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House Hacking in Europa?

Hallo zusammen!

Ich dachte, ich eröffne einfach mal einen Sammelthread für deutsche/europäische Ideen zum house hacking.

@jan-veerman hat es vorgemacht mit der selbstgenutzten Immobilie, in welcher er neben seiner Familie auch 2 WGs unterbringt.

Jan, magst du uns mehr erzählen? Liegt deine Immobilie in einer typischen Studentenstadt?

LG

Limette

@limette

Ja wir haben 2011 damit angefangen und sind als Familie super begeistert von dem Konzept house hacking. Für Frugalisten ist es aus meiner Sicht das non plus ultra da hier gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden können.

  1. Es ist umweltfreundlich, da der Wohnraum mit mehreren Leuten geteilt wird und man tendenziell weniger Wohnfläche pro Person verbraucht.
  2. Es ist für einige Menschen der einzige Weg überhaupt sich Wohnraum in gefragten Gegenden kaufen zu können, da man die Bankraten nicht alleine abbezahlt.
  3. Es ist super flexibel von der Wohnfläche für den Eigenverbrauch, man kann nach und nach mehr Zimmer für sich und seine eigene Familie selbst nutzen oder auch wieder vermieten wenn die Kinder ausgezogen sind.
  4. Man hat Mieter auf Augenhöhe die auch oft zu engen Freunden werden, da man gerne viel miteinander teilt. Auto / Waschmaschine / Garten etc.
  5. Bei Wohngemeinschaften gestaltet sich der Auszug einzelner Personen die vielleicht doch nicht so gut in die Gemeinschaft passen sehr leicht, da es immer genug Alternativen gibt.
  6. Da es für beide Seiten sehr günstig ist, gibt es so gut wie keinen Leerstand und alle sind sehr zufrieden. Man hilft sich gegenseitig.

Wo geht so etwas und wie und wo sollte das Objekt sein?

  1. Am besten eignen sich größere Metropolen/Speckgürtel wo auch die Wohnform der Wohngemeinschaften ausgeprägt ist.
  2. Mehrfamilienhäuser sind super geeignet bei denen kleinere Einheiten auch gut mittels Wand- oder Deckendurchbrüchen verbindet werden können.
  3. Sehr gut ist es wenn gleich mehrere große Firmen in der Nähe sind bzw. mit öffentlichen Verkehrsmitteln in weniger als 20 Minuten erreichbar sind.
  4. Für Studenten gibt es eigentlich Studentenwohnheime die sehr günstigen Wohnraum bereitstellen. Leider gibt es viel zu wenige Studentenwohnheime so das auch Studenten als Mieter in Frage kommen. Allerdings sind die Standorte in der Nähe einer Uni oft etwas überteuert was zu einem Zielkonflikt führen kann.

Wer von euch hat auch schon viel positive Erfahren damit gemacht? Oder möchte diesen Weg einschlagen?

LG

Jan

Huhu Jan,

Danke für die ausführlichen Listen mit deinen Beweggründen und einigen Suchkriterien!

Ich könnte mir so etwas sehr gut vorstellen. Im Moment wohne ich in einer 15er WG und erfreue mich an der Gemeinschaft und Abwechslung - besonders in Zeiten von Corona! Ich brauche nicht viel Platz im Privaten aber eine große und gut ausgestattete Küche und Gemeinschaftsräume sind mir wichtig.

Bin mir nicht sicher, dass mein Vermögen als Eigenkapital für ein Haus reichen würde, da ich eher Metropolen als nächste Station im Blick habe.

Toll finde ich, dass du so positiv von deinen Mietern sprichst und sie als Freunde bezeichnest. Das klingt nach einem angenehmen und profitablem Zusammenleben - nicht nur finanziell!

LG

Limette

Hi Limette,

für mich ist eine gute Beziehung zu allen die höchste Priorität. Und wenn jemand in Schwierigkeiten gerät z.B. familiäre Probleme dann erlasse ich auch gerne einen Teil der Miete und ermögliche auch kurzfristige Auszüge wenn jemand ins Ausland muss. Gerade heute hat mich wieder eine Mieterin angeschrieben das sie kurzfristig in 4 Tagen in ihre Heimat fliegen muss und nicht weiß ob und wann sie wieder zurück kommt.

Mir tut es im Herzen weh wenn ich von anderen Vermietern höre das sie darauf bestehen das die Kündigungsfristen immer eingehalten werden müssen und sie noch weiter die Mieter verlangen obwohl die Zimmer leer sind. Ich gehe immer davon aus wenn ich gutes tue kommt auch gutes zurück.

Zu den WGs: Gemeinschaftsräume kann ich leider nicht überall bieten weil es die Wohnungsschnitte manchmal nicht hergeben in so einem Fall ist dann die Küche der Ort der Begegnungen.

Solange du selbst in einer WG wohnst kannst du auf jeden Fall gut Eigenkapital aufbauen um es dann wenn du dir sicher bist in welcher Stadt du bleiben möchtest gut einzusetzen. Eine Immobilie sollte aus meiner Sicht für mindestens 10 Jahre gehalten werden und da sollte man möglichst viel vor Ort sein wenn man House Hacking betreibt.

wir haben das mal (im kleinen, also zwei kleine Einheiten, eine davon vermietet) so gemacht, war durchaus in Ordnung. Die Mieter hätten aber wohl auch nichts dagegen gehabt, wenn wir weiter weg gewohnt hätten...

Wenn man noch nicht so wirklich weiß, wo man langfristig bleiben will (wir dachten eigentlich eher daran, irgendwo im Umkreis der Stadt entlang der S-Bahnlinie was nettes altes zu kaufen, ggf. auch teilweise zu vermieten, jetzt ging es dann halt doch noch ein Stück weiter weg), würde ich lieber zwei Mal überlegen. Wenn es einen nach ein paar Jahren dann weiter weg verschlägt, steht man vor der Wahl, aus der Ferne zu vermieten, oder zu verkaufen, letzteres muss auch nicht immer mit Gewinn sein. Bei Immobilie ist Name auch Programm.

Mieter als Freunde: Sicher nicht unmöglich, aus eigener Erfahrung würde ich jetzt nicht sagen, dass die Voraussetzungen da besser wären, als zwischen normalen Nachbarn.  Man hat da diesen Mietvertrag, so ric htig ungezwungen ist das selten. Könnte es sein - an und für ist das ja durchaus etwas, das für beide Seiten von Vorteil sein kann - Mieten ja schon auch Vorteile. Wenn man vor Ort wohnt, und als Mensch einigermaßen normal ist, sind die Chancen für ein freundschaftliches Verhältnis besser, als wenn man weit weg ist - Vermieter also solche gehören ja nicht unbedingt zu den allergrößten Sympathieträgern...

@namir

Du sprichst einen wunden Punkt an:  "Die Mieter hätten aber wohl auch nichts dagegen gehabt, wenn wir weiter weg gewohnt hätten..."

Es kann zu Situationen kommen wo man als Vermieter in eine unangenehme Lage gerät. Das ist mir Anfangs manchmal passiert da ich im Umgang mit den Mietern noch nicht so geübt war. Beispielsweise Lüftungsverhalten, Müllsortierung, Kehrwoche. Mittlerweile klappt es super mit allen Kulturen dieser Welt. Ja meine Mieter machen vieles anders als ich, sie leben nicht unbedingt so umweltfreundlich und frugal. Ich habe gelernt ein gutes Vorbild zu sein. Wenn mich etwas stört weil es schmutzig ist dann mache ich es sauber statt zu fragen von wem dies verursacht wurde und es bewirkt kleine Wunder. Es gab viele witzige Gegebenheiten die ich mir einfach nicht vorstellen konnte aber oft ganz leicht abstellbar waren. Es ist ein großes Lernfeld in Toleranz üben und es macht richtig Spaß darin zu wachsen da es viele Menschen in deiner Umgebung zum positiven beeinflusst. Ich habe aber auch oft unglaublich tolle Mieter von denen ich sehr viel lernen kann, die mir ein absolutes Vorbild in Mitmenschlichkeit sind.

Der Mietvertrag gibt uns einen groben Rahmen vor. Im Detail gibt es immer Abweichungen die zu den jeweiligen Menschen und Situationen passen. Und da bin ich immer bereit meinen Mietern entgegenzukommen. Im Zweifel bestehe ich nicht auf meinem Recht sondern möchte es meinen Mietern im Rahmen meiner Möglichkeiten recht machen. Andererseits habe ich Mieter gehabt die von sich aus die Mieter erhöht haben als ich die Infrastruktur aufgerüstet habe. Sie wollten sich beteiligen und ich war baff.