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Stellschraube: Steuer. Großer Impact?

Moin moin liebes Forum,

ich bin selbst noch am Anfang meiner Investment-Laufbahn, will jetzt aber schon in die Zukunft planen. Da ich erst dieses Jahr mit der Aktienanlage begonnen habe (Kommer Weltportfolio), kenne ich mich auch noch nicht mit Steuern aus und suche nun bei euch Rat. Konkret:

  1. Welche Steuern sind bei der Aktienanlage und speziell ETFs zu berücksichtigen?
  2. Macht es heute noch einen Unterschied, ob thesaurierend oder ausschüttend?
  3. Wie sieht es konkret aus: Freistellantrag beim Broker stellen, Steuererklärung mithilfe eines ETF-Steuerrechners machen?
  4. Und macht es Sinn, ein anderes Wohndomizil in Europa/der Welt anzupeilen oder hat das nur wenig Einfluss?

Liebe Grüße,

Friedrich

 

Nachtrag: Und vergesse ich hier vielleicht sogar etwas ganz entscheidendes?

Hi,

meine kurze Einschätzung:

1. Kapitalertragssteuer: 25% der Erträge werden vorerst einbehalten, wenn du über Punkt2 kommst. Über die Steuererklärung kannst du dann etwas zurück bekommen, wenn dein persönlicher Steuersatz darunter liegt.

2. Ja. Mit den Ausschüttungen könntest du die Steuern zahlen 😛 aber sonst nicht.

3. Ja genau. Auf alle deine Banken kannst Du als lediger 801€ (verheiratet = doppelt) verteilen. Bei 3,5% Ausschüttungen deines ETFs musst Du also auf grob 22T€ im Depot kommen. Dann wird erstmal nix an Steuern abgeführt.

4. Ja. Schau mal die Steuersätze in der EU an, da hilft google ganz gut. Auch die weiteren Abgaben (z.B. Rente, KV, ...). Aber ist das wirklich ein Grund, hier alle Segel zu streichen? Für mich nicht.

Zitat von Matsinho am 24. April 2019, 15:34 Uhr

Aber ist das wirklich ein Grund, hier alle Segel zu streichen? Für mich nicht.

Als einziger Grund natürlich nicht, aber wenn man vergleicht, wie sich jährliche Kapitalertragsteuern von ~25% im Vergleich zu Steuern beim Realisieren der Gewinne auswirken, überlege ich schon, ob ich nicht lieber 5km weiter in die Niederlande ziehe und pendle 😉

Die Einkommenssteuer lässt sich am stärksten mindern über Sonderaufwand Altersvorsorge. Dazu sollte man 35 Jahre bei der gesetzlichen Rentenversicherung (zumindest in Sicht) haben, dann kann man da freiwillige Beiträge einzahlen (Formular V0210). Mir wird von ELSTER für dieses Jahr eine Erstattung von 3300€ prognostiziert. Plus die 1400€, die ich jährlich für Aufstockung Altersteilzeit nachzahlen muss, macht das 4700€, und deckt an die 30% meiner freiwilligen RV-Beiträge von 15932€ ab.

Auch die Kapitalertragssteuer wird via Günstigerprüfung etwas weniger: statt entrichteter 919€ werden nur noch 898€ fällig, also 21€ Erstattung.

Allgemein sind steuerfrei Erträge aus Wertpapieren, die nach §27 KStG ausschütten: in meinem Depot sind das Alstria Office REIT, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Freenet. Die Erträge werden aber vom Kaufwert abgezogen, so dass bei späterem Verkauf höherer Verkaufsgewinn zu versteuern ist, also nachgelagerte Besteuerung. Andererseits eine Art von Hedging gegen stark einbrechende Kurse...

Das mit dem Sonderaufwand ist interessant. Kann man (Pi mal Daumen) abschätzen, wie gut die gesetzliche Rente abschneidet? Persönlich tu' ich mich schwer, keine Kontrolle über mein Geld zu haben, zumal damit ein früher Eintritt ins Rentenleben nicht möglich ist.

Was mich aber wirklich interessieren würde, ist, in welchen Ländern man die Kapitalertragsteuer erst bei Realisierung der Gewinne bezahlt. Wenn ich das richtig sehe, zahlen wir hier in Deutschland - mit Ausnahme der von Suchenwi genannten Aktien - jedes Jahr Kapitalertragsteuer auf den Nennwert unserer Depots. Beim Nachlangern profitiert man halt unglaublich vom Zinseszins. Auch geht man bei einem negativen Jahr total baden, da ab den ersten Gewinnen danach direkt wieder besteuert wird, oder?

Zitat von Friedrich am 29. April 2019, 12:22 Uhr

Was mich aber wirklich interessieren würde, ist, in welchen Ländern man die Kapitalertragsteuer erst bei Realisierung der Gewinne bezahlt. Wenn ich das richtig sehe, zahlen wir hier in Deutschland - mit Ausnahme der von Suchenwi genannten Aktien - jedes Jahr Kapitalertragsteuer auf den Nennwert unserer Depots.

Nein, auch in Deutschland zahlt man Steuern auf Kursgewinne erst beim Verkauf.
Eine Ausnahme bildet die Vorabpauschale bei ETFs (für die es im Gegenzug aber auch eine Teilfreistellung gibt). Kursgewinne bei Einzelaktien werden immer erst bei Verkauf besteuert.

Zitat von Oliver am 29. April 2019, 13:05 Uhr

Nein, auch in Deutschland zahlt man Steuern auf Kursgewinne erst beim Verkauf.
Eine Ausnahme bildet die Vorabpauschale bei ETFs (für die es im Gegenzug aber auch eine Teilfreistellung gibt). Kursgewinne bei Einzelaktien werden immer erst bei Verkauf besteuert.

Ahhhhh! Jetzt hat es Klick gemacht.

Gerade einmal für voll thesaurierende 8% Rendite und einem Portfoliowert von 1M € gerechnet: ~1.4% Vorabpauschale*. Das schmälert den Zinseszins nun wirklich nur unmerklich ab.

 

*Bei kleineren Portfolios ist der Betrag noch kleiner.

Ich hatte ja schon "Erträge" geschrieben, also Dividenden von Aktien, Zinsen von Anleihen, Ausschüttungen von Fonds (u.a. ETFs). Hinzu kommen Veräußerungsgewinne (können mit Verlusten verrechnet werden, aber Aktien nur mit Aktien!).

Ich bin jetzt Rentner mit nicht mehr so langem Zeithorizont. Deshalb habe ich nur ausschüttende Wertpapiere im Depot, damit ich aus den Erträgen Neu-/Nachkäufe (zwecks Rebalancing, oder einfach so) decken kann, ohne viel "Frischgeld" nachschießen zu müssen. Solange die Gesamtperformance (Buchgewinne über Kaufpreissumme) im positiven bleibt, reicht mir das. Aktuell 3.39%, ist aber volatil, wie Börsenkurse halt sind.

Meine wichtigste Maßzahl ist eigentlich die annualisierte Netto-Ertragsrendite auf Invest, derzeit 4.93%. Die vergleiche ich mit dem Nettozinssatz der Sparkasse Bodensee auf Tagesgeld, wo das Invest-Geld vorher lag (0.00%). 🙂

Ob ich gut gewirtschaftet habe, müssen dann meine Erbinnen beurteilen. Ich bemühe mich jedenfalls.