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Studienkredit abbezahlen, oder Geld besser anlegen?

Hallo Leute,

eine Sache, die mich derzeit beschäftigt ist die Zurückzahlung meines Studienkredits. Die Tilgungsphase würde im Oktober 2019 starten. Bis dahin könnte ich die offenen 7200€ + Zinsen auch auf einmal tilgen. Rein vom Gefühl würde ich gerne erst alle meine Schulden abbezahlen, bevor ich großartig investiere.

Andererseits ist es vielleicht aus reiner Finanzlogik unklug dies zu tun. Schließlich zahle ich bis dato lediglich 0,75% Zinsen auf den Betrag (ändert sich jedes Jahr gemäß Leitzins). Ich könnte also stattdessen evtl. besser das Geld in ein Etf-Portfolio stecken (+ evtl. einen Teil in P2P-Kredite) und mich über eine wahrscheinlich noch wesentlich höhere Rendite als die 0,75% freuen.

Im letzten Fall nehme ich natürlich einige Dinge als Voraussetzung, damit die Rechnung aufgeht: konstante Rückzahlungszinsen von unter 1,5% p.a., ETF performt besser als die Rückzahlungszinsen bis der Kredit vollständig abbezahlt ist, kein Ausfall bei den P2P Krediten.

 

Was denkt ihr darüber? Alles zu seiner Zeit, oder der frühe Investment-Vogel fängt den Wurm?

 

PS: Möglich wäre auch eine Teil-Tilgung des Kredites.

Spoiler

Die Entscheidung kann Dir keiner abnehmen, letztendlich bleibt es eine Abwägung von Erwartungswert und Risiken, die Mehrheit wird Dir vermutlich raten zuerst den Kredit zurück zu zahlen. Wenn es gut läuft hast Du einen Hebel nach oben, wenn es schlecht läuft aber auch eine Hebel nach unten auf Deine Investments.

Hallo Wärmflasche,

da hast du wohl Recht. Am Ende muss ich machen, womit ich besser schlafen kann.

Klar, ich gehe ein gewisses Risiko ein. Vom Gefühl her würde ich eher dazu neigen, den Kredit abzubezahlen und das Thema wäre damit durch.

Mich interessiert einfach, wie andere das sehen. So kann ich vielleicht auch eine neue Perspektive darauf finden. Am Ende sind es natürlich keine Unsummen, um die es geht.

 

 

Ist im Prinzip wie eine Investition in Aktien auf Pump. Würde ich persönlich nicht machen - bzw. ich mache es nicht. (Zu bedienende Kredite sind auch deutlich höher verzinst).  Der Betrag ist aber recht überschaubar, auch wenn die Zinsen auf 10% steigen würden (in den nächsten paar Jahren eher unwahrscheinlich), ist das noch nicht wirklich existenzgefährdend. Hätte natürlich Potenzial, eine Zinsdifferenz behalten zu können. Risiko kann man eingehen, muss man aber nicht. Keine Schulden zu haben ist auch was wert

Ich würde die Schulden abzahlen.

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7.200,00 EUR mit 6,25 % Ertragsdifferenz (im 1. Jahr 450,00 EUR) sofort anlegen und den Zinseszinseffekt voll genießen, denn in 40 Jahren sind das rund 81.000,00 EUR Vermögen vor Steuer (Theoretisch bei dauerhaft niedrigen Kreditzinsen und unbefristeter Kreditlaufzeit).

Auch bei wenigen Jahren lohnt es sich. Bitte unbedingt zusätzlich mtl. Sparpläne machen.

Nur junge Menschen können diesen starken Zinseszinseffekt voll ausschöpfen. Plus Ertragsdifferenz. Jedes Jahr zählt !

Wenn die Differenz zu klein wird einfach aus dem Notgroschen oder der Sparquote sofort tilgen. Eine sehr gute passive Einnahmequelle aus einem überschaubaren Betrag. Und der Kredit wird langsam weg inflationiert. 😉

 

3 Tage Woche. Teilzeitarbeit.
Zitat von 49er am 25. Juni 2019, 20:01 Uhr

7.200,00 EUR mit 6,25 % Ertragsdifferenz (im 1. Jahr 450,00 EUR) sofort anlegen und den Zinseszinseffekt voll genießen, denn in 40 Jahren sind das rund 81.000,00 EUR Vermögen vor Steuer (Theoretisch bei dauerhaft niedrigen Kreditzinsen und unbefristeter Kreditlaufzeit).

Auch bei wenigen Jahren lohnt es sich. Bitte unbedingt zusätzlich mtl. Sparpläne machen.

Nur junge Menschen können diesen starken Zinseszinseffekt voll ausschöpfen. Plus Ertragsdifferenz. Jedes Jahr zählt !

Wenn die Differenz zu klein wird einfach aus dem Notgroschen oder der Sparquote sofort tilgen. Eine sehr gute passive Einnahmequelle aus einem überschaubaren Betrag. Und der Kredit wird langsam weg inflationiert. 😉

 

@roboing schreibt ja, dass die Tilgungsphase im Okt 2019 startet, er aber auch auf einmal tilgen könnte. So wie ich das verstehe, kann er die 7200 € + Zinsen nicht ewig laufen lassen.

Wie hoch ist denn die Tilgung? Wenn es da nur um ein paar Jahre geht, bis die 7200 € getilgt sind, würde ich direkt alles tilgen. Da kannst du ruhig schlafen und hast das nicht immer im Hinterkopf. Und wenn es nur wenige Jahre sind, in denen du sowieso komplett tilgen muss, ist der Zinseszinseffekt auch vernachlässigbar bzw. es kann natürlich bei schlechter Börse auch nach hinten losgehen.

Hallo 49 und underwood,

die Tilgung beläuft sich auf 120€/Monat. Vernachlässigt man die Zinsen, wäre der Kredit in 5 Jahren abbezahlt.

Zu berücksichtigen ist dann wohl auch noch, dass ich durch vollständiges abbezahlen des Kredites kein finanzielles Polster mehr hätte. Deswegen würde ich momentan es vermutlich so machen, dass ich eine Teil-Tilgung des Kredites machen würde, mit dem ich noch ein vernünftiges Polster behalte. Das, was ich sonst zum erneuten ansparen des Polsters benötigte hätte, stecke ich dann zusätzlich monatlich in ein ETF-Sparplan. So senke ich mein Risiko und bin beim anlegen auch zeitlich stärker diversifiziert. Ergibt das Sinn?

Da ich das gleiche Thema vor ~ 4 Jahren mit meinem Meister Bafög und ~ 13.000 € Kredit auch hatte will ich auch was dazu sagen.

Ich selbst habe mich dafür entschieden den Kredit oder besser gesagt das Darlehen in den vorgegebenen Monatsraten abzustottern und nicht auf einen Schlag zu tilgen.

Bei einer Tilgung auf einen Schlag hätte ich mein durch 2 Jahre Verdienstausfall (Vollzeitschule 2 Jahre Meister & Techniker) eh schon ziemlich geschmälertes Vermögen noch komplett auf 0 gefahren und müsste im Falle eines Falles (Kühlschrank, Waschmaschine etc. geht kaputt) dann wiederum einen Kredit aufnehmen.

Des weiteren bringen die ETFs in meinem Depot eine höhere Rendite als der Zins des Darlehens; von dem her erschien es für mich sinnvoller mein Geld in den ETFs zu halten und das Darlehen peu á peu abzustottern.

Der Zinssatz des Darlehens ist m.M.n. ja mehr als fair und steigt gefühlt ja eh kaum an.

Natürlich ist es auch eine Kopfsache, mir geht es dann doch auch so dass ich eigentlich dem Tag entgegen fiebere an dem das Darlehen abbezahlt ist.

Hin und wieder überlege ich auch doch sofort zu tilgen, aber im Endeffekt hätte ich dadurch keinen Vorteil.

Notgroschen natürlich nicht aufbrauchen (hatten wir auch schon - zuerst fleissig sondergetilgt um nachher bei der Bank nach Kredit für eine Renovierung fragen zu dürfen...)

Hallo Badner und namir,

ja mittlerweile sehe ich eine Voll-Tilgung mit aufbrauchen auch für eher unklug an. Am besten behalte ich den Notgroschen und lege das on top an. Da die Kreditsumme nicht so hoch ist, ist das Zinsänderungsrisiko nicht so hoch und ich könnte in dem Fall der Fälle immernoch eine Sondertilgung machen (ich meine einmal im Jahr ist dies möglich).

 

Reduziert sich denn der Betrag bei Soforttilgung irgendwie bei euch?

Bei uns muss man bei Soforttilgung nur 50% der Gesamtsumme zahlen.

Hallo biggi,

leider ist das bei mir nicht möglich. Sonst würde ich es definitiv machen.

Zitat von biggi am 3. Juli 2019, 0:55 Uhr

Reduziert sich denn der Betrag bei Soforttilgung irgendwie bei euch?

Bei uns muss man bei Soforttilgung nur 50% der Gesamtsumme zahlen.

 

...bei mir ist dem leider nicht so; sonst hätte ich das natürlich sofort gemacht - soviel Rendite brächte dann auch kein ETF :-).

 

Leider ist es auch fakt, dass verschiedene BaFög Formen auch verschiedene Tilgungsmöglichkeiten bieten. m.M.n. teilweiße auch mehr als ungerecht.

Bei den Studenten wird die Rückzahlung auf maximal 10.000 € gedeckelt d.h. selbst wenn am Ende 13.000 € im Darlehen sind müssen nur 10.000 € zurückgezahlt werden.

Beim Meister-Bafög sieht das Darlehen dann so aus, dass alles getilgt werden muss. Warum auch immer ?

Naja, das Handwerk hat halt keine Lobby sonst würde es wohl anders aussehen.

 

 

P.S: Allerdings hat sich da in den letzten 2 Jahren wohl einiges geändert d.h. meine Aussage ist halt Stand 2014 und kann somit mittlerweile auch gänzlich falsch sein.

Ich persönlich hatte mich lange Zeit gegen einen Studienkredit gewehrt, es aber nach dem ersten Master-Semester doch dazu entschieden, da mir der Zwangsfrugalistmus nicht gefallen hat. Dann hatte ich über 3 Semester 300€ pro Monat erhalten, also insgesamt etwas über 5000€ Studienkredit angesammelt.

Da ich nach dem Studium und Anfang der Arbeit - wie ein gewöhnlicher Frugalist - der Lifestyle-Inflation einigermaßen gut entkommen bin, sammelte sich schnell Geld an. Ein Teil davon sammelte sich schon zu Studienzeiten an, da die 300€ extra zu viel waren). Zu der Zeit hatte ich noch nichts von "FIRE" gehört und "Frugalismus" gab es da noch nicht. Da stellte sich mir die Frage gar nicht. Nach einem halben Jahr habe ich alles auf einmal noch vor Beginn des Rückzahlungsplans getilgt.

Das hat sich ziemlich gut angefühlt. Sowohl die Aufnahme des Studienkredits (300€ pro Monat waren zu der Zeit richtig viel), wie auch die Einmal-Tilgung (das Geld lag eh rum) waren zwei richtig gute Entscheidungen. Im Nachhinein ist es natürlich einfach zu sagen, dass es "noch besser" gewesen wäre, das Geld lieber zu 100% zu investieren und nur den Minimalbetrag zu tilgen. Aber da weiß man ja leider nie vorher.

Vielleicht kann dir folgende Frage helfen: Wenn du jetzt einen Kredit über 7200€ zu 0.75% Zinsen (mit Anpassung an Leitzins) und Tilgungsstart Oktober 2019 aufnehmen könntest, würdest du das machen und das Geld in ein ETF-Portfolio investieren?

Im Endeffekt kann ich mich nur den Vorschreibern (und dir selbst in deinem ersten Absatz der Frage) anschließen: Mach das, was sich für dich besser anfühlt. Gefühlt geht es bei dir ja um ziemlich überschaubare Summen und egal welchen Weg du wählst, so viel wird da finanziell nicht bei rumkommen. Da ist meiner Meinung nach das persönliche Wohlbefinden wichtiger. Mein Wohlbefinden wäre ziemlich mau, alles auf einmal mit einer Sondertilgung zu begleichen und dafür keinen Notgroschen mehr zu haben. Ebenso wäre mein Wohlbefinden ziemlich mau mit einem Kredit im Hinterkopf (Immobiliendarlehen ausgenommen). Sowas wie 4000€ auf einem Girokonto und 3500€ Schulden fühlt sich besser an, als 500€ auf dem Girokonto und 0€ Schulden. Und auch besser als 7700€ auf dem Girokonto und 7200€ Schulden

Demzufolge ist vielleicht ein Mittelweg aus einen Teil des Studienkredits (sowas wie 30-50%) mit einer Sondertilgung loszuwerden und den Rest mit dem monatlichen Tilgungsplan begleichen, parallel dazu ein ETF-Portfolio aufbauen.

Liebe Grüße,

Stoliver

Hallo roboing,

Du schreibst, dass sich die Tilgung auf 120 € im Monat beläuft.

Unabhängig von den ganzen diversen Vorschlägen stell ich Dir jetzt einfach mal die Frage, welches monatliche Einkommen hast Du denn?

Denn wenn Du gerade mal 50 € im Monat erhältst, dann ist die sofortige Tilgung m.E. ein absolutes Muss.

Sind es aber 5.000 € monatlich, dann stellt sich der ganze Sachverhalt anders dar...

Hallo lostoi,

inkl. Nebenjob sind es bei mir ca. 2.700€ Geldeingang im Monat. Daher empfinde ich die 120€ nicht wirklich als Belastung. Ich muss die 50% (noch nicht sonderlich frugalistisch) Sparquote bloß anders verteilen bzw. sind es dann 120€ weniger, die ich sparen kann.

 

 

 

Hallo roboing,

also mit diesen Zahlen - um es ganz kurz zu machen...

Wenn bei der Anlageform eine Rendite von 0,76 % FIX und gesichert ist, dann stotter den Kredit ab.

Denn so hast Du 0,01 % mehr Ertrag, als Du Zinsen zahlst.

Alternativ, wenn Du "das sichere Gefühl" haben willst (bei dem Geldeingang)...

Dann zahl den Betrag auf einmal - Du bist SCHULDENFREI - und ab dem Zeitpunkt, machst Du die wirkliche Kohle....

 

Aber nachdem Du die 7.200 ja hast.... Zahl doch einfach 5.000 auf einmal, den Rest stotterst Du ab, oder....

Es gibt hier ziemlich viele Ansätze, aber Entscheiden musst Du für Dich selber.

(Hoffentlich hat Dir das ein wenig geholfen)

Hallo Lostoi,

das sehe ich jetzt auch ähnlich. Man ist halt irgendwie auf dieses Sicherheitsgefühl konditioniert.

Ich werde wenn dann nur eine kleine Summe tilgen und dann den Rest abstottern. So kann ich dann schon etwas früher das übrige Geld für mich arbeiten lassen.