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Tilgung oder Investment

Hallo liebe Community,

ich würde gerne eure Meinung mal darüber erfahren, welche Variante ihr für sinnvoll haltet. Ich habe ca. 6.000 EUR feste Sparrate im Jahr.

1. Ich habe ein Darlehen für meine selbstgenutzte Wohnung mit ca. 330.000 EUR Restschuld. Eigentlich sind es drei einzelne Kredite, aber insgesamt haben die einen Zinssatz von 1,7% gebunden bis 2028. Es besteht die Möglichkeit zur Sondertilgung mit 5% p.a. Ich würde die Sparrate hier sondertilgen.

2. Ich habe ein Depot in das der o.g. Sparplan in Form von MSCI-World ETFs und einige ähnliche Sachen hineinfließt.

 

Nach Zehn Jahren würde ich dann das Depot auflösen und damit die Wohnung tilgen, falls die Darlehenszinsen wesentlich steigen.

Ich bin gespannt auf Eure Antworten!

 

Wie hoch ist die monatliche Tilgung?
Wie hoch wird die Restschuld 2028 sein?

Wie wichtig ist es, wann die Wohnung abgezahlt ist (steht evtl. schon bald ein deutlich geringeres Gehalt zur Verfügung wegen Elternzeit/Teilzeit/Rente?

Diese Fragen würde ich mit zunächst beantworten.

Ökonomisch wird es wahrscheinlich sinnvoll sein, zu investieren, da die erwartete Wertsteigerung über 1,7 % pa liegen wird. Vielleicht hängen an der nicht-abbezahlten Wohnung aber ganz andere Kosten:
Lebensversicherung

Berufsunfähigekeit

Arbeitslosigkeit ….

Die würden vielleicht wegfallen, wenn die Wohnung abbezahlt wäre.

Ich denke, dass niemand die Entscheidung besser treffen kann, als derjenige, der betroffen ist. Denn nur derjenige kennt alle Faktoren.

Für mich ganz persönlich gilt allerdings, dass ich immer froh bin, wenn ich keine Schulden irgendwo habe. Ich denke, ich würde tilgen.

Vielen Dank für deine Einschätzung.

Ich bin normalerweise auch eine Person, die lieber keine Schulden hat. Man muss jedoch Immobiliendarlehen nicht als "klassische" Schulden ansehen, da ein Anteil Vermögensaufbau darstellt (außer bei irgendwelchen extravaganten Häusern oder Lofts quasi Luxus) und der andere Anteil "Wohnkosten" wie bei der Miete auch, so oder so gezahlt werden muss, egal wie es einem gerade steht.

Ich habe keinerlei speziellen Versicherungen (außer Risikoleben für 10 EUR im Monat) wegen des Kaufs abgeschlossen. Die Anfangstilgung lag bei 2,3%. Erwähnenswert wäre zudem vielleicht noch, dass die Wohnung seit Kauf vor 1 1/2 Jahren um 70.000 EUR an Wert gewonnen hat.

Mein Bedenken bei ETF-Sparmodell ist es nur, dass es womöglich 10 Jahre zu kurz seien.

Kommt ganz auf deinen Risikoappetit an. Was ist wenn der Kredit abläuft, die Zinsen gerade steigen aber die Märkte gerade dann eine massive Korrektur durchlaufen? Kann aufgehen, muss es aber nicht, dass muss dir bewusst sein. Wenn ich eine Familie hätte, würde ich lieber die Schafe im Trockenen haben. Ich habe zwar keine, habe mich aber in einer ähnlichen Situation immer für die Sondertilgung entschieden. Seitdem ich schuldenfrei bin, schläft es sich auch besser, wenn ich nicht einen Riesenmist finanziell baue  kann mir niemand mehr mein Wohneigentum nehmen und das ist ein sehr gutes Sicherheitsgefühl. Du hast ja auch noch eine relativ hohe Restschuld von >300K.

Man sieht ja gerade im Moment wie unberechenbar die Märkte in kurzer Zeit sein können. Ich vermeide zur Zeit jeglichen Blick auf mein long-term buy & hold Portfolio 🙂

Deine Idee, in zehn Jahren die Restschuld aus dem Depot tilgen zu wollen, verlangt eine Menge Optimismus.

Wenn ich 6.000€ im Jahr in 500€ im Monat umrechne, erhalte ich bei realistischen 6% Nachsteuerrendite ca. 80.000€. Bei 2,3% Tilgung dürften nach 10 Jahren noch ca 250.000€ Restschuld verbleiben. Um die mit Deinem Aktiendepot tilgen zu können, bräuchtest Du über 25% Jahresrendite. Oder deutlich höhere Sparanstrengungen.

Wenn Du die 6000€ sondertilgst, reduzieren sich Deine Schulden auf 190.000€. Sicher.

Wenn die Börsen in zehn Jahren nicht gerade im Tal der Tränen sind und Du die vielleicht erzielten 80.000€ zum Ablaufdaten tilgst, bleiben 170.000€. Unsicher.

Das der Wert Deiner Wohnung immer weiter steigen wird, ist eine schöne Vorstellung. Aber in einer schweren Wirtschaftskrise sinken nicht nur Aktienkurse. Auch Immobilien können erheblich im Preis sinken. Und man könnte arbeitslos werden.

Ich will Dir keinen Rat geben. Aber ich kann Dir sagen, dass ich keine Börseninvestments hatte, während ich meine Wohnung abgezahlt habe.

Gruß, Tino

Vielen Dank für Eure Einschätzungen.

Zunächst wollte ich nochmal erwähnen, dass ich keineswegs vor hatte meine gesamten Darlehensschulden in 10 Jahren abzubezahlen. Mir machen diese Schulden keine schlaflosen Nächte. Ganz im Gegenteil, sehe ich darin wie die Inflation mit 3-4% pro Jahr an dieser Summe nagt und ich schlafe seitdem noch besser als früher, weil diese Summe praktisch kleiner wird. Ich muss aber auch sagen, dass ich in einer Branche tätig bin, die krisensicher ist und ich mir selbst auf die nächsten 30 Jahre keine Sorgen um meinen Job mache.

Ich habe mich für die Depot-Variante entschieden, da ich noch eine weitere Wohnung, die zwar auch noch zum großen Anteil der Bank gehört, als Anlage habe. Ich denke selbst hierbei sollte man eine Streuung veranlassen, deswegen hatte ich mich für ETFs entschieden.

Ich Tilge seit 1998 mit 1% und habe nie einen Gedanken daran verschwendet, die Immobilie mehr als nötig zu tilgen. Damals war ich 28 Jahr und heute 21 Jahre später ist das Darlehn noch lange nicht getilgt, aber das Depot um ein vielfaches Höher als die Restschuld. Wer Zeit hat und aktiv an den Märkten sein Geld arbeiten lässt, wird im Laufe der Zeit besser beraten sein, als das Geld zu schnell an die Bank zurückzuführen und eben dieses Geld nicht mehr für sich arbeiten lassen zu können.

Mein Credo schnellstens Liquidität aufbauen, und so langsam wie möglich tilgen! Dann hast Du das Heft des Handeln schnell in Deiner Hand! Ich habe zum Beispiel 2010 statt meine Immobilie abzuzahlen, in der Krise 2 Wohnungen zusätzlich gekauft. Weil ich die Bonität und damit das Geld hatte, welches den ängstlichen 2008 ausgegangen ist 😉

 

 

Ich stecke ebenfalls freie Liquidität lieber in den Aktienmarkt als in die Tilgung,  wobei ich durchaus immer mal wieder Sondertilgungen mache und jetzt auch die Höhe der Anschlussfinanzierung per Forward Darlehn so gewählt, dass ich nochmal eine größere Summe sondertilgen muss.  Danach habe ich dann nur noch einen Zinssatz von 1,7% und lasse das Darlehen einfach laufen.  In 13 Jahren ist die Restsumme eh überschaubar.

 

War ein schönes Gefühl,  als der Depotwert die aktuelle Darlehnssumme überstiegen hat.

Selbstgenutzte Immobilien waren bei mir ein schöner Trigger zum Vermögensaufbau.

In meinem Bücherregal liegt der ziemlich reißerisch klingende Titel "Das Geld liegt auf der Straße" von Markus Frick. Dem Autoren ist unbedingt zu misstrauen, einen Tipp hingegen finde ich gar nicht verkehrt: Wer Schulden hat, sollte nicht in jedem Fall tilgen, sondern durchaus auf der anderen Seite auch sparen. Einfach weil das sparen Spaß macht, allein weil man einen wachsenden Betrag und Fortschritt im Leben sieht. Das motiviert am Ball zu bleiben, was die finanziellen Ziele angeht.

ich plädiere für die 3 Speichen Regel

 

1/3 Immobilien

1/3 Aktien

1/3 Gold und Silber

 

d.h. ich würde durchaus auch parallel erstmal tilgen, aktien können auch fallen und wenn man da aufs falsche Pferd setzt kann das Geld auch schnell wieder weg sein

Ich bin aktuell in einer ähnlichen Situation wir der Thread-Starter, nur dass der größte Teil des Darlehens auf 20 Jahre festgeschrieben ist.

Wenn man das verfügbare Einkommen nicht in die (Sonder-)Tilgung steckt, ist es ja im Prinzip eine Wette, ob ich mit meinen alternativen Investments mehr Rendite erwirtschafte als der Zins des Darlehens ist.

Ich habe mich jetzt erst mal dazu entschieden monatl. 250 € in ETF-Sparpläne zu stecken, ein gewisser Betrag wird als Cash/Tagesgeld gehalten, und was am Ende des Jahres übrig ist und das Tagesgeld übersteigt, wird in die Sondertilgung gesteckt. Das Depot ist als Altersvorsorge gedacht, ist also grundsätzlich nicht für die Darlehenstilgung geplant. Ich strebe also eine gewisse Diversifikation zwischen der Tilgung und dem Versuch den Darlehenszins zu schlagen an.

Die Strategie von @Axe ist mir dann doch zu riskant. Falls doch etwas Unvorhergesehenes passiert, ist mir ein niedrigeres Darlehen doch lieber als evtl. hohes Depot, was aber auch, wenn es blöd läuft, in der Situation auch gerade niedrig sein kann.

 

Zitat von Waermflasche am 28. Februar 2019, 1:06 Uhr

ich plädiere für die 3 Speichen Regel

 

1/3 Immobilien

1/3 Aktien

1/3 Gold und Silber

 

d.h. ich würde durchaus auch parallel erstmal tilgen, aktien können auch fallen und wenn man da aufs falsche Pferd setzt kann das Geld auch schnell wieder weg sein

Die Tilgung hat nichts mit dem Immobilien-Investment zu tun. In die Immobilie ist er bereits zu 100 Prozent investiert. Er alleine partizipiert zu 100 Prozent von jeglicher Wertsteigerung oder Wertverfall.

Fassen wir mal zusammen, es gibt eine Immo fuer 400-500k Wert, Depot mit vielleicht 20k und es gibt einen Kredit mit 1,7 Prozent. Diesen kann man als zukünftigen Konsum ansehen, unser TE hat ja sicher nur Miete an Vermieter gegen Rate an Bank getauscht (plus/minus Wert X).

Dieser zukünftige Komsum muss so oder so gezahlt werden, ob Miete oder Kredit. Durch den Kredit hast du aber die Möglichkeit quasi auf x Jahre (Restlaufzeit) Festgeld anzulegen. Nichts anderes ist Sondertilgung, es ist Festgeld mit Zins des Darlehens und Laufzeit gleich Restlaufzeit.

In Höhe der monatlichen Tilgung legst du eh zwangsweise jeden Monat in Festgeld an. Das können locker 700 bis über 1.000 Euro sein.

Fassen wir zusammen, das Vermögen ist im Moment zu über 90 Prozent in Immobilien. Monatlich wird eine hohe Summe als Festgeld in absolut sicheren Anlagen angelegt.

Aus Diversifikationsgesichtspunkten heißt es jetzt auf jeden Fall, soviel wie möglich in Aktien. Das ist ökonomisch das Sinnvollste.

Womit du besser schlafen kannst, musst du wissen.

Aber beginnen wir mal mit dem Ziel: Du willst vermutlich einen hohen sechsstelligen Betrag in Aktien und die Immo abgezahlt haben. Dieses Ziel erreichst du mit minimaler Tilgung und maximalem Exposure am Kapitalmarkt am schnellsten.

Wenn das Ziel nur ist, die Immo möglichst schnell abzuzahlen, dann ist die Lage evtl. (!) anders. Das ist der Denkfehler, den viele haben. Es geht darum, Immo und z.B. 700k zu haben. Dann ist Mindesttilgung und Portfolio das einzig logische.

Habe mir zusammen mit meinem Bruder eine barrierefreie Immo für unsere Eltern angeschafft.  Finanzierung variabel zu 0,78%.  Hört sich riskant an, weil die Zinsen quartalsweise steigen könnten.  Doch bei 0,78% können die sich gerne verfünffachen, bevor ich Stress hab und wir können jedes Quartal soviel tilgen, wie wir möchten.  Depot > Kredit sowieso.

Ich finde es viel riskanter eine feste Zinsbindung über 10 Jahre oder mehr einzugehen, weil man aus diesen Verträgen absolut nicht rauskommt und bei einem Verkauf Vorfälligkeitszinsen zahlen müsste.

Wenn genau zum Ablauf der Zins Bindung ein Crash an der Börse ist, oder man gerade Arbeitslos wäre, was einen Anschlusskredit gefährdet ist man ziemlich am Arsch.

Banken kennen den Begriff Frugalismus nicht.  Die können sich nicht vorstellen, dass man mit 1000€ locker leben kann und Stufen die Bonität viel zu niedrig ein.  Niedrige Bonität = höhere Zinsen.

 

 

Leverageeffekt wirkt halt in beide Richtungen, kann auch mächtig in die Hose gehen und die Existenz gefährden wenn man bei einem Trend zu spät dran ist ....

Dieses Thema ist zwar schon etwas älter, ich würde einfach unsere Vorgehensweise vorstellen:

Wir verfolgen mit unserer Wohnung  das Ziel, diese so schnell wie möglich abzubezahlen und haben daher relativ hohe Tilgungssätze gewählt und seit dem Kaufzeitpunkt vor 6 Jahren immer alle Sondertilgungsmöglichkeiten vollständig ausgeschöpft. Mittlerweile ist es eine schöne Tradition geworden, direkt nach der Silvesterfeier die Sondertilgung an die Bank zu überweisen. In wenigen Monaten erreichen wir einen wichtigen Meilenstein: die Restschuld ist dann nicht mehr 6-, sondern nur noch 5-stellig.

Den Rest unserer Einnahmen, die wir entbehren können, investieren wir seit ein paar Jahren an der Börse, in breitgestreute ETF‘s. Auch hier haben wir in unseren beiden Depots eine für uns wichtige Schwelle erreicht - jedes Depot ist nun 5-stellig.

An diesen Zahlen kann man deutlich sehen, dass wir in der Börse noch relativ am Anfang stehen. Dafür fühlen wir uns mit unserer immer kleiner werdenden Verschuldungsquote sehr wohl.

Gruß

Ton

Zitat von TakeTwo am 10. März 2019, 13:01 Uhr

Ich finde es viel riskanter eine feste Zinsbindung über 10 Jahre oder mehr einzugehen, weil man aus diesen Verträgen absolut nicht rauskommt und bei einem Verkauf Vorfälligkeitszinsen ...

 

Das stimmt so nicht. Nach 10 Jahren (Laufzeit >10J) hat man ein Sonderkündigungsrecht.

Sondertilgung bach Sylvester kenn ich als Ritual