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Der große Glaube

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Sorry, dein Anfang war noch ganz interessant zu lesen, aber dann wurde es immer abenteuerlicher:

Eine Gesellschaft ohne Krankenversicherung (Solidarprinzip) ist zutiefst unethisch. Dann hätten wir hier die komplette und endgültige Spaltung.

Menschen mit Geld können sich Gesundheit leisten, Menschen ohne Geld bleiben auf der Strecke. Hast du einen Herzinfarkt wirst du am Eingang des Krankenhauses erstmal nach der Deckung deiner Kreditkarte gefragt.

Das du damit bisher deiner Meinung nach durchgekommen bist ist a) Glückssache und hat b) mit deinem Alter zu tun.

Besonders in der Wirtschaft kommt einer Versicherung ganz besondere Bedeutung zu (Vertrauen). Unsere Warenketten, Vertrauen auf Erfüllung von Leistungen (Bürgschaften) funktionieren ohne Versicherungen im Hintergrund gar nicht. Ich denke du wirst da nicht so den richtigen Einblick haben.

Interessant in dem Zusammenhang ist ja, dass Versicherungen nicht aus sich selbst heraus entstanden sind. Sondern genau diejenigen, für die sie heute da sind (Handwerkszünfte, Reeder, Landwirte) sie selbst gegründet haben oder zur Gründung beigetragen haben.

@chri

Der 22 jährige Horsti Horst, ein BWL student, fährt mit seinem alten Toyota Corolla ohne Versicherung, da diese nicht verpflichtend ist aus Unachtsamkeit in Oma Leonies Blumenladen. Keinem Menschen passiert was, aber der Sachschaden beträgt exklusive Auto 89.478€.

Ich kann die Frage nur für mich selber und für die USA beantworten. Im heutigen System mit Versicherung, bin ich verpflichtet mich für solche Fälle bis zu $20,000 zu versichern. Das sind etwa 16.800€. Wenn die Oma nicht selber versichert ist, kann sie Anklage erheben. Wenn ich kein Geld habe, hat sie Pech gehabt.

Der Durchschnittspreis eines Neuwagens beträgt hier über $38,000. Anstatt so viel Geld für riesige Fahrzeuge auszugeben, konnte man es zur Pflicht machen $20,000 auf ein Treuhandkonto zu tun, als Voraussetzung für einen Führerschein. Dann funktioniert alles ohne Versicherungspflicht genauso gut wie heute. Wer nicht so viel Geld hat, muss sich eben das Geld leihen, sonst darf man nicht Auto fahren.

Eine Welt in der man Versicherungen komplett verbietet würde wahrscheinlich keinen Sinn machen. Die Leute müssen freiwillig etwas risikofreudiger werden in dem sie sich bewusst werden wie viel Risiko sie trotz Versicherung eingehen.

In Kalifornien gibt es eine große Erdbebengefahr und die Baukosten sind dort verdammt teuer. Es gab fast 30 Jahre lang kein richtig großes Erdbeben mehr. 10% der Einwohner haben eine Erdbebenversicherung. Die Versicherungen können es wohl nur sehr schwer einschätzen wie viel Schaden bei einem Erdbeben zustande kommen wird. Kann man denen überhaupt trauen das Geld 30 Jahre lang beiseite zu legen ohne zu schummeln? Selbst wenn sie ganz ehrlich eine ausreichende Summe beiseitelegen gibt es ein unabsehbares finanzielles Risiko das hinzukommt: die Baukosten gehen schneller nach oben als Versicherungen bei den heutigen Nullzinsen dazuverdienen können. Die Baukosten könnten auch ganz plötzlich schnell steigen, vor allem weil man sich heute in der Politik um Defizitausgaben wenig Sorgen macht. Die offizielle Inflationsrate liegt in den meisten Jahren unter 2%, aber die Geldmenge erhöht sich durchschnittlich um 7% pro Jahr (im letzten Jahr waren es 24% wie man bei https://fred.stlouisfed.org/series/M2 sieht). Vielleicht baut sich da Nachholbedarf an, und eines Tages erhöhen sich die Baukosten auf ein einen Schlag um 200% oder 300%.

@frisa

Ich bin eigentlich noch gar nicht zur Sache gekommen. Das mit der Versicherung wollte ich eigentlich nur kurz beiseite erwähnen. Das mit Software-Entwicklung ebenfalls. Wie @thewanderer sagt würde man nach meiner Logik heute noch den Original VW Käfer bauen. Im Grunde genommen hat er da auch recht.

Das sollte ich genauer beschreiben um zu sehen, ob Du dann immer noch so ähnlich denkst wie ich. Bisher habe ich nur gesagt, dass es sich bei der ganzen Wirtschaft heute hauptsächlich um Betrug handelt. Aber alle glauben Betrug ist etwas Schlechtes. Warum tun die Leute so vieles, dass ihre eigenen Wertvorstellungen widerspricht? Es muss da noch ein wichtigeres ethisches Prinzip geben, dem sie folgen.

Ich glaube Ethik und Moral ist was immer die Mehrheit sagt sei gut oder schlecht. Heute sagen alle die Nazis waren schlimm gewesen. Sie sind völlig überzeugt es wirklich zu glauben, und nicht etwa weil sie Angst haben ganz alleine der Mehrheit zu widersprechen. Wenn aber morgen alle das Gegenteil behaupten, kann ich mir gut vorstellen wie man mir sagt ja ehrlich gesagt war ich schon immer davon überzeugt gewesen; ist doch ganz klar, der Faschismus ist langfristig besser für die Menschheit; ich hab' mich nur nie getraut es zuzugeben”. Psychologisch gesehen bedeutet das: ich bin genau derselben Meinung wie die Mehrheit, weil die Mehrheit an der Macht ist. Da fühle ich mich sicher und wohl.

Aber was ist, wenn ethische Prinzipien sich widersprechen? Die Mehrheit hat gerne Wirtschaftswachstum, desto mehr, desto besser. Die Mehrheit hat aber auch gerne Naturschutz und geringe Umweltbelastung. Die Autofirma Tesla hat eine geniale Lösung gefunden. Angesichts des kleinen Marktanteils ist Tesla zwar unwichtig und uninteressant, aber die Marktkapitalisierung Teslas ist höher als die von zwölf Autoherstellern zusammengenommen: Daimler, General Motors, BMW, Ferrari, Honda, Hyundai, Ford, Fiat Chrysler, Suzuki, Subaru, Nissan, und Renault.

Tesla's geniale Lösung lautet: Anstatt den Konsum einzuschränken, retten wir den Planeten, in dem wir noch viel, viel mehr konsumieren. Schwachsinn? Was passiert, wenn jemand $100,000 für einen schönen neuen Tesla ausgibt? Die Nachbarn überlegen sich dann auch ein neues Auto zu kaufen, denn sie müssen mithalten. Die Milliarden die in Indien und Afrika leben kriegen es auch indirekt mit. Sie träumen dadurch auch mehr davon sich eines Tages ein tolles Auto leisten zu können. Wenn so viel Geld fließt, steigert sich das Bruttosozialprodukt der ganzen Welt. Allein die Spekulationsblase an der Börse leistet einen riesigen Beitrag zum heutigen Konsumwahn, auch bei Leuten die sich eigentlich gar nicht für Tesla interessieren. Es ist zu kompliziert nachzuvollziehen wie sich Geld in der Welt verteilt und verbreitet. Jeder Dollar oder Euro trägt am Ende eben doch zu einer höheren Belastung der Umwelt bei. Warum tun wir nicht einfach so als wäre das nicht der Fall? Warum sollte man etwas logisch analysieren, wenn es viel einfacher ist sich einzubilden Elektroautos tun etwas gutes für die Umwelt? Ist es am Ende nicht egal, ob es stimmt oder nicht? Umweltverschmutzung ist genauso erstrebenswert wie Umweltschonung. Es reicht eine ausreichende Anzahl von Leuten dazu zu überzeugen. Die Zahl ist genau dann ausreichend, sobald man sich sicher und wohl fühlt.

Die Grundlage unserer Gesellschaft und Wirtschaft ist der Glaube an Arbeit. Arbeit ist gut. Mehr Arbeit ist besser. Politiker versprechen Arbeit. Wähler verlangen mehr Arbeit. Die Fed, die amerikanische Zentralbank, hat ein Mandat: es heißt maximum employment. Es wird versucht mit allen Mitteln die Anzahl der arbeitenden zu erhöhen. Wenn wir technologisch so weit fortgeschritten sind, dass ein kleiner Prozentsatz der Bevölkerung alles produzieren kann was wir brauchen, wird der Rest der Bevölkerung durch den Arbeitsglauben dazu gezwungen entweder durch Betrug (wie zum Beispiel durch den Verkauf von Teslas) Geld zu verdienen oder durch Selbstversorgung zu überleben. Da aber Betrug und Schwindel offiziell unmoralisch sind, ist es notwendig sich selbst davon zu überzeugen, dass man eigentlich ehrliche Arbeit betreibt. Für diejenigen die Skrupel haben gibt es da Gesetze. Die Bankräuber und Drogenhändler sind böse und unmoralisch. Legale Arbeit hingegen ist ehrlich und gut. Mit anderen Worten, mach' dir keine Sorgen, denn die Mächtigen sind auf Deiner Seite.

Ich selber studierte an der Uni Informatik (genauer gesagt computer engineering) und wurde danach zum Auftragsmörder. Nicht als Soldat, aber indirekt machte ich als Ingenieur bei den großen Amerikanischen Rüstungsunternehmen mit. Die Regierung führte sinnlose Kriege im Irak und Afghanistan während ich im Büro sass und Geld kassierte. Nach etwa zehn Jahren erwarb ich Immobilien und wurde somit zum Erpresser, der mithilfe des Staates einen Anteil der Löhne armer Menschen klaute. Dabei brauchte ich nicht meine eigenen Waffen einsetzen, weil der Staat großzügigerweise für mich die Dreckarbeit tut so lange ich mich beim Justizwesen beschwere, wenn jemand seine Miete nicht zahlt. Die Wirtschaft ist ein System in dem sich alle gegenseitig betrügen und bestehlen. Es ist wie ein Pokerspiel. Die Idee, dass da irgendwelche Bedürfnisse der Menschen erfüllt werden stimmt schon seit den dreißiger Jahren nicht mehr. Vor fast 90 Jahren machte uns Bertrand Russell darauf mit seinem Essay In Praise of Idleness aufmerksam (siehe https://harpers.org/archive/1932/10/in-praise-of-idleness/).

Warum redet heute keiner darüber? Die Probleme unserer Gesellschaft sind doch nur loesbar, wenn man sich als Erstes den Kern des Problems vornimmt. Nehmen wir das globale Drogenproblem als Beispiel. Es gibt so viele Kritiker die behaupten, es wäre besser das alles zu legalisieren und Drogen genauso zu handeln wie alles andere auch. Aber der Kern des Problems liegt doch darin, dass alle ganz viel Arbeit haben wollen. Jobs für jedermann. So gesehen sind illegale Drogen doch die perfekte Lösung, und nicht etwa das Problem. Durch illegale Drogen hat die untere Schicht der Gesellschaft die Chance gutes Geld zu verdienen. Waffenhändler, Schmuggler, Polizisten, Gefängnisse, überall entsteht jede Menge Arbeit. Eine Legalisierung würde zu Massenproduktion führen, und die niedrigen Preise würden zu mehr Arbeitslosigkeit führen. Klar hätten es manche Leute lieber, wenn man mehr Arbeitsplätze schafft in dem man Kinder ein paar Jahre länger in die Schule schickt oder mehr Leute dazu überzeugt sich alle 2–3 Jahre ein neues Auto zu kaufen, aber das alles sind Details. Hauptsache Arbeitsplätze sind da.

Reden wir über Klimawandel. Erneuerbare Energie führt zu mehr Arbeitsplätzen. Mehr Arbeitsplätze führen zu mehr Umweltverschmutzung, aber ist ja egal, denn es geht ja eigentlich immer um Arbeitsplätze. Der Rest ist immer ein Vorwand.

Bei Edward Snowden denke ich mir auch: Warum kritisiert er den Überwachungsstaat? Schließlich sind dadurch auch jede menge Arbeitsplätze geschaffen worden.

Die einzige Ausnahme ist die Coronakrise, wo endlich ein Mal Arbeitsplätze abgeschafft werden. Es geschieht allerdings unabsichtlich, eher als Nebeneffekt. Das Bruttosozialprodukt wird sich bald wieder erholen.

Um Arbeitsplaetze systematisch abzuschaffen, muss man einfach umgekehrt denken. Man muss den Leuten die ganz viel Geld in kurzer Zeit verdient haben sagen Gut, das darfst Du jetzt alles steuerfrei behalten, wenn Du jetzt aufhörst und Dich frühzeitig in den Ruhestand begibst. Ohne solche Anreize denkt man aha, mehr Arbeit, mehr Geld, also mehr Arbeit.

Eigentlich sollten wir alle darüber reden wie wir am besten so viele Arbeitsstellen wie möglich abschaffen. Wie wär's mit einem online Werbeverbot? Google und Facebook werden dadurch sofort zerstört, aber ich habe noch nie ein intelligentes Argument dafür gehört wie die Manipulation der Menschen durch Werbung einen positiven Einfluss auf unser Leben hat.

Ich erinnere mich in meiner Kindheit (ich war vielleicht 8 oder 9) an zwei Mitschüler, Christian und Daniela. Daniela war etwas leichtgläubig und Christian nutzte das aus. Schau, sagte Christian und legte seine 10-Pfennig Münze neben Daniela's 1 und 2 Mark Münzen. Das sind 10. Das ist doch viel mehr als nur 1 oder 2. Wollen wir nicht tauschen? So überzeugte er Daniela ihre Münzen gegen seine zu tauschen. Ein Erwachsener würde auf so einen Trick nicht reinfallen. Man geht da etwas raffinierter vor. Man sagt Schau. Dein Lohn ist mehr gestiegen als die Kosten der Konsumgüter. Freu Dich. Der richtige Maßstab ist die gesamte Geldmenge in der Welt. Ansonsten bedeutet das: wir arbeiten für einen immer kleineren Anteil des Vermögens der Welt. In unserer Welt macht es jedes Jahr immer weniger Sinn zu arbeiten und zu sparen. 1993 hatte der reichste Mann der Welt ein Vermögen von unter $10 Milliarden. Heute hat Jeff Bezos ein Vermögen von $200 Milliarden. So betrachtet ist ein fairer Arbeitslohn heute 20 Mal höher als vor 27 Jahren. Geld hat Wert, weil Leute bereit sind dafür zu arbeiten. Die Einkommensschere sollte sich also von selbst lösen. Wenn es mehr Geld/Vermögen in der Welt gibt, muss man eben mehr davon verlangen. Die armen Leute sollten sich eigentlich weigern zu arbeiten. In den Großstädten der Welt sind die Immobilienpreise so gestiegen, dass viele Leute einfach verkaufen sollten, um in Frührente zu gehen, solange die Armen noch dumm genug sind für wenig Geld zu arbeiten. Mit anderen Worten, es sollten eigentlich alle aufhören zu arbeiten.

Im Jahr 2000 bekam ich als Uni-Absolvent meinen ersten Job in der Halbleiterindustrie. Viele meiner Kollegen arbeiteten schon 10, 20, oder 30 Jahren in dem Gebiet. Je nach Position und Erfahrung war ein typisches Gehalt damals zwischen $50,000 und $100,000 im Jahr. Aber in der Industrie waren die Zusatzleistungen des Arbeitgebers besonders großzügig. Man bekam jede Menge Aktienoptionen und Zuschüsse aufs Pensionskonto, usw. Allein durch diese Zusatzleistungen hatten viele Angestellte, selbst diejenigen die ganz unten geblieben sind und nie befördert wurden, Millionen verdient (hauptsächlich wegen der Steigung des Aktienwertes der Halbleiterfirmen). Und ich dachte mir da dauernd: Die haben alle praktisch im Lotto gewonnen. Warum steigen die nicht einfach aus? Ich kannte damals keinen, der es überhaupt wagte sich so etwas zu überlegen. Die Rechnung ist ganz einfach. Normalerweise müsste man 30 Jahre lang arbeiten, um $1 Million zu sparen. Wenn ich jetzt aber durch reines Glück an das Geld gekommen bin, kann ich 30 Jahre früher in die Rente gehen. Ist doch klar.

Drei Jahre später (zirka 2003) war der Aktienkurs unserer Firma um 95% gefallen. Aus jeder Millionen wurden $50,000. Und ich konnte meine Mitarbeiter wieder nicht verstehen. Wie motiviert man sich 10 oder 20 weitere Jahre zu arbeiten nur um zurückzuverdienen was man sowieso schon ein Mal hatte? Schließlich hatten sie nicht alles verloren, und waren immer noch reich genug um in einer kleinen Stadt oder auf dem Land gemütlich zu leben ohne arbeiten zu müssen.

Ehrlich gesagt verstehe ich die Psychologie schon ein bisschen: Meine Mitarbeiter damals verglichen sich mit ihren Kollegen. Sie sind alle zusammen reich geworden und sind so gesehen nicht vorangekommen und wurden dadurch gezwungen immer härter zu arbeiten. Danach wurden sie alle zusammen ärmer, und das war auch nicht so schlimm, weil sie mit den Kollegen verglichen nicht schlechter dran waren als vorher.

Zwischen 2001 und 2004 ging es unserer Firma so schlecht, dass alle 2–3 Monate mehr und mehr Mitarbeiter entlassen wurden. Ich wartete drei Jahre vergeblich darauf entlassen zu werden. Ich wollte entlassen werden, um eine Abfindung zu bekommen. Für die tatsächlich entlassenen hingegen war die Abfindung kaum ein Trost. Wir verabschiedeten uns mit viel Drama. Die meisten sagten so etwas wie es wird alles gut werden; ich hab' dies schon erwartet; Gott hat einen Plan für mich. Als der Koreaner in meiner Abteilung von seinem Schicksal erfuhr, sagte er mir: Ich weiß Du glaubst nicht an Gott, aber bitte bete für mich.

Mir wurde nach einiger Zeit klar: Das System will, dass ich immer weiter arbeite, mein ganzes Leben lang. In 2004 sagte ich meinem Chef, ich mache Schluss. Es war für ihn eine riesige Enttäuschung und er versuchte mir es auszureden. Ich hatte keinen Plan und hatte keine Absicht woanders zu arbeiten. Ich wusste nur: in der Wüste kostet das Leben nicht viel und verglichen mit den Amerikanern bin ich zu sparsam, um je in Geldnot zu geraten.

Die Grundthese, die ich versucht habe auszudrücken, ist sehr einfach. Wie gesagt, ist sie von Bertrand Russell schon in 1932 beschrieben worden. Der deutsch-US-amerikanische Psychoanalytiker Erich Fromm, hat in seinem Buch von 1955 The Sane Society auch darauf hingewiesen. Er ist inzwischen schon seit 40 Jahren Tod. Unter den tausenden einflussreichen, die heute die Welt analysieren und kritisieren, kenne ich eigentlich niemanden, der darüber reden will. Wie können so einfache Ideen völlig unterdrückt werden?

Frisa meinte, zwei Leute, die so ticken sind auch nicht gerade viel. Bei über 7 Milliarden Menschen sind selbst eine Million eine bedeutungslose Zahl.  Es würde aber ausreichen um zu beweisen, dass es auch anders geht. Man könnte mit so vielen Leuten einen eigenständigen Staat bilden. Warum haben sich eine Million Leute nicht schon längst zusammengetan um so einen Staat zu bilden?

 

@japaner

Ich denke, Sie stellen die richtigen Fragen. Als etwas älterer Mensch würde ich aber andere Antworten geben, schlicht deswegen, da der Mensch keinesfalls so logisch agiert wie Sie sich das erhoffen. Es gibt keine 1 Mio gleich gesonnene, die eine neues Wirtschaftsprinzip zu 100 % deckungleich leben wollen.  Jeder hat eine andere Motivation und Herangehensweise an sein wirtschaftliches Glück. Und jeder ist an anderen inhaltlichen Punkten oder auch beim Stand seiner Besitztümer zufrieden oder unzufrieden. Selbst dann, wenn sie ein exakt gleiches Ziel hätten. Siehe die teils kontroversen Vorgehensweise hier im Forum zum Thema FIRE. Selbst die, die es geschafft FIRE zu erhalten doch nicht mehr Zustimmung als welche die erst auf dem Weg dorthin sind und ggf. scheitern weden. Ist auch gut so!

Eine Wirtschaft oder auch eine größere soziale Einheit mit gleichen Einstellungen wird trotz voller inhaltlich soziologischer Harmonie früher oder später scheitern; vielleicht sogar genau deswegen, weil sie erstarrt ist und auf geänderte Rahmenbedingungen nicht mehr adäquat reagieren kann. Und daher wird das biologsche Prinzip der Evolution auch die Wirtschaft weiter antreiben. Der erfolgreichere gewinnt. Und im Extremfall: The winner takes it all. Bis dann eine starke (politische oder gesellschaftlche oder wirtschaftliche) Gegenreaktion kommt und es wieder ins Lot bringt. Dann ggf. auch Revolution statt Evolution! Das kann ich aber derzeit in unserer Welt in keinem Bereich erkennen, ... ggf. aber dann ausgelöst durch Klimawandel, das hielte ich für möglich?

Übrigens erinnere ich mich an einen Bericht in der Zeitschrift GEO, das ist aber schon viele Jahre her, und ich habe auf die Schnelle auch im www nix gefunden. Sinngemäß ging es im Bericht wie folgt: In den sechziger Jahren hat sich in den USA eine Firma das Ziel gesetzt das Zusammmenleben von gleichgesonnen Menschen mit gleichen Idealen in einer total friedlichen Community zu realisieren. Kurzum: Fragebögen für Lebensläufe, Geldverfügbarkeit, Kinder Ehe,... ausfüllen lassen und eine Stadt gebaut ohne Polizei, Richter, alle Haustüren offen und ohne Schloss, .... Ja gut, es ging natürlich schief und das Projekt fiel zurück auf das Niveau einer ganz "normalen" Stadt mit Türschlössern und Polizei: Diebstahl, Ehekrisen wegen der netten NachbarInnen, Verletzte im Straßenverkehr... Jeder legt die Dinge eben anders aus.

Und das streben nach Dingen die der andere hat sind eine Haupttriebfeder. Die Industie macht durch Innovationen daraus ein Geschäft. Dass Werbung zu Konsumidiotie oder auch unklaren Preisfindungen führt ist die andere Seite der gleichen Medaille und wird zurecht von Ihnen kritisiert. Wer aber will denn den grundsätzlichen Erfolg für das Individuum leugnen, wenn wir unseren Wohlstand von heute vergleichen mit der Lebenssituation von vor 100 oder 1.000 Jahren?

@Absprung_2020

Es gibt keine 1 Mio gleich gesonnene

Die wichtigere Frage ist: gibt es überhaupt 1 Million Menschen auf der Welt?

Versicherungen gibt es nur, weil ihr alle Angsthasen seid. Es hört sich gut an, zu sagen, jeder kann für sich entscheiden, ob er sich versichern lässt oder nicht. Ist aber eine saublöde Einstellung, wenn man sich das überlegt.

Anscheinend hat keiner von euch verstanden wie die Versicherungen euch reinlegen. Es funktioniert so: Erst wird durch Übertreibung Angst gemacht. Es könnte ja etwas Schlimmes geschehen. Dadurch wird viel Arbeit geschaffen. Das heißt, es wird viel Geld ausgegeben.

Beispiel: 9/11

Das Leben ist gefährlich. Terroristen könnten uns jederzeit angreifen.

Was würde passieren, wenn Menschen logisch agieren (etwas was @Absturz_2020 für unwahrscheinlich hält)?

Ganz einfach. Man tut so als hätte man gar keine Angst (genauso wie beim Autofahren). Anstatt Sicherheitskontrollen zu verschärfen, lässt man auch Leute mit kleinen Messerchen ins Flugzeug. Sollen die doch versuchen anzugreifen. Alles andere ist psychologisch gesehen ein Sieg für die Terroristen, weil man zugibt, dass sie mit ihren Aktionen etwas bewirkt haben.

Die einfache Lösung kostet nichts. Kriege, Überwachungsstaat, und Sicherheitskontrollen kosten viel Geld (und das Beste dabei ist, wir zahlen alle zusammen dafür, wir werden alle zwangsversichert, und keiner von euch hat es gemerkt).

Hallo Japaner

Es gibt Pflichtversicherungen wie die Wohngebäude, Kranken (GKV) und KFZ Haftpflicht.

Und sinnvolle wie die Privathaftpflicht. Warum soll ich für 38,30€ im Jahr das Risiko eingehen keine PH zu haben?

Und mehr Versicherungen als oben aufgezählt hab ich nicht.

Deine Pauschallierung oben alle seien Angsthasen finde ich nicht in Ordnung.

Gruesse aus Reno, NV in den Sueden. 🙂

Manche Versicherungen haben nichts mit Angst zu tun, sondern sind schlicht existenzsichernd.
Ich habe auch keinerlei Kasko-Versicherung und nur die Mindestsummen bei Gebaeudeversicherung etc. fuer die Bank, weil ich mir einen Schaden leisten und daher selber absichern kann. Andererseits habe ich die hoechst moegliche Deckungssumme in der Kfz-Haftpflicht, weil ich mir einen signifikanten Personenschaden eben nicht leisten kann.

Die ersten Versicherungen sind doch aus der Not entstanden. Ganz klassisch in der Seeschifffahrt. Wenn eine Reederei ein Schiff samt Fracht verliert kann das schnell denn finanziellen Kollaps bedeuten. Darum wurden das Seeversicherungswesen erschaffen um das geringe, aber bedrohliche Risiko auf eine grossere Gruppe zu verteilen. Bauern haben sich mit ihren Genossenschaften gegen Ernteausfaelle versichert weil es dabei um ihre Existenz geht. Unternehmen versichern sich gegen Regressforderungen etc.. Und Versicherungen versichern sich bei Rueckversicherern fuer den Fall, dass die Schadenssummen das Eigenkapital uebersteigen.

Ohne bestimmte Versicherungen waere das wirtschaftliche Ueberleben reine Glueckssache. Durch die Moeglichkeit bestimmte Risiken zu versichern wird es berechenbar, was unternehmerisch wie auch privat wichtig ist um eine Planbarkeit zu schaffen.

 

Beispiel:

Ein Haus hat einen Versicherungswert von beispielsweise 100.000 €. Nehmen wir an, die Wahrscheinlichkeit, dass es abbrennt, sei 0,1 % in jedem Jahr. Um sich selbst gegen den Verlust des Hauses zu schützen, müsste der Hausbesitzer ständig 100.000 € als Reserve verfügbar haben. Dieses ständige Bereithalten von Geld bewirkt Finanzierungskosten von beispielsweise 1 %, also 1.000 € pro Jahr. Damit kostet die individuelle Absicherung des Hauses gegen Brand jedes Jahr 1.000 €, selbst wenn das Haus nicht abbrennt (zusätzlich kommt noch der durchschnittliche Verlust aus Bränden in Höhe von 100 € pro Jahr hinzu). Tun sich hingegen 100.000 Hausbesitzer zusammen und sichern sich gemeinsam ab, treten im Kollektiv fast mit Sicherheit Brände auf, durchschnittlich 100 pro Jahr mit Gesamtkosten von 10.000.000 €. Dies kostet aber, verteilt auf alle 100.000 Hausbesitzer, den einzelnen nur die 100 € durchschnittliche Brandkosten. Um gegen zufällig viele Brände gewappnet zu sein, muss das Kollektiv zwar noch zusätzlich Kapital bereitstellen, doch beträgt dies bei ausreichender Sicherheit zum Beispiel nur 10.000.000 €. Selbst wenn man für dieses Kapital besonders hohe Finanzierungskosten unterstellt, beispielsweise 20 %, entfallen auf den Einzelnen nur Finanzierungskosten von 20 €. Damit würde die Absicherung im Kollektiv jeden Einzelnen nur 120 € kosten, statt (langjährig durchschnittlich) 1.100 € bei individueller Absicherung.

„Wenn man kein Geld hat, denkt man immer an Geld. Wenn man Geld hat, denkt man nur noch an Geld.“ Jean Paul Getty

Abgesehn von der schon beschriebenen wirtschaftlichen Notwendigkeit und Vorteilhaftigkeit von Versicherungen: Wer auf die paar € oder $ für Haftpflicht verzichtet, schadet damit potentiell neben sich selbst auch Dritten. Ich fände das verantwortungslos.

Eine weitere Diskussion auf dem Niveau "ihr seid alle Angsthasen" möchte ich mir gerne ersparen. 🙂

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