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Der große Glaube

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Hallo.

Ich bin Ausländer; lebe seit über 30 Jahren in den USA. Hier in Nevada sage ich den Leuten ich komme aus Deutschland, wenn man mich fragt. Dort ging ich in die Grundschule (in den achtziger Jahren) und meine Mitschüler hänselten mich immer: “Chinese! Chinese!“ riefen sie. Als ich in meinem 16. Lebensjahr Japan besuchte dachten die Leute ich bin ein Austauschschüler und konnten nicht glauben, dass ich japanische Vorfahren habe. In Südostasien sagten die Leute mir oft, sie empfinden mich als Landesgenosse (wegen meinem Aussehen). Aber für mich waren das fremde Länder, weil ich nur Deutsch, Englisch und ein bisschen Japanisch verstehe. Ich habe in den letzten 30 Jahren kaum Deutsch gesprochen oder geschrieben. Wenn mich jemand hier korrigiert oder mich auf Grammatikfehler aufmerksam macht freut mich das sehr, denn umso schneller kann ich mich dann verbessern.

Meine Lebenserfahrung ist: Je ärmer die Leute, desto verschwenderischer gehen sie mit Geld um. In Südostasien schienen fast alle Leute es zu vermeiden gar 5 Minuten zu Fuß zu gehen, als ob sie beweisen müssten, dass eine Fortbewegung ohne Kraftfahrzeug für sie überhaupt nicht in Frage kommt. Mein Gott, ich bin doch nicht so arm zu Fuß gehen zu müssen! In den USA sind es in der Regel die Armen die nicht auf den Preis achten und die Reichen die preisbewusst einkaufen.

Wenn aber selbst arme Leute ohne zu sparen irgendwie über die Runden kommen, dann glaube ich, wir (die Reichen) machen uns zu viele Sorgen um das Geld. Das heutige Wirtschafts- und Finanzsystem ist nun ein Mal eine Art Spiel. Es funktioniert so etwa wie Poker. Wer gut spielt, wird mit der Zeit viel Geld gewinnen, aber kurzfristig kommt es mehr aufs Glück an. Das Risiko sehr viel zu verlieren ist immer da und die Möglichkeit sehr viel zu gewinnen ist auch da. Ich habe selber in meinem Leben nie daran gedacht zu versuchen mathematisch auszurechnen wie viel Geld ich brauche oder was für eine Rendite ich zu erwarten habe. Man kann sich Aktienkurse, Gold, und Immobilienpreise der letzten 100 Jahre anschauen und meinen, das Risiko ist einschätzbar. Diese Denkweise basiert aber meiner Meinung nach auf einen fatalen Fehler.

Abgesehen davon, was konnte denn uns als Einwohner eines Industrielandes als schlimmstes passieren? In einer gewissen Weise haben wir schon im Lotto gewonnen. Heute ist unser Geld viel wert. Morgen vielleicht nicht mehr. Vielleicht ist es am besten das Geld so schnell wie möglich aufzubrauchen so lange es noch wertvoll ist.

Ich verstehe gar nicht, wie man sich heute noch motivieren kann zu arbeiten, wenn man, sagen wir Mal, vier Jahresgehälter gespart hat. Denn wenn das gesparte Geld verschwindet, hat man umsonst gearbeitet und wenn es sich vervielfacht, dann hätte man auch nicht arbeiten brauchen. Am Ende basiert der Wert von allem nur an einem Glauben. Die Leute glaubten auch ein Mal die Erde sei flach und Aderlass heile Krankheiten.

Das ganze FIRE (Financial Independence, Retire Early) Movement mit Mr Money Mustache kommt mir vor wie Scientology, Hexerei, oder Buddhismus. Die Gläubigen werden überzeugt durch mathematische Rechnungen (Sparquoten, Inflations- und Rendite Prognosen, usw) Kontrolle und Sicherheit über ihre Zukunft zu erzielen. In 2007 hat hier in Las Vegas ein Haus im Durchschnitt $300,000 gekostet. Man hat den Leuten eingeredet es sei ganz wichtig versichert zu sein. Werbung wirkt wie eine Bewusstseinskontrolle. “wer sich Allianz versichert, der ist voll und ganz gesichert.“ das habe ich 1986 dauernd im Fernsehen gehört (https://www.youtube.com/watch?v=NZM5-1c9D5o). Die Versicherungsunternehmen versichern die Leute gegen unwahrscheinliche Ereignisse. Im Leben ist es aber viel wichtiger sich gegen wahrscheinliche Ereignisse zu schützen. In 2012 sank der Preis eines Hauses von $300,000 auf $80,000. (Das war nichts Unwahrscheinliches. Es gab in der Geschichte allein bei Immobilien schon hunderte Spekulationsblasen die geplatzt sind.) Selbstverständlich waren fast alle Hauseigentümer versichert. Leider nur gegen Brand, aber nicht gegen extremen Wertverlust. Die FIRE Industrie (in diesem Fall bedeutet FIRE Finance, Insurance, Real Estate) hat die Leute brutal abgezockt. Solche Preisschwankungen sind doch nur möglich, weil die Banken das Geld aus dem Nichts schaffen. Aus diesem Grunde hat sich der Kaufpreis eines Hauses hier fast wieder zurück auf $300,000 erholt. Bei so einem unstabilen Finanzsystem macht es keinen Sinn irgendwelche Sparquoten auszurechnen. Aus 50% sparen wird ganz leicht 0%, -100% oder +100%. Bis das heutige Bankensystem abgeschafft wird, sind wir alle nur Pokerspieler.

Kann man als wahrer Frugalist überhaupt irgendeiner Versicherung trauen? Versichert man sich nicht viel effektiver in dem man durch Statistiken einschätzt wo die größten Risiken liegen und dann diese versucht zu vermeiden? Wie zum Beispiel wegen Verletzungsgefahr kein Motorrad fahren oder Fallschirmspringen. Eine Krankenversicherung kann mich auch nicht heilen, wenn ich den Rest meines Lebens gelähmt im Rollstuhl verbringen muss.

Warum sollte man sich in der modernen Gesellschaft viele Gedanken über Sicherheit machen? So sicher wie heute haben wir Menschen noch nie gelebt. Durch Massenproduktion liegt das Risiko der Hungersnot auf fast Null. Eine Wirtschaft funktioniert mit so wenig Versicherung wie möglich am effizientesten. Mit Versicherungen kostet alles gleich mehrmals so viel. Als ich vor vielen Jahren ein Autofenster austauschen musste, musste ich 10 oder 15 verschiedene Betriebe anrufen bis jemand es für $100 machte. Alle anderen verlangten $250-400, nicht weil es viel Arbeit ist, sondern weil fast jeder dafür versichert ist. Desto höher der Preis desto mehr freut man sich weil sich dann die Versicherung so richtig gelohnt hat. Der Extremfall in den USA ist das Gesundheitssystem. Da ist es nichts Außergewöhnliches wenn selbst ein relativ einfacher Fall im ER (Emergency Room) mit nur ein paar Stunden Aufenthalt $5,000 oder $20,000 kostet, auch wenn der Arzt dabei nur ein paar Minuten zu tun hatte. Im Grunde ist das eine Art Erpressungstaktik für Unversicherte. Wer keine Versicherung hat, zahlt höhere Preise. Ich glaube, wenn die Versicherung zahlt, wird der Betrag dann vielleicht auf ein Zehntel davon reduziert (es gibt gar keinen offiziellen Preis; der wird für jeden anders berechnet). Immer noch viel zu teuer und deshalb betragen Gesundheitsausgaben in den USA inzwischen 18% des Bruttoinlandsproduktes. So lange die Leute nicht selber zahlen funktioniert keine Marktwirtschaft und die Preise steigen immer weiter. Ich habe mich selber fast nie krankenversichert, selbst als Obama es zur Pflicht machte. Die IRS schickt mir jetzt jedes Jahr Mahnbriefe, weil ich unversichert war und eine Strafe zahlen soll. Egal ob Pflicht oder keine Pflicht, für mich ist die Krankenversicherung ein reines Schwindelgeschäft, und ich geb' denen keinen Pfennig mehr. Ich hatte vor 20 Jahren ein Mal eine feste Stelle bei einer großen Firma und war deshalb automatisch krankenversichert. Seit dem habe ich nur ab und zu als contractor befristet gearbeitet und habe Krankenversicherungen komplett vermieden.

Hallo @japaner

Willkommen im Forum.

Ich kann Deine Gedankengänge sehr gut nachvollziehen und stimme mit vielen Punkten überein.

Gerade Dein Punkt mit den Versicherungen sehe ich eigentlich auch so. Über die Krankenversicherung kann ich nicht viel sagen, denn darüber habe ich nicht wirklich nachgedacht. Fakt ist, dass Versicherungen alles verteuern. Das ist auch meine Meinung.

Im Prinzip ist es ein interessantes Thema. Man stelle sich die Welt ohne Versicherung vor.... wahrscheinlich hätten wir weniger Probleme mit dem Klima, Verschmutzung, etc.

Gehört aber evtl. in ein anderes Forum.

Zitat von Japaner am 23. Oktober 2020, 5:38 Uhr

Abgesehen davon, was konnte denn uns als Einwohner eines Industrielandes als schlimmstes passieren?

auch in den Industrieländern ist es - in der historischen Betrachtung - eine Sondersituation, dass der größte Teil der Leute im Wohlstand leben!

und zum Wohlstand der Nationen:

Vor hundert Jahren gehörte Argentinien zu den wohlhabendsten Ländern der Welt. ...
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Argentinien noch das Vorzeigeland in Lateinamerika. Es gehörte zu den zehn reichsten Ländern der Welt. Das Pro-Kopf-Einkommen war mit denjenigen in Deutschland und in den Niederlanden vergleichbar und lag über demjenigen der Schweiz. Das Land verfügte über eines der grössten Schienennetze des Planeten und hatte im regionalen Vergleich eine bedeutende Mittelklasse und ein vorbildliches Bildungswesen. Von der damaligen wirtschaftlichen «Blüte» zeugen noch heute die majestätischen öffentlichen Gebäude und die prunkvollen Paläste der Elite in Buenos Aires. ...
Nach den langanhaltenden Wirren im Anschluss an die Unabhängigkeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte Argentinien auch zu einer bemerkenswerten politischen und institutionellen Stabilität gefunden. ... 
Trotz dem eindrücklichen Start in der Zeit von 1880 bis 1930 wurde Argentinien nicht zur Erfolgsgeschichte. Seit der Zwischenkriegszeit wird es periodisch von schweren politischen und wirtschaftlichen Krisen heimgesucht. Phasen von Rezession, Hyperinflation und Staatsbankrott haben sich in kurzer Kadenz abgewechselt ... 

--> WENN China (mit neuer "Seidenstaße" usw.) es schaffen sollte, zur neuen Hegemonial- und Wirtschaftsmacht des 21. Jahrhunderts (bzw. der letzten 2/3 des laufenden Jahrhunderts) zu werden, dann dürfte ein Großteil der heute reichen "westlichen" Nationen eine "Argentinisierung" blühen!

PS:
Deutschland hätte evtl. noch eine Chance sich von einem solchen "Verfall" abzukoppeln - als Werkzeugmaschinenlieferant und einer der Innovationstreiber der Welt - für Spanien, Italien, Griechenland, UK, usw. würde ich aber weniger Perspektiven in einer chinesische dominierten Welt sehen

Zitat von Frisa am 23. Oktober 2020, 10:35 Uhr

Fakt ist, dass Versicherungen alles verteuern. Das ist auch meine Meinung.

Ist Deine Meinung, aber kein Fakt. Lies beispielsweise hier nach: https://de.wikipedia.org/wiki/Versicherung_(Kollektiv)#Mathematische_Beschreibung

 

OK. Ich nehme es zurück. Ist eben kein Fakt sondern meine Meinung. 🙂 kann ich gut damit leben.

Solchen Berechnungen stehe ich skeptisch gegenüber. ...traue keiner Statistik, du du nicht selbst erstellt hast. 🙂

Das Beispiel auf der verlinkten Seite ist ganz gut. Eine Haus für 1000.000€ .... Vielleicht sollte man sich die Frage stellen, ob man sich überhaupt ein Haus für 100.000 € kaufen würde, wenn man das Risiko eines Brandes nicht bezahlen kann. Mit dem Konzept der Versicherung verlagert man seine Verantwortung einfach auf die Gesellschaft bzw. Masse.

Aber wie schon geschrieben; das ist ein sehr komplexes Thema. Da spielen so viele Dinge eine Rolle. Und hat mit dem Thema frugalismus nur am Rande etwas zu tun.

Frisa,

das Beispiel mit dem Haus ist halt für Frugalisten vielleicht nicht sinnvoll, aber dann denk Dir eben das Thema Krankenversicherung an der Stelle.

Der Dislike, der da an Deinem Beitrag hängt, stammt nicht von mir!

Servus,

ich denke die Krankenversicherung hat einen ganz wichtigen Stellenwert in unserer Gesellschaft. Bei jedem anderen Gut, sprich Haus, Auto, altes Porzellan von Rosenthal etc. kann man einen genauen Wert definieren und sich dann überlegen ob man es sich leisten kann oder nicht. Also auch ob man es versichern müsste oder nicht.

Aber wie viel ist denn ein Leben oder deine Gesundheit wert? Das wird keiner so auf die schnelle über sich, seine Frau, Kinder oder Mutter sagen können. Weil er gegen unendlich geht.

Wie viel darf dann jetzt ein Arzt oder von mir aus auch Geistheiler von einem Patienten mit geplatzten Blinddarm für eine lebensrettende Operation und Therapie verlangen? Dieser Patient ist damit absolut erpressbar. Das ist aber auch der Arzt, der durch seinen ärztlichen Ethos und Menschlichkeit zu einer rettenden Behandlung verpflichtet ist. Und wer zahlt wenn der Patient tatsächlich nichts hat?

Um diese Situation der Ausgeliefertheit abzumildern haben wir eine Krankenversicherungspflicht. Und glaubt nicht dass das meinem Geldbeutel gefällt. Ich zahle seit vielen Jahren monatlich den Höchstbetrag und habe bis heute glücklicherweise nichts zurückbekommen müssen.

 

LG

 

C

Die Idee mit Argentinien finde ich ganz gut. Ich kann mir gut eine Zukunft vorstellen, in der sich die starken Industriestaaten von heute wie Argentinien entwickeln. Was bedeutet der Wohlstand konkret? Wenn wir die USA mit der Ukraine vergleichen ist der Wohlstand in der Ukraine viel viel höher was die Qualität der Lebensmittel anbetrifft, vor allem weil das Obst und Gemüse im Markt meist im eigenen Garten frisch geerntet wurde. Leute die ihr ganzes Leben gearbeitet haben kriegen dort oft eine eher bescheidene Rente, vielleicht $80 im Monat. Hier teilt die Social Security Administration mir mit, meine Rente wird $1268 betragen, angenommen ich verdiene in den naechsten 25 Jahre weiterhin jedes Jahr immer weiter Null Dollar, genauso wie dieses Jahr und letztes Jahr auch. Ich habe in manchen Jahren $3000 und in anderen Jahren $60000 Einkommen gehabt, aber wen man alle Stunden addiert ist es so, als hätte ich insgesamt ununterbrochen 8 Jahre lang vollzeitig gearbeitet. Da ich aber das 5-6 fache des Mindestlohns verdient habe, ist es genauso als hätte mein ganzes Leben lang 40 Stunden die Woche mit Mindestlohn gearbeitet. Genau deswegen ist meine Staatsrente sehr gut mit den $80 in der Ukraine vergleichbar. Die Lebensmittel kosten hier aber weniger als in der Ukraine, so lange ich bei Sonderangeboten und Lockvogelangeboten einkaufe. Wohlstand bedeutet nicht arbeiten zu müssen. Wenn ich trotzdem arbeite, ist der Wohlstand nur eine Illusion. Woher kommt aber dieser Wohlstand?

Habe ich in meinem Leben je etwas nützliches getan? Nein, wie schon im letzten Beitrag gesagt, sind wir praktisch alle nur Poker Spieler, die versuchen mit allen Tricks den anderen Spielern das Geld abzunehmen. Das funktioniert meistens mit Verkaufstechnik. Die Leute werden in jeder Branche davon überzeugt, für Unnötiges Geld auszugeben. Wie zum Beispiel für Versicherung. Wie @Chri gezeigt hat, ist es leicht Versicherung rechtzufertigen. Was denn nun wenn es um eine lebesnrettenden Operation geht? Die Tankstelle verlangt ja auch nicht gleich das Doppelte für das Benzin wenn es jemand gerade eilig hat. Erpressen kann man Leute überall. Was ist wenn der Patient nicht bezahlen kann? Das Geld heute ist nicht wie Gold oder Silber. In dem man mehr Geld druckt, werden die Kosten automatisch auf alle verteilt; eine Versicherungspflicht hilft aber Leute wie Jeff Bezos (Vermögen: $200 Milliarden), weil man heute gedrucktes Geld sozusagen unter den Reichen verteilt und sie immer reicher macht. Man soll gar nicht erst auf so eine Idee kommen, es den Armen zu geben.

Die Versicherungen existieren nicht weil es irgendwie Sinn macht, sondern nur um systematisch die Leute abzuzocken. Autoversicherung ist in den USA Pflicht. Wenn jemand nicht zahlen kann, soll er ja nicht anderen Leuten zur Last werden. Wird er natürlich sowieso, denn wenn alle verfplichtet werden Versicherung zu zahlen, werden die Kosten auch an die Unschuldigen verteilt, nur es kostet noch mehr weil die Versicherungsunternehmen nicht umsonst arbeiten. Aber es wird noch lustiger: Laut Gesetz muss man sich bis zu einem bestimmten Betrag versichern. Die genaue Zahlen sind in allen 50 Bundesländern anders, aber sie liegen oft bei $25,000 oder $50,000. Wenn ich $200,000 Schaden anrichte zahlt die Versicherung $50,000, und ich zahle den Rest aus eigener Tasche. Genau verkehrt wie eine Versicherung funktionieren sollte. Wenn ich $150,000 für einen Notfall beiseite gelegt habe, will ich mich für Schaden über $150,000 versichern. Geht nicht. Die machen es gerne für “bis zu” $150,000, nicht umgekehrt.

@japaner

Interessante Beiträge von Ihnen!

Ich würde ihr Thema Versicherung behandeln wie jeden anderen Wirtschaftszeig auch oder auch einzelne Firmen. Die Kosten für das Produkt Versicherung oder neues Auto usw. für den Kunden beihalten auch die Verwaltung sowie den Gewinn des Anbieters. Wäre Verwaltung und Gewinn außen vor, dann wäre der Betrag für die reine Versicheurungsleistung nat. günstiger. Ist aber beispielswiese bei der Firma Microsoft genauso. Umsatz ca. 140 Mrd, Gewinn 40 Mrd. Ob ich jetz aber soweit gehen würde, dass Microsoft eine Abzockerbude ist auf Kosten der Kunden und Microsoft das Leben der Kunden teurer macht. Wohl eher nicht.

Die Besonderheit bei Versichurngen ist, dass man allerlei eigene Lebens-Risiken über eine Art Solidargemeinschaft abdecken kann. Hier auf dieser Web-Seite stehen thematisch oft selbstoptimierende Gedanken im Vordergrund, insbesondere wenn es um Geld geht. Somit kann ich Ihren Ansatz gut verstehen, das auch auf das Thema Krankenversicherung auszudehnen. Wer nie krank ist, zahlt umsonst ein. Keine Frage. Leider ist man immer hinterher schlauer als vorher. Eine Krebstherapie kann leicht über 100.000 € kosten, auch hier in DE. Jemand der 1,5 Mio auf dem Konto hat, der kann die natürlich selbst bezahlen. Ich habe in den letzten 25 Jahren als Privatversicherter nur in 2 Jahren mehr Kosten verursacht als ich durch Beiträge einbezahlt habe. Ein schlechtes "Geschäft" für mich. Wäre ich mein eigener Versicherer gewesen inkl. Frau und Kind hätten wir jetzt eine sechstellige Summe angespart und Reserve für teure Behandlungen, die hoffentlich nie kommen. Oder nochmal anders aufgezäumt: Jeff Bezos und Co. haben sicher keine Krankenversicherung (eher einen Privatarzt:-)).

Margen, egal bei welcher Art Produkt oder Diesntleistung gehören zum Konzept einer Marktwirtschaft. Die Frage ist also, wem vertraue ich meine Geld für welche Dienstleistung an, egal ob Software oder Krankenverischerung. Effizient sollte die Company arbeiten, und für meine Bedrüfnisse zugeschnitten. Ich denke, jeder hat die Wahl das komplett selbst zu organisieren und auszuwählen. Jeder der FIRE ist sowieso, denn der kann sich ja auch von seiner Krankenverischerung verabschieden. Ich gaube nicht, dass es da eine Pflichtmitgliedschaft gibt. (oder sollte ich mich hier täuschen?).

Wie immer: Jammern nützt nix, Sie haben die Wahl sich entsprechende Nischen oder Mitgliedschaften auszusuchen. Den Mut für die eine oder andere Entscheidung muss dann jeder selbst mit sich klarmachen.

Zitat von Japaner am 24. Oktober 2020, 3:49 Uhr

Die Versicherungen existieren nicht weil es irgendwie Sinn macht, sondern nur um systematisch die Leute abzuzocken.

Dass Du die Welt so siehst, tut mir echt leid für Dich. (Ganz ohne Ironie)

Versicherungen wurden nicht aus diesem Grund "erfunden", sie beinhalten im Gegenteil ein Solidarprinzip, und sie sind auch heute nicht dafür da, "um systematisch die Leute abzuzocken". Ich vermute, Du weißt gar nicht, wie die Versicherungsprämien berechnet werden und welchen Vorschriften hinsichtlich Ausschüttung an die Versicherten so ein Versicherer unterliegt. Die Kfz-Versicherung in Deutschland ist übrigens bei den meisten Versicherern ein Verlustgeschäft und muss über andere Versicherungssparten quersubventioniert werden.

"Habe ich in meinem Leben je etwas nützliches getan? Nein, wie schon im letzten Beitrag gesagt, sind wir praktisch alle nur Poker Spieler, die versuchen mit allen Tricks den anderen Spielern das Geld abzunehmen"

Das Leben dreht sich nicht bei jedem nur um Geld und Tricksereien. Meinst du ich fahre Notarzteinsätze der Kohle wegen? Oder stehe bis um 03:00 Uhr Nachts im OP weil man da so geil Moneten scheffeln kann? Denkst Du ich halte Studentenunterricht weil man dadurch reich wird und verbringe gerne die Feiertage ohne Familie im KH?

Der mit Abstand größte noch verbliebene Antrieb meines Tuns ist eine gewisse Verbesserung der Sache an sich und ein aufrechterhalten des Systems und mit Sicherheit nicht das Geld.

"Wie @Chri gezeigt hat, ist es leicht Versicherung rechtzufertigen."

Das ist keine Rechtfertigung sondern eine Erklärung. Und gilt auch nicht für alle Versicherungen sondern für die Krankenversicherung.

LG

 

C

Erstmal noch Willkommen hier im Forum!

Mit den Versicherungen ist es gar nicht so leicht - ja, es werden mitunter nutzlose Versicherungen verramscht (wurde auch schon mehrfach falsch beraten), das wird auch gemacht, um Geld zu machen. Und ja, Schaden werden größer, jeder geht wegen jedes quersitzenden Furzes zum Arzt, die Anreize für das Gesundheitssystem sind auch nicht immer nur gut, und natürlich wird im Schadensfall mit Geld von der Versicherung nicht genauso sparsam umgegangen, wie mit eigenem. Es ist auch erstaunlich, wie offen manche Leute damit umgehen, dass sie eine Versicherung betrogen haben...

Nichtsdestotrotz sind Versicherungen einfach wichtig. Krankenversicherung ist für jeden, der nicht ein paar hunderttausend € (o.ä.) locker (also Aktien, auf deren laufende Erträge man angewiesen ist, zählen nicht) hat, unabdingbar. Wenn z.B. ein Kind schwer oder chronisch erkrankt, ist das an sich schon tragisch genug, da sollten keine finanziellen Sorgen dazukommen.

Auch die KFZ-Haftpflicht, die in Deutschland, soweit ich weiß, wesentlich höhere Deckungssummen hat. Der Blechschaden ist ja verhältnismäßig günstig, Personenschäden können da ganz andere Dimensionen annehmen. Es geht da um Leben, die wegen eines Unfalls an den Rollstuhl gefesselt weitergeführt werden müssen, solche Schäden können nicht wieder gutgemacht werden, auch den materiellen Schaden könnten die meisten nicht ersetzen, wenn sie ihr ganzes Vermögen dafür aufbrauchten und auch nur noch dafür arbeiten gingen. So locker aus eigener Tasche könnte das fast niemand stemmen.

Die negativen Seiten des Geschäfts muss man halt hinnehmen - habe auch noch ein paar unnütze Versicherungen laufen...

Zitat von Christine am 23. Oktober 2020, 13:08 Uhrer Dislike, der da an Deinem Beitrag hängt, stammt nicht von mir!

@christine

Also ich schreibe hier einfach nur meine Meinung. Mir ist es eigentlich egal ob ich Likes oder dislikes bekomme. Soll ich meine Meinung wegen einem, zwei oder drei dislikes ändern??

Ich persönlich bin auch der Meinung, dass kranken Menschen  auf jeden Fall und immer die bestmögliche Behandlung bekommen sollten. Die  Frage ist, ob man hierzu immer sowas wie eine Krankenversicherung benötigt? Wäre es nicht besser wenn sowas eine "Basisleistung" des Staates ist? So, wie Bildung/Infrastruktur/etc. finanziert über Steuern?

Der Japaner schreibt, dass Versicherungen die Leistungen verteuern. Ich bin schon auch davon überzeugt. Wenn man mit manchen Dingen/Leistungen etwas sensibler umgehen müsste (weil man sie evtl. selbst bezahlen müsste, oder weil man einfach sparen muss), dann hätten wir wahrscheinlich weniger Antibiotika-Verschreibungen (wegen jedem Mini-Schnupfen), meine Schwägerin würde nicht wegen jedem Schnupfen am Wochenende zum Notdienst fahren, etc.

Ich hatte dieses Jahr einen Auffahrunfall (ich war nicht schuld). Die Werkstatt hat mir dringend empfohlen, den Schaden begutachten und reparieren zu lassen. Hab ich dann gemacht weil ich darauf vertrauen, dass man mich ordentlich berät. In diesem Fall liefen einige komische Dinge ab. Am Schluss müsste ich noch mit der gegnerischen Versicherung telefonieren. Der Sachbearbeiter hat mich Anschluss an das Gespräch gefragt warum ich einen Sachverständigen angefordert hätte. Das sei nicht notwendig gewesen und sowas würde letztendlich die Beiträge für die Versicherten in die Höhe treiben (natürlich nicht alleine mein Schaden, er meinte es prinzipiell/generell). Er meinte, dass manche Werkstätten mit manchen Sachverständigen zusammenarbeiten und sich so gegenseitig "unterstützen".

Mein kfz-schaden war mit ca. 400 € repariert. Gekostet hat er aber 1.600 € (Gutachter alleine schon 700 €)! Und wenn ich gewusst hätte, dass ich damit durch den TÜV komme, hätte ich komplett auf die Reparatur verzichtet (mir machen ein paar Kratzer am Auto nichts aus).

 

@frisa Eine Basisleistung wäre nach deiner Beschreibung ein gesetzliches System, in das viele (alle?) einzahlen und das denjenigen Leistungen zahlt, die sie wirklich brauchen. Das ist doch recht nahe an der heutigen Situation dran, was möchtest du denn genau ändern? Finanzierung über (dann höhere) Steuern? Bis auf den dazukommenden Freibetrag und die wegfallende Bemessungsgrenze läuft es auf dasselbe hinaus. Einzahlung von allen (Abschaffung der separaten Systeme für Beamte und bestimmte privilegierte Berufsklassen) könnte man auch mit den jetzigen Kassen haben, wenn das politisch gewollt wäre.

Anreize, das System nicht auszunutzen (mit Schnupfen in die Notaufnahme) könnte man auch so vermehrt schaffen. Ich vermute, dass da in Zukunft auch noch mehr in die Richtung kommt.

Mal unsinnige Versicherungen aussen vor gelassen, halte ich die übliche "all-inclusive"-Versicherung bei den wichtigen Versicherungen wie KFZ oder KV ebenfalls aus o.g. Gründen für kritisch. Mich ärgert es auch sehr, dass man tlw. nicht die Möglichkeit hat, in deutlich günstigere Tarife mit SB zu wechseln, bzw. die tlw. so angeboten werden, dass es wegen 5€ Differenz keinen Sinn ergibt.

Ich kenne auch Leute, die völlig unsinnige Kosten verursachen - z.B. diesen Sommer wegen einem Insektenstich am Samstag Abend in die Notaufnahme gefahren - "es könnte eine Seuchen-Zecke oder Malariamücke gewesen sein, das müsse doch sofort untersucht werden". Da fällt mir einfach nichts mehr zu ein. Und dito KFZ, da wird bei jedem Beulchen ein Elefant draus gemacht und hinterher noch gross getönt, man hätte auf Versicherungskosten nen komplett neuen Spoiler o.ä. bekommen und die Werkstatt hat sich ja auch gefreut und kostenlosen Reifenwechsel spendiert o.ä....

Und dafür sind Versicherungen eben meiner Meinung nach nicht da, sie sollten generell keine Bagatellgeschichten übernehmen, sondern es sollte immer eine generelle Selbstbeteiligung geben - dann wird auch nicht mehr jeder kleinste Kratzer zum höchstmöglichen Preis in der teuersten Werkstatt "repariert" weil es so einfach und bequem ist und es ja nichts kostet, oder man rennt wegen alltäglichem in die Notaufnahme. Oder die Versicherungen sollten halt die Pools komplett trennen, ohne Quersubventionierung, und mal vernünftige Tarife anbieten mit Selbstbehalt.

Also einige wenige Versicherungen wie KV oder KFZ-Haftpflicht halte ich für sinnvoll - aber nicht in der üblichen all-inclusive-Variante.

@Absprung_2020

Umsatz ca. 140 Mrd, Gewinn 40 Mrd. Ob ich jetz aber soweit gehen würde, dass Microsoft eine Abzockerbude ist auf Kosten der Kunden und Microsoft das Leben der Kunden teurer macht. Wohl eher nicht. “

Ich finde, Microsoft ist eine der besten Beispiele einer Abzockerbude. Der Grund dafür ist nicht so einfach zu erklären. Bei Versicherungen oder Immobilienmaklern handelt es sich ganz einfach um Zwischenhändlern. Es geht auch ohne sie in dem man direkt mit den Anbietern verhandelt. Sie erhöhen die Kosten durch ihre Existenz, ihre Margen sind eine Nebensache.

In der Gesellschaft wurde ich als Software-Ingenieur wie ein großer Held respektiert und bewundert. Dabei ist Software Development der größte Schwindel aller Zeiten. Die meisten Güter werden aufgebraucht oder verschleißen mit der Zeit. Software hält ewig und wird kostenlos kopiert. Ein alter Mikroprozessor verliert im Alter nicht an Zuverlässigkeit. Durch ständige “Software Upgrades” und “OS Upgrades” werden wir aber gezwungen sie wegzuschmeißen. Ständig muss alles weggeschmissen werden und etwas Neues gekauft werden.

Mein 25 Jahre altes Auto hat fast keinen Reparaturbedarf. Das ist nicht, weil ich wenig fahre oder Glück gehabt hatte, sondern weil Toyota in den Mitte neunziger Jahren mit dem Corolla und Camry zwei Modelle entwickelte, die ewig halten und fast nie kaputtgehen. Bei Haushaltsgeräten ist es noch viel einfacher sie so herzustellen, dass sie entweder ewig halten oder leicht zu reparieren sind. Die technologischen Entwicklungen der letzten 30 Jahren dienen nur der Vornehmtuerei.

Das Cloud-Business ist inzwischen eine wichtige Einnahmequelle für Amazon, Microsoft, und Google. In diesem Fall geht es darum viele Daten zu speichern. Aber nicht uns zugute. Es werden persönliche Daten gespeichert ums uns gezielter zu überzeugen noch viel mehr zu kaufen. Big Data könnte man theoretisch auch uns zugunsten organisieren. Man könnte mit einer zentralen Datenbank aller medizinischen Fälle ein Expertensystem entwickeln, dass bessere Ratschläge gibt als ein typischer Arzt. Das könnte Arztbesuche vermeiden und würde die Wirtschaft schrumpfen. Genauso wie bei der Abschaffung aller Versicherungen.

Heißt das, man sollte alle Firmen als Abzockerbuden betrachten? Meine Antwort ist: Ja, genau so ist es, auch wenn das Christine Leid tut.

@chri

Das Leben dreht sich nicht bei jedem nur um Geld und Tricksereien. “

Für diejenigen, die an die Macht kommen wollen oder einen großen Einfluss auf die Welt haben wollen, für die dreht es sich doch immer darum. Und so lange alle die, die unter ihnen arbeiten, da ohne Widerstand mitmachen, sind sie mitschuldig. Mir ist schon klar, dass nur wenige bewusst andere Leute austricksen. Uns wird als Kindern eingeimpft, wir sollen nicht nur an uns selber denken und gutes im Leben tun. “Gut” zu sein bedeutet brav mitmachen und nicht aus der Reihe tanzen. Ich glaube es geht in der Politik und bei den Führungskräften in der Wirtschaft, also überall dort wo wichtige Entscheidungen für die Gesellschaft getroffen werden, wirklich nur um Geld und Tricksereien. Von uns wird nur erwartet, dass wir es leugnen oder rechtfertigen.

@namir

“Nichtsdestotrotz sind Versicherungen einfach wichtig.” … “Wenn z.B. ein Kind schwer oder chronisch erkrankt, ist das an sich schon tragisch genug, da sollten keine finanziellen Sorgen dazukommen. “

Ja genau so sollst Du denken. Die CEOs kassieren in den guten Zeiten Millionen, und wenn das Geld alle ist, soll der Staat (das heißt wir alle gemeinsam) sie retten. Der Zweck der Versicherung ist: arme Leute sollen arm bleiben. In 2008 hätten die amerikanische Banken eigentlich in die Pleite gehen sollen. Wir haben sie alle gemeinsam gerettet. Sollte dann ein chronisch erkranktes Kind nicht erst recht von allen gemeinsam gerettet werden?

Servus,

Ich gebe Japaner ja in einigen Ansichten Recht. Wäre sicherlich face to face viel einfacher zu debattieren. Mit corona sicherlich schwierig... Was wäre denn deine Lösung bei folgendem Fallbeispiel:?

Der 22 jährige Horsti Horst, ein BWL student, fährt mit seinem alten Toyota Corolla ohne Versicherung, da diese nicht verpflichtend ist aus Unachtsamkeit in Oma Leonies Blumenladen. Keinem Menschen passiert was, aber der Sachschaden beträgt exklusive Auto 89.478€.

Wer bezahlt das in einer Welt ohne Versicherungen?

 

LG

 

C

@japaner, ich dachte immer, dass ich ein ziemlicher Alien in dieser Gesellschaft bin. Ich denke nämlich ähnlich oder gar gleich wie Du 🙂 . ...naja, zwei Leute, die so ticken sind auch nicht gerade viel.  🙂

Ich gebe Dir vollkommen Recht, dass jedes Unternehmen quasi "abzockt" (evtl. gibt es Ausnahmen, die die Regel bestätigen). Alles andere wäre in unserem Wirtschaftssystem auch völlig fehl am Platz. Es geht allen Firmen um Gewinnmaximierung! Umsätze werden künstlich hochgerechnet um gute Zahlen abzuliefern.

Bsp.: es stehen Millionen Autos auf irgendwelchen Abstellplätzen herum. Tageszulassungen, Leasing-Fahrzeuge, ziemlich neue Autos. Alle gehen in die Statistik "Umsatz". Dass die Autos teilweise nur 1 oder 2 Tage gefahren sind, interessiert niemand. Hauptsache die Umsatzzahlen sind nach oben gegangen.

@thewanderer ich persönlich möchte gar nichts (mehr) ändern. Ich habe was das angeht, aufgegeben. Mir ging es in erster Linie nur darum, dem Japaner zuzustimmen, dass Versicherungen die Produkte/Dienstleistungen/etc. verteuern.

Ich schrieb, dass das Thema sehr komplex ist. Deswegen gibt es hierfür keine einfache Lösung. Für mich spielt dieser Punkt bei der Diskussion um ein bedingungsloses Grundeinkommen ebenfalls mit. Es müssen ziemlich viele Dinge radikal geändert werden. Nur an einer kleinen Schraube zu drehen...das wird nix.

Und anfangen müßte man meiner Meinung nach am Mindset der Menschen. Was ist wirklich wichtig? Geld oder Mensch? ...ich hab das Gefühl, dass für die meisten das Geld wichtiger ist. Ich möchte mich hier nicht mal rausnehmen. Unser  System erzieht uns förmlich zu diesem (heutigen) Mindset.

Mein Neffe/Nichte lernen in der Schule wie man Präsentationen hält und all den anderen Quatsch, den ich schon früher lernen mußte. Wie man eine Online-Überweisung tätigt oder wie man sich entspannt bzw. zu lernen wie unsere Körper und Geist gesund bleibt, sowas wird nicht gelehrt. Schon in der Schule geht es lediglich darum, die Kinder auf das kapitalistische System einzustellen.

Bzgl. Software-Enticklung muss ich dem @japaner ebenfalls (leider) zustimmen. Bei uns in der Firma wird ganz offiziell gesagt, dass es darum geht, (persönliche) Daten zu sammeln. DAS ist mittlerweile das große Ziel. Die Daten wiederum werden dann teuer an z.B. Versicherungen verkauft. Deswegen soll an so vielen Maschinen/Geräten/Autos/etc. eine Anbindung ans Internet ermöglicht werden (Schlagwort: Internet of things).

Im übrigen möchte ich auch nicht behaupten, dass ich anders ticke als alle anderen. Ich gehe nur ehrlich mit mir selbst um. Beobachte viel (vor allem mich selber) und ziehe daraus meine Schlüsse. Ich bin auch in diesem System großgeworden. Ich möchte auch nicht sagen, dass alles schlecht ist. Aber wir haben wir haben wirklich große Probleme in dieser Welt (Klimaverschmutzung, Pandemie, Hungersnöte, Flüchtlinge, Krieg, etc.). Die kann man nur mit radikalen Einschnitten zum positiven wenden. Das Problem ist, dass jeder die Fehler/Probleme beim anderen sieht aber nie bei einem selbst. Alle sollen sich ändern nur ich selbst nicht.

Zitat von Japaner am 25. Oktober 2020, 5:01 Uhr

Ich finde, Microsoft ist eine der besten Beispiele einer Abzockerbude. Der Grund dafür ist nicht so einfach zu erklären. Bei Versicherungen oder Immobilienmaklern handelt es sich ganz einfach um Zwischenhändlern. Es geht auch ohne sie in dem man direkt mit den Anbietern verhandelt. Sie erhöhen die Kosten durch ihre Existenz, ihre Margen sind eine Nebensache.

In der Gesellschaft wurde ich als Software-Ingenieur wie ein großer Held respektiert und bewundert. Dabei ist Software Development der größte Schwindel aller Zeiten. Die meisten Güter werden aufgebraucht oder verschleißen mit der Zeit. Software hält ewig und wird kostenlos kopiert. Ein alter Mikroprozessor verliert im Alter nicht an Zuverlässigkeit. Durch ständige “Software Upgrades” und “OS Upgrades” werden wir aber gezwungen sie wegzuschmeißen. Ständig muss alles weggeschmissen werden und etwas Neues gekauft werden.

Du warst Software-Ingenieur, aber redest wie jemand, der das Thema nie von innen kennengelernt hat. Software muss weiterentwickelt werden, weil sie sich sonst am Markt nicht behaupten kann. Dabei verschleißt sie, was man durch gutes Management bremsen, aber kaum ganz verhindern kann. Stichwort "technische Schulden". Entwickelt man sie nicht weiter, veraltet sie oder ist dank Änderungen im Umfeld bald nicht mehr lauffähig. Nach deiner Logik würde man heute noch den Original VW Käfer bauen, das Konzept dazu ist ja heute noch genauso gut wie damals, die ganze Entwicklung seither hätte man sich sparen können, reduziert eh nur die Marge. 😉

Ich stimme dir zu, dass Microsoft ein fürchterlicher Laden ist. Die sind aber eben nicht durch Softwareentwicklung so groß geworden, sondern durch aggressives Reselling, Vaporware, Ausnutzung von Monopolstellungen, Finanzierung von Patenttrollen und illegales Marketing. Man darf froh sein, dass sie heute in ihrem neuen Kerngeschäft erstmals mit echtem Wettbewerb konfrontiert sind.

Noch eine Randbemerkung zum Thema Versicherungen: Eine Gesellschaft ganz ohne Versicherungen kann sicher nicht gut funktionieren. Denn dann würden viele Unternehmen bestimmte Risiken nicht mehr eingehen, oder Leistungen und Waren werden unverhältnismäßig teuer. Was wäre, wenn der Vermieter die möglichen Schäden an seinem Haus in die Miete mit einkalkulieren müsste, weil es keine Gebäudeversicherung gibt? Die Mieten würden massiv ansteigen, wenn z.B. Brand, Sturmschäden, Hochwasser, etc. die Mieter selbst tragen müssten. Eine Privatperson könnte sich kaum noch ein Auto leisten, wenn ein Unfall die Privatinsolvenz nach sich ziehen könnte. Ärmere Menschen könnten sich im Krankeheitsfalls die nötigen Medikamente oder eine Operation nicht leisten.
Fakt ist aber auch, dass wir insbesondere im Gesundheitswesen eine starke Verteuerung feststellen können. Da sind die Versicherungen Teil des Problems. Besonders auffällig ist das in den USA, wo Krankenversicherungen selbst für Durchschnittsverdiener kaum noch bezahlbar sind. Gleichfalls muss man sich hier aber auch die Renditen der Pharmaunternehmen ansehen, von denen manche Branchen nur träumen können. Es gibt hier also eine unheilige Allianz auf Kosten der Patienten, bzw. Beitragszahler, die sehr wohl eine massive Verteuerung bedeuten. So werden eben für manche Medikamente Mondpreise verlangt, weil die Pharmaunternehmen ganz genau wissen, dass es die Versicherungen bezahlen.
Blicken wird in die Geschichte, so fällt auf, das Versicherungen keines Falls aus einem Solidargedanken heraus entstanden sind. Versicherungen waren ursprünglich reine Wetten. Man hat einfach gewettet, wie hoch das Risiko und die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein Mensch ein bestimmtes Alter erreicht oder nicht. Das führte dann so weit, dass man im früheren England mit solchen "Lebensversicherungen" sogar auf das Ableben fremder Menschen wetten konnte. Die Folge war, dass diese sog. "Versicherungsnehmer", sogar die Hilfeleistung von Ärzten verhinderten, wenn dadurch ihre Versicherung gefährdet war.
Heute ist das natürlich nicht mehr so, aber dennoch wollen Versicherungen, wie jedes andere Unternehmen Gewinne machen und diese möglichst maximieren. Irgendjemand muss aber diese Gewinne bezahlen. Also muss es zwangsläufig zu einer Verteuerung der Produkte und Dienstleistung im Gesamten führen. Im Einzelfall sieht das natürlich anderes aus, weil dann das Risiko und die Gewinne auf viele verteilt ist und das Produkt erst einmal billiger wird.

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