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Zufrieden

 

Hallo zusammen!

Für die Finanzielle Freiheit bin ich zwar schon zu alt (fast 50), aber ich bin dennoch zufrieden mit meinen Finanzen.

Ich bin in der DDR aufgewachsen. Sparen musste ich von Kindesbeinen an. Meine Mutter zog mich allein groß und wir hatten nie viel Geld. So musste ich in den Ferien arbeiten und Flaschen und Altpapier sammeln. Schon als Lehrling fing ich an, Kostgeld zu zahlen. Sobald ich mit 18 Jahren mein erstes „richtiges“ Geld verdiente, hatte ich auch meine Kosten vollständig selbst zu bezahlen. Trotzdem konnte ich nicht wirklich mit Geld umgehen. Was reinkam, ging auch wieder raus. Obwohl sich zwischendurch immer etwas Geld ansammelte, tauchten ständig neue, teure Wünsche auf und so sparte ich nur wenig. Zwischendurch machte ich sogar mal Schulden für eine Stereoanlage oder mein erstes Auto.

Mit 30 zog ich in den Westen. Damals hatte ich ca. 10.000DM gespart. Mein Geld lag auf dem Sparbuch und in Bundesschuldverschreibungen. Kurz vor der Jahrtausendwende machte ich erste Erfahrungen mit vom Bankberater empfohlenen Aktienfonds. Die entwickelten sich überraschend gut und so investierte ich mehr. Als der Neue Markt anfing zu crashen, las ich in einem Zeitungsartikel, dass nach der kürzlich erfolgten 50%-Korrektur nun bald mit einer Erholung zu rechnen sei. Also kaufte ich gegen den Rat meines Bankberaters einen Nemax-Fonds. Es erwies sich, dass der Artikelschreiber keine Ahnung hatte. Der Neue Markt brach völlig zusammen, ich behielt meinen Fonds jedoch, bis er schließlich, Jahre später, geschlossen wurde und ich die verbliebenen 10% ausgezahlt bekam.

Mit 38 hatte ich dennoch knapp 50.000€ zusammengespart und wollte das Geld gegen meine eigene Arbeitslosigkeit und die Pflegebedürftigkeit meiner Eltern absichern. Eine Eigentumswohnung schien mir dazu geeignet. Zwar ergaben alle meine Berechnungen, dass ich durch einen Kauf gegenüber der Miete keinen finanziellen Vorteil haben würde. Allerdings war meine Mietwohnung mittlerweile privatisiert worden und ich bekam nach dem Verkauf von der Deutschen Annington jedes Jahr eine Mieterhöhung. Zudem drohte in absehbarer Zeit eine Eigenbedarfskündigung. So kaufte ich eine 60qm-Wohnung in der benachbarten Großstadt und zog nochmal um. Hatte ich vorher in den letzten Jahren immer ein ausreichendes finanzielles Polster gehabt, war ich nun wieder pleite und hatte zudem noch 50.000€ Schulden.
Ich konnte meinen Arbeitsort an den neuen Wohnort verlagern, was gut war, hatte ich doch schon seit einigen Jahren kein Auto mehr. Ich definierte feste Sparraten und kümmerte mich darum, immer zum ersten Januar die Sondertilgung parat zu haben. Auch dachte ich wieder mehr über geplante Anschaffungen nach.

Nach zehn Jahren hatte ich die Wohnung abgezahlt und lebe seitdem mietfrei. Außerdem hatte ich schon wieder etwas Geld angespart. Ich hatte von ETFs gelesen, verstand aber das Konzept noch nicht wirklich. Nach weiteren Recherchen war ich jedoch bereit, meinen ersten ETF zu kaufen. Ich probierte ein wenig herum und wechselte auch die Depots. Ich versuchte mich in Einzelaktien, musste aber feststellen, dass ich damit nicht gut schlafen konnte. Also verkaufte ich sie wieder.

Aktuell habe ich noch zwei Depots: eins bei der DKB mit einem Ishares World-ETF und einem UBS-EM-ETF. Das andere Depot habe ich bei Onvista. Dort bespare ich den Vanguard All World. Weitere ETFs habe ich nicht mehr. Ein wenig Gold besitze ich auch, dazu noch eine Riesterrente und etwas Geld geht in die betriebliche Altersvorsorge. Da ich seit über dreißig Jahren ununterbrochen arbeite und mir mittlerweile wohl keine Arbeitslosigkeit mehr droht, rechne ich auch mit einer auskömmlichen Rente.

Seit ich Olivers Seite und die des Finanzwesirs entdeckte, habe ich mein Spar- und Ausgabenverhalten nochmal gründlich überdacht. Ich fing wieder an, meine Ausgaben zu protokollieren und bin inzwischen bei einer Sparrate von 60-70% angekommen, ohne dafür auf etwas Wesentliches verzichten zu müssen.

Für den Urlaub habe ich ein Budget eingerichtet, in das ich 200€ im Monat einzahle. Als ich jetzt in Kopenhagen war, fand ich es unglaublich entspannend, alles einfach aus dem Urlaubstopf bezahlen zu können, ohne dass die Kosten nochmal extra in der Ausgaben-App auftauchen.

Meine Sparturbos waren die Abschaffung des Autos vor fünfzehn Jahren und der Kauf der Wohnung, die seit dem Kauf zudem deutlich an Wert gewonnen hat (was ich damals natürlich nicht wissen konnte). Seit ca. zehn Jahren wächst mein Vermögen um etwa 20.000€ im Jahr. Momentan könnte ich von meinem Ersparten 10-15 Jahre leben, ohne die Wohnung verkaufen zu müssen. Das finde ich schon recht beruhigend.

Während ich früher davon träumte, mit genug Geld wieder ein Auto anzuschaffen, sehe ich es heute nur noch als belastenden Besitz. Wenn ich mal eins miete, bin ich immer heilfroh, wenn ich es wieder los bin.

Ganz so frugalistisch wie Olli bin ich nicht. Im Urlaub bevorzuge ich gut ausgestattete Ferienwohnungen oder Vier-Sterne-Hotels. Meine Wohnung ist, wie ich bei Oliver gelesen habe, nicht nur für mich allein zu groß, sondern selbst dann noch, wenn meine bessere Hälfte mit einziehen sollte. Trotzdem habe ich viel von Oliver gelernt und hoffe, dies auch weiterhin tun zu können. Auf jeden Fall möchte ich mich herzlich bei ihm bedanken.

Gruß, Tino

Hallo Tino,

es ist witzig wie viele Parallelen es bei uns gibt (Wohnung, Aktienhistorie, Urlaubstopf, betriebliche Altervorsorge, Freundin mit noch eigener Wohnung...). Aber auch beruhigend, wenn man sieht dass es andere ähnlich machen. Ich bin aber noch ca 5 Jahre älter wie Du 🙂 Viele Glück weiterhin und Grüße aus dem Bergischen Land!

Hi Tino,

 

Wieso bist Du für die finanzielle Freiheit zu alt? Du bist knapp 50. Du kannst 10-15 Jahre leben ohne Deine ETW verkaufen zu müssen. Die Rente ist durch Deine lange Arbeitszeit auch in Ordnung. Und Du hast aktuell dank der Wohnung eine Sparrate von ca. 65%.

Das habe ich als Zusammenfassung aus Deiner Beschreibung verstanden. Falls die Rente für Dich ausreicht bist Du doch schon frei oder nicht? Falls nicht kann es aber nicht lange dauern.

Viel Erfolg!

Kiev