arbeitslosigkeit, Scheidung etc. Manchmal waren es auch freudige Ereignisse, wie plötzlich Zwillinge bei eigentlich schon längst abgeschlossener Familienplanung, durch die die (finanziellen) Karten neu gemischt wurden.

Auch in fortgeschrittenem Alter (ü40 oder ü50) kann sich plötzlich noch mal fast alles ändern. Wenn man zum Beispiel - nach Trennung, Scheidung oder Tod - einen neuen Partner findet und plötzlich wieder Nachwuchs, Eigenheim und Kombi zum Thema werden ...

Will sagen: Nur nicht zu knapp kalkulieren und die typischen Unwägbarkeiten des Lebens nicht aus den Augen verlieren. Sonst könnte so mancher fein ziselierte "Entnahmeplan" schnell Makulatur werden. Oder das wahre Leben, weil man an dem "Entnahmeplan" nicht rütteln kann oder will ...

Beste Grüße

AE

@Absprung_2020

Ich glaube es hat weniger mit Risikounterbewertung zu tun, sondern mit der Erkenntnis, dass durch die frugalistische Lebensphilosophie (aktiv sein, immer Neues lernen, Kreativität, selber machen, Genügsamkeit) sich immer positive Möglichkeiten ergeben, die schwerer wiegen als die Risikofaktoren.

(dazu passend auch unsere Diskussion aus dem letzten Thread: https://frugalisten.de/forum/topic/das-frugal-ziel-erreicht-und-dann/#postid-1879)

Zugegebenermaßen mag speziell diese "frugalistische Lebensphilosophie" gute Voraussetzungen bieten, um die angesprochenen Unwägbarkeiten besser zu meistern als der "Durchschnittsbürger". Nichtsdestotrotz und dabei bleibe ich: Es gibt einfach Situationen im Leben, da hilft nur noch die richtige Versicherung und/oder entsprechend hohe Rücklagen. Wage zu behaupten, dies ist keine "Risikoüberbewertung" sondern schlicht jahrzehntelange Erfahrung anhand sehr vieler beobachteter Beispielsfälle. Man sollte das zumindest auf dem Schirm haben. Auch so eine Erfahrung - wenn auch als Nicht-Frugalist: Es ist meist bedeutend einfach aus dem Erwerbsleben auszusteigen, als wieder einzusteigen. Erst recht, wenn dies unter einem gewissen finanziellen Druck erfolgt/erfolgen muß. Ist ja nur ein gut gemeinter Hinweis, damit hier nicht dem einen oder anderen das "Leben dazwischen kommt" bei seinen Planungen … So könnte man z. B. nach dem Ausstieg immer noch einen Fuß in der beruflichen Tür lassen (Teilzeit, freiberufliche Mitarbeit, kleine Selbständigkeit etc.). Das kann man dann bei Bedarf leichter wieder hochfahren als wenn der "Motor einmal ganz abgestellt" worden ist ...

Weiterhin viel Erfolg und beste Grüße.

AE

So wie ich die meisten Leute hier im Forum einschätze, werden sie auch nach Erreichen der Finanziellen Unabhängigkeit noch einem Nebenjob nachgehen. Und sei es nur, damit jemand die Krankenkassenbeiträge bezahlt. Und klar kann einem keiner garantieren, dass man 80 oder 90 wird, aber immer mit der Angst zu leben, dass man morgen schon tot sein könnte ... Wäre nix für mich.

@MrHappy

Naja, tot ginge ja noch und wäre - zumindest für einen selbst - nicht so schlimm. Grämen kann man sich dann nämlich nicht mehr. Aber plötzlich wieder "finanziell abhängig oder gar unfrei" oder im schlimmsten Fall mittellos, das wäre ziemlich doof.

Apropos Krankenkassenbeiträge: Kenne einen seltsamen Fall in meinem Bekanntenkreis. Die Dame hat kräftig geerbt (mehrere Mios), hatte und hat noch immer einen Halbtagsjob als Angestellte. Sie zahlt nur einen sehr kleinen Beitrag (davon der Chef noch die Hälfte) in die GKV. Anteilig eben von ihrem eher geringen Gehalt. Ein Kumpel von mir zahlt einen hohen Beitrag (arbeitet als Selbständiger; und hat somit keinen AG, der dazu zahlt, er muß also den KV-Beitrag allein stemmen) und hat praktisch kein Vermögen. Wenn er denn eins hätte, würden davon dann auch noch Zinsen, Dividenden, Mieteinnahmen usw. "verbeitrag" ! Beide Mitglied der GKV ! Die Dame halt pflichtversichert, er sog. Freiwillig Gesetzlich Krankenversicherter. Nicht ganz schlüssig. Und gerecht wohl auch kaum. Wenn die Solidargemeinschaft den KV-Beitrag einer Multimillionärin subventioniert. Oder habe ich da was falsch verstanden ?

 

 "Oder habe ich da was falsch verstanden ?"

Ist doch ganz normal bei staatlicher Planwirtschaft, da kommen immer so lustige Sachen bei raus.

@Viktor

Das läßt dann aber für das private Vermögen (was ja hier für die finanzielle Freiheit angestrebt wird) nix Gutes hoffen. Denn unser Geldsystem im Allgemeinen (ungedecktes Papiergeld mit zentraler Steuerung der Geldmenge via Zentralbanken) und der Euro im Speziellen (rein politisches Geld) tragen auch Züge staatlicher Planwirtschaft - um nicht zu sagen sind Planwirtschaft pur.

Welche "lustige" Sachen dabei dann wohl am Ende rauskommen ?!

 

PS: Mein Kumpel, der sich als Selbständiger durchschlägt und viel mehr KV-Beitrag bezahlt als die Multimillionärin (obwohl ja beide in der GKV versichert sind !), findet das Ganze übrigens auch nicht lustig. Er war "not amused", als ich versucht habe, ihm das zu erläutern. Erklären kann man es ja kaum ...

Du hast absolut und 100% recht, das Geldsystem ist absolute Planwirtschaft und für viele Krisen verantwortlich. Außerdem sorgt das Ziel "2% Inflation" für ständige Umverteilung. Um unser privates Vermögen mache ich mir aber keine großen Sorgen, da wir ja überwiegend ich in Aktien investieren. Das sind reale Werte und egal was mit der Währung passiert, trotzdem bestehen bleiben. Leute die in Anleihen und andere Festverzinsliche Dinge investieren haben doch schon seit 10 Jahren "Spaß" ohne ende.

Es ist nur einfach leider überall so, egal wo der Staat seine Finger im Spiel hat, herrscht einfach nur 100% Chaos Korruption.

Na, da sind wir uns ja völlig einig. Das mit den braven Sparern, treuen(doofen) Lebensversicherungskunden usw. sehe ich auch ähnlich: Kontinuierliche Enteignung via Finanzieller Repression.

Daß aber ausgerechnet Aktien von der klebrigen, planwirtschaftlichen Hand des Staates verschon bleiben, da wäre ich mir an Deiner Stelle nicht so sicher.

Nimm mal mein konkretes Beispiel: Ich war u. a. stark in EON und RWE engagiert, bis Deutschland (so ziemlich im Alleingang) beschloss komplett und ad hoc aus der Atomenergie auszusteigen. Frau Merkel hatte eben ihre Meinung geändert. Zum Glück habe ich meine diesbezüglichen Aktien sofort verkauft. Mal angenommen, ich hätte das nicht gemacht: Wo stehen die heute i. V. z. damals und was ist mit den Dividenden passiert ?!

Vielleicht entscheidet die EU bald, daß Fast Food und fettige Pommes nicht gut für die Volksgesundheit sind. Was heißt das für meine McDonalds Aktien ?

Oder man will was gegen Zucker tun und verbietet die zuckerhaltige braune Limonade. Was bedeutet das für meine Coca-Cola Aktien ?

usw. usw.

Zitat von American Eagle am 15. Februar 2019, 21:22 Uhr

Apropos Krankenkassenbeiträge: ... Die Dame halt pflichtversichert, er sog. Freiwillig Gesetzlich Krankenversicherter. Nicht ganz schlüssig. Und gerecht wohl auch kaum. Wenn die Solidargemeinschaft den KV-Beitrag einer Multimillionärin subventioniert. Oder habe ich da was falsch verstanden ?

Freiwillig bei der GKV kann teuer sein, deshalb bin ich in einer PKV.  Ob das langfristig schlau ist, werde ich sehen. Aktuell gehe ich davon aus das die PKV-Beiträge um ~5% p.a. steigen, somit muß ich genug Dividenenaktien haben, welche die PKV in Form von Dividende erwirtschaften und min. um 5% p.a. steigen.
Mit meiner Leiblingsaktie klappt das ganz gut, immer weniger Anteil der Dividende geht an die PKV.

 

»In meinem Alter begreife ich, dass Zeit mein kostbarster Besitz ist.« »Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.« »Eine Aktie zu verkaufen die fällt, ist in etwa so, als ob man ein Haus für 100.000 Dollar kauft und es verkauft, sobald jemand 80.000 Dollar dafür bietet.« Buffett
Zitat von American Eagle am 15. Februar 2019, 23:01 Uhr

Das läßt dann aber für das private Vermögen (was ja hier für die finanzielle Freiheit angestrebt wird) nix Gutes hoffen. Denn unser Geldsystem im Allgemeinen (ungedecktes Papiergeld mit zentraler Steuerung der Geldmenge via Zentralbanken) und der Euro im Speziellen (rein politisches Geld) tragen auch Züge staatlicher Planwirtschaft - um nicht zu sagen sind Planwirtschaft pur.

Das ist auch ein Grund sein Kapital nicht in Geld zu halten, sondern in Produktivvermögen.

»In meinem Alter begreife ich, dass Zeit mein kostbarster Besitz ist.« »Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.« »Eine Aktie zu verkaufen die fällt, ist in etwa so, als ob man ein Haus für 100.000 Dollar kauft und es verkauft, sobald jemand 80.000 Dollar dafür bietet.« Buffett

@american-eagle

Beim Energiesektor darfst du aber nicht außer Acht lassen, das E.on und Co. durch den Staat erst groß gemacht worden. Unter der Schröder Regierung ist der Strommarkt geografisch unter vier Monopolisten aufgeteilt worden E.on, RWE, EnBw und Vattenfall. Alle kleineren und regionalen Energieversorger wurden verdrängt oder geschluckt. Du hast also da schon von dieser "Planwirtschaft" profitiert. Diese Monopolisten haben jetzt im Zuge der Energiewende wieder an Einfluss verloren, weil der Strommarkt liberalisiert und dezentralisiert wurde. Jetzt wird der Spieß halt wieder umgedreht. Wenn du dass nicht willst, dann musst du dich komplett von solchen "politisierten" Branchen fernhalten. Ich z.B. halte mich aktuell komplett von den Autoherstellern fern. Die sind genauso durch die Politik groß gemacht worden und jetzt drohen sie von der Entwicklung überrollt zu werden.

Das Bsp. mit den fettigen Pommes oder Zucker ist schlecht. Deiner Argumentation folgend, dürfte die Regierung dann auch den Tabak- und Alkoholverkauf nicht einschränken, denn dadurch entgehen ja denjenigen Gewinne, die Tabak- und Bierhersteller-Aktien gekauft haben. Also ich denke man sollte den Staat nicht generell immer so verteufeln. Ich glaube keiner möchte Zustände wie in den USA, wo die Industrie machen kann was sie will. Dort sind die Menschen allgemein kränker und haben auch eine geringere Lebenserwartung, als bei uns. Die meisten wissen oft nicht einmal wie schädlich Fastfood und Zucker ist. Kranke Menschen treiben aber wieder die Krankenkassenbeiträge in die Höhe, das bekommst du dann im Endeffekt auch wieder zu spüren. Eigentor!

Zitat von dev am 16. Februar 2019, 10:33 Uhr
Zitat von American Eagle am 15. Februar 2019, 21:22 Uhr

Apropos Krankenkassenbeiträge: ... Die Dame halt pflichtversichert, er sog. Freiwillig Gesetzlich Krankenversicherter. Nicht ganz schlüssig. Und gerecht wohl auch kaum. Wenn die Solidargemeinschaft den KV-Beitrag einer Multimillionärin subventioniert. Oder habe ich da was falsch verstanden ?

Freiwillig bei der GKV kann teuer sein, deshalb bin ich in einer PKV.  Ob das langfristig schlau ist, werde ich sehen. Aktuell gehe ich davon aus das die PKV-Beiträge um ~5% p.a. steigen, somit muß ich genug Dividenenaktien haben, welche die PKV in Form von Dividende erwirtschaften und min. um 5% p.a. steigen.
Mit meiner Leiblingsaktie klappt das ganz gut, immer weniger Anteil der Dividende geht an die PKV.

 

Apropos PKV-Beiträge: Ohne Zins und Zinses-Zins-Effekt (so war das Ganze nämlich kalkuliert - z. B. Ansammlung von Rückstellungen um den Beitragsanstieg im Alter abzufedern) wird es auch bei der PKV für die Versicherten teurer werden. Das ist Fakt.

Sich (zwingend) am Aktienmarkt zu engagieren, um seine KK-Beiträge stemmen zu können, scheint mir für den Durchschnittsbürger nicht generell und in allen Fällen empfehlenswert. Das ist aber nur meine ganz persönliche Sicht.

Übrigens: Lieblingsaktien und Dividenden können sich über lange Zeiträume stark ändern - war jedenfalls bei mir so ...

Zitat von dev am 16. Februar 2019, 10:36 Uhr
Zitat von American Eagle am 15. Februar 2019, 23:01 Uhr

Das läßt dann aber für das private Vermögen (was ja hier für die finanzielle Freiheit angestrebt wird) nix Gutes hoffen. Denn unser Geldsystem im Allgemeinen (ungedecktes Papiergeld mit zentraler Steuerung der Geldmenge via Zentralbanken) und der Euro im Speziellen (rein politisches Geld) tragen auch Züge staatlicher Planwirtschaft - um nicht zu sagen sind Planwirtschaft pur.

Das ist auch ein Grund sein Kapital nicht in Geld zu halten, sondern in Produktivvermögen.

Worin auch immer Du Dein Kapital hälst, sei es in Aktien, Immobilien, Giral- oder Bargeld, Lebensversicherungen, Gold usw., der Staat hat schon sehr oft (und nicht selten sogar rückwirkend) die Rahmenbedingungen signifikant verändert (bzw. aus Anlegersicht verschlechtert). Das habe ich selbst zig Mal erlebt.

Schon deshalb würde ich niemals mein gesamtes Kapital in einer einzigen Assetklasse (z. B. Aktien) halten.

Generell: Aus meiner Sicht kann eine Gesellschaft nur halbwegs stabil sein, wenn es auch halbwegs stabiles Geld gibt. Und damit Planungssicherheit für den normalen Bürger. Das ist schon generell bei Papiergeld nicht ganz ungefährlich, wenn Papiergeld aber zu richtigem Schwundgeld wird (wie bei dem zinslosen Euro) und damit eine seiner wichtigsten Geldfunktionen verliert (Wertaufbewahrungsfunktion), wird es zu einem Problem. Nicht alle Menschen können nämlich am Aktien- oder Immobilienmarkt mitspielen. Schon deshalb nicht, weil es mit der Finanzbildung in Deutschland nicht besonders gut bestellt ist.

Zitat von Fritz am 16. Februar 2019, 12:43 Uhr

@american-eagle

Beim Energiesektor darfst du aber nicht außer Acht lassen, das E.on und Co. durch den Staat erst groß gemacht worden. Unter der Schröder Regierung ist der Strommarkt geografisch unter vier Monopolisten aufgeteilt worden E.on, RWE, EnBw und Vattenfall. Alle kleineren und regionalen Energieversorger wurden verdrängt oder geschluckt. Du hast also da schon von dieser "Planwirtschaft" profitiert. Diese Monopolisten haben jetzt im Zuge der Energiewende wieder an Einfluss verloren, weil der Strommarkt liberalisiert und dezentralisiert wurde. Jetzt wird der Spieß halt wieder umgedreht. Wenn du dass nicht willst, dann musst du dich komplett von solchen "politisierten" Branchen fernhalten. Ich z.B. halte mich aktuell komplett von den Autoherstellern fern. Die sind genauso durch die Politik groß gemacht worden und jetzt drohen sie von der Entwicklung überrollt zu werden.

Das Bsp. mit den fettigen Pommes oder Zucker ist schlecht. Deiner Argumentation folgend, dürfte die Regierung dann auch den Tabak- und Alkoholverkauf nicht einschränken, denn dadurch entgehen ja denjenigen Gewinne, die Tabak- und Bierhersteller-Aktien gekauft haben. Also ich denke man sollte den Staat nicht generell immer so verteufeln. Ich glaube keiner möchte Zustände wie in den USA, wo die Industrie machen kann was sie will. Dort sind die Menschen allgemein kränker und haben auch eine geringere Lebenserwartung, als bei uns. Die meisten wissen oft nicht einmal wie schädlich Fastfood und Zucker ist. Kranke Menschen treiben aber wieder die Krankenkassenbeiträge in die Höhe, das bekommst du dann im Endeffekt auch wieder zu spüren. Eigentor!

Bezüglich des Energiemarktes hast Du sicherlich (teilweise) recht. Insoweit vielen Dank für die Klarstellung. Hatte diese Historie so nicht mehr auf dem Schirm, weil ich die Versorger damals nur relativ kurz beobachtet hatte und dann eben in die Aktien eingestiegen bin. Aber dann auch wieder bei Bedarf zügig ausgestiegen bin.

Das mit den "politisierten" Branchen ist so eine Sache. Der Staat hat die Tendenz sich in vieles einzumischen (Assekuranzen, Banken, Automotive, Fluggesellschaften, Pharma, Nahrungsmittel usw.). Nicht ganz einfach sich da fernzuhalten … man müßte es sozusagen antizipieren, wo der nächste Eingriff erfolgt bzw. erfolgen könnte.

Es geht überhaupt nicht um das "Verteufeln". Finde nur, der Staat handelt allzu oft kurzsichtig und in vielen Fällen nicht konsistent. Nur ein Beispiel: Die EU hat mal via kräftiger Agra-Subventionen den Tabakanbau gefördert - während die EU zeitgleich auch mit teuren Kampagnen auf die Schädlichkeit des Rauchens hinwies …

Mir würde übrigens unzählige weitere Beispiele einfallen.

Bei der Gelegenheit: Gerade in den USA kann die Industrie nicht machen, was sie will. Schau Dir mal die Zulassungsvorschriften bei Fahrzeugen, Medikamenten, technischen Geräten usw. an - und die dazu gehörigen Schadensersatzsummen für Verbraucher, wenn mal was passiert. Kein Vergleich zu Deutschland.

By the way: Es waren die Amis, die Diesel-Gate aufgedeckt haben (gut, ein bißchen "Industriepolitik war auch dabei) und es sind Autofahrer in den USA, die entschädigt werden. Wie läuft das nochmal in Deutschland mit einem VW Euro 5 Diesel ...

Seite 1 von 3Nächste