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Vermutlich unabhängig

Hallo zusammen,

ich schliesse mich hier mal an die Runde der Schweiz-Bewohnenden an. Bin Mitte 50 und seit Kurzem ohne bezahlte Arbeit. Ich konnte über längere Zeit eine recht hohe Sparquote erreichen, deshalb schätze ich, dass ich inzwischen finanziell unabhängig bin. Unter einer Bedingung: Sobald mir das Leben hier zu teuer wird (falls ich nicht wieder verdiene, dürfte das in ca. 10 Jahren der Fall sein) habe ich vor, zurück ins günstigere Deutschland zu ziehen.

Ich brauche momentan (bin alleinstehend) ca. 3000 CHF/Monat, ein Drittel davon für die Miete, 400 CHF für Versicherungen (vor allem KV). Und ich schätze, dass ich in D für einen ähnlichen Lebensstandard ca. 2000 EUR/Monat benötigen werde. Fürs höhere Alter plane ich mit einem gewissen Zusatzbetrag, für den Fall der Pflegebedürftigkeit o.ä. Haltet Ihr das für realistisch?

Ich habe vor, die berühmte 4%-Regel für die Festlegung des Zeitpunkts, wanns wieder nach Deutschland gehen sollte, als Grundlage zu nehmen, rechne aber damit, dass ich mangels Investment-Talent mein Kapital nach und nach verzehre. Was natürlich ein Risiko ist, denn was mach ich, wenn ich 110 werde? Meine gesetzliche Rente aus D und CH allein würde mich zum Altersarmut-Betroffenen machen. Andererseits ist dieser Zeitpunkt noch recht weit weg, bis dahin kann sich (auch in Sachen selbständiger Tätigkeit o.ä.) noch viel tun.

Im Moment geht es mir vor allem darum, mein Mindset umzustellen, ich hätte nicht gedacht, dass es mich so unruhig macht, wenn kein monatlicher Betrag mehr fest aufs Konto kommt. Ich möchte eigentlich nicht die nächsten Jahre damit verbringen, mich täglich zu vergewissern, dass kein Börsencrash die Hälfte meines Vermögens vernichtet hat 😉 Kennt Ihr dieses Gefühl? Was habt Ihr dagegen unternommen bzw. wie hat sich das geändert?

Ich freue mich auf den Gedankenaustausch hier!

hallo Pulloverhai,

herzlich Willkommen.

Ich lebe auch in der CH, AHV und Pensionskasse bekomme ich bereits, mit 3000 CHF pro Monat käme ich niemals nicht klar.

Die 4% Regel erscheint mir persönlich auch zu hoch, ich würde da eher 3% ansetzen.

Arbeit zu finden dürfte im Moment jedoch nicht sehr schwer sein, kommt auf die Branche an. Nach D gehe ich auf keinen Fall zurück, bin aber schon sehr sehr lange hier.

 

liebe Grüsse

 

 

Ich begegne meinen Zweifeln aktiv und trage meinen Teil dazu bei, Risiken zu minimieren.
An deiner Stelle könnte ich gar nicht anders und würde heute schon meinen Standort wechseln.
Ich teile deine Ansicht, dass du in Deutschland vergleichsweise deutlich günstiger wegkommen könntest.
Warum also nicht heute schon wechseln und die Ausgaben um gut 30 Prozent reduzieren?

Wenn wir auf 3 % Entnahme abstellen, macht das im Kapitalbedarf einen Unterschied von...

3.000 CHF x 12 x 33,3 = 1,2 Mio CHF

2.000 EUR x 12 x 33,3 = 800.000 EUR

Ansonsten: viele schlafen mit einer Dividendenstrategie etwas fester. Ich selbst auch: ich halte unter anderem vier Dividendentitel, von denen jeweils eine bezahlte Dividende reichen würde, um mich im Extremfall durchzubringen. Erst wenn alle Dividenden ausfallen würden, käme bei mir die 3 - 4 % Regel zum Tragen.

Die (An-)Spannung, ob die Welt untergeht, wird uns aber alle weiter begleiten, fürchte ich.

 

 

Zitat von Watzefak am 26. Januar 2023, 23:12 Uhr

Warum also nicht heute schon wechseln und die Ausgaben um gut 30 Prozent reduzieren?

Weil das Schweizer Arbeitslosengeld in ganz anderen Dimensionen spielt & es in der Schweiz keine 25% Kapitalertragssteuer gibt.

 

 

 

#Arbeitslosengeld

Guter Hinweis. Danke.

# 25 / 26,375 % Steuern in Deutschland

Wenn 2.000 bzw. 24.000 Euro in Deutschland zum Leben reichen und man kein anderes Einkommen hat, läge die Steuerbelastung in dieser Einkommensklasse unterm Strich bei der Hälfte (ca. 12,98 %). Man müsste halt nur eine Steuererklärung abgeben.

 

 

Zitat von Pulloverhai am 26. Januar 2023, 17:18 Uhr

Hallo zusammen,

ich schliesse mich hier mal an die Runde der Schweiz-Bewohnenden an. Bin Mitte 50 und seit Kurzem ohne bezahlte Arbeit. Ich konnte über längere Zeit eine recht hohe Sparquote erreichen, deshalb schätze ich, dass ich inzwischen finanziell unabhängig bin. Unter einer Bedingung: Sobald mir das Leben hier zu teuer wird (falls ich nicht wieder verdiene, dürfte das in ca. 10 Jahren der Fall sein) habe ich vor, zurück ins günstigere Deutschland zu ziehen.

Ich brauche momentan (bin alleinstehend) ca. 3000 CHF/Monat, ein Drittel davon für die Miete, 400 CHF für Versicherungen (vor allem KV). Und ich schätze, dass ich in D für einen ähnlichen Lebensstandard ca. 2000 EUR/Monat benötigen werde. Fürs höhere Alter plane ich mit einem gewissen Zusatzbetrag, für den Fall der Pflegebedürftigkeit o.ä. Haltet Ihr das für realistisch?

Ich habe vor, die berühmte 4%-Regel für die Festlegung des Zeitpunkts, wanns wieder nach Deutschland gehen sollte, als Grundlage zu nehmen, rechne aber damit, dass ich mangels Investment-Talent mein Kapital nach und nach verzehre. Was natürlich ein Risiko ist, denn was mach ich, wenn ich 110 werde? Meine gesetzliche Rente aus D und CH allein würde mich zum Altersarmut-Betroffenen machen. Andererseits ist dieser Zeitpunkt noch recht weit weg, bis dahin kann sich (auch in Sachen selbständiger Tätigkeit o.ä.) noch viel tun.

Im Moment geht es mir vor allem darum, mein Mindset umzustellen, ich hätte nicht gedacht, dass es mich so unruhig macht, wenn kein monatlicher Betrag mehr fest aufs Konto kommt. Ich möchte eigentlich nicht die nächsten Jahre damit verbringen, mich täglich zu vergewissern, dass kein Börsencrash die Hälfte meines Vermögens vernichtet hat 😉 Kennt Ihr dieses Gefühl? Was habt Ihr dagegen unternommen bzw. wie hat sich das geändert?

Ich freue mich auf den Gedankenaustausch hier!

Hallo Pulloverhai,

bekommst du denn Arbeitslosengeld? Und wie sind deine Erfahrungen mit dem RAV?

Grüsse vom Sparschwein

Zitat von Pulloverhai am 26. Januar 2023, 17:18 Uhr

Im Moment geht es mir vor allem darum, mein Mindset umzustellen, ich hätte nicht gedacht, dass es mich so unruhig macht, wenn kein monatlicher Betrag mehr fest aufs Konto kommt. Ich möchte eigentlich nicht die nächsten Jahre damit verbringen, mich täglich zu vergewissern, dass kein Börsencrash die Hälfte meines Vermögens vernichtet hat 😉 Kennt Ihr dieses Gefühl? Was habt Ihr dagegen unternommen bzw. wie hat sich das geändert?

Wenn Dir das so wichtig ist, kannst Du das ja auf monatliche oder dreimonatliche Auszahlungen umstellen. Ob da Cash rauskommt oder ob man Buchgewinne bilanziert, ändert mMn nicht viel, aber das ist eine persönliche Einstellung. Monatliche Cash-Bewegungen sind für manche Menschen greifbarer, bei hohen Buchwerten fehlt manchen das Verständnis, dass man dann irgendwann auch mal zB eine Wohnung oder ein Teil seines Depots veräußern muss.

Das zu organisieren bzw. sich drum zu kümmern, bleibt aber eine Dauer-Aufgabe, es sei denn, man gibt das irgendwann mal ab oder baut alles auf auszahlende Rentenfonds um.

Bzgl. der 3% oder 4%-Regelung käme bei Dir der Umzug früher oder eben später abhängig vom angesetzten Prozentsatz. Wenn Du 3% als Umzugskriterium ansetzt, müsstest Du umziehen, wenn Dein Depot unter 1,2 Mio CHF fällt. Wenn Du 4% ansetzt, erst bei Restvermögen von 900T CHF. Zudem müsstest Du auch die realen Kosten in D im Blick haben, es ist ja möglich, dass sich das Verhältnis von CHF zum EURO als auch (rechtliche) Randbedingungen in beiden Ländern ändern.

 

Zitat von Sparschwein am 27. Januar 2023, 10:27 Uhr

 

 

bekommst du denn Arbeitslosengeld? Und wie sind deine Erfahrungen mit dem RAV?

 

Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure Antworten und Anregungen, ich werd versuchen, auf einiges einzugehen.

Erstmal, warum nicht sofort nach Deutschland zurück? Na ja, ich hab hier im Moment ein gutes soziales Umfeld, das ich gern noch eine Weile geniessen würde, sowie einiges an (derzeit ehrenamtlichen) Engagements, die mir wichtig sind. Könnte auch sein, dass sich aus dem einen oder anderen was Bezahltes entwickelt, angestellt oder freiberuflich. Und falls ich mich entscheide, wieder (Teilzeit?) in meinem Beruf zu arbeiten, habe ich hier bessere Chancen und tendenziell interessantere Angebote.

Arbeitslosengeld beziehe ich derzeit tatsächlich nicht, weil ich nicht aktiv auf Arbeitssuche bin. Dem RAV (hab keine eigenen Erfahrungen damit, aber im näheren Umfeld) was vorzutäuschen entspricht überhaupt nicht meinem Charakter, mit einem schlechten Gewissen würde ich auch nicht besser schlafen 😉 . So wie es in meiner Branche derzeit aussieht, hätte ich ziemlich sicher nach Verfassen der verlangten 12 Bewerbungen im ersten Monat eine neue Anstellung - aber halt nicht unbedingt eine, die ich gern will. Also, im Moment bin ich am Überlegen und schaue nur, ob ein "Sahneschnittchen" auf dem Stellenmarkt auftaucht.

Was meinen Bedarf angeht: Für einen Frugalisten finde ich persönlich den relativ hoch, er liegt glaub ich in etwa beim Durchschnittseinkommen eines Rentners in Deutschland, ist also nicht eigentlich sparsam. Und es stimmt, notfalls könnte ich tatsächlich von den gesetzlichen Rentenzahlungen leben, geht auch vielen Menschen so. Ob ich mit Dividenden-Anlagen besser schlafen würde? Da bin ich mir nicht so sicher, denn es macht in meinen Augen keinen Unterschied, ob ich eine Dividende ausbezahlt bekomme oder meine Anlage entsprechend an Wert gewinnt. Ausser steuertechnischen Gründen sehe ich keine, auf Dividenden-Werte zu setzen. Aber vielleicht überseh ich da was?