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Vorstellung und Sparquote - Leben in England

Hallo zusammen,

ich bin 33 Jahre alt und arbeite im Finanzsektor in England mit dem Wunsch bald wieder auf den Kontinent zu ziehen.

Vor etwa 3 Jahren bin ich über MMM und das early retirement grid gestolpert und da war‘s um mich geschehen. Seitdem habe ich meine Studienkredite abbezahlt und ca. 90000 EUR (£80000) angespart, den Großteil in die private Rentenversicherung da hier sehr steuerbegünstigt. £63000 sind in ETFs angelegt, £1200 in P2P (wird gerade aufgelöst) und der Rest in Bargeld.

Seit einer Beförderung vor einigen Monaten verdiene ich £3500 netto und £500 als Arbeitgeberzuschuss für die private Rentenversicherung.

Meine Ausgaben halten sich um £1500-1700 pro Monat, was eine Sparquote von 57-62% bedeutet. Das geht nur weil ich in einer WG lebe (gerne sogar - und es ist teuer genug!), kein Auto besitze und generell wenig konsumiere. Trotzdem komme ich bei Weitem nicht an Oliver‘s niedrige Ausgaben in seiner Zeit in Großbritannien heran. 🙂

£780 Miete

£400 Lebensmittel und Essen gehen

£100 Hobby

£130 Ticket für öffentliche Verkehrsmittel

£200 Reisen und Heimatbesuche

£90 Versicherungen, Handyvertrag, Gesundheit, Kosmetik, Fahrradreparaturen etc.

Wie ihr seht gebe ich relativ viel Geld für Lebensmittel und auch für auswärts essen aus, wobei ich Letzteres schon sehr zurückgeschraubt habe. Mein zweites ‚Laster‘ sind Reisen und Heimatbesuche. Kleidung und Gebrauchsgegenstände kaufe ich sehr selten und eigentlich nur gebraucht.

Ich habe vor, mich dieses Jahr beruflich zu verändern und wieder auf den Kontinent zu ziehen. Bin immer an Austausch interessiert, besonders mit Leuten die auch mal Expats waren oder noch sind und wie sich das auf Rentenansprüche in D und Anlagestrategien auswirkt.

Falls ihr Fragen habt, versuche ich sie natürlich auch gern zu beantworten, bin aber doch etwas vorsichtig da mir Anonymität sehr wichtig ist. 😉

 

Hi Limette,

das klingt doch alles schon mal recht gut.

Wie du auch schon selber sagst, würde ich versuchen, die Ausgaben für Lebensmittel weiter zu senken. Es sei denn natürlich, dass ist einfach ein Posten, der dir sehr viel Zufriedenheit gibt und du diese Zufriedenheit nicht auch anders erreichen könntest (bspw. mehr selber kochen etc.).

Die Reisekosten hingegen finde ich sogar mehr als nur angemessen. Vor allem wenn man bedenkt, dass du im Ausland lebst und hier einfach auch erhöhte Ausgaben durch Heimatbesuche anfallen.

So viel weiteres Einsparungspotential sehe ich ansonsten nicht. Die Sparquote von 60 % kann sich ja auch sehen lassen. Hast du denn ein spezifisches Ziel, auf welches du hinarbeitest?

Hallo Mowang, danke für deinen Beitrag!

Du hast recht, der Posten Lebensmittel und Ausgehen bringt mir sehr viel Zufriedenheit. Ich esse auch nur 2x Woche auswärts, selbst für die Arbeit nehme ich mir immer einen Salat mit anstatt in die Kantine zu gehen. Das Ausgehen ist dann mit Freunden und ehrlich gesagt würde ich für‘s Bewirten zuhause wohl genauso viel ausgeben da ich gerne mit hochwertigen Zutaten außergewöhnliche Gerichte zauber.

Gute Frage bezüglich meines Ziels. Ein richtiges Ziel habe ich nicht. Die finanzielle Unabhängigkeit wäre toll aber mir ist wichtig, dass ich das Leben auch genießen kann. Es wäre für mich zum Beispiel relativ leicht, 2-3 Tsd mehr im Monat zu verdienen in einer Investmentbank aber das würde total gegen meine Prinzipien gehen und mir überhaupt keine Freizeit lassen.

Brauche viel Zeit für mich und hatte schon mit dem Gedanken an Teilzeit gespielt. Aber das war vor Corona. Jetzt arbeite ich seit 2 Monaten im home office und habe dadurch auch in Vollzeit mehr Zeit für‘s Kochen, Yoga, etc.

Längerfristig sehe ich mich Deutschland wo ich dann auch meine ‚Entnahmephase‘ hätte. Deshalb bin ich auch an Tipps von anderen Expats interessiert, da 90% meiner Anlagen in Pfund sind.

Ich spare gerade, ohne ‚das Ziel‘ zu kennen, aber freue mich über die größere Flexibilität in der Zukunft. Ich gehe auch von Gehaltseinbußen aus, wenn ich zurück auf den Kontinent ziehe, einfach weil die Steuerlast schon um Einiges höher ist (was ich auch richtig finde!).

Steuerlast hin oder her...man muß ja immer auf das Gesamtpacket gucken.

In GB, vor allem London, wohnt man ja superteuer, deshalb auch zumeist auswärts oder sehr beengt. Die Infrastruktur ist allgemein nicht besonders gut, die Zwangsaufenthalte in der UBahn habe ich noch gut in Erinnerung. Morgens vor 10 gab es keine Meetings, weil die Leute immer irgendwann ins Büro kamen. Wie gut das Gesundheitssystem ist, kann man ja aktuell auch gut sehen.

In Deutschland kann man da glaube ich mit einem halbwegs ordentlichen Einkommen schon sehr gut leben.

Ich wohne in einer mittelgroßen Großstadt, habe in einer Bank gut verdient (für meinen Wohnort sehr gut) und habe mir hier mit meinem Geld alles leisten können (trotz ordentlicher Sparrate). Gesundheitssystem, Kindergarten, staatliche Schulen, alles ist hier gut. Ausgaben gering und man kann entspannt leben.

Und das trotz ganz ordentlicher Steuern.

Sehe ich ganz genauso. Ich wohne auch in einer Kleinstadt, Schule, KiGa, Krankenhaus, Kirchturm/FuZo, Fussballkneipe, Spaßbad, Golfplatz, Fussballplatz und Naherholung kann ich alles erreichen, wenn ich dreimal lang hinschlage. An das Einkommen eines Bankers in FFM oder London komme ich nicht ran, aber dafür kostet hier eine Immobilie auch nur ein Bruchteil dessen, was es in einem Vorort von M, HH, FFM o.ä. Lagen kostet. Steuern genauso - sind in den USA, GB und auch AUS zB deutlich niedriger als bei uns, in der Gesamtbetrachtung der Lebenshaltungskosten aber egal; andere Staaten greifen schlicht und ergreifend an anderen Stellen der Wertschöpfungskette ab und/oder bieten schlechtere Grundversorgung/Absicherung.

Zudem: die Lebens-Zufriedenheit ist nachweisbar höher, je höher die Besteuerung in einem Land ist, siehe Skandinavien. Persönlich habe ich mit dem deutschen Steuerrecht auch meinen Frieden geschlossen, am Anfang meiner Selbständigkeit sind die mir ziemlich auf den Sack gegangen, weil ich lieber mehr reinvestiert hätte, als die mir abgenommen haben, aber über den Punkt bin ich in den letzten 10 Jahren drübergewachsen. Insofern ist vor allem mit einem guten Verdienst nicht entscheidend, wie viel Steuern man in Land X bezahlt sondern was man insgesamt für eine Option geboten bekommt.

Über das Gesundheitssystem in GB oder USA muss man da wohl nicht lange sprechen, wobei ja selbst bei uns vieles kaputtgespart wurde, was jetzt offensichtlich wird.

Danke an euch zwei, aber ihr müsst mich nicht vom besseren Gesamtpaket überzeugen.

Habe doch schon geschrieben, dass ich die UK verlassen, in Deutschland entsparen will und die höhere Steuerlast, die mit dem Leben auf dem Kontinent einhergeht, gut finde! 🙂