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Leverage

Hey zusammen,

ich würde gerne noch einmal das Thema Leverage im Aktienmarkt aufgreifen. Die Zinsen für FK sind auf historischem Tiefstand und auch die Erfahrung zum allgemeinen Marktwachstum nimmt naturgemäß mit den Jahren natürlich nicht ab. Hätte man in der Vergangenheit für, sagen wir, 2% Zinsen einen Kredit aufgenommen und in einen breiten Index investiert hätte es wohl kaum eine Zeit gegeben in der das nicht stark profitabel gewesen wär. Selbstverständlich kann einem niemand garantieren, dass man keinen ausgesprochen schlechten Einstiegszeitpunkt wählt. Hätte man jedoch den MSCI World in der Spanne von 1970-2020 zum schlechtesten Zeitpunkt 20 Jahre lang gehalten hätte man immer noch 3,8% Rendite erzielt. Anbei eine Rechnung zur Veranschaulichung dessen, was euch sicherlich schon bewusst ist.

Annahmen:

Kredithöhe: 200.000

Kreditlaufzeit: 10 Jahre

Kreditzins: 2%

5% Zinsen im Aktienmarkt

Jahr 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Tilgung 0 20.000 20.000 20.000 20.000 20.000 20.000 20.000 20.000 20.000 20.000
Resthöhe Kredit 200.000 180.000 160.000 140.000 120.000 100.000 80.000 60.000 40.000 20.000 0
Zinsaufwand 0 4.000 3.600 3.200 2.800 2.400 2.000 1.600 1.200 800 400
Erhaltene Zinsen auf Kredithöhe 0 10.000 9.000 8.000 7.000 6.000 5.000 4.000 3.000 2.000 1.000
Gewinn (Zinsertrag-Zinsaufwand) 0 6.000 5.400 4.800 4.200 3.600 3.000 2.400 1.800 1.200 600
Gewinnsumme 33.000

Darüber hinaus gibt es auch ohne Kreditaufnahme die Möglichkeit in Leveraged ETFs zu investieren. Diese sind leicht verrufen, da sie (weitere Gründe sind mir nicht bekannt) nicht 1 zu 1 den Wachstum des Vergleichsindizes potenzieren sondern lediglich den Gewinn/Verlust des Tages. Beginnt der neue Tag wird die Basis quasi wieder zurückgesetzt.

Ich möchte hier keine Lanze für die Kreditaufnahme oder Leveraged ETFs sprechen. So ganz ist mir jedoch noch nicht klar, wieso das hebeln im Aktienmarkt einen solch schlechten Ruf ggü. bspw. das Hebeln in der Immobilienfinanzierung innehat. Meiner Ansicht nach hält sich das Risiko in Grenzen und der Ertrag wäre (selbstverständlich nur im Durchschnitt gesprochen) lohnenswert. Wie ist eure Meinung hierzu? Wieso würdet ihr davon abraten oder wieso divergiert eure Meinung zum verrufenen Investierens mit Leverage?

 

Unter welchem Verwendungszweck würde das Darlehen bei einer Bank laufen? Wie sind dabei die Kontitionen?

Zitat von Muslime_Frugi am 1. Februar 2021, 18:51 Uhr

Unter welchem Verwendungszweck würde das Darlehen bei einer Bank laufen? Wie sind dabei die Kontitionen?

Das würde mich auch mal interessieren, welche Bank einfach mal so 200.000 mit 2% Zinsen für den Kauf von Aktien rüberschiebt.

Zitat von nigo am 1. Februar 2021, 18:40 Uhr

So ganz ist mir jedoch noch nicht klar, wieso das hebeln im Aktienmarkt einen solch schlechten Ruf ggü. bspw. das Hebeln in der Immobilienfinanzierung innehat.

 

Mal abgesehen davon, das du den von dir erträumten Kredit wohl kaum bekommst, was glaubst du wohl was passiert, wenn im 3. Jahr dein Portfolio 70% nachgibt.

Und, was meinst du, was dann passiert?

Ihre Rechnung geht nur dann auf, wenn Sie NICHT jährlich tilgen sondern endfällig ablösen. Lineare Betrachtungen sind jedoch immer schwierig, zugegeben,  je länger desto besser. Klar, aber 10 Jahre sind definitiv zu wenig wenn Sie beispielsweise mal 5 Jahre Baisse haben mit Kurshalbierung. . Sie schreiben im Text von 20 Jahren Prognose stellen aber 10 Jahre in der Tabelle dar. Das sind dann zwei nicht kompatible Zeiträume. Ansonsten rate ich von derei Spielchen ab, wegen Börsenschwankungen aber auch wegen der Kreditvergabebedingungen der Banken; Stichwort Aktiendepot per Zwangsverkauf bei unterschreiten von Besicherungsgrenzen.

Zitat von Privatier am 1. Februar 2021, 19:39 Uhr
Zitat von nigo am 1. Februar 2021, 18:40 Uhr

So ganz ist mir jedoch noch nicht klar, wieso das hebeln im Aktienmarkt einen solch schlechten Ruf ggü. bspw. das Hebeln in der Immobilienfinanzierung innehat.

 

Mal abgesehen davon, das du den von dir erträumten Kredit wohl kaum bekommst, was glaubst du wohl was passiert, wenn im 3. Jahr dein Portfolio 70% nachgibt.

Und, was meinst du, was dann passiert?

Da mir sonst schnell die Lust an diesem Forum vergeht, würde ich dich darum bitten, dich entweder vernünftig auf Augenhöhe zu beteiligen oder alternativ einfach nicht unter meinem Thread zu kommentieren. Ich weiß nicht, wieso man in einem öffentlichen, freiwilligem Forum seinen Frust entlädt aber aus dem Alter bin ich rausgewachsen.

Die Zinshöhe war wohl relativ niedrig gewählt. Genauso niedrig gewählt waren jedoch ebenfalls die 5% Zins, die unter den historischen 7-8% liegen. Komplett unrealistisch halte ich die 2% auch nicht unbedingt. Ich verstehe jedoch, dass das für eine pauschale Annahme auf Widerstand trifft. Was würde denn passieren, wenn das Portfolio um 70% einbricht? Ich nehme schließlich nicht an, dass ich das Portfolio beleihe oder die Zinsen aus dem Cashflow der Aktien begleiche

Zitat von Absprung_2020 am 1. Februar 2021, 19:45 Uhr

Ihre Rechnung geht nur dann auf, wenn Sie NICHT jährlich tilgen sondern endfällig ablösen. Lineare Betrachtungen sind jedoch immer schwierig, zugegeben,  je länger desto besser. Klar, aber 10 Jahre sind definitiv zu wenig wenn Sie beispielsweise mal 5 Jahre Baisse haben mit Kurshalbierung. . Sie schreiben im Text von 20 Jahren Prognose stellen aber 10 Jahre in der Tabelle dar. Das sind dann zwei nicht kompatible Zeiträume. Ansonsten rate ich von derei Spielchen ab, wegen Börsenschwankungen aber auch wegen der Kreditvergabebedingungen der Banken; Stichwort Aktiendepot per Zwangsverkauf bei unterschreiten von Besicherungsgrenzen.

Die Tabelle sollte einfach nur ein anschauliches Szenario darstellen und war nicht verbunden mit der Angabe zu den schlechtesten 20-Jahren Renditen. Sind denn solche Kreditvergabebedingungen zwingende Realität? Angenommen ich beleihe eine bestehende Immobilie? Warum sollte ich nicht den Zins und die Bedingungen erhalten, die ich erhalten würde wenn ich den Kredit für die Finanzierung jener Immobilie benötigen würde.

 

Zitat von nigo am 1. Februar 2021, 21:16 Uhr

Da mir sonst schnell die Lust an diesem Forum vergeht, würde ich dich darum bitten,

Das kam wahrscheinlich unfreundlicher rüber, als es gedacht war. Erstens will ich dich nur vor irgendwelchen unvernünftigen Aktionen bewahren. Zweitens würde ich  mir wirklich die Frage stellen, was bei einem Kredit über 200.000 passiert, wenn der Wert um 70% runter geht. (OK, wenn du dein Haus beleihst, mag es der Bank egal sein wenn es abbezahlt ist?). Aber das ist doch das wesentliche Risiko, dass vorher beleuchtet werden muß.

Zitat von Privatier am 1. Februar 2021, 21:44 Uhr
Zitat von nigo am 1. Februar 2021, 21:16 Uhr

Da mir sonst schnell die Lust an diesem Forum vergeht, würde ich dich darum bitten,

Das kam wahrscheinlich unfreundlicher rüber, als es gedacht war. Erstens will ich dich nur vor irgendwelchen unvernünftigen Aktionen bewahren. Zweitens würde ich  mir wirklich die Frage stellen, was bei einem Kredit über 200.000 passiert, wenn der Wert um 70% runter geht. (OK, wenn du dein Haus beleihst, mag es der Bank egal sein wenn es abbezahlt ist?). Aber das ist doch das wesentliche Risiko, dass vorher beleuchtet werden muß.

Alles klar, super. Dann entschuldige bitte auch meine ruppige Antwort. Sieh meine Frage am besten mit etwas Distanz. Ich frage nicht für mich oder für ein spezifisches Vorhaben, sondern aus Interesse. Außerdem hätte mir ja spätestens die Bank erzählt, welcher Zins realistisch wär 🙂

Hat sonst noch jemand Erfahrungen mit leveraged ETFs machen können oder hat sich eine Meinung hierzu gebildet? Ich sehe hier den großen Nachteil nicht. Ich habe in den letzten Monate auch 60% Rendite mit einem leveraged Emerging Markets ETF erzielen können. Da war kein nennenswerter Betrag drin, verstärkt aber meinen Gedanken eine ohnehin positive Rendeerwartung zu verdoppeln

Aktienkurse können halt auch mal drastisch fallen - wenn ich dann den Kredit zurückzahlen müsste, bin ich u. U. finanziell am Ende.

Es hilft auch wenig, auf die Vergangenheit zu verweisen. Die nächsten zehn oder fünfzig Jahre sind keine Wiederholung der letzten zehn oder fünfzig Jahre. Vielleicht läuft es ähnlich, vielleicht besser, möglicherweise aber auch schlechter.

Man kann sowas schon machen, man müsste im Zweifelsfall halt mit sonstigem Vermögen oder zukünftigem Einkommen geradestehen. Das wäre bei einer Immobilie zwar nicht anders, wenn die Immobilienpreise fielen, doch wohne ich darin genauso, als wenn sie stiegen... problematisch ist es nur, wenn man verkaufen muss.

 

Wir reden hier doch von Einkommen, mit dem man bei moderatem Konsum glücklich und sorgenfrei leben kann. Nehmen wir an, ich erreiche bei konservativem Anlageverhalten zuverlässig 2000,- im Monat. Und jetzt könnte ich deine Hebelgeschäfte machen. Mal stark vereinfacht: 50% Chance auf 5000,- Einkommen und 50%, dass man auf 1000,-. fällt. Vom Erwartungswert her ne top Sache. Würde ich das machen? Kaum. Warum? Die Lebensqualität fällt bei 1000,- viel stärker, als sie bei 5000,- steigt. Und darum geht es doch bei privater Vermögensanlage.

Zitat von n am 1. Februar 2021, 22:05 Uhr

Aktienkurse können halt auch mal drastisch fallen - wenn ich dann den Kredit zurückzahlen müsste, bin ich u. U. finanziell am Ende.

 

Diese Äußerung verstehe ich nicht. Klar, wenn du auf Dividenden Zahlung o.Ä. vom investierten Geld angewiesen wärst würde das stimmen. Ich denke wir sind uns einig, dass ein Kredit in dem Falle nicht das richtige Mittel wäre. Grundsätzlich kann ich doch den Kredit aus meinem Gehalt zurückzahlen, unabhängig davon welche Ziffern neben meinem Depot stehen.

 

 

Zitat von TheWanderer am 1. Februar 2021, 22:06 Uhr

Wir reden hier doch von Vermögen, mit dem man bei moderatem Konsum glücklich und sorgenfrei leben kann. Nehmen wir an, ich erreiche bei konservativem Anlageverhalten zuverlässig 2000,- im Monat. Und jetzt könnte ich deine Hebelgeschäfte machen. Mal stark vereinfacht: 50% Chance auf 5000,- Einkommen und 50%, dass man auf 1000,-. fällt. Vom Erwartungswert her ne top Sache. Würde ich das machen? Kaum. Warum? Die Lebensqualität fällt bei 1000,- viel stärker, als sie bei 5000,- steigt. Und darum geht es doch bei privater Vermögensanlage.

Bisher haben wir doch noch gar nicht von irgendeinem Vermögen gesprochen oder wie meinst du deinen ersten Satz?

Ehrlich gesagt würde ich in deinem Beispiel die Alternative mit höherem Erwartungswert nehmen. Vorausgesetzt ich bin auf das Geld nicht existenziell angewiesen.

Da sollte Einkommen stehn statt Vermögen, habs korrigiert. Macht aber wenig Unterschied, grad hier im Forum gehts um Vermögen zur Sicherung des Lebensunterhalts. Du hast mein Beispiel nicht verstanden: Doch, du bist in dem konstruierten Beispiel existenziell drauf angewiesen, mit 1000,- leben nur wenige zufrieden. Halbiere meinetwegen alle Zahlen, wenns das verständlicher macht.

Natürlich kannst du wild zocken, wenn du darüber hinaus noch gut abgesichert bist. In dieser komfortablen Situation sind aber nur wenige.

Zitat von TheWanderer am 1. Februar 2021, 22:45 Uhr

Da sollte Einkommen stehn statt Vermögen, habs korrigiert. Macht aber wenig Unterschied, grad hier im Forum gehts um Vermögen zur Sicherung des Lebensunterhalts. Du hast mein Beispiel nicht verstanden: Doch, du bist in dem konstruierten Beispiel existenziell drauf angewiesen, mit 1000,- leben nur wenige zufrieden. Halbiere meinetwegen alle Zahlen, wenns das verständlicher macht.

Natürlich kannst du wild zocken, wenn du darüber hinaus noch gut abgesichert bist. In dieser komfortablen Situation sind aber nur wenige.

Falsch verstanden würde ich nicht sagen, viel eher fehlen zwei Annahmen:

  1. Ich lebe von den Kapitalzinsen
  2. Ich habe keine anderen Einnahmequellen

ich denke, wir müssen nicht darüber diskutieren, dass es in einer solchen Situation keinen Sinn macht eigene Risiko derart zu erhöhen. Das ist doch aber wohl eher ein Ausnahmezustand, der wohl nur in diesem Forum von großer Relevanz wär. Ich gehe davon aus, dass der durchschnittliche private Anleger beruflich tätig ist. In einem solchen Szenario können wir schon eher den reinen Erwartungswert betrachten.

@nigo

Der grundsätzliche Unterschied zwischen Immo-Darlehen und Darlehen für Wertpapierkauf besteht meiner Einschätzung nach darin, dass das Immo-Darlehen, also dessen Höhe, stets per geichlautendem Grundschuldeintrag bei der Bank hinterlegt ist. Bei einem Wertpapierdarlehen kann es zu Zwangsverkäufen kommen, wenn die Kurse zu weit fallen (früher galt mal  eine Wertbesicherung von 50% bei Aktien, also bei 50 % Kursverlust erfolgt Zwangsverkauf). Sicher, Sie können das heilen, indem Sie Ihre Immos als Sichehreit hinterlegen (muss geschätzt werden, Grundbucheintrag nötig...also Kosten und Aufwand). Blöd, wenn bei Fälligkeit die Kurse darunter liegen und ggf. keine Umschuldung möglich ist. Dann ziehen die Bänker diese Karte und Sie haben weniger als zuvor. Wie wahrscheinlich das ist usw., das müssen Sie dann selbst abschätzen.

Zitat von nigo am 1. Februar 2021, 22:17 Uhr
Zitat von n am 1. Februar 2021, 22:05 Uhr

Aktienkurse können halt auch mal drastisch fallen - wenn ich dann den Kredit zurückzahlen müsste, bin ich u. U. finanziell am Ende.

 

Diese Äußerung verstehe ich nicht. Klar, wenn du auf Dividenden Zahlung o.Ä. vom investierten Geld angewiesen wärst würde das stimmen. Ich denke wir sind uns einig, dass ein Kredit in dem Falle nicht das richtige Mittel wäre. Grundsätzlich kann ich doch den Kredit aus meinem Gehalt zurückzahlen, unabhängig davon welche Ziffern neben meinem Depot stehen.

Wenn gehebelte Aktien massiv an Wert verlieren, muss eine Bank halt nicht unbedingt der Ansicht sein, dass man seinen Kredit einfach weiter bedient, wie zuvor. Auch wenn: Wenn man das in Größenordnungen, wie bei Immobilien macht, könnte schon das unangenehm sein. Wenn man 100.000 selbst einbringt, und 400.000 zum Hebeln aufnimmt, müsste man dafür so 15-20.000€ im Jahr Zinsen zahlen.

Banken können im Fall von massivem Wertverlust auch andere Sachen machen. Sie kann zusätzliche Sicherheiten fordern, oder auch verlangen, dass Geld nachgeschossen wird, wenn man beides nicht leisten kann, kann auch schon mal zwangsverkauft werden. Kredite können auch fällig gestellt werden.

Jetzt eine Nummer kleiner: Wir kaufen mit 25.000€ Eigenkapital gehebelt Aktien des DAX-Unternehmens Wirecard im Wert von 100.000€, und das jetzt dummerweise kurz vorm Kurseinbruch. Wir haben von einem Insider erfahren, dass der Kurs in Kürze durch die Decke gehen würde (das ist weniger fiktiv, als es sich anhören mag... ) . Dummerweise fällt der Kurs um 98% - was bedeutet, dass man mit 73.000€ Schulden dasteht. Wenn man genug andere Vermögenswerte hat, oder über ein entsprechend hohes Einkommen verfügt, kann man das schon irgendwie tragen, wenn man das über einen ungebundenen Kredit machen muss, bedeutete das bei vielleicht 5% Zinsen mindestens ein Jahrzehnt, in dem man monatlich etwa 1000€ für den Spaß zahlen muss. Das kann schmerzhaft sein (heißt z.B.: Wenn vorher nach Lebenshaltungskosten 1000€ der Einnahmen übrigblieben, fehlte nach der Nummer u. U. etwas. Man müsste ein anderes Leben führen, und darüber, in der Zeit, bis man die Schulden getilgt hätte, ein Vermögen aufzubauen, bräuchte man nicht nachdenken.

Gut, ist ein Extrembeispiel, und wäre es gut gegangen, und der Kurs hätte sich verdoppelt, wäre man fein raus.

Noch eine Nummer kleiner - 20.000€ Aktien mit 5000€ Eigenkapital gekauft, die dann auf 10.000€ fallen - es wird zwangsverkauft - aus 5000€ würden dann - 5000€, kein großes Problem, wenn man das locker hat. Ungehebelt wären es noch 2500€ mit denen man in die Aktie investiert wäre, und man könnte, wenn man das Potenzial sieht, warten, ob sich der Kurs vielleicht wieder etwas erholt.

In kurz: Hebeln wirkt in beide Richtungen, man setzt sich durch einen Hebel einem viel höheren Risiko aus.

Falls man einen Wertpapierkredit zu den von dir genannten Konditionen bekommen würde (2 % Zinsen pro Jahr, sehr lange Laufzeit, Tilgung am Ende der Laufzeit, keine Nachschusspflicht bei zwischenzeitlichen Wertschwankung) wäre das Chance / Risiko Profil sicherlich positiv. Ich würde es jedenfalls sofort machen.

Problem ist nur: keine Bank wird so einen Kredit gewähren...😉

Aber eine Verwandte Überlegung: falls man sich eine Immobilie kauft und einen hohen Eigenkapital Puffer hat, ist es sicherlich eine Überlegung wert, nur einen Teil des Eigenkapitals zu investieren. Und den Rest dann zu investieren. Lohnt sich, solange die erzielte Rendite höher ist als der Zins vom Baukredit (dann der theoretische auf die Hypothek mit dem höheren Eigenkapitalanteil). Handelt sich dann letztendlich auch um eine Investition, die indirekt über ein Kredit finanziert wird.

Zitat von nigo am 1. Februar 2021, 18:40 Uhr

Hey zusammen,

ich würde gerne noch einmal das Thema Leverage im Aktienmarkt aufgreifen. Die Zinsen für FK sind auf historischem Tiefstand und auch die Erfahrung zum allgemeinen Marktwachstum nimmt naturgemäß mit den Jahren natürlich nicht ab. Hätte man in der Vergangenheit für, sagen wir, 2% Zinsen einen Kredit aufgenommen und in einen breiten Index investiert hätte es wohl kaum eine Zeit gegeben in der das nicht stark profitabel gewesen wär. Selbstverständlich kann einem niemand garantieren, dass man keinen ausgesprochen schlechten Einstiegszeitpunkt wählt. Hätte man jedoch den MSCI World in der Spanne von 1970-2020 zum schlechtesten Zeitpunkt 20 Jahre lang gehalten hätte man immer noch 3,8% Rendite erzielt. Anbei eine Rechnung zur Veranschaulichung dessen, was euch sicherlich schon bewusst ist.

Annahmen:

Kredithöhe: 200.000

Kreditlaufzeit: 10 Jahre

Kreditzins: 2%

5% Zinsen im Aktienmarkt

Jahr 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Tilgung 0 20.000 20.000 20.000 20.000 20.000 20.000 20.000 20.000 20.000 20.000
Resthöhe Kredit 200.000 180.000 160.000 140.000 120.000 100.000 80.000 60.000 40.000 20.000 0
Zinsaufwand 0 4.000 3.600 3.200 2.800 2.400 2.000 1.600 1.200 800 400
Erhaltene Zinsen auf Kredithöhe 0 10.000 9.000 8.000 7.000 6.000 5.000 4.000 3.000 2.000 1.000
Gewinn (Zinsertrag-Zinsaufwand) 0 6.000 5.400 4.800 4.200 3.600 3.000 2.400 1.800 1.200 600
Gewinnsumme 33.000

Darüber hinaus gibt es auch ohne Kreditaufnahme die Möglichkeit in Leveraged ETFs zu investieren. Diese sind leicht verrufen, da sie (weitere Gründe sind mir nicht bekannt) nicht 1 zu 1 den Wachstum des Vergleichsindizes potenzieren sondern lediglich den Gewinn/Verlust des Tages. Beginnt der neue Tag wird die Basis quasi wieder zurückgesetzt.

Ich möchte hier keine Lanze für die Kreditaufnahme oder Leveraged ETFs sprechen. So ganz ist mir jedoch noch nicht klar, wieso das hebeln im Aktienmarkt einen solch schlechten Ruf ggü. bspw. das Hebeln in der Immobilienfinanzierung innehat. Meiner Ansicht nach hält sich das Risiko in Grenzen und der Ertrag wäre (selbstverständlich nur im Durchschnitt gesprochen) lohnenswert. Wie ist eure Meinung hierzu? Wieso würdet ihr davon abraten oder wieso divergiert eure Meinung zum verrufenen Investierens mit Leverage?

 

Die Rechnung geht m.E. nur unter folgenden Bedingungen auf:

  1. Die Tilgung und die Zinsen des Kredites können bedient werden ohne Verkäufe aus dem Depot. Z.B. durch Arbeitseinkommen. Sind Depotverkäufe notwendig, zwingt dich das sonst im Worst Case zum Verkauf zu ungünstigsten Zeitpunkten
  2. Du hast einen extrem guten Nervenrahmen, der selbst dann nicht zerplatzt, wenn du netto Depot mit Kredit verrechnet weniger als 0 € hast....
  3. Du glaubst daran, dass die letzten Jahrzehnte repräsentable für die nächsten Jahrzehnte sind und wir keine großen Wirtschaftskrisen wie Anfang des 20sten Jahrhunderts erleben
  4. Du bekommst den Kredit überhaupt. I.d.R. wird dir keine Bank einen Aktienkredit für 2% geben. Du müsstest einen Umweg wählen, z.B. eine Immobilienfinanzierung, die du dann aber in die Aktien investierst. Ob das vertragsrechtlich rechtssicher ist, wage ich zu bezweifeln.
  5. Du bist dir auch den Extremrisiken bewusst, z.B. Pleite der Bank, die dir den Kredit gegeben hat und damit sofortige Fälligkeit des kompletten Kreditsumme

Persönliche Frage an dich: Hast du bisher größere Summen in Aktien investiert? Meine Erfahrung ist die, dass Fragen wie deine meistens von Kleinanlegern kommen, die ein paar tausend EURO investiert haben und mit Summen leveragen möchten, die fernab ihres normalen Finanzvolumens sind.

Ich persönlich bin mit rund 75% meines Geldes in Aktien investiert. Und wer noch mehr Gas geben will, kann m.E. auch alles bis auf eine Sicherheitsrücklage investieren. Leveragen ist aber der Grund warum viele Blasen entstehen und platzen. Wenn das so sicher wäre, wie du sagst, überlege dir warum irgendjemand dir einen Kredit dafür geben sollte anstatt das Geld selber in den Aktienmarkt zu investieren....