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"Lerndende Rente" aus Finanztest 11/23

Die Zeitschrift " Finanztest" hat sich in ihrer  aktuellen Ausgabe mit Entnahmestrategien beschäftigt. Es war eine neue Strategie dabei: Die "lernende Rente". Wie sie bis ins letzte Detail funktioniert, wird zwar nicht erklärt (oder ich habe es nicht begriffen), aber das Grundprinzip ist interessant:

Ist der Markt auf Höchststand und bis 10 % darunter kann nur ein sicherer Mindestbetrag entnommen werden, (bei 100 k Vermögen im Aktienmarkt monatlich 307€), ist der Markt 10 -20 % unter dem bisherigen Höchststand kann mehr (343 €/M) entnommen werden usw. Steht der Markt mehr als 40 % unter dem Höchststand können 585 €/M  aus den 100 k entnommen werden. Das Ganze stammt vermutlich aus historischen Kursverläufen und entspricht der jeweiligen sicheren Entnahme, die dann möglich war. Die Entnahme passt sich also im Zeitverlauf, je nach tatsächlichem Kursverlauf den gegebenen Bedingungen an.

Ich finde dieses Grundprinzip nicht schlecht, die Strategie kommt auch im Backtest im Vergleich mit den anderen Strategien auf die besten Ergebnisse im Sinne von einer sicheren gleichmäßigen Entnahme. Es erinnert ein wenig an die CAPE-Strategie, orientiert sich aber "nur" an den Kursverläufen/-ständen.

Ich dachte mir dann nur: Es ist doch ein gewaltiger Unterschied, ob der Höchststand vor 10 Tagen oder vor 10 Jahren war, im zweiten Fall müssten die Bewertung der Unternehmen doch sehr viel besser dastehen...aber im Prinzip finde ich, ist das eine gute Idee.

Vielleicht hat ja ebenfalls jemand den Artikel gelesen und kann die konkrete Ausgestaltung erklären,  ich kann es leider nicht...

 

 

Ergänzung:

  • Der untersuchte Zeitraum war  1970 bis heute(1929 war also nicht dabei)
  •  Die Rentenerhöhung pro Jahr ist auf 4 % gedeckelt
  • die von mir angegebenen Werte beziehen sich auf eine 30jährige Rentenbezugsdauer (1993 - 2023)

 

Noch ne Ergänzung:

Nach dem ca. zehnten Durchlesen des Textes, der Tabellen und Grafiken in dem Artikel ist m.E so, dass die initiale Mindestrente und auch die darauf folgenden Erhöhungen nie wieder fallen, sie können nur stagnieren (in schlechten Marktphasen), oder steigen (in guten Marktphasen). Das heißt, die einmal erreichte Auszahlung, ob am Anfang, oder nach 15 Jahren ist immer sicher.

Alles in allem scheint das eine gute Strategie zu sein, aber es bleiben Fragen offen.  Finanztest verweist auf ihren gebührenpflichtigen Rechner, um sich das unter den herrschenden Marktbedingungen ausrechnen zu lassen, aber da sieht man dann vermutlich auch nur die Ergebisse und nicht den genauen Rechenvorgang.

 

 

Zitat von Steffen am 21. Oktober 2023, 12:01 Uhr

Die Zeitschrift " Finanztest" hat sich in ihrer  aktuellen Ausgabe mit Entnahmestrategien beschäftigt. Es war eine neue Strategie dabei: Die "lernende Rente". Wie sie bis ins letzte Detail funktioniert, wird zwar nicht erklärt (oder ich habe es nicht begriffen), aber das Grundprinzip ist interessant:

Ist der Markt auf Höchststand und bis 10 % darunter kann nur ein sicherer Mindestbetrag entnommen werden, (bei 100 k Vermögen im Aktienmarkt monatlich 307€), ist der Markt 10 -20 % unter dem bisherigen Höchststand kann mehr (343 €/M) entnommen werden usw. Steht der Markt mehr als 40 % unter dem Höchststand können 585 €/M  aus den 100 k entnommen werden. Das Ganze stammt vermutlich aus historischen Kursverläufen und entspricht der jeweiligen sicheren Entnahme, die dann möglich war. Die Entnahme passt sich also im Zeitverlauf, je nach tatsächlichem Kursverlauf den gegebenen Bedingungen an.

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Hallo @steffen,

wegen der für mich unverständlichen Aussagen habe ich kurz einmal den unentgeltlich freien Teil des Artikels im Internet überflogen...

Bei der lernende Rente handelt es sich um zwei Faktoren. Einmal um Tagesgeld und das Depot - berücksichtigt werden hier zudem auch die gesamte Restlaufzeit des geplanten Entnahmeplans.

Anhand des zuvor definierten Entnahmeplans ermittelst Du sozusagen die Rente (Entnahme). Dieses erfolgt jährlich (monatlich) - die Anteile aus dem Depot werden verkauft und auf das Tagesgeldkonto geschoben. (Lt. Finanztest reicht eine jährliche Betrachtung aus, daher auch die Umschichtung aufs Tagesgeldkonto für die monatlichen Entnahmen).

Und bei dieser jährlichen Marktbetrachtung in Relation der vorherigen Höchststände kann die Entnahme angepasst werden. Bei einer Reduzierung muss diese - hier greift wieder die gesamte Restlaufzeit ein - ggf. "sichere monatliche Rente" nach unten gedrückt werden. Hier sollen möglich Crash's Berücksichtigung finden.
Sofern der aktuelle Markt den bisherigen Höchstand übersteigt, kann diese Rente auch erhöht werden. (Du schreibst, dass bei eine Reduzierung von 40 % die Rente von 307 € auf 585 € steigt).

Und soweit ich es beim Überfliegen auf die Schnelle gesehen habe, werden die letzten 5 Jahre des Entnahmeplans gar nicht mehr berücksichtigt - also wird nach meinem Verständnis das gesamte Restguthaben auf das Tagesgeldkonto geschoben.

Es ist sicher ein guter Ansatz, doch zum Teil kannst Du es ja auch jetzt schon so umsetzen.

Ich schildere mal kurz, welchen Ansatz ich verfolge (dies ist keine Empfehlung !), zudem habe ich mir noch keine Entnahmeplan/-strategie überlegt. Denn ich gehe dzt. von keinem früheren Ausscheiden aus dem Arbeitsleben aus und werde daher noch mind. 10 Jahre im Beruf stehen. (Aber die Zeiten ändern sich und ich möchte darauf möglichst flexibel reagieren können).

Ich habe verschiedene Einzelaktien im Depot, manche schütten Dividende aus, manche nicht. Bei den Dividendenzahlungen habe ich bereits jetzt ein passives Einkommen.
Meine ETF-Sparpläne beinhalten zum einen Thesaurierende Titel, zum anderen ausschüttende. Durch diese Aufteilungen habe ich dzt. mindestens eine Auszahlung (Dividende) im Monat. Auch wenn es nur einige Euro sind habe ich es so gewählt, da es mich zusätzlich motiviert weiter an der Stange zu bleiben.
Mein Depot ist bei der ING geführt und bei ETF-Ausschüttungen über 75 Euro wird der Gesamtbetrag gleich in neue Anteile angelegt. (Klar, hier ist es eigentlich doof - die Steuerlichen Themen - aber nachdem ich auf das Geld derzeit nicht angewiesen bin, lass ich es gleich in neue Anteile reinvestieren. Sollte ich mal auf die Auszahlungen angewiesen sein, so brauch ich nur einen Haken setzen und die Ausschüttungen landen direkt auf meinem Konto.)

Durch diese Konstellation habe ich bereits jetzt (Oktober) im Schnitt monatlich einen dreistelligen Betrag an Dividenden/Ausschüttungen erhalten.
Also um diesen Betrag erhöht sich meine monatliche Rente und ich brauche mir noch über keine Entnahme Gedanken machen.
Um auf die "lernende Rente" zurück zukommen... Ich kann meine monatlichen Einkünfte anhand der Vergangenheit ebenso abschätzen und diese meiner monatlichen Rente zuführen. Ebenso kalkuliere ich meinen angenommenen Bedarf (oder wie im Artikel erwähnt, der Führerschein/Fahrrad für die Enkelin) und kann dann bspw. thesaurierende ETF's oder Aktien verkaufen.

Ich würde jetzt einmal behaupten, ohne den genauen Inhalt des Artikels zu kennen, dass ich in meiner vor Jahren definierten Anlagestrategie bereits ein Konstrukt der vorgestellten lernenden Rente (für mich!) umgesetzt habe.
M.E. macht es Sinn (das ist ja eigentlich für jeden, der am Markt investiert), sich seine Strategie mindestens jährlich zu prüfen und zu überdenken.

Ach ja, in dem Artikel schreiben sie ja auch, dass die Steigerungen kumuliert werden (also wenn aufgrund der Höchststände im Vorjahr nicht durchgeführt wurde [Deckelung 4 %], dann darfst Du im Folgejahr - wenn der Markt es erneut darstellt - die Entnahme um 8 % erhöhen). Und Du musst auch noch berücksichtigen, dass sich diese Strategie auf die von Dir vorgegebenen Parameter des Entnahmeplans (bspw. 30 Jahre) angewandt werden kann. Also wenn Du älter wirst und die Entnahme sich bspw. über 40 Jahre zieht, dann hast Du die letzten 10 Jahre (vereinfacht) nichts mehr.

(Du schreibst, dass bei eine Reduzierung von 40 % die Rente von 307 € auf 585 € steigt).

Die genannten Beträge beziehen sich immer auf  100k. Bei einem Crash von 40 % reduziert sich der Gesamtbetrag auf 60, k der monatliche Betrag entsprechend auf 327€.

Ich denke, man muss wirklich den Artikel (mit den Grafiken und Tabellen) ganz lesen, damit das verständlich wird. Es ist schwierig das Ganze auf ein paar Sätze einzudampfen.

Den "heiligen Gral" der Entnahme wird es wohl nicht geben, aber das Konzept ist schon nicht schlecht.

Zitat von Steffen am 21. Oktober 2023, 12:01 Uhr

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Ist der Markt auf Höchststand und bis 10 % darunter kann nur ein sicherer Mindestbetrag entnommen werden, (bei 100 k Vermögen im Aktienmarkt monatlich 307€), ist der Markt 10 -20 % unter dem bisherigen Höchststand kann mehr (343 €/M) entnommen werden usw. Steht der Markt mehr als 40 % unter dem Höchststand können 585 €/M  aus den 100 k entnommen werden. Das Ganze stammt vermutlich aus historischen Kursverläufen und entspricht der jeweiligen sicheren Entnahme, die dann möglich war. Die Entnahme passt sich also im Zeitverlauf, je nach tatsächlichem Kursverlauf den gegebenen Bedingungen an.

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Also dann ist sozusagen der Eingangspost schon falsch formuliert worden.

Aber ich stimme Dir zu, die Entnahmestrategie muss jeder für sich selbst finden.

Bin auch über die neuesten Rechnungen bei Finanztest gestolpert. Bis dahin hatten Sie nur die  Pufferente.
Die aktuellen Rechnungen gehen auch nur auf 30 Jahre. Also ein 1929 Crash ist nicht dabei. Von daher ist das alte Berechnungsystem mit mehr Jahren irgendwie besser.
Das alte System mit Pufferrente auch über 40 Jahre kam  übrigens der    2,8% Regel sehr nahe (also: man darf 2,8% vom Ursprungsvermögen jährlich entnehmen, wenn es 75/ 25 aufgeteilt ist).   Ich empfehle jedem  zumindest die ersten 10 Jahre der Entnahmephase damit zu planen. Wer im Crash die Entnahme runterfahren kann ist natürlich noch sicherer dabei. Wer  die ersten 10 Jahre mit einer guten Entwicklung der Aktienmärkte gestartet ist, der kann es ohnehin wesentlich lockerer angehen und darf dann  auf die um 10 Jahre verkürzte Entnahme mit einem wahrscheinlich dann höheren Anfangsvermögen starten.

Nur mal so:  Stiftung Warentest ändert seinen Rechner nach nur zwei Jahren und wir  planen damit mindestens 30 Jahre in die Zukunft.  Von daher  bin ich da lieber konservativ dabei...

Wenn eine 3% Entnahme in jedem Fall funktioniert, dann funktioniert sie auch bei einem Höchststand der Aktienkurse.

Demzufolge kann man als Entnahmerate 3% vom letzten Höchststand entnehmen. Bei 100k also 3k

Wenn der Kurs dann um 25% einbricht ist es immer noch 3% vom letzten Höchststand, also bei nun 75k immer noch 3k, also nun 4%.

Mit der Methode gibt es keinen jährlichen Inflationsausgleich, aber die Entnahmerate wächst, sobald ein neuer Höchststand erreicht wurde.

Wie immer gilt "das Funktionieren im 20. Jahrhundert" ausschließlich nur für den US Aktienmarkt, also der Nation, die im 20. Jahrhundert zur alleinigen Supermacht wurde, aber nicht für die allermeisten anderen Aktienmärkte. Man wird sehen, wie sich die Leute mit den ausgefuchsten Entnahmestrategien tatsächlich verhalten, wenn die Wirtschaft mal wieder kollabiert und es in 3 Jahren um 50% runter geht und die Regierung nebenbei noch die Steuern auf Kapitalerträge verdoppelt.

MfG