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Das neue Bürgergeld: Frugalismus ohne Sparzwang

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Für mich hört sich das neue Bürgergeld ganz gut an. Wenn jemand zB durch Burn Out länger nicht mehr arbeiten kann, hat er ohne Vermögensprüfung noch zwei Jahre zur Überbrückung Anspruch darauf, kann sich so länger um die Gesundheit kümmern.

Ansonsten hoffe ich, dass die Regierung endlich mal was unternimmt, um die seit Generationen bildungsfernen Familien zu unterstützen. Ich bin sicher, dass es dort viele Leute gibt, die gerne arbeiten würden, sie bräuchten nur die richtige Unterstützung.

Zitat von Silberstreif am 19. September 2022, 21:02 Uhr

500 euro Bürgergeld sind sicher auch kein Zuckerschlecken, mit mehreren 100000 Euro und mehr auf der Seite und irgendwann leistungslos ausgesorgt, lässt es dann natürlich leicht mit dem Finger darauf zeigen.

Es sind ab 2024 für einen 1P Haushalt dann 563 Euro im Monat.

Dazu kommt noch die Warmmiete und natürlich die Krankenversicherung und ein paar andere Vorteile wie Befreiung von der GEZ, verbilligte Eintrittskarten und Tickets, Zugriff auf "Einkaufen" bei den Tafeln.

In Regionen mit hohen Mieten ist der rein finanzielle Abstand zu Geringverdienern nicht mehr so hoch.

Besonders deutlich wird das dann bei Alleinerziehenden (die ja idR nur Teilzeit arbeiten können) oder Familien mit mehreren Kindern, aber nur einem Gehalt.

Bei hart aber fair gabs gestern eine Diskussion dazu und ein die Aussage, dass z.B. in einem Bäckereibetrieb 5 Verkäuferinnen sofort gekündigt hätten, als die geplante Erhöhung für 2024 publik wurde.

MfG

 

Zitat von Susy Sunshine am 3. Oktober 2022, 11:07 Uhr

Für mich hört sich das neue Bürgergeld ganz gut an. Wenn jemand zB durch Burn Out länger nicht mehr arbeiten kann, hat er ohne Vermögensprüfung noch zwei Jahre zur Überbrückung Anspruch darauf, kann sich so länger um die Gesundheit kümmern.

Ich dachte die Grenzen für das Schonvermögen waren 40.000 Euro im ersten und 15.000 Euro in allen weiteren Jahren?

Zitat von Cepha am 14. November 2023, 12:38 Uhr

Bei hart aber fair gabs gestern eine Diskussion dazu und ein die Aussage, dass z.B. in einem Bäckereibetrieb 5 Verkäuferinnen sofort gekündigt hätten, als die geplante Erhöhung für 2024 publik wurde.

SPD: Hubertus Heil warnt vor Kündigung wegen steigendem Bürgergeld - DER SPIEGEL

Hubertus Heil findet das gar nicht lustig. Interessant wäre hier aber auch der Blick hinter die Kulissen, sprich: wie sieht die finanzielle Situation der 5 Verkäuferinnen mit dem neuen BG ... bei Renteneintritt ... aus. Wenn die aber eh keine Chance haben, bei Renteneintritt mehr als Grundsicherung zu erreichen, dann ist deren Entscheidung erst mal mathematisch korrekt.

Wir zahlen Leuten in „solchen“ Jobs einfach zu wenig.  Von der Bäckereiverkäuferin über Pflege, Hotel/Gastro, Lieferdienste, der ganze Dienstleistungsbereich. Was machen wir denn, wenn das niemand mehr machen will?
Weil, rechnen tut sich das nicht.

Zitat von TakeTwo am 14. November 2023, 13:59 Uhr

Wir zahlen Leuten in „solchen“ Jobs einfach zu wenig.  Von der Bäckereiverkäuferin über Pflege, Hotel/Gastro, Lieferdienste, der ganze Dienstleistungsbereich. Was machen wir denn, wenn das niemand mehr machen will?
Weil, rechnen tut sich das nicht.

Hubertus Heil spricht es ja an: Das Bürgergeld ist eine Art bedingungsloses Grundeinkommen. Natürlich steht es in Konkurrenz zu niedrigen Löhnen in bestimmten Jobs, auch wenn Hubertus Heil das begreiflicherweise negiert. Das war schon die Crux bei "1-Euro-Jobs".

Es wird dazu führen, dass die gezahlten Löhne steigen. Entweder der Bäcker macht zu, oder er erhöht die Löhne und die Preise. Wenn die Kunden dann weniger kaufen, kann er auch Personal reduzieren, Lösung 3.

Oder er stellt um auf Mini-/Midijobber.

Denke nicht, dass in den heutigen „Grossbäckereien“ noch überwiegend gelernte „Bäckereifachverkäufer/innen“ arbeiten!?

 

 

Zitat von Achim am 14. November 2023, 21:13 Uhr

... Das Bürgergeld ist eine Art bedingungsloses Grundeinkommen. Natürlich steht es in Konkurrenz zu niedrigen Löhnen in bestimmten Jobs, ...

NEIN

ein BEDINGUNGSLOSES Grundeinkommen wird unabhängig von der Bedürftigkeit ausgezahlt - wer arbeitet hat den Nettolohn also zusätzlich zum BGE und nicht anstelle seines Hartz IV/ALG 2/neudeutsch Bürgergeld
(NETTOlohn, da das Existenzminimum ja aus dem BGE gedeckt ist, also ab dem ersten verdienten Euro normal versteuert werden kann)

Zitat von FredFinanzFuchs am 15. November 2023, 7:10 Uhr

... Entweder der Bäcker macht zu, oder er erhöht die Löhne und die Preise. Wenn die Kunden dann weniger kaufen, kann er auch Personal reduzieren, Lösung 3.

Die Kunden werden kaum weniger Bäckereiwaren kaufen - allenfalls anderswo.

--> Die Gesamtmenge an Arbeit ist in vielen Bereichen recht konstant ...

und gesamtwirtschaftlich gesehen ist es recht egal, WELCHE Bäckerei die Backwarenverkaufs(aus)hilfen beschäftigt ...

Zitat von TakeTwo am 14. November 2023, 13:59 Uhr

Wir zahlen Leuten in „solchen“ Jobs einfach zu wenig.  Von der Bäckereiverkäuferin über Pflege, Hotel/Gastro, Lieferdienste, der ganze Dienstleistungsbereich. Was machen wir denn, wenn das niemand mehr machen will?
Weil, rechnen tut sich das nicht.

Andererseits habe ich auch keine Lust, 50% mehr in die Pflegeversicherung einzuzahlen.

Vielleicht machen das künftig teilweise auch Roboter?

Ansonsten bietet sich München ja dankenswerterweise als Reallabor für solche Fragen an. Die Mieten sind dort mittlerweile so exoritant hoch, dass sich Leute mit solchen Jobs und neu vermieteter Wohnung dort das leben eh nicht mehr leisten können, also nach und nach aus München verschwinden.

Man wird dann recht bald sehen können, wie eine Stadt ohne solche Berufe funktioniert oder eben auch nicht.

 

 

 

Zitat von exitus2022 am 15. November 2023, 17:17 Uhr

--> Die Gesamtmenge an Arbeit ist in vielen Bereichen recht konstant ...

und gesamtwirtschaftlich gesehen ist es recht egal, WELCHE Bäckerei die Backwarenverkaufs(aus)hilfen beschäftigt ...

Ist es nicht: Das Handwerk (dort wo du z.B. für der mehrstufige Sauerteigbrot schon heute 6 Euro bezahlst) stirbt aus und es bleiben Großbäckereien, bei denen die Mitarbeiter wie im Taylorismus ausgelastet/-beutet werden. Dafür kostet dann das Brot im Supermarkt aber auch nur 2 Euro und macht nicht satt. Die Löhne in der Großbäckerei sind natürlich auch nicht mitarbeiterorientiert, sondern gewinnmaximiert.

 

...und so verändert sich der gesamte Niedriglohnsektor.

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