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Sozialer Vergleich durch gute Datengrundlage

Liebe Mitfrugalisten,

mich würde wahnsinnig interessieren, was andere Menschen finanziell so anstellen. Da kommen im direkten Umfeld allenfalls Freunde in Betracht, aber deren Voraussetzungen sind entweder ganz andere als unsere oder es gilt der leidige deutsche Grundsatz "Über Geld spricht man nicht". Hier im Forum bekommt man sicher auch Daten, aber meist informiere ich mich in (verknappten) Darstellungen und Artikeln in den Medien.

Die Frage ist also: Wenn man vergleichen will, wie man im Vergleich zu anderen in Deutschland lebenden Menschen / Gleichaltrigen / Menschen mit ähnlichen finanziellen Voraussetzungen / etc. dasteht, woher bekommt man brauchbare Daten? Zur Veranschaulichung einige Fragen, die mich interessieren würden:

  • Mit welchem Grundvermögen startet(e) der durchschnittliche 18-Jährige heute bzw. vor 20 Jahren in Deutschland? Wie setzt(e) sich das zusammen?
  • Welches Vermögen haben Deutsche in welcher Lebensphase?
  • Immobilienkredit: Wie hoch ist die durchschnittliche Eigenkapitalquote / Kreditaufnahme in welchem Lebensalter?
  • Durchschnittseinkommen in Deutschland? Welche Einnahmen und Ausgaben - aufgeteilt nach sinnvollen Posten - haben in Deutschland lebende Menschen so in der Regel?
  • Wann könnte der durchschnittliche deutsche Arbeitnehmer theoretisch frühestens in Rente gehen (rein aus finanzieller Sicht)?

Fragen dieser Art.... Danke für euren Input!

Moin!

Einige der Daten, die Du suchst, könntest Du im Statistik-Portal finden. Allerdings sind dort natürlich nur statistische Durchschnitte abgebildet. Inwiefern diese für einen persönlichen Vergleich hilfreich sind, muss man dann selbst beurteilen.

In der ZEIT war vor drei Monaten dieses Tool zu finden, auf dem man seine derzeitige finanzielle Situation einem Vergleich unterziehen konnte. Aber auch hier ist zu sagen, dass diese Werte nur bedingt aussagefähig sind.

Dafür vielleicht ein Beispiel:

Rentnerin A. wohnt im nahen Münchner Umland. Ihr Vermögen von 1. Mio. Euro besteht ausschließlich aus dem von ihr selbst bewohnten Einfamilienhaus von 1980 im normalen Unterhaltungszustand mit 130qm Wohnfläche (im Wert von ca. 1 Mio. Euro), welches sie nicht verkaufen oder teilverkaufen bzw. beleihen möchte. Ansonsten bezieht nur eine Rente von 1.000 Euro, mit der sie ihren täglich Unterhalt bestreitet und einmal im Jahr eine kleine Reise macht.

Rentner B. wohnt in Brandenburg. Sein Vermögen von 1. Mio. Euro besteht aus dem von ihr selbst bewohnten Einfamilienhaus von 1980 im normalen Unterhaltungszustand mit 130qm Wohnfläche (im Wert von ca. 200.000 Euro), welches er nicht verkaufen oder teilverkaufen bzw. beleihen möchte sowie in einem Mehrfamilienhaus am Rand von Berlin im guten Erhaltungszustand (im Wert von ca. 800.000 Euro), welches einen monatlichen Nettomietertrag nach Steuern/Verwaltung von rund 1.800 Euro abwirft. Ansonsten bezieht er nur eine kleine Rente von 1.000 Euro, mit der er seinen täglich Unterhalt bestreitet. Die Bonität der laufenden Mieteinnahmen erlauben es Rentner B., sich ein 35-Fuß-Segelboot zu finanzieren und damit von April bis September durchgängig auf der Ostsee, ab übernächstem Jahr aus klimatischen Gründen sogar von März bis Oktober im Mittelmeer unterwegs zu sein. Die laufenden Kosten des Bootes finanziert er über die AirBNB-Einnahmen, weil sein Einfamilienhaus in dieser Zeit an Touristen vermietet ist.

 

Wie gesagt, beide haben ein Vermögen von rund 1. Mio. Euro.

Ich finde das Vermögen nach Alterskohorten recht spannend:

https://www.iwd.de/artikel/mit-dem-alter-waechst-das-vermoegen-489710/

Ansonsten hat Statista gute Dossiers z.B. zum "Sparverhalten der privaten Haushalte" in Deutschland, aber der Zugang kostet halt Geld, das hier wieder keiner ausgeben will 😉

z.B. nur 1% der Haushalte in Deutschland sparen gemäß Befragung mehr als 1000€ im Monat.

(Mir kommt der Anteil extrem gering vor, aber evtl liegt das an der Filterblase)

Eine Gefahr, dass FIRE zum Massenphänomen wird besteht sicherlich nicht, weder in Deutschland noch sonstwo.

MfG

Sehr interessant Chepa

Jeder der einige Jahre früher in den Sack haut dürfte auch bei stark frugalistischem Ausgabeverhalten ins obere 10tel rutschen, die meisten gar ins obere Prozent.
Es deckt sich mit meiner Wahrnehmung dass ein Alleineleben ineffizient teuer ist und selbst mit Kind (dann arbeiten vermutlich beide) kommt man deutlich schneller zu Vermögen als alleine lebend.
Dies widerlegt die These vom Pfälzer_Bub83.

Der Zusammenhang mit dem Beziehungsstatus ist relevant, leider wird über die Ursachen nichts gesagt. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Synergieeffekte von Paaren oder Familien dermaßen vorteilhaft sind. Eher indirekte Zusammenhänge, z.B. dass vor allem Paare und Familien Eigenheime kaufen oder bauen und sich damit zu jahrzehntelangen hohen Sparquoten disziplinieren, oder auch die Verantwortung, deretwegen man sich stärker um ein stabiles Einkommen bemüht. Vielleicht auch, dass finanzielle Potenz den Partner - und hier vor allem Männer - attraktiver macht und diese statistisch häufiger in Beziehungen sind.

Zitat von Cepha am 26. Mai 2021, 20:41 Uhr

nur 1% der Haushalte in Deutschland sparen gemäß Befragung mehr als 1000€ im Monat.

(Mir kommt der Anteil extrem gering vor, aber evtl liegt das an der Filterblase)

Was hast Du erwartet???

Bei "Otto NormalKONSUMENT" wird der Lebens"standard" dem verfügbaren Einkommen angepasst!
(oder auf Ratenzahlung dem erwarteten Einkommen der nächsten Jahre)

Da bleibt nix übrig...

Das ist vermutlich eher die Frage, wie Sparquote definiert wird.

Die Tilgung einer Immobilie fällt für mich darunter, ebenso die die Beiträge in private Rentenversicherungen.

Wenn man sich aktuelle Kaufpreise für Immobilien anschaut kann ich mir nicht vorstellen, dass weniger als 1% der Haushalte keine 1000€/Monat für die Tilgung des Immobilienkredits oder für das Ansparen des Eigenkapitals aufwenden, der ganze Kapital- und Versicherungsmarkt ist da noch außen vor.

Darüber hinaus soll es ja auch noch gut verdienende Mieter geben.

Wer heute im Alter von 30 Jahren 1000€/Monat zur Seite legt und das mit 2% Dynamik für 30 Jahre lang zu 4% nach Steuern anlegen kann (und das dürfte deutlich besesr sein als der Schnitt) landet nach 30  Jahren im Alter von 60  Jahren bei kontinuierlichem ununterbrochenemSparen bei 860.000 Euro.

Inflationsbereingt (2%/Jahr) sind das dann in heutiger Kaufkraft keine 480.000 Euro.

Damit kann sich ein Frugalistenhaushalt vielleicht die 7(?) Jahre bis zur Rente und darüber hinausnoch gut durchschlagen, der normale Haushalt aber nicht.

Und das sind Haushaltssparraten, nicht die Sparraten einzelner Personen.

Mir kommen die "nur 1% sparen über 1000€" daher deutlich zu wenig vor und vermute, dass man da nur das gezählt hat, was unmittelbar auf dem Konto oder dem Depot landet.

Umgekehrt gilt als "sparen" hingegen ja oft auch "sparen für das nächste Auto in 3 Jahren oder sparen für den nächsten Urlaub", was in meiner Welt schlichtweg unter Konsum fällt.

Ich würde die Zahl daher mit großer Vorsicht genießen. Nichts desto trotz: Die Anzahl der Leute, die sich nur aus eigener Arbeit ein Vermögen zusammen gespart hat, um davon leben zu können ist sicherlich gering. Finanzielle Unabhängigkeit ist kein Massenphänomen. Wäre es eins, würde die Gesellschaft anders aussehen, ob besser oder schelchter wage ich  nicht zu prognostizieren.

Auf alle Fälle wäre es wesentlich schwieriger für uns, wenn es viele täten.

MfG

Zitat von Cepha am 26. Mai 2021, 20:41 Uhr

z.B. nur 1% der Haushalte in Deutschland sparen gemäß Befragung mehr als 1000€ im Monat.

Ich finde die Seite Statista auch immer wieder sehr interessant, leider sind wirklich nicht alle Statistiken aussagekräftig. Die auf der Seite vorgestellten Informationen werden grundsätzlich über Umfragen generiert. In den meisten Fällen wurden ca. 1000-1500 Personen online befragt, die für ihre Aussagen einen kleinen Geldbetrag überwiesen bekommen haben. An solchen Umfragen nehmen typischerweise eher Personen teil, die nicht zu viel Geld auf der hohen Kante haben und sich damit ein Zubrot verdienen (z. B. Studenten, Arbeitslose, Kurzarbeiter). Aussagekräftig sind die Ergebnisse dann leider nur für diese Personengruppe.