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Steigende Zinsen schlecht für Aktien?

Hallo,

falls es wider Erwarten in einigen Jahren doch mal zu steigenden Zinsen kommt, wäre das dann voraussichtlich schlecht für die Entwicklung von Aktien oder gibt es da nicht unbedingt einen Zusammenhang? Ich könnte mir vorstellen, dass dann das normale Sparbuch dann plötzlich wieder attraktiver wird und die Leute ihr Geld aus Aktien und Fonds abziehen?

Gruß
Coffee

In der Theorie ja, in der Praxis wohl eher nicht.

Vor über 30 lernte ich "wenn die Zinsen steigen, fallen die Kurse". Das bezieht sich übrigens auf den Kurs von Anleihen. Dieser Zusammenhang ist auch definitiv immer noch so.

Gibt es wieder mehr Zinsen, gibt es somit wieder Alternativen für die Geldanlage außerhalb von Immobilien, Rohstoffen oder Aktien. Es *könnte* also etwas Kapital aus den Aktien in Anleihen fließen. Tatsächlich liegt aber trotz Nullzinsen/Minuszinsen dermaßen viel Geld IMMER NOCH auf Tagesgeldern rum, dass ich da keine große Gefahr sehe, dass der Aktienmarkt in seiner ganzen Breite merklich und dauerhaft einbricht.

Ich habe es auch so "gelernt", dass steigende Zinsen schlecht für Aktienmärkte seien.

Diese Pauschalaussage halte ich aber für falsch. Steigende Zinsen wurden historisch betrachtet immer erst dann zum Risiko für Aktien wenn gewisse Marken erreicht wurden. Ab 5%+X ungefähr hatten Zinsen negativen Einfluss.

Imho logisch. Was ist dir lieber? Statistisch 6,9% Rendite am volatilen Aktienmarkt oder relativ sichere 5,x% am Anleihenmarkt?

Die 5,x% sind aber nicht in Sicht und werden auch nicht über Nacht kommen.

Vielleicht kommt irgendwann doch endlich die Inflation und wenn sich dann viele entschuldet haben, kommt Jahre später wieder der Zins. Durchaus möglich, dass wir in 5 Jahren wieder deutlich steigende Zinsen sehen - auch wenn es heute keiner glaubt. Das ist aber Stand heute kein Argument gegen Aktien.

Man wird sehen.
Ziemlich wahrscheinlich ist aber, dass mit steigenden Zinsen die Immobilienpreise wieder fallen werden.

Zitat von Cepha am 1. Oktober 2020, 18:34 Uhr

Man wird sehen.
Ziemlich wahrscheinlich ist aber, dass mit steigenden Zinsen die Immobilienpreise wieder fallen werden.

Die Frage ist, aus welcher Situation dauerhaft steigende (Bau-)Zinsen oder ein dauerhaft gestiegenes Zinsniveau resultieren sollen?

Zitat von MFZ73 am 4. Oktober 2020, 13:42 Uhr
Zitat von Cepha am 1. Oktober 2020, 18:34 Uhr

Man wird sehen.
Ziemlich wahrscheinlich ist aber, dass mit steigenden Zinsen die Immobilienpreise wieder fallen werden.

Die Frage ist, aus welcher Situation dauerhaft steigende (Bau-)Zinsen oder ein dauerhaft gestiegenes Zinsniveau resultieren sollen?

Wie ist das? Sollte die Inflation deutlich über 2% (oder so) steigen sollte, könnte die EZB den Leitzins nicht mehr so einfach bei 0 belassen. Inflation kann durch alles mögliche ausgelöst werden...

Zitat von n am 4. Oktober 2020, 16:27 Uhr

Wie ist das? Sollte die Inflation deutlich über 2% (oder so) steigen sollte, könnte die EZB den Leitzins nicht mehr so einfach bei 0 belassen. Inflation kann durch alles mögliche ausgelöst werden...

Ja. zB durch steigende Mieten/Baukosten.

Die Inflation bei Immobilien und Baukosten war die letzten Jahre ja ganz ordentlich, schlug bis jetzt aber nicht so richtig auf die Mieten durch. Theoretisch ginge nächstes Jahr auch die Umsatzsteuer wieder rauf, Benzin und Heizöl werden höher besteuert, die Liste an Entwicklungen, die möglicherweise eine Inflation anschieben könnte, ist lang...

Auf der anderen Seite werden die Leute hier die nächsten Jahre im Schnitt eher nicht viel mehr Geld in der Tasche haben, ich sehe auch keine wirkliche Knappheit an Gütern aus dem der Warenkorb, die zu großen Preissteigerungen führen würde... in Japan sind die Leitzinsen seit 25 Jahren (und immer noch...) nahe Null, groß Inflation gab es auch nicht... könnte alles auch noch lange Zeit einfach so bleiben wie es ist.

Grundsätzlich sind steigende Zinsen immer schlecht für die Aktienkurse, denn damit werden Kredite und Anleihen teurer und die Unternehmen verdienen weniger Geld. Das führt dann auch zu einer Zurückhaltung bei neuen Investitionen und gleichzeitig zu einer Marktbereinigung, denn Unternehmen die schlecht wirtschaften gehen eher pleite. Die Konkurrenz in den Assetklassen kommt noch hinzu, da Anleihen dann rentabler werden. Das wird aber in absehbarer Zeit nicht passieren, denn wenn die EZB den Leitzins anheben würde, würde das nicht nur zu einer Pleitewelle führen, sondern auch gewisse Staaten in erhebliche Zahlungsschwierigkeiten bringen. Der Markt ist mittlerweile abhängig vom billigen Geld, wie ein Drogenabhängiger. Auch die Inflation wird nicht so schnell wieder steigen, denn dazu müssten zunächst die Energiepreise steigen. Das ist aber zum einen wegen der Corona-Pandemie und dem daraus resultierenden Rückgang der Wirtschaft unwahrscheinlich, zum anderen weil die Erneuerbaren Energien weltweit immer weiter ausgebaut werden und damit den fossilen Energieträgern Konkurrenz machen.