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Andere Wahrnehmung der Realität mit zunehmendem Vermögen

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Zitat von Absprung_2020 am 3. November 2022, 11:50 Uhr

Deswegen übrigens finde ich die Idee eines sog. Staatserbes einen interessanten Gedanken.  Jeder bekommt mit 21 Jahren 40.000 Euro geschenkt. Zu sehen wie das bei "dummer Lebensführung" weniger wird , das schmerzt, wenn es durch eigene Anstrengung mehr wird motiviert das! Ein Weg zu gerechten Aufstiegschancen. Und wer die Kohle verballert kann sich schlecht beschweren, da jeder weiß dass er eher selbst schuld war.

Diese Idee halte ich für fragwürdig und wüsste auch nicht inwieweit sowas sinnvoll wäre, wenn man dieses Geld einfach so ohne irgendwelche Auflagen verteilt.

Ich würde es allgemein besser finden, wenn der Staat die Einkommenssteuer senken und die Erbschaftssteuer anheben würde.

Steuerverschwendung sollte per Gesetz strafbar gemacht und streng durchgesetzt werden.

Außerdem sollte das Fach "Finanzen" verpflichtend in allen Schulen eingeführt werden.

Ich finde es wirklich sehr erschreckend, wie wenig Privatvermögen die deutschen Bürger im Vergleich zu anderen Ländern haben.

 

Die Idee mit Betrag X bei Start ins Erwachsenen Alter fördert in gewisser Weise den Gleichheitshintergrund. Ich bin fest davon überzeugt, dass nach wenigen Jahren die Vermögensverteilung wieder genauso wäre wie ohne den Scheck.

Mein Vermögen konnte ich durch Kombi hohes Gehalt über Jahrzehnte und konstant i.V. niedrige Ausgaben. Hätte ich nur ein durchschnittliches- oder gar niedriges Gehalt, bin ich sicher mich anpassen zu können und auch zu sparen.

Bei der Besteuerung von Kapitaleinkünften und Vermögen vs. Arbeitseinkommen ist das wirklich eine heiße Sache, gerade vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und mangelnder Arbeitskräfte. Da steckt gesellschaftlicher Sprengstoff dahinter und es könnte sein, dass dies manche FIRE Pläne schwieriger macht als heute?

Zitat von Muslime_Frugi am 4. November 2022, 10:16 Uhr

Die Idee mit Betrag X bei Start ins Erwachsenen Alter fördert in gewisser Weise den Gleichheitshintergrund. Ich bin fest davon überzeugt, dass nach wenigen Jahren die Vermögensverteilung wieder genauso wäre wie ohne den Scheck.

Kommt drauf an, wie man das umsetzt. Halte ich aber für eine interessante Idee und wird ja auch diskutiert zB in Form eines staatlichen Fortbildungskontos.

Bei der Besteuerung von Kapitaleinkünften und Vermögen vs. Arbeitseinkommen ist das wirklich eine heiße Sache, gerade vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und mangelnder Arbeitskräfte. Da steckt gesellschaftlicher Sprengstoff dahinter und es könnte sein, dass dies manche FIRE Pläne schwieriger macht als heute?

Das wird sich sehr schnell über den Preis regeln. Die Rentnergeneration hat bei uns das Vermögen, die jüngere Generation soll den Laden am Laufen halten. Das werden die nur tun, wenn genügend Fachkräfte kommen und die Arbeit auch belohnt wird. Ansonsten werden einige Leistungen einfach nicht mehr erbracht werden, vor allem dann, wenn die Automatisierung nicht Schritt halten kann. Da träumen sich aber noch viele Ältere die Welt schön, weil die das Problem gar nicht erkennen.

Ob der Staat das bei der Erbschaftssteuer einzieht und an die arbeitende Bevölkerung umverteilt oder Einkommen aus Arbeit geringer versteuert, ist letztlich egal.

Das wird sich sehr schnell über den Preis regeln. Die Rentnergeneration hat bei uns das Vermögen, die jüngere Generation soll den Laden am Laufen halten. Das werden die nur tun, wenn genügend Fachkräfte kommen und die Arbeit auch belohnt wird. Ansonsten werden einige Leistungen einfach nicht mehr erbracht werden, vor allem dann, wenn die Automatisierung nicht Schritt halten kann. Da träumen sich aber noch viele Ältere die Welt schön, weil die das Problem gar nicht erkennen.

Was heute schon querfinanziert wird um genügend Budget zu haben bzw. die zukünftige Problematik ist immens. Interessant dazu auch die OECD Statistik, dass von 2000 bis 2018 die Pensionen im Verhältnis zu den durchschnittlichen Einkommen in Ö sowie D gestiegen sind.

"Wir gehen noch immer so früh in Pension wie vor 50 Jahren, obwohl die Lebenserwartung zu Pensionsantritt seither um mehr als sieben Jahre gestiegen ist. Allein von 2022 bis 2026 werden in Summe rund 140 Milliarden Euro aus dem Budget ins Pensionssystem zugeschossen werden müssen. „Wir versenken Jahr für Jahr fast die gesamten Lohnsteuereinnahmen im Pensionsloch."

Ob der Staat das bei der Erbschaftssteuer einzieht und an die arbeitende Bevölkerung umverteilt oder Einkommen aus Arbeit geringer versteuert, ist letztlich egal.

Erbschaftssteuer wird leichter zu umgehen sein mit frühzeitigen Schenkungen, Umschreibungen und anderen "Tricks", vor allem für vermögende Familien mit dem finanziellen Know-How. Steuer auf unselbstständige Arbeit bzw. die Lohnsteuer kann relativ schnell und einfach verändert werden, passiert ja auch im Moment. Positive Richtung zumindest in Ö: Abschaffung der kalten Progression (Unabhängig von Parteien immer wieder gefordert, nun umgesetzt) und Herabsetzung der Progressionsstufen.

Zitat von Caro210 am 4. November 2.

Steuerverschwendung sollte per Gesetz strafbar gemacht und streng durchgesetzt werden.

Außerdem sollte das Fach "Finanzen" verpflichtend in allen Schulen eingeführt werden.

Und wer soll definieren was steuerverschwendung ist und wer soll dann haften? Auch in einer Firma haftet man nicht für Fehler, oder was irgendwer für einen hält. Gleiche beim Schulfach finanzen, wer soll die lerninhalte festlegen (mehrheit sieht aktien als teufelszeug, und wöre sauer wenn ihren kinder das als toll vermittelt wird)? Auch sehe ich dafür eher die Eltern in der Pflicht als die Schule.

Zitat von Caro210 am 30. Oktober 2022, 21:05 Uhr

eine Kollegin meinte vor Kurzem zu mir, dass sie nur noch 100€ auf dem Konto hätte. Bis zum Gehalt war es aber noch eine Woche. Daraufhin habe ich einfach nur gefragt, wie man nach 3 Wochen nur noch 100€ auf dem Konto haben kann. Diese Geschichte hat sie dann einer anderen Kollegin erzählt. Darauf meinte diese wohl wortwörtlich: "Hä, ist die bescheuert? Es ist fast Monatsende. Natürlich hat man da kaum bzw kein Geld mehr auf dem Konto."

Leute, die ernsthaft nahe dem Existenzminimum herumkrebsen mal außen vor, ist es eine persönliche Entscheidung, ob man ständig pleite sein will oder nicht. Viele Menschen in diesem Land benehmen sich im Endeffekt wie kleine Kinder und  erwarten, dass Papa Staat es schon richten wird.

Neulich lief eine Doku im NDR in der eine ach so arme Frau aus Bremen als Beispiel angeführt wurde, die 1.700 Euro netto monatlich zur Verfügung hat, als Alleinstehende und anscheinend ohne Unterhaltsverpflichtungen. Es wurde kräftig auf die Tränendrüse gedrückt und völlig unkommentiert, bzw. unter "lebensnotwendig" wurde sowohl der Handyvertrag mit 50 Euro /Monat als auch 400 Euro/ Monat für ein Darlehen verbucht.

Verantwortungslosigkeit ist hierzulande die gesellschaftliche Norm.

Ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich mich mit zunehmendem Vermögen von meinen Kollegen entferne, da ich ihre Geldsorgen und ihren Umgang mit Geld nicht nachvollziehen kann. Irgendwie ist die Lebensrealität eine andere und man hat sich in gewissen Themen nichts mehr zu sagen.

Bei mir im Umfeld (Arbeit + privat) spaltet sich das grade ziemlich rapide. Es gibt den Teil, der ständig über seine Verhältnisse lebt und es gibt den Teil mit 40%+ Sparquote. Allein was ich mir an Sprüchen anhören durfte, dass ich als Single in einem 30qm 1-Zimmer-Appartment lebe. Lustigerweise sind die Leute eher geneigt, die Erklärung "kein Bock mehr zu putzen", als "ich lege lieber Geld zurück" zu akzeptieren. In der Praxis führt es aber auch dazu, gegenüber bestimmten Leuten, nur noch irgendwelche Floskeln wie "ja,ja,alles ganz schlimm" rauszuhauen, auch und gerade im Arbeitsumfeld.

Die Stimmung ist in letzter Zeit aber auch insgesamt ziemlich angespannt. Viele Kollegen haben Angst vor der Zukunft (bezüglich Rente). Die meisten werden in die Altersarmut rutschen (komischerweise versucht aber auch niemand dem zu entkommen). Viele können sich die Mieten nicht mehr leisten und müssen dann das Land verlassen oder in einen Wohnwagen ziehen. Diese Sorgen und Ängste kann ich nachvollziehen, empfinde sie für mich aber nicht.

In meinem Umfeld ist das bislang noch nicht wirklich angekommen, was auch daran liegt, dass da ziemlich gut verdient wird. Ich gehe aber auch da davon aus, dass es bei den meisten mit Rücklagen eher mau ausschaut, das erkennt man schon daran, wie immer davon geredet wird, wann man "in Rente gehen DARF", wie ein kleines Kind, das seinen Erziehungsberechtigten um Erlaubnis bitten muss.

Von vielen Kollegen wird mir mein Leben ohne Geldsorgen nicht gegönnt und man neidet mir meinen Status.

Ich gehe in der Arbeit nicht mit dem Vermögensstand hausieren und da ich über 20 Jahre jünger bin als die (gut verdienenden) Kollegen, dürfte deren Vermögen im Schnitt auch deutlich höher sein als meins (meistens in Form eines Eigenheims). Was ich aber inzwischen feststelle (ich bin jetzt 32 Jahre alt), ist dass ich das ganze Thema Geld inzwischen weitgehend angstfrei angehe.

Mein Vermögen liegt beim ca. 5-fachen der jährlichen Ausgaben (ich betrachte da immer TTM, also die letzten 12 Monate), ich gebe kaum die Hälfte meines Einkommens (Sparquote ~52% TTM) aus und habe damit reichlich Puffer was schief gehen kann.  Seit Frühjahr beobachte ich im Umfeld, dass Leute reagieren wie ein kopfloser Hühnerhaufen, wegen der Inflation, mich lässt das Thema bis heute weitgehend kalt.

 

Nun meine Fragen:

Geht es euch mit euren Kollegen bzw Mitmenschen auch so? Wie geht ihr damit um?

Hat sich euer Umfeld mit dem Vermögenszuwachs geändert?

So nach dem Motto: Die Reichen bleiben unter sich. Kann ich mittlerweile irgendwie nachvollziehen.

Ich sehe es weniger als "Reiche bleiben unter sich" denn als "Gleichgesinnte bleiben unter sich". Die Vermögensbestände + Einkommen können sich auch alters- oder berufsbedingt sehr brutal unterscheiden, entscheidend ist da eher die grundlegende Haltung zum Thema Geld & Finanzen. Ist jemand verantwortungsbewusst oder eins der zig Millionen unmündiger Kinder im Land, die sich auf den Boden werfen und "ich will aber" plärren, wenn sie ihren Schokoriegel vorzeitig schon vertilgt haben.

Zitat von provinzler am 28. November 2022, 14:48 Uhr

Allein was ich mir an Sprüchen anhören durfte, dass ich als Single in einem 30qm 1-Zimmer-Appartment lebe. Lustigerweise sind die Leute eher geneigt, die Erklärung "kein Bock mehr zu putzen", als "ich lege lieber Geld zurück" zu akzeptieren. In der Praxis führt es aber auch dazu, gegenüber bestimmten Leuten, nur noch irgendwelche Floskeln wie "ja,ja,alles ganz schlimm" rauszuhauen, auch und gerade im Arbeitsumfeld.

Kannst ihnen sagen das ich 7 Jahre in einem Ein-Zimmer Appartment mit nur 22qm gewohnt habe. Zuletzt sogar mit Frau und unserem ersten Kind. Mit dabei ein Besuch meiner Schwiegermutter plus deren Schwester. Wir waren also zu 5 Personen für 2 Monate. Hätte ich ein so geräumiges Zimmer wie du gehabt könnten noch glatt zwei weitere Onkel mit bei uns wohnen. Es ist also purer Luxus von dem du hier sprichst. Nur wenige Menschen in diese Welt können sich 30qm für sich alleine leisten. Genieße diesen Luxus einfach und nimm immer wieder mal Gäste auf die dringend Wohnraum benötigen.

Zitat von Jan Veerman am 28. November 2022, 21:12 Uhr
Zitat von provinzler am 28. November 2022, 14:48 Uhr

Allein was ich mir an Sprüchen anhören durfte, dass ich als Single in einem 30qm 1-Zimmer-Appartment lebe. Lustigerweise sind die Leute eher geneigt, die Erklärung "kein Bock mehr zu putzen", als "ich lege lieber Geld zurück" zu akzeptieren. In der Praxis führt es aber auch dazu, gegenüber bestimmten Leuten, nur noch irgendwelche Floskeln wie "ja,ja,alles ganz schlimm" rauszuhauen, auch und gerade im Arbeitsumfeld.

Kannst ihnen sagen das ich 7 Jahre in einem Ein-Zimmer Appartment mit nur 22qm gewohnt habe. Zuletzt sogar mit Frau und unserem ersten Kind. Mit dabei ein Besuch meiner Schwiegermutter plus deren Schwester. Wir waren also zu 5 Personen für 2 Monate. Hätte ich ein so geräumiges Zimmer wie du gehabt könnten noch glatt zwei weitere Onkel mit bei uns wohnen. Es ist also purer Luxus von dem du hier sprichst. Nur wenige Menschen in diese Welt können sich 30qm für sich alleine leisten. Genieße diesen Luxus einfach und nimm immer wieder mal Gäste auf die dringend Wohnraum benötigen.

Ich würde dir da in der Tendenz sogar zustimmen. Ich habe jetzt nicht das Gefühl mich da irgendwie einschränken zu müssen. Es ist ein schönes Appartment in einer guten Wohngegend mit guter Anbindung und netten Nachbarn. Ich habs im Sommer schön kühl und im Winter warm ohne eine ausufernde Energierechnung zu bekommen. Den Stellplatz habe ich mangels Auto untervermietet. In meiner Selbstwahrnehmung lebe ich extrem komfortabel (und im globalen wie historischen Maßstab wohl eher sogar luxuriös) gebe dabei aber weniger Geld aus, als in so Fernsehformaten häufig als "arm" dargestellt werden. Für mich einfach nur ein Zeichen, wie extrem verzerrt unsere Maßstäbe gesellschaftlich da geworden sind.

Ich musste mir ja auch dauernd anhören, wieso wir kein Haus / keine große Eigentumswohnung etc. haben. Wir hätten doch so viel Geld etc. pp.

Ok, jetzt wo wir mit 1,6 Personen in knapp 100 Quadratmeter wohnen, bin ich wahrscheinlich sozial aufgestiegen...

Zitat von Caro210 am 30. Oktober 2022, 21:05 Uhr

Geht es euch mit euren Kollegen bzw Mitmenschen auch so? Wie geht ihr damit um?

Hat sich euer Umfeld mit dem Vermögenszuwachs geändert?

Eigentlich reden wir gar nicht viel über Geld unter den Kollegen. Ich würde da aber auch nie den ein oder anderen besser gestellt sehen, schließlich macht man unter Kollegen i.d.R. die gleiche Arbeit und wird daher auch ähnlich bezahlt (nehme ich zumindest an).

Zwei Aussagen haben mich umso mehr irritiert:

"Wer hat denn schon 5000 Euro auf dem Konto?" von einem Mitte 30-jährigen "Double Income No Kids Yet".

"Geht's euch auch so, dass ihr im Moment gar nichts sparen könnt?". Das war irgendwann im Jahr 2021, evtl. war da sogar Lockdown. Ich konnte zu der Zeit so viel sparen wie noch nie.

Ich konnte beides nicht nachvollziehen, ließ es aber unkommentiert. Da fühlte ich mich auch in einer anderen Lebensrealität, aber zu der Beziehung zu den Kollegen hat das überhaupt nichts geändert. Jeder wie er kann und will.

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