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In The Abundance Of Water The Fool Is Thirsty

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Konsumismuskritisch war ich, wie vermutlich jeder hier, schon immer. Sparen und Geld sammeln war auch schon immer meine Stärke. Zum Investieren bin ich aber erst 2017 gekommen. Viel zu spät, da ich bereits 2013 zu Arbeiten begann. Anfangs hatte ich eine Sparquote von 30%, zum Schluss lag sie bei 65% - klassisch über Gehaltserhöhungen ohne Erhöhung des Lebensstandards. Insbesondere durch Kryptoinvestments konnte ich so mittlerweile über 300k ansammeln. Da bin ich sehr stolz drauf. Ich bin zwar noch in Krypto investiert, habe jedoch einiges an Risiko aus meinem Portfolio genommen. Das war erforderlich, da ich in diesem Jahr meinen Job gekündigt habe (3,3k/mt netto).

Ich weiß, dass 300k ein sehr gutes Polster sind aber eigentlich noch nicht genug für die vollständige Unabhängigkeit. Dennoch musste ich diesen Schritt gehen, da ich es zunehmens unerträglich fand so viel meiner flüchtigen Zeit für ein Unternehmen und fremdbestimmte Projekte zu investieren. Die Sicherheit die der unbefristete Vertrag und die 40-Stunden Woche mit sich bringt war einfach viel zu teuer erkauft. Es war die Kurzarbeit im Sommer letzten Jahres die mir aufgezeigt hat, dass ich ohne diese „Normalität“ viel zufriedener bin. Diese Zeit hat mich deutlich systemkritischer werden lassen, da ich die Zeit hatte viel zu lesen und zu denken. Ich finde es eine Abart, dass die 40-Stunden Wochen noch immer normal sind. (Beruflich war ich auch in anderen Drittweltländern unterwegs und habe noch viel ekelhaftere Extreme beobachtet) Naja, hier ist wohl nicht das Forum um meiner Systemkritik Luft zu lassen, Karl würds aber mögen :).

Mit den 300k die ich angesammelt habe erkaufe ich mir Zeit. Geld ist Zeit. Ich bin sehr genügsam und werde mit meiner Frau (ebenfalls gute Sparerin) in ein Land auswandern, das wir lieben und das geringere Lebenskosten hat. Dort werden wir versuchen unsere Projekte zu verwirklichen. Es muss mit unseren Projekten nur ein geringer zusätzlicher Cashflow hinzukommen, damit wir nicht mehr zurück in die Unternehmen zurück müssen. Zeit ist einfach die beste Rendite die Geld abwirft.Ich hoffe es wird klappen, evtl werde ich berichten.

Wie Bob Marley es in seinem Lied Rat Race so eloquent formulierte: „In the abundance of water, the fool is thirsty“. Ich bin überzeugt, dass wir als Frugalisten – FIRE movement - die richtige Entscheidung in unseren priviligierten Leben getroffen haben.

Einen guten Weg euch beiden! Klingt für mich nachvollziehbar und mutig.

Viel Glück 🍀

Welches Land zum Auswandern schwebt Euch vor und warum?

Moin und herzlichen Glückwunsch! Alles Gute auf dem weiteren Weg.

Ich bin der Meinung 300k reichen gut. Besonders, wenn man zu den Menschen gehört, die nicht nichts tun können.... Wie wahrscheinlich ist es, dass du keinerlei Geld damit Verdienst, wenn du nur noch das tust, was du liebst? Meiner Meinung nach fast unmöglich.

Lass von dir und eurem Weg hören.

 

Ich finde dieses erwachte "Ich muss für andere arbeiten, was für ein widerliches System!" Gequassel ja eher zum Kopfschütteln.

Dass andere auch für dich arbeiten stört dich ja vermutlich nicht. Oder was meinst du wo das ganze Zeug im Supermarkt herkommt? Wer hat es produziert und dann zu dir gefahren? Wer hat dein Haus und die Straße davor gebaut? Wer sorgt dafür dass Licht und Strom aus der Wand kommt, sobald du das entsprechende Knöpfchen drückst? Wer räumt deinen Abfall weg? Wer behandelt und versorgt dich wenn du krank und verletzt bist? Und so weiter...

Aber sobald du etwas tun sollst ohne dass du direkt vom Ergebnis profitierst (abgesehen vom Geld, was du gegen die Arbeit anderer tauschen kannst) ist es auf einmal eine unzumutbare Ausbeutung?

Und wenn du meinst, dass du ohne deinen Chef und das ganze Unternehmen rundrum besser dran wärst, dann hindert dich niemand daran selbstständig zu arbeiten. Mit allen resultierenden Konsequenzen, zu denen du jeden Selbstständigen befragen kannst...

 

Nur mein kleiner Rant...

Zitat von Mammut am 9. August 2021, 14:27 Uhr

Ich finde dieses erwachte "Ich muss für andere arbeiten, was für ein widerliches System!" Gequassel ja eher zum Kopfschütteln.

Dass andere auch für dich arbeiten stört dich ja vermutlich nicht. Oder was meinst du wo das ganze Zeug im Supermarkt herkommt? Wer hat es produziert und dann zu dir gefahren? Wer hat dein Haus und die Straße davor gebaut? Wer sorgt dafür dass Licht und Strom aus der Wand kommt, sobald du das entsprechende Knöpfchen drückst? Wer räumt deinen Abfall weg? Wer behandelt und versorgt dich wenn du krank und verletzt bist? Und so weiter...

Aber sobald du etwas tun sollst ohne dass du direkt vom Ergebnis profitierst (abgesehen vom Geld, was du gegen die Arbeit anderer tauschen kannst) ist es auf einmal eine unzumutbare Ausbeutung?

Und wenn du meinst, dass du ohne deinen Chef und das ganze Unternehmen rundrum besser dran wärst, dann hindert dich niemand daran selbstständig zu arbeiten. Mit allen resultierenden Konsequenzen, zu denen du jeden Selbstständigen befragen kannst...

 

Nur mein kleiner Rant...

Genau das hat er ja vor. Er will eigene Projekt umsetzen, in Eigenregie.

Die Medaillie hat ja zwei Seiten: Investierte Zeit und Fremdbestimmtheit.

Die Produktivität steigt enorm und anstatt weniger zu arbeiten, arbeiten wir weiter 40 Stunden; das freut die Aktionäre.

Ein Drittel des Tages damit zu verbringen, sich um Dinge zu kümmern, die ihn einen feuchten Kericht scheren, ist ihm zu viel. Nun ist er in der Lage, zu sagen, dass er ganz darauf verzichten kann. Ist doch toll.

Es mag aber sein, dass seine Kollegen das anders sehen, weil sie intrinsisch anders motiviert sind, als er. Das ist völlig normal und auch gut so, jeder hat seine Präferenzen.

 

Wer sparsam ist muss weniger arbeiten.
Zitat von Mammut am 9. August 2021, 14:27 Uhr

Dass andere auch für dich arbeiten stört dich ja vermutlich nicht. Oder was meinst du wo das ganze Zeug im Supermarkt herkommt? Wer hat es produziert und dann zu dir gefahren? Wer hat dein Haus und die Straße davor gebaut? Wer sorgt dafür dass Licht und Strom aus der Wand kommt, sobald du das entsprechende Knöpfchen drückst? Wer räumt deinen Abfall weg? Wer behandelt und versorgt dich wenn du krank und verletzt bist? Und so weiter...

Systemkritik bring mit sich, dass man sich nicht so sehr auf seine eigene Situation konzentriert, sondern eben auf das System. Und ja, ich wünsche den diversen Produzenten der Güter im Supermarkt, dem LKW-Fahrer, dem Bauarbeiter, dem Elektriker, dem Abfallentsorger, dem Pflegepersonal und dem Arzt (*in) auch eine stetige reduzierte Arbeitszeit und mehr Zeit für Perspektivwechsel und Selbstverwirklichung. Seien wir uns unserer Privilegien stets bewusst. Gleichmaßen, dass der Status Quo eben nicht naturgegeben ist.

Mammut, ich freue mich, dass du das Thema kommentiert hast, ich bin an anderen Meinungen immer sehr interessiert. Aber eine zu deiner Perspektive kontroverse Ansicht direkt als Gequassel zu degradieren, schadet einem Austausch und wird der Komplexität meiner Meinung nach nicht gerecht.

Zitat von TheFoolIsThirsty am 9. August 2021, 19:28 Uhr
Zitat von Mammut am 9. August 2021, 14:27 Uhr

Dass andere auch für dich arbeiten stört dich ja vermutlich nicht. Oder was meinst du wo das ganze Zeug im Supermarkt herkommt? Wer hat es produziert und dann zu dir gefahren? Wer hat dein Haus und die Straße davor gebaut? Wer sorgt dafür dass Licht und Strom aus der Wand kommt, sobald du das entsprechende Knöpfchen drückst? Wer räumt deinen Abfall weg? Wer behandelt und versorgt dich wenn du krank und verletzt bist? Und so weiter...

Systemkritik bring mit sich, dass man sich nicht so sehr auf seine eigene Situation konzentriert, sondern eben auf das System.

Genau, denn es ist viel einfacher "das System" zu kritisieren, welches dir überhaupt ermöglicht solche Aussagen zu tätigen, anstatt persönliche Eigenschaften zu reflektieren.

Räum erst einmal dein Zimmer auf, ehe du die Welt kritisierst (Set your house in perfect order before you criticize the world)

– Jordan Peterson

Und ja, ich wünsche den diversen Produzenten der Güter im Supermarkt, dem LKW-Fahrer, dem Bauarbeiter, dem Elektriker, dem Abfallentsorger, dem Pflegepersonal und dem Arzt (*in) auch eine stetige reduzierte Arbeitszeit und mehr Zeit für Perspektivwechsel und Selbstverwirklichung.

Ich wünsche meinem Arzt dass er ein absoluter Experte auf seinem Gebiet ist und das Ganze nicht als Hobby 20h pro Woche neben seiner "Selbstverwirklichung" (was auch immer das bedeuten soll?) betreibt.

Die Welt, in der wir leben dürfen, das "System" ist von Experten geschaffen. Von Leuten, die von kaum etwas anderem Ahnung haben, als genau der Sache, mit der sie ihren Lebensunterhalt verdienen.

Seien wir uns unserer Privilegien stets bewusst. Gleichmaßen, dass der Status Quo eben nicht naturgegeben ist.

Richtig, aber das bist du ganz offensichtlich nicht.

Du hast es durch ein höchst spekulatives Investment durch sehr grosses Glück zu mildem Wohlstand gebracht und willst jetzt das ach so ungerechte System kritisieren, als ob du seit 40 Jahren in einer Stahlfabrik deine Knochen kaputt machst, für einen Hungerlohn.

Mammut, ich freue mich, dass du das Thema kommentiert hast, ich bin an anderen Meinungen immer sehr interessiert. Aber eine zu deiner Perspektive kontroverse Ansicht direkt als Gequassel zu degradieren, schadet einem Austausch und wird der Komplexität meiner Meinung nach nicht gerecht.

Wenn du das einforderst wäre zunächst mehr Argumentation von deiner Seite nötig.

Grüsse vom Sparschwein

Mal ehrlich, in welchem Forum sind wir denn aktuell?

Wir hinterfragen den Konsum und merken, dass wir in der Folge sehr viel mehr verdienen, als wir eigentlich brauchen.

Was heißt das?

Dass wir mehr arbeiten, als wir müssten!

Wir müssten also weniger als 40 Stunden arbeiten um über die Runden zu kommen!

Kritikpunkte sind folgende: Die Leute kriegen zu wenig pro Stunde / Die Leute geben zu viel Geld für Quatsch aus.

40 Stunden wird als normal angesehen. Diese 40 Stunden stehen auf dem Prüfstand. Und das meines Erachtens völlig zurecht.

Wir werden immer fetter, gestresster & depressiver. Aber das System darf nicht hinterfragt werden?

Wer sparsam ist muss weniger arbeiten.

Frugalisten verfügen oft über eine überdurchschnittliche Bildung und Einkommen. Machen sich ein System zu Nutzen dass sie anschließend kritisieren auch weil sie es sich leisten können. Da gilt es schon nicht als das zu sein was Sarah Wagenknecht bei den Linken als die Selbstgerechten kritisiert.

moin zusammen,

 

Du hast es durch ein höchst spekulatives Investment durch sehr grosses Glück zu mildem Wohlstand gebracht und willst jetzt das ach so ungerechte System kritisieren, als ob du seit 40 Jahren in einer Stahlfabrik deine Knochen kaputt machst, für einen Hungerlohn.

Was bitte ist denn das für eine Aussage?!

Ist z.b. ein ETF depot eine sicherere Anlage für die man kein Glück braucht? Weißt du wie die Kurse da in 2 Monaten oder 5 Jahren stehen ohne einfach nur Durchschnittswerte aus der Vergangenheit in die Zukunft zu prognistizieren?

Wenn man sich z.b. mal Bitcoin über die letzten knapp 10 Jahre anschaut so ist das bisher auf jeden Fall zu fast jedem Zeitpunkt die Renditestärkste und sicherste Anlage überhaupt gewesen, egal welchen Anlageteitraum von z.b. 5 Jahren man betrachtet. Kann der Msci World das auch oder glauben wir nur dass es sicher ist weil eine stetig im Schnitt wachsende aber im Vergleich mickrige Rendite und Erfahrungen aus 40 Jahren die über die Zukunft nichts aussagen uns das suggerieren?!

Richtig ist in jedem Fall: wer nichts macht der macht auch nichts verkehrt - das solltest du als jemand der sich durch das Leben als Frugalist aber ebenso von der Masse abgrenzt aber eigentlich verstehen können.

 

Systemkritik ist nicht nur in Ordnung sondern mehr als angebracht, es gibt genug Gruseliges was hierzulande abgeht. Nur weil es Menschen in anderen Teilen dieser Welt um längen schlechter geht, bedeutet das nicht dass wir über alles und jeden in dirsem priviligierten Staat glücklich sein müssen.

Nur weil wir in ein System hineingeboren sind bedeutet das ja nicht zwangsläufig dass wir es nicht verlassen und dorthin auswandern können wo das Regime und die Bedingungen eher unseren Vorstellungen entspricht. Was also ist verkehrt daran, sein in Deutschland erarbeitetes und versteuertes Geld zu nehmen und es in einem anderen Teil der Erde auszugeben und ggf. noch etwas zu bewirken?

 

Ich wünsche meinem Arzt dass er ein absoluter Experte auf seinem Gebiet ist und das Ganze nicht als Hobby 20h pro Woche neben seiner "Selbstverwirklichung" (was auch immer das bedeuten soll?) betreibt.

Meinem Arzt wünsche ich erstmal gar nichts, das ist seine Aufgabe. ICH allerdings wünsche MIR, dass er meine Herzklappenoperation am besten nach drei erholsamen Tagen am Meer durchführt und nicht am 8. Tag mit 12 Stunden-Schichten und Bereitschaftsdienst da ein ausgeruhter und nicht überarbeiteter Chirourg sicherlich nicht schlechter arbeitet als ein übermüdeter und kurz vorm Burnout stehender Kollege gleicher Qualifikation und Geschicklichkeit...

und mal nebenbei, da es ja nicht weiter aufgefallen zu sein scheint:

Ich finde dieses erwachte "Ich muss für andere arbeiten, was für ein widerliches System!" Gequassel ja eher zum Kopfschütteln.

....hat der Threatersteller nichts in der Art gesagt sondern es war "Mamut" der das gerne so interpretieren wollte und alle springen auf den Zug auf und reden vollkommen an den durchaus auch positiv zu interpretierenden Worten des Fragestellers vorbei! Da möchte sich jemand wohl gerne aufregen und hat jemanden gefunden dessen Worte er so verdrehen kann...

 

Das vielleicht mal als Denkanstoß den Eingangspost erneut und ohne Voreingenommenheit zu lesen

 

Frugi85

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zitat von Frugi85 am 12. August 2021, 2:52 Uhr

moin zusammen,

 

Du hast es durch ein höchst spekulatives Investment durch sehr grosses Glück zu mildem Wohlstand gebracht und willst jetzt das ach so ungerechte System kritisieren, als ob du seit 40 Jahren in einer Stahlfabrik deine Knochen kaputt machst, für einen Hungerlohn.

Was bitte ist denn das für eine Aussage?!

Ist z.b. ein ETF depot eine sicherere Anlage für die man kein Glück braucht? Weißt du wie die Kurse da in 2 Monaten oder 5 Jahren stehen ohne einfach nur Durchschnittswerte aus der Vergangenheit in die Zukunft zu prognistizieren?

Wenn man sich z.b. mal Bitcoin über die letzten knapp 10 Jahre anschaut so ist das bisher auf jeden Fall zu fast jedem Zeitpunkt die Renditestärkste und sicherste Anlage überhaupt gewesen, egal welchen Anlageteitraum von z.b. 5 Jahren man betrachtet. Kann der Msci World das auch oder glauben wir nur dass es sicher ist weil eine stetig im Schnitt wachsende aber im Vergleich mickrige Rendite und Erfahrungen aus 40 Jahren die über die Zukunft nichts aussagen uns das suggerieren?!

Der Aktienweltmarkt hat ja nicht erst seit 40, sondern seit weit über 100 Jahren einen positiven Trend. Dass man ihn dort noch nicht als "MSCI World" getrackt hat, spielt keine Rolle.

Bitcoin & Co leben noch längst nicht lange genug, als dass man aus vergangenen 5-Jahres-Zeiträumen irgendwelche sinnvollen Schlüsse für die Zukunft ziehen kann. Zumal der langfristig positive Trend bei Aktien und Immobilien vor allem daran liegt, dass sie als Vermögensobjekte real wirtschaften. Bitcoin tut das nicht, daher sind lange negative Phasen dort konstruktionsbedingt wahrscheinlicher. Beim eher vergleichbaren Gold gibt es sie ja auch.

 

p.s. ich habe selber einen 2016 gekauften, leider nur dreistelligen btc Betrag mehr als verhundertfacht verkauft, würde aber nicht auf die Idee kommen zu denken, das sei mehr als ein Glückspiel-Gewinn gewesen.

Ob es nun einen Unterschied macht, ob man durch einen glücklichen Zufall (Lottogewinn, Bitcoins, whatever) oder Arbeiten und Sparen (langfristiges, breites Aktieninvestment hat ja nun nicht viel mit Glücksspiel zu tun) ist ein Fass, das ich nicht aufmachen wollte.

 

Punkt war, die "komplexen Gedanken" des TE beschränken sich auf "Ich will deutlich weniger arbeiten, aber trotzdem alles bekommen was ich will/brauche."

Ein verständlicher Wunsch, den haben wohl viele. Wünschen kann man sich vieles. Aber der Eine denkt dann eben einen Schritt weiter und kommt darauf, warum das nix wird, während der Andere ein "widerliches System" verantwortlich macht und sich dann selbstgerecht zurücklehnt.

Wie oben schon geschrieben: Was passiert denn, wenn der LKW Fahrer, der Arzt, die Krankenschwester, der Bäcker,.. kurzum allen, denen eine stetig reduzierte Arbeitszeit gewünscht wird diese dann auch tatsächlich beanspruchen?

a) Nachts kommen die Heinzelmännchen und kümmern sich um den Rest

b) Alle müssen ihre Bedürfnisse auch entsprechend reduzieren.

 

Option a) hat uns eine Kölner Schneidersfrau vor einiger Zeit versaut. Option b) ist für mich als Frugalist zumindest teilweise machbar. Teilweise weil auch ich froh darum bin, dass mein Arzt, die Supermarktkasse und das Elektro- und Gaswerk nicht nur ein paar Stunden pro Woche arbeiten.

Allerdings besteht der Großteil der Bevölkerung eben nicht aus Frugalisten. Und das ist auch OK. Menschen, ihre Ansprüche, Wünsche und Lebensentwürfe sind verschieden. Viele Mitmenschen können meinen Lebensentwurf wohl schwer nachvollziehen. Trotzdem möchte ich ihn nicht als widerlich bezeichnet haben, und tue das daher auch nicht mit den Entwürfen anderer Menschen.

 

Alles in allem ist die Systemkritik im Startbeitrag ähnlich substanziiert wie Deichkinds "Arbeit nervt". Mit dem Unterschied, dass die nicht vorgeben, komplexe Gedanken von höherem moralischen Wert von sich zu geben, sondern das Ganze mit der nötigen Portion Selbstironie tun.

Ey, Freunde, nicht streiten! 😉

Konsumkritisches Verhalten finde ich vom Ansatz her schon nicht falsch. Systemkritik finde ich aber schon etwas bigott schon. Man baut sich mit und auf dem System ein ausreichendes Vermögen für einen frühzeitigen Ausstieg auf. Bis auf die (wenigen) Erben hier trifft das doch quasi auf alle anderen hier zu. System heißt auch Stabilität, natürlich nicht, ohne dass es vielleicht die eine oder andere Stellschraube gäbe, an der - ohne massiven Eingriff in die Stabilität - zum Beispiel die Chancengleichheit noch weiter verbessert werden könnte.

@thefoolisthirsty Euch vor allem für die Auswanderungspläne viel Glück. Geringere Lebenshaltungskosten (vielleicht weil das Vermögen für die Verwirklichung des Ausstiegstraumes in Deutschland - noch- nicht reicht) sind ein schmaler Grat. Aber Ihr wart ja schon oft und länger im Ausland und werdet das für Euch alles abgewogen haben.

Wie oben schon geschrieben: Was passiert denn, wenn der LKW Fahrer, der Arzt, die Krankenschwester, der Bäcker,.. kurzum allen, denen eine stetig reduzierte Arbeitszeit gewünscht wird diese dann auch tatsächlich beanspruchen?

Diese "was passiert denn wenn alle"- Fragen führen stets zu nichts.

Was passiert wenn alle Bürger Anwälte wären oder Polizist sein möchten - verhungern wir dann oder finden wir eine Lösung die uns dennoch Nahrung verschafft unf Anreize stellt Landwirt zu werden?!

 

Neben deinen Varianten wäre ja ggf. auch noch Option c moglich:

Es steigen die Löhne um Anreize zu schaffen ggf. wieder zur Vollzeitstelle zurückzuwechseln. Wenn man mal nach Schweden schaut dann kann man sich ansehen wie gut so ein "System" funktioniert.

 

Reduzierte bzw. deutlich geringere "Vollzeitarbeitszeit", sehr gute Anreize durch richtig gute und kostenfreie Kinderbetreuung - selbst in mittelständischen Betrieben die ift eigene Kindertagesstätten haben oder Betreuer einstellen, eine generell entspanntere Lebensart, einfache Steuersysteme und extrem hohe Arbeitnehmerzufriedenheit. Der Staat und abet auch die Arbeitgeber schaffen dort viele Anreize - und das funktioniert sehr gut, es gibt nur wenig Teilzeit und Mehrarbeit oder Überstunden sind dort eher Seltenheit da die dann anfallenden Zuschläge gewaltig sind.

Das sind natürlich alles nur Teilaspekte, dennoch ist es ab und an ganz gut auch mal in Nachbars Garten zu schauen und nicht nur in den eigenen 😉

 

Teilzeit muss ja auch nicht bedeuten dass man nur noch eine 25% Stelle hat. Bei uns in der Firma ist z.B. die 75%-Stelle sehr verbreitet. auf eine 5 Tage Wiche gerechnet schafft das 50% mehr freie Tage bei immer noch gut 85% Nettoeinkommen. Das haben viele Mitarbeiter erkannt - und das obwohl wir mit etwas mehr als 14€ Stundenlohn zwar weit entfernt vom Mindestlohn "malochen", nun auch nicht unbedingt zu denen gehören die sich doof und dusselig verdienen. 40% unserer Angestellten sind in irgendeuner Form von Teilzeit - 450€ Personal noch nichtmal einbezogen.

 

lg

Frugi85

 

Zitat von Sparschwein am 11. August 2021, 10:47 Uhr
Zitat von TheFoolIsThirsty am 9. August 2021, 19:28 Uhr

Seien wir uns unserer Privilegien stets bewusst. Gleichmaßen, dass der Status Quo eben nicht naturgegeben ist.

Richtig, aber das bist du ganz offensichtlich nicht.

Du hast es durch ein höchst spekulatives Investment durch sehr grosses Glück zu mildem Wohlstand gebracht und willst jetzt das ach so ungerechte System kritisieren, als ob du seit 40 Jahren in einer Stahlfabrik deine Knochen kaputt machst, für einen Hungerlohn.

 

Das ist wirklich bemerkenswert. Jetzt würde mich interessieren wie du deine Privilegien wahrnimmst.

Glaubst du mein Privileg ist, dass meine 15%-Portfolio-Spekulation Erfolg hatte?

Dass ich mir die Spekulation leisten konnte ist das Resultat einer Vielzahl meiner Privilegien. Dass ich eben nicht meine Knochen in der real existierenden Stahlfabrik kaputt machen musste, ist das Resultat meiner Privilegien.

Meine Privilegien begannen damit, dass ich in der ersten Welt geboren wurde und im In- und Ausland als weißer, heterosexueller Mann immer mit einem Lächeln begegnet werde. Und fyi, den Wohlstand der ersten Welt zu erklären, ohne an unerträglicher Ausbeutung der restlichen Welt vorbeizukommen ist nur sehr fantasievoll möglich. Dank meiner Privilegien konnte ich nach meinem Zivi ein Jahr in einer Favela unentgeltlich arbeiten, war ein interessanter Perspektivwechsel, ich konnte studieren und mir nachher eine Sparquote leisten. Beruflich musste ich in Indien, China und anderen Ländern in Industrieslums monatelang arbeiten (ich residierte in 4-Sterne-Hotels) und das Wachstum des hiesigen Unternehmens vorantreiben (SA8000 und das Lieferkettengesetzt sind ein sehr trauriger Witz). Glaub mir, dass die Liste meiner und wohl auch deiner Privilegien noch weiter geht. Anzunehmen, dass wir alles verdient haben, was wir haben, ist ziemlich gutgläubig.

Du sprichst mir die Glaubwürdigkeit ab Systemkritik zu üben und ich gebe dir recht, der Stahlarbeiter mit Existenzängsten kann das besser. Aber woher soll er die Zeit und Kraft dafür nehmen?

 @Mammut: Liebend gerne würde ich Alternativen hier diskutieren. Wie meinem Anfangspost zu entnehmen, dachte ich nur dass das nicht das richtige Forum hierfür ist. Nach deinem ersten Post fühlte ich mich darin bestätigt. Aber vielleicht wird es ja noch was. 

 

Naja, bei "Wenn das jeder machen würde..." sind wir halt genau bei der moralischen Diskussion des kategorischen Imperativ.

Und wenn ich ein Recht jedem zugestehe, dann muss ich eben auch bedenken was die Konsequenz wäre, wenn es jeder wahrnimmt.

Ich kann ja auch schlecht in die Kneipe gehen, die Glocke zur Lokalrunde läuten, und dann nen 10er auf den Tisch legen mit der Aussage: "Na Leute, war doch klar, dass das nur für 2 oder 3 hier gelten kann..."

 

Ab dann wird es nochmal widersprüchlich.

Einmal heißt es: "Wir haben doch mehr als wir brauchen/bräuchten, warum arbeiten wir dann nicht weniger?" andererseits dann aber "Na dann muss halt der Stundenlohn rauf, dann passt es doch wieder."

Zweitere Lösung verlagert das Problem nur. Höhere Lohnkosten für Arbeitgeber bringen höhere Preise, so dass das zusätzliche Geld wieder weniger wert ist. Ein bisschen als ob der afrikanische Diktator sagt: "Wir brauchen mehr Geld. Druckerpresse go brrrrr!"

Erstere ist ja genau das was die meisten Frugalisten hier so machen. Für mich würde ein Bruchteil meines Gehalts reichen, da ich quasi wie ein Student lebe. Ich finde es gut, für andere wäre es nix. Und das ist auch OK.

 

Wie du es nun auch drehst und wendest: Wenn du den Input an Arbeitsleistung reduzierst, dann reduzierst du entsprechend auch den Output.

Für viele ist das OK. Bei uns im Betrieb ist z.B. die 35h Woche Standard, und Teilzeit ist, zumindest theoretisch, für jeden möglich. Und so sieht es ja in den meisten größeren Unternehmen oder auch öffentlichem Dienst aus. Wer weniger arbeiten will, und dafür einen entsprechenden Gehaltsschnitt in Kauf nimmt, der kann das tun.

Wollen tun das aber längst nicht alle, weil der frugale Lebensstil eben doch nicht für jeden ist. Und auf die Gefahr mich zu wiederholen: Das ist OK, und keinesfalls widerlich.

An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass es durchaus möglich ist, in weniger Zeit die gleiche Arbeit ohne Qualitätsverlust zu schaffen. Das erfordert Intelligenz, ist aber machbar. Natürlich nicht in allen Bereichen, aber in einigen. Die Praxis zeigt, dass Menschen nicht 8 Stunden täglich effizient und konzentriert arbeiten können. Die folge ist, dass in diesen 8 Stunden wenig effiziente Meetings abgehalten & Pläuschchen gehalten werden sowie zunehmend auf dem Smartphone herumgewischt wird. Effizient ist das in vielen Fällen wohl nicht. Ich kenne wenig Arbeitgeber, die dieses Problem erfassen und die Stunden kürzen, ohne das Gehalt zu kürzen. Ich weiß, dass das z.T. nicht möglich und ein grundsätzlich komplexes Thema ist, weil es nicht reicht, einfach die Stunden zu kürzen - vielfach braucht es andere/effizientere Arbeitsweisen, um die Arbeit zu erledigen. Und die Arbeitgeber denken sich: never change a running system! Das ist verständlich und schade zugleich. Ich denke, es braucht einfach nur eine Horde vorreiter, die mit 28h/Wochen mega performen & sich sukzessive in Gehaltsverhandlungen den 40h-Kollegen Gehaltstechnisch wieder annähern.

Meine Mitarbeiterin hat vor kurzem von 35h auf 40h aufgestockt. Bin erst seit kurzem Teamleiter und das ist noch auf dem Mist meines Vorgängers gewachsen, weil er nicht im Stande war, kurzfristig jemanden einzustellen. Da schüttel ich nur mit dem Kopf.

Wer sparsam ist muss weniger arbeiten.

Dazu gibts viel Stoff im Internet, finde ich ebenfalls sehr interessant.

Ich bin neulich über diesen hier gestolpert:

 

https://www.google.com/amp/s/www.businessinsider.de/karriere/5-stunden-tag-erst-boomte-geschaeft-dann-gingen-wir-fast-bankrott-r3/%3famp

 

Liest sich ganz interessant. Ey gibt dsrteit eine Hand voll Unternehmen die derartige Praktiken ausprobieren und damit experimentieten.

 

vg

Frugi85

Also ich habe das ja nun ausprobiert. Ich bin sowieso immer ein Verfechter des Wenig-Arbeiten gewesen. Beim Studium habe ich weniger gelernt als die anderen, in der Zeit bei der Beratung bin eher als einer der ersten gegangen.

Bei meinem letzten Job, verantwortlich für diverse Großprojekte, bin ich zwischendurch in Elternzeit gegangen und habe danach nur 28 Stunden gearbeitet. Und das waren dann genau die 28 Stunden, weil ich dann los musste. Bei meinen Kollegen / Kolleginnen waren das dann eher 50+ Stunden. Und ich behaupte mal, mein Output hat darunter nicht gelitten. Ich habe dann nur die für mich wichtigen inhaltlichen Themen bearbeitet und die ganze rumgehänge Meetings etc, bei denen ich sowieso nur Ausschlag bekommen habe, weggelassen. Ausserdem, Mut zur Lücke, habe ich Unterlagen nur oberflächlich gescannt.

Fazit für mich:

  • gleiche Leistung
  • weniger Kosten für meinen Arbeitgeber
  • Netto auch nicht dramatisch niedriger
  • entspannterer Mitarbeiter (wenn ich genervt war, konnte ich mich bei meinem Kind wieder als Ausgleich erholen)
  • bei meinen Kollegen / Chef ist es trotzdem nicht gut angekommen. Ich musste ständig rumdiskutieren.
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