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Frugalismus vor dem Aus?

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Jau, das ist tatsächlich so mit der eigenen Realität. Was Drengist schreibt, sollte z.B. für sehr viele angestellte Ingenieure oder IT'ler machbar sein, auch ohne massive Karrierefixiertheit, permanente Überstunden oder Führungsverantwortung und trotz hoher deutscher Lohnnebenkosten. Die restlichen Lebensumstände müssen halt passen. Wer bei genügsamer Lebensweise auf so eine Rate kommt, ist natürlich in privilegierter Position, aber nach meinem Empfinden durchaus noch Normalo. Und würde er 1000 weniger beiseite legen, wäre er hier ja immer noch gut aufgehoben.

@drengist Habe deine Vorstellung grad erst gelesen. Demnach hast du deine Sparrate ja in den letzten zwei Jahren ordentlich steigern können. Finde es nett solche Entwicklungen über die Zeit zu verfolgen. Vielleicht sollte ich nach mehr als 1000 Beiträgen auch mal eine Vorstellung schreiben. 🙄

Das Mediannettoeinkommen in Deutschland liegt bei rund 2000€. Die Hälfte der Bevölkerung hat also mehr, die andere weniger. Wer also 2.6 k im Monat wegsparen kann, gehört definitiv zu den Gutverdienern. Bereits mit 3500 Nettogehalt zählt man zu den einkommensstärksten 10%. So normalo ist das also auch nicht. Ich will aber auch nicht klugscheißen, nur etwas bei der Einordnung helfen 🤪

Auf jeden Fall eine tolle Sparrate- Glückwunsch! 🙋

PN an maxause@gmx.de
Zitat von TheWanderer am 24. Juni 2023, 11:06 Uhr

Vielleicht sollte ich nach mehr als 1000 Beiträgen auch mal eine Vorstellung schreiben. 🙄

Yes please! 🙂

ich glaube, dass es hier sehr unterschiedliche Menschen gibt, die man nicht alle in einem Pott werfen sollte.

Da gibs

  • die Puristen, die ihre Ausgaben extrem einschränken, extrem hohe Sparbeträge haben und mit 40 nicht mehr arbeiten wollen. Sie nehmen auch den vollständig Kapitalverzehr bis zum Lebensende in die Rechnung auf
  • die FIRE Leute, die auch mit einem Alter X aussteigen wollen aber nicht unbedingt so sparsam leben wollen wie die Puristen und auch nicht unbedingt ihren Kapitalstock voll aufzehren wollen
  • die normalen Sparsamen, die aus dem Forum Spartipps und Anlagetipps nehmen, aber vermutlich bis zum Rentenalter arbeiten wollen. Sie wollen eher ihre Rente aufbessern, vielleicht eine Immobilie kaufen können oder sich andere finanzielle Freiräume erschließen
  • Die "Millionäre", die vielleicht mal eines der o.g. waren; das sehr erfolgreich gemacht haben und auch nicht aufgehört haben als sie bereits finanziell unabhängig waren. Denen Sparen, Anlegen und weiterer Kapitalaufbau Freude macht.

Gemeinsam haben alle eigentlich nur, dass sie frugaler/sparsamer leben als sie es müssten und ihr dadurch gespartes Geld vermehren wollen.

Wobei ich den Begriff "frugal" immer schwierig fand, weil es keine Definition gibt, ab wann jemand frugal lebt.

Und es gibt hier viele Beiträge wie etwa den Thread wie man Seife selber herstellt, wo ich denke: Soll jeder machen, wenn es ihm Spass macht, aber frugal bedeutet für mich nicht den ganzen Tag damit verbringen alles selber herzustellen, was man für 50 Cent im Supermarkt kriegt. Das hat dann eher religiöse Züge wenn man egal wie viel Mehraufwand das ist, keinen Cent für was ausgeben will.

Diese sehr unterschiedlichen Ansichten und auch finanziell unterschiedlichen Lebenssituationen können für Spannung sorgen. Insbesondere weil wie über zwei völlig konträre Grundideen sprechen: Mehr Geld durch weniger ausgeben VS mehr Geld durch mehr einnehmen. Die kann man kombinieren aber jeder hat so seinen Fokus.

Mir gehts inzwischen ja auch so. Ich bin jetzt über 40, ich bin noch nicht finanziell frei, aber wenn ich alles zusammenrechne und mein Haus verkaufen würde, könnte ich vielleicht frugal bis zu meinem Lebensende in einer kleinen Wohnung leben - auch ohne Erwerbseinkommen. Ich würde es aber nicht tun, denn je mehr Vermögen ich langsam angehäuft hatte und je mehr ich gearbeitet hatte, desto mehr wuchs der Gedanke, dass ich dies nicht tue um am Ende auf Bürgergeldniveau zu leben.

Außerdem wuchs der Gedanke, dass ich teilweise durchaus gerne arbeite, für mich Arbeit auch eine Identifikation ist und ich meine Kollegen mag. Deswegen habe ich vor auf Teilzeit zu gehen, aber selbst diese Entscheidung schiebe ich vor mir her.

Es gibt halt verschieden Lebenspläne und manchmal ändern sich Lebenseinstellungen auch wenn man gewisse Punkte im Leben erreicht.

Zitat von spaetzuender am 24. Juni 2023, 10:28 Uhr

Interessant sich mit einer monatlichen Sparrate von 2.600 Euro als Normalo zu bezeichnen .... Das ist für viele Menschen in Deutschland das Nettogehalt, und für noch mehr Menschen in Deutschland wäre es ein Traum, soviel im Monat netto zu verdienen.

Jeder lebt eben in seiner eigenen Realität.

Den einen "Normalo" gibt es doch nicht.

Einen "Normalo" kennzeichnet doch der Lebensstil, also viel mehr die Ausgaben- und nicht Einnahmenseite, oder?

Beispiel: Ein DAX-Vorstand kann doch im Reihenhaus wohnen und viel mehr "Normalo" sein als einer der Angestellten desselben Unternehmens, der in einer Villa wohnt und die beiden trennt das Einkommen im Faktor 100. Gerade in der FIRE-Bewegung ist es doch das Ziel möglichst höchstausgebildet schnell viel Geld einzunehmen, um bei größtmöglicher Sparsamkeit bald in Ruhestand zu gehen... Wer ist denn da "Normalo"? Doch weder auf Einnahmen- (möglichst hoch, also "reich"), noch auf Ausgabenseite (möglichst gering, also "arm").

 

Zitat von Steffen am 20. Juni 2023, 10:13 Uhr

In einem Frugalistenforum erwarte ich halt eine andere Zielgruppe.

Geht mir auch so.

Klar kann man mit einem sehr hohen Einkommen die finanzielle Freiheit relativ problemlos erreichen, aber so richtig inspirierend finde ich die Geschichten nicht und  solche Menschen sind hier im Forum schon stark vertreten. Da geht es dann um Themen, wie gesetzlich oder privat versichert, ETF thesaurierend oder ausschüttend, Immobilien, ja oder nein, etc. Das sind halt eher allgemeine Finanzthemen, die man auch in anderen Foren vorfindet.

Ich würde mir hier mehr Geschichten wünschen, von Menschen, die durchschnittlich oder vielleicht sogar unterdurchschnittlich verdienen und durch eine genügsame und kreative Lebensweise ihren eigenen Weg finden.

Vielleicht kennt jemand Anne Donath, die sich als Krankenschester mit einer 20%-Anstellung eine einfache Blockhütte gebaut hat und mittlerweile schon seit vielen Jahren finanziell frei lebt? Oder den Autor von "Aussteigen-light", der von 750 € (!) mit seiner vierköpfigen Familie lebte (mittlerweile ist er in die USA  ausgewandert)?

Es gibt sicher noch viele Menschen in Deutschland, die es schaffen, mit sehr wenig (Geld) zurechtzukommen, aber hier im Forum findet man sie doch eher selten - schade.

 

Sehr gut auf den Punkt gebracht!

Bist offensichtlich eine/r der wenigen, die den Sinn des Forums verstanden haben.

 

Das ist auch so der Grund, warum ich hier wenig bis kaum aktiv bin. Hab mir eig. was anderes erhofft, aber gut. Passiv ist auch ok hier 🙂

Mit wenig Geld zurecht kommen bzw. mit weniger als man müsste, das kommt schon häufiger vor. Die ganz spektakulären und medienaffinen Aussteigergeschichten sind aber extrem selten. Anne Donath ist diesbezühlich ein sympathisches Extrembeispiel. Viele schwimmen vielleicht auch unter dem Radar, leben in kleinen Wohnungen vor sich hin, von Natur aus frugal, ohne den Begriff zu kennen.

Letztlich bezweifle ich aber, dass es da so viel Spektakuläres in punkto Frugalismus gibt. Kleine Wohnung statt große, ÖPVN/Rad statt Auto, selbst kochen statt auswärts essen, gebraucht statt neu… Im Kern sind das keine ganz spannenden Fragen und Entscheidungen. Im Gegenteil. Gepaart mit einer passiven Anlagestrategie über Jahre durchgezogen, ist‘s sogar eher langweilig. Führt dann dazu, dass es gar nicht so viel zu schreiben gibt, keine ganz großen Geheimnisse usw.

Die Geschichten, wie hier einzelne gekonnt durch Immobilienprojekte bzw. -Investments zu Geld gekommen sind, finde ich vor dem Hintergrund dann wieder sehr faszinierend. Es gibt also doch andere Wege!

Zitat von spaetzuender am 24. Juni 2023, 10:28 Uhr

Interessant sich mit einer monatlichen Sparrate von 2.600 Euro als Normalo zu bezeichnen .... Das ist für viele Menschen in Deutschland das Nettogehalt, und für noch mehr Menschen in Deutschland wäre es ein Traum, soviel im Monat netto zu verdienen.

Jeder lebt eben in seiner eigenen Realität.

Das stimmt. Natürlich verdiene ich mehr als der Median. Mit meinem Einkommen liege ich in den Top 10%. Ich sage vielleicht immer noch Normalo, weil ich erst seit ein paar Jahren in solchen Regionen liege. Davor habe ich etwas das verdient, was ich gerade spare. (Das war trotzdem immer noch ein gutes Gehalt.)

Aber es war auch anstrengend dort zu landen, wo ich jetzt bin. Ich arbeite 50+ Stunden pro Woche. Heißt: Auf die Stunde gerechnet, sieht mein Verdienst schon wieder ganz anders aus. Der Job macht Spaß, aber bis 67 mache ich den sicher nicht.

 

 

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