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Lebensarbeitszeitkonto

Hallo,

ich möchte an dieser Stelle einmal ein sehr gut passendes und spannendes Thema aufmachen, das nach meinem Gefühl hier bisher unterrepräsentiert ist!?

Das Lebensarbeitszeitkonto

Mein Arbeitgeber bietet dieses an und momentan wurde dazu wieder informiert.

Man kann Steuer- und Sozialversicherungsfrei Arbeitsentgelt in das Konto einbringen (Achtung Beitragsbemessungsgrenzen). Möglich ist es auch Urlaubstage einzubringen.

Das Konto wird mit 0,9% garantiert verzinst, die Gesamtverzinsung liegt in 2020 bei 2,25%. Kosten fallen keine an.

Was soll das Ganze? Man baut dieses Konto auf und kann damit z.b. früher in den „Ruhestand“ gehen (das ist aber nur max. 5 Jahre vor frühestmöglichen Rentenbeginn möglich). Man kann aber auch Auszeiten im Arbeitsleben einlegen (z.b. 1 komplettes Jahr nicht arbeiten) oder man kann es für Teilzeitregelungen nutzen und damit dann das fehlende Gehalt aufstocken.

Wie funktioniert das? Während der Auszeit oder dem früheren „Ruhestand“ bekommt man dann ein Bruttoentgelt einfach weiter. Das hat den Vorteil, dass man im System bleibt. Es ist als ob man weiterarbeitet. Man kann so z.b. 5 Jahre eher in Rente, es fehlen aber keine Beitragszeiten.

Vorteil in der Ansparung: Man zahlt direkt aus dem Brutto ein. Die Beiträge sind Steuer- und Sozialversicherungsfrei (sofern man nicht über den Bemessungsgrenzen liegt). In der Auszahlung zahlt man dann ganz normal Steuern- und Sozialversicherungsbeiträge.

Alle Details dazu kann ich hier nicht aufschreiben, dazu ist es zu viel. Einige von euch kennen ein solches Modell aber vielleicht auch.

Was mich stört ist, dass man es „nur“ nutzen kann max. 5 Jahre eher in Rente zu gehen und nicht noch viel mehr. Aber immerhin und es ermöglicht auch zwischendrin durchaus Flexibilität.

Was haltet ihr davon bzw. was für eine Meinung oder vielleicht auch Fragen habt ihr dazu?

Ich überlege eben, ob ich dieses nutzen sollte.

Grundsätzlich finde ich das nicht schlecht. Allerdings sind solche Modelle eben auch immer etwas unflexibel.

Wie sind deine Beiträge denn gegen eine Insolvenz des AG abgesichert?

Was ist, wenn du den AG wechselst?

Was ist, wenn du die letzten Jahre im Ausland arbeitest?

Ich hatte mal ein solches Konto, dort Langzeitarbeitskonto genannt. Man konnte bis zu 30% des Gehalts einzahln, bis zu 5 Urlaubstage pro Jahr, Weihnachtsgeld, Boni und Zeit aus dem Mehrarbeitskonto. Die Einzahlung war operativ etwas hakelig, es gab zweimal im Jahr kurze Zeitfenster, in denen man darüber für die nächsten Monate entscheiden musste, in der Zeit hat man dann besser keinen Urlaub. 🙂 Bei der Auszahlung konnte man die Höhe der Zahlung zwischen 70%-130% des normalen Gehalts frei wählen. Das Angebot war nicht schlecht, ich wollte es für ein Sabbatical nutzen. Dann habe ich aber früher als gedacht den AG gewechselt. Dieser hätte das Langzeitkonto übernehmen müssen, wenn er selbst etwas Entsprechendes angeboten hätte. Tat er aber damals noch nicht, so dass der Betrag abzüglich Höchststeuersatz ausgezahlt wurde.

Ich würde sowas nur nochmal machen, wenn ich sehr sicher bin, noch länger beim AG zu bleiben, und nur für ein Sabbatical. Bei früherem Ruhestand wäre mir die Chance zu hoch, dass es nochmal zum Auszahlungsfall kommt. Interessant wäre vielleicht noch, wie mit solchen Konten bei Auflösungsverträgen oder Vorruhestandsregelungen einbezogen werden, hat da jemand Erfahrungen?

Bei Auflösungsverträgen kann man m.w. nach die angesammelte Zeit als sogenanntes wertguthaben an die DRV übertragen lassen.

Dir DRV zahlt Dir dann das geld entweder komplett aus (bei Rentenbeginn) oder man kann sich quasi ein monatliches Gehalt auszahlen lassen.

Irgendwie so....ich hab es nicht mehr richtig im Kopf.

Details stehen bei http://www.der-privatier.com

Ich hab sowas nicht gehabt, deswegen hat es mich nicht groß interessiert.

Hallo,

ein spannendes Thema. Ich selbst arbeite bei einem großen Schienenverkehrsunternehmen welches auch ein Langzeitkonto anbietet. Momentan wird es mit 2,7 Prozent verzinst. Ich kann Urlaub und Geld einbringen (Geld soviel ich will, Urlaub alles über 20 Tage). Es wird auch noch vom Arbeitsgeber einen Zuschuss bezahlt usw.

Angefangen habe ich eigentlich um die Möglichkeit zu haben 1 Jahr Sabbatical zu machen falls ich es den will. Das ist noch offen. Ich besprare es jeden Monat und auch die Jahressonderzahlung und der Urlaub fließen da rein.Was es final wird wird man dann sehen. Ich bin noch jung, da kann sich noch einiges ändern.

Interessant daran finde ich aber das man es auch als eine Art 2te Säule sehen kann. Ich habe mir mal ausrechnen lassen das ich bis 53 einzahlen kann, dann auf ein Halbtagsjob wechseln kann und dann weil ich so viel gespart habe und ein die Entnahmehöhe durch den Halbtagsjob natürlich viel geringer ist mit 55 in "Rente" gehen kann und die Summe aus dem Langzeitkonto reicht aus um bis 67 jeden Monat meinen Lebensunterhalt zu decken. Je niedriger der Lebensstandart um so länger der Zeitraum natürlich. Obendrauf kommt dann noch zusätzlich was dann noch von meinem Depot kommt, was ich dann nicht mal anfassen muss. Das Sequence-of-Returns-Risiko wäre quasi stark minimiert.

Der "Nachteil" ist an der Strategie, dass das man sein Leben lang bei dem selben Unternehmen sein sollte bzw. der neue Arbeitgeber das Langzeitkonto übernehmen muss. Ansonsten muss man es auf den DRV übertragen. Ich habe allerdings jede Menge Entwicklungsmöglichkeiten. Bei einem so großen Konzern kann man auch in alle erdenklichen Bereiche wechseln. Von Insolvenz ist es geschützt und ich hab auch keine Beschränkung bisher gelesen, das ich nur x Jahre vor Rentenbeginn aufhören darf. Alles in allem finde ich es eine sehr interessante Langzeitstrategie, die ich momentan auch verfolge. Ob es je dazu kommt wird die Zukunft zeigen.

 

 

 

Hallo Haberstm

Wenn es der Monopolist ist den ich meine ist das ein super Unternehmen für Arbeitnehmer.

Gerade im Hinblick auf Arbeitszeitmodelle. Hab mich da mal vorgestellt. Ist an dem Standort und letztlich auch Gehalt gescheitert. Zu meiner Stammbranche war das Gap schon enorm. Aber einer der wenigrn AG bei dem man es ein Leben lang aushalten kann.

 

Das mit dem Lebensarbeitszeitkonto halte ich für eine gute Sache, insbesondere wegen der Selbtskontrolle.

Etwa 10 Jahre vor meinem entgültigen Abschied aus der Berufswelt habe ich genau das getan, als Zwischenbilanz sozusagen (sicher auch um sich selbst zu bestätigen).

Fakt damals war: Ich hatte seit Beginn meines Berufseinstiegs ca 40 Tage Urlaub ersatzlos verfallen lassen, im Rahmen meiner dann folgenden Selbstständigkeit 250 Tage über die Jahre nicht genommenen Urlaub nach und nach ausbezahlt, sowie, wenn ich mich richtig erinnere, über die Jahre der Selbstständigkeit ca. 5 Jahre  im Vergleich zu einem "geregelten" 40-Stunden Woche schlicht mehr Stunden gearbeitet. Zusammenfassend habe ich demnach gar nicht mit 54 aufgehört, sondern eher in 2026 mit 60 plus x Monate. Derzeit befinde ich mich eigentlich in der Urlaubsphase, ab nächstem Mai dann im Übertundenabbau für die nächsten 5 Jahre bis eben 2026. 🙂

Das Gute, wenn man sich den Urlaub ausbezahlen lässt: Das Geld steht sofort zur Verfügung und kann über ein Anlagekonzept vermehrt werden. Somit kann ich festhalten, dass ich eigentlich etwa das Doppelte an Geld bekommen habe als wenn ich bezahlten Urlaub genommen hätte, sprich 250 Tage Urlaub damals nicht genommen, finanziell weit über 500 Tage durch die mehrjährige Verzinsung nun erwirtschaftet.

Ob ich das meinem Arbeitgeber überlassen würde mit der Urlaubsrückstellung (Absicherunge gegen Insolvenz?) und Verzinsung ist eine übliche und leidige Diskussion.Was man hat das hat man, man kann sich selbst viel besser kümmern und bleibt flexibel. Für mich war eine Auszahlung das richtig, andere mögen das anders sehen, sollten aber die Risisken beachten.

Zitat von Absprung_2020 am 29. September 2020, 11:36 Uhr

Das mit dem Lebensarbeitszeitkonto halte ich für eine gute Sache, insbesondere wegen der Selbtskontrolle.

Etwa 10 Jahre vor meinem entgültigen Abschied aus der Berufswelt habe ich genau das getan, als Zwischenbilanz sozusagen (sicher auch um sich selbst zu bestätigen).

Fakt damals war: Ich hatte seit Beginn meines Berufseinstiegs ca 40 Tage Urlaub ersatzlos verfallen lassen, im Rahmen meiner dann folgenden Selbstständigkeit 250 Tage über die Jahre nicht genommenen Urlaub nach und nach ausbezahlt, sowie, wenn ich mich richtig erinnere, über die Jahre der Selbstständigkeit ca. 5 Jahre  im Vergleich zu einem "geregelten" 40-Stunden Woche schlicht mehr Stunden gearbeitet. Zusammenfassend habe ich demnach gar nicht mit 54 aufgehört, sondern eher in 2026 mit 60 plus x Monate. Derzeit befinde ich mich eigentlich in der Urlaubsphase, ab nächstem Mai dann im Übertundenabbau für die nächsten 5 Jahre bis eben 2026. 🙂

Das Gute, wenn man sich den Urlaub ausbezahlen lässt: Das Geld steht sofort zur Verfügung und kann über ein Anlagekonzept vermehrt werden. Somit kann ich festhalten, dass ich eigentlich etwa das Doppelte an Geld bekommen habe als wenn ich bezahlten Urlaub genommen hätte, sprich 250 Tage Urlaub damals nicht genommen, finanziell weit über 500 Tage durch die mehrjährige Verzinsung nun erwirtschaftet.

Ob ich das meinem Arbeitgeber überlassen würde mit der Urlaubsrückstellung (Absicherunge gegen Insolvenz?) und Verzinsung ist eine übliche und leidige Diskussion.Was man hat das hat man, man kann sich selbst viel besser kümmern und bleibt flexibel. Für mich war eine Auszahlung das richtig, andere mögen das anders sehen, sollten aber die Risisken beachten.

Das heisst du hast zehn Jahre lang nur 5 Tage Urlaub im Jahr gemacht + massiv Überstunden? Bin überrascht, dass das rechtlich in D möglich ist.
Oder habe ich da etwas falsch verstanden, mit deiner Selbstständigkeit?

Sorry wenn das nicht sofort zu verstehen war: Vor ca. 10 Jahre habe ich mir überhaupt mal die Zahlen anhand meiner Urlaubszettel und nicht genommenen (und somit ausbezahlten) Urlaubstage vergegenwärtigt. Das war Step 1. Nun, nach weiteren 10 Jahren und FIRE waren das die Gesamtwerte meiner kompletten Zeit als Selbstständiger. Aber richtig, ich habe jahrelang nur 15 Tage Urlaub plus/minus x gehabt, ich glaube in den ganzen Jahren kein einziges mal, in dem ich meine vertraglich fixierten 30 Tage gemacht hatte.

Ach übrigens, lustig bei einem Selbstständigen nach rechtlichen Grundlagen zu fragen (Überstunden oder Urlaubspflicht)...nach meine Wissen gibts da gar nix und das ist auch so vorgesehen in diesem Land. (Das einzige was den Vater Staat interessiert ist, dass die Sozialversicherungsbeiträge der Angestellten abgeführt werden, sowie die Steuerklärungen pünktlich eintrudeln, Lohnsteuer, Vorsteuer und Gewerbesteuer fließen. Pünktlich! Aber das ist jetzt ein ganz anderes Thema wie in diesem Land mit Selbstständigen umgegangen wird).

Ich kann ggf. noch etwas zur Verfahrensweise des Lebensarbeitszeitkontos (LZK) bei AG-Wechsel beitragen.

Bei meinem vorherigen Arbeitgeber hatte ich ein LZK eröffnet und mittels Überstunden u. Sonderzahlungen für ca. 2 Jahre bespart. Ich hatte mich dann aber doch noch mal zu einem Arbeitgeberwechsel entschlossen und so stellte sich die Frage was ich mit dem LZK machen kann. Folgende Varianten waren bei mir möglich:

1.) Auszahlung des angesparten Guthabens (zu versteuern)

2.) Abbau in Freizeit vor Ende des aktuellen Arbeitsverhältnisses

3.) Übertragung des Guthabens an die Deutsche Rentenversicherung (sog. Wertguthaben)

Während 1.) aus steuerlichen Gründen uninteressant war, da ich ohne Pause zu meinem neuen AG gewechselt bin, war auch 2.) zeitlich nicht möglich. Das Mitnehmen zum neuen AG war nicht möglich, da dort ein derartiges Modell nicht angeboten wird. Allerdings geht dies i.d.R. ohnehin nicht, da die LZK-Modelle unterschiedlich sind.

Von daher habe ich mich für 3.) entschieden, was recht unproblematisch funktionierte. Hier wird das Guthaben + Sozialversicherungsbeiträge des AGs an die DRV übertragen und verwahrt bis man es wieder abruft (Sabbatical oder vorzeitige Rente). Die DRV springt dann quasi als Arbeitgeber ein, wenn man das Guthaben später abruft. Übrigens findet keine Vermischung mit dem regulären Rentenkonto statt, das Guthaben wird dort separat verwaltet. Einmal im Jahr gibt es dann auch einen Kontoauszug und Zinsen, wobei das eher überschaubar sein dürfte. Wichtig ist noch, dass es eine Mindestsumme (ab ca. € 18000,--) für die Übertragung an die DRV gibt.

Weitere Infos gibt dazu gibt es sonst hier: https://www.deutsche-rentenversicherung.de/DRV/DE/Rente/Arbeitnehmer-und-Selbststaendige/05_Wertguthaben/wertguthaben_node.html