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Berlin kauft Zinshäuser auf, Ziel: 50% des Wohnungsbestandes "gemeinwohlorientiert"

Im Koalitionsvertrag zwischen CDU und SPD steht:
"Durch eine strategische Ankaufspolitik wollen wir den kommunalen Wohnungs- und Boden-bestand kontinuierlich erhöhen. Das Ziel ist es, die öffentlichen Wohnungsbestände perspektivisch auf 500.000 Wohnungen zu erhöhen und gemeinsam mit den rund 200.000 Wohnungen der Genossenschaften annähernd 50 Prozent der Berliner Mietwohnungen in das gemeinwohlorientierte Segment zu bringen."

Derzeit sind es 350.000 Wohnungen, so dass 150.000 Wohnungen zu kaufen sind. Benutzt werden soll dazu ein neu gestaltetes, rechtskonformes Vorkaufsrecht "zu Gunsten Dritter", die dann gemeinnützig sein müssen.

Zum einen wird das Konsequenzen für private Investoren haben. Sie werden keine Zinshäuser mehr kaufen können. Zum anderen werden die Privaten einen kostengünstigen, gemeinnützigen Markt als Konkurrenz haben. Außerdem ist anzunehmen, dass dieses "Berliner Wohnungs-Modell" die Blaupause auch für alle anderen großen Städte Deutschlands wird.
Wien wird wohl Vorbild: Der Wohnungsbestand wird mit Milliarden subventioniert, um "bezahlbares Wohnen" zu verwirklichen. In die gleiche Richtung laufen Fördermodelle, mit denen auch "mittlere Einkommensgruppen" sozialwohnungsbrechtigt werden sollen (Hamburg, 2. Förderweg). Damit ist indirekt angesagt, dass langfristig bei 50% des Bestandes nicht Schluss sein soll. Denn gerade in Wien hat sich ergeben, dass im günstigen, subventionierten, staatlichen Wohnungsmarkt äußerst geringe Fluktuation herrscht und Wohnungssuchende auf die wenigen, im Vergleich sehr teuren privatwirtschaftlichen Anbieter angewiesen sind. Das wird von denen als ungerecht erlebt.

Die großen Parteien CDU und SPD streben an, dass der Wohnungsmarkt weitgehend in Staatshand überführt wird bzw. nicht mehr privatwirtschaftlich läuft. Die Eigentumsbildung spielt dann immer weniger eine Rolle, wird derzeit auch staatlich nahezu nicht mehr gefördert.

 

Ich sehe jetzt nicht das die Möglichkeit zum Eigentum reduziert wird.

Bezahlbarer Wohnraum ermöglicht ja die Option Geld zu sparen um ein Stsrtkapital aufzubauen.  Wenn der Wille dafür vorhanden ist.

Ich bin mir nicht sicher wie erstrebenswert eine große Anzahl von (finanziell)  grenzüberforderten Wohnungseigentümer ist. Modernisierungen werden in den nächsten Jahren fällig.  Alleine um auf die zunehmende Sommerhitze reagieren zu können.

 

 

Zitat von Cricetus am 16. April 2023, 10:23 Uhr

Ich sehe jetzt nicht das die Möglichkeit zum Eigentum reduziert wird.

Bezahlbarer Wohnraum ermöglicht ja die Option Geld zu sparen um ein Stsrtkapital aufzubauen.  Wenn der Wille dafür vorhanden ist.

Die "bezahlbaren" Wohnungen in "gemeinwohlorientierter" Hand werden hoch subventioniert. Heute zahlt ein Mieter im Sozialen Wohnungs-Neubau 6,90/qm, die Kostenmiete liegt bei 15-18€. Die Differenz zahlen die Steuern Zahlenden.
Da darf/kann der gemeinwohlorientierte Bestandsbau aus der Nachkriegszeit also nur 5-6€ kosten, deutlich weniger als der jetzige Mittelwert des Mietpreisspiegels (Zahlen aus HH).

Wer so günstig wohnt, der könnte zwar Eigenkapital ansparen - aber er würde mit dem Auszug die großzügige Förderung verlieren. Lohnt sich also nicht, zumal Eigentum ja auch persönliche Verantwortung bedeutet und damit die Übernahme von Risiken (Instandhaltung, Sanierung...).

Die großen Parteien wollen die Verantwortung im Bereich Wohnen sozialisieren. Umverteilung sichert auch politische Arbeitsplätze. In Richtung mehr Sozialismus wollen die großen Parteien langfristig das Grundbedürfnis Wohnen verstaatlichen - zumindest in den großen Städten. Privates Eigentum ist dort dann nur noch etwas für die Reichen, muss also auch nicht gefördert werden.

Die Schere zwischen Arm und Reich schließen, gilt dann für Wohnimmobilien nicht durch Privateigentum. In den Städten haben wir dann stattdessen das Modell "Gemeinschaftseigentum für alle".

Wenn man dieses Konzept weiterdenkt, dann ist es nicht schlecht: Mehr Mitbestimmung und Selbstbestimmung über die Wohnung durch Mieterräte in den Häusern und besonders: Tilgung der aufgenommenen Darlehen und nach Tilgung Senken der Mieten auf das Niveau von Instandhaltung und Verwaltung. (Wäre übrigens auch etwas für Genossenschaftswohnungen - bei denen kommt die Tilgung den Mietern nicht zugute.)

Die Idee klingt/ist m.E. durchaus vernünftig und IN DER THEORIE zu begrüßen...

Ich frage mich nur, ob die Stadt Berlin (die es ja wohl nicht mal schafft, funktionierende Bürgerbüros zu betreiben!) fähig ist, so ein Vorhaben praxisgerecht UMZUSETZEN!

Die LINKE f.k.a. PDS f.k.a. SED hatte als sie noch einen Staat alleine regieren konnte ja auch günstige Wohnungen für wenige Glückliche im Angebot, nur halt zu wenige, ohne Alternativen auf dem freien Markt, und im Altbau zumeist mit Sanierungsstau...

 

Zitat von FredFinanzFuchs am 16. April 2023, 10:52 Uhr

[…] und besonders: Tilgung der aufgenommenen Darlehen und nach Tilgung Senken der Mieten auf das Niveau von Instandhaltung und Verwaltung. (Wäre übrigens auch etwas für Genossenschaftswohnungen - bei denen kommt die Tilgung den Mietern nicht zugute.)

Eine interessante These. Die natürlich falsch ist, weil Mieter einer G-Whg. immer auch G-Anteile besitzen.

Fragt man sich natürlich schlussendlich, was an dem Koalitionsvertragsziel so schlecht sein soll, wenn es am Ende eben doch „nicht schlecht“ (Deine Worte) sein soll!? Einfach erst mal dagegen, FFF? Und dann während des zweiten Beitrags zu Ende gedacht?

Na, dann.

Ich kenne Genossenschaftswohnungen nicht im Detail. Die Miete wird sicherlich berechnet nach der Kostenmiete zum Zeitpunkt des Baus. Inwieweit nun Darlehen getilgt werden und diese Tilgung in Form von Mietermäßigungen an die Mieter weitergegeben werden, das weiß ich nicht. Wie ich las, hat man lediglich den Anspruch, dass der Genossenschaftsanteil, den man zeichnete, so wieder erstattet wird.
Das was man zahlt, ist ja auch keine Miete, sondern eine Art Mitgliedsbeitrag. Man profitiert zwar als Genosse indirekt daran, dass die Genossenschaft weitere Wohnungen baut. Aber an deren Wertreserven nicht. Jedenfalls nicht, wenn man die Genossenschaft wieder verlässt.

Persönlich halte ich das Eigentumswohnungsmodell in unserem Ballungsgebieten für das beste.

Kleine Genossenschaften für nur ein Haus sind sicher eine Ausnahme. Dafür wäre Wohnungseigentum besser geeignet.

Es gibt ein gutes Wohnungseigentumsgesetz, es gibt eine bewährte Praxis. Die Finanzierung ist in ihrer Gestaltung gesichert. Man bekommt seine Investitionen beim Verkauf eher wieder zurück und ist motiviert, in seine Wohnung zu investieren.
Aber man trägt natürlich auch das wirtschaftliche Risiko. Auf der anderen Seite achten die Eigentümer auch auf eine günstige Verwaltung und sind kostenbewusst bei allen Instandhaltungsmaßnahmen.

Persönliches Eigentum und Miteigentum am Gebäude hat bezüglich Wohnen eine bessere Qualität für die Bewohner als vergesellschaftetes Eigentum.

Zitat von FredFinanzFuchs am 16. April 2023, 14:34 Uhr

Ich kenne Genossenschaftswohnungen nicht im Detail. Die Miete wird sicherlich berechnet nach der Kostenmiete zum Zeitpunkt des Baus. Inwieweit nun Darlehen getilgt werden und diese Tilgung in Form von Mietermäßigungen an die Mieter weitergegeben werden, das weiß ich nicht.

Um 10:52 Uhr wusstest Du es noch.

Wie ich las, hat man lediglich den Anspruch, dass der Genossenschaftsanteil, den man zeichnete, so wieder erstattet wird.
Das was man zahlt, ist ja auch keine Miete, sondern eine Art Mitgliedsbeitrag. Man profitiert zwar als Genosse indirekt daran, dass die Genossenschaft weitere Wohnungen baut. Aber an deren Wertreserven nicht. Jedenfalls nicht, wenn man die Genossenschaft wieder verlässt.

Dann fragt man sich natürlich, warum Gen.-Whg.‘en so begehrt sind …

Persönlich halte ich das Eigentumswohnungsmodell in unserem Ballungsgebieten für das beste.

Wer hätte das gedacht.

Kleine Genossenschaften für nur ein Haus sind sicher eine Ausnahme. Dafür wäre Wohnungseigentum besser geeignet.

Irrelevant.

Es gibt ein gutes Wohnungseigentumsgesetz, es gibt eine bewährte Praxis. Die Finanzierung ist in ihrer Gestaltung gesichert. Man bekommt seine Investitionen beim Verkauf eher wieder zurück und ist motiviert, in seine Wohnung zu investieren.
Aber man trägt natürlich auch das wirtschaftliche Risiko. Auf der anderen Seite achten die Eigentümer auch auf eine günstige Verwaltung und sind kostenbewusst bei allen Instandhaltungsmaßnahmen.

Persönliches Eigentum und Miteigentum am Gebäude hat bezüglich Wohnen eine bessere Qualität für die Bewohner als vergesellschaftetes Eigentum.

Steile These. Zumal jedes Genossenschaftsmitglied ja Eigentumsanteile hält und damit als Miteigentümer gilt. Liegt aber natürlich daran, dass Du Dich damit noch nie auseinandergesetzt hast und ergo auch nicht weißt, wo die Tilgung hinfließt oder was mit Gewinnen der G passiert.

Gemeinwohlorientiert hört sich gegenüber gewinnorientiert oder privatwohlorientiert positiv an.
In Wirklichkeit heißt es jedoch sozialistisch.

Und die Genossenschaften gehören genau genommen nicht dazu, da sie nur das Wohl ihrer Genossen im Blick haben.

Selbst Sozialwohnungen sind nicht gemeinwohlorientiert, denn sie gehören meist einem privaten Investor.

Wenn wir ein Volk von (schuldenfreien) Wohnungseigentümern wären, was wäre das denn für ein Prinzip?

Mieter heißt immer auch, dass man kein Wohneigentum besitzt. Wenn der Staat es schuldenfrei besitzen würde, wie würde die gerechte Verteilung aussehen?

Der ganze Sozialismus Gedanke ist nur dem aktuellen Mangel geschuldet.

Wenn der Staat es richtet, kann es a la Schule oder Gesundheit nur heißen: Jedem das Gleiche. Der Bürgerwille sieht beim Wohnen anders aus. Freiheit und Eigenverantwortung liefert bestmöglich persönliches Eigentum.

Ich habe zu Genossenschaftswohnungen recherchiert. Erträge und Nutzung bei ihnen sind nicht gemeinwohlorientiert bezüglich der Gesamtgesellschaft sondern stärken nur die Genossenschaft selbst und damit indirekt die Genossen persönlich.
Genossenschaftswohnungen unterliegen dem Mietrecht, sind praktisch eine Mietwohnung. Eigentümer ist die Genossenschaft, deshalb kann es keine Eigenbedarfskündigung geben (wie generell bei juristischen Personen als Vermieter). Die Miethöhe richtet sich nach Mietrecht. Auch die Mietpreisbremse gilt für Genossenschaftswohnungen. Genossenschaften sind jedoch bemüht, unter den Werten des Mietpreisspiegels zu vermieten, um entsprechend Nachfrage zu haben.

Die Genossenschaftsanteile können verzinst werden, es können auch Dividenden ausgezahlt werden. Das Bestreben der Genossenschaften ist jedoch, Erträge zu generieren und mit ihnen neuen Wohnraum zu bauen oder zu erwerben oder in den Bestand zu investieren.

Die Anteile für die Nutzung einer Wohnung können bis zu 50.000€ kosten, die Wartelisten ermöglichen den Einzug tlw erst in vielen Jahren. Bei Auszug bekommt man die Anteile tlw erst in Raten zurück. An einer Wertentwicklung oder erfolgten Tilgung nimmt man nicht teil. Bei Auszug bekommt man das Geld für seine Anteile zurück ggf. mit einer Verzinsung.

Man bildet kein Vermögen sondern muss sein Leben lang eine wenn auch ziemlich günstige Miete zahlen. Im Sinne der Selbst- und Mitbestimmung bzgl. der konkreten Wohnung und bezüglich der Vermögensbildung ist die Eigentumswohnung überlegen.

Aber wenn man Geduld hat und sich auf Wartelisten setzt, kann man relativ günstig mieten. Man muss wenig Kapital haben (etwa so viel wie eine hohe Kaution) und ist vor Eigenbedarfskündigung geschützt. Man kann ja seine Vermögensbildung an anderer Stelle betreiben.

Zitat von FredFinanzFuchs am 16. April 2023, 19:00 Uhr

Gemeinwohlorientiert hört sich gegenüber gewinnorientiert oder privatwohlorientiert positiv an.
In Wirklichkeit heißt es jedoch sozialistisch.

Deine Lesart. Grundsätzlich geht das aber sowieso, in jeder Stadt, bei jedem Eigentümerwechsel - nennt sich Vorkaufsrecht. Dient dazu, dass Projekte der Stadtentwicklung umgesetzt werden können. Der Koalitionsvertrag präzisiert das nur bzw. beschafft vor allem den finanziellen Rahmen.

Und die Genossenschaften gehören genau genommen nicht dazu, da sie nur das Wohl ihrer Genossen im Blick haben.

Scheint ne perfide Sache zu sein, so eine Genossenschaft. Wo sich eher finanzschwache Menschen gemeinschaftlich organisieren und sich gegenseitig ein lebenslanges Wohnrecht einräumen gegen die Verpflichtung, am Erhalt der Gebäudesubstanz mitzuwirken. Der Koalitionsvertrag beschreibt es daher anders und Genossenschaftswohnungen eben doch als gemeinwohlorientiert.

Selbst Sozialwohnungen sind nicht gemeinwohlorientiert, denn sie gehören meist einem privaten Investor.

Deine Lesart. Da Sozialwohnungen idR staatlich gefördert sind, dürftest Du diese Meinung ziemlich allein beanspruchen.

Wenn wir ein Volk von (schuldenfreien) Wohnungseigentümern wären, was wäre das denn für ein Prinzip?

Keine Ahnung!? Sag' Du es uns!?

Mieter heißt immer auch, dass man kein Wohneigentum besitzt. Wenn der Staat es schuldenfrei besitzen würde, wie würde die gerechte Verteilung aussehen?

Kann man erörtern, aber wo soll das hinführen? Das hat mit der Frage, was mit der Tilgung in einer Genossenschaft passiert, nichts zu tun. Selbst in Bezug auf den Koalitionsvertrag gehen wir nicht von 100% staatlichem Wohneigentum aus, sondern "nur" von bis zu 50% der Mietwohnungen in HH. Die andere Hälfte bleibt unbehelligt, Wohneigentum ist gar nicht angesprochen. Ebensowenig der komplette Rest von D. Andere Großstädte organisieren es anders, das Problem ist aber auch dort bekannt und in gleichem Ausmaß vorhanden, ergo packen es die Städte aktiv an. Die Wahl der Mittel ist dabei verschieden, das Ziel identisch.

Der ganze Sozialismus Gedanke ist nur dem aktuellen Mangel geschuldet.

Na, dann verkauf' doch mal 30% (gängiger geforderter Sozialwohnungsanteil bei Neubauten in Großstädten) Deines Bestandes zu 40% unter Marktwert (Deine eigene Wertentwicklungsprognose). Wären angeblich ja immerhin ca. 300 Wohnungen iirc? Wie? Machste nicht, weil lohnzich nicht?

Wenn der Staat es richtet, kann es a la Schule oder Gesundheit nur heißen: Jedem das Gleiche. Der Bürgerwille sieht beim Wohnen anders aus. Freiheit und Eigenverantwortung liefert bestmöglich persönliches Eigentum.

Der Staat könnte es auch anders richten, aber ich bezweifle, dass Dir die Variante gefallen wird. So be careful what you wish - you might get it.

Zitat von FredFinanzFuchs am 17. April 2023, 11:03 Uhr

Ich habe zu Genossenschaftswohnungen recherchiert. [...]

Die Genossenschaftsanteile können verzinst werden, es können auch Dividenden ausgezahlt werden. Das Bestreben der Genossenschaften ist jedoch, Erträge zu generieren und mit ihnen neuen Wohnraum zu bauen oder zu erwerben oder in den Bestand zu investieren.

Die Anteile für die Nutzung einer Wohnung können bis zu 50.000€ kosten, die Wartelisten ermöglichen den Einzug tlw erst in vielen Jahren. Bei Auszug bekommt man die Anteile tlw erst in Raten zurück.

Soweit korrekt.

An einer Wertentwicklung oder erfolgten Tilgung nimmt man nicht teil.

Es ist ein Kreuz mit Dir. Lies' doch einfach mal, was Du vorher geschrieben hast und frag' Dich mal, wo denn Dividenden herkommen sollen, wenn die Tilgungsraten alles auffressen würden, hmmm.... !? Geleistete Tilgungen sparen Zinszahlungen ein und erhöhen das EK der G und helfen ergo dabei mit, die Mieten unter Mietspiegel zu halten (Vorteil 1) und eröffnen die Auszahlung von Dividenden (Vorteil 2).

Vorteil 1 entspricht der Wertentwicklung der Immo, weil permanent und praktisch unkündbar unter Marktpreis gemietet wird.

Vorteil 2 entspricht dem Tilgungsvorteil.

Man bildet kein Vermögen sondern muss sein Leben lang eine wenn auch ziemlich günstige Miete zahlen. Im Sinne der Selbst- und Mitbestimmung bzgl. der konkreten Wohnung und bezüglich der Vermögensbildung ist die Eigentumswohnung überlegen.

Ich kenne aus meiner Studentenstadt einige Menschen, die damals heilfroh waren, eine Genossenschaftswohnung ergattert zu haben. Allein in einer Damenmannschaft, die ich damals betreut habe, waren 3 alleinerziehende Krankenschwestern, also volles Programm, was Stereotypen anging. Eigentum hätten die sich schon damals in den Lagen niemals leisten können oder sich nur für die Whg krumm machen müssen. Die Mitbestimmung ist bei G ausdrücklich gegeben, insofern verkennst Du den gesellschaftlichen Effekt und Aspekt völlig. Gerade für Menschen mit geringen Einkommen bieten die Whg.-G'en eine Verlässlichkeit, die in einem normalen Mietverhältnis nicht zu erreichen sind. Das lebenslange Wohnrecht kann dabei (vereinfacht) als eigentumsgleiches, aber bis auf den Genossenschaftsanteil nicht vererbbares, Recht betrachtet werden.

Ist das Wiener Wohnmodell beispielhaft?

220.000 Wohnungen in Wien gehören der Stadt. In ihnen sind die Mieten mit durchschnittlich 6,84/qm brutto-kalt sehr günstig. Die Einkommensgrenze für den Bezug liegt bei rund 49.000€ netto jährlich – die sozialdemokratische Wiener Politik will also auch die Mittelschicht mit subventionierten Wohnungen begünstigen.

In Modernisierung wird jedoch wenig investiert. „Offiziell gibt es im Bestand von Wiener Wohnen noch immer 16,7 Prozent Wohnungen ohne zentrale Heizungsanlage und 17,9 Prozent ohne eigenes Bad und ohne Heizungsanlage.“ Trotz geringer Investitionen bilanziert Wien aktuell einen Verlust von nahezu einer Milliarde. (1)

Den Reparatur- und Sanierungsstau schätzt der Rechnungshof zusätzlich auf 5 Milliarden Euro. (2) Und es bangt allen vor den Kosten für die kommende energetische Sanierung.

Vor allem gibt es viel zu wenige dieser Wohnungen, die Folge sind jahrelange Wartezeiten von Bewerbern. Seite 2004 wurde keine Wohnung neu gebaut, jetzt sind es 4.000 bis 7.000 jährlich.

Die Alternative ist der freifinanzierten Markt, dort sind die Mieten im Schnitt aber doppelt so hoch.

Zusammengefasst: Der Markt ist zweigeteilt. Auf der einen Seite günstige, subventionierte, staatliche Wohnungen mit enormen Sanierungsstau und jahrelangen Wartelisten, auf der anderen Seite teurer, frei finanzierter Bau. Das wird besonders von dessen Mietern als ungerecht erlebt. Der Sanierungsstau erfordert Milliardeninvestitionen aus Steuergeldern zugunsten von vielen Mietern, die selbst fleißige Steuerzahler sind. Sie subventionieren so ihre Miete indirekt selbst.

Eine Lösung wäre es, den gesamten Mietwohnungsmarkt staatlich zu organisieren. Aber das würde bei den heutigen Mieten insgesamt zu Sanierungsstau und ohne Neubau zu langen Wartelisten führen. Die Mieten müssten also stärker subventioniert und es müsste teuer neu gebaut werden. Dann würden jedoch alle erkennen, dass sie über ihre Steuern die Niedrigmieten als Steuerzahler selbst finanzieren.

Deshalb wäre es sinnvoller, wenn man sich bei der Förderung auf die einkommensschwachen Mieter durch Wohngeld konzentriert und ansonsten zumindest in zumutbaren Schritten eine kostendeckende Miete nimmt. Die würde sich von derjenigen der Privatvermieter auch wenig unterscheiden – zumal auch dort Wohngeld unterstützen könnte.

Parallel könnte der Neubau gefördert werden und hier die private Vermögensbildung. Die Förderung könnte so aussehen, dass es für Einkommensstarke in den staatlichen Wohnungen interessant wird, in eine der Neubauwohnungen umzuziehen. So würden sie eine der Bestandswohnungen freimachen und auch helfen, die Wartelisten zu verkürzen.

Insgesamt ist es sinnvoll, die Eigentumsbildung zu fördern. Eigentümer sind interessiert, in ihre Wohnung und das Gebäude zu investieren. Das mehrt ihren Komfort und den Wert ihrer Wohnung. Da es um ihr persönliches Geld geht, sind sie sehr kostenbewusst. Über die Tilgung bilden sie Vermögen und müssen nach vollständiger Tilgung nur noch die laufenden Kosten bezahlen. Sie können dieses Vermögen an ihre Nachkommen vererben.

Es wird sicher weiterhin einen Markt für Mieter geben. Andere Länder der EU zeigen, dass eine Eigentümerquote von 70% jedoch durchaus möglich ist. Eine Reserve in deutschen Städten von ca. 50%, die durch gezielte Förderung aktiviert werden könnte. Dort beträgt die Mieterquote meist um die 80%.

(1) Quelle: https://www.spiegel.de/wirtschaft/studie-zum-wohnungsmarkt-wien-ist-kein-vorbild-a-d74f2cbc-7ffb-4429-9057-2e2141713bc5

(2) Quelle: https://www.spiegel.de/ausland/bezahlbares-wohnen-wie-wien-zum-groessten-vermieter-europas-wurde-a-7b980817-c992-450f-8263-8372ccbb5dba

Zitat von FredFinanzFuchs am 19. April 2023, 8:30 Uhr

Ist das Wiener Wohnmodell beispielhaft?

220.000 Wohnungen in Wien gehören der Stadt. In ihnen sind die Mieten mit durchschnittlich 6,84/qm brutto-kalt sehr günstig. Die Einkommensgrenze für den Bezug liegt bei rund 49.000€ netto jährlich – die sozialdemokratische Wiener Politik will also auch die Mittelschicht mit subventionierten Wohnungen begünstigen.

In Modernisierung wird jedoch wenig investiert. „Offiziell gibt es im Bestand von Wiener Wohnen noch immer 16,7 Prozent Wohnungen ohne zentrale Heizungsanlage und 17,9 Prozent ohne eigenes Bad und ohne Heizungsanlage.“ Trotz geringer Investitionen bilanziert Wien aktuell einen Verlust von nahezu einer Milliarde. (1)

Für HH irrelevant, denn wie unsere kleine KI-Maschine schnell ermittelt:

Frage: Wieviele Wohnungen ohne Bad gibt es in Berlin?

ChatGPT: Es tut mir leid, aber ich habe keine aktuelle oder genaue Informationen darüber, wie viele Wohnungen ohne Badezimmer es in Berlin gibt. Es ist möglich, dass es einige ältere Gebäude gibt, die möglicherweise noch Wohnungen ohne Badezimmer haben, aber die meisten Wohnungen in Berlin sollten über ein eigenes Badezimmer verfügen, da dies ein Grundbedürfnis ist und in der deutschen Gesetzgebung auch vorgeschrieben ist. Es gibt auch Programme und Initiativen der Stadt Berlin, um den Wohnungsbau und die Modernisierung von Gebäuden zu fördern und die Wohnsituation zu verbessern.

und weiter ...

ChatGPT: In Deutschland ist es seit dem Inkrafttreten der Zweiten Berechnungsverordnung (II. BV) im Jahr 1984 gesetzlich vorgeschrieben, dass Wohnungen über eine ausreichende sanitäre Einrichtung verfügen müssen. Die Verordnung besagt, dass Wohnungen, die nach dem 1. Januar 1984 neu errichtet wurden oder bei denen eine wesentliche Änderung der Bausubstanz vorgenommen wurde, ein Bad oder eine Dusche sowie ein Waschbecken und eine Toilette haben müssen.


Das solltest Du als Vermieter von 1000 Einheiten aber wissen und ich wette, dass die Anzahl der Wohnungen in Deinem Bestand ohne eigenes Bad auf exakt Null zu beziffern ist. Du brichst hier also einen Instandhaltungsstau vom Zaun, den es in der Form in D schon seit Jahrzehnten nicht mehr gibt. In Wien schon.

Insgesamt ist es sinnvoll, die Eigentumsbildung zu fördern. Eigentümer sind interessiert, in ihre Wohnung und das Gebäude zu investieren. Das mehrt ihren Komfort und den Wert ihrer Wohnung. Da es um ihr persönliches Geld geht, sind sie sehr kostenbewusst. Über die Tilgung bilden sie Vermögen und müssen nach vollständiger Tilgung nur noch die laufenden Kosten bezahlen. Sie können dieses Vermögen an ihre Nachkommen vererben.

Wie gesagt und bereits verlinkt: ein erheblicher Anteil von Eigentümern und Eigentümergemeinschaften in D ist ernsthaft besorgt darüber, die kommenden energetischen Instandhaltungskosten nicht tragen zu können, weil zu geringe Rücklagen vorhanden sind. Das permanent zu ignorieren, löst das Problem nicht.

Es geht mir um die Frage, ob das Wiener Modell mit 50% der Wohnungen im Bestand der Stadt auch für Berlin beispielhaft sein kann. Und es werden die Probleme der Modells aufgezeigt.

Natürlich werden die energetischen Instandhaltungskosten ein Problem sein. Das werden sie sein, ob die Wohnungen öffentlich sind oder privat sind. In Deutschland kann man die Kosten mit 8 % jährlich auf den Mieter  überlasten. Eigentümer müssen das Geld entweder aus Eigenmitteln auf bringen oder zu circa 4 % Zinsen finanzieren. Die energetische Sanierung einer durchschnittlichen 70 m² Wohnung in einem Mehrfamilienhaus ist je qm erheblich günstiger als die Sanierung eines Einfamilienhauses. Dennoch werden einige natürlich Schwierigkeiten haben. Aber die meisten haben schon einen Großteil der Wohnung abbezahlt oder wohnen sogar schuldenfrei.

Letztenendes ist das Wiener Konzept, ein planwirtschaftliches Modell. Es werden hierbei Menschen subventioniert, die nicht bedürftig sind. Es gibt unzumutbarer Wartezeiten. Diejenigen, die leer ausgehen, werden benachteiligt. Somit ist das ganze System ungerecht und löst nicht das Wohnungsproblem.

Eine der wichtigsten Maßnahmen wäre die Förderung des Neubaus. Denn ein Überschuss an Wohnungen würde viele Probleme lösen. Und wie ich schon mehrfach ausführte, halte ich die Förderung von selbstgenutztem Wohneigentum bei mittleren Einkommen vermögenspolitisch und volkswirtschaftlich für sinnvoller als die Förderung der Vermögensbildung von Vermietern.

Zitat von FredFinanzFuchs am 19. April 2023, 18:22 Uhr

Es geht mir um die Frage, ob das Wiener Modell mit 50% der Wohnungen im Bestand der Stadt auch für Berlin beispielhaft sein kann. Und es werden die Probleme der Modells aufgezeigt.

Der Vergleich wäre nur angebracht, wenn die Berliner Koalition beschlossen hätte, 200T Wohnungen aufzukaufen, um dann bei 18% des Bestandes die Badezimmer rauszureißen, die Gesetzeslage auf einen Stand vor 1984 zurückzuschrauben und obendrein die mangelhafte vertragliche Struktur des Wiener Modells nachzubauen.

Nichts davon findet sich im Koalitionsvertrag.

Natürlich werden die energetischen Instandhaltungskosten ein Problem sein. Das werden sie sein, ob die Wohnungen öffentlich sind oder privat sind. In Deutschland kann man die Kosten mit 8 % jährlich auf den Mieter  überlasten. Eigentümer müssen das Geld entweder aus Eigenmitteln auf bringen oder zu circa 4 % Zinsen finanzieren. Die energetische Sanierung einer durchschnittlichen 70 m² Wohnung in einem Mehrfamilienhaus ist je qm erheblich günstiger als die Sanierung eines Einfamilienhauses. Dennoch werden einige natürlich Schwierigkeiten haben. Aber die meisten haben schon einen Großteil der Wohnung abbezahlt oder wohnen sogar schuldenfrei.

Du musst Dich mal entscheiden, welche 10% der Bevölkerung Du von der Miete in Wohneigentum überführen willst.

Kleiner Tipp: es sind nicht diejenigen, die der Koalitionsvertrag im Blick hat.

Es geht um das generelle Problem bei kommunalen Wohnungen: Die niedrigen Mieten erwirtschaften nicht die Kosten.
Besonders dann nicht, wenn Berlin über das Vorkaufsrecht zu Marktpreisen einsteigt. Und wenn das schlechte Wiener Modell angewendet wird, dann werden diese Wohnungen in 20 Jahren im Vergleich zu anderen Wohnungen schlecht dastehen. Die Wohnungen müssten also ständig subventioniert werden. Und subventioniert werden damit auch mittlere und höhere Einkommen.

Zusätzlich wird durch diese Aktivitäten keine neue Wohnung entstehen. Steuergelder sollten eher darauf verwendet werden, einen ausgeglichenen Markt mit leichtem Wohnungsüberhang zu fördern.

Zitat von MFZ73 am 20. April 2023, 11:15 Uhr

Du musst Dich mal entscheiden, welche 10% der Bevölkerung Du von der Miete in Wohneigentum überführen willst.

Kleiner Tipp: es sind nicht diejenigen, die der Koalitionsvertrag im Blick hat.

In den großen Städten sind ca. 80% der Bewohner Mieter. Im Saarland sind es 64% Eigentümer, in Berlin nur 17%. Man kann natürlich davon ausgehen, dass in Berlin mehr Einkommensschwache wohnen als im Saarland. Aber dennoch könnte die Eigentümerquote in Berlin von heute 17% auf vielleicht 50% erhöht werden - Potential also über 30%.
Es geht um mittlere und höhere Einkommen, die motiviert werden könnten. Solange sie natürlich in einer subventionierten stadteigenen oder Sozialwohnung leben, wäre es für sie unwirtschaftlich. Aber es gibt wieder einen Prozentsatz, der in einer Wohnung mit Indexmiete wohnt, die bereits schon über dem Mietpreisspiegel liegt. Und diese Mieter könnten z. B. durch eine Grunderwerbsteuerbefreiung und Wohngeld/Tilgungszuschuss/Abschreibung zum Erwerb von Eigentum animiert werden. Dadurch würde das Bauen angekurbelt und die Käufer von Neubauwohnungen machen wieder eine Wohnung frei, die hilft, den Markt zu entspannen.

Auch die heutigen Miet-Sozialwohnungen im 2. Förderweg für mittlere Einkommen könnten gleich als "Sozial-Eigentumswohnungen" konzipiert werden, bei denen nicht ein Vermieter das Eigengeld und monatliche Zuschüsse erhält sondern die Bewohner als Eigentümer- ein zusätzlicher Absatzmarkt für Neubau-Eigentumswohnungen. Gemäß Umfragen wollen 80% der Deutschen lieber Eigentum als Miete. Solche Wünsche der Bürger sollten Politiker ernst nehmen!

Beiträge von @fredfinanzfuchs rund um die Themen Immobilien und Politik können künftig hier diskutiert werden:

https://frugalisten.de/forum/topic/die-deutsche-wohnungspolitik-verhindert-den-neubau-bauboom-statt-marktzerstoerung/