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Portfolio vom Robo-Advisor für neuen Broker übernehmen? Brauche mal euren Rat

Hey ihr Lieben,

ich habe mich erst vor zwei Jahren zögerlich ans Investieren getraut und aus Angst vor Fehlern mit einem Robo-Advisor gestartet (Quirion). Dadurch habe ich langsam Erfahrung sammeln können und meine Akrienquote auf 90% gesetzt, theoretisch bin ich auch bereit für 100% da ich das Geld aktuell (und auch demnächst) nicht brauche und mittlerweile die rationale Logik vom Buy-and-hold so verinnerlicht habe, dass ich auch nicht panisch beim nächsten Kurseinbruch verkaufen würde. Das ist ja schon mal ein Fortschritt. Jetzt aber zu meinem Problem: ich wollte die Advisor-Kosten von immerhin 0,48% p.a. sparen und hab deshalb jetzt ein Depot bei Scalable, sieht soweit alles ganz gut aus. Ich dachte, ich könnte die ETFs aus dem alten Portfolio einfach weiter besparen. Mit meinem eher mäßigen Finanzwissen habe ich die ETFs meines Robo-Advisors grundsätzlich für gut befunden, es scheint ein gewisses Multi-Factor-Investing zu sein mit Industrie- und Schwellenländern sowie Substanz, Wachstums- und small Cap Anteilen.. alles dabei und Schwellenländer nicht mehr als 15-20% (aktuell eher am unteren Ende).

nun machen mir aber gleich die beiden größten Positionen Kopfzerbrechen. Einer thesauriert, der andere schüttet aus, einer sitzt in Luxemburg der andere in Irland. Einer TER von 0,05 der andere 0,12% … fast identische Anzahl an Aktien und einer MSCI world als Index und der Andere (auch wenn es anders heißt) scheint letztendlich doch das gleiche abzubilden… es sind der

SPDR MSCI World (IE00BFY0GT14) und der

Amundi Prime Global (LU1931974692).

Beide Positionen machen je 20% im Portfolio aus. Die Korrelation beträgt laut extraETF 0.99% was eher doof ist, weil sie sich so absolut identisch entwickeln. Macht es also wirklich sinn, beide zu behalten? Obwohl der SPDR teurer ist, wäre mir das Domizil Irland sowie das thesaurieren lieber… warum hat quirion überhaupt beide Positionen für ein Portfolio ausgewählt? Ist das immer noch Diversifikation, weil es dann zwei Anbieter und Domizile sind??

würde mein Depot gern simpel halten, aber das Multi-Factor-Investing beibehalten. Es muss kein MSCI ACWI sein, mich stört nur, dass ich bei den beiden ETFs kaum nennenswerte Unterschiede sehen kann.

Wär es also egal ob ich beide bespare (angenommen sie entwickeln sich identisch) oder macht dann eine einzelne Position mehr Sinn? (Rechnerisch dürfte es ja auch mit Blick auf Zinseszinsen keinen Unterschied machen, oder hab ich da einen Denkfehler?)

hier sind zur Info die restlichen Positionen im Depot:

Xtrackers MSCI world value (IE00BL25JM42)

Ishares Core msci em imi (IE00BKM4GZ66)

Xtrackers msci world Momentum (IE00BL25JP72)

Spdr MSCI world small cap (IE00BCBJG560)

ishares msci EM small cap (IE00B3F81G20)

Xtrackers msci world Minimum Volatility (IE00BL25JN58)

Ishares Edge msci EM value (IE00BG0SKF03)

 

die Anteile sind so gewichtet, dass die TER des gesamtportfolios bei 0,2 p.a. liegt. Die Korrelation aller Werte ist 0,66.

 

was haltet ihr davon? Ist das ein sinnvoller Ansatz den man fortführen kann (ich möchte monatlich etwa 700€ mit Sparplan sparen, könnte also theoretisch aufteilen und alle Positionen besparen) oder Seht ihr irgendwo noch Möglichkeiten nachzubessern?

danke für euren Rat,

die meist nur still mitlesende Anni

Ohne auf die einzelnen etfs einzugehen, ich bin eher für einfache Strukturen und würde mich auf 3,4 etfs konzentrieren. World, em, ggf smalltalk cap

Hi Anni

Hast du mal bei quirion gefragt , was der Hintergrund der 2 etf ist und warum nicht einer reicht? Ich denke, sie werden die das beantworten und dann kannst du selbst entscheiden, ob es dir die Komplexität wert ist.

Hey, danke für eure Antworten.

@privatier: Ich glaube 3 Positionen wären mir zu wenig, dann hätte ich schon bei der grundsätzlichen Auswahl anders vorgehen müssen und der Einfachheit zum Beispiel einen MSCI World ACWI ins Portfolio genommen. Ich möchte ja gern Industrie- und Schwellenländern mit unterschiedlichen Faktoren abbilden.

@Kano:  Danke für den guten Tipp. Ich hatte angenommen, dass sie dazu ggf. gar keine Aussage treffen, habe aber bereits heute eine Antwort vom Kundenservice erhalten. Der Grund ist relativ pragmatisch: Eine einzelne Position im Portfolio darf laut interner Anlage-Richtlinie zur Absicherung nicht mehr als 25% ausmachen, daher haben sie das Ganze auf zwei relativ identische ETFs verteilt.

Jetzt stellt sich mir die Frage, welchen ich behalten will. Ich habe allerdings gestern gelesen, dass es aus steuerlichen Gründen gar nicht so schlecht sein kann, einen ausschüttenden und thesaurierenden ETF gemeinsam zu nutzen. Die Logik ist wohl, dass man die Ausschüttung versteuert und dann in den thesaurierenden ETF reinvestiert, weil es dann später nicht noch mal zu einer erneuten Besteuerung dieses Gewinns kommt. Bin mir aber nicht so sicher, ob ich die Logik dahinter verstanden habe. Könnt ihr mich aufklären?

Bei meinem aktuellen Anlagevolumen ist das sowieso noch nicht besonders relevant, da durch Freibetrag abgedeckt, aber ist vielleicht für die Zukunft interessant.

Du zahlst immer nur auf den Gewinn deiner Fonds Steuern, nie auf den von dir investierten Betrag. Die Steuer wird i.d.R. dann fällig, wenn du Geld aus dem Fonds realisierst(*), durch Verkauf von Anteilen oder durch Dividendenauszahlung. Der Unterschied zwischen ausschüttend und thesaurierend ist ja, dass Ausschütter dir die Dividende auszahlen, womit sie als realisierter Gewinn gilt und versteuert wird. Thesaurierer legen die Dividende intern wieder an, der Gewinn wird nicht realisiert ("zu Euros gemacht") und darum auch (noch) nicht versteuert. Grundsätzlich will man möglichst viel unversteuerten Gewinn im Fonds liegen haben, weil der Zinseszinseffekt ja dafür sorgt, dass auch der Gewinnanteil, den du später mal ans Finanzamt abgeben musst, zusätzliches Geld erwirtschaftet.

Also wären Thesaurierer steuerlich immer besser, wenn da nicht der Steuerfreibetrag von 801EUR/Jahr (für Singles) wäre. Der sagt, dass die ersten 801 EUR realisierter Gewinn pro Jahr steuerfrei sind. Darum wär es gut, wenn deine Fonds in der Ansparphase pro Jahr möglichst genau 801 EUR Gewinn ausschütten, denn die zählen dann als versteuert, ohne dass dir was abgezogen wird. Legst du sie direkt wieder an, ist das ja wieder von dir investiertes Geld und kein Gewinn mehr, und bleibt damit dauerhaft steuerfrei.

Also ist es steuerlich optimal, einen bestimmten Betrag in Ausschütter zu stecken und den Rest in Thesaurierer. Wie hoch der Betrag ist nicht so leicht zu sagen, hängt von deiner Renditeerwartung vom Inhalt der Fonds ab. Für marktbreite Aktien-ETFs könnten das z.B. 50.000-60.000 EUR sein, um auf die 801 EUR Dividende/Jahr zu kommen, mit dividendenstarken Fonds natürlich weniger. Man muss sich aber auch fragen, wie weit sich so eine Optimierung lohnt. Freibetrag oder Gesetzgebung können sich auch mal ändern, mit der Vorabpauschale(*) nutzen ggf. auch Thesaurierer den Freibetrag, usw.

 

(*) Es gibt mittlerweile zusätzliche Regeln wie Teilfreistellung und Vorabpauschale, durch letztere wird ggf. ein kleiner Teil des Fonds versteuert, ohne dass du ihn zu Geld machst. War im bisherigen Niedrigzinsumfeld nicht relevant, könnte sich demnächst ändern. Hier ist das gut beschrieben: https://www.justetf.com/de/news/etf/etf-und-steuern-das-neue-investmentsteuergesetz-ab-2018.html

@TheWanderer

Danke für deine ausführliche und hilfreiche Darstellung. Sicher kann sich die Gesetzgebung mal ändern, das weiß man nie... ich möchte nur gerne jetzt am Anfang vermeiden, schon irgendwelche blöden Fehler zu machen, die hinterher nur teuer zu korrigieren sind. So wie es klingt, ist dann eine hälftige Aufteilung meiner größten Positionen in Thesaurierer und Ausschütter gar nicht so schlecht, ich schätze dann werde ich das Portfolio einfach so belassen und anfangen, es zu besparen, ohne in Zukunft viel daran herumzubasteln. Mit der Auswahl der Fonds bin ich zufrieden und wenn ich dann den Anteil der Ausschütter erhöhen möchte, kann ich ja ein paar Sonderzahlungen in meinen vorhandenen Ausschütter leisten (oder mir noch einen neuen aussuchen). Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis ich die steuerlich relevante Grenze erreichen werde, aber wir fangen halt spät an mit dem Investieren und haben uns alles selbst beibringen müssen. Ich wünschte, ich hätte das alles schon mit Anfang 20 gewusst, dann hätte ich viele finanzielle Entscheidungen anders getroffen. Aber besser jetzt, als gar nicht mehr, richtig? 🙂