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Vorstellung - in den Dispo befördert

Hallo zusammen,

ich bin 34 Jahre alt und lebe allein in einer kleinen etwas sanierungsbedürftigen Wohnung (daher mein Name hier) in einer teuren deutschen Großstadt.

 

Prolog

Bei meinem Umzug aus einem WG-Zimmer hierher habe ich festgestellt, wie viel Zeug ich eigentlich besitze, obwohl ich doch regelmäßig ausgemistet habe. Ich habe dann angefangen mich mit Minimalismus zu beschäftigen und bin irgendwann auch bei den Frugalisten gelandet. Olli kannte ich sogar schon von seiner Medienprominenz vor einigen Monaten 🙂

 

Kapitel 1: Kindheit und Jugend

Ich komme aus der unteren Mittelschicht, wir mussten als ich klein war zu Hause nie auf Grundsätzliches verzichten und meine Eltern hatten keine Schulden, aber unser Lebensstil war doch recht "frugal", wir sind so gut wie nie Essen gegangen, es wurde selbst gekocht, Auto war ein rostiger Fiesta, alles wurde selber gebaut und repariert, Urlaub in Deutschland.

In meinem Leben wechseln sich Phasen des eisernen Sparens mit denen des sorglosen Verprassens ab:

Ich hab mit 13 angefangen nebenher zu arbeiten und Zeitungen in der Nachbarschaft ausgeteilt. Diesen Job hatte ich, bis ich 19 war. Mit anfangs 100 DM im Monat hab ich mich gefühlt wie ein König. Das Geld habe ich fast komplett für meinen ersten Computer gespart.

Kontostand: 0

Ab der 11. Klasse hatte ich eine Fernbeziehung und habe mein gesamtes Geld für Zugtickets ausgegeben. Ich war regelmäßig so pleite, dass ich nicht mehr 10 Mark am Automat abheben konnte, sondern für 5 Mark an den Schalter musste. Ab und zu ein Bier oder Döner waren aber drin.

Kontostand: 0

Beim Zivi wollte ich unbedingt mit meiner Freundin zusammenwohnen, und wir haben es gerade so hinbekommen, aber eigentlich immer pleite.

Kontostand: 0

Kapitel 2: Studium und Neuseeland

Im Studium hatte ich wenig Geldsorgen dank Bafög, Eltern, Kindergeld und teilweise parallel 2 Jobs als Werkstudent. 2 Jahre vor dem Ende des Studiums habe ich angefangen, für eine Neuseeland-Reise zu sparen, und zwar absolut eisern: Wir hatten eine günstige 60 qm Wohnung zu zweit, aber saßen im Winter jeden Abend nur in der 8 qm Küche, um Heizkosten zu sparen. Ich habe alles verkauft, sogar alte Zeitschriften, die noch 2 Euro auf Ebay gebracht haben. Hatte nur noch einen 10 Zoll eeePC. So kamen inkl. Zuwendung der Eltern und dem Anteil meiner Freundin 6000 Euro zusammen. Damals gab es aufs Tagegeld ja noch Zinsen.

Als wir aus Neuseeland zurückkamen waren wir fast pleite und haben uns getrennt.

Kontostand: 500

Kapitel 3: Die Promotion

Danach habe  ich eine Promotion angefangen und hatte anfangs eine "halbe Stelle", das waren knapp 1100 Euro netto. Ich kam mir wieder vor wie ein König, wohnte für 250 Euro in einer WG und hab den Rest verjubelt für Parties oder kleine Reisen. An einen Monat kann ich mich erinnern, als ich das erste Mal ins Minus musste um Essen zu kaufen. Trotzdem einer der besten Monate meines Lebens ;-).

Kontostand: 0

Später habe ich mit einer neuen Freundin zusammengewohnt, mittlerweile auf einer 3/4 Stelle, und anfangen Geld auf dem Tagesgeldkonto zurückzulegen. Es kam zur Lifestyle-Inflation, hatte auf einmal drei Fahrräder, Skiausrüstung, neue Stereoanlage. Wir haben aber kaum teure Urlaube gemacht und sind nicht viel Essen oder Feiern gegangen.

Kontostand: > 5000

Kapitel 4: Berufseinstieg

Als die Promotion endlich abgeschlossen war, hatte ich auf einmal eine volle Stelle an der Uni und die Freundin war weg. Die Wohnung musste ich allein bezahlen, aber die Lifestyle-Inflation ging weiter, hab eine Vespa gekauft und unglaublich viel Werkzeug und Zubehör, später noch ein Motorrad, dann ein neuer Gaming-PC, Fernseher, usw. Viele Sachen waren aber gebraucht von Ebay-Kleinanzeigen, auch Haushaltsgegenstände. Feiern war ich so gut wie nie in der Zeit, lieber Zocken und Vespa schrauben.

In der Zeit habe ich auch angefangen ETFs per Sparplan zu bedienen, aber ohne mich auszukennen, habe ich irgendwelche ausgewählt die sich in den letzten 5 Jahren gut entwickelt haben und gute Namen hatten (NASDAQ usw.) Die laufenden Kosten haben mich auch nicht interessiert. In den letzten Tagen habe ich meinen Sparplan dann auf max. divers umgestellt und fange an die bestehenden umzuschichten. NASDAQ ist aber wirklich gut im Plus!

Als die Stelle an der Uni auslief habe ich einen Job bei einer Firma angefangen in einer deutlich teureren Großstadt. Gehalt und Miete waren das gleiche wie vorher (aber 15 qm Zimmer statt 60 qm Wohnung), aber ausgehen und Dienstleistungen sehr viel teurer. Ich habe angefangen ein Haushaltsbuch zu führen und viele Ausgaben zu hinterfragen, hab meinen gesamten Alltag optimiert auch mit viel Sport und viel Schlaf, kein Alkohol usw. War ein wenig langweilig, aber Kontostand und Fitness hat das sehr gut getan! Nur mit dem Ausmisten klappte es nicht so, in jeder Ecke und im Keller waren Kisten voller Kleinkram, Kabel, Werkzeug, ...

Der erste Urlaub war noch mit Motorrad, Zelt und Gaskocher. Für die Arbeit mittags habe ich vorgekocht. Das war meine letzte relativ frugale Phase.

Kontostand: 20000

Dann habe ich eine Frau kennengelernt, deren Leben aus Online-Shopping, teuer Essen gehen und Wellness-Wochenenden bestand. Ehe ich mich es versah, hing ich mit Unternehmensberatern und Marketingmanagern ab, bei denen es darum ging ob nun der Audi S3 oder RS3 besser klingt. Ich hab versucht mitzuhalten und meine Sparquote war dahin. Besagte Frau hatte über 4000 Euro netto (!), aber dank Unterhalt an den Ex und wenig frugaler Haushaltsführung war sie pleite. Zu der Frau habe ich mittlerweile keinen Kontakt mehr.

Kapitel 5: Die Beförderung

Im letzten halben Jahr wurde ich auf der Arbeit unerwartet befördert. Die Verantwortung war auf einen Schlag viel größer, aber das Gehalt auch.

Die Lifestyle-Inflation ging in die nächste Runde:

  • Als erstes wollte ich aus meiner WG raus. Hab eine Wohnung gefunden, die auch sehr nah zur Arbeit und ruhig ist, aber zahle jetzt > 800 Euro fürs Wohnen inkl. Strom und GEZ. Für die Wohnung habe ich einen fetten Kühlschrank (Überkompensation zum Minifach in der WG) und eine neue Waschmaschine angeschafft. Neuer Computerbildschirm. Aber die meisten Möbel habe ich schon seit 5-10 Jahren und bis auf einen Küchentisch nichts neu gekauft. Einen relativ neuen Fernseher habe ich geerbt.
  • Spontankauf einer Winterjacke für 300 Euro.
  • Nach dem Umzug habe ich ein Fahrrad verkauft, dann die Vespa inkl. Zubehör, Motorradteile, Elektronik, Inline-Skates.
  • Dann wollte ich ein Auto haben.
    Folgenden Gedankengang hatte ich dabei: Ich gehe sehr gern Wandern, und einige Touren sind nicht bequem als Tagestour mit den öffentlichen Verkehrsmitteln machbar. Klar kann man ein Auto mieten oder sharen, aber dann ist man auch mit > 100 Euro für eine Tagestour von 250 km dabei und man kann nicht spontan sein. Mein Motorrad habe ich ja noch aber das ist sehr unpraktisch für Wandertouren und man kann keine Leute mitnehmen.

    Meine Eltern wollten mir ihr altes Auto (mittlerweile ein 15 Jahre alter Ford Focus) erst schenken, haben sich dann aber entschieden, es doch noch zu fahren bis es auseinander fällt (diese Frugalisten). Im Austausch wollten sie mir zu einem Auto etwas dazugeben. Das habe ich akzeptiert, aber auf einmal hatten sie ein Mitspracherecht beim Auto! Mein ursprünglicher Plan war, einen Gebrauchten unter 5000 Euro zu nehmen, Hauptsache fährt und Klimaanlage. Aber meine Eltern meinten es sollte nur wenige Kilometer runter haben, sonst bin ich bald dabei Bremsen und Reifen usw. auszuwechseln. Und ich wollte dann Sitzheizung und Tempomat und ein wenig schick sollte es auch sein und nicht zu klein.

    Kurzum, habe dann doch 10000 Euro + Kosten für Anmeldung, Service, und ein Jahr Versicherung ausgegeben, immerhin ist das Auto in einem sehr guten Zustand laut Werkstatt, und die laufenden Kosten für ein Auto relativ gering dank niedriger Steuern (38 Euro) und niedrigem Verbrauch (unter 6 Liter Benzin).

  • Sommerurlaub mit dem Auto und schicker Ferienwohnung
  • Habe neue Versicherungen abgeschlossen: Neben Berufsunfähigkeit habe ich Haftpflicht, Hausrat, Verkehrsrechtsschutz, Unfallversicherung, Zahnzusatzversicherung und eine Art Riester-Rente (VBL) noch aus Uni-Zeiten, die ich weiter bediene. Dazu kommen ADAC und DAV.
  • auch ansonsten sorgloser Umgang mit Geld.
    • Gehe jeden Mittag auf Arbeit essen für 8-12 Euro.
    • Fahr dann doch ständig mit dem Auto überall hin, z.B. zum Sport oder Einkaufen
    • Hatte im Winter sehr viele Streaming-Anbieter, also Amazon Prime, Netflix, Eurosport Player, Sky Sport, Sky Atlantic, Audible, Amazon Unlimited, RTL Now...

Kontostand: 11000

Kapitel 6: Neuer Frugalismus?

Mein Tagegeld ist leer. Als ich jetzt zwei Monate hintereinander im Dispo war, hab ich mich gefragt, wo das ganze Geld bleibt.

Der Begriff "Lifestyleinflation" hat mir die Augen geöffnet.

Ich habe angefangen ein Haushaltsbuch zu führen, sinnvolle ETF-Sparpläne einzurichten (den Finanzwesir dafür gelesen) und bei den laufenden Abos die ersten gekündigt. Außerdem mich nochmal umgesehen, was ich verkaufen könnte. Ich habe mich von der Idee verabschiedet, bald in eine schönere Wohnung zu ziehen, eine neue Küche oder ein neues Motorrad zu kaufen.

Mein Ziel ist nicht die Rente mit 40, sondern

a) ein sicheres Polster zu haben wenn es mal beruflich oder gesundheitlich nicht so läuft

b) Als Ergänzung für die Rente

c) für ein Sabbatical, vielleicht zwischen zwei Jobs - da träume ich davon, ein paar Monate auf einer Berghütte zu leben, jeden Tag Sport, Lesen und gut Essen.

d) Langfristig: Ich möchte keine Kinder, kein Wohneigentum und kann mir auch nicht vorstellen, in den nächsten Jahren wieder eine feste Beziehung einzugehen.

e) Außerdem gefällt mir die Idee des Minimalismus - sowohl einen strukturierten Alltag zu haben, als auch nur die Dinge zu besitzen, die ich wirklich brauche, aber dafür langlebig und funktional

 

 

 

Musste schmunzeln, schöne Beschreibung!

Ich war auch mal 34 (:-)) , ziemlich genau vor 20 Jahren: Will weiß Gott nicht prahlen, jedoch will Ihnen zurufen, dass da Luft nach oben ist beim Thema Disziplin und Selbtserkenntnis (ihre Selbstwahrnehmung ist sehr augeprägt was helfen sollte!).  Da war ich (einfacher) Vater, hatte in der Zeit GmbH Anteile für 40.000 Mark einbezahlt und Verantwortung vom Personal bis zur Betreuung des Kindes; Frau war auch selbsständig.

Checken Sie Ihre formulierten Ziele (Mischung aus was man will oder nicht will und schwammig formuliert, führt zu nix; Punkte a-e)  und setzen Sie sich ein / zwei echte Ziele; egal welche und dann Methode festlegen und drauf zu! Da Sie promoviert haben sollte das keinProblem sein: Einleitung und Untersuchungsziel -Material und Methode - Ergebnisse - Diskussion.

Good Luck, die Einleitung ist seit Ihrem Thread hier und heute zumindest zu 50 % erledigt!

Willkommen und danke für die lange, ausführliche und interessante Geschichte 😀

Checken Sie Ihre formulierten Ziele (Mischung aus was man will oder nicht will und schwammig formuliert, führt zu nix; Punkte a-e)  und setzen Sie sich ein / zwei echte Ziele; egal welche und dann Methode festlegen und drauf zu! Da Sie promoviert haben sollte das keinProblem sein: Einleitung und Untersuchungsziel -Material und Methode - Ergebnisse - Diskussion.

Vielen Dank für Eure Willkommensgrüße!

Von mir aus können wir uns gern Duzen im Forum egal ob 14, 34, oder 54.

Es stimmt, meine "Ziele" sind in Wahrheit Motivation und Rahmenbedingungen. Bei mir laufen da sehr viel Denkprozesse parallel zur Zeit.

Als hartes, messbares, realistisches Ziel möchte ich formulieren: An meinem 40. Geburtstag will ich x Euro auf dem Konto (inkl. Depot) haben. Daraus leite ich dann Meilensteine ab für den 39., 38., ... 35 (der ist nicht mehr so lang hin).

Wie groß x sein soll oder kann möchte ich in den nächsten Tagen herausfinden.

Guten Abend, Urstebutze!

Immer nur kleine Schrittchen, es ist ein Prozess. Haushaltsbuch hilft fürs erste. Die Auswertung nach n paar Monaten ist sehr erhellend, innerhalb weniger Tage ist es  nur durch Auswertung der Kontoauszüge und Kreditkartenabrechnungen möglich.

Es ist etwas zeitaufwändig, lohnt aber. Viel Freude an der Neustrukturierung der Finanzen.

Danke! Ich mache mein Haushaltsbuch ab jetzt wieder sehr genau, habe sogar für Lebensmittel verschiedene Unterkategorien.

Aus meinen Kontoauszügen konnte ich eine Übersicht über meine Ausgaben für Lebensmittel und Putzmittel in den letzten Monaten ableiten, weil ich die fast nur beim gleichen Supermarkt kaufe. In Summe waren das mehr als 250 Euro im Monat - klar weil ich alles sorglos in den Korb geworfen habe. Ich esse viel Fleisch, Fisch und Nüsse, was alles teuer ist und ziemlich oft war auch eine Flasche Wein für 8-10 Euro in Wagen.

Meine Lebensmittelkategorien sind deshalb im Haushaltsbuch: 1. Fisch und Fleisch 2. Süßigkeiten 3. Grundnahrungsmittel 4. Getränke. Alles was deutlich Zucker zugesetzt hat, z.B. Fertigmilchreis, zählt als Süßigkeit.

Meine Vorstellung ist schon über ein Jahr her und ich wollte meine Geschichte mal weiter schreiben, denn nach meinem Post im August 2019 habe ich dann so richtig losgelegt.

 

Kapitel 7: Ein sparsames Jahr

Minimalismus:

Ich habe noch viel mehr Zeug ausgemistet. Am Anfang waren es noch ganze Wagenladungen, die ich weggeschafft habe, nach und nach dann nur mal ein Beutel Kleinkram. Ich hatte z.B. mehr als 10 identische Ikea-Inbusschlüssel. Und ich finde immer noch Zeug!

Ich habe mein  Motorrad verkauft, weil es mir mehr Ärger als Freude machte und all das Zubehör und Werkzeug auch. So viele "Just In Case Items" mussten gehen, und ich vermisse nichts davon. Meine Freunde machen sich schon darüber lustig, dass ich z.B. nur vier Teller habe und nur noch einen Topflappen, aber mehr brauche ich 99% der Zeit nicht und wenn doch mal, dann wird improvisiert. Ich verkaufe auch Kleinkram bei ebay Kleinanzeigen, meist an Selbstabholer, da muss ich nur einmal die Tür aufmachen und bin 5 Euro reicher. Na gut, meist übergebe ich die Sachen an einer Straßenecke, weil ich nicht will, dass die Leute meine Adresse haben und unangekündigt vor der Tür stehen.

Sparen und Investieren:

Ich habe mein Haushaltsbuch genaustens geführt und weiß, wo jeder Euro aus den letzten 12 Monaten geblieben ist. Ich bin jetzt bei 25% Fixkosten, 25% variablen Kosten und 50% Sparquote. Außerdem konnte ich mich beruflich noch weiter verbessern und rechne mit ~60% ab diesem Monat. Wenn bald ein paar der unnötigen Versicherungen auslaufen, steigt die Sparquote weiter.

Meine Assett-Allocation ist 75% ETFs (aufgeteilt in 70% MSCI World, 25% EM, 5% REIT), 20% Cash und 5% p2p auf Bondora Go&Grow, dazu Rücklagen für größere unregelmäßige Ausgaben und Einzahlungen in eine Riester-Rente.

Ich mache Rebalancing jeden Monat, soweit es gebührenfrei durch Anpassen der Sparpläne geht.

Insgesamt habe ich in den letzten 12 Monaten eine ETF-Rendite von unter 1%. In p2p ist nur ein kleiner Teil des Vermögens, trotzdem hat Bondora durch einen Auszahlungsstopp in der Krise bei mir ein wenig Herzklopfen verursacht, aber ich bin dabei geblieben. Ich schau mich gerade um, ob ich die 5% noch auf zwei Plattformen aufteilen kann.

Konsum:

Das Auto habe ich noch und das ist mein größter unfrugaler Posten. Es sind nicht mal Kosten außer der Reihe angefallen und ich fahre sehr sparsam (grenzt an "Hypermiling"), tanke so oft es ohne Umweg geht im günstigen Ausland, aber bei etwa 1200 Kilometern im Monat kostet es mich 250 Euro und dazu hat es etwa 100 Euro Wertverlust. Den Verschleiß versuche ich so gut es geht zu minimieren (fast nur Langstrecke, regelmäßige Pflege, Garagenstellplatz).

  • Ich bin noch auf der Suche auf einer guten und günstigen Werkstatt, die Markenwerkstätten sind einfach teuer. Nächstes Jahr stehen Service und TÜV an. Die Reifen möchte ich diesen Herbst aber selbst wechseln.
  • Die beim Kauf ohne Preisvergleich abgeschlossene Haftpflicht und Teilkasko werde ich durch einen Vertragswechsel noch um 200 Euro drücken.

Eigentlich käme ich mit Bahn fahren und Carsharing günstiger weg und müsste mir weniger Gedanken machen. Aber Besitzerstolz und gefühlte Unabhängigkeit halten mich noch davon ab zu verkaufen. Außerdem nutze ich es gern für mein Hobby (Wandern). Zur Arbeit fahre ich aber Fahrrad oder Bus.

Sparpotential habe ich bei den Haushaltswaren entdeckt, die teuer sind, wenn man sie eben mal im Supermarkt mitnimmt, z.B. Staubsaugerbeutel oder Zitronensäure (ich muss hier ständig entkalken). Ich habe mir Großpackungen bestellt und erstmal Ruhe.

Für Kleidung und Schuhe habe ich fast nichts ausgegeben. Beschädigte Outdoor-Sachen habe ich flicken lassen. Gute Kleidung kriegt man neuwertig günstig bei ebay oder Kleiderkreisel. So habe ich z.B. ein Olymp-Hemd, was ich früher spontan im Flagship-Store für 65 Euro geholt hätte, neu und originalverpackt für 15 Euro bekommen.

Essen auswärts habe ich gefühlt sehr eingeschränkt, bin aber immer noch bei fast 90 Euro im Monat. Das klingt, als würde ich jede Woche ausgehen, aber erinnern kann ich mich nur an 2-3 sorglose Wochenenden und ein paar Biergartenbesuche. Dort ist also noch Potential für mehr „intentionality“. Mr. Money Mustaches Zitat „Restaurants are not a source of food" habe ich öfter mal im Hinterkopf, siehe seinen sehr guten Artikel hier: https://www.mrmoneymustache.com/2013/09/20/wealth-advice-that-should-be-obvious/

Urlaubsreisen habe ich in dem Jahr dank Corona keine unternommen. Normalerweise fahre ich für 2 Wochen in die Berge, aber diesmal war es nur eine Hüttenübernachtung und sonst Tagestouren.

Meinen Stromverbrauch überwache ich genau, und durch das Homeoffice ist mir aufgefallen, wie viel mein Desktop-Computer verbraucht, selbst wenn er nichts groß machen muss. Daraufhin habe ich die überdimensionierte Grafikkarte verkauft, eine kleine eingebaut, dadurch 80 Euro liquidiert und spare jetzt 15 Watt, also bestimmt 10 Euro im Jahr 😊

 

Fazit:

Ich muss jetzt aufpassen, dass Sparen nicht zum Lebensmittelpunkt wird. Haushaltsbuch, Youtube-Videos über Finanzen und Sparen, Foren, Minimalismus-Blogs und Podcasts nehmen einen großen Teil meiner Freizeit ein.

Kontostand: 40 000

Hallo @urstebutze, schöne und symphatische Beschreibung deines Werdegangs, Glückwunsch zum erfolgreichen letzten Kapitel! Ich habe grad auch erstmals den Ausgangspost ganz gelesen.

Du hast weiterhin deine > 800€ Wohnung oder? Siehst du da noch Potential nach unten (günstigere Wohnung oder wieder WG) oder soll es schon der jetzige Standard sein?

Ich glaube nicht, dass du Gefahr läufst, dass die Finanz-/Frugalismusthemen überhand nehmen. Wenns dich halt gerade interessiert ist doch gut, da nimmt man immerhin was fürs Leben mit. Nach zu viel Blog-, Video- und Podcastkonsum stellt sich irgendwann derselbe Effekt ein wie bei zu lange gelaufenen Serien - es wird öde, es wiederholt sich alles oder geht driftet in Themen ab, die einem nicht mehr gefallen. Geht bei mir auch schon los. 🙂 Deinen bisherigen Schwankungen nach ist die Gefahr eher, dass du in alte Gewohnheiten verfällst und das Sparen aufhörst, sobald dich das Frugalismusthema nicht mehr so interessiert. Das sollte nicht passieren, sondern dein jetziger Lebensstil sollte möglichst dauerhafter Teil deines erfüllten Lebens bleiben.

Danke, @thewanderer

Billiger als ich kann man hier nicht allein wohnen, wenn man nicht über eine Stunde pendeln will. Eine WG kommt nach mehreren Jahren Erfahrung damit nicht mehr in Frage. Vielleicht hatte ich in der Vergangenheit einfach Pech mit meinen Mitbewohnern, aber schon dafür, Küche und Bad jederzeit ungestört nutzen zu können, zahle ich gern die 300 Euro mehr.

Ich sehe noch folgende Möglichkeiten

a) Wenn 3 Tage Homeoffice vertraglich möglich sind, die Pendelei in Kauf zu nehmen und dann gleich näher an die Berge zu ziehen

b) einen Jobwechsel bei mindestens gleichem Gehalt in eine günstigere Stadt oder

c) mit doppeltem Gehalt in die Schweiz.

Grüße, urstebutze

Hallo,

Danke für die spannende Einsicht in dein Leben. Wirklich sehr ausführlich.

Zitat von urstebutze am 5. Oktober 2020, 20:51 Uhr

c) mit doppeltem Gehalt in die Schweiz.

Bedenke, dass dir das 1.6-1.7 fache Brutto reicht um das doppelte Netto wie in Deutschland zu haben, du aber in der Schweiz auch deutlich höhere Ausgaben hast.

Zitat von urstebutze am 27. August 2019, 19:56 Uhr

Ich esse viel Fleisch, Fisch und Nüsse, was alles teuer ist (...).

Irrtum, das ist eigentlich kaum irgendwo so billig wie in Deutschland.

 

Zitat von urstebutze am 27. August 2019, 12:30 Uhr

d) Langfristig: Ich möchte keine Kinder, kein Wohneigentum und kann mir auch nicht vorstellen, in den nächsten Jahren wieder eine feste Beziehung einzugehen.

Ich empfinde die Aussage als, im ursprünglichen Sinne des Wortes, unnatürlich. Liegt das an negativen Erfahrungen in der Vergangenheit, oder gehst du von einer Einschränkung deiner persönlichen Freiheit aus? Kannst du dir denn vorstellen in spätestens dreissig Jahren in Rente zu gehen und keine Familie, keine Nachkommen zu haben?
Ich frage so, weil es für ganz viele hier eine Motivation ist FI zu werden, dass sie sich ausmalen dann mehr Zeit mit der Familie, dem Partner etc. verbringen können.

am 27. August 2019, 12:30 Uhr

d) Langfristig: Ich möchte keine Kinder, kein Wohneigentum und kann mir auch nicht vorstellen, in den nächsten Jahren wieder eine feste Beziehung einzugehen.

Ich empfinde die Aussage als, im ursprünglichen Sinne des Wortes, unnatürlich. Liegt das an negativen Erfahrungen in der Vergangenheit, oder gehst du von einer Einschränkung deiner persönlichen Freiheit aus? Kannst du dir denn vorstellen in spätestens dreissig Jahren in Rente zu gehen und keine Familie, keine Nachkommen zu haben?
Ich frage so, weil es für ganz viele hier eine Motivation ist FI zu werden, dass sie sich ausmalen dann mehr Zeit mit der Familie, dem Partner etc. verbringen können.

Das klingt sehr traurig und einsam 😥 .

Ich beobachte hier beides. Die Einen die in einem sozial stabilen Umfeld leben und die Anderen die mit einem (falschen?) Ehrgeiz das Ziel FI verfolgen, dabei wesentliche Dinge außer Acht lassen, die das Leben lebens- und liebenswert machen.

In meinen Augen eine Gefahr des Frugalismus/FI das man wachsam im Auge haben sollte.

Zitat von Sparschwein am 7. Oktober 2020, 8:29 Uhr

Ich empfinde die Aussage als, im ursprünglichen Sinne des Wortes, unnatürlich.

Ich nicht.
Ich lebe schon immer alleine. Ich mag es und sehne mich nicht nach einem Partner. Ich habe Geschwister, Neffen, Nichten, große Familie und auch viele Freunde.

Warum soll etwas unnatürlich sein, nur weil Du es Dir für Dich nicht vorstellen kannst?

 

Zitat von Christine am 7. Oktober 2020, 10:57 Uhr
Zitat von Sparschwein am 7. Oktober 2020, 8:29 Uhr

Ich empfinde die Aussage als, im ursprünglichen Sinne des Wortes, unnatürlich.

Ich nicht.
Ich lebe schon immer alleine. Ich mag es und sehne mich nicht nach einem Partner. Ich habe Geschwister, Neffen, Nichten, große Familie und auch viele Freunde.

Warum soll etwas unnatürlich sein, nur weil Du es Dir für Dich nicht vorstellen kannst?

 

Ich möchte dich recht freundlich bitten mir nichts in den Mund zu legen, was ich nicht gesagt/geschrieben habe.

Dass ich es mir nicht vorstellen kann hab ich nicht behauptet.

Unnatürlich, im Sinne von biologisch nicht sinnvoll. Es sei denn man hat erkannt, dass man das eigene Erbgut nicht weitergeben sollte.

 

Danke für Eure Antworten.

Ein wenig unnatürlich - im Sinne von "biologisch normal" - ist es schon, aber nicht traurig.

Ich war schon sehr früh sicher, keine Kinder zu wollen und daran ist wohl auch meine letzte Beziehung gescheitert. Für mich ist es auch Freiheit, dass ich nicht an einen Ort, ein Haus, einen Job gebunden bin, sondern wenn es nötig sein sollte, einfach weiterziehen kann. Keine Kompromisse machen müssen.

In meinem Freundeskreis sind viele (Dauer-)singles, die sich in einem Leben allein sehr gut eingerichtet haben. Andere sind in einer Beziehung mit Kindern und leiden unter den ständigen Reibereien und Konflikten wegen unterschiedlicher Lebensziele. Ehe und Kinder sind also keine Voraussetzung und erst recht keine Garantie für Lebensglück.