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Rebalancing oder Gewinner laufen lassen?

Ich betreibe so eine Mischung aus ETFs und Einzeltiteln und habe die Situation, dass zwei Titel jetzt innerhalb von einem halben Jahr um 70% bzw um 95% zugelegt haben und entsprechend einen höheren Anteil am Portfolio ausmachen, als es auf Basis einer gesunden Diversizität vermutlich sinnvoll ist.

Ich kann mich jetzt nicht entscheiden ob ich Teile davon verkaufen soll um zu rebalancen oder ob ich die Titel behalten soll in der Hoffnung, dass sie ihr Momentum und ihren Trend weiter behalten. Ich habe nach wie vor ein gutes Gefühl bei den beiden Titeln.

Hallo Coffeehouse,

 

meine Devise, die ganz und gar nicht als allgemeingültig verstanden werden soll, lautet sehr einfach. Ich habe mir zu Beginn meine Gedanken gemacht und gute Gründe gefunden, eine gewisse Verteilung in meiner Allokation zu wählen. An dieser halte ich so lange fest, bis ich, langfristig betrachtet, gravierende Zweifel an dieser Verteilung hege. Dies sehe ich bei dir nicht, daher wäre mein Tipp, einfach bei die anderen ETFs nachzukaufen. Langfristig glaube ich an eine Regression zum Mittelwert, sodass gut laufende Positionen in Zukunft weniger gut laufen werden und andersherum. Da niemand diese Zeitpunkte genau vorhersehen kann, mache ich ganz statisch einmal im Jahr ein Rebalancing.

 

Andere Meinungen und gute Gründe gibt es sicherlich auch 🙂

Wie schon an anderer Stelle diskutiert, betreibe ich kein Rebalancing. Gewinne lasse ich laufen.

Ich bin aber auch zu 95% in Einzelaktien investiert.

Das hat aber auch bei mir den Effekt, dass immer weiniger Einzelaktien mein Portfolio dominieren.

Das muß aber nicht für jeden das richtige Vorgehen sein. Wenn du ein ausbalanciertes Portfolio aus diversen ETFs etc haben möchtest, kann es durchaus sinnvoll sein, einzelne Positionen zu reduzieren.

Ich habe nur Einzelaktien und eine Länder- Regionen- und Branchengewichtung festgelegt. Außerden darf keine Einzelaktie über 4% gewichtet sein. Ich kaufe ja immer noch monatlich nach und entscheide u.a. anhand dieser Gewichtungen.

Würde jetzt eine einzelne Aktie so stark steigen, dass sie die Gewichtungsregeln brechen würde, würde ich sie einfach nicht weiter nachkaufen - es sei denn, ich bin allgemein vom Unternehmen nicht mehr überzeugt. Verkaufen bedeutet Transaktionskosten und vor allem Steuern zahlen zu müssen. Dazu bin ich zu geizig 🙂

 

Börsenregel: Gewinne laufen lassen und Verluste begrenzen.

»In meinem Alter begreife ich, dass Zeit mein kostbarster Besitz ist.« »Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.« »Eine Aktie zu verkaufen die fällt, ist in etwa so, als ob man ein Haus für 100.000 Dollar kauft und es verkauft, sobald jemand 80.000 Dollar dafür bietet.« Buffett

Rebalancieren ist nie verkehrt. Das ist eine allgemeine Strategie, die fast immer funktioniert. Unsere "Börsen-Oma" Beate Sander hatte das fast 20 Jahren so gemacht und wurde damit zur Millionärin. Vorsicht mit "guten Gefühlen". Bauchgefühle führen an der Börse meist ins Verderben.

Zitat von Coffeehouse am 2. Oktober 2020, 10:56 Uhr

Ich kann mich jetzt nicht entscheiden ob ich Teile davon verkaufen soll um zu rebalancen

Das ist dann kein Rebalancing. Das ist Markttiming.

Rebalancing macht man nach im Vorfeld festgelegten Regeln. Dann muss man auch gar nicht entscheiden.

Und es ist natürlich sinnvoll, das Rebalancing mit seiner Ansparrate zu betreiben, also nicht zu verkaufen, sondern mit dem (bspw. vierteljährlich aufgelaufenen) Sparbetrag die unterrepräsentierte Assetklasse zu kaufen, bis wieder die ursprüngliche Ziel-Allokation erreicht ist.

Ich betreibe keinerlei Rebalancing im Sinne von verkaufen von Anteilen. Entweder ich sehe keinen Grund mehr eine bestimmte Position zu halten, dann verkaufe ich sie. Aber nur weil ihr Depotanteil immer weiter steigt weil sie gut läuft - das ist für mich kein Verkaufsgrund, gute Gewinner sollen ruhig weiter rennen wenn sich nichts grundlegendes zum Negativen bei ihnen geändert hat 😉

Andersherum kaufe ich bei Verlierern auch nicht nach, nur um ihren alten Depotanteil wieder herzustellen. Sondern nur dann, wenn meine ursprüngliche Einschätzung unverändert ist und ich die Position unberechtigterweise vom Markt abgestraft betrachte (oder ggf. ja auch im Falle eines generellen Markteinbruchs wie letztes Frühjahr).

Natürlich weist mein Depot erhebliche Differenzem zum Durchschnitt auf, aber auch das schwankt unterschiedlichst innerhalb des Depots im Laufe der Jahre...letztes Jahr sind meine Tech-Aktien gerannt, dafür waren meine Ölwerte eher Rohrkrepierer usw., aber das unterscheidet sich auch immer mal wieder. Daher greife ich da, nur aus Balance-Gründen, nicht ein.

(Kleiner Zusatz: um beim letzten Beispiel zu bleiben, ich gehe ja nicht davon aus, dass das Verhältnis sich wieder annähert, weil der Tech-Teil wieder fällt, sondern weil der Öl-Teil wieder zurückkommt und aufholt - ob nun dieses Jahr oder folgend sieht man dann.  ;))