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Viel zu spät erwacht...

Hallo zusammen,

ich habe von dem Thema vor einigen Wochen in einem Zeitungsartikel gelesen und war sofort begeistert. Ich konnte mir zuvor gar nicht vorstellen, dass man nur 17 Jahre arbeiten muss und dann finanziell abhängig sein kann, wenn man die Hälfe des Einkommens spart und hatte mich schon damit abgefunden, dass ich bis mindestens 67 knechten muss. Ich bin Mitte 30 und bis vor fünf Jahren habe ich das Gegenteil von einem frugalen Leben geführt. Ich habe so ziemlich alles ausgegeben was ich auch verdient hatte. Sobald sich ein 4-stelliger Betrag angesammelt hate, habe ich immer Wege gefunden es auszugeben (meistens für Technik). Zu Sparen und anfangen ein frugales Leben zu führen, habe ich angefangen, als ich mir mit 28 vorgenommen hatte mit 30 meinen Job zu kündigen und mit meiner damaligen Freundin um die Welt zu reisen.  Ein lang gehegter Traum von mir. Im Gegensatz zu meinen Freunden, habe ich direkt nach der Schule eine Ausbildung zum Fachinformatiker angefangen und nicht erstmal ein Work & Travel Jahr gemacht um dann mit der so verdienten Kohle auch noch um die halbe Welt zu fliegen. Habe das irgendwie immer bereut gehabt.

Jedenfalls habe ich damals meine Monatskarte für den ÖVPN gekündigt und bin ganzjährig auf das Fahrrad umstiegen, habe das Mittagessen von Zuhause ins Büro mitgebracht statt jeden Tag draußen zu essen, Handyvertrag gekündigt und statt dessen auf Prepaid umgestiegen. Kaum noch Technik-Spielzeug gekauft. Ich wollte einfach möglichst viel sparen um möglichst lange Reisen zu können. Auf der Reise habe ich mein fast gesamtes Erspartes ausgegeben, aber das war es Wert, da ich sehr viele entscheide Dinge über das Leben und mich gelernt habe, aber dazu gleich mehr.

Da wir solange wie möglich Reisen wollten, haben wir während des Reisen darauf geachtet wirklich nur so viel Geld wie nötig auszugeben. Dazu gehörte dann auch nur mit Handgepäck zu Reisen, damit wir möglichst wenig fürs Fliegen mit LowCost-Airlines bezahlen müssen. Dadurch konnten wir beispielsweise damals für gerade mal 180 USD von Singapur aus nach Neuseeland fliegen mit der Low-Cost-Airline AirAsiaX. Warum erwähne ich das? Nun ja mit so wenig für Monate unterwegs zu sein hat mir gezeigt, wie frei man sich ohne seinen Besitz fühlen kann. Ich habe auch gelernt, wenn man Dinge besitzt, besitzen sie auch einem und das ist eine mentale Last ganz hinten im Hinterkopf  😉

Aber neben der oben geschilderten Tatsache, haben mir sechs Wochen in einem sehr kleinen Campervan geholfen, paar Monate später noch folgendes zu realisieren, als ich an die Zeit im Camper gedacht hatte: Man kann auch mit super wenig glücklich sein. Ich brauche keine große Wohnung oder ein großes TV um glücklich zu sein. Mein Glück hängt nicht von materiellen Dingen ab, sondern wahres Glück kommt tatsächlich von innen, wie man immer wieder von sehr weisen Menschen hört. Materiellen Dinge machen nur kurzfristig glücklich. Ab dem Zeitpunkt haben materiellen Dinge gewissermaßen ihre Macht über mich verloren und seit dem kaufe ich kaum noch etwas, was nicht dringend benötigt wird. Früher musste jedes Jahr das neueste iPhone angeschafft werden, jetzt tut auch ein paar Jahre altes Second-Hand-iPhone.

Mir hat diese Erfahrung auch wirklich sehr geholfen einfach jedem Euro einen viel größeren Wert zu bemessen, als ich das zuvor je getan hatte. Vielleicht lag das daran, dass ich aus einer einfachen Familie komme, wo man Geld nicht wirklich viel Wert beigemessen hat. Was reinkam, wurde in der Regel kurze Zeit später auch wieder ausgegeben. Während der langen Reise habe ich sogar richtig Spaß daran gefunden, möglichst wenig Dinge auszugeben. Seit paar Monaten sehe ich das bisschen kritischer, weil ich nichts mehr genießen kann, was vergleichsweise viel kostet. Deshalb arbeite ich aktuell daran ein monatliches Budget zu genehmigen, dass ich ohne Gewissensbisse ausgeben kann.

Nach der großen Weltreise war für mich klar, dass ich mein frugales Leben weiterführen möchte. Aber mein Antreiber dafür war nicht, um möglichst viel Geld zu sparen, sondern in der Lage zu sein möglichst wenig pro Woche arbeiten zu müssen und am besten noch Ortsunabhängig. Denn 8 Stunden am Tag bis 67 wurde nach zwei Jahren ohne Arbeit für mich unvorstellbar. Gesagt getan und so habe ich nach der Rückkehr nach etwas Sucherei eine 20h/Woche Stelle finden können, musste dafür leider Abstriche bei der Bezahlung machen, weil es erstens Homeoffice-Stelle war und Teilzeit eben. Die Stelle war ursprünglich für Werkstudenten gedacht und so war das Budget nicht sehr groß. War mir ehrlich gesagt bis vor kurzem auch ziemlich egal, da das Geld trotzdem locker bei meinem frugalen Lebensstil zum Leben gereicht hat. So habe ich trotz des vergleichsweise geringen Verdienstes und einmal im Jahr eine Fernreise trotzdem in den letzten drei Jahren 8.000 Euro zur Seite legen können.

Ab dem neuen Jahr wird sich das mit dem vergleichsweise geringen Verdienst aber hoffentlich erledigt haben, da ich ab dann ca. 3.500 Euro netto im Monat verdienen werde, aber natürlich wieder in Vollzeit. Davon möchte ich 2.250 Euro pro Monat für FiRe weglegen und 250 Euro im Monat ins Reise- & Spaßbudget. Was ich daraus nicht ausgebe, kommt am Ende des Jahres auch in den FiRe-Topf.

Meine Fixkosten betragen ca. 1000€ im Monat wovon allein 550€ für die Miete drauf geht. Im neuen Jahr wird auch meine Freundin bei mir einziehen und dann hat werden sich die Mietkosten halbieren, was ich auch dann zusätzlich sparen würde.

Ich habe mir ausgerechnet, dass ich bei dieser Sparrate in 14-15 Jahren in Rente gehen kann, wenn alles nach Plan läuft und da Stand jetzt kein Kinderwunsch besteht und ein Hauskauf ebenfalls nicht Frage kommt, könnte der Plan aufgehen, wenn nichts dazwischen kommt.

Zitat von fufufu am 29. Oktober 2020, 22:35 Uhr

und da Stand jetzt kein Kinderwunsch besteht

Hallo fufufu,

das ist natürlich deine Entscheidung. Ich würde mich aber nicht zu sehr festlegen. Mit Mitte 30 wollte ich auch noch kein Kind, jetzt bin ich Vater und bereue es keine Minute. Nicht, dass du auf einmal doch noch Vater werden möchtest, es aber aus finanziellen Gründen nicht mehr geht...

Hallo fufufu,

woher kommt denn der plötzliche Sinneswandel, dass du ab dem kommenden Jahr doch wieder in Vollzeit arbeiten möchtest?

8000€ mit Mitte dreissig und innerhalb von drei Jahren, ist natürlich gar nichts. Zu mal vor dem Hintergrund, betrachtet dass du sagst so sparsam zu sein, dass du ein schlechtes Gewissen bei grösseren Ausgaben bekommst.

Bei deinen übrigen Angaben (Sparrate 2250€ und Startkapital von 8000€) komme ich in 15 Jahren, die du ansparst und investierst, auf eine Endsumme von über 700.000€.
Ist das nicht ein bisschen viel für deinen angestrebten Lebensstil?

Macht deine Freundin bei Fire denn auch mit?

Es grüsst das Sparschwein.

 

Versuch macht klug.

Wichtig erscheint mir vor allem, das investieren an der Börse zu lernen.

Wie kommst Du damit klar, wenn die Kurse mal um 30% einbrechen?

Wie kommst Du damit klar, wenn sie um 50% einbrechen und es 3 Jahre lang nur bergab geht?

Was machst Du, wenn andere Investitionen viel besser laufen als Deine eigenen?

Also einfach mal anfangen und schauen, was passiert.

 

Willkommen im Forum!

'Erwacht' - davor der süße Schlaf des konsumierebden Arbeitnehmers? Würde es jetzt nicht so überhöhen - ein hinterfragender Konsum kann gewisse Freiheiten schaffen.

Sonst stehst Du - wenn du einen vorzeitigen Ausstieg aus dem Berufsleben anstrebst - bei diesem Weg ja noch ziemlich am Anfang. Wenn man mal die Phase mit den neuesten elektronischen Spielzeugen mal hinter sich hat, warten auch andere nette Dinge, die Geld kosten können, auch in anderen Dimensionen.

Das mit dem Spaß-Budget halte ich ähnlich, gestehe mir seit ein paar Jahren auch einen monatlichen Betrag für Dinge zu, die ich nicht unbedingt brauche - das Leben soll ja nicht in Sebstkasteiung ausarten.

Die Frage nach Kindern ist schon nicht unwichtig - da lässt sich ein zu spätes 'Erwachen' nicht mehr so leicht ausbügeln.