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Inflation Linked Gov. Bond ETF

Die Börsenzeitschrift meines Vertrauen empfiehlt jetzt zum wiederholten mal inflationsgeschützte Anleihen, in der neuesten Ausgabe in Form eines ETFs (A0HGV1). Beim ersten mal dachte ich noch das wäre vielleicht ein Irrtum, aber die scheinen das wirklich ernst zu meinen.

Im Prinzip bzw. in normalen Zeiten klingt das ja nach einer guten Idee: Man verzichtet auf einen Teil der Zinsen und kriegt dafür einen Inflationsschutz. Ich versteht bloß nicht, wie das bei Null- bzw. Negativzinsen funktionieren soll: Auf was für Zinsen soll man verzichten, wenn es eh keine gibt?

Meint ihr es ist sinnvoll in diesen ETF zu investieren und wenn ja, warum?

Hallo @tres-4, inflationsindizierte Anleihen haben einen niedrigeren Basiszins als das festverzinsliche Pendant, daran ändert sich durch Null- und Negativzinsen nichts. Niedriger kann ja auch z.B. -1,5% statt -0,5% sein. Wieviel niedriger hängt von der Inflationserwartung des Markts ab, Kauf macht also Sinn wenn du persönlich von noch höherer Inflation ausgehst als der Gesamtmarkt.

Wie sieht denn dein sonstiges Portfolio aus, dass du über sowas nachdenkst?

Hallo,

ok, also dann ist der Basiszins noch negativer, hätte ich mir fast gedacht.

Über die Hälfte des Geldes ist in Aktien angelegt, den Anteil will ich nicht weiter erhöhen.
Ein deutlich kleinerer Teil ist in Edelmetallen, Immobilien und Rohstoffen investiert.
Seit Jahren sag ich zu meinem „Anlageberater“: „Es gibt schlimmeres als Geld unverzinst auf Giro- oder Anlagekonten liegen zu haben, nämlich 30% oder mehr beim nächsten Aktiencrash zu verlieren.“

Aber bei Strafzinsen und 5% Inflation ist das langsam kein Argument mehr, das ist ein Crash auf Raten, da verliert man in 10 Jahren auch fast die Hälfte.

Also es geht darum das Geld von den Konten runterzukriegen und zumindest teilweise vor der Inflation zu schützen.
Ich hab angefangen Anleihen außerhalb des Euro-Raums zu kaufen, aus Ländern in denen sich die Zentralbanken nicht durch Arbeitsverweigerung auszeichnen. Aber das kann auch ganz schön nach hinten losgehen, wenn ich z.B. seh was Erdogan gerade mit seiner Lira macht...

Generell hab ich mich von der Idee eines baldigen Vorruhestandes verabschiedet. Wie soll das gehen bei 5% Inflation und 0% Zinsen? Entweder schafft man es doppelt so viel Geld anzuhäufen wie man eigentlich bräuchte, oder man zockt, lässt alles in Aktien und geht das Risiko ein, dass man mit 60 sein „Bürgergeld“ durch das Sammeln von Pfandflaschen aufbessern muss.

Wie du schon schreibst:

  • Cash verliert sicher. Die Frage ist nur, wieviel, und hängt von der Inflation ab. D.h. in 10 Jahren hast du auf jeden Fall 100% sicher deutliche Verluste
  • Bei Aktien kann es so und so laufen. Nach 10 - 15 Jahren sollten die Verluste wieder ausgeglichen und die Gewinnzone erreicht sein
  • Bei Fremdwährungsanleihen ist es selbst für einen Profi kaum möglich, eine vernünftige Prognose hinsichtlich Zinsentwicklung und Devisenkurs zu geben. Die Anlage gleicht eher einem Glücksspiel

 

Zitat von TrES-4 am 13. Dezember 2021, 16:52 Uhr

oder man zockt, lässt alles in Aktien und geht das Risiko ein, dass man mit 60 sein „Bürgergeld“ durch das Sammeln von Pfandflaschen aufbessern muss.

Aktienanlage = zocken - üblicher Denkfehler der deutschen

Ja genau, „bei Aktien kann es so und so laufen“ und wenn man 10-15 Jahre Zeit hat, dann kann man Einbrüche wahrscheinlich aussitzen. (Aber nicht zwangsläufig, wenn man 1989 japanische Aktien gekauft hat, dann sitzt man immer noch auf Verlusten).

Das ist alles schön und gut, wenn man 25 ist und einen Job hat.

Aber jetzt stell dir vor du bist 50+, hast den Job hingeschmissen, lebst von deinen Aktien und dich erwischt dann ein Crash. Dann kannst du halt nicht sagen „kein Problem, in 15 Jahren haben sich die Aktien wieder erholt, dann zahl ich halt so lange keine Miete“.

Zitat von TrES-4 am 14. Dezember 2021, 12:05 Uhr

...

Aber jetzt stell dir vor du bist 50+, hast den Job hingeschmissen, lebst von deinen Aktien und dich erwischt dann ein Crash. ...

alternative Vorstellung:

Du bist 50+ ... hast NUR "Geldanlagen" (also keine geldwertunabhängigen Sachwerte) ...

... und wie in den 1970/80er Jahren in Italien steigen die Preise - dieses Mal im kompletten Euroraum - binnen 10 oder 15 Jahren auf das fünffache

Zitat von TrES-4 am 14. Dezember 2021, 12:05 Uhr

Aber jetzt stell dir vor du bist 50+, hast den Job hingeschmissen, lebst von deinen Aktien und dich erwischt dann ein Crash. Dann kannst du halt nicht sagen „kein Problem, in 15 Jahren haben sich die Aktien wieder erholt, dann zahl ich halt so lange keine Miete“.

Kein informierter Mensch schmeißt den Job hin und lebt dann nur von Aktien. Es sei denn das Aktienvermögen ist so groß dass 2% Entnahme genügen, dann geht es natürlich wieder...

Zitat von TrES-4 am 14. Dezember 2021, 12:05 Uhr

 

Aber jetzt stell dir vor du bist 50+, hast den Job hingeschmissen, lebst von deinen Aktien und dich erwischt dann ein Crash. Dann kannst du halt nicht sagen „kein Problem, in 15 Jahren haben sich die Aktien wieder erholt, dann zahl ich halt so lange keine Miete“.

Ja, aber noch einmal: bei Cash erleidest du aktuell mit 100% Sicherheit Verluste in der Größenordnung zwischen 20 und 40%.

Und bei Aktien liegst du auf 10 Jahressicht vielleicht im Bereich -40 und + 40%.

Zitat von TrES-4 am 14. Dezember 2021, 12:05 Uhr

 

Aber jetzt stell dir vor du bist 50+, hast den Job hingeschmissen, lebst von deinen Aktien und dich erwischt dann ein Crash. Dann kannst du halt nicht sagen „kein Problem, in 15 Jahren haben sich die Aktien wieder erholt, dann zahl ich halt so lange keine Miete“.

Deswegen sollte man ja auch ein bisschen streuen und ausserdem nicht wie einige hier im Forum meinen, man sei mit 300 TEUR der König und könne mit 30 alles hinwerfen.

Zitat von Privatier am 14. Dezember 2021, 14:55 Uhr
Zitat von TrES-4 am 14. Dezember 2021, 12:05 Uhr

... in 15 Jahren ...

Ja, aber noch einmal: bei Cash erleidest du aktuell mit 100% Sicherheit Verluste in der Größenordnung zwischen 20 und 40%.

Du kommst mir in Sachen Geldwertstabilität recht optimistisch vor:

ich würde auf den Zeithorizont durchaus größere Verlustrisiken sehen!

ich meinte ja auch mit 100% Sicherheit Verluste in diesem Bereich. Vielleicht auch mehr...

Zitat von Muslime_Frugi am 14. Dezember 2021, 14:34 Uhr

Kein informierter Mensch schmeißt den Job hin und lebt dann nur von Aktien. Es sei denn das Aktienvermögen ist so groß dass 2% Entnahme genügen, dann geht es natürlich wieder...

Hatte ich auch nicht vor, das war eine überspitze Antwort auf den Beitrag von Privatier, der angedeutet hat, dass ich unter einer typisch deutschen, irrationalen Aktienphobie leide.

Nein tu ich nicht, aber ein vorzeitiger Ruhestand ist nur mit Aktien nicht planbar, das kann gut gehen, kann aber genauso gut in Altersarmut enden.

Deswegen die Suche nach Alternativen wie diesen ETF für inflationsgeschützte Anleihen.

Was macht denn ein informierter Mensch mit seinem Geld der jetzt, sagen wir mal 15 Jahre vor Rentenbeginn in den Vorruhestand gehen wollte? Der genug Geld hätte um zumindest diese 15 Jahre mit 0% Realzins zu überbrücken? Aber nicht mit -5% Realzins?
Ich würde sagen: Die Ruhestandspläne erstmal auf Eis legen.

Dann ist doch alles gut, du liest weiter die börsenzeitung deines vertrauens und gehst arbeiten. Können ja auch nicht alle aufhören...

Inflationsgeschütze Anleihen sind extrem schwer zu verstehen.

Eine normale Anleihen hat einen klaren Kupon. Sagen wir mal 0,5%.

Anders als bei dieser klassischen Anleihe ist die nominale Verzinsung bei einer inflation linked Anleihe nicht fixiert. Sie orientiert sich, wie auch die Tilgungssumme am Laufzeitende, an die Entwicklung eines offiziellen Verbraucherpreisindexes, wichtiger aber noch an dessen Erwartung!

Wer also bei 5% Inflation eine Inflationsgeschützte Anleihe kauft, ist nicht automatisch vor dieser 5% Inflation geschützt, sondern es kommt darauf an welche Inflationserwartung in der Anleihe drinsteckt. Selbst wenn die Inflation nun auf 7% steigt, besteht nicht unbedingt ein Schutz vor dem 2% Anstieg, wenn dieser vorher erwartet wurde. So bitter es klingt, du kannst bei 7% Inflation auch mit einer Inflationsgeschützten Anleihe 7% Verlust machen....

Langer Rede kurzer Sinn: Inflationsgeschütze Anleihen machen nur Sinn, wenn du glaubst, dass die Inflation noch stärker steigen wird, als es die Mehrheit bzw. die Anleihe erwartet.

Faktisch macht das selten Sinn, aber man kann sowas natürlich zu 5-10% im Depot beimischen wenn man denn will. Ich persönlich würde dir dann aber eher einen Mix aus Rohstoffen und Edelmetalle empfehlen, auch hier hast du einen Inflationsschutz. Vielleicht auch Emerging Markets Anleihen, wo es zumindest noch bis 3% Rendite gibt. Generell hast du aber das gleiche Problem, was fast jeder von uns hat: Ohne gut verzinste Anleihen bleibt nicht viel außer Aktien übrig....

Würdet Ihr ein Eurozone inflation linked gov bond ETF als den risikoarmen Teil Eures Portfolio in der Entsparphase kaufen?
Z.B.:  UBS ETF (LU) Bloomberg Euro Inflation Linked 1-10 UCITS ETF (EUR) A-dis, oder
Lyxor Euro Government Inflation Linked Bond (DR) UCITS ETF - Dist

Das ziel wäre ein 60-40 Portfolio - 40% Dev Wld, 20% EM und 40% ein Anleihen-ETF.

Die Amis nehmen gerne TIPPS ETFs, für uns wäre das ein Pendant zu Tipps.